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Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Ist ‚Vater‘ gleichbedeutend mit ‚Macht‘ und wird somit Ersterer durch das Fehlen der Letzteren negiert? Wenn ja, würde das voraussetzen, dass Macht an physische Präsenz gekoppelt ist. Dies ist zu bezweifeln, da schon das Konzept von ökonomischer Macht, welches Thomä in seinem Argument aufwirft, nichts mit körperlicher Anwesenheit zu tun hat. Dennoch hat der Vater dadurch die Verfügungsgewalt über die Familie: Ungehorsam führt zum Ausschluss aus der Versorgungsgemeinschaft und zur gesellschaftlichen Ächtung. Obwohl der Vater aus dem ‚Exil der Arbeitswelt‘ heraus agiert, bleibt seine Macht folglich ungebrochen. Weiterhin lässt sich diskutieren, ob die seltene Anwesenheit den Eindruck der Macht des Vaters tatsächlich mindert. Wäre dies der Fall, hätten Könige (oder Regierungen generell) einen schlechten Stand. Schließlich können sie nicht immer überall präsent sein. Diese Schwäche wird durch eine symbolische Macht ausgeglichen, die eine Gesellschaft gewissen Institutionen zuschreibt – so beispielsweise dem Vater. Im Laufe des 18 Jahrhunderts „wurde der Vater von den emotionalen familiären Beziehungen ausgeschlossen, bis er im späteren 19. Jahrhundert als strenge, unnahbare Autorität im Hintergrund der Familie stehen sollte.“ Auch ohne körperlich anwesend zu sein, hat der Vaters großen Einfluss auf familiäre Abläufe. Er wird zur Repräsentationsfigur der bürgerlichen Ordnung. Beide hier angeführten Gegenargumente gegen Thomäs Idee der Marginalisierung der Väter laufen letztlich darauf hinaus, dass ein Vater nicht physisch präsent sein muss, um innerhalb der Familie Macht auszuüben. Literarisch war dieses Thema bereits im 18. Jahrhundert präsent, als nicht nur die Sphären von Familie und Arbeit auseinanderzudriften begannen, sondern auch politische Veränderungen eintraten. Wenn der Vater also nicht nur regieren darf, sondern muss, wie wirkt sich dessen Abwesenheit auf die Machtstrukturen innerhalb der Familie aus? Diese Frage soll hier mit der Komödie "Die Pietisterey im Fischbeinrocke" von Luise Adelgunde von Gottsched exemplarisch an einem Werk der Frühaufklärung untersucht werden.
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