Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht - Marshall B. Rosenberg - E-Book

Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht E-Book

Marshall B. Rosenberg

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Beschreibung

Übersetzt von Michael Dillo Wie wir unsere Beziehungen mit uns selbst und anderen verbessern können und wie wir zum Verständnis und zur Lösung unserer Konflikte gelangen ... darum geht es in diesem Booklet. Wir erfahren, welche Fähigkeiten nötig sind, um alte Verletzungen zu heilen und zufriedenstellende Beziehungen zu entwickeln. Wir lernen außerdem die Schritte kennen, die uns in die Lage versetzen, in konfliktbelasteten Beziehungen Versöhnung zu stiften oder Heilung zu bewirken – sei es bei der Arbeit, zu Hause, in der Schule oder im sonstigen Lebensumfeld. Besonders deutlich wird die Kraft der Empathie. Sie ist das Mitgefühl und die im Herzen fühlbare Präsenz, die erforderlich ist, damit eine Heilung stattfinden kann.

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Seitenzahl: 87

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Über Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Art des Umgangs miteinander, die den Kommunikationsfluss, der im Austausch von Informationen und im friedlichen Lösen von Konflikten notwendig ist, erleichtert. Der Fokus liegt dabei auf Werten und Bedürfnissen, die alle Menschen gemeinsam haben, und wir werden zu einem Sprachgebrauch angeregt, der Wohlwollen verstärkt. Ein Sprachgebrauch, der zu Ablehnung oder Abwertung führt, wird vermieden.

Gewaltfreie Kommunikation geht davon aus, dass die befriedigendste Handlungsmotivation darin liegt, das Leben zu bereichern und nicht aus Angst, Schuld oder Scham etwas zu tun. Besondere Bedeutung kommt der Übernahme von Verantwortung zu – für getroffene Entscheidungen sowie der Verbesserung der Beziehungsqualität als vorrangigem Ziel.

Durch die Gewaltfreie Kommunikation werden Sie verstehen, dass ...

alles, was ein Mensch jemals tut, ein Versuch ist, Bedürfnisse zu erfüllen;

es für alle Beteiligten förderlicher ist, Bedürfnisse durch Kooperation statt durch Wettbewerb zu erfüllen;

es Menschen von ihrer Natur her Freude bereitet, zum Wohlergehen anderer beizutragen, wenn sie das freiwillig tun können.

Die Gewaltfreie Kommunikation bietet Ihnen die Gelegenheit ...

Verbindungen mit anderen Menschen zu schaffen, die für Sie befriedigender sind;

Ihre Bedürfnisse auf eine Weise zu erfüllen, die Ihren Werten und denen anderer gerecht wird;

vergangene Erfahrungen und Beziehungen, die schmerzvoll oder erfolglos waren, zu heilen.

Die Fähigkeiten der Gewaltfreien Kommunikation werden Sie dabei unterstützen ...

Schuldgefühle, Scham, Angst und Depression aufzulösen;

Ärger und Frustration umzuwandeln in den Aufbau von Partnerschaften und Kooperationen;

Lösungen zu finden, die auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Respekt und Konsens basieren;

Bedürfnisse so zu erfüllen, dass sie das Leben bereichern, sei es im persönlichen Leben, in der Familie, der Schule, der Nachbarschaft oder in der Gesellschaft.

Weitere Informationen über das Center for Nonviolent Communication in den USA und die Gewaltfreie Kommunikation finden Sie auf den Internetseiten www.CNVC.org und www.NonviolentCommunication.com.

Informationen über die Gewaltfreie Kommunikation im deutschsprachigen Raum finden Sie unter www.gewaltfrei.de.

Über dieses Buch

Wie wir unsere Beziehungen mit uns selbst und anderen verbessern können und wie wir zum Verständnis und zur Lösung unserer Konflikte gelangen ... darum geht es in diesem Booklet. 

Wir erfahren, welche Fähigkeiten nötig sind, um alte Verletzungen zu heilen und zufriedenstellende Beziehungen zu entwickeln. Wir lernen außerdem die Schritte kennen, die uns in die Lage versetzen, in konfliktbelasteten Beziehungen Versöhnung zu stiften oder Heilung zu bewirken – sei es bei der Arbeit, zu Hause, in der Schule oder im sonstigen Lebensumfeld. Besonders deutlich wird die Kraft der Empathie. Sie ist das Mitgefühl und die im Herzen fühlbare Präsenz, die erforderlich sind, damit eine Heilung stattfinden kann.

Marshall B. Rosenberg (1934–2015) war international als Konfliktmediator tätig. Die von ihm entwickelte Methode der Gewaltfreien Kommunikation hat sich als machtvolles Werkzeug herausgestellt, um Differenzen auf persönlichem, beruflichem und politischem Gebiet friedlich zu lösen.

Copyright © der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2005

2. Auflage 2015

Copyright: © 2003 Center for Nonviolent Communication

Translated from the book Getting Past the Pain Between Us, written by Marshall B. Rosenberg, Ph.D., Copyright 2003, Publication Date: Sept. 2003.

Publisher: PuddleDancer Press, ISBN 1-892005-07-7. Used with permission. For further information about Nonviolent Communication please visit the Center for Nonviolent Communication on the web at: www.cnvc.org.

Fachliche Begleitung und Überarbeitung der Übersetzung: Ingrid Holler, München

Satz: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2016

ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-483-3

ISBNs dieses eBooks: 978-3-95571-554-0 (EPUB), 978-3-95571-556-4 (PDF), 978-3-95571-555-7 (MOBI)

Anmerkungen zur Übersetzung

Wenn wir GFK praktizieren, suchen wir eine persönliche Beziehung zueinander. In Seminaren und Workshops zur Gewaltfreien Kommunikation wird daher in den meisten Fällen die persönliche Anrede per „Du“ von den TeilnehmerInnen gewählt. Deswegen wird in der Übersetzung der Rollenspiele und der Gruppengespräche anschließend die „Du-Form“ verwendet.

In der Abschrift der Rollenspiele wurden die Aussagen, die zum Rollenspiel gehören, in einer anderen Schriftart gesetzt, um die Übersichtlichkeit und die Lesbarkeit der Rollenspiele zu erleichtern.

Einleitung

Der folgende Text enthält Auszüge aus einem Seminar, das Marshall Rosenberg, der Gründer des Zentrums für Gewaltfreie Kommunikation, am 4. Oktober 2002 durchgeführt hat. Der Inhalt dieses Booklets „Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht“ zielt darauf ab, unsere Beziehungen untereinander zu verbessern und uns Wege zum Verständnis und zur Lösung unserer Konflikte aufzuzeigen. Wir lernen Fähigkeiten und „Handwerkszeug“ der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) kennen, um alte Verletzungen zu heilen und zufriedenstellende Beziehungen zu entwickeln.

Hier werden Sie die Schritte finden, die Sie befähigen, in jeglicher Beziehung, die durch Konflikte belastet ist, Versöhnung zu stiften oder Heilung zu bewirken – sei es am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Schule oder in Ihrem sonstigen Lebensumfeld. Sie gewinnen auch einen Eindruck davon, welche Kraft von der Empathie ausgeht. Sie ist das Einfühlungsvermögen und die im Herzen wahrnehmbare Präsenz, die notwendig sind, damit Heilung geschehen kann. Die Fähigkeiten in Gewaltfreier Kommunikation versetzen uns in die Lage, einen dauerhaften Frieden zu schließen. Ja, wir können sogar verhindern, dass es überhaupt zu Streitigkeiten kommt. Tauchen Sie also in die Dialoge dieses Seminars ein und erfreuen Sie sich an der magischen Wirkung, die von gegenseitigem Verständnis ausgeht, wenn wir „mit dem Herzen“ sprechen und hören.

Das Training beginnt mit einem Rollenspiel, das von Marshall Rosenberg initiiert wird. Das Thema des Rollenspiels wurde von einer Person aus dem Teilnehmerkreis gestellt. In den Rollenspielen werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit MT (ungenannter männlicher Teilnehmer) und WT (ungenannte weibliche Teilnehmerin) bezeichnet. MBR steht für Marshall B. Rosenberg. Alle nicht gekennzeichneten Aussagen stammen von Marshall. Mit der Frage einer Seminarteilnehmerin nehmen wir den Faden des Gesprächs auf:

Rollenspiel: Verbitterung heilen

MBR: Guten Tag. Was kann ich über das Thema Heilung und Versöhnung mit euch teilen, damit eure Bedürfnisse erfüllt werden? Möchtet ihr, dass ich darüber spreche? Oder ist vielleicht bei euch noch ein alter Schmerz vorhanden, der von einer zurückliegenden Auseinandersetzung mit einer anderen Person herrührt? Möglicherweise möchtet ihr auch nicht nur darüber sprechen, sondern die Situation jetzt und hier „lebendig“ werden lassen.

WT: Ich frage mich, wie ich eine große Verbitterung überwinden oder heilen kann, die ich einem anderen Menschen gegenüber empfinde.

MBR: Was hältst du davon, wenn ich die Rolle der Person spiele, der gegenüber du diese Verbitterung empfindest, und dabei die Gewaltfreie Kommunikation anwende? Ich werde die Person darstellen, aber ich werde dabei als jemand sprechen, der im Bewusstsein der Gewaltfreien Kommunikation lebt. Alles, was du zu tun hast, ist all das auszusprechen, was du sagen möchtest. Einverstanden? Hast du verstanden, wie wir es machen? Gut – also, welche Person verkörpere ich?

WT: Meinen Bruder.

MBR (beginnt damit, die Rolle zu spielen): Schwester, ich bin sehr bewegt darüber, dass du diezwischen uns herrschende Verbitterung heilen möchtest. Der Mut, den du aufbringst,berührt mich. Was wäre das für ein großes Geschenk fürmich zu erfahren, was in dir gerade in diesem Momentim Zusammenhang mit deiner Beziehung zu mir lebendig ist. Bitte sprichfrei heraus, was auch immer gerade in dir vorgeht.

WT:Es ist ein richtiggehend moralisches Problem, das mich von dirtrennt. In der Zeit, als es unseren Eltern immer schlechter ging,warst du weder ehrlich zu mir, noch konnte ich michauf dich verlassen. Wann immer ich mich später an dichgewandt habe, um über diese Dinge zu sprechen und sie zuklären, hast du dich verweigert. Das Einzige, was du wolltest, war,die Vergangenheit ruhen zu lassen. Das ist genau das, wasdu immer gemacht hast, dein ganzes Leben lang. Du behauptest,das alles sei mein Problem: Dich geht das alles nichtsan. Was auch immer mich aufregt, dich scheint es einen Dreckzu kümmern.

MBR: Du hast mir eine Menge Dinge erzählt,ein Reihe verschiedener Gefühle: Lass es mich überprüfen, um sicher zusein, dass ich alles vollständig verstanden habe. Ich höre einen großenÄrger, der mit einem Bedürfnis nach mehr Unterstützung verbundenist, das du vermutlich zu der Zeit hattest, als esunseren Eltern zunehmend schlechter ging. Habe ich das so richtigverstanden?

WT: Ja.

MBR: Das war tatsächlich so. Und duwürdest gerne jetzt Verständnis dafür hören, wie schwer es für dichdamals war, da allein hindurchzugehen, und wie dudir wirklich Unterstützung gewünscht hättest ... Aber nicht nur, dass dudiese Unterstützung nicht bekommen hast, die du dir so dringend gewünschthast – ich höre daneben auch noch, dass wegen einiger Dinge,die ich seit dieser Zeit im Zusammenhang mit unseren Familienangelegenheitengetan habe, ein großer Schmerz bei dir zurückgeblieben ist ... dassdu dir wirklich gewünscht hättest, dass wir diese Entscheidungen aufandere Art und Weise getroffen hätten ...

WT: Ja, genau.

MBR: Ja... ganz besonders, weil das nicht das einzige Mal war,dass du erfahren musstest, dass deinen eigenen Bedürfnissen nicht dieBeachtung geschenkt wurde, die du dir gewünscht hättest. Habe ich deineWorte richtig gehört?

WT: Ja, genau, ja.

MBR: Gefällt esdir, wenn ich diese empathischen Ohren trage?

WT: Ja, sehr! Möchtestdu nicht mein Bruder werden?

MBR: Also, wenn ich weiterdiese Ohren trage, würde ich gerne hören, was immer sonstnoch in dir lebendig ist, was in dir vorgeht.

WT:Du sagst, du möchtest, dass wir es gemeinsam noch einmalversuchen. Aber ich kann nicht. Wir schaffen es in dieser Familieeinfach nicht, Konflikte zu lösen. Ich kann so nicht mehr weiterleben.

MBR: Wenn ich dein Bedürfnis richtig verstehe, dann möchtest dudich vor dem Schmerz schützen, den du in der Vergangenheit empfundenhast, als du dich bemüht hast, die Probleme zu lösen, undes nicht funktioniert hat. Jetzt hast du genug davon. Esist, als ob ein Teil in dir gerne etwas vonmir hört, aber nur wenn das nicht bedeutet, dass du nocheinmal durch den ganzen Schmerz hindurchmusst, den du inder Vergangenheit erlitten hast.

WT: Richtig, ich verharre immer nochin einer Unentschlossenheit, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann,dass es klappt, so oder so. Wenn ich zurückgehe, istes nicht gut für mich, und wenn ich mich einfach raushalte,scheint es mir unnatürlich.

MBR: Du bist also wirklichhin und her gerissen. Du hast zwei Bedürfnisse. Da ist ein Bedürfnis,das nach Versöhnung und Heilung unserer Beziehung ruft. Das andereist dieses starke Bedürfnis, dich zu schützen. Du weißt nicht, wiedu beiden Bedürfnissen gerecht werden kannst.

WT: Genau.

MBR: Das ist ein wirklich schmerzhafter Konflikt.

WT:Ja, wirklich.

MBR: Gibt es noch etwas anderes, Schwester, dasdu mir gerne sagen würdest, bevor ich auf das antworte,was ich von dir gehört habe?

WT: Nein.

MBR: Wennich dich so höre, mit meinen empathischen Ohren, dann fühle