Die Schneiderpuppe - Claudia Westhagen - E-Book

Die Schneiderpuppe E-Book

Claudia Westhagen

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Beschreibung

Die Schneiderpuppe ist stumme Zeugin in sechs fesselnden Kurzkrimis. Ein korruptes Regime und eine Schneiderpuppe – wie passt das zusammen? Warum hilft eine Katze bei der Ermittlung in einem Mordfall? Weshalb befindet sich ein Bräutigam am Rande des Abgrunds? In der glamourösen Welt der Mode und High Society wird nicht nur mit Stoff und Schere jongliert, sondern auch mit Intrigen, mysteriösen Verflechtungen und unerfüllten Träumen. Die Grenzen zwischen Realität und Schein verschwimmen. Nervenkitzel ist garantiert in "Die Schneiderpuppe", dem zweiten Band der Reihe TEILWEISE KRIMINELL. Mit Geschichten von Anja Puhane und Claudia Westhagen.

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AUTORINNEN

Die Mönchengladbacher Autorin Anja Puhane schreibt Kurzgeschichten in diversen Genres. Zahlreiche wurden in Anthologien veröffentlicht. Ihre spezielle Leidenschaft sind Krimis mit überraschenden Wendungen und oft rabenschwarzem Humor. Seit sie an der Rowohlt Krimischule teilgenommen hat, ist ihr erklärtes Ziel, endlich einen Kriminalroman zu veröffentlichen. Allerdings kommt nach dem Motto »in der Kürze liegt die Würze« immer wieder eine Kurzgeschichte dazwischen und manchmal auch vier.

Claudia Westhagen, geboren in München, ist eine vielseitige Autorin für Krimis, Thriller, Lyrik und neuerdings auch Liebesgeschichten. Nach dem Schauspielstudium folgten Bühne, Radio, Lesungen, Vorträge und eine eigenentwickelte Multi-Channel-Bühnen-Show.

Ende 2016 gründete sie den myshow Verlag.

Ihre Krimis sind für ihre raffinierten Plots und fesselnden Charaktere bekannt und haben eine loyale Fangemeinde gewonnen.

Häufig ist sie mit Ihrem Wohnmobil auf Reisen, immer bereit, neuen Abenteuern zu begegnen und dabei das Besondere einzusammeln, das buchstäblich auf der Straße liegt.

In der Kurzgeschichtenreihe TEILWEISE KRIMINELL schreibt sie über psychosoziale kriminelle Handlungen. Sie ist u.a. Mitglied bei »Die Poesieboten e.V.« und bei den »Mörderischen Schwestern e.V.«.

INHALT

AUTORINNEN

VORWORT

MIKE VON CLAUDIA WESTHAGEN

ANNA VON ANJA PUHANE

GINA VON ANJA PUHANE

MIRA VON ANJA PUHANE

SILKE VON ANJA PUHANE

ASHUTU VON CLAUDIA WESTHAGEN

IMPRESSUM

VORWORT

Wo beginnt Kriminalität? Wo hört sie auf? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?

Ist es kriminell, wenn man vor jemandem flieht?

Sich verteidigt? Einen Menschen ein Leben lang unterdrückt?

Diesen Fragen geht die Reihe TEILWEISE KRIMINELL spannend und unterhaltend nach.

Das Besondere daran ist, dass in jedem Band Gegenstände, Orte und Personen episodisch miteinander verknüpft werden.

Die Welt der Mode und der High Society kann aufregend, aber auch lebensbedrohlich sein. Realität und Scheinwelt vermischen sich. Sehnsüchte werden geweckt. Was davon hat dauerhaft Bestand?

Eine Schneiderpuppe steht im Mittelpunkt dieser Kurzgeschichten. Finden Sie in jeder Kurzgeschichte »Die Schneiderpuppe«. Erkennen Sie Personen wieder, die Ihnen schon in einer der Geschichten begegnet sind?

Viel Spaß auf Ihrer fesselnden Reise

Claudia Westhagen

MIKE

Er hätte nicht mehr fahren dürfen. Mit so viel Alkohol im Blut. Hätte er doch an seinen Prinzipien festgehalten und nicht auf seinen besten Freund Philip gehört. Er hatte ihm geraten, Nebenstraßen zu benutzen. Nur durch ein kleines Dorf mit dem Namen Heckersheim musste er hindurchfahren. Der Rest waren Privatwege und Waldstücke.

Sein Junggesellenabschied war etwas aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich nicht sein Stil. Wer die Stripteasetänzerin, die ihm deutlich zu nahe gerückt war, gebucht hatte, hatte er nicht in Erfahrung gebracht.

Mike schaute kurz in den Rückspiegel und erhaschte einen Blick auf sein Äußeres.

Er hatte schon einmal besser ausgesehen. Die sonst leicht gewellten blonden Haare lagen wie angeklebt auf seiner Kopfhaut. Das war der Champagnerdusche zuzuschreiben.

Was musste man alles über sich ergehen lassen, wenn man in die höheren Kreise einheiratete! Er lächelte vor sich hin. Dieses ganze Theater war seine zukünftige Frau Florence wert.

Obwohl er sich mit dem Alkohol zurückgehalten hatte, vernebelte er ihm das Gehirn.

Es goss in Strömen.

Die Scheibenwischer des Audi A8 60 TFSI e, den er von seinem zukünftigen Schwiegervater geschenkt bekommen hatte, reichten für eine klare Sicht nicht mehr aus.

Er passierte das Ortsschild von Heckersheim. Stand dort jemand mitten auf der Straße? Benommen schüttelte Mike den Kopf und trat auf die Bremse.

Es krachte. Etwas flog direkt über seine Windschutzscheibe.

Sein Wagen kam zum Stillstand.

Im Schockzustand stieg er aus und eilte hastig zurück.

Es lag jemand auf der Straße. Auf Grund der Kleidung nahm er an, dass es sich um eine Frau handelte. Blutrinnsale vermischten sich mit dem Regen, der in den Abwasserkanal strömte. Sie rührte sich nicht.

»Hallo, hören Sie mich?«

Keine Antwort.

Sein Handy klingelte. Er ging wieder zu seinem Auto.

»Mike, alles gut bei dir? Ich habe mir jetzt doch Sorgen gemacht«, vernahm er die Stimme von Philip.

»Ich habe Mist gebaut, Philip. Ich muss die Polizei rufen und einen Krankenwagen. Ich lege jetzt auf.«

»Halt, Mike, beruhig dich erst mal. Was ist denn passiert?«

»Ich ... ich glaube ich habe eine Frau überfahren. Der rote Mantel, der Rock, alles Blut – so viel Blut.«

»Beruhig dich erst einmal. Tief durchatmen. Wo bist du?«

»In Heckersheim, kurz nach dem Ortsschild.«

»Hat dich jemand gesehen?«

»Ich weiß nicht, nein, ich glaube nicht. Das ganze Dorf ist stockdunkel. Die Jalousien sind überall heruntergelassen, soweit ich das bei dem Wetter sehen kann.«

»Hör zu. Fahr nach Hause!«

»Aber das geht nicht. Selbst wenn sie sich nicht rührt, ich bin verantwortlich.«

»Und ich bin verantwortlich dafür, dass du überhaupt gefahren bist. Tut mir leid.«

»Ich kann nicht einfach wegfahren.«

»Doch, das kannst du. Keine Sorge. Ich kümmere mich um alles.«

»Aber Philip, du kennst mich, ich ...«, weiter kam Mike nicht. Sein Freund unterbrach ihn.

»Du machst jetzt, was ich dir sage. In zehn Minuten bist du zu Hause. Lass deinen Wagen draußen stehen. Ich kümmere mich um ihn. Wir sagen, es war ein Wildschaden. Du weißt ja, Sonnenberg & Söhne haben einen guten Draht zur Presse.

Ich schaue, dass nichts nach außen dringt.«

»Philip, das geht nicht.«

»Doch, das funktioniert. In einer Woche heiratest du Florence, eine Klassefrau, und dann heiratest du in die Firma ein. Versau dir das nicht.«

»Vielleicht macht man das in euren Kreisen so. Aber aus den Kreisen, aus denen ich komme, da steht man zu seinen Taten.« Mike verspürte einen leichten Schwindel.

»Vor allem, weil du ein Emporkömmling für die anderen bist, werden sie dich vierteilen. Fahr jetzt!«

Mike sah auf einmal das Bild seiner lächelnden Braut vor sich. Was würde Florence an seiner Stelle tun?

»Fahr jetzt endlich!«

»Ja, okay.« Mike startete das Auto.

Als er nach Hause kam, schlief Florence friedlich.

Er duschte, setzte sich ins Wohnzimmer und starrte einfach vor sich hin. Nach einer geraumen Zeit stand er seufzend auf und ging in das Schlafzimmer.

Florence grummelte verschlafen: »Und wie war’s?«

»Florence, ich habe einen Fehler gemacht. Ich muss mit dir reden.«

»Ach, Mike, du Lieber. Du und deine Ehrlichkeit. Bei Junggesellenabschieden geht´s immer heiß zu. Ich will’s gar nicht wissen. Wir haben ein ganzes Leben vor uns, um uns was zu beichten. Komm, küss mich.« Sie lupfte die Bettdecke und lud ihn zu sich ein.

Es war das erste Mal, dass Mike nicht fähig war, sie zu befriedigen. »Flo, es tut mir so leid.«

»Ach, Liebling, macht nichts. So viel Stress wegen der Hochzeit und dass das Unternehmen Sonnenberg endlich wieder einen ›Sohn‹ bekommt und der viele Alkohol. Alles ist gut.«

Zwei Sekunden später war sie eingeschlafen.

Er lag die ganze Nacht wach.

Am nächsten Morgen war ihm immer noch schwindelig.

»Tja, das kommt davon, wenn man keinen Alkohol verträgt«, neckte ihn Florence und hantierte an der Kaffeemaschine herum.

Er begab sich ins Bad und durchforstete das Internet mit seinem Handy. Nichts, nirgendwo stand etwas von Unfall oder Fahrerflucht. Trotzdem nagte das schlechte Gewissen an Mike.

Eine WhatsApp blinkte auf. Sie war von Philip. Er schrieb: Alles paletti, Mike. Ich habe es mit Geld geregelt.

Mike rief seinen Freund an.

»Was war es, eine Frau? Wie geht es ihr?«

»Hör zu, besser ist, du weißt von nichts. Lösche bitte die WhatsApp.«

Schweren Herzens machte er sich mit Florence in deren Wagen auf den Weg zur Firma.

»Philip hat mir schon mitgeteilt, dass du gestern einen Wildschaden hattest. Das wolltest du mir beichten. Mike, ist doch egal, wenn der Audi einen Schaden hat. Hauptsache dir ist nichts passiert.«

»Florence, trotzdem muss ich dir etwas erzählen.«

In dem Moment klingelte das Handy und Florence drückte auf die Freisprechanlage. »Hi, Dad, alles bestens. Wir sind gleich im Büro.«

»Flo, Mike, guten Morgen. Heute darf nichts schiefgehen. Es geht um einen Megaauftrag.«

Mike zuckte zusammen. Hatte er da drüben im Park nicht eine Frau mit einem roten Mantel gesehen?

»Halt an, Flo. Schnell, halt an!«, fuhr er seine Verlobte an.

»Aber wir müssen ins Büro, hast du doch gehört.«

»Halt jetzt verdammt noch mal an!« Bevor sie standen, sprang er aus dem Wagen und lief in den Park hinein. Nirgends konnte er die Frau entdecken.

Niedergeschlagen stieg er ins Auto.

Florence sprach kein Wort mehr mit ihm.

Sein zukünftiger Schwiegervater Heinrich herrschte die beiden an: »Wo bleibt ihr denn? Schnell! Sie warten schon.«

Mike war als absoluter Überflieger bekannt. An diesem Tag lieferte er die schlechteste Präsentation seines Lebens ab. Er fuhr zusammen, als die Sekretärin eintrat, um Kaffee zu bringen. Sie trug einen roten Rock.

Von der Toilette aus rief er Philip an. »Ich halte das nicht aus. Überall sehe ich rote Mäntel oder Röcke. Sag mir, was los ist.«

»Ich sagte doch, mit Geld lässt sich alles regeln. Jedenfalls sind die Großeltern sehr froh darüber. Sie hinterlässt eine vierjährige Tochter.

---ENDE DER LESEPROBE---