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Ein kleiner Junge verfällt auf einem Weihnachtsmarkt einer Krippe aus Teddybären. Was als harmlose Kinderei und als Kindergeschichte beginnt, rührt an die tiefsten Schichten der Existenz eines Menschen, dem ein Bär aus einer Weihnachtskrippe zum Schicksal wird. - Eine Weihnachtsgeschichte, wie sie trauriger und schöner nicht sein könnte.
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Seitenzahl: 32
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www.tredition.de
© 2018 Ralf Frisch
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7439-8664-0
Hardcover:
978-3-7439-8665-7
e-Book:
978-3-7439-8666-4
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Ralf Frisch
Der Bär in der Krippe
Eine Weihnachtsgeschichte
Für alle Verlorenen
I hm fehlte nichts. Denn seine Eltern lasen ihrem einzigen Sohn jeden Wunsch von den Augen ab – auch jene Wünsche, die F. nicht hatte, die seine Eltern aber glaubten, erfüllen zu müssen, um ihn glücklich zu machen. Eigentlich versuchten sie, die bis auf das Glück alles hatten, sich und ihr Kind zu diesem Glück zu zwingen – mit aller Gewalt, wie man sagt – und sei es mit der Gewalt der Überhäufung. Denn überhäuft wurde F. – überhäuft mit Dingen, wovon Kinder weniger begüterter Eltern nur träumen können. Und so lebte der kleine F. ein Leben, in dem es an nichts, was mit Geld zu bezahlen war, mangelte. Doch F. ging es so, wie es allen geht, die alles haben: er konnte nichts, was er bekam und was sein Dasein auf Rosen bettete, wertschätzen, sondern glich einer Prinzessin auf der Erbse. Alles, was er nicht hatte, verleidete ihm die Zufriedenheit mit dem, was er hatte. Alles, was er hatte, nahm er als selbstverständlich gegeben hin. Und in allem Überfluss wurde er nicht zufriedener oder gar glücklich, sondern immer unzufriedener. So unzufrieden, dass es eigentlich nicht auszuhalten war mit ihm. Und je unerträglicher und unzufriedener F. wurde, desto mehr bemühten sich seine Eltern, ihn glücklich und zufrieden zu machen. Mit derselben Strategie, die F.s Unzufriedenheit erst hatte entstehen lassen, vergrößerten sie diese, indem sie nicht müde wurden, es ihm an nichts fehlen zu lassen, wovon sie sich sein Glück versprachen.
In dem Jahr, in welchem F. acht Jahre alt war, besuchte seine Mutter mit ihm einen Weihnachtsmarkt im Zentrum der Stadt – der sogenannten Metropole –, in der sie lebten. Es war am Spätnachmittag des zweiten Advent und es dämmerte. Auch schneite es ein wenig, was vielen Weihnachtsmarktbesuchern, den Kindern und den Erwachsenen, ein Gefühl der Zufriedenheit in die Seelen und auf die Gesichter zauberte. F. jedoch sah weder Zufriedenheit noch spürte er sie, weil er mit dem beschäftigt war, was er noch nicht hatte und gerne gehabt hätte.
Jenen, die F. und seine Mutter beobachteten, zeigte sich ein seltsames Bild. Da war ein Kind, das mit ausgestrecktem Arm auf die schönen und glänzenden Dinge in den Buden zeigte. Und da war eine Mutter, die bereitwillig ihre Geldbörse öffnete und dem Kind kaufte, was es wollte – eine Mutter, die mit prall gefüllten Tüten und Taschen bepackt hinter ihrem kommandierenden Sohn über den Weihnachtsmarkt lief. Niemand der beiden lächelte. Das Geschäft, das sie an diesem Adventssonntagabend verrichteten, schien harte, von wenig Glück begleitete und von wenig Glück verfolgte Arbeit zu sein.
Als F.s Mutter ihm ungewohnt unwirsch, weil es ihr an diesem Tag nicht wohl an Leib und Seele war, zu verstehen gab, man müsse nun bald nach Hause, wo der Vater zwischen zwei Geschäftsreisen darauf wartete, F. wenigstens ein paar Stunden zu sehen, fiel der Blick des Jungen auf etwas, das ihm bisher entgangen war, ihn aber jetzt mit geradezu unwiderstehlicher Gewalt anzog.