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Plötzlich verdunkelte sich der silberhelle Mond. Ein riesenhafter Schatten senkte sich herab – auf der Suche nach weiteren Opfern …
Als diese am nächsten Morgen entdeckt werden, zeigt sich den Menschen ein Bild des Grauens mit ungeahntem Ausmaß. Nie zuvor haben sie so etwas gesehen, haben keine Vorstellung was für ein Wesen dafür verantwortlich sein könnte. Und die fieberhafte Suche beginnt!
Wird es ihnen gelingen den Mörder des jungen Paares aufzuspüren, bevor dieser erneut zuschlägt? Wer ist er, wo kommt er her? Handelt es sich um einen oder mehrere Täter? Die Zeit drängt, denn jeder könnte der nächste Tote sein, wenn sich ein Schatten vor den Mond schiebt …
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Franc Helgath
Der Atem der Verwesung
Ein unheimlicher Roman
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve mit Bärenklau Exklusiv, 2023
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Der Atem der Verwesung
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
Hier ist eine kleine Auswahl der von Franc Helgath erschienen Romane, weitere finden Sie auf der Plattform Ihres Vertrauens.
Plötzlich verdunkelt sich der silberhelle Mond. Ein riesenhafter Schatten senkt sich herab – auf der Suche nach weiteren Opfern …
Als diese am nächsten Morgen entdeckt werden, zeigt sich den Menschen ein Bild des Grauens mit ungeahntem Ausmaß. Nie zuvor haben sie so etwas gesehen, haben keine Vorstellung was für ein Wesen dafür verantwortlich sein könnte. Und die fieberhafte Suche beginnt!
Wird es ihnen gelingen den Mörder des jungen Paares aufzuspüren, bevor dieser erneut zuschlägt? Wer ist er, wo kommt er her? Handelt es sich um einen oder mehrere Täter? Die Zeit drängt, denn jeder könnte der nächste Tote sein, wenn sich ein Schatten vor den Mond schiebt …
***
Der Fuchs saß geduckt im Schatten eines Farngewächses. Der Nachtwind hatte ihm die Witterung einer Ratte zugetragen. Das Tier nagte nur mehr eineinhalb Meter von ihm entfernt am Aas eines Vogels. Die Ratte riss gerade ein Stück aus dem Kadaver, als sich die Fänge eines Stärkeren in ihren gedrungenen Hals gruben.
Der Nager quiekte erschrocken auf. Dann schlugen die Kiefer des Fuchses in seinem Hals zusammen.
Der lange, dünne Schwanz fuhr in das Laub, zuckte und blieb still. Der Fuchs stellte seine Vorderpfoten auf die Beute und wollte sich gerade darüber hermachen, als er plötzlich innehielt.
Er hob den Kopf mit der spitz zulaufenden Schnauze und lauschte in die Dunkelheit. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Der Fuchs duckte sich, als hätte ein Unsichtbarer ihn die Peitsche spüren lassen. Dann ließ er von seiner Beute ab, zog die Rute ein und stob unter die Farne zurück, aus denen er gekommen war.
Über die vom Wind zerzausten Tannenwipfel stieg groß und majestätisch der Mond. Sein kaltes, bleiches Licht floss wie ein aus zarten Silberfäden gewebter Teppich auf die Erde unter den Bäumen, schenkte den Farnen und Gräsern filigranhafte, silbern schimmernde Konturen. Dann wurde der Mond verdunkelt. Von der Lichtscheibe herab, senkte sich flatternd der riesenhafte Schatten. Auch er suchte ein Opfer …
Der kleine, schnittige Sportwagen mit dem geöffneten Verdeck stand in einer Waldschneise. Peter Wenlein, ein Student der Rechte, hatte diesen Platz mit Bedacht gewählt.
Der rote Flitzer, dessen Farbe im Dunklen an geronnenes Blut erinnerte, stand mit der Motorhaube genau dort, wo sich die Schneise in eine leicht abfallende Lichtung öffnete. Der Student war nicht zum ersten Mal an diesem Platz, doch zum ersten Mal hatte er dieses Mädchen dabei.
Elisabeth Klein mochte an die siebzehn Jahre alt sein, und sie fand es »unwahrscheinlich toll«, dass der junge, gutaussehende Mann mit seinem Sportwagen sie heute Abend eingeladen hatte. Die Tochter des Kaufmanns im nahen Dorf hatte schon seit langem ein Auge auf Peter geworfen, und sie hatte freudig ja gesagt, als er sie fragte.
Sie waren im Kino gewesen, und auf der Rückfahrt hatte Peter diesen Platz angesteuert.
Am Ende der abfallenden Lichtung breitete sich ein flacher, runder Weiher aus, dessen Ufer mit Schilf bestanden waren. Der Mondschein lag auf dem leicht gekräuselten Wasser wie ein Streifen weiß-glänzenden, kalten Feuers.
Jeden Augenblick wollte man erwarten, dass dieses weiße Feuer sich über den ganzen See fressen würde, so, wie ein Feuer sich über ein Kornfeld ausbreitet. Aber es lag glitzernd und zitternd in einem breiten, nervösen Streifen da, der sich bis dorthin erstreckte, wo das Schilf des anderen Ufers eine dunkle, wogende Linie bildete.
Sie saßen im Wagen und sprachen über den Film, den sie gerade gesehen hatten, und betrachteten den weißen Lichtstreifen. Dann erstarb das Gespräch.
Das Mädchen war ein Stück vom Sitz herabgeglitten, und der Kopf ruhte auf dem Rückenpolster, sodass Elisabeth nicht mehr gegen den Horizont schaute, sondern in den Himmel.
Und das Mondlicht floss über ihr Gesicht, sodass es glatt und weiß wie Marmor aussah.
Auch Peter lehnte sich zurück, und das Mondlicht ergoss sich auch über sein Gesicht. Er dachte nun daran, dass er in einer Minute hinübergreifen würde, um sie zu berühren.
Er schaute verstohlen zur Seite, sah, wie ihr Gesicht im Mondschein so glatt wie Marmor war, und dass sie die Augen geschlossen hatte. Und wie ihre Hände mit der Handfläche nach oben dalagen, die Finger ein wenig gekrümmt, als wollten sie ein Geschenk empfangen. Es wäre leicht gewesen, einfach hinüberzulangen und mit »der Sache« anzufangen.
Denn Peter Wenlein dachte in der schnoddrigen Sprache eines Studenten, der sich für einen verdammt schneidigen Kerl hält.
Das Mädchen öffnete weich die Lippen.
»Peter …«
Er wandte sich zu ihr und stützte sich mit dem Ellenbogen an der Rückenlehne auf.
»Lissy?«
»Ich danke dir für diesen Abend. Es ist so schön, ich könnte weinen.«
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und deshalb schwieg er. Mit einem Mal tat ihm das Mädchen leid. Er hätte es jetzt nehmen können, doch er tat es nicht. Er schaute auf Elisabeth herab, wie sie blass und unschuldig dalag.
Sie war eigentlich nicht schön, doch ihr Gesicht mit den dunkelblonden Locken war apart zu nennen. Die feingeschwungene Linie ihrer Nase war ein Erbstück ihrer Mutter, die nach dem Krieg aufs Land gezogen war und dort den Kolonialwarenhändler Georg Klein heiratete. Elisabeth war das einzige Kind geblieben.
Peter fuhr mit seinen Händen in die dunklen Locken, und er fühlte, wie das Mädchen unter seiner Berührung erschauderte. Doch dann ließ es sich sein zärtliches Streicheln gefallen.
»Ich könnte die ganze Nacht so daliegen«, flüsterte Lissy, wie sie nur von Peter genannt wurde.
»Da würde dir sehr kalt werden«, blieb Peter Wenlein prosaisch. Plötzlich verlor er alle Lust, noch länger hierzubleiben. Sie war eben doch noch ein wenig jung und naiv. Es machte ihm mit einem Male keinen Spaß mehr, sie zu verführen. Ein kleines Mädchen, ein verdorbener Abend.
»Es ist ziemlich spät geworden«, sagte er in die Stille und in das Rascheln der Blätter hinein. »Deine Eltern werden Schwierigkeiten machen, wenn du um Mitternacht noch nicht zu Hause bist.«
»Meine Eltern kümmern mich heute nicht«, lächelte sie glücklich und wandte sich dem jungen Mann zu.
Er schaute weg und tastete nach dem Zündschlüssel, den er hatte stecken lassen.
»Wollen wir wirklich schon fahren?«
Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit.
Er nahm die Hand wieder vom Schlüssel und lehnte sich zurück.
»Wir könnten uns ja noch ein wenig die Beine vertreten.«
Sie sprang flink aus dem Wagen und war vor ihm am See. Kalt wehte der Wind vom Berg herunter, und ohne den Schutz der Bäume, auf beiden Seiten der Lichtung, fror sie. Peter kam gerade im rechten Augenblick, um ihr seine Lederjacke um die Schultern zu legen.
Die Jacke war viel zu groß, und Lissy raffte sie vor der Brust zusammen. Sie schaute zu dem hochgewachsenen jungen Mann auf.
Peter starrte etwas missmutig auf den See hinaus. Das romantische Flair der nächtlichen Landschaft hatte für ihn jeden Reiz verloren, nachdem es keinen Zweck mehr erfüllen konnte. Alles, was jetzt noch kam, war Zeitvergeudung. Doch er glaubte es dem Mädchen schuldig zu sein, die Rolle des ritterlichen Galans weiterzuspielen.
Sie gingen am See entlang. Das Ufer war weich, und bei jedem Schritt gluckerte Wasser in den verborgenen Tiefen.
Weiter oben, auf einer Anhöhe, ein Stück vom Ufer entfernt, schnitt das Mondlicht eine roh zusammengezimmerte Bank aus der Finsternis. Das Mädchen steuerte zielstrebig darauf zu. Es hatte den Anschein, als kenne sie diesen Platz und wäre heute nicht zum ersten Mal hier.
»Hier stört uns niemand«, rief sie über die Schulter zurück und zog Peter Wenlein den Hang hinauf auf die Bank zu.
Im Studenten begannen Zweifel darüber zu erwachen, ob diese Kaufmannstochter wirklich noch so unschuldig war, wie er anfangs geglaubt hatte. Die Augen, die ihm entgegenblitzten, waren die einer Frau.
Peter Wenlein lief schneller.
Sie hatten die Bank nach einer halben Minute erreicht. Lissy ließ sich als erste darauf sinken. Wie unbeabsichtigt blieb dabei der Saum ihres weiten Rockes ein ganzes Stück oberhalb der Knie auf den Schenkeln liegen. Sie unternahm keine Anstalten, die Blöße zu verdecken.
Peter Wenlein grinste.
»Ich glaube, wir bleiben doch noch eine Weile«, sagte er.
»Habe ich dich wirklich überredet«, zwinkerte sie ihm zu. »Setz dich doch. Oder hast du Angst vor mir?«
Nein. Angst hatte er keine. Er würde es diesem Luder schon zeigen, dass sie ihn nicht umsonst hierher gelockt hatte.
»Mach ein wenig Platz«, sagte er und beugte sich zu ihr hinunter.
Aber das Mädchen beachtete ihn nicht mehr. Das Gesicht zwischen den dunkelblonden Haaren war urplötzlich wächsern wie das einer Toten. Die Augen starrten mit nachtschwarzen Pupillen an ihm vorbei in den Nachthimmel. Dann fiel ein Schatten über die Augen, fiel auch über den Studenten Peter Wenlein.
Er hörte das Flattern erst im letzten Moment. Als er herumfuhr, sah er gerade noch zwei brennende Feuerpunkte in einem haarigen, spitz zulaufenden Etwas.
Und dann schlugen auch schon Krallen in seine Schulter. Er fühlte, wie sein Schlüsselbein brach. Peter Wenlein stürzte und kam auf dem Rücken zum Liegen. Ein krallenbewehrter Fuß trat auf seinen Hals, schnitt ihm die Luft ab. Der Student wollte die Last von sich wälzen, doch das Wesen über ihm war stärker.
Er war beim Sturz hart an der Kante der Sitzbank aufgeschlagen. Blut rann ihm warm in den Nacken.
Das Wesen über ihm stieß ein kreischendes Pfeifen aus, wie es der Student noch nie gehört hatte, und wie er es auch nie wieder hören würde.
Er lag mit dem Kopf zur Bank. Wenn er den Kopf ganz in den Nacken legte, konnte er verwaschen das verzerrte Gesicht des Mädchens sehen. Es hatte keinen Laut von sich gegeben.
Jetzt wusste er, warum.
An ihrem Hals klaffte eine breite Wunde. Und der Kopf des Wesens neigte sich darüber.
Der Fuß an Peters Hals tastete sich höher, glitt über sein Gesicht. Er sah die Krallen noch auf seine Augen zukommen, doch dann zerplatzte sein Bewusstsein in einem fürchterlichen Schmerz …
Hermann Kreger brauchte keinen Wecker. Er wachte jeden Tag früh um halb vier auf. Sommer wie Winter. Seine innere Uhr funktionierte besser als jede von Menschen geschaffene Mechanik.
Er dachte sofort nach dem Aufwachen an die vorletzte Nacht, und ein spöttisches Grinsen huschte über seine ungelenken Züge. Ein Beobachter hätte dieses Lächeln als ein nervöses Zucken gedeutet.
Hermanns Gesicht war nicht geeignet, Gefühlsregungen zu artikulieren. Es erinnerte an ein roh behauenes Stück Holz, und sogar die Farbe war ähnlich gelblich und ungesund. Es war ein Gesicht, wie es die Holzfäller im Nachbardorf an langen Winterabenden in ihre Krippenfiguren schnitzten.
Die Stirn wölbte sich breit unter dem kurzgeschorenen Haar und fiel an den buschigen Augenbrauen schroff zu tief liegenden Augenhöhlen ab, in denen die Lider nicht zu sehen waren. Nur die Iris glitzerte grau und bleiern wie ein düsterer Bergsee bei einem regenverhangenen Himmel. Die Nase war klobig und gab dem Gesicht zusammen mit dem breiten, vorspringenden Kinn ein dümmlich-brutales Aussehen.
Hermann Kreger wurde von vielen nach seinem Gesicht beurteilt. Kaum jemand wusste, dass er weder dumm noch im eigentlichen Sinne brutal war. Er war verschlossen, war in sich gekehrt, war ein Eigenbrötler trotz seiner jungen Jahre.
Neben der Emailleschüssel mit frischem Wasser lag ein hartes Stück Brot mit ausgetrockneter Rinde. Hermann grub seine starken, ungepflegten gelben Zähne hinein und biss ein Stück ab.
Kauend wusch er sich flüchtig und trank einen Schluck aus den zur Kelle geformten Händen.
Das Brot in seinem Mund wurde weicher.
Schließlich hatte er sein Frühstück beendet. Er schlüpfte in viel zu weite Hosen, die schon hoch über seinen Knöcheln in Fransen endeten. Als Hosenträger dienten zwei Kälberstricke. Er schlüpfte in die Schleifen und schob sich das hellblau gestreifte Hemd in den Bund. Derbes, verschmutztes Schuhwerk vervollständigte seine Kleidung.
Hermann Kreger trat an das geöffnete Fenster und sog die Morgenluft ein, die noch den Duft der taufeuchten Wiesen trug. Über den hügeligen, mit Mischwald bedeckten Horizont kroch die Dämmerung. Die Nebelbahnen, die sich ins Tal zogen, glichen zum Riesenhaften angewachsenen, klebrigen Spinnenbeinen, doch bald schon würde ein neuer, sonniger Tag die Schrecken der Nacht vertreiben.
Aber er würde nicht alle Schrecken vertreiben können.
Hermann Kreger lächelte wieder sein befremdendes Lächeln.