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Der Affe mit der Gießkanne E-Book

Michael Steinwand

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Beschreibung

Wie bringt dich ein Affe dazu, über dein Leben nachzudenken? Was hat eine tote Maus mit Reichtum zu tun? Und was lehrt dich ein Tautropfen? Diese Sammlung von 52 buddhistischen Geschichten vermittelt tiefgründige Lebensweisheiten des Buddha. Jede Geschichte wird durch eine persönliche Anekdote des Autors ergänzt und mit praktischen Übungen und Reflexionsfragen vertieft. Ein Buch zum Schmökern, Nachdenken und Handeln. Buddhistische Weisheiten für den modernen Alltag Die überlieferten Geschichten aus dem alten Indien werden in einen modernen Kontext gesetzt. So findest du leicht einen Bezug zur heutigen Gesellschaft und kannst die Lehren auf dein Leben übertragen. Mehr Achtsamkeit in 52 Wochen Neben inspirierenden Geschichten enthält das Buch wöchentliche Achtsamkeitsübungen. Sie helfen dir, mehr Ruhe, Gelassenheit und Selbstreflexion in deinen Alltag zu bringen. Für alle, die innehalten wollen Fühlst du dich gestresst, überreizt und überfordert? Dieses Buch bietet Impulse für ein bewussteres Leben. - Einfache, tiefgründige Geschichten ohne Vorkenntnisse im Buddhismus - Zentrale Themen wie Glück, Freundschaft, Gier, Liebe und Hass - Praktische Denkanstöße und Wochenimpulse zur direkten Umsetzung Dein Weg zu mehr Achtsamkeit beginnt hier. „Der Affe mit der Gießkanne“ ist die perfekte Kombination aus buddhistischer Weisheit, Reflexion und praktischen Übungen – ideal zum Selbstlesen oder als Geschenk für gestresste Menschen, die mehr Ruhe und Klarheit suchen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


Der Affe mit der Gießkanne

 

 

 

 

Buddhistische Geschichten in 52 Wochen:

Für mehr Achtsamkeit, Selbstreflexion

und Glück im Alltag

 

 

 

Michael Steinwand

Über den Autor

 

Michael Steinwand (Jahrgang 1979) absolvierte ein Magisterstudium im Hauptfach Sinologie und in den Nebenfächern Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Ethnologie an der Universität zu Köln. Durch seine langjährigen Reisen und Studienaufenthalte, die ihn nach Indien, China und Japan führten, entwickelte er ein Interesse an den Lehren des historischen Buddhas Siddhartha Gautama. Dabei entdeckte er die heilsame Kraft der Meditation für sich. Als nicht religiöser, aber dennoch wahrheitssuchender Mensch unterstützt er Schweigeseminare in buddhistischen Laienklöstern und begleitet Kursteilnehmende auf ihrem Weg zu mehr Achtsamkeit und Selbsterkenntnis. Auf seiner jüngsten Pilgerreise durch den Norden Indiens und durch Tibet führte er tiefgehende Gespräche mit den Menschen an den heiligsten Stätten des Buddhismus. Wenn er nicht gerade buddhistische Geschichten erzählt, arbeitet er als Filmschaffender und baut Spielplätze für Kinder.

 

 

»Buddha weist dir nur den Weg.

Gehen musst du ihn selbst.«

 

Dhammapada, Kapitel 20: Magga – Der Pfad, Vers 276

 

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Viel Lärm um nichts

2 Das Tauziehen um den Sohn

3 Die Wahrheit in der Wüste

4 Die goldene Schale und der Wert von Ehrlichkeit

5 Vom Mäusefänger zum Millionär

6 Gute Führung, schlechte Führung

7 Ein dummer Freund kann dein Untergang sein

8 Wer nicht lernen will, muss fühlen

9 Der Hase im Mond

10 Geteilte Last ist immer tragbar

11 Das richtige Maß

12 Sieben Mal umfallen, acht Mal aufstehen

13 Feuchtes Holz und kalter Reis

14 Die Aufgabe in der Wüste

15 Was wir von Bäumen lernen können

16 Der sensible Stier

17 Federn lassen für die Liebsten

18 Der Schakal, der den Hals nicht vollbekam

19 Das Übel bei der Wurzel packen

20 Tote Tiger sollte man nicht wecken

21 Ein Hinkefuß kommt selten allein

22 Noch nicht gewonnen und schon zerronnen

23 Das Antlitz der Wahrheit

24 Die Eselin und das Pferd

25 Für eine Handvoll Erbsen

26 Wer anderen auf den Rücken kackt …

27 Der Löwe und der Specht

28 Ein toter Ochse frisst kein Gras

29 Der versalzene Kneipier

30 Die Welt zu einer Scheibe machen

31 Der skrupellose Arzt

32 Den Duft einer Lotusblume stehlen

33 Der Schwertschlucker und die Königin

34 Der Papagei und der tote Feigenbaum

35 Dem König auf der Spur

36 Die Krähe und die Goldgänse

37 Das größte Glück auf Erden

38 Das Leben ist wie ein Tautropfen

39 Der geduldige Mönch

40 Zwei Papageien vom Winde verweht

41 Ein Schmerz vor 700 Jahren

42 Der Elefantenkönig und die Königin

43 Die Ziege und der Panther

44 Der boshafte Elefant

45 Zuckerbrot und Peitsche

46 Die Dankbarkeit eines Königs

47 Der unausgesprochene Wunsch

48 Wenn ein Ratschlag ein Rad schlägt

49 Ein schützendes Übel

50 Ziemlich ungewöhnliche Freunde

51 Die Eroberung eines Herzens

52 Der Affe mit der Gießkanne

Epilog

Quellenverzeichnis

Literaturempfehlungen

 

Vorwort

 

J

emand fragte Buddha skeptisch: »Was hast du durch den buddhistischen Weg erlangt?«

Buddha antwortete: »Rein gar nichts.«

Der andere fragte weiter: »Wozu praktizierst du ihn dann noch?«

Buddha lächelte und sagte: »Seit ich den buddhistischen Weg verfolge, verlor ich Krankheit, Ärger, Depression, Unsicherheit, die Bürde des Alterns und die Angst vor dem Tod. Dies ist das Wohl des buddhistischen Pfades, der zur Erleuchtung führt.«

 

Frei übertragen aus:

The Dhammapada.Introduced and translated by Eknath Easwaran

 

 

Für wen dieses Buch gedacht ist

 

Du hast das Gefühl, getrieben zu sein und keine Zeit zu haben. Zusätzlich zum persönlichen Alltag mit Familie und Arbeit erreicht dich täglich eine Flut an Informationen. Die Bildschirme deines Handys, Tablets, Fernsehers und Laptops halten dir eine Krise nach der anderen vor Augen. All das erzeugt das Gegenteil eines unbeschwerten Lebens. Kurzum, du fühlst dich gestresst, überreizt und überfordert. Und du fragst dich: Was ist eigentlich aus dem Modell des einfachen Lebens geworden? Was ist mit mentaler Gesundheit, guten Beziehungen, Ruhe und Gelassenheit?

 

Ich bin überzeugt, dass sich jeder Mensch nach diesen Dingen sehnt. Und wenn du all das schon in deinem Leben hast, dann gratuliere ich dir von Herzen. Aber was ist, wenn dir etwas davon fehlt? Wir sind die meiste Zeit mit dem Außen beschäftigt. Um überhaupt einmal zur Ruhe zu kommen und über unser Leben zu reflektieren, müssten wir die Welt um uns herum komplett ausblenden und den Blick nach innen richten. Aber wann nehmen wir uns die Zeit dafür? Zeit, um in Ruhe über unser Leben nachzudenken, uns überhaupt mit uns selbst zu befassen?

 

 

Wieso die Lektüre von Geschichten eine positive Wirkung haben kann

 

Bei unterhaltsamen Geschichten entspannen sich Menschen am besten. Es ist umso bereichernder, wenn es zusätzlich lehrreiche Geschichten sind. Wann hast du das letzte Mal aus einer Geschichte eine Lektion fürs Leben gelernt? Mit meinem Buch lade ich dich ein, die Lebensweisheiten des Buddhas kennenzulernen. Vielleicht kannst du aus ihnen neue Erkenntnisse für dein Leben ziehen. Keine Sorge, Vorwissen oder Kenntnisse über den Buddhismus sind nicht notwendig.

 

 

Was dich sonst noch in diesem Buch erwartet

 

Schon im alten Indien dienten die Lebensweisheiten des Buddhas als kleine Wegweiser, die den Menschen im Hinblick auf das Leben Orientierung boten. Für dieses Buch habe ich 52 buddhistische Geschichten ausgewählt – handverlesen, eine für jede Woche im Jahr. Sie stammen aus einer Sammlung von mehr als 500 überlieferten Erzählungen. Es handelt sich dabei um teils moralisch lehrreiche, teils fabelhafte Geschichten aus den früheren Leben des Buddhas (»Wiedergeburtsgeschichten«). Sie sind mehr als 2.500 Jahre alt und basieren auf einer Sammlung überlieferter Lehrreden (Pali-Kanon) des historischen Buddhas Siddhartha Gautama (563 v. Chr. bis 483 v. Chr.).

 

 

Was Buddha uns heutzutage noch lehren kann

 

Viele der überlieferten Geschichten setzen voraus, dass man ein bestimmtes Vorwissen hat und Terminologien aus dem Buddhismus kennt, um sie zu verstehen. Sie enthalten meistens eine lange Rahmenhandlung und Wiederholungen in Versform, die für die Kerngeschichten nicht relevant sind. Manchen Geschichten und Protagonisten merkt man zudem an, dass sie aus heutiger Sicht etwas aus der Zeit gefallen sind. Gleichwohl vermitteln sie wertvolle Wahrheiten, die noch heute Bestand haben. Um diesen Schatz zu bewahren, habe ich die ursprünglichen Geschichten gekürzt, redigiert und für eine moderne Leserschaft leicht angepasst. Wer sich für die Originalfassungen interessiert, findet am Ende dieses Buches ein Quellenverzeichnis.

Nach welchen Kriterien die Auswahl der Geschichten erfolgte

 

Zum einen war es mir wichtig, Geschichten auszuwählen, die im europäischen Raum nicht weit verbreitet sind. Zum anderen sollten die ausgewählten Geschichten wertvolle Botschaften enthalten, die aus meiner Sicht auch noch in die heutige Zeit passen. Damit möglichst viele Menschen mit den Geschichten etwas anfangen können, habe ich darauf geachtet, dass universelle Themen abgedeckt sind, unter anderem Liebe, Familie, Freundschaft, Glück, Gier und Hass.

 

 

Was du zusätzlich zu den Geschichten erhältst

 

Ich verstehe mich nicht nur als Vermittler der Geschichten, das heißt, ich will sie dir nicht nur neu erzählen, sondern ich möchte dir im Anschluss auch etwas mit an die Hand geben. Am Ende jeder Geschichte kannst du dir überlegen, welche Weisheit(en) du daraus für dich mitnimmst. Gleichzeitig gebe ich dir einen aus meiner Sicht zusammenfassenden Grundgedanken zu Beginn jeder Geschichte mit auf den Weg. Das bedeutet jedoch nicht, dass du diesem zustimmen musst. Ich bin mir sicher, dass du des Öfteren auch anderer Meinung sein wirst als ich. Meine Einladung an dich: Finde deine eigene Interpretation.

 

 

Zudem erzähle ich dir Anekdoten aus meinem Leben, die ich persönlich mit der jeweiligen buddhistischen Geschichte verbinde, um eine gedankliche Brücke in die heutige Zeit zu schlagen. Meine Anekdoten sind bewusst so gewählt, dass die Verbindung zu dem jeweiligen Grundgedanken nicht immer direkt ersichtlich ist. Manchmal muss man etwas um die Ecke denken. Dies soll das Sichtfeld vergrößern, die Denkmuster aufbrechen und dir eine Anregung zu weiterführenden Überlegungen bieten. Um dich zusätzlich zu inspirieren, wie du die Lebensweisheiten in deinen Alltag integrieren könntest, folgen auf jede Geschichte einige Reflexionsfragen, Denkanstöße und Handlungsvorschläge in Form von Wochenimpulsen. Getreu dem Motto: Buddha weist dir nur den Weg. Gehen musst du ihn selbst.

 

Nun wünsche ich dir viel Freude bei der Lektüre.

 

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei den Reflexionsfragen und Wochenimpulsen auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

 

Falls du Fragen hast oder Anregungen mit mir teilen möchtest, schreibe mir bitte gern eine E-Mail an [email protected].

 

1 Viel Lärm um nichts

 

Wer sich nur auf fremde Aussagen verlässt und nichts hinterfragt, kann sich leicht verirren.

 

I

n der Nähe eines Küstengebirges befand sich ein Wald. Dort lebte am Fuße eines Bilva-Baumes ein Hase unter dem Fächerpalmendickicht. Dieser Zeitgenosse war sehr ängstlich, stets machte er sich Sorgen über dies und das. Eines Tages war er vom Grasfressen in seinen Bau zurückgekehrt und dachte: »Was wäre, wenn heute die Welt untergeht? Wohin würde ich mich retten?« In diesem Moment löste sich eine Frucht vom Baum und fiel auf ein Fächerpalmenblatt, sodass es ploppte. Der Angsthase erschrak. »Jetzt ist es so weit, die Welt geht unter!«, fuhr es ihm durch den Kopf, und er rannte panisch aus seinem Bau.

Sein Nachbar, ein anderer Hase, sah dies und rief ihm hinterher: »Hey, was ist los? Warum läufst du weg?«

Aber der Flüchtende antwortete nicht, sondern rannte weiter. Da lief ihm der Nachbar hinterher. Als er ihn eingeholt hatte, fragte er erneut: »Sag schon, was ist los? Warum läufst du davon?«

»Die Welt geht unter!«, antwortete der ängstliche Hase, ohne langsamer zu werden. Sie liefen an einem dritten und vierten Hasen vorbei, die sich ihnen sofort anschlossen, als sie die schreckliche Nachricht erfuhren. Bald flohen Tausende von Hasen vor dem drohenden Weltuntergang.

Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich ihnen auch andere Tiere an, darunter Gazellen, Eber, Elche, Büffel, Ochsen und Elefanten. Ein riesiges Heer der unterschiedlichsten Tiere bahnte sich schließlich seinen Weg aus dem Wald hinaus. Als jedoch der alte Löwe all die panischen Tiere sah und den Grund dafür erfuhr, dachte er: »Ich habe auf meine alten Tage noch nie gehört, dass die Welt jemals untergehen könnte. Wenn ich nicht eingreife, rennen diese Verrückten noch über die Klippen hinaus und stürzen ins Meer.« Er lief, so schnell er konnte, um vor die Herde zu kommen. Dann sprang er auf einen Hügel und brüllte so laut, dass die Tiere erschrocken anhielten. Sie standen dicht gedrängt zusammen und zitterten vor Erschöpfung.

Der Löwe schritt durch ihre Reihen und fragte: »Hey, was ist denn mit euch los? Warum lauft ihr alle wie wild davon?«

»Hast du es nicht gehört? Die Welt geht unter«, erklärten ihm einige Tiere.

»Aha, und wer sagt das?«, wollte der Löwe wissen.

»Na, die Elefanten sagen das«, kam es aus der Menge

zurück.

Und der Löwe blieb bei den Elefanten stehen und stellte sie zur Rede: »Woher wisst ihr das?«

Ein Dickhäuter antwortete: »Keine Ahnung, wir hörten es von den Tigern.«

Und die Tiger antworteten auf Nachfrage des Löwen: »Von uns kommt das nicht. Das haben wir von den Ochsen.«

Die Ochsen verwiesen jedoch auf die Büffel. Und die Büffel hatten es von den Ebern gehört.

Als nur noch zwei Gruppen übrig blieben, sagten die Gazellen: »Die Hasen haben es zuerst gesagt.«

»Und wer von den Hasen hat es als Erster gesagt?«

Da zeigten die Artgenossen auf den ängstlichen Hasen. »Soso, du behauptest also, dass die Welt untergeht?«, stellte der Löwe den Angsthasen zur Rede.

Dieser nickte eifrig.

»Und woher willst du das wissen?«

»Ich habe es gehört. Mit meinen eigenen Ohren!«, antwortete der Hase.

»Wo hast du es gehört?«

»In meinem Bau, unter den Bäumen.«

»Zeige mir die Stelle«, forderte der Löwe den Hasen auf. »Ich werde mir das genauer ansehen.« Und zu den anderen Tieren sagte er: »Ihr bleibt alle hier, bis ich wiederkomme.«

Dann kletterte der Hase auf den Rücken des Löwen, und sie machten sich auf den Weg zum Bau des Hasen.

Dort angekommen erklärte der Hase: »Ich lag unter den Fächerpalmenblättern und hörte plötzlich einen lauten Knall. Da wusste ich, dass die Welt untergeht.«

Der Löwe untersuchte das Dickicht und sah am Baum hinauf. Schließlich sprach er: »Es ist wahrscheinlich bloß eine Frucht auf ein Blatt über dir gefallen. Dies erzeugte das Geräusch, das du gehört hast.«

Der Hase kratzte sich nachdenklich am Kopf.

Der Löwe eilte daraufhin zurück zu den wartenden Tieren und klärte diese auf. »Ihr braucht keine Angst mehr zu haben. Die Welt geht nicht unter. Das war nur viel Lärm um nichts.«

 

Persönliche Anekdote

 

Um 6:25 Uhr klingelt für gewöhnlich mein Handy-Wecker. Reflexartig greife ich dann nach meinem Smartphone, um den Alarm auszustellen. Da erscheinen auch schon die ersten Push-Nachrichten: Unfälle, Krisen, Proteste. So starten leider viele meiner Tage: Die dunkle Wolke des vermeintlichen Weltuntergangs zieht sich über meinem Kopf zusammen, während ich meinen Kaffee trinke. Die Wetter-App sagt mir Gewitter voraus. Negative Nachrichten erlebe ich intensiver, und sie bleiben mir länger im Gedächtnis. Ich habe mal gelesen, dass dieses Phänomen fachsprachlich als »Negativitätsdominanz« bezeichnet wird. Der Großteil unserer Sorgen ist meistens unbegründet, da die befürchteten Probleme nie eintreten. Ich ziehe mir wasserabweisende Schuhe sowie meine Regenjacke an und verlasse mit Regenschirm das Haus – die Sonne scheint, am Himmel ist keine Wolke zu sehen.

 

Selbstreflexion

 

Bin ich auch schon einmal blind einer Mehrheit gefolgt, ohne ihr Handeln zu hinterfragen?

Bin ich eher gutgläubig oder skeptisch gegenüber neuen Informationen?

Welche Auswirkung haben negative Informationen auf mein Leben?

 

Wochenimpuls

 

Ich reduziere meinen Medienkonsum und informiere mich maximal einmal am Tag über aktuelle Nachrichten. Es gibt keinen Grund, überwiegend schlechte Nachrichten mehrmals zu hören. Darüber hinaus verzichte ich für eine Woche auf alle Aktivitäten in den sozialen Medien. Um aus der »Negativitätsdominanz« auszubrechen, notiere ich handschriftlich drei positive Dinge, die ich heute gelesen, gehört oder selbst erlebt habe.

 

 

2 Das Tauziehen um den Sohn

 

Wer voller Liebe ist, tut anderen kein Leid an.

 

E

ine Mutter ging mit ihrem zwei Jahre alten Sohn an einen Lotusteich, um dort zu baden. Nachdem sie das Kind gewaschen hatte, setzte sie es am Ufer auf eine Decke. Anschließend watete sie ein paar Meter in den Teich hinein, um sich selbst zu reinigen. Plötzlich erschien eine fremde Frau am Ufer. Ihr Blick richtete sich erst auf den kleinen Jungen und dann auf seine Mutter.

»Was für einen schönen Jungen du hast. Ist er dein Sohn?«, rief sie der Mutter zu, die der Fremden zögernd zunickte. Etwas kam ihr an der Frau komisch vor, weshalb sie sich beeilte, zurück zu ihrem Sohn am Ufer zu gelangen. Doch just in dem Moment, in dem sie aus dem Wasser stieg, packte die fremde Frau den Jungen am Handgelenk und zog ihn mit sich.

Die Mutter schrie vor Schreck: »He, lass mein Kind los!« Barfuß rannte sie der Fremden hinterher, die das Kind offenbar entführen wollte. Bald holte sie die beiden auf einem belebten Marktplatz ein und ergriff ihren Sohn an seinem anderen Handgelenk.

So zerrten beide Frauen an dem Kind, bis sich der Dorfvorsteher einmischte, der die Situation von seinem Marktstand aus beobachtet hatte.

»Was ist denn hier los? Warum streitet ihr euch um das Kind?«, wollte der alte Mann wissen.

Die beiden Frauen unterbrachen zwar das Gezerre, ließen aber die Handgelenke des Kindes nicht los.

»Das ist mein Kind, doch diese Frau will es mir stehlen!«, behauptete die Fremde.

»Nein, nein. Das ist mein Kind. Diese Frau hat es entführt!«, protestierte hingegen die Mutter.

Der alte Mann kratzte sich am Bart und sprach: »Ihr behauptet beide dasselbe. Wem soll man hier glauben? Ich schlage vor, dass ihr euch meinem Urteil beugt. Seid ihr damit einverstanden?«

»Gut, aber wie willst du das denn entscheiden?«, fragte ihn die Fremde.

Die Mutter des Kindes brachte kein weiteres Wort heraus. Der Dorfvorsteher nahm seinen Krückstock und zog eine Linie in den sandigen Erdboden.

»Legt den Jungen mittig auf diese Linie. Eine von euch ergreift seine Hände, die andere seine Füße. Wer von euch beiden es schafft, ihn vollständig auf seine Seite zu ziehen, der darf das Kind behalten«, erklärte der alte Mann.

Inzwischen hatten sich viele Passanten und etliche Markthändler um die beiden Frauen, das Kind und den Dorfvorsteher versammelt und verfolgten gespannt die Situation. Die zwei Frauen folgten den Anweisungen und begannen, an dem Kind zu ziehen. Je stärker sie an dem Jungen zogen, desto lauter schrie und weinte er vor Schmerzen. Das brach der Mutter das Herz, und sie ließ ihr Kind sofort los. Die Fremde zog den Jungen schnell zu sich über die Linie und lächelte triumphierend.

»Moment!«, tönte der alte Mann, hob seinen Krückstock in die Luft und wandte sich an die Schaulustigen: »Wenn ein Kind Schmerzen hat, leidet dann das Herz einer Mutter oder lässt es sie kalt?«

»Natürlich tut das einer Mutter weh!«, antwortete die Menge.

»Wer ist hier also die wahre Mutter des Jungen? Die Frau, die ihn losließ, oder die Frau, die weiter an ihm zog?«, hakte der Dorfvorsteher nach.

»Die, die ihn losließ!«, urteilten die Umstehenden.

»Damit ist es entschieden!« Der alte Mann bedeutete der Fremden, das Kind freizugeben.

Diese folgte seiner Anordnung und wich dann einige Schritte zurück. Erleichtert schloss die Mutter ihren Sohn in ihre Arme, bedeckte ihn mit Küssen und weinte vor Freude.

 

Persönliche Anekdote

 

Nachdem ihre Mutter plötzlich gestorben war, lebten zwei meiner Tanten als Kinder eine Zeit lang bei Pflegeeltern, die keine eigenen Kinder hatten. Den beiden Mädchen ging es gut, und sie waren zufrieden. Eines Tages holte mein Großvater die Ältere gegen ihren Willen wieder zurück auf den väterlichen Hof. Die Jüngere lebte seitdem in ständiger Sorge, ebenfalls aus ihrer liebgewonnenen Pflegefamilie herausgerissen zu werden. Oft ist es unser persönliches Ego, das sich über die Bedürfnisse anderer stellt. Bedingungslose Liebe sich selbst, dem Partner, der Partnerin und besonders den eigenen Kindern gegenüber bedeutet auch, zur richtigen Zeit loslassen zu können.

 

Selbstreflexion

 

Könnte ich einen geliebten Menschen loslassen, wenn es die Situation erfordert?

Wie müsste die Situation beschaffen sein, damit ich mich gut damit fühle?

Was würde ich dieser Person zum Abschied unbedingt sagen wollen?

 

Wochenimpuls

 

In dieser Woche achte ich besonders auf meine Gedanken in Bezug auf das Loslassen einer geliebten Person (z. B. Auszug aus dem Elternhaus, Auslandsaufenthalt, Trennung/Beziehungsende, Tod eines geliebten Menschen). Sobald belastende Gedanken aufkommen, mache ich mir diese bewusst und versuche, der Situation etwas Tröstliches abzugewinnen. Ich formuliere daraus positive Sätze. Jeden Morgen wiederhole ich sie mit einem Lächeln vor dem Spiegel. Auch wenn es mir am Anfang schwerfallen sollte, versuche ich, diese Worte nicht nur zu sprechen, sondern auch zu glauben.

 

3 Die Wahrheit in der Wüste

 

Wer nur auf den eigenen Vorteil achtet, stürzt sich ins Unheil.

---ENDE DER LESEPROBE---