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Endlich raus aus dem Dunkel der Depression
Falsche Ernährung, falsche Medikamente, falsches Denken sind nur einige der oft überraschenden und unterschätzten Ursachen für die meisten Formen von Depressionen, Burnout und Angsterkrankungen. Klaus Bernhardt zeigt anhand neuester Forschungen, dass es sich bei diesen Krankheiten oft um psychische und körperliche Reaktionen auf Mangelerscheinungen und Stresssituationen handelt. Äußerst zugänglich erklärt er die im Körper ablaufenden Prozesse und gibt unzählige praxiserprobte Tipps sowie leicht umsetzbare Maßnahmen an die Hand, was Betroffene tun können, um sich mit einfachen Mitteln schnell und dauerhaft von ihren Leiden zu befreien.
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Seitenzahl: 322
Endlich raus aus dem Dunkel – schnelle Hilfe bei Depression und Burnout
Falsches Denken, falsche Medikamente und falsche Ernährung sind nur einige der oft unterschätzten und mitunter auch überraschenden Ursachen für Depressionen und Burnout. Klaus Bernhardt belegt anhand neuester Forschungen, dass sich beide Volkskrankheiten oft erstaunlich schnell überwinden lassen, wenn man erst einmal die wahren Ursachen erkannt und beseitigt hat. Äußerst anschaulich erklärt er die im Körper ablaufenden Prozesse und gibt viele praxiserprobte Tipps sowie leicht umsetzbare Maßnahmen an die Hand, mit denen Betroffene sich schnell und mit einfachen Mitteln dauerhaft von ihren Leiden befreien können.
Klaus Bernhardt arbeitete viele Jahre als Wissenschafts- und Medizinjournalist, bevor er Heilpraktiker für Psychotherapie wurde und schließlich das „Institut für moderne Psychotherapie“ in Berlin gründete. Sein erstes Buch „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“ wurde aufgrund seiner schnellen Wirksamkeit binnen kürzester Zeit zum Bestseller und bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt. Klaus Bernhardt ist Mitglied der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement (AFNB) und der Initiative Neues Lernen e.V. (INL).
Klaus Bernhardt
Depression und Burnout loswerden
Wie seelische Tiefs wirklich entstehen, und was Sie dagegen tun können
Haftungsausschluss
Die Ratschläge im Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlags. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
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© 2019 Ariston Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Redaktion: Julia Sailer
Covergestaltung und Motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, München – Zürich
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-21691-7 V004
Inhalt
Vorwort
Kapitel 1
Mythen und Fakten über Depression und Burnout
1.1 Die psychischen Auslöser von Burnout und Depression sind grundverschieden
1.2 Depression: Der Fakten-Check
1.3 Burnout: Der Fakten-Check
Kapitel 2
Die zehn häufigsten Ursachen einer Depression
2.1 Negatives Denken und Zweckpessimismus
2.2 Zu wenig BDNF-Proteine und zu viel Kynurenin durch mangelnde Bewegung
2.3 Häufige Nebenwirkungen gängiger Medikamente
2.4 Unerkannte Lebensmittelunverträglichkeiten
2.5 Ein Mangel an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen
2.6 Chronische Entzündungen
2.7 Verändertes Sozialverhalten durch Social Media und Handys
2.8 Nicht erkannte oder falsch behandelte Angststörungen
2.9 Schlafstörungen sowie falsche Schlafgewohnheiten
2.10 Traumatische Erfahrungen und verdrängte Trauer
Kapitel 3
Die Macht falscher Glaubenssätze
3.1 Das Erkennen und Verändern limitierender Glaubenssätze in der Therapie
3.2 Was tun, wenn nicht sofort ein Therapieplatz zur Verfügung steht?
Kapitel 4
Die zehn häufigsten Ursachen eines Burnout
4.1 Unerkannte Energie- und Zeitdiebe
4.2 Die Facharbeiter-Unternehmer-Falle
4.3 Perfektionismus und Selbstausbeutung
4.4 Ersatzbefriedigungen und nicht erkannte Engpässe
4.5 Das Helfersyndrom
4.6 Ständiges Sichvergleichen
4.7 Beruf und psychische Grundbedürfnisse passen nicht zusammen
4.8 Gestörter Zellstoffwechsel durch Halswirbelsäulenprobleme
4.9 Drogen: Kokain, MDMA, Amphetamine und Cannabis
4.10 Alkoholmissbrauch
Kapitel 5
Neustart im Gehirn: Wie viele kleine Fehler ein System zum Absturz bringen und wie ein echter Neustart gelingen kann
5.1 Dem lieben Gott ins Handwerk pfuschen
5.2 Das A und O im Kampf gegen Depressionen und Burnout
5.3 Ihre persönliche Outsourcing-Liste
5.4 Der Fehler, irgendwo »ankommen« zu wollen
5.5 Weitere Hilfe
Kapitel 6
Fünf ungewöhnliche Methoden, mit denen sich seelische Tiefs schnell überwinden lassen
6.1 Der Fremdsprachentrick
6.2 Die Notfallbox
6.3 Die Macht des Reframings
6.4 Benutzen Sie Ihr Gehirn wie Google
6.5 Raus aus der Generalisierungsfalle
Nachwort
Quellennachweise
Vorwort
Wer unter einer Depression oder Burnout leidet, fühlt sich einsam, kraftlos und leer. Eine tiefe, scheinbar grundlose Traurigkeit, gepaart mit dem Gefühl, nichts und niemandem mehr gerecht zu werden, frisst einen von innen heraus auf. Doch nicht nur für die Betroffenen ist der Leidensdruck enorm. Auch Partner, Eltern, Kinder, Freunde und Kollegen leiden. Denn bislang konnten sie meist nur hilflos dabei zusehen, wie ein geliebter und geschätzter Mensch sich mehr und mehr verändert, jegliche Lebensfreude verliert und sich immer weiter verschließt. Dieses Buch richtet sich deshalb nicht nur an Betroffene, sondern auch an alle, die dabei helfen wollen, einen geliebten Menschen wieder zurück ins Leben zu holen. Denn auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt: Sie können mehr tun, als Sie denken!
Falls Sie selbst schon länger unter einer Depression leiden, haben Sie womöglich bereits eine Menge versucht, ohne dass sich eine echte Besserung eingestellt hätte. Im schlimmsten Fall hat man Ihnen erzählt, dass die Erkrankung immer wiederkehrt, wenn man sie einmal bekommen hat. Doch ich kann Ihnen versichern: Dem ist nicht so. Ich litt als junger Mann selbst unter einer schweren Depression. Zudem hatte ich im Alter von 41 Jahren mit einem ausgewachsenen Burnout-Syndrom zu kämpfen. Doch schon damals ahnte ich, dass vieles von dem, was bemühte Ärzte mir als Therapie empfahlen, zumindest für mich nicht das Richtige sein konnte. So suchte und fand ich beide Male intuitiv meinen eigenen Weg hinaus aus dem seelischen Tief und hinein in ein leichtes, besseres Leben. Inzwischen weiß ich durch meine langjährige Arbeit als Therapeut, dass sowohl bei Depressionen als auch bei Burnout erschreckend oft mit den falschen Werkzeugen an den falschen Baustellen gearbeitet wird. Anstatt die wahren Ursachen zu ergründen und zu behandeln, werden immer häufiger nur Symptome bekämpft, wodurch eine echte Heilung ausbleibt.
Doch es gibt auch unzählige Menschen, die es geschafft haben, ihren Weg hinaus aus Depression und Burnout zu finden. Wie genau das im Einzelnen möglich war, habe ich in diesem Buch anhand vieler Beispiele zusammengetragen. So kann zum Beispiel bereits der Wechsel eines einzigen Medikaments oder der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel dazu führen, dass eine Depression binnen weniger Wochen vollständig verschwindet. Häufig gibt es allerdings nicht nur einen Grund, der für das Auftreten eines seelischen Tiefs verantwortlich ist, sondern vielmehr eine ganze Reihe kleinerer Auslöser, die sich gegenseitig verstärken. Da diese einzeln betrachtet harmlos erscheinen, werden sie während einer Therapie häufig übersehen. Doch in Kombination können sie dazu führen, dass selbst starke und fröhliche Menschen binnen weniger Wochen nur noch ein Schatten ihrer selbst sind. Ob solche multifaktoriellen Auslöser auch bei Ihnen infrage kommen und wie man in diesem Fall am besten vorgeht, erfahren Sie anhand einfacher Tests und vieler Fallbeispiele.
In diesem Buch steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund, wobei mir durchaus bewusst ist, dass selbst kleine Schritte für Betroffene eine enorme Anstrengung bedeuten können. Mein Ziel war es deshalb, möglichst klare und einfache Handlungsanweisungen zu geben, mit denen sich schnell eine deutliche Verringerung aller depressiven Symptome erreichen lässt. Ob Ihnen dies aus eigener Kraft gelingt oder ob Sie dafür anfangs etwas Unterstützung von Ihren Angehörigen benötigen, hängt natürlich stark davon ab, wie lange Sie schon im seelischen Tief gefangen sind. So oder so, das hier zusammengetragene Wissen kann dafür sorgen, dass Sie endlich die wahren Ursachen von Depression und Burnout ausfindig machen und entsprechend damit umgehen lernen. Dabei sind es selten die großen, sondern vor allem die vielen kleinen Schritte, die Ihnen in Summe wieder ein Leben ermöglichen, das von Leichtigkeit und Freude geprägt ist. Und genau das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.
Ihr
Klaus Bernhardt
Kapitel 1
Mythen und Fakten über Depression und Burnout
Depression ist nicht die Ursache für Traurigkeit und Verzweiflung. Es ist nur ein Name, eine Bezeichnung, unter der wir eine Gruppe von Patienten mit ähnlichen Symptomen zusammengefasst haben, um alle mit denselben Medikamenten behandeln zu können.
Du hast Depressionen, also nimm Antidepressiva –
Fall abgeschlossen, der Nächste bitte.
Dr. Mark Hyman
Dieses Zitat des amerikanischen Arztes und Bestsellerautors Dr. Mark Hyman beschreibt sehr treffend, warum eine der gängigsten Behandlungsmethoden von Depressionen häufig nicht den gewünschten Effekt zeigt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wird dieselbe Medikamentengruppe auch noch gegen Burnout, Angst-, Ess- und Schlafstörungen, chronische Schmerzen, Bandscheibenvorfälle, stressbedingte Blasenschwäche, vorzeitigen Samenerguss sowie etliche weitere psychische und körperliche Probleme verschrieben.
So reizvoll der Gedanke auch sein mag, durch die Manipulation einiger Neurotransmitter im Gehirn gleich Dutzende von Krankheiten behandeln zu können, so weltfremd ist er gleichzeitig. Denn nur selten lässt sich eine der genannten Krankheiten auf jeweils nur einen einzigen Auslöser reduzieren. Vielmehr haben wir es mit psychischen und körperlichen Reaktionen auf unterschiedlichste Mangelerscheinungen und Stresssituationen zu tun. Neben Psychotherapie und der Veränderung belastender Lebensumstände gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, die ebenfalls hilfreich und wichtig sein können. So nutzen die einen bestimmte Mentaltechniken, um aus der Spirale des negativen Grübelns auszusteigen, während anderen schon mehr Bewegung und Sonnenlicht reicht, um wieder ins Lot zu kommen. Zudem gibt es erstaunlich viele Menschen, die auf Medikamente oder bestimmte Lebensmittel paradox reagieren. Selbst ein Mangel oder ein Überschuss an bestimmten Spurenelementen kann zu Depressionen, Ängsten und Burnout führen. Das Gleiche gilt für unerkannte Entzündungen im Körper sowie einen gestörten Zellstoffwechsel infolge eines Halswirbelsäulentraumas. Wer all diese unterschiedlichen Auslöser einfach nur mit ein paar Pillen behandeln möchte, der ignoriert häufig nicht nur die eigentlichen Ursachen der Erkrankung, er provoziert sogar das Auftauchen weiterer, teils schwerwiegender Probleme.
Egal ob es um Antidepressiva, Betablocker, Beruhigungsmittel, Tabletten gegen Übelkeit oder irgendein anderes Medikament geht, viel zu häufig werden nur die Symptome behandelt, während die eigentlichen Ursachen unerkannt bleiben. So wie es herzlich wenig hilft, bei einem Wohnungsbrand lediglich das nervige Piepsen des Rauchmelders auszuschalten, während die Wohnung weiter abbrennt, verhält es sich auch hier. Erst wer erkennt, wann es sich nur um Symptome handelt (Rauchmelder) und wo die wahren Ursachen von Depression oder Burnout liegen (Wohnungsbrand), kann verhindern, dass seelische Probleme immer wieder auflodern.
Dafür ist es unter Umständen nötig, den ein oder anderen gut gemeinten Rat mit etwas Skepsis zu betrachten. Immerhin kam es in der Geschichte der Medizin schon des Öfteren vor, dass scheinbar bewährte Verfahrensweisen sich später als falsch und sogar schädlich herausgestellt haben. So beginnt das Problem bereits bei der Unterscheidung von Burnout und Depression. Selbst Experten sind sich manchmal nicht einig, wann man vom einen und wann vom anderen spricht. Typische Burnout-Symptome sind zum Beispiel: Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, mangelnde Konzentration und Antriebslosigkeit. Doch genau dieselben Symptome finden sich auch bei depressiven Menschen. Ist Burnout also nur ein »schickerer« Name für eine Depression, wie viele behaupten? Keineswegs, weswegen ich auch nur dringend davon abraten kann, beide gleich zu behandeln.
1.1 Die psychischen Auslöser von Burnout und Depression sind grundverschieden
In unserer Praxis begegnen mir vor allem zwei Typen von Menschen: Die einen erkranken mehr oder weniger direkt an einer Depression, während die anderen erst über den Umweg eines Burnout-Syndroms in die Depression abrutschen. Dieser kleine, aber feine Unterschied scheint manchen Ärzten nicht weiter wichtig zu sein, denn schließlich hat es sich ja eingebürgert, in beiden Fällen dieselben Psychopharmaka zu verordnen. Für mich ist dieser Unterschied jedoch einer der wichtigsten Schlüssel zur schnellen Genesung. Vor allem, wenn das seelische Tief vorrangig durch psychische Auslöser – also eine bestimmte Art des Denkens – verursacht wurde, sollten Menschen mit Burnout völlig anders behandelt werden als Menschen mit Depression. Wobei erschwerend hinzukommt, dass viele Depressive anfangs gar nicht realisieren, dass sie zuvor ein Burnout-Syndrom hatten. Dies wird oft erst durch gezielte Fragen während einer Therapie klar, auf die ich später noch ausführlich eingehen werde.
Zweckpessimist oder Perfektionist?
Jemand, der direkt an einer Depression erkrankt (die nicht durch Medikamente ausgelöst wurde), denkt in der Regel völlig anders als jemand, der zuerst im Burnout landet. Der Erste neigt mehr zum Zweckpessimismus, während der Zweite eher perfektionistisch veranlagt ist. Sollten Sie beide Eigenschaften in sich vereinen, so können Sie im folgenden kleinen Test herausfinden, wohin Sie mehr tendieren. Und selbst wenn Zweckpessimismus und Perfektionismus sich bei Ihnen perfekt die Waage halten, ist das nicht weiter tragisch. In diesem Fall können Sie nämlich gleich doppelt von diesem Buch profitieren, da sowohl die Techniken gegen Depression als auch gegen Burnout für Sie geeignet sind.
Und so können Sie herausfinden, ob Sie eher zu Zweckpessimismus oder zu Perfektionismus neigen. Beantworten Sie bitte folgende vier Fragen mit JA oder NEIN:
Hatten Sie bereits ein oder sogar mehrere traumatische Erlebnisse, die Ihnen nachhaltig zu schaffen machen? Neigen Sie auf Grund Ihrer Erziehung und Ihrer bisherigen Lebenserfahrung dazu, übervorsichtig und kritisch zu sein?Pflegen Sie ein »gesundes« Misstrauen dem Staat, Behörden, Medizinern, Medien, Konzernen oder auch bestimmten Gesellschaftsschichten gegenüber? Sind Sie ständig wachsam und darauf vorbereitet, »mal wieder« enttäuscht zu werden?Falls Sie mindestens drei dieser Fragen mit JA beantwortet haben, sind Sie tendenziell eher ein Zweckpessimist, und daran ist erst mal auch nichts verkehrt. Ihre bisher gemachten Erfahrungen haben Sie geprägt, und somit ist absolut nachvollziehbar, dass es Ihnen manchmal schwerfällt, positiv in die Zukunft zu blicken.
Doch Vorsicht: So gerechtfertigt Ihr Zweckpessimismus in einer bestimmten Lebensphase auch gewesen sein mag, je länger Sie daran festhalten, umso höher ist der Preis, den Sie dafür zahlen müssen.
Denn auch wenn Sie sich das nur schwer vorstellen können: Eine permanente negative Erwartungshaltung verändert im wahrsten Sinne des Wortes die Struktur Ihres Gehirns. Dieses wird dann aufgrund seiner Neuroplastizität (dazu später mehr) immer leistungsfähiger darin, Negatives wahrzunehmen. Zeitgleich baut sich jedoch auch die Fähigkeit ab, positive Erfahrungen zu verarbeiten. Dass es dabei wirklich zu biologischen Veränderungen im Gehirn kommt, wurde übrigens bereits durch eine ganze Reihe von Studien bewiesen.1 Doch keine Sorge, es gibt ein paar einfache Techniken, auf die ich später noch eingehen werde, mit denen sich solche negativen Veränderungen auch wieder rückgängig machen lassen.
»SO NEGATIV bin ich doch gar nicht eingestellt!«
Diesen Satz höre ich ständig von Patienten, die ich mit ihrem offensichtlichen Zweckpessimismus konfrontiere. Häufig gefolgt von dem Zusatz: »Fragen Sie doch meine Familie, ich beschwere mich so gut wie nie!« Und das stimmt auch in vielen Fällen, denn es gibt eine große Diskrepanz zwischen dem, was Zweckpessimisten sagen, und dem, was sie wirklich denken. Fragt man diese Menschen, wie es ihnen geht, hört man regelmäßig: Alles gut! Doch damit spielen sie sich und ihrer Umwelt nur eine Rolle vor. Denn tatsächlich haben die Betroffenen unterbewusst eher Gedanken wie diesen:
»Ich bin erschöpft, und mir ist alles zu viel.
Selbst die Frage, wie’s mir geht, stresst mich schon.«
Also geben sie lieber eine Antwort, die möglichst keine weiteren Nachfragen produziert. Und was eignet sich dafür besser als: Alles gut, alles bestens oder passt schon? Wie aber sollen andere angemessen reagieren und solche Menschen zum Beispiel in einer bestimmten Situation entlasten, wenn sie gar nicht wissen, wie es ihnen wirklich geht? Stattdessen wird in bester Absicht versucht, so lange wie möglich »zu funktionieren«. Besonders schlimm wird es übrigens, wenn sich zum Verbergen der wahren Gefühle auch noch Gedanken wie diese gesellen:
»Du kannst mir doch eh nicht helfen,
also wozu dich auch noch belasten?«
Oder auch:
»Wenn er mich wirklich lieben würde, dann
müsste er doch merken, wie schlecht es mir geht.«
Wenn zur Überforderung auch noch das Gefühl der Einsamkeit hinzukommt, dann ist das Abrutschen in eine Depression nur noch eine Frage der Zeit. Doch so weit muss es nicht kommen, denn solche Gedanken basieren zum Glück häufig nur auf »falschen Glaubenssätzen«. Was damit gemeint ist, und vor allem, was man dagegen tun kann, erfahren Sie in Kapitel 3.
Wer zum Burnout tendiert, denkt anders
Menschen, die zum Burnout neigen, sind größtenteils perfektionistisch veranlagt. Das heißt, sie denken in vielerlei Hinsicht anders als Zweckpessimisten. Ob auch Sie zu diesem Personenkreis gehören, können Sie durch die Beantwortung vier weiterer Fragen herausfinden. Allerdings funktioniert der nachfolgende Test nur dann zuverlässig, wenn Sie aktuell nicht unter einer Depression leiden. Anderenfalls versuchen Sie erst, sich zu erinnern, wie Sie gedacht haben, bevor die Depression Ihnen jegliche Energie geraubt hat, und beantworten Sie dann folgende Fragen:
Haben Sie das Gefühl, dass das Wohlbefinden Ihrer Familie in besonderem Maße von Ihnen abhängt?Stehen Sie Freunden und Bekannten selbst dann noch mit Rat und Tat zur Seite, wenn Ihre Zeit ohnehin schon viel zu knapp ist?Sind Sie ein »Macher« mit einem starken inneren Antreiber, oder haben Sie häufig das Gefühl, nicht genug getan zu haben?Ist »gut« für Sie »nicht gut genug«, und wollen Sie deshalb in wenigstens einem Bereich Ihres Lebens »perfekt« sein?Haben Sie mindestens drei dieser Fragen mit JA beantwortet? Dann neigen auch Sie zum Perfektionismus. Wichtig: Sollten Sie bei beiden Frageblöcken jeweils zwei oder mehr Fragen mit JA beantwortet haben, dann rate ich Ihnen, möglichst das ganze Buch aufmerksam zu lesen und nicht nur einzelne Kapitel. Denn speziell für Sie könnte wirklich in jedem Kapitel der Schlüssel zu mehr Lebensfreude und Gelassenheit liegen.
Für Perfektionisten haben Depressionen eine wichtige Funktion
Perfektionisten sind häufig selbst im Urlaub noch für ihren Chef, ihre Kunden, ihre Mitarbeiter oder auch für Verwandte und Bekannte erreichbar. Diese Form der »Zuverlässigkeit« ist für sie ganz normal. Dabei merken sie lange Zeit gar nicht, dass es eine Person gibt, die immer an letzter Stelle steht – und das sind sie selbst. Perfektionisten haben ständig das Gefühl, dass ihre Zeit nicht reicht. Irgendwas gibt es immer, was schon längst hätte erledigt werden müssen. Wie sehr die Betroffenen sich bei alldem selbst überlasten, merken sie häufig erst, wenn es zu spät ist. Immer öfter ertappen sie sich dann bei Gedanken wie diesem:
»Mir ist alles zu viel, ich kann einfach nicht mehr.«
Je häufiger solche Gedanken auftauchen, umso weiter nimmt sowohl die Konzentrations- als auch die Leistungsfähigkeit ab. Dadurch entstehen unnötige Fehler, die einen Perfektionisten noch weiter unter Druck setzen, und das führt wiederum zu einem Teufelskreis aus Überforderung und schlechtem Gewissen, der die Betroffenen immer weiter in Richtung Burnout treibt. Kommt es im Anschluss zur Depression, hat diese jedoch eine völlig andere Funktion als bei den Zweckpessimisten. Ja, Sie hören richtig. Eine Depression, die einem Burnout folgt, erfüllt eine wichtige Funktion. Sie ist ein NOT-AUS-SCHALTER. Von selbst würden die Betroffenen nämlich niemals aufhören, sich zu überfordern. Deshalb muss die Psyche für eine Zwangspause sorgen, auch wenn diese alles andere als angenehm ist.
Ein ganz ähnlicher Mechanismus bewahrt moderne Autos davor, einen Motorschaden zu bekommen. Entdeckt der Bordcomputer einen gravierenden Fehler, wird die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs elektronisch auf 80 Stundenkilometer begrenzt. Schneller fährt der Wagen dann einfach nicht, egal wie sehr Sie aufs Gas treten. Erst wenn das Auto in der Werkstatt war und der Fehler behoben wurde, können Sie wieder auf die volle Leistung des Fahrzeugs zurückgreifen.
Ich habe weit über hundert Patienten mit der Diagnose Depression befragt, ob und falls ja, wie schnell und nachhaltig ihnen ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik geholfen hat. Das Ergebnis dieser Befragung war sehr eindeutig: Menschen, die zuvor ein Burnout-Syndrom durchlebt hatten, erholten sich während eines Klinikaufenthalts deutlich besser als Menschen, die direkt depressiv geworden waren.
Das ergibt durchaus Sinn: Den »Ausgebrannten« fehlte (neben einer neuen Art des Denkens) ja »nur« die Fähigkeit, angemessen auf sich selbst zu achten. Zwingt man sie letztendlich dazu, ihre »Akkus« wieder aufzuladen, zeigt dies deshalb meist schnell Wirkung. Sind diese Menschen dann wieder bei Kräften, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie haben aus dieser Erfahrung eine Lehre gezogen und achten künftig besser auf sich, oder aber sie nutzen die neu gewonnene Energie, um voller Power genauso weiterzumachen wie zuvor. Wiederholt sich dieser Zyklus – bis hin zur Depression ausbrennen, während der Depression wieder zu Kräften kommen und dann erneut ausbrennen bis zur Depression –, spricht man von einer bipolaren Störung. Diese Menschen bezeichnete man früher aufgrund des Hin- und Herpendelns zwischen beiden Extremen auch als »manisch-depressiv«. Sind die Stimmungsschwankungen nicht ganz so extrem, lautet der Fachbegriff hingegen Zyklothymia.
Ein exklusiver Klub
Menschen mit einer bipolaren Störung gehören einem exklusiven Klub an, denn die manischen Phasen einer bipolaren Störung können außergewöhnlich produktiv sein. Deshalb finden sich unter den Betroffenen nicht selten große Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Winston Churchill, Hermann Hesse, Leonardo da Vinci, Mark Twain, Napoleon Bonaparte, Abraham Lincoln oder der Schauspieler Robin Williams, der sich im Alter von 63 Jahren selbst das Leben nahm.
Leider ist Selbstmord als scheinbar letzter Ausweg aus einer psychisch belastenden Situation keine Seltenheit, und dieses Buch wäre nicht vollständig, wenn ich nicht auch kurz auf dieses Thema eingehen würde. Im Wesentlichen gibt es zwei Gründe, warum Menschen sich das Leben nehmen: Entweder sie sehen keinen anderen Ausweg beziehungsweise es mangelt ihnen an besseren Handlungsoptionen, oder aber sie wurden durch bestimmte Substanzen dazu getrieben.
Der erste Grund ist eines der Hauptmotive, warum ich mich entschieden habe, dieses Buch zu schreiben. Denn egal ob Sie an Depression oder Burnout leiden, es gibt viel mehr Auswege und Handlungsoptionen, als Ihnen im Moment bewusst ist. Und es werden umso mehr, je länger und intensiver Sie mit diesem Buch arbeiten.
Und auch vor der zweiten Möglichkeit möchte ich Sie bewahren, indem ich mit möglichst klaren Worten darüber aufkläre, wie viele Medikamente als Nebenwirkung Depressionen sowie eine erhöhte Suizidgefahr aufführen. Vor allem die sogenannte »Polypharmazie«, also das Einnehmen von fünf oder gar mehr Präparaten, wird von vielen Medizinern mittlerweile als ernstes Problem angesehen. Doch Vorsicht! Bitte setzen Sie AUF KEINEN FALL vorschnell irgendwelche Medikamente ab. Testen Sie zuerst die anderen Hilfsmaßnahmen in diesem Buch, und wenden Sie sich, falls es dann noch nötig sein sollte, an einen Arzt Ihres Vertrauens. Nur er kann Ihnen zuverlässig sagen, welche Ersatzmedikation für Sie infrage kommt und wie langsam Sie ein Medikament ausschleichen sollten, damit es zu keinen unnötigen Komplikationen kommt.
Entscheidend ist die RICHTIGE Form der Therapie
Reine Zweckpessimisten brauchen im Gegensatz zu reinen Perfektionisten meist eine deutlich längere therapeutische Betreuung, um wieder am normalen Leben teilnehmen zu können. Zudem ist bei ihnen die Gefahr etwas größer, erneut eine depressive Episode zu durchlaufen. Aus Sicht der Gehirnforschung ergibt das durchaus Sinn, denn hier wurde das Gehirn ja durch dauerhaft negatives Denken grundsätzlich anders strukturiert. Es kann gar nicht mehr automatisiert positiv denken, da dieses Verhalten lange nicht trainiert und entsprechend auch nicht neuronal verfestigt wurde. Eine Therapie kann in diesem Fall nur von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein, wenn eine neue Art des Denkens Schritt für Schritt erlernt und konsequent verfestigt wird.
Doch genau darin liegt einer der größten Schwachpunkte vieler konventioneller Therapien. Denn was diese Menschen viel dringender bräuchten als einen Therapeuten, wäre ein Motivationstrainer. Und zwar einer, der sie möglichst täglich begleitet. Zuerst in ganz kleinen und später in immer größeren Schritten, bis ihr auf Depression getrimmtes Gehirn so weit umstrukturiert ist, dass alle negativen Symptome verschwunden sind. Sechs Wochen stationäre Therapie oder auch therapeutische Sitzungen von jeweils ein bis zwei Stunden pro Woche können so etwas nur in den seltensten Fällen leisten.
Menschen Schritt für Schritt aus einem seelischen Tief herauszuführen kann manchmal richtig viel Arbeit sein. Und diese Arbeit wird zum größten Teil nicht von Therapeuten geleistet, sondern von Angehörigen und Freunden. Ihnen gebührt mein tiefster Respekt. Deshalb sehe ich es auch als meine besondere Aufgabe an, gerade diese Helfer davor zu bewahren, durch ihr aufopferndes Verhalten selbst auszubrennen oder gar depressiv zu werden. Zum einen, indem ich ihnen so kompakt und anschaulich wie möglich erkläre, wie seelische Tiefs entstehen und welche Möglichkeiten es mittlerweile gibt, um Betroffene schnell wieder auf die eigenen Beine zu stellen. Zum anderen, indem ich sie ermutigen möchte, die im Buch vorgestellten Techniken selbst prophylaktisch als Schutz gegen Depression und Burnout zu nutzen.
Noch ein wichtiger Hinweis, bevor Sie loslegen
Hüten Sie sich bitte vor Verallgemeinerungen und falschen Rückschlüssen. Nicht jeder Mensch mit Burnout landet zwangsläufig in einer Depression. Und nicht jeder, der beides mehrfach durchlaufen hat, ist manisch-depressiv. Was ich beobachtet habe, ist lediglich, dass Menschen mit einer bipolaren Störung so gut wie immer auch mit Burnout zu kämpfen hatten. Zudem hat sich gezeigt, dass bei Betroffenen, die »quasi aus heiterem Himmel« depressiv wurden, häufig körperliche Faktoren eine Rolle spielten. Das können zum Beispiel Neben- und Wechselwirkungen verschiedener Medikamente sein, eine Schilddrüsenerkrankung oder auch eine allergische Reaktion auf einen bestimmten Stoff. Dies heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Sie automatisch depressiv werden, nur weil Sie mehrere Medikamente einnehmen oder ein Problem mit der Schilddrüse haben.
Wie alles mit allem in Wechselwirkung steht und wie viele Möglichkeiten es neben Psychopharmaka noch gibt, um Depressionen und Burnout ein für alle Mal zu überwinden, erfahren Sie in den kommenden Kapiteln Schritt für Schritt.
1.2 Depression: Der Fakten-Check
Nicht nur unter vielen Patienten, sondern auch unter einigen Ärzten und Therapeuten hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ein Mangel an Serotonin oder Noradrenalin im Gehirn ursächlich für das Auftreten von Depressionen verantwortlich sei. In einem Interview mit Depression heute bezieht Professor Dr. med. Uwe Gonther zu diesem Thema eindeutig Stellung2:
Erst in der jüngeren Zeit habe ich durch kritische Weiterbildung erfahren, dass die Biochemie der Depression unbekannt ist. Es gibt keinen körpereigenen Stoff, der eine Depression anzeigt, und auch keinen Stoff, der sich bei einer Besserung einer Depression messbar verändert. Wir Psychiater haben Marketingversprechungen (der Pharmaindustrie) geglaubt, denen jedwede solide wissenschaftliche Basis fehlt.
Prof. Dr. med. Uwe Gonther ist Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie ärztlicher Direktor des AMEOS Klinikums Dr. Heines in Bremen. Dieses Klinikum gehört zu den ältesten psychiatrischen Fachkrankenhäusern Deutschlands und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen. Kurzum, der Mann weiß, wovon er spricht. Zudem wird seine Ansicht von vielen namhaften Kollegen bestätigt. In einem weiteren Interview, das er Ende 2016 für den Sender Radio Bremen gab, bringt er es noch deutlicher auf den Punkt:
Ich finde, Antidepressiva haben schon den falschen Namen. Also, dieser Name suggeriert, man könne Depressionen durch den Einsatz von Medikamenten einfach wegzaubern. Und das ist biologisch nicht begründet, das so zu sehen. Also, Antidepressiva sind keine Antidepressiva (..) Wenn man sie zu lange gibt, richten sie überwiegend Schaden an.
Um diese Aussage nicht aus dem Kontext des gesamten Interviews zu reißen, ist es wichtig zu erwähnen, dass es auch Ausnahmen gibt, in denen die Gabe von Antidepressiva selbst aus heutiger Sicht noch gerechtfertigt ist. Bei schweren und schwersten Depressionen kann die kurzfristige Gabe von Antidepressiva durchaus dabei helfen, die Betroffenen aus dem allergrößten Tief und der Handlungsunfähigkeit herauszuholen. Doch bereits ab diesem Punkt sollten die Medikamente wieder behutsam ausgeschlichen werden und die Behandlung mit anderen Mitteln, wie zum Beispiel einer geeigneten Form der Psychotherapie, fortgesetzt werden.
Dies deckt sich auch mit meiner Praxiserfahrung. Würde man sich an diese Empfehlung halten, könnte man vermutlich nicht nur die Menge der verschriebenen Psychopharmaka halbieren, auch die Anzahl und Dauer von psychischen Erkrankungen dürfte signifikant zurückgehen. Lassen Sie mich erläutern, wie ich zu dieser gewagten Aussage komme: Über 40 Millionen Europäer nehmen Antidepressiva, das entspricht etwa acht Prozent der Bevölkerung. In Amerika greift sogar jeder Zehnte zu diesen Medikamenten. Ein Großteil davon sorgt dafür, dass der Serotoninspiegel im Gehirn erhöht wird.
Doch dummerweise gibt es keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass depressive Menschen überhaupt an einem Serotoninmangel leiden. Viele haben sogar einen deutlich höheren Wert als »gesunde« Menschen. Auch eine Verbindung zwischen Glücksempfinden und einem höheren Serotoninwert konnte nie nachgewiesen werden. Wer viel Serotonin im Gehirn hat, ist nicht zwingend glücklicher als andere. Er hat lediglich eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer sexuellen Funktionsstörung zu leiden. So haben laut ÄrzteZeitung etwa 59 Prozent aller Patienten mit einer antidepressiven Medikation auch mit sexuellen Beeinträchtigungen zu kämpfen3. Besonders häufig betroffen sind dabei Anwender folgender Präparate:
Citalopram Clomipramin Escitalopram Fluoxetin FluvoxaminMirtazapinParoxetinSertralin VenlafaxinDass dennoch die Anzahl der verschriebenen Antidepressiva immer weiter ansteigt, hat einen einfachen Grund: Pharmakonzerne scheuen keine Kosten und Mühen, um Ärzte und Kliniken seit Jahrzehnten mit lückenhaften Informationen zu versorgen. Ob diese Medikamente jedoch tatsächlich halten, was vollmundig versprochen wird, lässt sich an einem einfachen Rechenbeispiel nachprüfen. Die Anzahl der verabreichten Antidepressiva hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Wären diese Medikamente so hilfreich wie behauptet, müsste sich dann die Anzahl der Menschen, die unter Depression und Burnout leiden, nicht deutlich reduziert haben? Tatsächlich aber ist die Anzahl der Betroffenen dramatisch angestiegen, ebenso wie der Anteil der Langzeiterkrankten und chronisch Depressiven. Wie kann das sein?
Zumindest mir drängt sich da eine Frage auf: Ist es möglich, dass die Anzahl der Betroffenen auch deswegen so dramatisch ansteigt, WEIL heute doppelt so viele dieser Medikamente verabreicht werden? Höchste Zeit also, ein paar Fakten zusammenzufassen, die ich im weiteren Verlauf des Buches noch durch zahlreiche Studien belegen werde:
Fakten:
Depressionen werden durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren ausgelöst, die sich teilweise auch gegenseitig beeinflussen. Nur wer Körper und Geist als Teil eines Systems begreift, kann die nötigen Schritte unternehmen, um sich schnell und dauerhaft von Depressionen zu befreien. Depressionen haben ihren Ursprung NICHT in einem Mangel an Serotonin oder Noradrenalin. Somit ist es auch wenig sinnvoll, mit Antidepressiva das Vorkommen dieser Neurotransmitter im Gehirn zu manipulieren.Eine Depression muss nicht GRUNDSÄTZLICH medikamentös behandelt werden. Dies gilt nur für schwere und schwerste Depressionen, und selbst die sollten nur wenige Monate medikamentös begleitet werden, um gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden. Depressionen kehren nicht ZWINGEND in regelmäßigen Abständen wieder. Dies trifft nur zu, wenn statt der Ursachen die Symptome behandelt werden. Wer die wahren Gründe seiner Depression erkennt und behandelt, hat eine reelle Chance, dass weitere depressive Schübe ausbleiben.1.3 Burnout: Der Fakten-Check
Laut einer BKK-Studie aus dem Jahr 2018 glaubt bereits jeder Zweite Deutsche, von Burnout bedroht zu sein4. Woran liegt es, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, dem, was Arbeit und Familie von ihnen einfordern, nicht mehr gerecht zu werden? Im Wesentlichen gibt es zehn Gründe, warum Menschen ein Burnout-Syndrom entwickeln. Wir werden all diese Gründe in Kapitel 4 ausführlich beleuchten. Sollten Sie selbst betroffen sein, dürfen Sie sich darauf einstellen, dass höchstwahrscheinlich mehr als nur einer dieser Gründe auch auf Sie zutrifft. Aber das ist in diesem Fall nicht schlecht, sondern gut, denn all diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Nur wer ALLE Gründe kennt und Stück für Stück beseitigt, kann wieder dauerhaft ein leichtes und erfolgreiches Leben führen. Damit Ihnen diese »Arbeit« möglichst leichtfällt und Sie keine unnötige Energie mehr an den »falschen Baustellen« verschwenden, möchte ich auch beim Thema Burnout zuerst mit einigen Mythen aufräumen.
Ist Burnout in Wirklichkeit eine Depression, die medikamentös behandelt werden muss?
Der wohl hartnäckigste Mythos ist der, dass Burnout in Wirklichkeit nur ein gesellschaftsfähigerer Name für Depression sei. Deshalb verschreiben viele Ärzte im einen wie im anderen Fall Psychopharmaka.
Natürlich klingt »Ich habe Burnout« besser als »Ich habe eine Depression«. Das Wort Burnout sagt ja unterschwellig, dass sich jemand so lange für seinen Beruf und/oder seine Familie aufgeopfert hat, bis er völlig ausgebrannt ist. Bei einer Depression hingegen ist jemand krank, und das, obwohl häufig kein offensichtlicher Grund dafür vorliegt. Wie jedoch bereits erwähnt, ist eine Depression häufig nur die Folge eines unerkannten Burnout-Syndroms. Deshalb ergibt es in diesem Fall auch wenig Sinn, ein Antidepressivum einzusetzen, weil dadurch eine Heilung nicht unterstützt, sondern eher verzögert wird. Ein akutes Burnout-Syndrom zu beenden gelingt nämlich nur, wenn man begreift, was einen dazu veranlasst hat, sich selbst derart zu überfordern. Meist sind das »ungünstige« innere Dialoge sowie gewisse »Denkfehler«, die selbst unter erfolgreichen Menschen weit verbreitetet sind. Um diese zu verändern, benötigt man allerdings sowohl einen klaren Kopf als auch einen Körper, auf dessen Signale man noch vertrauen kann. Und beides ist nach der Einnahme von Antidepressiva nicht mehr unbedingt gegeben. Denn zu den häufigsten Nebenwirkungen dieser Medikamente zählen Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, Übelkeit und Gewichtszunahme. Keine guten Voraussetzungen also, um gezielt und effektiv etwas an der Art zu ändern, wie man denkt und lebt.
Fehlt bei Burnout nur die richtige Work-Life-Balance?
Nein, auch das ist nur ein weiterer, wenn auch hartnäckiger Mythos. Menschen mit Burnout-Syndrom schaffen es durchaus noch, Freunde zu treffen, Sport zu treiben oder einem Hobby nachzugehen. Was ihnen bei alldem jedoch nicht gelingt, ist abzuschalten. Sie haben permanent ein schlechtes Gewissen, weil sie dies oder jenes noch nicht erledigt haben. Das führt dazu, dass sie aus all diesen Aktivitäten keine wirkliche Kraft ziehen. Statt Spaß zu haben und den Moment zu genießen, sind sie gedanklich schon wieder beim nächsten Kunden, dem unaufgeräumten Schreibtisch, den schulischen Problemen der Kinder oder irgendeiner anderen unerledigten Aufgabe.
Eine effektive Gegenmaßnahme ist hier das Achtsamkeitstraining, allerdings NUR, wenn Sie zeitgleich auch eine Lösung für all die unerledigten Aufgaben gefunden haben. Das A und O für ausgeglichene und glückliche Menschen ist deshalb neben dem A für Achtsamkeit auch das O für Outsourcing. Aufgaben und Verantwortung zu delegieren ist eine viel wichtigere Burnout-Prophylaxe als jede noch so ausgeklügelte Work-Life-Balance. Wie auch Sie dieses A und O in Ihr Leben integrieren können, erfahren Sie übrigens in Kapitel 5.
Der Job Ihrer Psyche ist es, Sie zu beschützen
Selbst wenn das im Extremfall bedeutet, dass unterbewusst Ihr NOT-AUS-SCHALTER gedrückt wird, weil Sie es mit Ihrem bewussten Verstand nicht geschafft hätten. Der Fotograf und Schriftsteller Ulrich Schaffer beschreibt diese Kooperation von Körper und Seele sehr treffend in einem seiner Sinnsprüche:
»Geh du vor«, sagte die Seele zum Körper, »auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf dich.«
»Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für dich haben«, sagte der Körper zur Seele.
Noch einmal: Es ist extrem wichtig zu verstehen, dass eine Depression nach einem Burnout-Syndrom keine Krankheit ist, die medikamentös behandelt werden muss. Sie ist genau dieser Not-Aus-Schalter. Auf diesem Weg macht Ihre Psyche genau das, was sie soll. Sie schützt Sie vor sich selbst und zwingt Sie zur Ruhe und zum Nachdenken. Sobald Sie bestimmte Fehler erkannt und beseitigt haben, verschwindet auch das seelische Tief wieder ganz von alleine. Allerdings nur, wenn Sie Ihr gesamtes System nicht durch unnötige Medikamente so durcheinandergebracht haben, dass ein normaler Austausch zwischen Körper und Geist unmöglich geworden ist.
Fakten:
Depression und Burnout sind grundlegend verschieden und sollten deswegen auch unterschiedlich behandelt werden. Dennoch kann ein nicht oder falsch behandeltes Burnout-Syndrom zu einer echten Depression führen. Diese ist dann die Folge einer andauernden Überlastung und/oder einer falschen Medikation. Burnout kann NICHT mit Antidepressiva behandelt werden. Antidepressiva verlangsamen häufig die Denkfähigkeit des Gehirns. Menschen mit Burnout haben aber nach wie vor einen starken inneren Antreiber. Wer Antidepressiva nimmt und dadurch langsamer wird, erreicht noch weniger von seinen selbst gesteckten Tageszielen. Das führt zu zusätzlichem Druck und verschärft wiederum das eigentliche Problem. Burnout lässt sich NICHT einfach mit etwas mehr Work-Life-Balance beheben. Das Problem ist nämlich häufig kein Mangel an Freizeit oder das Fehlen eines Hobbys. Vielmehr empfinden die Betroffenen bei diesen Aktivitäten keine echte Erholung, da sie unterschwellig ständig ein schlechtes Gewissen haben, weil andere Sachen dadurch unerledigt bleiben. Somit muss nicht an einer besseren Work-Life-Balance gearbeitet werden, sondern primär an einer neuen, effektiveren Art des Denkens.Kapitel 2
Die zehn häufigsten Ursachen einer Depression
Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es eine ganze Reihe von möglichen Auslösern, die zu einer Depression führen können. Einige kommen als alleinige Ursachen infrage, während andere erst in Kombination miteinander ihre zerstörerische Kraft entfalten. In diesem Kapitel werde ich diese Ursachen im Einzelnen aufschlüsseln. Auf die entsprechenden Gegenmaßnahmen gehe ich dann etwas später noch ausführlich ein. Sicherlich werden einige von Ihnen das Bedürfnis haben, gleich zu den Gegenmaßnahmen zu springen, sobald Sie eine mögliche Ursache für sich erkannt haben. Aus den Erfahrungen meiner täglichen Praxisarbeit kann ich Ihnen aber versichern, dass Sie viel schneller erste Erfolge erzielen werden, wenn Sie das Buch zuerst von Anfang bis Ende durchlesen. Denn nur so haben Sie eine Chance, wirklich alle Auslöser der Depression aufzudecken und sicherzustellen, dass Ihr Genesungsprozess nicht durch irgendeine versteckte Ursache blockiert wird.
2.1 Ursache Nr. 1: Negatives Denken und Zweckpessimismus
Dank der modernen Hirnforschung wissen wir heute mit Sicherheit, dass unser Gehirn sich bis ins hohe Alter verändert. Diesen Prozess nennt man Neuroplastizität. Die Art, wie wir denken und handeln, lässt permanent neue synaptische Verbindungen entstehen, während zeitgleich andere abgebaut werden. Das ist auch gut so, denn der Platz in unserem Kopf ist beschränkt. Würden wir alle Informationen gleichwertig abspeichern und behalten, würde uns schlicht der Schädel platzen. Deshalb gilt unter Hirnforschern der einfache Grundsatz: »Use it or lose it.« Also: Benutze die gespeicherten Informationen, oder du verlierst sie.
Dinge, die wir oft denken oder wiederholen, werden immer fester im Gehirn »verdrahtet« und dadurch immer leichter und schneller abrufbar. Das geht so weit, dass regelmäßig wiederkehrende Gedanken und Handlungen so sehr automatisiert werden, dass wir deren Durchführung kaum mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.
Dass unser Gehirn wiederkehrende Muster erkennen und neuronal immer mehr optimieren kann, versetzt uns überhaupt erst in die Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Ein gutes Beispiel für diese Fähigkeit zum Multitasking ist das Autofahren. Ein Fahranfänger braucht noch seine ganze Aufmerksamkeit, um rechtzeitig zu kuppeln, zu schalten, zu blinken und dabei auch den Verkehr im Rückspiegel im Auge zu behalten. Jemand, der ein paar Jahre Fahrpraxis hat, kann während der Fahrt ein spannendes Radioprogramm verfolgen, sich mit seinen Mitfahrern unterhalten, intensiv über ein Problem nachdenken oder über die Freisprecheinrichtung telefonieren und dabei sogar wichtige Entscheidungen treffen. Das sichere Fahren im fließenden Verkehr wurde mit der Zeit immer mehr zu einem unterbewusst ablaufenden Prozess, der, wenn überhaupt, nur noch unterschwellig als anstrengend empfunden wird.
Diese Form der Automation betrifft ausnahmslos alle Handlungen und Gedanken. Wer sein Leben lang ein Optimist war, den werfen selbst unangenehme Ereignisse nicht so schnell aus der Bahn, weil sein Gehirn vollautomisch Sätze wie diesen formuliert:
»Wer weiß, wozu das wieder gut ist. Das habe ich doch schon öfter erlebt, dass irgendwas schiefgeht und erst im Nachhinein klar wird, was für ein Ärger mir dadurch erspart geblieben ist.«
So könnte es zum Beispiel sein, dass ein Geschäft mit einem lukrativen Kunden nicht zustande kam, weil ein Mitarbeiter den Kunden abgeworben hat, um mit diesem seine eigene Selbstständigkeit zu starten.
Natürlich ärgern sich selbst hartgesottene Positivdenker über ein derart illoyales Verhalten. Aber sie tun dies in der Regel nur kurz. Kaum ist der erste Ärger verraucht, sucht das Gehirn eines Optimisten nach Möglichkeiten, wie man selbst dieser Enttäuschung noch etwas Positives abgewinnen kann. Fast schon automatisch entstehen dann Gedanken wie diese:
»Gut, dass dieser Mitarbeiter so früh sein wahres Gesicht gezeigt hat. So hat er nur einen Kunden abgeworben und nicht gleich mehrere. Und wer weiß, ob dieser neue Kunde überhaupt so lukrativ ist wie vermutet. Ich habe schon von anderen gehört, dass seine Zahlungsmoral fragwürdig ist und er zudem wegen jeder einzelnen Rechnung zu diskutieren beginnt. Auf jemanden wie ihn kann ich gut und gerne verzichten.«