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Dieses E-Book entspricht 368 Taschenbuchseiten ... Alex hat einen Grundsatz: nur ficken, sonst nichts! Als überzeugte Single-Frau und Romantikverweigererin befriedigt sie nur ihre sexuellen Lüste. Als sie gleich zwei Männern näherkommt, ergreift Alex die Chance, sich ihren lang gehegten Traum zu erfüllen: eine Nacht zu dritt. Kann sie die Männer von dieser Idee überzeugen und kann Alex ihre Gefühle wirklich raushalten? Ein knisterndes Katz-und-Maus-Spiel in heißer Dreisamkeit beginnt ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 500
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Impressum:
Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman
von Alice White
Schon in frühester Kindheit zeigten sich bei Alice White vielseitige Begabungen für künstlerische und kreative Bereiche. Ihre große Leidenschaft – das Theater – machte sie 2015 zum Beruf. Neben den darstellenden Künsten und dem Face- und Bodypainting nahm das Schreiben schon immer einen bedeutungsvollen Teil in ihrem Leben ein.Inspiriert wird die Hamburger Autorin unter anderem von erstaunlich detailgetreuen Träumen, die sie dann mit einem olivenhaltigen Getränk in ihrer mit ehrwürdigen Schreibmaschinen dekorierten Wohnung zu Papier bringt.
Lektorat: Melanie Reichert / www.buchstabenwirbel.de
Für Désirée! Meine schärfste Kritikerin, engste Vertraute und beste Freundin
Originalausgabe
© 2018 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Geribody @ bigstockphoto.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862777600
www.blue-panther-books.de
Einleitung
Ich begehre zwei Männer zur selben Zeit.
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein.
Ich will ihre Lippen schmecken,
ihre Haut auf meiner spüren,
von ihren Händen liebkost werden.
Ich will sie beide, zur selben Zeit.
Ich habe unzählige Male daran gedacht,
davon geträumt,
darüber fantasiert.
Aber Fantasie reicht mir nicht.
Nicht mehr ...
1
Der schrille Pfeifton des Weckers riss mich unsanft aus dem Schlaf. Erhitzt rieb ich mir übers Gesicht. Mann, der Traum hatte es in sich gehabt. Was für ein Szenario. Der kommt definitiv auf meine Wunschliste.
Ich drehte mich zur Seite und schaute mit verschwommenem Blick auf die Anzeige des Weckers.
»Heilige Scheiße«, stieß ich aus, sprang regelrecht aus meinem Bett und bahnte mir den Weg über die herumliegende Wäsche auf dem Boden zum Kleiderschrank. Ich tadelte mich halbherzig für meinen nicht vorhandenen Ordnungssinn und griff nach dem erstbesten Kleidungsstück, was meine Finger durch die halb versperrte Schranktür erreichen konnten. Diverse Kisten mit Krimskrams türmten sich in dem ohnehin schon beengten Raum. Das Chaos verfolgte mich überallhin. Der Alarm ging erneut.
»Ja doch«, motzte ich und suchte meine Siebensachen zusammen. Laut fluchend, stromerte ich vom einen Zimmer ins nächste, um mich fertig zu machen, immer mit der mahnenden Uhr im Nacken, die mir hämisch grinsend aufzeigte, dass ich mal wieder zu spät kommen würde.
»Böser Wecker«, maßregelte ich mein unschuldig vor sich hin pfeifendes Elektrogerät und zog mich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit an. Ich legte ein dezentes Make-up auf, um die Augenringe so gut es ging zu kaschieren, und bürstete mir meine kurzen, widerspenstigen Haare, die wie so oft in alle Richtungen abstanden. Ausgerechnet heute. Böser Blick in Richtung Wecker. Keine Reaktion. Böser Blick zu meinem Spiegelbild. Der rote Lippenstift ließ mich halbwegs lebendig aussehen. Über den Kissenabdruck auf meiner Wange konnte er jedoch nicht hinwegtäuschen.
»Ja ich weiß«, sagte ich zu mir selbst, schnappte meine Tasche und schloss die Tür hinter mir. Laut polternd rannte ich die Treppe hinunter. Vor dem Haus atmete ich einmal tief ein, warf noch einen kontrollierenden Blick in meine Tasche und sprintete los. So hätte der Tag nicht anfangen müssen. So müssten meine Tage grundsätzlich nicht anfangen. Ich sollte wirklich mein Zeitmanagement überdenken. Oder zumindest in Erwägung ziehen, es zu überdenken. Irgendwann. Ja, Pünktlichkeit war noch nie meine Stärke gewesen.
Ich drehe mich generell noch mal um, wenn der Wecker klingelt und drücke die Schlummertaste. Das wiederhole ich meist so fünf- bis zehnmal. Was zur Folge hat, dass ich grundsätzlich eine Stunde später aufstehe, als ich eigentlich müsste. Ich verbrühe mir fast jedes Mal die Lippen an meinem Kaffee, hechte im Zeitraffer durchs Badezimmer und muss nahezu jeden Morgen zum Bahnhof rennen.
Heute war es natürlich nicht anders. Im Laufschritt eilte ich durch die Fußgängerzone, eine Hand fest an die Taille gedrückt, um die fühlbar stärker werdenden Seitenstiche abzumildern. Ich schaute im Gehen auf mein Handy. Noch drei Minuten, um die Bahn zu schaffen. Das war machbar. Doch in dem Moment, als ich wieder aufblickte, knallte ich frontal gegen einen immens großen Instrumentenkoffer. Ich hielt mir den Kopf und fluchte laut.
»Augen nach vorne im Straßenverkehr«, hörte ich eine weibliche Stimme rufen. Eine junge Frau mit knallroten Haaren schaute mich belustigt an und ging dann weiter. Schwarze Hose, Nietengürtel, Nietenarmband, Chucks. Seltsam, eine Kontrabass spielende Rock-Göre. Was es nicht alles gibt. Ich wendete mich wieder nach vorne und rannte zum Gleis. Ich hechtete die Treppe hoch und sah, wie mir die Bahn direkt vor der Nase wegfuhr.
Ich musste zehn Minuten warten, um die nächste zu nehmen, würde somit meinen Anschlussbus verpassen und fast eine halbe Stunde zu spät kommen. Aber damit nicht genug, fühlte ich auch noch eine Beule an der Stirn heranwachsen.
***
Abgesehen von der peinlichen Gewissheit, dass ich erneut durch Unpünktlichkeit glänzen würde, ging ich an diesem Morgen mit froher Erwartung ins Restaurant. Der Personalmangel der letzten Wochen und die daraus resultierende Doppelbelastung für das restliche Team hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Tage waren länger und die Pausen umso kürzer gewesen. An mein letztes freies Wochenende konnte ich mich nicht einmal mehr erinnern. Dafür kannte ich vermutlich jede einzelne Falte und jeden noch so kleinen Pickel meiner Kollegen, so oft, wie wir uns in den letzten Wochen gesehen hatten.
Heute war es endlich so weit. Der Tag, auf den wir alle sehnlichst hingearbeitet hatten. Heute sollten endlich zwei Ersatzkollegen nachrücken. Und zu meiner Freude wusste ich bereits, dass es männliche sein würden. Ich alleine unter Männern: Herrlich. Der Tag konnte nur noch besser werden.
Bis letzten Monat hatte ich mich noch mit ’nem halben Hühnerstall herumplagen müssen. Jede Menge zickiger und spät-pubertärer Mädchen. Ach was, Tussis. Von tätowierten Getto-Schlampen, wie mein Bruder André sie nennen würde, die keinen Satz ohne Alter oder Digger hinbekamen und jedes Mal stolz ihre Röcke lüfteten, wenn sie ihr Tattoo erweitert hatten, bis hin zu den solariumgebräunten Assibräuten, mit künstlichen Fingernägeln und Hello-Kitty-Aufklebern auf dem Auto.
Ja, ich übertreibe ein bisschen. Die waren bestimmt ganz nett. Aber ich konnte mit solchen Weibern einfach nichts anfangen. Die regten sich über Dinge auf, da konnte ich nur lachen. Am schlimmsten fand ich, wie sie allesamt zu kleinen, naiven Dummchen verstummten, sobald ein brauchbarer Kerl in der Nähe war. Dann wurde dusselig gekichert, mit den Fingern im Haar herumgespielt oder der Mann mit Bambi-Augen angehimmelt und alle naselang getätschelt, wie es Großmütter bei ihren Enkeln ungefragt taten. Gruselig.
Aber dem Himmel sei Dank hatten diese Vorzeigefrauen sich so oft durch die Betten des Hotels geturnt, dass wohl fast jeder mal was mit jedem gehabt hatte. Es hatte zu einer riesigen Diskussion im vollbesetzten Frühstückssaal geführt. Reviere waren markiert, Herzen gebrochen, Schimpfwörter in den Raum geschmissen und Ohrfeigen verteilt worden. Zwei der Frauen hatten entlassen werden müssen und die anderen beiden waren sich von da an so spinnefeind gewesen, dass sie es vorgezogen hatten, zu kündigen. Ich hatte dieses Spektakel unglaublich unterhaltsam gefunden und mich innerlich wieder einmal mehr gefreut, dass ich kein kleinkariertes, unbeholfenes Mädchen war. Ich hatte mich noch Tage danach mit meinen Kollegen darüber amüsiert.
Ich arbeite als Restaurantfachfrau in einem kleinen Landhotel kurz vor Hamburg. Es ist ein Knochenjob und ich werde vermutlich mit Ende fünfzig am Arbeitsplatz sterben, während ich einen zwölf Pfund schweren Truthahn tranchiere. Aber ich brauche das. Die Hektik, der raue Ton in der Küche oder die scharfen Anweisungen unseres Restaurantleiters Marlon, wenn es mal wieder nicht schnell genug ging. Und mit scharf meine ich nicht nur seine herrischen Befehle.
Marlon war ungemein attraktiv und unglaublich heiß, wenn er erst mal in Rage geriet. Ich stellte mir oft vor, wie er mich ins Getränkelager zerrte, stürmisch gegen die Wand presste und mir unter den Rock fasste. Dann würden wir es treiben wie die Karnickel und die Getränkekisten zum Umstürzen bringen. Aber er war mein Vorgesetzter und ich schätzte ihn als Kollegen zu sehr, um mit ihm etwas anzufangen. Er war im Umgang mit Frauen recht unkompliziert. Etwas, was ich besonders an ihm mochte, war seine Einstellung, die meiner sehr nah kam. Er vertrat die Meinung der radikalen Ehrlichkeit. Willst du Sex, dann sag es einfach, anstatt so ein Riesentheater darum zu machen. Er meinte immer, wenn man eine Frau erst zum Sex überreden und sich wie ein Stück Fleisch anpreisen müsste, dann sollte man es lassen. Nimm dir, was du willst, und sag, was du denkst. Immer und überall. Sehr erfrischend. Nüchtern und direkt. Das mochte ich.
Ich war da genauso. Na ja fast. Ich war vielleicht nicht ganz so schlagfertig wie er, aber ich konnte ihm ganz gut die Stirn bieten. Wir arbeiteten mittlerweile seit drei Jahren zusammen und bisher hatte ich nicht den Eindruck gehabt, als würde er mich flachlegen wollen. Das war mir auch ganz recht. Ich schlafe nicht mit Arbeitskollegen. Schon gar nicht mit Vorgesetzten. Auch wenn ich ihm jedes Mal die Kleider vom Leib reißen wollte, wenn er einen von seinen versauten Witzen erzählte und dann dreckig darüber lachte.
Männer mit solchem Humor fand ich schon immer sehr anziehend. Das steigerte die sexuelle Attraktivität um ein Vielfaches. Ein Kerl, der keinen Sinn für Humor hatte oder meinen nicht verstand, könnte aussehen wie Chris Hemsworth alias Thor, ich würde ihn nicht bespringen wollen. Wobei, okay, stopp. Thor würde ich jederzeit mit nach Hause nehmen. Das war aber auch die Ausnahme. Ansonsten regte sich bei mir rein gar nichts, wenn der Mann humorlos war.
***
»Alex, kommst du mal?« Ich kam gerade aus der Umkleide, als Marlon mich zu sich rief. Er stand an der kleinen Nische mit der Schwingtür zum Pass, das Verbindungsstück zwischen Gastraum und Küche, und zeigte auf unser Schwarzes Brett. Neben ihm stand ein junger Kerl, geschätzt Mitte zwanzig, blond und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Weiche Gesichtszüge, leichte Segelohren, na ja. Aber er war wirklich niedlich. Vielleicht etwas zu niedlich für meinen Geschmack. Sicher konnte er auch ganz anders. Die, die nicht danach aussahen, waren ja meistens so.
Ich gehöre nicht dazu. Zu den Unscheinbaren. Ich halte mich selbst für gut aussehend. Ich weiß genau, welche Wirkung ich auf manche Männer habe, und koste das in vollen Zügen aus. Ich bin keine außergewöhnliche Schönheit und mit meinen eins einundsechzig ganz gewiss kein Modell, aber ich weiß meine Vorzüge durchaus in Szene zu setzen. Ich habe wenig Busen, aber dafür einen wohl geformten Hintern und schmale Beine. Ich bin zwar sehr sportfaul, also nicht sonderlich durchtrainiert, aber dennoch schlank.
Vor allem aber war ich mit mir selbst zufrieden und das machte den Unterschied. Eine Frau, die mit sich zufrieden war, strahlte Selbstsicherheit aus. Und laut meines Bruders war nichts heißer als eine selbstbewusste Frau, die wusste, was sie hatte und damit anstellen konnte. Aber das war nur die Meinung eines Mannes.
Allerdings hatte ich bisher auch nichts Gegenteiliges feststellen können. Es war nicht so, dass mir die Männer scharenweise zu Füßen lagen oder ich von einem erotischen Abenteuer ins nächste fiel. Nein. Aber ich konnte mich auch nicht beschweren. Wenn ich es wollte, kam ich gut und gerne auf meine Kosten. Mein Aussehen war da sicherlich von Vorteil. Ich wirke nicht unschuldig oder schüchtern. Nuttig und versaut aber auch nicht. Eher frech würde ich sagen. Ich wusste, was ich wollte, äußerte fast immer, was ich dachte, und das sah man mir auch an. Nein, ich war ganz sicher kein stilles Wasser. Aber dieser junge Mann, der da bei Marlon so lässig am Tresen lehnte, der hatte es faustdick hinter den Ohren. Da war ich mir sicher. Er sah zu unschuldig aus, um es tatsächlich zu sein. Aber egal, ich ficke keine Kollegen.
Ich ging auf die beiden zu, sagte flüchtig guten Morgen und entschuldigte mich für die Verspätung. Marlon nickte nur kurz, dann stellte er mir unseren neuen Mitarbeiter vor. Er war ein Freund von ihm und würde nur vorübergehend hier aushelfen, so lange, bis wir jemanden fest eingestellt hatten.
»Nur einer? Ich dachte, wir würden heute zwei nachbekommen.« Ich brauchte dringend einen Tag frei und wollte die neuen Mitarbeiter so schnell wie möglich mit den Abläufen vertraut machen. Neues Personal einzuarbeiten, war zeitintensiv. Selbst wenn sie vom Fach waren und man nicht alles erklären musste. Jeder Betrieb hat seine eigene Ordnung. Unsere war eine Katastrophe. Selbst ich musste noch manches Mal suchen, um alles zu finden. Unser Restaurant lag auf einem alten Gutshof und war früher mal ein Pferdestall gewesen. Das Herrenhaus, diverse Scheunen und anliegende Gebäude waren allesamt umgebaut worden. Logistisch ein Desaster. Die einzelnen Lager waren über das ganze Gut verteilt und brachten uns vor allem an heißen Tagen an unsere Grenzen.
»Christian kommt erst morgen. Keine Ahnung, warum. Hat mir irgendwas aufs Band gesprochen. Ich hab ehrlich gesagt nicht zugehört.« Marlon kratzte sich nervös am Kopf und starrte auf sein Telefon. Ich wusste, warum. Eine große Kaffee-Kuchen-Gesellschaft hatte sich kurzfristig angemeldet und die Spätschicht war unterbesetzt. Auch wenn Marlons Kumpel Hendrik schon des Öfteren gekellnert hatte, wie ich erfuhr, würde er uns heute wohl nur zuarbeiten können. Ich konnte Marlon ansehen, wie er mit sich rang und dass in ihm das schlechte Gewissen wuchs, weil er mich gleich wieder fragen würde, ob ich länger bleiben könnte.
»Wird auch so gehen. Ich bin ja auch noch da«, sagte ich, bevor er mich fragen musste. Marlon nickte dankbar und verzog sich durch den Seiteneingang nach draußen. Sein Büro lag im Nebengebäude, gegenüber des Restaurants. Ein Umstand, über den er sich beschwerte, so oft er nur konnte.
Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Gästezahlen, holte die Tischtücher hervor und begann mit Hendriks Hilfe, das Frühstücksbüfett aufzubauen. Das Hotel war derzeit nur mager belegt. Saisonale Flaute eben. Anfang des Jahres war es immer etwas ruhiger. Abgesehen von Seminaren und Firmenfeiern blieb die Laufkundschaft aus. Im Restaurant hingegen hatten wir Arbeit zu genüge. Wobei das eher an der Mangelbesetzung als an den Gästezahlen lag. Heute hatten wir nur zwanzig Frühstücksanmeldungen, was eher unterer Durchschnitt für einen Mittwochmorgen war.
Aus der hinteren Ecke des Restaurants, einer ehemaligen Pferdebox, die nun drei kleine Sitzecken beherbergte, vernahm ich leises Pfeifen. Ansonsten war der Gastraum noch leer. Freddy, ein kleiner sommersprossiger Rotschopf, dem man beim Gehen die Schuhe besohlen konnte, war bereits damit beschäftigt, die Stühle von den Tischen zu stellen und die Gedecke aufzulegen. Natürlich in aller Seelenruhe, so wie immer. Wäre er nicht so fleißig, hätte ich ihn schon längst an die Luft gesetzt. Wenn ich denn etwas zu sagen hätte. Mangelnde Geschwindigkeit und die Gastronomie vertrugen sich nicht. Aber er war immer sehr gewissenhaft und höchst penibel. Zumal er stets gute Laune hatte.
Nachdem Hendrik und ich mit dem Büfett fertig waren, nutzte ich die Zeit, bevor die ersten Gäste eintrafen, und versuchte, ihm eine Kurzversion vom heutigen Ablauf einzutrichtern. Ich zeigte ihm im Eilverfahren alle Räumlichkeiten und widmete mich dann den Vorbereitungen für das Mittagsgeschäft. Aber er schien sich mehr für meinen Ausschnitt als für die Tischordnung zu interessieren.
Normalerweise wäre ich geschmeichelt gewesen. Zumal keine Frau einen Push-up-BH trug, ohne ihre Brüste zeigen zu wollen. Ich hatte es schon immer genossen, die anerkennenden Blicke der Männer auf mir zu spüren. Und seien wir mal ehrlich, warum sollten sie auch nicht hinschauen dürfen? Natürlich in Maßen und zum richtigen Zeitpunkt. In diesem Moment war es allerdings unpassend. Ich stand unter Stress.
»Hey, Augen nach oben«, fuhr ich Hendrik schroffer an, als mir lieb war. Ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, dass es mich generell störte. Aber ich war wohl so hart zu ihm, dass er den Blick schlagartig von mir abwandte und sich die folgenden Stunden wie ein emsiges Bienchen in die Arbeit vertiefte.
***
Am nächsten Tag lernte ich Christian kennen. Er war Mitte dreißig, hatte hellbraune Haare, die er zu einem kurzen Pferdeschwanz trug, und vom Dialekt her kam er wohl aus dem Rheinland. Er entschuldigte sich tausend Mal für sein spätes Antreten. Sein fester Freund hatte wohl irgendein Wehwehchen gehabt und er hatte ihn nicht allein lassen wollen. Erfrischend. Ein Gegenüber, mit dem man über die Vorzüge von männlichen Sexpartnern sprechen konnte, ohne dummes Gekicher und beiläufige Kommentare über Nagelpflege ertragen zu müssen. Ich war mit Marlons Auswahl mehr als zufrieden.
Und wie der anpacken konnte. Er sah unbeweglich wie ein Bügelbrett aus und auch genauso schlank, aber ich hatte schon lang keinen Mann mehr so Getränkekisten schleppen sehen wie Christian. Wäre er nicht schwul, hätte mich das angemacht. Manchmal reichte es mir völlig, wenn ein Mann seine körperliche Stärke unter Beweis stellen konnte. Wenn er drei Bierkästen auf einmal tragen konnte, wäre es ein Leichtes, mich anzuheben und auf ein Bett zu schmeißen.
Ich denke da rein praktisch. Die optischen Reize eines muskulösen Mannes lassen mich da total kalt. Nein, quatsch. Ich schaue gerne zu, wenn sie ihre Kräfte demonstrierten und sich ihr Bizeps anspannt. Das finde ich unglaublich heiß und kurbelte mein Kopfkino immer so schön an.
Ole wusste ganz sicher, was er an ihm hatte. Das war Christians Freund. Bei denen ging im Schlafzimmer bestimmt die Post ab. Ich würde ihn bei Gelegenheit mal danach fragen. Wenn wir uns etwas besser kannten natürlich. Morgen Abend vielleicht.
***
Hendrik und Christian mit dem Ablauf vertraut zu machen, ging überraschend schnell und reibungslos vonstatten. Christian merkte man an, dass er Gastronom mit Leib und Seele war. Und auch Hendrik erwies sich als sehr nützlich. Auch wenn er nicht vom Fach war, kannte er sich nach ein paar Tagen bestens am Tresen aus und übernahm somit den allabendlichen Bar-und-Cocktail-Dienst. Dafür war ich sehr dankbar. Hinter der Theke zu stehen, empfand ich um ein Vielfaches anstrengender, als am Tisch zu bedienen. Da kam man wenigstens gut in Bewegung. Die Arbeit hinter der Bar ging ordentlich auf den Rücken.
***
Nachdem ich die beiden Neuen eingearbeitet hatte und sie getrost in den Dienst entlassen konnte, ohne sie auf Schritt und Tritt kontrollieren zu müssen, konnte ich mir endlich mal wieder einen freien Abend erlauben und lud meinen Bruder André zu mir nach Hause ein. Normalerweise hätte ich für ihn gekocht, aber nach den letzten Wochen Akkordarbeit nahm er es mir nicht übel, dass ich ihn bat, auf dem Weg beim Chinesen zu halten. Als er hereinkam, stieg mir schon der herrlich vertraute Duft von Bratnudeln in die Nase und ich konnte es kaum erwarten, anzufangen. Nach einer halben Stunde saßen wir vollgefressen und alle viere von uns gestreckt auf der Couch.
»Der Fleck ist ja immer noch da. Hattest du nicht gesagt, der Hausmeister würde sich den ansehen?«, bemerkte er kritisch, als sein Blick zufällig auf die Wohnzimmerdecke fiel.
Seit der letzten feuchtfröhlichen Neujahrsfeier und einem versehentlich drinnen gezündeten Feuerwerkskörper, prangte dort oben ein schwarzer Fleck. Ich hatte den schon völlig vergessen. Um ehrlich zu sein, hatte ich den Hausmeister nicht mal angerufen. Die Verschmutzung war mir total egal. Es war eben nur ein Schönheitsmakel, der mir schon nach wenigen Tagen nicht mehr aufgefallen war. Aber im Gegensatz zu meinem Bruder, ein Ordnungsfanatiker wie er im Buche stand, war ich eher chaotisch. Ich bekam keinen Herzaussetzer, wenn ein Bild schief an der Wand hing oder schwarze Schlieren die Decke verschmutzen. Und meine Wohnung ließ daran auch keinen Zweifel: Chaos, wohin man sah.
Jeder Winkel meiner kleinen Zweizimmerwohnung war mit unnützem Zeug vollgestopft. Und an meine offene Wohnküche hatte ich mich erst mal gewöhnen müssen. Nicht nur, dass man von der Couch aus einen herrlichen Blick auf den Stapel aus dreckigem Geschirr im Waschbecken hatte, der Dunst vom Kochen setzte sich wirklich überall fest. André hatte mir sofort davon abgeraten, als ich ihm die Anzeige vorgelesen hatte. Ich glaube sogar fast, dass ich die Wohnung nur aus Trotz genommen hatte. Meine Einrichtung würde ich wohl als bunt und vielfältig beschreiben. Ich habe viele Jahre in WGs gewohnt, da hatte man einfach das übernommen, was der Vorgänger dagelassen hatte. So war ich über die Jahre an die unterschiedlichsten Möbel und Gegenstände gekommen, die von außen betrachtet nicht zusammenpassten.
Zum Beispiel mein Wohnzimmertisch. Hätte ich diese Abscheulichkeit in einem Laden gesehen, hätte ich sie wohl kaum mitgenommen. Ein türkisfarbener Elefant mit kitschig bunter Malerei als Sockel und einer Glasplatte darüber. Die Platte hatte bereits etliche Kerben und die Goldverzierung am Rand war schon ziemlich abgeblättert. Jeder Gast, der einen Blick auf dieses Etwas warf, stellte sich wahrscheinlich die gleiche Frage: Was sollte das? Ich hingegen dachte an Pascal, wenn ich ihn genauer betrachtete. Ein Biologiestudent, mit dem ich für ein paar Monate zusammengewohnt hatte, bevor er seiner großen Liebe nach Australien gefolgt war. Seine Freundin hatte wohl eine Schwäche für Elefanten gehabt. Als sie ihn besucht hatte, hatte er sie mit diesem Tisch überrascht. Sie war zwar gerührt, aber mit Schmuck wäre er sicher besser beraten gewesen. Und nach Australien hatte sie ihn ja auch nicht mitnehmen können. So war ich zu diesem Tisch gekommen. Keine Ahnung, warum ich ihn hatte haben wollen. Ich mochte gar keine Elefanten. Aber mittlerweile gehörte er einfach zu mir und auch wenn ich ihn immer noch abscheulich fand, trennen würde ich mich davon nicht.
»Ich komme nächste Woche vorbei, dann mach ich dir das wieder ordentlich«, entschied André pflichtbewusst, um mir den peinlichen Anruf beim Hausmeister zu ersparen. Ich dagegen entschied einfach, nur lächelnd zu nicken und ihm nicht zu widersprechen. Ich glaubte, das war so ein Großer-Bruder-Moment, und den wollte ich ihm nicht kaputt machen. Ich war ohnehin selten genug hilfsbedürftig, um ihm das Gefühl vermitteln zu können, ich würde ihn brauchen. Ich ließ ihm die Genugtuung und wollte mir ein Bier aus dem Kühlschrank holen.
»Mist!«, fluchte ich lautstark. Mein Bruder drehte sich zu mir um und zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte, ich hätte noch Bier.« Meine Laune kippte schlagartig. Ich liebe meinen Bruder, aber nicht ohne Bier. So viel Fürsorge ertrage ich nur mit Alkohol. Klingt hart, ich weiß. Aber ich war noch nie der Typ, der sich gerne bemuttern lässt. Ich habe schon immer alles alleine gemacht. Nicht, weil ich es musste, sondern weil ich es konnte.
Ich ging in den Flur und zog meine Jacke an.
»Was hast du vor?«, fragte er mich.
»Zur Tankstelle, Bier holen.«
»Ich komme mit. Zigaretten sind alle.« André stand auf und folgte mir.
»Ich kann dir doch welche mitbringen. Die paar Meter schaffe ich auch alleine.«
»Es ist dunkel draußen. Du weißt, was ich von dieser Wohngegend halte«, sagte er entschuldigend. Und damit meinte er eine ruhige Seitenstraße mit mehr als genügend Laternen und mäßigem Verkehr. Gefährlich sah anders aus. Doch André grinste. Mittlerweile wusste er, wie sehr mir seine Art manchmal auf die Nerven ging und machte sich einen Spaß daraus. Hin und wieder konnte auch André einen Witz machen.
Ich griff nach meiner Tasche und schloss die Tür hinter uns. Er legte seinen Arm um mich und wir schlenderten zur Tankstelle. Ich zog mir meine Kapuze dicht ins Gesicht. Die Temperaturen stagnierten seit Wochen. Ende Februar und immer noch gefühlte zwanzig Grad im Minusbereich. Aber immerhin war es seit einigen Tagen trocken.
»Und, Kleines? Was macht dein Liebesleben?« Ich wusste, dass die Frage nicht ernst gemeint war. Er kannte meine Einstellung zu Partnerschaft und Liebe. Ich hatte noch nie sonderlich viel für Beziehungen übrig gehabt. Und Liebe, ja, die hatte bisher einen großen Bogen um mich gemacht, und dies war mir auch sehr recht. Der Märchenprinz hoch zu Ross wäre bei mir an der völlig falschen Adresse.
André wusste das. Was er eigentlich wissen wollte, war, wie mein Sexleben lief. Mit ihm darüber zu sprechen, war mir noch nie schwergefallen. Auch diesbezüglich war ich schon immer sehr nüchtern und direkt gewesen. Und André hatte sich über die Jahre an meinen derben Umgangston gewöhnt. Jedenfalls ließ er sich nicht anmerken, ob es ihm unangenehm war. Natürlich ging ich nie ins Detail. Immerhin wollte ich ja auch nicht genau wissen, was er mit seiner Verlobten anstellte. Das war etwas, was ich mir nicht ausmalen mochte. Daher ließ ich bei meinen Schilderungen die Einzelheiten weg. Was eigentlich schade war. Gerade die waren ja das Interessante daran.
»Nichts Besonderes. War lange nicht mehr aus. Die Arbeit war ziemlich anstrengend in den letzten Wochen.« Er sagte kein Wort dazu. Es kam ihm wohl ganz gelegen, dass ich nichts zu berichten hatte. Der letzte Mann, mit dem ich ein sexuelles Verhältnis gehabt hatte, war ihm nicht geheuer gewesen. Mir ehrlich gesagt auch nicht, aber der Sex war gut gewesen. Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. An der Tankstelle holten wir Zigaretten sowie zwei Sixpack Bier und liefen wortlos zurück.
***
»Sag mal, bist du mit Carina glücklich?«, fragte ich eine halbe Stunde später.
»Fang nicht wieder damit an. Ich weiß, du kannst sie nicht leiden.«
»Stimmt doch gar nicht.« Stimmte doch. Ich konnte sie nicht ausstehen. Ein zickiges Püppchen mit so viel Tiefgang wie ein Waschbecken. Ich würde nie verstehen, was André an ihr fand. Wahrscheinlich hatte sie ganz besondere Fähigkeiten im Schlafzimmer. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
Mein Bruder zündete sich eine Zigarette an und versuchte, mir im Eilverfahren zu erklären, was für eine monogame Beziehung sprach. Als müsste er seine Verbindung mit ihr vor sich selbst rechtfertigen und schönreden. Er gestikulierte wild mit den Händen herum. Das machte er immer, wenn er nervös war. Alle paar Sekunden nahm er seine Brille ab, klappte sie zusammen, nur um sie gleich wieder aufzusetzen, bevor er sich erschöpft über seine kurzen Haare fuhr.
»Ich wollte doch nur wissen, ob sie wirklich die Eine ist. Ja, ich gebe zu, ich kann mit ihr nicht sonderlich viel anfangen. Ich finde sie langweilig und verstehe nicht, was euch verbindet. Aber wenn sie die Richtige für dich ist, dann ist sie es auch für mich.«
»Danke, Kleines«, hauchte André erleichtert und stupste mich an der Schulter an. Doch ich konnte es in seinem Hirn rattern hören. Ich war bestimmt nicht die Erste, die ihn das gefragt hatte. Soweit ich von seinen Kollegen wusste, konnte niemand Carina leiden. Ficken würde sie wohl jeder. Sie war schlank, hatte große Brüste und lange blonde Haare, unecht, da war ich ganz sicher. Sie hatte ein nettes, aber für mich nichtssagendes, Gesicht und sobald sie den Mund aufmachte, kamen nur banale Worthülsen heraus. Wirklich langweilig und uninteressant. Und ein richtiges Mädchen. Zickig, eifersüchtig, mit beschränktem Horizont. Für meinen Bruder würde ich mir definitiv etwas anderes wünschen.
Als er mir im letzten November erzählt hatte, dass er ihr einen Antrag gemacht hatte, hatte ich mir Meinen Glückwunsch regelrecht rauswürgen müssen. Aber was soll’s. Er urteilte nicht über meinen Lebensstil, er versuchte es zumindest, also würde ich Carina akzeptieren. Irgendwie.
Unser Abend endete wie so viele zuvor. Wir legten uns einen Film mit Arnold Schwarzenegger in den DVD-Player und sahen zu, wie er mal wieder die Welt rettete und dabei eine halbe Stadt in Schutt und Asche legte. Gegen Mitternacht schmiss ich André raus und legte mich hin. Ich dachte über ihn und Carina nach.
Monogam leben. Nein, das ist keine Option für mich. Ich bin kein Flittchen, aber ich mag die Abwechslung und will mich nicht festlegen. Monogam ist für mich monoton. Ich erlebe lieber Abenteuer oder zumindest stelle ich sie mir momentan gern vor. Was Hendrik wohl darunter trägt? Ich wette, nichts. Das ist heiß und spart Zeit.
2
»Hey, ich hab mich mal umgehört, die Erde da hinterm Busch möchte Bekanntschaft mit uns machen.« Mein Blick sagte alles. Dieser Anmachsrpuch gehörte eindeutig in die Kategorie – schräg und seltsam –, und doch drehte ich mich schmunzelnd zur Seite und starrte das Gestrüpp zu unserer Rechten an. Ich hörte es regelrecht nach uns rufen. Beinah schon flehend wisperte es mir zu. Ich griff nach Hendriks Hand und zerrte ihn hinter mir her.
»Na, dann wollen wir es nicht länger warten lassen. Wenn es so erpicht auf unsere Gesellschaft ist«, sagte ich neckisch und verschwand samt Hendrik hinter dem Strauch. Der Boden sah tatsächlich sehr einladen aus, saftiges grünes Gras empfing uns. Ich legte meine Hände auf Hendriks Schultern und drückte ihn hinunter auf die Knie. Mit meinem Zeigefinger umspielte ich sein Kinn, hob seinen Kopf und blickte auf ihn hinab. Er starrte erwartungsvoll zu mir hinauf, begierig darauf, meine Wünsche zu erfüllen.
»Zieh mir meinen Slip aus«, forderte ich und machte demonstrativ die Beine breit. Er zuckte mit dem Mundwinkel. Die Augen glühten förmlich. Seine Hände schoben sich ganz vorsichtig meine Beine hinauf, unter den Rock meiner Uniform, langsam wandernd meinem Slip entgegen. Als sich seine kalten, fast eisigen Fingerspitzen unter den Stoff meines Höschens schoben, kribbelte es mir die Wirbelsäule hinunter bis hin zu den Zehenspitzen. Ich beugte mich leicht zu ihm, griff nach seiner Krawatte und wickelte sie spielerisch um meine Hand. Dann zog ich sie fest und seinen Kopf somit dichter an meine Schenkel heran. Ich konnte seinen Atem auf der Haut spüren, so dicht war er mir.
»Jetzt leck mich«, befahl ich, den Stoff noch immer fest in meiner Handfläche. Er gehorchte. Seine Hände ruhten auf meinem Hintern, während er sein Gesicht zwischen meinen Schenkeln vergrub und begierig an mir saugte. Es war gut, wirklich gut. Doch es reichte mir nicht.
»Jetzt schieb einen Finger in mich.« Ohne mit seinem Zungenspiel aufzuhören, tat er, was ich verlangte, und glitt in mich hinein. Ich stieß ein erregtes Stöhnen aus, als er ...
»Verdammter Mist! Ich war fast so weit.« Verärgert und gleichermaßen erregt schlug ich die Bettdecke auf. Ich schaute giftig zu meinem Wecker hinüber, der nichtsahnend seine Pflicht tat und vor sich hin pfiff. Er konnte ja nicht ahnen, in welch berauschenden Gefilden ich gerade unterwegs gewesen war. Ich drückte wie üblich die Schlummertaste, doch nicht um mich noch mal umzudrehen. Nein, diesmal hatte ich andere Pläne. Ich griff in die Schublade meines Nachtschranks und holte meine elektrische Zahnbürste heraus. Ja, Zahnbürste. Ich habe diverse Vibratoren und Massagegeräte ausprobiert, doch keins konnte mit meinem zweckentfremdeten Lieblingsspielzeug mithalten. Einziger Nachteil: Das Ding ist laut.
Ich zog mir meinen feuchten Slip aus, legte die Bürste auf die Matratze und setzte mich drauf. Als das Vibrieren, schon beinah ohrenbetäubend, einsetzte, spann ich in Gedanken meinen Traum weiter. Ich stellte mir vor, wie Hendrik jetzt unter mir liegen und ungezügelt meine Bedürfnisse befriedigen würde. Wie er bei jedem Fingerschnippen meinen Anweisungen Folge leisten würde, immer darauf bedacht, meinen Wünschen zu entsprechen. Ich dämpfte das Surren mit meiner Bettdecke und rutschte mit meiner Klitoris auf dem zuckenden Bürstenkopf hin und her. Ich umklammerte meine Brüste und tat so, als wären es Hendriks Hände und seine Finger, die an meinen Brustwarzen spielten, seine Zunge, die mich leckte, sein Körper unter mir. Einzig und allein dafür da, um mir körperliche Freuden zu bereiten. Mit diesem Gedanken verharrte ich, bis ich Erlösung fand.
Ich kam recht schnell zum Höhepunkt. Meine Zahnbürste und ich waren ein eingespieltes Team. Und auch wenn die begleitenden Bilder meine Fantasie deutlich beflügelt hatten, so fühlte ich mich dennoch irgendwie unbefriedigt. Mit sich selbst war es eben doch nicht dasselbe. Das hatte ich schon immer so empfunden. Es hatte für mich stets etwas Mechanisches an sich. So eine Art Druckventil, das man bei Gelegenheit schnell mal öffnen konnte. Nicht sonderlich erotisch. Körperlich befriedigend ja, geistig nicht. Mein Schambereich zuckte noch immer. Gedanklich war ich nicht fertig. Ich wollte mehr. Viel mehr.
***
Anfang März waren Christian und Hendrik bereits gut im Team angekommen und der Betrieb lief wieder, wie er sollte. Endlich hatten wir nach getaner Arbeit die Zeit, und vor allem die Kraft, auf der Terrasse gemeinsam unser Feierabendbier zu genießen. Heute lernten wir Ole kennen, Christians Freund und Lebenspartner. Sympathisch, etwas schrill und im Vergleich zu Christian deutlich extrovertierter. Er hatte eine ziemlich laute Lache und blaue Augen. Wie er mir erzählte, habe er einen Hut-Tick und sei ein leidenschaftlicher Sammler. Er trug eine Glatze, wobei das wohl eher am Mangel an Haaren lag als an einer modischen Entscheidung. Dafür hatte er entlang des Kiefers einen sehr stilvoll rasierten Bart. Alles in allem war er ein sehr ansehnlicher Mann. Passenderweise arbeitet Ole in einer Bar. Das erklärte auch, warum Christian mit Vorliebe die Nachtschicht übernahm. So hatten sie mit Glück beide gleichzeitig Feierabend. Es wäre unmöglich, mit jemandem zusammen zu sein, der nicht in der Gastronomie arbeitete, sagten beide. Außerhalb würde keiner Verständnis für die undankbaren Arbeitszeiten haben. Ich gab ihnen recht. Nicht, dass es mich interessierte, was meine Affären über meine Arbeitszeiten dachten, aber wenn man fast immer bis spät in die Nacht arbeitete, konnte einem das schon mal in die Quere kommen.
»Nein, ehrlich, Ole, Christian läuft hier wirklich gut an. Vor allem die Damenwelt ist sehr angetan«, sagte Marlon.
»Das überrascht mich nicht. Schwule sind immer ein Frauenmagnet. Das ist überall so«, erwiderte Ole und küsste seinen Freund. Wir lachten und flachsten die halbe Nacht. Keiner von uns dachte daran, nach Hause zu gehen. Der Alkohol floss und die Gespräche wurden schlüpfriger. Hendrik erzählte von einem Abenteuer bei seiner letzten Arbeitsstelle. Eine ältere Frau, seine Vorgesetzte und mit dem Chef verheiratet.
»Wow, das hätte ich dir gar nicht zugetraut«, entgegnete ich lässig. Und wie ich es ihm zutraute. Stille Wasser waren tief und vor allem schmutzig. Sagte ich doch. Aber ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich ihn mir bereits nackt vorgestellt hatte. Und so tat ich beeindruckt, aber überrascht.
»Und, Alex? Du hast doch sicher auch schon einiges auf dem Kerbholz«, meinte Ole und grinste seinen Partner an. Der wiederum grinste mich an und hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
»Wie kommst du denn darauf? Ich bin die Unschuld in Person.« Ich machte ein entsprechendes Gesicht und nahm einen Schluck Bier. Die beiden nickten, stießen noch mal an, ohne weiter nachzufragen, und beschäftigten sich wieder mit sich selbst. Marlon schüttelte grinsend den Kopf und ging mit dem Tablett nach drinnen, um neue Getränke zu holen.
Auch wenn wir nie was miteinander gehabt hatten, kannten wir unsere Einstellungen zum Thema Sex voneiander. Er wusste, dass ich nicht schüchtern war und schon einige Kerben im Bettpfosten hatte. Metaphorisch gesprochen. Ich treibe es lieber auf dem Küchentisch. Der würde nicht mehr stehen, hätte ich jedes Mal eine Kerbe ins Bein gehauen.
Ole und Christian schienen sich prächtig zu amüsieren. Sie brachen immer wieder in lautes Gelächter aus. Aus der Küche hörte man, wie Marlon verschiedene Getränke aufzählte.
»Nehme ich«, rief Ole und legte lüstern seine Hand auf Christians Brust. Ich schaute flüchtig zu Hendrik rüber. Es war mir nicht entgangen, dass er mich die letzten zehn Minuten nicht einmal aus den Augen gelassen hatte. Er grinste, als sich unsere Blicke trafen. Marlon kam mit den Getränken zurück.
»Alex, einen Martini?«
»Mit?« Marlon nickte. Er wusste schon, was ich fragen wollte.
»Ja, mit Olive. Ich weiß doch, wie du es gernhast«, sagte er mit einem hämischen Grinsen im Gesicht.
»Hast du eine Ahnung«, erwiderte ich. Er grinste noch etwas breiter. Ich erwiderte es, nahm mein Glas vom Tablett und schaute flüchtig zu Hendrik. Ich wollte, dass er sah, wie ich meine Olive erst mit der Zunge umspielte, bevor ich sie genussvoll vom Zahnstocher zog. Jetzt würde er sich unweigerlich vorstellen, was ich mit meiner Zunge noch so alles anstellen könnte. Hey, ich hab zwar gesagt, ich ficke nicht mit Kollegen, spielen ist aber erlaubt.
***
Gegen zwei hatte ich genug und rief mir ein Taxi. Als das Auto auf den Hof fuhr, klopfte ich auf den Tisch und verabschiedete mich.
»Ich begleite dich noch«, sagte Hendrik und kam mir nach. Die drei Verbliebenen waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nichts mitbekamen.
»Sag mal, was machst du so, wenn du nicht hier bist und den Männern den Kopf verdrehst? Gehst du manchmal auch aus?« Oh Gott, fragte er mich grade nach einem Date? »Falsche Frage?«, schob er hinterher.
»Grundsätzlich gehe ich aus, ja. Aber ...«
»Du hast einen Freund«, unterbrach er mich mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme. Ich prustete verächtlich los.
»Ich habe keinen Freund. Ich habe nur Sex. Und das grundsätzlich.« Er grinste. Mann, war der süß. Er legte seinen Arm übertrieben lässig aufs Autodach.
»Na, so was. Keine monogame Veranlagung?«, fragte er interessiert. Ich schüttelte belustigt den Kopf. Er näherte sich meinem Gesicht. »Das klingt äußerst vielversprechend. Ich hole dich morgen Abend um acht ab«, entgegnete er mit fester Stimme. Seine Selbstsicherheit brachte mich zum Schmunzeln. Ich strich ihm über seine Wange und lächelte ihn an.
»Du bist süß, schon fast ein bisschen zu süß.« Ich wollte mich gerade von ihm abwenden, doch er packte mich an meiner Hüfte und drückte mich an sich.
»Ich kann auch ganz anders, wenn du das willst.« Wusste ich es doch. Ich musste ein Grinsen unterdrücken.
»Oh, das ist ja schön, zu wissen, aber ich gehe nicht mit Kollegen aus. Also danke, aber nein danke«, sagte ich trocken und gab ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Ich stieg ins Taxi und schaute noch mal zu ihm auf.
»Ganz sicher? Immerhin bin ich ja nur eine Aushilfe ohne festen Arbeitsvertrag. Auf dem Papier haben wir keinerlei Verbindung.« Jetzt konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Hendrik war aber auch schlagfertig. Dennoch schüttelte ich den Kopf und gab ihm einen Korb. Doch ich konnte an seinem Blick erkennen, dass er es sicher nicht bei dieser einen Einladung belassen würde. Er hatte den Herausforderung-angenommen-Blick.
»Na dann, komm gut nach Hause.« Er gab der Tür einen Schubs und klopfte aufs Autodach.
***
In der darauffolgenden Woche wurde ich von André zu ihm nach Hause zitiert. Er hätte noch mal über unser letztes Gespräch nachgedacht und es wäre an der Zeit, dass ich Carina jetzt so richtig eng kennenlernen müsste. Yeah.
»Kann’s kaum erwarten«, log ich und versuchte, am Telefon so glaubwürdig wie möglich zu klingen. Als ich das letzte Mal bei ihnen daheim gewesen war, hatten sie gerade ihre Einweihungsfeier gegeben. Zusammenziehen, juhu. Carina hatte über nichts anderes gesprochen. Wie intim es doch wäre, nun auch räumlich sein Leben miteinander zu verbringen. Und dass man einen Menschen ja erst richtig kennen würde, wenn man das Bad mit ihm teilen würde. Ich hatte mich damals ernsthaft zusammenreißen müssen, um nichts zu sagen. Als ich ein Würgegeräusch angedeutet hatte, hatte mich André so heftig unterm Tisch getreten, dass ich lieber ruhig geblieben war. Ich persönlich halte rein gar nichts vom Zusammenleben. Ich bin froh, dass ich bestimmte Dinge nicht mit irgendwem teilen muss. Und es gibt auch genügend Sachen, die ich von einem anderen Menschen weder hören noch sehen will.
***
»Hi, danke für die Einladung«, heuchelte ich, als Carina mir die Tür öffnete. Meine Schwägerin in spe hatte ihr schönstes Lächeln aufgesetzt, ebenso scheinheilig.
»Oh, hi, Alex, wir dachten schon, du würdest es nicht schaffen und hättest nur wieder vergessen, anzurufen.« Da war es schon. Das erste Leck mich des Abends. Carina war etwas dümmlich, aber sie besaß das Talent, Kritik und ihren Unmut auf eine so herzallerliebste Art und Weise kundzutun, dass man kaum registrierte, wie man gerade ein großes Leck mich an den Kopf geknallt bekam. Auch heute zeigte sie sich mal wieder in Höchstform.
»Danke, Gott, ich bin am Verhungern«, sagte ich mehr in den Flur hinein als zu ihr.
»Oh, du dachtest, wir essen mit dir zusammen? Ach, wie schade. Wenn ich das gewusst hätte.« Das zweite Leck mich des Abends. Natürlich mit einem zuckersüßen Augenaufschlag, der nicht hätte eindeutiger sein können.
»Schatzi, deine Schwester ist da.« Carina ließ mich einfach im Flur stehen und verschwand im Wohnzimmer. André kam um die Ecke und drückte mich zur Begrüßung.
»Du hattest Abendessen gesagt. Ich habe extra nichts gefuttert, du Arsch.« Ich schlug ihm gespielt gegen die Schulter und zog mir meine Schuhe aus.
»Ich dachte, du würdest dich ohnehin wieder vorher versorgen, weil du Carinas vegane Küche doch nicht magst. Du hast noch nie mitgegessen«, nuschelte er kleinlaut. Ich zog eine Grimasse und ging ins Wohnzimmer. »Woher sollte ich wissen, dass es ausgerechnet heute anders wäre?«, schob er hinterher.
»Ja, schon gut, ich wollte mir heute mal Mühe geben. Mein Fehler«, sagte ich genervt und ließ mich auf die Couch fallen.
In den darauffolgenden anderthalb Stunden musste ich mir Carinas nervtötende, piepsige Stimme anhören und wie sie von Einbauschränken und Tagescremes sprach. Ich versuchte auf Biegen und Brechen, mich irgendwie an dem Gespräch zu beteiligen. Vergebens. Am Ende tat mir nur mein Bruder leid. Er hatte es wirklich versucht. Aber es war ausgeschlossen, dass ich mich jemals dieser Frau annähern würde.
»Habt ihr was zu trinken da?«, fragte ich in der Hoffnung, mich wenigstens betäuben zu können. Carina stand auf, ohne darauf zu verzichten, mir einen wütenden Blick zuzuwerfen, weil ich mich erdreistet hatte, sie während ihrer Anekdote über ihre Omi zu unterbrechen.
»Bier haben wir nicht. Ich habe nur Prosecco und Wein, aber der ist sicher viel zu fein für dich. Da kannst du ja gar nichts mit anfangen, oder Liebes?« Und das nächste Leck mich. Ich quälte mir ein Lächeln ab.
»Schatz, bitte. Vertragt euch.« André blickte mahnend zu Carina, die mit einem genervten Augenrollen antwortete. Sie seufzte und drehte sich zu mir um. Ihr Mund lächelte, im Gegensatz zu ihren Augen, die mich regelrecht durchbohrten.
»Alex, darf ich dir ein Glas Prosecco anbieten?«
»Sicher, warum nicht.« Ich wollte gerade sagen, dass ich in diesem Moment auch literweise Hustensaft trinken würde, nur um sie besser ertragen zu können, als es an der Tür klingelte. Carina hopste aufgeregt in den Flur.
»Sie sieht aus, als erwartet sie den Weihnachtsmann.«
»Tut mir schrecklich leid, wirklich, Alex.« André starrte auf seine Füße, ohne ein einziges Mal aufzublicken.
»Was ist hier los?«, fragte ich ihn. Doch bevor ich eine Antwort erhielt, kam diese eingehakt an Carinas Arm ins Wohnzimmer.
»Alex, das hier ist der liebe Heiner. Er ist bei mir im Buchclub und war so neugierig auf dich, dass ich einfach nicht widerstehen konnte.« Du Miststück. Ich wusste nicht, ob sie ihn mir nur aus Boshaftigkeit vorstellte oder mich ernsthaft verkuppeln wollte.
Was folgte, war das schrägste erzwungene Date, das ich je hatte. Heiner entpuppte sich als ein – wie sollte ich es sagen? – Seelenverwandter von Carina. Sie lachten und feixten den ganzen Abend wie alte Freunde und man konnte den Eindruck gewinnen, die beiden hätten etwas miteinander gehabt. Mein Bruder schien das nicht weiter zu bemerken. Er versteckte sich hinter seinem Weinglas, an dem er nur mangelhaft begeistert nippte, und trug nicht allzu viel zu der Unterhaltung bei.
Carina hingegen redete ununterbrochen und schwärmte in den höchsten Tönen von mir. Ich konnte mich nicht erinnern, dass sie je so nett von mir gesprochen hatte. Heiner klebte an Carinas Lippen. Dass sie ihm von mir erzählte, schien ihn herzlich wenig zu interessieren. Hin und wieder schaute er zu mir rüber, um in meinen Augen den Anschein zu wahren. Meinem Bruder zuliebe versuchte ich, mich krampfhaft am Gespräch zu beteiligen.
»Heiner, also Bücher, ja?« Er nickte. Seine kleinen Knopfaugen fixierten mich nur kurz, dann schaute er wieder zu Carina. Ich war scheinbar nicht sonderlich interessant. »Was liest du zurzeit?«, fragte ich, ohne mir die Antwort wirklich anhören zu wollen.
»Ach, ich lese so viele Dinge gleichzeitig. Ich kann mich so schwer auf eine Sache festlegen«, meinte er monoton. Carina machte eine verheißungsvolle Geste in meine Richtung.
»Genau wie Alex. Sie kann sich auch nie für eine Sache entscheiden. Auf einen Mann hat sie sich jedenfalls noch nicht festlegen können.« Sie grinste und jetzt konnte ich die Anstrengung in ihren Gesichtszügen sehen. »Es sei denn, sie legt sich auf ihn«, sprach sie so leise in ihr Glas hinein, dass nur ich es mitbekam.
Offenbar erhoffte sie sich etwas davon, mich und Heiner zu vereinen. Sonst würde sie wohl kaum so hart dafür schuften. Der Gedanke, dass sie innerlich gerade vor Wut tobte, gut von mir sprechen zu müssen, amüsierte mich so sehr, dass ich aus heiterem Himmel den großen Drang verspürte, mich intensiv um Heiners Aufmerksamkeit zu bemühen.
»Heiner, noch Wein?« Ich stand auf, griff nach der Flasche und trat hinter seinen Stuhl. Ich knöpfte meine Bluse etwas weiter auf, was Carina natürlich nicht entging, und beugte mich lasziv zu ihm hinunter, um ihm nachzuschenken. »Und, Heiner? Was machst du beruflich?« Ich zwinkerte Carina amüsiert zu und genoss es, zu sehen, wie sie das Weinglas so fest umklammerte, dass sie es beinah zerbrach. André meldete sich unangekündigt aus seiner Schockstarre zurück.
»Bist du nicht auch in der Hotelbranche?«, fragte er und schaute vorwurfsvoll auf meinen Ausschnitt. Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich direkt neben Heiner.
»Nicht ganz. Heiner ist in der Reiseleitung tätig«, sagte Carina empört, als hätte André ihn mit seiner Frage beleidigt.
»Du meine Güte. Noch etwas, das wir gemeinsam haben«, entgegnete ich aufgeregt wie ein Schulmädchen. »Erzähl mir mehr«, forderte ich ihn auf.
Heiner schien verwirrt zu sein. Er legte seine flache Stirn in Falten und strich sich unbehaglich über sein spitzes Kinn. Den gesamten Abend über hatte Carina das Gespräch dominiert und das war ihm offenbar recht gewesen. Ob er überhaupt etwas von ihren Verkupplungsplänen ahnte? Er wusste jedenfalls nicht so recht, wo er hingucken sollte. Wie ein Hase vor dem Jäger zuckte er von rechts nach links.
»Meine Schwester ist Restaurantfachfrau. Sie hat schon in den ganz großen Hotels hier in der Gegend gearbeitet.« Offenbar hatte auch André an dem Gedanken Gefallen gefunden, mich zu verkuppeln. Unterschwellig hoffte er wohl doch noch, dass ich mich urplötzlich entsinnen und ein Leben als Vorstadtspießerin für erstrebenswert halten würde. Da es aber nie dazu kommen würde, spielte ich einfach weiter mit.
»Zurzeit arbeite ich in einem Hotel am Waldrand. Es heißt Zur Pferdebox. Kennst du das?« Er schüttelte verlegen den Kopf. Ihm war offensichtlich unwohl. Hilfe suchende Blicke gingen in Carinas Richtung. Sie ignorierte diese und versuchte sich weiterhin als Kuppelmutter.
»Das solltest du dir mal anschauen. Es ist wirklich gemütlich. Und so urig«, sagte sie und lächelte wieder ihr schönstes Leck-mich-Lächeln. Aus ihrem Mund klang unsere Restaurantbeschreibung regelrecht wie eine Beleidigung. Es war tatsächlich etwas urig. Was wohl daran lag, dass es nun mal ein umgebauter Pferdestall war. Was auch den Namen erklärte. Wenn man unser Restaurant betrat, hatte man wirklich das Gefühl, hinter einer der Trennwände auf ein Pferd zu stoßen. Der Architekt war bemüht gewesen, so viel wie möglich von der alten Struktur zu lassen. Was ihm, wie ich fand, wirklich gut gelungen war.
Ich wandte meinen Blick zu Heiner.
»Oh, und die Zimmer erst. Wirklich gemütliche Betten. Findest du nicht auch, dass Hotelbetten etwas Magisches an sich haben?« Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und schaute ihm verträumt in die Augen.
»Wein?!«, schrie Carina förmlich, als sie meine Hand in den Schritt von Heiner wandern sah. Der wiederum schreckte davon so sehr zusammen, dass er sein Glas umstieß, dessen Inhalt auf seine Hose tropfte.
»Oh je, welch ein Missgeschick. Ich mach das schon.« Ich griff nach dem Stapel Servietten, der in der Mitte des Tischs lag, und wollte sie gerade auf seinen Schoß pressen, als Heiner hektisch aufsprang.
»Carina, vielen Dank für die Einladung. Das werde ich sicher nicht so schnell vergessen. Ich ... Es hat mich gefreut.« Er drehte sich noch kurz zu uns um und verschwand dann im Flur. Carina warf mir erneut einen bösen Blick zu und folgte ihm bestürzt. Ich sah zu meinem Bruder. Er versuchte gerade, mit sich selbst auszumachen, ob er lachen oder mich tadeln sollte. Er kam nicht dazu, sich zu entscheiden. Carina kam wutentbrannt ins Wohnzimmer zurück.
»Das reicht. Ich habe es wirklich versucht, aber du bist einfach unmöglich. Was hat dir der arme Heiner nur getan, dass du ihn so behandeln musst?« Ich grinste unbeeindruckt.
»Nun, nach dem, was ich gefühlt habe, hat ihm meine Behandlung mehr als gefallen«, sagte ich provozierend.
»Genug, raus aus meiner Wohnung, du Flittchen.« Im gleichen Moment wie ihr das Wort über die Lippen kam, fiel ihr Blick auf André, der sie entsetzt anstarrte. Sie hielt sich erschrocken die Hand vor dem Mund.
»Tja, das ist wohl mein Stichwort«, meinte ich eher belustigt als beleidigt und schlug mir die Hände auf die Oberschenkel. André sagte nichts. Er drückte mich bloß entschuldigend und verschwand dann mit einem lauten Knall im Arbeitszimmer. Ich erhob mich triumphierend und ging auf Carina zu.
»Ich wette, er hat sich vorgestellt, es wäre deine Hand, die ihm den Schwanz massiert.« Ich griff nach meiner Tasche und trat zur Tür.
***
Auf der Straße atmete ich tief durch. Ich ging gerade in Richtung S-Bahn-Station, als ich eine Stimme hörte.
»Alex, warte.«
»Oh Gott, nein.« Heiner stand an der Laterne und zog nervös an einer Zigarette.
»Heiner, du bist ja noch hier.« Er kam unsicher auf mich zu und blieb dann gut anderthalb Meter vor mir stehen. Als ob ich ihn sonst beißen würde.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, meinte er mit Hilfe suchendem Blick in meine Richtung. Ich wusste es auch nicht.
»Netter Abend vielleicht?«, scherzte ich.
»Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte er. Ich wollte gerade Nein sagen, als ich in seinen Augen sah, dass er noch Redebedarf hatte. Der arme Kerl. Heiner war eigentlich ganz süß. Auf eine etwas unbeholfene Art. Sein gekräuseltes Haar schmeichelte seinem schmalen Gesicht. Wobei seine Frisur ihn deutlich älter aussehen ließ, als er vermutlich war. Er war schon fast attraktiv, hatte allerdings einen grauenhaften Modegeschmack. Ausbaubar. Ich überlegte kurz, ob ich ihn mit nach Hause nehmen sollte. Entschied dann aber, es sein zu lassen. Er wirkte auf mich nicht, wie ein One-Night-Stand-Typ. Eher wie der Liebe-auf-den-ersten-Blick-Kerl und solche wurde man nach dem Sex nur schwer wieder los.
Wir fuhren durch die dunklen Straßen und schwiegen uns erst mal nur an. Als wir an einer roten Ampel hielten, schnallte Heiner sich plötzlich ab, um mich dann im Sturm zu küssen. Unkoordiniert grabschte er nach meinen Brüsten. Ich stieß ihn von mir weg.
»Sag mal, spinnst du? Was sollte das denn?«
Heiner starrte mich erschrocken an, als hätte ich gerade Bambis Mutter erschossen. Bevor er etwas sagen konnte, sah er die grüne Ampel und fuhr weiter.
»Mal ehrlich, Heiner.«
»Entschuldige«, stammelte er. »Ich dachte nur ...«
»Du dachtest, was? Oh, weil ich dir kurz dein bestes Stück getätschelt habe, darfst du gleich über mich herfallen, oder was?« Er öffnete den Mund, aber nichts kam heraus. »Eigentlich stehst du doch auf Carina. Wieso hast du dich überhaupt auf diesen Abend eingelassen?« Er schaute beschämt weg.
»Ich kann Carina einfach nichts abschlagen. Und ja, ich mag sie, ich dachte nur, ach, ich weiß auch nicht, was ich gedacht habe. Tut mir leid.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Zum Glück waren wir fast da.
»Da vorne kannst du anhalten«, meinte ich. Er parkte das Auto und drehte sich hektisch zu mir um. Im ersten Moment dachte ich, er wollte einen zweiten Angriff starten, aber er hielt inne und schaute mich traurig an. Ein kleines Häuflein Elend.
»Kann ich dich anrufen?«, fragte er schon beinah verzweifelt.
»Ich wüsste nicht, warum. Heiner, du scheinst ein netter Kerl zu sein. Aber ich hab wirklich kein Interesse an dir. Danke fürs Fahren.« Er wollte vermutlich noch etwas sagen, aber ich stieg aus dem Wagen und wünschte ihm alles Gute. Ich beobachtete, wie er um die Ecke bog, und ging dann nach oben.
***
»Guten Morgen, Alex. Und? Wie war dein Wochenende? Ist dir jemand Interessantes über den Weg gelaufen? Wenn nicht, könnte ich dir da jemanden empfehlen.« Hendrik griente mich keck an, während ich mir noch die Schürze richtig festband und meine Bluse glattstrich.
Im Gegensatz zu vielen anderen Uniformen, die ich schon hatte tragen müssen, war unsere doch recht ansehnlich. Weit entfernt davon, bieder oder altbacken genannt zu werden, aber doch beweglich genug, um darin arbeiten zu können. Abgesehen von den weißen Blusen, die für meinen Geschmack grundsätzlich mit zu viel Stärke behandelt wurden. Ich mochte unsere Arbeitskleidung. Eine schlichte weiße Bluse sowie eine hellgrüne Krawatte, auch für die Damen, ein knielanger schwarzer Rock und eine gleichfarbige Schürze mit grün aufgesticktem Restaurantnamen. Für meinen Geschmack könnte der Rock zwar etwas kürzer sein, aber ich fühlte mich wohl. Und auch die Herren machten eine außerordentlich gute Figur. Grundsätzlich fand ich, dass die Männer immer ein Stück weit besser ausstaffiert waren als die Frauen. Ach, ich stehe einfach auf Männer in Uniform.
Hendrik hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
»Oh, mir ist tatsächlich was vor die Flinte gelaufen.« Ich musste ihm ja nicht sagen, wie mein Abend mit Heiner tatsächlich gelaufen war.
Ich griff an ihm vorbei zu den Handtüchern und streifte dabei seinen Unterarm. Es kribbelte. Sogar ziemlich heftig. Ich hielt die Luft an und spürte, wie sich die kleinen Härchen auf meinem Arm nahezu eins nach dem anderen aufstellten. Dass eine so leichte Berührung ausreichte, um bei mir einen Anflug von Verlangen auszulösen, lag wohl an der mehr als schmerzlichen Tatsache, dass ich bereits seit neununddreißig Tagen enthaltsam war. Nicht freiwillig. Mein Terminplan war schuld gewesen. Meine Libido lief seit Wochen auf Hochtouren. Neununddreißig Tage keinen Sex. Für mich war das viel. Nicht, dass ich es täglich brauchte. Vor allem, wenn ich keinen festen Sexpartner hatte. Aber wenigstens einmal die Woche musste sein. Hendrik starrte mich ungläubig an.
»Mann, muss der gut gewesen sein, dass du jetzt noch vor Erregung erschauderst.« Ich löste mich räuspernd aus meiner Schockstarre und blickte tadelnd zu ihm. Er schaute mich vergnüglich an und polierte die Gläser, während ich in meinem Hirn nach meiner Schlagfertigkeit suchte. Ich fand sie an diesem Tag nicht wieder.
***
Am nächsten Morgen auch nicht. Und auch nicht an dem darauf. Dann am dritten Tag kehrte meine Wortgewandtheit glücklicherweise zurück. Ich beschloss, mich von Hendrik nicht weiter aus dem Konzept bringen zu lassen, und konzentrierte mich auf die Arbeit.
»Kai, übernimm für mich«, rief Marlon, als er gerade wutentbrannt aus dem Roten Festsaal kam. Ich stand an der Bar und machte die Bestellungen für die regulären Restaurantgäste fertig. Ganz ohne Bardienst ging es leider doch nicht. Hendrik war heute bei der Firmenfeier eingeteilt. Und da Kai und Collin genauso ungern hinter der Bar standen wie ich, hatten wir es einfach ausgeknobelt. Heute hatte ich den Kürzeren gezogen.
»Was zum Teufel?«
»Kein Wort«, fuhr er mich scharf an, als ich Marlon gerade nach dem Rotweinfleck auf seiner Brust fragen wollte. Er verschwand genauso schnell wie er gekommen war in der kleinen Seitentür, die zu den Umkleiden führte. Sören kam hinterhergehechtet.
»Das hättest du sehen müssen, Alex.« Er zischte an mir vorbei, rein in die Abstellkammer. Sekunden später flog er wieder in den Festsaal, bewaffnet mit Handfeger und Schaufel. Sören war seit einem Jahr hier. Er war noch in der Ausbildung zum Restaurantfachmann und hatte daher ein deutlich höheres Pflichtgefühl gegenüber unserem Arbeitgeber als manch anderer. Er trug eine rote, viel zu große Hornbrille, wegen der er ständig aufgezogen wurde, und war von der Statur her eher klein. Nicht kleiner als ich, aber nah dran. Letzte Woche hatten wir seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert und er hatte sogar für uns alle gebacken. Ein wirklich sympathischer Bursche. Definitiv angenehmer als Kai und Collin. Ein verschrobenes Duo, das sich schon seit der Schulzeit kannte und hier wirklich nichts anderes taten, als zu arbeiten. Höchst professionell und reserviert. Ich machte das Tablett für Collin fertig, der wie immer nichtssagend nickte, und folgte Marlon in den Flur.
Ich schloss die Tür hinter mir und steuerte die Herrenumkleide an. Ich konnte ihn schon von Weitem fluchen hören. Die Kabinentür stand offen. Marlon beugte sich über das Waschbecken und versuchte, sein Hemd vom Rotwein zu befreien. Ich klopfte an den Türrahmen.
»Alles ok?«, fragte ich ihn.
»Geh wieder an die Arbeit«, meinte er schroff. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken und trat zu ihm, nahm ihm sein Hemd aus der Hand und griff nach einem Handtuch, um es ihm zu reichen.
»Gib her jetzt. Du machst ja alles noch schlimmer. So kriegst du das nie wieder raus.« Ich wrang das Hemd aus und legte es erst mal über den Stuhl. Erst jetzt bemerkte ich die Verletzung an Marlons Hand. Fast im selben Augenblick fiel mir auf, dass er gerade mit nacktem Oberkörper vor mir stand und sich seine Hose trocken rieb.
»Lass mal sehen.« Ich nahm ungefragt seine Hand und besah die Wunde. Es war nicht schlimm. Ich griff nach den Papierhandtüchern und presste sie auf die Blessur. Behutsam versorgte ich den Schnitt in seiner Handfläche und schielte währenddessen immer wieder zu seinem Oberkörper.
Marlon war von recht kräftiger Statur. Nicht dick, nur kräftig. Mit seinen knappen eins achtzig, war er gerade an der Grenze. Noch größer war für mich nichts. Sich für jeden Kuss auf eine Mauer stellen zu müssen, wäre lästig. Seine fast schwarzen Haare waren etwas länger. Ich glaubte sogar, dass sie einen Tick länger als meine waren. Ich trug sie schon seit Längerem recht kurz, weil es mich immer genervt hatte, dass die Haare so auf der Haut klebten, wenn man sich gerade frisch eingecremt hatte. Und da ich sie mir für die Arbeit ohnehin hochstecken musste, hatte ich mich kurzerhand davon getrennt. Bis heute bereute ich es nicht.
Ich starrte unverhohlen auf Marlons leicht gebräunte Haut und stellte mir vor, wie sie sich an meiner anfühlen würde. Er hatte wirklich sehr ansehnlich definierte Brustmuskeln und einen leichten Ansatz an den unteren Bauchmuskeln.
Mehr muss es für meinen Geschmack gar nicht sein. Wenn Männer übermäßig aufgepumpt sind und quer durch die Tür gehen müssen, weil sie ihre Arme nicht mehr senken können, macht mich das kein bisschen an. Auch ein klares Sixpack muss ich wirklich nicht haben. Die sehen vielleicht schön aus, aber um drauf zu liegen, sind die wirklich nichts. Steinhart und unbequem.
»Sieht nicht schlimm aus. Willst du mir erzählen, wie du das hinbekommen hast?« Ein mürrischer Blick, gefolgt von einem nachdrücklichen Nein in meine Richtung. »Ich glaube, im Büro bist du besser aufgehoben. Ich kann für dich übernehmen. Das Restaurant schaffen Kai und Collin auch alleine. « Er wollte gerade etwas sagen, doch ich ließ ihn nicht. »Keine Widerrede. Mit ’ner verletzten Hand stehst du uns ohnehin nur im Weg. Aber du darfst dich gern bei mir revanchieren. Ein freier Sonntag wäre mal ganz nett.«
»Ist ja gut«, sagte er mürrisch. Ich drückte ihm noch ein weiteres Papierhandtuch auf die Wunde und trat einen Schritt zurück. Spielerisch strich ich mir mit der Hand über mein Kinn.
»Also, auch wenn ich nichts dagegen hätte, wenn du so bleibst, aber du solltest dich auf die Suche nach deinem Ersatzhemd machen.«
»Immer noch einen oben drauf. Freches Stück. Los, an die Arbeit.«
»Sprach der Chef.« Ich salutierte und konnte im Gehen noch ein kurzes Lächeln auf Marlons Lippen entstehen sehen. Ich trat gut gelaunt auf den Flur und stieß dabei fast mit Hendrik zusammen.
»Was grinst du denn so? Doch nicht etwa meinetwegen, oder?« Er fuhr sich betont durch die Haare, während er sich an mir vorbeischob. Dabei nahm er unnötig viel Platz ein und kam meinem Gesicht dichter, als mir lieb war.
»Beim nächsten Mal sagst du Bescheid, wenn du mal verschwinden musst. Für ’nen Quickie hab ich immer Zeit.«
»Oh, danke, aber ich bin durchaus imstande mir selbst Abhilfe zu verschaffen, wenn mir danach ist.« Zweiundvierzig Tage keinen Sex. Hilfe!
»Das ist nicht dasselbe«, rief er mir hinterher und ich musste ihm in Gedanken recht geben. Enthaltsam zu sein, ist scheiße.
***
In der Hoffnung, meine Anspannung würde dadurch wie durch Zauberhand verschwinden, ließ ich mir zu Hause ein Bad ein. Tat sie natürlich nicht. Zu allem Überfluss klingelte es auch noch an der Tür. Ich versuchte, nicht darauf zu hören. Aber wer auch immer auf der Klingel herumdrückte, war ziemlich penetrant. Es schien wichtig zu sein. Ich stieg genervt aus der Wanne und zog mir meinen Bademantel an.
»Moment. Ich komme ja schon. Mann, wehe es ist nicht dringend.« Ich öffnete die Wohnungstür und schaute in ein mir fremdes Gesicht.
»Hi, ich bin deine neue Nachbarin«, sprudelte es in schriller Lautstärke aus der jungen Frau heraus. Als vermutete sie, ich wäre taub.
»Schön, hi. Entschuldige, aber hast du mal auf die Uhr gesehen?«
»Oh Gott, tut mir leid«, sagte sie und plauderte dann munter weiter. Dass es schon weit nach Mitternacht war, schien sie nicht zu stören. »Ich hab keine Zigaretten mehr. Kannst du mir aushelfen?« Ich schüttelte den Kopf, während ich merkte, dass sich der Gürtel meines Bademantels zu lösen begann. Mit einer Hand hielt ich die Tür, mit der andern drückte ich den Stoff zusammen.
»Bedaure, aber ich rauche nicht mehr«, sagte ich knapp. Meine Gegenüber schaute mich enttäuscht an. Kein Zeichen von Verlegenheit darüber, dass ich ihr halb nackt die Tür öffnete. Ich hatte Mitleid.