Der Atlas der Abenteuer (2). Weltenretten für Fortgeschrittene - Cressida Cowell - E-Book

Der Atlas der Abenteuer (2). Weltenretten für Fortgeschrittene E-Book

Cressida Cowell

0,0
10,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die abenteuerlichste Reise quer durch alle Welten geht weiter für alle Kinder ab 10 Jahren von Besteller-Autorin Cressida Cowell … Achtung: Diese Geschichte enthält seltene magische Kreaturen, einen Feuerplaneten aus Eis und Schnee, böse Widersacher und die besten Helden und Heldinnen aller Zeiten! Eigentlich haben die vier O'Hero-Smith Kinder – die Zwillinge K2 und Izzabird und ihre Stiefgeschwister Theo und Mabel – der berühmt-berüchtigten Horizabel hoch und heilig versprochen, von nun an die Finger vom Weltenwandern zu lassen. Doch dann entdecken die vier das magische Wesen Bug. Es ist klar: Bug kommt aus einer anderen Welt und kann auf der Erde nicht überleben. Kurzerhand stürzen sich K2, Izzabird, Theo und Mabel in ein weiteres Abenteuer, um Bug auf seinen eisverkrusteten Feuerplaneten Blink 22 zurückzubringen. Dabei können sie ihren Eltern hoffentlich auch beweisen, dass sie sehr wohl mit Magie umgehen können. Auf Blink 22 angekommen, geraten die vier jedoch in große Gefahr, denn Vorcxix, der bei ihrem letzten Abenteuer ewige Rache geschworen hat, wartet bereits auf sie. Gut, dass nicht nur K2 eine magische Gabe hat, denn es geht auf einmal nicht mehr nur darum, Bug nach Hause zu bringen, auch das Schicksal des Universums liegt wieder einmal in ihren Händen… Weitere Bücher von Cressida Cowell: Der Atlas der Abenteuer (1). Weltenwandern für Anfänger Drachenzähmen leicht gemacht (1) Drachenzähmen leicht gemacht (2). Wilde Piraten voraus! Drachenzähmen leicht gemacht (3). Strenggeheimes Drachenflüstern Drachenzähmen leicht gemacht (4). Mörderische Drachenflüche Drachenzähmen leicht gemacht (5). Brandgefährliche Feuerspeier Drachenzähmen leicht gemacht (6). Handbuch für echte Helden Drachenzähmen leicht gemacht (7). Im Auge des Drachensturms Drachenzähmen leicht gemacht (8). Flammendes Drachenherz Drachenzähmen leicht gemacht (9). Jagd um das Drachenerbe Drachenzähmen leicht gemacht (10). Suche nach dem Drachenjuwel Drachenzähmen leicht gemacht (11). Verräterisches Drachenmal Drachenzähmen leicht gemacht (12). Der letzte Drachenkönig Wilderwald (1). Die Rückkehr der dunklen Magie Wilderwald (2). Die Rache des Königshexers Wilderwald (3). Im Auge des Inselmonsters Wilderwald (4). Die Macht des magischen Versprechens

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 316

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Weitere Bücher von Cressida Cowell im Arena Verlag:

Drachenzähmen leicht gemacht (1)

Drachenzähmen leicht gemacht (2). Wilde Piraten voraus!

Drachenzähmen leicht gemacht (3). Strenggeheimes Drachenflüstern

Drachenzähmen leicht gemacht (4). Mörderische Drachenflüche

Drachenzähmen leicht gemacht (5). Brandgefährliche Feuerspeier

Drachenzähmen leicht gemacht (6). Handbuch für echte Helden

Drachenzähmen leicht gemacht (7). Im Auge des Drachensturms

Drachenzähmen leicht gemacht (8). Flammendes Drachenherz

Drachenzähmen leicht gemacht (9). Jagd um das Drachenerbe

Drachenzähmen leicht gemacht (10). Suche nach dem Drachenjuwel

Drachenzähmen leicht gemacht (11). Verräterisches Drachenmal

Drachenzähmen leicht gemacht (12). Der letzte Drachenkönig

Wilderwald (1). Die Rückkehr der dunklen Magie

Wilderwald (2). Die Rache des Königshexers

Wilderwald (3). Im Auge des Inselmonsters

Wilderwald (4). Die Macht des magischen Versprechens

Der Atlas der Abenteuer (1). Weltenwandern für Anfänger

Cressida Cowell

verbrachte ihre Kindheit in London und auf einer kleinen unbewohnten Insel an der schottischen Westküste. Neben der Aufzeichnung von Hicks’ berühmten Memoiren hat sie mehrere Bilderbücher geschrieben und illustriert. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Hammersmith, England.

Jan Möller

studierte Komparatistik in Bonn und Angewandte Literaturwissenschaft in Berlin. Seit 2007 arbeitet er als Übersetzer und freier Lektor für Belletristik, Kinder- und Jugendbücher.

Dieses Buch ist Familie FACCINI gewidmetEmily, Ben, Francesco, Delfina und Bay

Ein Verlag in der Westermann Gruppe

Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel

»Which Way round the Galaxy« bei Hodder & Stoughton Limited.

© 2023 byCressida Cowell

1. Auflage 2025

© für die deutschsprachige Ausgabe: 2025 Arena Verlag GmbH

Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Der Verlag behält sich eine Nutzung des Werkes fürText und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

Aus dem Englischen von Jan Möller

Text: Cressida Cowell

Cover und Kartenillustration: Timo Grubing (wird vertreten von der Agentur Brauer)

Lektorat: Anna-Lena Amend

Hintergründe für Innengestaltung: Shutterstock.com, New York/Kazakova Maryia; Shutterstock.com, New York/Julia August; Shutterstock.com, New York/FotoMirta; Shutterstock.com, New York/DigitalMagus; Shutterstock.com, New York/Andrey_Kuzmin Shutterstock.com, New York/Design Projects; Shutterstock.com, New York/GarryKillian

Umschlaggestaltung: Timo Grubing

Satz und Layout: Malte Ritter

E-Book-ISBN 978-3-401-81100-0

Besuche uns auf:

www.arena-verlag.de

@arena_verlag

@arena_verlag_kids

Was, wenn es ein Kind gäbe,auf dessen selbst gezeichneten Kartendie Übergänge zwischen den Weltenzu sehen wären?

Prolog

von Horizabel der Grimm

Ich bin die Geschichtenmacherin.

Mein Name ist HorizabelDelft, auch bekannt als »die Grimm«, Vollwaise, Kopfgeldjägerin und die beste Sternkreuzerin im Universum.

Im Auftrag der Universumsregierung bewahre ich den Frieden. Und das ist eine Riesenaufgabe.

Denn das Universum ist atemberaubend, ohrenbetäubend, hirnbenebelnd gigantisch groß.

Aber vor langer Zeit, tief in der Vergangenheit, hat ein magischer Mensch mit einer besonderen Gabe einen »Alternativen Atlas« des Universums gezeichnet. Dieser zeigte die genaue Position der »Welcherweg«-Portale an, durch die man im Bruchteil einer Sekunde zwischen den Welten wechseln kann, sodass man sich unheimlich viel Zeit und Geld für die Raumfahrt erspart.

Das nennen wir »Sternkreuzen«.

Nur ganz besondere Personen, Gesetzgeber und Kopfgeldjäger wie ich, besitzen eine wertvolle Kopie jenes ursprünglichen Alternativen Atlas. Wir fliegen durch das Universum und sorgen dafür, dass keine illegalen Atlanten benutzt werden, eliminieren jene, die ohne unsere Erlaubnis durch die Welcherwege reisen, und bewahren den Frieden zwischen den Welten.

Wir sind ziemlich cool. Wir haben große Schwingen, die uns helfen, die ungeheuren Weltraumentfernungen zu überwinden. Wir haben keine Familien, die uns zur Last fallen. Und wir haben den Frieden in den Galaxien über eine großartig lange Zeit hinweg bewahrt.

Doch nun, zum ersten Mal seit Tausenden von Jahren, wurde ein Nachfahre des ursprünglichen Atlas-Malers geboren: ein Junge namens K-ZweiK2, der dieselbe, wirklich außergewöhnliche Atlas-Gabe hat – und seine Gabe ist SOGAR NOCH MÄCHTIGER als die seines Vorfahren.

Das KIND-MIT-DER-ATLAS-GABE hält sich zurzeit versteckt, zusammen mit seinen Familienmitgliedern, bei denen ich ähnlich seltsame und ungewöhnliche Gaben vermute … und das macht sie sehr gefährlich.

Das Kleinkind Annipeck, zum Beispiel, hat die Gabe von Magie-die-auf-Plastik-wirkt. So etwas wurde im Universum nie zuvor beobachtet.

Aber wir wissen noch nicht, was die magischen Gaben der anderen drei Kinder sind.

Worin werden diese Gaben wohl bestehen?

Es könnte praktisch ALLES sein. Mir wird ganz schwindlig, wenn ich an all die gefährlichen Möglichkeiten denke …

Im Moment verstecken sich der Junge und seine Familie im Haus der O’Hero-Smiths auf dem Planeten Erde, und ich kann sie nicht erreichen, denn K-ZweisK2s trickreiche Tanten haben alle Welcherwege, die dorthin führen, so fest verschlossen, dass selbst die kleinsten Geister nicht durch die Ritzen schlüpfen könnten.

Sie können HERAUS.

Aber niemand sonst kommt HEREIN.

Und das ist wirklich gut so, denn …

Böse, BÖSE Leute wollen das Kind und die Familie und ihre ungewöhnlichen und mächtigen Gaben in die Finger bekommen, und diese Familie ist weder vor den bösen Leuten sicher noch, das muss ich zugeben … vor mir. Denn ich weiß, dass ich sie für die Sicherheit des Universums eigentlich beseitigen sollte.

(Nimm mir das bitte nicht übel. Das ist schließlich mein Job.)

Deshalb sind die Kinder, ihre ganze Familie, ihre Heimatgalaxie und noch vieles mehr in extremer, unmittelbarer Gefahr.

Lass uns einen dieser bösen Leute aus der Nähe betrachten, dann siehst du, was ich meine …

Halt dich gut fest. Krall dich in meine Nackenhaare, denn wir fliegen jetzt eine lange, lange Strecke durch das Universum, zu einer Welt namens »Blink 22«.

Teil Eins

Kapitel 1

Tod in der Prophezeiung

In einer weit, weit entfernten Galaxie kreiste um eine einsame Sonne am Rand einer fremden Milchstraße ein einziger strahlender Planet. Auf diesem besonderen hellen und verbotenen, als Blink 22 bekannten Planeten war alles eiskalt, doch sein Eis war durchmischt von einem frostigen FEUER. Es gab Flammen, die von Gletschern eingeschlossen waren, Glut im Herzen einer jeden Schneeflocke und riesige Feuer, die unter den großen Dauerfrostebenen loderten. Das Feuer-Eis bedeckte den Großteil der Landmassen, doch vereinzelt gab es Oasen, die auf seltsamen, tischähnlichen Konstruktionen über den frostigen Eisschollen thronten und dort dampften, sprudelten und vor Leben überquollen.

Auf dem gesamten feuergefrorenen Planeten heulte und knackte das brennende Treibeis, und der Wind tobte so wild und einsam, dass einem die Gedanken einfroren, sobald sie den Kopf verließen. Der einzige Lichtblick waren die Regenbogenringe, die sich bei Tage unveränderlich am Himmel wölbten und Hoffnung auf etwas Besseres weckten. Davon abgesehen aber gab es nichts, so weit das Auge sehen konnte.

Doch halt …

Da war eine einzelne Gestalt in der endlosen Feuer-Eis-Wüste unterwegs, ein gewaltiger Roboter, bekannt als der VERREISSER, mit Skiern an den Füßen und funkelnden Diamanten auf dem kahlen Schädel. O, schon der Anblick lässt einen zittern, auch wenn ein Roboter natürlich keine Kälte spürt … Er bewegte seine skelettartigen Glieder mit solcher Anmut, hierhin und dorthin, und glitt wie ein Tänzer über das Eis.

Hinter ihm donnerte ein großer, schwer bewaffneter und von gigantischen, wolfartigen Robotern gezogener Schlitten unaufhaltsam über das Eis. In dem Schlitten saß eine grimmige Gestalt, tief in Schneebärfellen vergraben, sodass nur die Nase herausschaute, verborgen hinter einem Schutzschild.

Die Wolf-Roboter und der Schlitten schleiften auf dem Feuer-Eis ein jaulendes, kreischendes Bündel hinter sich her, dessen laute Schreie fast so heftig in den Ohren stachen wie die Eiseskälte des Windes.

Weder der Roboter noch der Teufel im Schlitten schienen den Lärm zu beachten. Aber nach einer Weile zog das Jaulen einen Schwarm Schneehaie an. Ihre gebogenen Rückenflossen durchschnitten das Eis hinter dem Bündel und das Geschrei nahm vor lauter Angst noch zu.

Der Roboter ganz vorne hielt nicht einmal an, er ließ bloß ein Periskop aus dem Rücken fahren und zwei große feurige Laserstrahlen schossen heraus und trafen zwei der Schneehaiflossen.

Bäm, bäm!

Die getroffenen Schneehaie stießen durchdringende Todesschreie aus, und der Rest der Schneehaigruppe hielt augenblicklich an und drehte ab, um sich leichtere Beute zu suchen.

Der Roboter und sein seltsames Gefolge setzten ihren Weg fort und schenkten dem entsetzlichen Kreischen aus dem Lumpenbündel weiterhin keine Beachtung. Bis es so intensiv wurde, dass der Roboter mit einer eindrucksvollen Wende schlitternd stehen blieb, dass der Schnee nur so spritzte. Und das Bündel hinter dem Schlitten schrie: »Hier ist es, es ist hier!«

Der Roboter kniete sich hin, sodass der Schlittenreiter im Pelz vom großen Schlitten auf den Rücken des Roboters und dann hinunter aufs Eis springen konnte. Sein mit Sporn versehener Stiefel gab dem Bündel einen flinken, festen Tritt, was den Bann löste, der es zusammenhielt, und aus dem unsichtbaren Zaubernetz rollte eine fauchende, fluchende, fuchsteufelswilde Hexe, grün wie ein Smaragd und hager wie ein Besenstiel.

»Ich hab dir doch gesagt, es ist hier. Verflucht sollst du sein! Lass mich frei, wie du es versprochen hast!«, heulte die Hexe. »Gib mir meine Diamanten und lass mich frei!«

Der Reiter holte eine leuchtende Kugel aus seiner Tasche. »Wiederhole noch einmal die Prophezeiung«, sagte er.

Ein Sprühregen aus Spucke ging auf sein Haupt nieder, als die Hexe eine Salve schillernder Flüche gegen ihn ausstieß, die so deftig waren, dass ein jeder in Flammen aufgegangen wäre, der nicht so banngeschützt war wie der Reiter.

Der Reiter hob einen Finger und die Hexe kreischte auf wie angeschossen. Schlagartig hielt sie den Mund.

Mit einem Lächeln reichte der Reiter der Hexe etwas aus seiner Tasche. Es war ein Kinderschuh, abgerissen und zerfleddert. Noch grün beschmiert mit dem Saft von Dschungelranken, denn der kindliche Besitzer hatte diesen Schuh tief im Urwald des Abschaudergrauses verloren, weit, weit weg, in der fernen Welt Excelsiar.

Die Hexe schnüffelte an dem Schuh, als wäre sie ein Hund, der an etwas roch, um es aufzuspüren.

»Der Schuh des Kinds-mit-der-Atlas-Gabe …«, sang sie leise vor sich hin.

Und dann blies sie mit voller Kraft auf den Schuh. Der Hexenatem riss winzige Partikel des Schuhs mit sich, zu winzig, als dass man sie sehen konnte, vermischte sie mit dem Schnee ringsum und blies sie in die Kugel des Reiters.

Mit einem Fingerklopfen übertrug die Hexe die Prophezeiung in die Kugel.

Die Vision der Hexe erschien im Mittelpunkt der Kugel. Mit zusammengekniffenen Augen starrte die Hexe auf die bewegten Gestalten, Sprenkel aus Licht, Spuren der Zukunft, einen Augenblick dort, dann wieder verblasst wie Schatten.

»Sssehr hübsch, wenn die Vision aus Schnee gemacht ist«, zischte der Schlittenreiter, dessen Name Vorcxix war. Er schaute der Hexe bewundernd über die Schulter. Selbst das pure Böse kann Schönes zu schätzen wissen.

Denn Vorcxix war einer der bösen Leute, von denen ich dir gerade noch erzählt habe. Und er war nicht einfach irgendein alter Fiesling. Er war ein doppelzüngiges Mitglied des Hohen Rats der Universumsregierung, ein Wer-Gräuel-Pretörer, der auch »Vorcxix der Verruchte« genannt wurde, mit Fingernägeln, die schärfer als Luftstäbe waren, und mehr reiner Boshaftigkeit und Teufelei in sich als ein Sack voll Wer-Katzen.

Er und ich waren Todfeinde, und das letzte Mal, als ich ihm begegnet war, hatte er auf dem Planeten Excelsiar hinter dem Rücken der Universumsregierung Ärger angezettelt – aber aus guten Gründen bewahrten wir gegenseitig unsere Geheimnisse – vorerst jedenfalls …

»Dann issst … mein Plan … meine Zukunft … noch gesichert?«, zischte Vorcxix wie eine bösartige Schlange.

Die Hexe schüttelte sich und stöhnte, als ob sie es gründlich bereute, in Vorcxix’ Zukunft gesehen zu haben. »Es sieht jetzt noch besser aus als vorher«, sagte sie betrübt. »Für dich jedenfalls.«

Ein gieriges Lächeln zeigte sich auf Vorcxix’ Gesicht.

»Aber du musst erst das Kind-mit-der-Atlas-Gabe beseitigen, denn solange sein Alternativer Atlas nicht unter deiner Kontrolle ist, kannst du nicht gewinnen«, sagte die Hexe.

Sie schaute die Vision in der Kugel noch einmal genauer an. »Du musst die komplette O’Hero-Smith-Familie eliminieren oder dein Plan wird scheitern … außer das kleinste Mädchen – das mit der Magie-die-auf-Plastik-wirkt. Seine Gabe wird dir nützlich sein.«

Vorcxix lächelte erneut, denn er genoss diese Aussicht. »Das ganze Vipernnessst, gut, sehr gut. Ich weiß, wo sie sind … auf diesem jämmerlichen Planeten Erde. Aber jemand hat all die Welcherwege geschlossen, die mich dorthin bringen würden, und ich komme nicht an sie heran.«

»Die Vision besagt, dass die Kinder durch diesen Welcherweg HIERHERkommen werden«, sagte die Hexe und zeigte auf das Eis unter ihnen.

Vorcxix stampfte mit einem Fuß auf die unnachgiebige Oberfläche und stieß einen Protestschrei aus. »Aber hier ISSST gar kein Welcherweg, Hexe … sieh! Nur festes Eisssss.«

»Ja, jetzt noch nicht«, wimmerte die Hexe. »Aber die Welten werden sich drehen, wie sie es immer tun, der Welcherweg wird auftauchen, und dann kommen die vier O’Hero-Smith-Kinder, unter ihnen das Kind-mit-der-Atlas-Gabe, hier hindurch …«

»Aber warum sollten sie etwasss so Unsinniges tun? Sie sind doch in Sicherheit, solange sie auf dem Planeten Erde bleiben«, grübelte Vorcxix. »Ich hoffe, du versuchst nicht, mich reinzulegen …« Er ließ seinen Zauberfinger zucken und der Körper der Hexe krümmte sich in schmerzhaften Krämpfen zusammen. Aus Protest schrie sie laut auf.

»Ich schätze, sie sind eben doch Menschen«, winselte sie. »Menschen sind bekannt dafür, unfolgsam, irrational und unvernünftig zu sein …«

Es war ein kritischer Moment für die schwitzende Hexe. Aber zu ihrer Erleichterung schien der Wer-Gräuel-Pretörer ihr zu glauben.

»Lass mich gehen«, flehte sie. »Ich habe die Vision in deine Kugel übertragen, du kannst sie jetzt selbst abrufen, was willst du denn noch von mir?«

»Wann?«, blaffte Vorcxix. »Wann kommen diese dummen kleinen Menschen?«

»Wann, kann ich nicht sagen«, jammerte die Hexe. »Wo, ist doch schon gut, oder etwa nicht, bei all den endlosen Sternen des staubigen Universums? Genau … hier …«

Mit einer Kralle zog die Hexe ein helles X in das von Schnee bedeckte Eis. »Und das war das letzte Mal, dass ich jemandem wie dir angeboten habe, die Zukunft vorherzusagen, Vorcxix!«

Ganz langsam verzog Vorcxix seinen Mund zu einem Lächeln. O, dieses Lächeln war sehr unangenehm anzuschauen und mehr wie ein Zähnefletschen.

Er blickte in die Kugel, die jetzt die Vision der Hexe gefangen hielt, und rümpfte die Nase. »Es scheint mir ein äußerst merkwürdiger Zufall, dass sie ausgerechnet an einen Ort kommen, an dem ich schon so viele Projekte laufen habe … Könnte es sein, dass sie auf der Suche nach mir sind?«

Von was für Projekten spricht Vorcxix da?, dachte ich mit einer unheilvollen Vorahnung in den Knochen. Was tut er auf diesem frostigen vergessenen Albtraum von einem Planeten? Sicher nichts Gutes, wette ich, bei den Barthaaren des Sagittarius, nichts Gutes …

Vorcxix verpasste der in Lumpen gewickelten Hexe einen weiteren Tritt. »War mir eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen!« Er nahm den Kinderschuh wieder an sich und zählte eins, zwei, drei, vier Diamanten in die gierig aufgehaltene Hand der Hexe. Einen für jedes der Kinder und noch einen Rubin extra für dasjenige mit der Atlas-Gabe.

Die Hexe biss auf die Diamanten, um zu prüfen, ob sie echt waren, und stieß dann einen gierigen Seufzer der Erleichterung aus – er hatte sie nicht hereingelegt.

Das Feuer unter ihnen und um sie herum war zu tief im Eis eingeschlossen, um Vorcxix warm zu halten, deshalb baute der Roboter ihm ein eigenes Lagerfeuer auf. Vorcxix entfachte es mit seinem Zauberfinger. Es war anders als alle Feuer, die du auf dem Planeten Erde finden kannst, denn das hier war ein Zauberfeuer aus dem fallenden Schnee, in Regenbogenfarben, hell strahlend und von einer sonnenähnlichen Wärme. Vorcxix streckte seine Hände danach aus, um sie zu wärmen.

»Du wirst den Kindern doch nichts antun, oder?«, flehte die Hexe, in einem plötzlichen Anfall von Skrupeln, jetzt wo sie ihre Bezahlung erhalten hatte.

Vorcxix’ Lächeln wirkte, wenn überhaupt möglich, noch unangenehmer als zuvor. »Was für eine Frage von jemandem wie dir, die du die Zukunft dieser Kinder so bereitwillig für eine Handvoll stinkender Juwelen verkaufst!«, höhnte er.

Die Hexe schüttelte unglücklich ihren Kopf, als ob ihr Gewissen eine Wasserblase wäre, die ihr in die Ohren geraten war und die sie jetzt herausschleudern wollte.

»Mein Gefährte ist ein Killerroboter«, fuhr Vorcxix fort. »Ist es nicht offensichtlich, weshalb wir hier sind, Hexe? Sicher nicht, um die Aussicht zu genießen, oder? Los, verschwinde … was wir ab jetzt tun, ist nicht deine Sache.«

»Aber der Welcherweg, durch den wir hergekommen sind, könnte bei diesem Wetter zugefroren sein!«, protestierte die Hexe.

»Das ist dann dein Problem, oder nicht?«, knurrte Vorcxix. »Ich habe mein Versprechen gehalten … HAU AB!«

Sowohl die Hexe als auch Vorcxix wussten, dass die Hexe größere und unmittelbarere Probleme hatte als einen zugefrorenen Welcherweg. Alleine, ohne Roboterschutz, auf einem Planeten mit einer der größten Ansammlungen von gefährlichen und giftigen Wesen im gesamten Universum, ganz zu schweigen von der künstlichen Intelligenz, die diesen düsteren Ort zu ihrem Zuhause gemacht hatte.*

Hier draußen hatte sie kaum eine Chance.

Mit auf dem Eis trippelnden Krallen und schnellen Flügelschlägen erhob sich die Hexe kreischend in die Lüfte und flog in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Der Roboter, dessen silberne Gliedmaßen im Feuerschein glänzten, steckte seine Skier in den Schnee und machte sich daran, einen Unterstand zu bauen. Sie würden darauf warten, dass die Kinder durch den Welcherweg kamen, wie Eisbären an einem Atemloch für Robben. Der Unterstand war natürlich nicht für den Roboter selbst. Roboter brauchen keine Unterstände. Der Unterstand war für seinen Herrn und Meister.

Der Roboter setzte sich und richtete sein beträchtliches Arsenal an Waffen auf das X im Eis.

Vorcxix stand auf, sodass der Pelz um ihn wallte, und sah der Hexe nach, die immer schneller davonflog.

Sie war in Eile.

Vielleicht ahnte sie, was jetzt passieren würde. Aber sie konnte ihr Schicksal nicht abwenden.

Vorcxix hatte es nicht eilig.

An einem leeren Himmel konnte sich eine Hexe nirgends verbergen.

Er wartete, bis sie sich womöglich in Sicherheit wähnte.

Dann hob er seinen Finger und zielte.

Die Hexe gab keinen Laut von sich, als sie vom Himmel fiel.

Auf dem Eis auftraf.

Grünes Blut sammelte sich in einer Lache um ihren Körper.

Vorcxix brummte.

Er setzte sich wieder an das Regenbogenfeuer.

Legte den Kinderschuh behutsam neben sich.

Und wartete.

Nicht schlimm, dachte ich.

Vorcxix wartet am falschen Ort.

In die Zukunft zu sehen, ist ein ziemlich komplizierter Vorgang. Sicher war der Hexe Schnee in die Augen geraten und hatte ihre Vision getrübt. Warum sollten die O’Hero-Smith-Kinderhierherreisen?

Stell dir bloß vor, ein ganzer Planet voller schrecklicher Eiswesen, die mindestens so giftig sind wie all die Tiere in Australien, sich jedoch an das kalte Klima angepasst haben.

Niemand würde freiwillig hierherkommen. Und wie unwahrscheinlich war es zudem, dass die Kinder zum zweiten Mal an einen Ort reisten, an dem Vorcxix bereits seine eigenen Geschäfte trieb.

Lass mich dir nur eine klitzekleine Vorstellung davon geben, wie unvorstellbar groß das Universum ist.

Atemberaubend, hirnbenebelnd groß. In einer einzigen Galaxie gibt es mehr Sterne als die unendlichen Sandkörner an einem Strand des Atlantischen Ozeans. Würden sie, aus all den Welten, wirklich diese wählen, um darin aufzutauchen?

Das war der erste der Zufälle, die dafür sorgten, dass ich mir allmählich Sorgen machte, was hier vor sich ging, und er gab mir eine Menge zu denken.

In der Zwischenzeit musste ich verfolgen, was bei der anstrengenden O’Hero-Smith-Familie los war.

Also lass mich dich zu einem viel freundlicheren Ort bringen als diesem fremdartigen Planeten in weiter Ferne, zu einem Ort, an dem es äußerst unwahrscheinlich ist, dass du innerhalb von Sekunden erfrierst oder von riesigen Schneehaien gefressen wirst. Das nächste Kapitel spielt auf einem sehr viel angenehmeren Planeten, und er heißt: Erde.

Bleibt besser dort auf eurem Planeten Erde, O’Hero-Smith-Kinder.

Haltet besser euer Versprechen, nicht durch die Welcherwege zu treten.

Auf der Erde seid ihr sicher.

Auf der Erde kann euch keiner erreichen, solange ihr die Türen der Welcherwege nicht öffnet.

Für die O’Hero-Smith-Kinder, für die gesamte O’Hero-Smith-Familie wäre ALLES GUT, solange sie nur ihr Versprechen halten würden, nicht K-ZweisK2s Alternativen Atlas zu nutzen …

Sie würden doch sicher nicht etwas so Absurdes, so Unvernünftiges, so GEFÄHRLICHES tun, wie dieses Versprechen zu brechen?

Das finden wir jetzt heraus. Ich habe ein schlechtes Gefühl.

Halt dich gut an meinen Nackenhaaren fest, während ich Abermillionen von Weltraummeilen reise, zum guten alten Planeten Erde.

Halt die Luft an.Wir tauchen ein.

*Die Roboter, die dort lebten, nannten den Planeten »Brqjk1urblk22«. Aber im Rest des Universums war er gemeinhin besser als »Blink 22« bekannt, denn für viele humanoide Zungen war das ein leichter auszusprechender Name.

Kapitel 2

Auf dem Planeten Erde gibt es keine Magie

Auf dem Planeten Erde gibt es keine Magie.

Jedenfalls sollte es keine geben. Aber das hatte anscheinend niemand einem kleinen Wesen gesagt, das an einem wunderbar friedlichen warmen Sommernachmittag Anfang Juli in einer besonders gewöhnlichen ländlichen Gegend auf dem vollkommen gewöhnlichen Planeten Erde um sein Leben rannte.

Alle anderen in dieser ländlichen Gegend kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Vögel zwitscherten von Baum zu Baum und zogen ihr typisches Juli-Ding durch. Kaninchen hoppelten umher, flitzten quer über die hübschen gewundenen Sträßchen und in ihre Baue unter den Hecken.

Durch die Felder taumelte ein rundes kleines haariges Ding, unsicher auf seinen kurzen Beinen, doch es lief, so schnell es konnte, irrsinnig vor Angst. Es war so fehl am Platz, wie es nur ging, und eindeutig ein magisches Wesen, denn sein Fell zeigte alle möglichen schrägen Farben zugleich, vor allem aber lila, und es war eine komische Mischung aus eulenartig und zerzaust flauschig wie ein explodiertes Kätzchen, tollpatschig, ständig stolpernd, und dazu humpelte es, weil es im Dreck ein Bein hinter sich herzog, das von einer leuchtenden Fußfessel behindert wurde.

Durch die Felder hetzte es, gab dabei ab und an ein Fiepen wie das schrille Pfeifen eines Teekessels von sich. Hastete den Hügel hinab, durch die Hecken …

Hundegebell, Schlüsselklimpern, beides kam immer näher.

Vier gewaltige Schäferhunde sprangen hinter ihm durch das Feld.

Fünf große Menschen fluchten, riefen, flehten das unbekannte Wesen an, doch zurückzukommen – sonst würde es das noch bereuen.

Das Wesen gab einen leisen Klagelaut von sich und tauchte in die Weizenreihen ab, um sich zu verstecken.

Oben am Himmel ertönte das Kreischen einer Drohne.

SIIIIIIRRRRRR!

Dieses Geräusch brachte das kleine trappelnde Wesen dazu, einen besonders schrillen Alarmschrei auszustoßen, was der Drohne unglücklicherweise erlaubte, seine Position genauer zu orten, und sie flog tiefer über dem Feld und schoss Betäubungspfeile in den Weizen.

Eine kurze Pause, dann preschte das Wesen aus seinem Versteck im Weizen, weiter, weiter, das arme kleine Ding, balancierte auf dem trockenen bröckelnden Schlamm am Feldrand, fiel um, raffte sich wieder auf. Es war nicht klar, wohin es wollte, und es wäre vielleicht im Weizen sicherer gewesen. Aber die Hunde würden es ohnehin aufspüren, wohin auch immer es sich wandte.

Hinter den Hunden holten die zu Fuß laufenden Menschen auf.

Die Drohne fuhr blitzartig herum.

Das kleine Wesen verließ allmählich die Kraft.

Keuchend wankte es weiter, flüsterte sich dabei mit aufgeregten »Pieps«-Lauten Mut und liebe Worte zu, doch dieses Mal konnte es der heranschwirrenden Drohne nicht ausweichen.

PIU! PIU! PIU!

Geschosse prasselten rings um das kleine Wesen nieder und ein Pfeil traf es an der Schulter.

Das Wesen stieß einen entsetzlichen Schreckensschrei aus.

»Es ist getroffen! Hier drüben!«, rief eine menschliche Stimme erfreut und das aufgeregte Bellen der Hunde überschlug sich förmlich. Sie zogen an ihren Leinen, während die Menschen immer näher kamen, sich durch den Weizen in Richtung des Wesens vorarbeiteten, das jetzt am Feldrand im Kreis torkelte, zitternd und schmerzerfüllt.

Einer der Menschen, eine Frau, die ihren kläffenden und jaulenden Hund mit einer behandschuhten Hand im Zaum hielt, packte das Wesen an einem seiner Beinchen.

»WIR HABEN ES!«, rief sie.

Die anderen Menschen kamen dazu, ihre knurrenden Hunde außer sich vor Aufregung.

»Wir haben es, Mr.Spink!«, sagte die Frau noch einmal.

Mr.Spink trat vor. Er war der größte der Menschen, und er war tadellos, wenn auch für einen Landausflug sehr unpassend, in einen dunklen Anzug mit Krawatte gekleidet.

Seine Augen leuchteten vor Aufregung und Habgier.

Oho. Er stupste das magische Wesen mit einem Finger an.

»Ein Glück für Sie, Ms. Right«, knurrte Mr.Spink. »Wenn wir es nicht wieder eingefangen hätten, hätte ich Sie persönlich für seine Flucht verantwortlich gemacht. Und was dich angeht«, sprach Mr.Spink zu dem magischen Wesen, sehr laut und deutlich, um sicherzugehen, dass es verstand, was er sagte. »Du wirst es bereuen, uns so einen Ärger gemacht zu haben.«

Das arme kleine Wesen hatte jetzt ein sehr dunkles Lila angenommen und verlor durch das Schlafmittel in dem Betäubungspfeil allmählich das Bewusstsein, doch als es Mr.Spink und den Ausdruck in seinem Gesicht sah und dabei diese Worte hörte, zeigte sich pure Verzweiflung in seinen langsam zufallenden Augen.

Mit einem kleinen Käfig in der Hand trat einer der anderen Menschen heran, um das Wesen hineinzustecken.

Kapitel 3

Verschiedene unmögliche Dinge passieren wirklich äußerst schnell

Und dann passierten, wirklich äußerst schnell, verschiedene unmögliche Dinge.

Der Mann mit dem kleinen Käfig in der Hand stolperte und schlug der Länge nach hin, wobei er unerklärlicherweise selbst mit dem Kopf in seinem Käfig landete.

Was einen der anderen Menschen so erschreckte, dass er für einen Moment die Leine locker ließ, mit der er seinen knurrenden, bellenden Hund zurückgehalten hatte.

Der daraufhin seinen Halter mit sich riss und mit offenem Maul vorwärtssprang, um das kleine magische Wesen zu beißen, seine Zähne stattdessen aber in die behandschuhte Hand von Mr.Spink bohrte, der es festhielt.

Mr.Spink stieß einen leisen Schrei aus, wich einen Schritt zurück, zertrat dabei die Drohne hinter sich und ließ das magische Wesen fallen, das einmal, zweimal vom Boden abprallte und beim dritten Mal für eine Sekunde bewusstlos wurde.

Kurz darauf schüttelte sich das kleine Wesen wieder wach, rollte sich zu einem Knäuel zusammen und hüpfte so das abschüssige Feld hinab wie ein extra flauschiger Igel in einem Wettrennen.

»Hinterher!!!«, schrie Mr.Spink.

Die Leinen aller vier Hunde hatten sich ineinander verwickelt, daher hatte das kleine Magische-Wesen-im-Knäuel einen guten Vorsprung.

Die Hunde hetzten hinter dem davonpurzelnden Wesen her …

… doch als sie zu ihm aufschlossen, hatte es sich schon unter der Hecke am Ende des Feldes hindurchgerollt und auf die dreckige, staubige Straße dahinter, wo es noch drei saubere Überschläge machte, bevor es mit sternförmig ausgestreckten Gliedern liegen blieb, schlaff wie ein leicht fülliger, weicher Handschuh, auf den gerade jemand getreten war.

Die Hunde waren zu groß, um unter der Hecke hindurchzupassen, aber sie verschwendeten einige Minuten damit, in den Blättern herumzuschnüffeln, wild zu bellen und es trotzdem zu versuchen.

»Los, außen herum durchs Tor!«, brüllte Mr.Spink, der, so schnell er konnte, vom Feld gerannt kam.

Die Hunde begriffen, dass sie sich nicht durch die Hecke zwängen konnten, und rannten an ihr entlang zu dem, Tor am Feldrand.

Sie würden nur ein paar weitere Minuten brauchen, um das Tor zu erreichen, hinüberzuspringen und auf die Straße zu gelangen, um das kleine Wesen zu packen, das noch immer wie tot dalag.

Doch in diesem Moment …

… kamen um die nächste Ecke …

… vier Kinder auf Fahrrädern. Zwei Mädchen, zwei Jungen.

Das scheint jetzt kein guter Augenblick für Vorstellungen zu sein, bei allem, was da gerade passiert und wie dringlich die Lage ist, aber diese Kinder sind tatsächlich die Helden dieser Geschichte, also werde ich dir von ihnen ausführlich im nächsten Kapitel erzählen, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe.

Die Kinder stritten untereinander, deshalb wusste ich gleich, dass sie es waren. Die O’Hero-Smith-Kinder nämlich.

Ich bin diesen kleinen Menschen schon begegnet und sie streiten sich immer.

Sie schienen nach etwas zu suchen. Sie schauten hoch in die Hecken und hinunter in die Gräben, während das ältere Mädchen rief: »Wo bist du-huu?«

Der ältere Junge sagte säuerlich: »Wieso hast du überhaupt heimlich ein Kätzchen als Haustier gehalten, Izzabird? Kein vernünftiger Mensch würde so etwas tun! Seit wann vermisst du es?«

»Seit heute Morgen«, sagte das ältere Mädchen.

»Es wird so verängstigt sein«, sorgte sich das jüngere Mädchen.

Und in diesem Moment blieb der ältere Junge an ihrer Spitze mit quietschenden Reifen vor dem magischen Wesen stehen, das bewusstlos am Boden lag.

»Da ist es ja!«, rief das ältere Mädchen und hielt freudig neben ihm an.

Die vier Kinder sprangen von ihren Fahrrädern. Der ältere Junge warf einen einzigen Blick auf das ausgestreckte Wesen vor ihnen und sagte entnervt: »Das ist kein Kätzchen, Izzabird.«

»Vielleicht ist es nicht ganz ein Kätzchen«, gab das ältere Mädchen zu.

»Das ist nicht mal im Ansatz ein Kätzchen!«, platzte dem älteren Jungen der Kragen. »Diese Farben sind eindeutig magisch. Damit handeln wir uns jede Menge Ärger ein …«

»Geht es ihm gut?«, fragte das jüngere Mädchen besorgt.

Der jüngere Junge untersuchte das Wesen vorsichtig. »Es atmet noch«, sagte er.

Von der anderen Seite der Hecke ertönte lautes Gebell. Das ältere Mädchen versuchte, durch die Hecke hindurchzuspähen. »Ach du je … ich glaube, da sind ein paar Hunde hinter ihm her! Vielleicht halten sie es für einen Fuchs oder so?«

Das Bellen wurde noch wilder.

Die Kinder zögerten nicht.

Der ältere Junge hob das Wesen auf und legte es behutsam in die Arme des jüngeren Mädchens, denn es konnte wunderbar mit Tieren umgehen.

Das Bellen kam näher und näher. Am Fahrrad des jüngeren Mädchens hatte sich rätselhafterweise ein Rad gelöst, deshalb setzte sich das Mädchen auf den Gepäckträger des jüngeren Jungen, und dann drehten die Kinder ihre Fahrräder um und radelten eilig in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Und als Mr.Spink, die anderen vier Menschen und die vier Schäferhunde über das Tor auf die Straße sprangen, sahen sie … kein magisches Wesen.

Und keine Kinder, den Sternen sei Dank.

Die Kinder waren im Nu hinter der nächsten Ecke verschwunden. Auf der Straße war nichts als ein kleiner feuchter Fleck, wo das flauschige kleine Ding gelegen hatte.

»Wo ist es hin?«, kreischte Mr.Spink, als die wie wahnsinnig bellenden Schäferhunde die Menschen zu dieser Stelle zogen.

Mr.Spink stach dreimal mit seinem Betäubungsgerät auf den kleinen feuchten Fleck ein, nur für den Fall, dass das Ding sich unsichtbar gemacht hatte. Aber nein, dort war nichts, und alles, was er erreichte, war, die Nadel etwas abzustumpfen.

Die Hunde gerieten außer Rand und Band. Sie schnüffelten rund um den Fleck, dann jaulten und winselten sie und versuchten, die Menschen zur nächsten Ecke zu ziehen.

Mr.Spink kniff die Augen zusammen.

»Irgendetwas hat es mitgenommen«, flüsterte er und er brüllte: »LASST DIE HUNDE LOS!«

GRRRRR…!

Die Menschen ließen ihre Tiere von der Leine und vier knurrende Schäferhunde sprangen den Fahrradspuren hinterher, gefolgt von Mr.Spink und seinem Team.

Die Kinder hörten Rufe und eilige Stiefelschritte auf der Straße hinter der Ecke.

Sie waren schon erschöpft. Rot im Gesicht, die Knie zerkratzt, verzweifelt. Jetzt kamen vier Schäferhunde mit gefletschten Zähnen um die Ecke geprescht.

Der Leithund holte rasch zu dem Fahrrad der jüngeren Kinder auf, weil es durch die zwei Personen stärker belastet war.

»Mabel!«, rief der ältere Junge, als er entsetzt über seine Schulter zurückblickte.

Während die anderen Hunde noch näher kamen, machte der vorderste einen großen Satz nach vorn, riss das Maul auf …

… und der größere Junge griff nach etwas, das unter seinem T-Shirt versteckt an seinem Gürtel hing. Mit einer Hand löste er eine kleine Gartensprühflasche, drehte sich um und spritzte das Fahrrad der jüngeren Kinder ein.

Das Fahrrad machte einen letzten wilden Schlenker, die Reifen quietschten auf der Straße …

Und das Fahrrad stieg auf, erhob sich in die Luft.

Der ältere Junge sprühte auch sein eigenes Fahrrad und das des älteren Mädchens ein, und sie folgten den jüngeren Kindern. Über die Hecke und höher, höher, höher.

Die Hunde blieben stehen, kläfften verwirrt, versuchten, ihnen nachzuspringen. Aber Hunde haben keine Flügel, und als ihnen klar wurde, dass sie nicht folgen konnten, landeten sie wieder auf der Erde.

Als Mr.Spink und die anderen Menschen dort ankamen, wo die Hunde bellend standen, starrten sie mit offenen Mündern den vier Kindern nach, die tief fliegend über dem nächsten Feld verschwanden. Noch immer in die Pedalen tretend, lösten sie sich im Hitzeschleier des Sommernachmittags auf – ein solch unerwarteter Anblick, als wären sie eine Fata Morgana in der Wüste.

Tief über dem Feld strampelten sie weiter über die Kornähren hinweg, als wäre es eine Straße auf festem Boden, wobei das Fahrrad der jüngeren Kinder heftig schwankte, sodass sie stets herunterzufallen drohten. Dann in den Wald dahinter. Und außer Sichtweite.

Die Menschen starrten ihnen verblüfft nach. Denn auf dem Planeten Erde sollte es Kinder auf fliegenden Fahrrädern gar nicht geben.

»Unmöglich«, hauchte Mr.Spink.

»Unmöglich« stimmte Ms. Right ihm zu und schüttelte ehrfürchtig den Kopf. Dieser Job. In diesem Job bekam man Unglaubliches zu sehen.

Mr.Spink hatte noch immer sein Betäubungsgerät in der Hand. In einem Anflug von Verärgerung schob er es von sich, in die Arme des nächsten Menschen, der damit zitternd zu Boden fiel.

Das schien Mr.Spinks Laune zu verbessern. Er wischte sich die schwitzigen Hände an einem Taschentuch ab, das er aus seiner Brusttasche zog.

Mr.Spink nahm seine Sonnenbrille ab und blickte sich um. Die traumhaft schöne Landgegend um ihn herum schien ihn irgendwie zu erzürnen, als wäre er allergisch gegen fröhliche kleine Blaumeisen und duftendes Wiesenkraut.

»Wo sind wir hier noch mal?«, fragte Mr.Spink. »Was für ein Kaff.«

Einer der Menschen schaute auf seinem Handy nach.

»Anscheinend heißt es … Welcherweg-Ecke, Marshington-Wetmoor.«

»Interessant«, sagte Mr.Spink, der für die Regierung auf dem Planeten Erde arbeitete. Wenn er so darüber nachdachte, mochte dieser Missgriff ihm am Ende noch einen äußerst großen Fang einbringen. Und eine Beförderung, die Mr.Spink nach seinem Gefühl mehr als verdient hatte. »Seeehr interessant.«

»Okay. Schickt ihnen die Drohnen hinterher! Ich will, dass dieses ganze Gebiet verdeckt überwacht wird, während wir herausfinden, was genau hier vor sich geht«, sagte Mr.Spink.

Wer waren nur diese Kinder, wo wohnten sie, warum fuhren sie auf fliegenden Fahrrädern und was hatten sie mit diesem magischen Wesen zu schaffen? Und sollte man sie nicht zum Verhör einberufen und zu Ermittlungszwecken und Tests und gründlichen wissenschaftlichen Versuchen – ich meine: Untersuchungen, ich Dummerchen, dachte Mr.Spink. Im nationalen Interesse, versteht sich.

Er würde dafür sorgen, dass das passierte.

Denn auf dem Planeten Erde gibt es keine Magie.

Jedenfalls sollte es keine geben.

Kapitel 4

Vorstellung der O’Hero-Smiths

Die vier Kinder flogen tief über das nächste Feld.

Du hast wahrscheinlich schon erraten, dass es genau die O’Hero-Smith-Kinder sind, nach denen Vorcxix und ich suchten.

Vielleicht bist du durch die fliegenden Fahrräder darauf gekommen.

Jetzt scheint ein guter Moment zu sein, dir diese Kinder richtig vorzustellen, dann kannst du selbst entscheiden, wer von diesen Helden wohl dein liebster wird.

Izzabird und K-ZweiK2O’Hero waren zwölfjährige Zwillinge aus einer magischen Familie, die versuchte, dies vor einer Welt geheim zu halten, in der man nicht an Magie glaubte.

Und Theo und MabelSmith waren dreizehn und neun Jahre alt und kamen aus einer vermeintlich nicht-magischen Familie, die vor Kurzem entdeckt hatte, dass sie wohl nicht ganz so un-magisch war wie gedacht.

Nach der Hochzeit von Theos und Mabels Vater, Daniel, und Izzabirds und K-ZweisK2s Mutter, Freya, waren die Smiths nach Marshington-Wetmoor gezogen, und die zwei Familien waren zu einer geworden, was die Kinder gar nicht gefreut hatte.

Das Einzige, worüber sie sich gemeinsam freuen konnten, war ihre kleine Schwester Annipeck, in die alle unheimlich vernarrt waren.

Als ich diesen Kindern zum ersten Mal begegnete, waren sie alle traurig und ziemlich wütend. Theo und Mabel vermissten ihre Mutter, die ein paar Jahre zuvor gestorben war. K-ZweiK2 und Izzabird vermissten ihren Vater, einen großen Entdeckerhelden, der die bedauerliche Angewohnheit hatte, von Zeit zu Zeit zu verschwinden und die Ersparnisse der Familie mitzunehmen.

Jetzt konnte ich riechen, dass sie ein bisschen weniger unglücklich waren als beim letzten Mal, also hatten sie durchaus Fortschritte gemacht.

Aber es fiel ihnen schwer, ihr Versprechen zu halten, nicht so viel zu streiten.

Besonders Izzabird und Theo.

Izzabird und Theo stritten die GANZE Zeit, weil sie beide Anführer sein wollten.

Izzabird war ein rebellisches, etwas unbeherrschtes Kind mit einer unzählbaren Menge frecher Sommersprossen in ihrem optimistischen kleinen Gesicht, und sie trat so ungestüm in die Pedalen, dass sie jeden Moment über den Lenker ihres Fahrrads zu fliegen drohte. Sie war die Art Person, die es gut MEINTE, aber immer in Schwierigkeiten geriet, weil sie gleich handelte – und erst später nachdachte.

»Was machst du denn, K-ZweiK2?«, schrie Izzabird. »Du musst WEITERSTRAMPELN oder ihr stürzt ab!«

Das Fahrrad von K-ZweiK2 und Mabel schlenkerte wild hin und her, und er klammerte sich krampfhaft an die Lenkstange.

So unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, K-ZweiK2 war derjenige mit der verblüffend großartigen »Atlas-Gabe«, von der ich dir vorhin erzählt habe.

K-ZweiK2 machte sich immer Sorgen für beide Zwillinge. Er war ziemlich schüchtern, unsicher und unscheinbar, und er hatte sich angewöhnt, alles zu tun, was seine Zwillingsschwester sagte, auf eine etwas verträumte, geistesabwesende Art, denn Izzabird war ein solch energischer Charakter, dass es viel leichter war, einfach auf sie zu hören – doch in diesem Fall hatte er ein kleines Problem. Seine Pedale hatte sich zwar noch nicht vollständig gelöst, aber sie schien nur noch an einer Schraube zu hängen.

»Ich versuche es ja!«, sagte K-ZweiK2, während das Fahrrad abwärtskippte.

»NACH OBEN! Richte den Lenker NACH OBEN!!«, rief Theo über seine Schulter. »Ach, du meine Güte, wir werden von Drohnen angegriffen! DUCKT EUCH!«

Theo fuhr vorneweg und führte – sehr zu Izzabirds Verärgerung – die Flugrädertruppe an. Er war die Sorte Kind, die dazu tendierte, alles zu leiten, sei es eine Expedition auf fliegenden Fahrrädern, eine Sportmannschaft oder einen Schachverein. Er war hochintelligent, beliebt und sehr gut in allem von Wissenschaft bis Sport, und er ließ sogar das Fahrradfahren in der Luft cool aussehen, was gar nicht einfach ist, weil man ständig weitertreten muss, um nicht vom Himmel zu fallen.