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Aus der großen Familie des Sports wird eine kleine Familie der unbarmherzigen Rache. Brasilianischer Fußballzauber erobert die Herzen der Halterner. Mercedes Ramirez, Fußballtalent aus purer Leidenschaft, schießt die Damenmannschaft an die Tabellenspitze. Die Erste Bundesliga winkt. Doch kurz vor dem entscheidenden Spiel wird Mercedes entführt. Kommissarin Fey Amber ermittelt, dass auf Mercedes ein millionenschweres Erbe wartet. Die Lösegeldforderung bleibt jedoch aus. Sollte sie nur aus dem Verkehr gezogen werden, damit die Halterner das Spiel verlieren? Die Ereignisse überschlagen sich, als Fey Amber mit einem Mord im Schlosspark zu Buldern konfrontiert wird. Sind Mörder und Entführer identisch? Ein ehemaliger Internatsschüler gerät in Verdacht und ein Paar lederne Handschuhe verraten eine ungeahnte Verwandtschaft.
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Seitenzahl: 236
Veröffentlichungsjahr: 2021
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© September 2021 OCM GmbH, Dortmund
Alle Personen und Geschehnisse sind frei erfunden und haben keinen Bezug auf lebende oder verstorbene Personen.
Gestaltung, Satz und Herstellung: OCM GmbH, Dortmund
Verlag: OCM GmbH, Dortmund, www.ocm-verlag.de
ISBN 978-3-942672-93-1
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Stutzen und Stollen
Die Schneider
Halbzeit
2. Halbzeit
Die Marke
Auf Sendung
Duschen
Interna
Fußballseele
Der Vater
Sondersitzung
Zünftig
Konsorten
Rückblick
Bommel
Dunkel
Durststrecke
Tellerrand
Das spirituelle Motiv
Wölki
Mahlzeit
Diabolisches
Mühlengeist
Professor Bernault
Dämonen
Tatort Buldern
Fokussiert
Zange
Anno
Training
Interna
Brainstorming
Verlegung
Schabernack
Stümper
Beziehungen
Frau Bernault
Tatort Buldern
Passiert
Lieber Papa
Gänsehaut
Testament
Phantom
Bange Minuten
Hunger
Kreuzkopf
Wachkoma
Stammbaum
Asyl
Indoors
Tresor
Leder
Die Falle
Bombenstimmung
Plan B
Blinder Fleck
Vater, Mutter, Kind
Harry oder Lindemann
Über den Autor
Lusche vom Hörfunk dackelte am Spielfeldrand entlang zu seiner Kabine. Er war spät dran. In der Hand schwenkte er einen schwarzen Koffer, in dem sich sein Mikro und zwei Flaschen Pinkus Müller Pils befanden. Die Kabine sah aus wie ein von seinen Stelzen amputierter Hochsitz, war aber für alle Fälle gerüstet, wetterfest und bot Sichtschutz für Bier trinkende Reporter. Radio Vest hatte Lusche geschickt, um die letzten Heimspiele der Damenmannschaft von SuS Concordia Haltern live zu kommentieren. Radiopräsenz war nicht selbstverständlich. Erst seitdem sich die Frauen bis ins erste Viertel der Tabelle geschossen hatten, ließ die Presse sich blicken.
Gegenüber der Kabine, auf der anderen Spielfeldseite, hatten die alten Herren des Vereins vor Jahren eine Holztribüne gezimmert. Dort fanden sich heute mehr Besucher ein als an den Spieltagen der Männer. Verwandte und Freunde der Damenmannschaft hatten ihre sozialen Kontakte aktiviert und gut 300 Zuschauer mobilisiert. Die meisten hatten nicht viel Ahnung von Fußball, aber fanden die Stimmung gut. Selfies mit den Spielerinnen waren gefragt. Und Concordias neue Mittelstürmerin machte was her, sorgte jedenfalls für reichlich Aufregung in den Chats und provozierte eine große Anzahl an Facebook-Kommentaren.
Im heutigen Spiel gegen SGS Essen ging es eigentlich um nichts, denn die Concordia hatte sich bereits für das alles entscheidende Relegationsspiel qualifiziert. Die Bundesliga winkte. In den letzten Spielen war die Mannschaft über sich hinausgewachsen, allerdings gab es auch Probleme. Der plötzliche Ruhm war nicht ohne Opfer errungen worden. Bis ins Privatleben der Spielerinnen reichten die Konsequenzen. Besonders die Spielerinnenmänner hatten ihre liebe Not. Waren doch ihre Frauen überall gefragt. Das Training wurde mit den Ansprüchen ausgeweitet und die Medien forderten ebenfalls ihren zeitlichen Tribut.
Lusche zog einen Schlüsselbund aus der Hosentasche, schloss die morsche Holztür auf und schaute dabei missmutig über den Platz. Beide Mannschaften hatten sich warm gelaufen, die Torwartinnen einige Paraden hingelegt und Schieds- und Linienrichterinnen waren für den Anpfiff positioniert. Die Mittelfeldspielerinnen des gegnerischen Vereins warteten auf der Stelle tänzelnd auf den Pfiff zum Anstoß. Schiedsrichterin Änne Kluse wollte gerade losträllern, da lief Lusche auf das Spielfeld und schnauzte, man sollte gefälligst warten, er müsse erst aufbauen. Als Lusche dann bemerkte, dass Concordias Trainerin Helen Schneider von ihrer Bank aufgesprungen war und mit energischen Schritten auf ihn zumarschierte, verzog er sich eilig in seine Kabine.
Schneider trainierte die Concordia erst seit Kurzem, blickte aber auf langjährige Fußballerfahrung zurück. Sie wollte sich von Lusche nicht vorführen lassen, riss die Tür zu seinem Verschlag geräuschvoll auf und ließ eine Salve von Zurechtweisungen auf ihn herunterprasseln. Die Zuschauer kommentierten die Szene mit Applaus. Die Trainerin signalisierte Arme schwenkend ‚erledigt‘ in Richtung Schiedsrichterin. Kluse pfiff an.
Außer Lusche waren auch einige Zeitungsleute erschienen. Böse Zungen behaupteten, dass der Medienwirbel nicht rein sportlichen Motiven gelte. Den Kolumnen zufolge ging es um die Neuerwerbung Mercedes Ramirez, die direkt eine spielbestimmende Rolle auf dem Platz eingenommen hatte. Ihr Fußballzauber produzierte eine Schlagzeile nach der anderen. Selbst die Sportgazetten der überregionalen Presse hatten sie entdeckt und lobten ihre fußballerische Klasse über den grünen Klee.
Man konnte sagen was man wollte, aber zwischen den Zeilen schrieb auch das männliche Auge über die schöne Frau am Fußballhimmel. Die eleganten und geschmeidigen Dribblings der Brasilianerin imponierten und ihr ganz spezieller Charme machte glauben, dass Frauenfußball nicht nur Sport bedeutete. Ramirez sollte für die Krönung einer beispiellosen Saison sorgen, in der die Concordia eine Sensation nach der anderen hingelegt hatte. Der absolute Hammer würde das kommende Relegationsspiel gegen FFC Turbine Potsdam sein. Am nächsten Samstag sollte sich also entscheiden, ob die Mannschaft in die Erste Bundesliga aufsteigen würde. Was Mercedes Ramirez betraf, so hatte sie an dem Höhenflug der SuS Concordia nur einen bedingten Verdienst, denn sie gehörte offiziell erst seit zwei Wochen zum Kader.
Es stand 2:0 für die Concordia im Spiel gegen SGS Essen. Lusche nahm hektisch einen Schluck von seinem Erste-Halbzeit-Bier, wischte sich den Mund ab und kommentierte weiter:
„Lena Klaus führt den Freistoß aus. Der Ball landet an der rechten Außenlinie. Ramirez verlängert und stürmt mit einem sagenhaften Antritt auf’s Essener Tor. Sie vergrößert den Abstand zu ihrer Verfolgerin. Ramirez kontrolliert den Ball mit hohem Tempo, dringt in den 16er von Essen, täuscht zum Torschuss, was die heranstürmende Verteidigerin veranlasst, sich in die vermeintliche Schussbahn zu werfen. Vergeblich. Ramirez behält den Ball, läuft auf die Torhüterin von Essen zu und lupft den Ball ins Tor. 3:0 für die Gastgeber. Ein Tor der Superlative und mit welcher Leichtigkeit. Brasilianischer Glanz in dem so beschaulichen Fleckchen Erde von Haltern am See.“
Lusche leerte seine Flasche und schaute auf die Uhr. Zeit für ein erstes Resümee.
„Wir befinden uns in der 41. Minute und erfahren einmal mehr, warum Mercedes Ramirez eine Ausnahme-Fußballerin ist und einen Stammplatz in der Mannschaft verdient. Wenn Sie mich fragen, ein Vergleich mit Real Madrids Torjäger Ronaldo ist nicht von der Hand zu weisen. Königsklasse bei den Halterner Damen!“
Mercedes Ramirez und ihre Mutter waren vor drei Wochen aus ihrer Heimat Brasilien nach Deutschland gereist. Helen Schneider war auf Mercedes aufmerksam geworden, als sie sich zufällig im Stadtcafé von Tisch zu Tisch gegenüber saßen. Mercedes trug das brasilianische Nationaltrikot und Schneider hatte sie beim Verlassen des Cafés darauf angesprochen. Es stellte sich heraus, dass Mercedes beim Copa America Feminina 2018 in der brasilianischen Nationalmannschaft mitgespielt hatte. Schneider war sofort Feuer und Flamme und lud das junge Talent zum Training ein. Tage später absolvierte Mercedes ihr erstes Testspiel. Ihr technisches Können und ihre spielerische Übersicht demonstrierten fußballerische Klasse, wie sie Schneider selten gesehen hatte. Sie machte sofort Nägel mit Köpfen und ließ Mercedes im heutigen Spiel gegen Essen gleich von der ersten Minute an auflaufen. Allerdings zum Leidwesen der etatmäßigen Mittelstürmerin Melanie Lange, die ihren Stammplatz räumen musste, was zu Unmut in Teilen der Mannschaft geführt hatte.
Schneider war Assistenz-Coach beim Bundesliga Rekordmeister FFC Frankfurt gewesen und von dort zur Concordia abgeworben worden. Angetrieben von Liza Kraft, Mäzenin der Frauenfußballabteilung des Vereins, die mit ihrer Großzügigkeit neue Maßstäbe setzte, dafür aber auch ehrgeizige Ansprüche stellte.
Kraft hatte den Einzug in die oberste Liga von Anfang an als zukunftsweisendes Projekt gefördert, und dass sie Helen Schneider für den Verein gewinnen konnte, war ein Beweis, dass sie es ernst meinte. Schneider galt als kompromisslos und zielorientiert, hatte jedoch bislang keinen großen Titel als hauptverantwortliche Trainerin gewonnen.
Die letzten Sekunden der ersten Halbzeit neigten sich dem Ende. Schiedsrichterin Kluse sah auf die Uhr und signalisierte eine Minute Verlängerung. Essen hatte nach dem 3:0 Rückstand durch die Einwechslung zweier Mittelfeldspielerinnen an Raumvorteilen gewonnen und konnte so seinen bekanntlich schnellen linken Flügel besser zum Einsatz bringen. Essens Spitze war weit mit aufgerückt und sammelte sich im Strafraum. Die Flanke kam direkt auf den Kopf des Essener Liberos. Tor. Pausenstand 3:1 für die Concordia.
Die Mannschaften begaben sich in die Kabinen und Platzwart Winfried Schlautmann schloss sein Kassenhäuschen ab, nahm seinen handlichen Blechtresor mit den Eintrittsgeldern und ging freudestrahlend auf Schneider zu, die gerade ihren Damen in die Kabine folgen wollte. Schlautmann schwenkte seinen Tresor.
„Rekord! 325 Zuschauer, 78 mehr als beim letzten Heimspiel. Die Ramirez ist euer bestes Pferd im Stall. Ich wette, die trifft auch in der zweiten Halbzeit. Hat die Kraft dich schon erreicht? Die will dich unbedingt sprechen, klang ziemlich ruppig. Vielleicht rufst du sie an. Ich denke, dass sie sauer ist, weil du Melanie Lange nicht aufgestellt hast.“
Schneider machte eine abweisende Handbewegung und eilte an Schlautmann vorbei.
„Winfried, ich muss rein, bis später.“
Bevor sie die Kabine betrat, schaltete sie ihr Handy aus. Kraft sollte sie auf keinen Fall bei der Besprechung stören. Das Thema ‚Melanie Lange‘ musste zu einem anderen Zeitpunkt erörtert werden. Melanie war gewissermaßen mit Kraft verwandt und seit Jahren Stammspielerin.
In der Kabine war die Stimmung gedämpft. Nicht wie sonst wurde über die Schiedsrichterleistung gemeckert oder über Prellungen gejammert. Die Frauen ordneten ihre Stutzen und Schienbeinschoner, tranken und warteten eigentlich nur auf Schneiders Ansage.
„Gute Leistung. Ein Sieg heute ist die beste Motivation für nächsten Samstag. Konditionell sind wir gut dabei. Ihr punktet bei den Zweikämpfen. Das gefällt mir. Und nun einige taktische Änderungen: Beate und Steffie, ihr rückt ins vordere Mittelfeld auf, da verlieren wir zu viel Raum. Conny zurück in die linke Verteidigung. Beatrice, du holst dir den Ball aus der eigenen Hälfte und ich meine ‚holst‘. Du orientierst dich zu sehr nach vorne, aber da kommt der Ball nicht von alleine hin. Mercedes schließt zu Katja auf. Ihr bildet ein neues Gespann. Das sorgt für Konfusion beim Gegner. Essens Abwehr schwächelt auf der halbrechten Position. Da brecht ihr durch.“
Schneider bot sich bei jeder einzelnen Spielerin als Gesprächspartnerin an. Torwartin Lillie Hiltrup war Mannschaftskapitänin und bat Schneider, ihr auf den Flur zu folgen. Ein Gespräch unter vier Augen, hieß es.
„Der Einsatz von Mercedes kam für alle ziemlich überraschend. Wir dachten, ihr erstes Spiel letzte Woche wäre nur ein Test gewesen. Jede fragt sich nun, wie sicher ihr Platz in der Mannschaft ist, wenn wir aufsteigen. Nichts gegen Mercedes, aber wenn selbst Stammspielerinnen wie Melanie einfach so ausgewechselt werden, kommen Zweifel auf. So kurz vor dem Relegationsspiel wären wir gerne geschlossen angetreten. Melanie hat der Rausschmiss hart getroffen. Sie ist für die jüngeren ein Vorbild und …“
Schneider unterbrach Hiltrup.
„Eine Diskussion über die Mannschaftsaufstellung gibt es mit mir nicht. Das solltet ihr eigentlich wissen, aber ich verstehe eure Situation. Die Entwicklung in den letzten zwei Wochen war rasant und nicht vorherzusehen. Dass Mercedes sich im Testspiel und im Training so hervorragend in die Mannschaft eingegliedert hat und mit ihren Fähigkeiten im Sturm völlig neue Akzente setzt, ließ mir keine andere Wahl. Wir wollen aufsteigen und das ist alles, was für mich als euer Coach im Moment zählt. Melanie ist eine tolle Mittelstürmerin, war aber in den letzten Spielen torlos und auch konditionell nicht auf der Höhe. Natürlich gehört sie für mich weiter zum Stamm der Mannschaft. Wenn wir in der Bundesliga spielen, geht es unter Umständen nicht so familiär zu, wie wir es gewohnt sind. Den Schritt nach ganz oben schaffen wir nur als Mannschaft und zu der möchte ich euch gratulieren und zwar auch wegen eurer Kameradschaft.“
Die Zeit drängte. Schneider und Hiltrup kehrten in die Kabine zurück. Schneider winkte Mercedes zu sich und sprach zur Mannschaft.
„Abgesehen von unserem großen Ziel Bundesliga, ist es der Sport, der uns verbindet. Geben wir Mercedes eine faire Chance. Jede von euch kann sich heute ein Bild von ihr machen. Urteilt selbst, ob sie eine würdige Mitspielerin für das Relegationsspiel ist. Alles Weitere wird sich finden.“
Schneider blickte in skeptische Gesichter. Sie wusste um die Bedeutung der Psychologie beim Fußball. Ihre Mannschaft durfte in der Endphase nicht moralisch einbrechen. Wenn der Kopf nicht frei war, waren auch die Beine befangen. Torwartin Hiltrup blieb hart und machte ihren Standpunkt erneut vor allen klar.
„Wir sollten die Sache Bundesliga in einer gesonderten Sitzung diskutieren. Ich weiß, dass dafür jetzt der falsche Zeitpunkt ist, aber in der letzten Woche ging alles so fürchterlich schnell. Einige von uns haben langfristige private Pläne, die mit den aufkommenden Verpflichtungen kollidieren. Machen wir uns nichts vor. Bundesliga heißt mehr Training und lange Busfahrten am Wochenende, bis Wolfsburg, München oder Freiburg. Manche von uns haben Familie oder sind in der Planung dafür. Da kommen Probleme auf uns zu, die nicht jede von uns einfach schultert.“
„Ich sehe das wie Sie“, pflichtete ihr Schneider bei. „Die Idee einer Sondersitzung ist okay. Ich möchte eure Sorgen kennenlernen. Danke Lillie, und nun zeigt den Essenern, dass ihr den besseren Fußball spielt.“
In der 70-sten Spielminute zog Lusche erste Bilanz: „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber beim Stand von 4:1 für die Concordia wird sich das Blatt kaum noch zugunsten der Essener wenden. Concordia war von Anfang an die spielbestimmende Mannschaft. Das Eckstoßverhältnis von 7:3 spricht für sich. Nach der Einwechslung der beiden Essener Mittelfeldspielerinnen verlor Concordias Sturm an Ballkontakten, aber Schneider konterte mit dem richtigen Rezept, und ließ Ramirez in der zweiten Hälfte wieder torgefährlich in Aktion treten. Ballverliebt, wie alle Südländer, krönt Ramirez den ehemaligen Fußballzwerg heute mit einer niveauvollen Leistung, reif für Deutschlands erste Liga. Und weiter geht’s. Bürk legt steil vor, Ramirez im Zweikampf, reißt sich los, schießt und trifft den Pfosten. Der Ball prallt zurück. Ramirez mit dem Kopf unhaltbar zum 5:1. Ein Fußballtalent wie aus dem Bilderbuch. In einem Interview mit Trainerin Schneider war allerdings zu hören, dass Ramirez über ihre private Zukunft keine Auskunft gebe. Es wurde lediglich gesagt, dass sie mit ihrer Mutter für unbestimmte Zeit in Deutschland sei. Liebe Zuhörer, ich werde gleich versuchen, die Ramirez vors Mikro zu kriegen. Wäre doch gelacht, wenn sie mich im Regen stehen lässt.“
Sus Concordia Haltern verdankte seinen Höhenflug der Abwerbung der besten Spielerinnen aus der Umgebung. Kraft hatte mit satten Prämien gewunken und es dauerte nicht lange, da wechselten die besten Spielerinnen von Hiddingsel und anderen Orten zur Concordia. Der sportliche Erfolg stopfte auch den lästernden Männern des Vereins den Mund. Nicht wenige hatten gegen die Frauenfußballabteilung gestänkert. Hauptargument war das liebe Geld, das angeblich für Sport verschwendet wurde, den niemand interessierte. Die Frauen suchten lediglich eine Alternative zu Yoga, Pilates und Zumba.
Krafts Finanzspritzen machten sich bezahlt. Die Frauenmannschaft zog siegreich an den Männern vorbei, hinauf in die zweite Bundesliga. Plötzlich interessierten sich die Medien für die Frauen. Ihre Popularität löste einen Befreiungsschlag auf dem Fußballfeld aus, Torsegen eingeschlossen.
Kraft war Marketing Consultant der Firma ‚Die gute Fee‘ und verstand es, aus einer Fußballmannschaft ein Produkt zu machen. Haltern am See bot ihr dabei eine lohnende Kulisse. Das Wunder von Bern, zitierte sie hemmungslos, würde in Haltern ein Comeback erleben. Von biederer Bodenständigkeit hin zu Weltoffenheit im Gravitationsfeld eines visionären Städtemarketings, ließ sie bei Radio Vest verkünden. Die verstaubten Strukturen müssten weichen. Neue Marken wurden aus dem Boden gestampft, gleichzeitig wurde das ‚alte Haltern‘ wieder salonfähig gemacht. Die Kornbrennerei und die einzigartige Pommesbude von Huch am Gantepoth, das schräge Fachwerkhaus von Friseur Schmale, Old Daddy in der Goldstraße, Peikenkamps Kneipe und die einstigen Kultur-Hochburgen des Römer- und Deli-Theaters fanden ihr Vintage Foto auf T-Shirts und bei Instagramm & Co.
Kraft ließ sich die Publicity einiges kosten. Die Frauen mussten zum Fotoshooting antreten. Sexy gestylte Fußballerinnen warben für Autohäuser, Energieunternehmen oder den Verkehrsverbund.
Die Leute sprachen von ihren Mädchen. Ob beim Einkauf oder auf der Fahrt zur Arbeit, man blickte in die Gesichter strahlender Fußballgöttinnen. Eltern, Geschwister und Freunde der Spielerinnen ritten mit auf der ruhmreichen Welle, die mit den Gerüchten um die Verpflichtung einer brasilianischen Nationalspielerin ungeahnte Fahrt aufgenommen hatte.
Platzwart Schlautmann machte seine Runde, wie immer kurz vor Ende des Spiels. Als er bei Schneider vorbeikam, rief er ihr zu, dass die Kraft im Anmarsch sei.
Lusche packte seine Sachen und kommentierte gleichzeitig.
„Es bleibt dabei. Endstand 5:1 für die Concordia Damen. Hier kommt gerade ein heftiger Regenguss herunter. Die Zuschauer flüchten in ihre Autos und die Spielerinnen gehen gelassen zu ihren Kabinen. Ich mach mich auf die Socken, um der Ramirez ein paar Geheimnisse abzuluchsen. Bleiben Sie dran.“
Er eilte mit eingezogenem Kopf über den Platz. Im Schutz eines Vordachs gelang es ihm, Mercedes anzusprechen.
„Frau Ramirez, Sie haben heute mit drei überragenden Toren glanzvollen Fußball gezeigt. Werden Sie im Relegationsspiel dabei sein?“
„Wie Sie wissen, ist es nicht allein mein Verdienst, dass der Verein vielleicht in die höchste Liga aufsteigt. Ob ich spielen werde, fragen Sie am besten die Trainerin.“
„Wie beurteilen Sie Ihre Leistung von heute?“
„Jede Spielerin ist auf ihre Art unersetzlich für die Mannschaft. Ich spiele meinen Part und ohne die Flanken und das genaue Zuspiel von Katja und Lena wäre es heute nicht zu den Torchancen gekommen.“
„Wie lange haben Sie vor, in Deutschland zu bleiben?“
„Das hängt davon ab, wie es meiner Mutter geht. Wir warten auf den medizinischen Befund.“
„Könnten Sie sich vorstellen, in Deutschland Fußballkarriere zu machen?“
„Ich bin Amateur, und wie gesagt, hängt alles von der Gesundheit meiner Mutter ab.“
Ramirez wollte gehen, aber Lusche hielt ihr das Mikro in den Weg.
„Eine Frage noch. Woher können Sie so gut deutsch?“
„Mein Vater war Deutscher.“
Mercedes wandte sich ab, schob das Mikro zur Seite und lief in Richtung Kabine.
Lusche triumphierte.
„Sie haben es gehört, meine Damen und Herren, in diesem Fußballwunder steckt deutsches Blut. Ehrlich gesagt, ich habe die ganze Zeit gerätselt, ob Frau Ramirez eine echte Brasilianerin ist. Sie hat eine Copa Cabana Figur, schwarz-gelockte Haare und Samba in den Beinen, aber ihre Haut ist relativ hell. Darin zeigen sich bestimmt ihre deutschen Wurzeln. Deutschland und Brasilien, die beiden größten Fußballnationen der Welt vereinen sich bei der Concordia in Haltern. Wir dürfen auf Glanz und Gloria im Oberhaus des deutschen Frauenfußballs hoffen.“
Coach Schneider warf mit Komplimenten um sich, als sie verspätet die Umkleide betrat. Es roch nach Schweiß und dampfenden Duschlotionen, die aus dem angrenzenden Waschraum strömten. Trikots und Hosen lagen auf dem Boden neben verdreckten Fußballschuhen. Die feuchte Schwere erinnerte an eine römische Therme, in der Gladiatoren ihre Wunden heilten. Hier seiften junge Frauen ihre Körper ein und ließen sich von heißem Wasser berieseln, dass es schäumte und die Haut an Oberschenkeln und Brüsten glänzte. Normalerweise würde ein Mann inmitten dieser Grazien seinen letzten Funken Verstand verlieren. Nicht so der, der alles mit ansah und von dem niemand etwas ahnte. In einem Loch, so klein, dass es im Dekor der Fliesen nicht auffiel, steckte eine Kameralinse, kaum größer als eine Erbse und schwarz getarnt. Von dort landeten die Bilder auf dem Laptop von Winfried Schlautmann, der sich ursprünglich nur persönlich an den Reizen der jungen Frauen ergötzen wollte. Mittlerweile waren die Damen aber prominent und die Bilder von Busen oder Po könnte einige Tausend abwerfen, wenn man sie an die entsprechenden Medien verschacherte. Was Schlautmann allerdings bei der Installation seiner Kameralinse nicht bedacht hatte, war die Perspektive. Lustgesteuert hatte er es nur auf die Mittelpartie abgesehen und die Linse mittig auf den Bauchnabel fokussiert. Dadurch konnte er alles zwischen Hals und Knie einfangen, aber der dazugehörige Kopf blieb ihm verborgen. Entsprechend ärgerte er sich heute, denn zum ersten Mal war auch Mercedes mit im Duschraum dabei. Sie würde auf dem Schwarzmarkt Spitzenpreise erzielen. Aber Schlautmann war vorsichtig. Man könnte ihm als Urheber auf die Schliche kommen. Wer sonst hätte Zugang zu allen Räumlichkeiten auf dem Sportgelände, wenn nicht er. Und außerdem würde ein Po ohne das zugehörige Gesicht keinen vom Hocker reißen. Selbst wenn klar wäre, dass es ein Po der Superkickerinnen von Concordia wäre. Ein anonymer Po war eben nur ein Po und davon gab es im Internet Millionen. Man könnte ein Quiz draus machen, Kopf und Po, wer gehörte zu wem, hatte er zeitweilig erwogen, den Gedanken aber wegen der Komplexität des Verfahrens verworfen.
Während sich die Spielerinnen ankleideten, hielt die Trainerin eine kurze Ansprache.
„Mädels, das ist ein Tag zum Feiern. Ich lade euch auf einen Drink ins Vereinslokal ein. Am Sonntagnachmittag findet die Sondersitzung zum Thema Bundesliga statt. Bedenkt, dass wir nach einem Sieg gegen Potsdam entspannt in die Sommerpause gehen können. Da bleibt viel Zeit, um sich familiär abzustimmen. Besonnenheit ist das Gebot der Stunde, meine Damen. Keine Angst. Wir schaffen das.“
An den skeptischen Gesichtern der Frauen konnte Schneider ablesen, dass ihre tröstlichen Worte nicht sonderlich beeindruckend waren. Schneiders Telefon meldete eine SMS. Sie blickte kurz aufs Display, runzelte die Stirn und verließ die Umkleide. Draußen sah sie Kraft entschlossen auf sich zuschreiten. Schon von Weitem wetterte sie gegen den Einsatz von Ramirez auf Kosten von Melanie Lange.
„Wo bleibt Ihre Diplomatie? Sie hätten Melanie mit in die Anfangsformation nehmen müssen. Sie gehört zum festen Kader. Später hätten Sie Ramirez von mir aus einwechseln können. Stellen Sie sich mal vor, was Melanie gerade durchmacht.“
„Ich behalte mir als Trainerin vor, die Mannschaftsaufstellung allein zu bestimmen. Melanie wurde als Ersatzspielerin aufgestellt, ist aber heute nicht zum Spiel erschienen. Was sagt Ihnen das? Ich nenne das unsportliches Verhalten. Wollen wir in der ersten Liga mitmischen, können wir uns Privilegien von Spielerinnen nicht erlauben und eingeschnappte Mimosen erst recht nicht.“
„Was hat Sie veranlasst, Ramirez von der ersten Minute an spielen zu lassen?“
„Um mir sicher zu sein, dass Ramirez ein Spiel in voller Länge durchsteht und dabei ihr spielerisches Vermögen nicht einbüßt, musste ich sie auf die Probe stellen. Ramirez ist torgefährlich, hat heute dreimal getroffen. Lange war glücklos in den letzten Spielen. Ich hatte keine Wahl, auch ein Kompromiss war nicht drin. Nach dem heutigen Spiel steht für mich fest, dass Ramirez auch am nächsten Samstag von Anfang an mit dabei sein wird.“
„Das kann ich so nicht durchgehen lassen. Melanie muss zum Einsatz kommen. Das hat sie übers Jahr gesehen mehr als verdient. Sie muss daran beteiligt werden, wenn Concordia in die erste Liga einzieht. Darauf bestehe ich.“
Krafts Kampfgeist duldete keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit.
„Sie haben zwar einen Zweijahresvertrag, aber befinden sich noch in der Probezeit. Ich werde nicht zögern Sie fristlos zu entlassen. Die Mannschaft wird gegen Potsdam auch ohne Sie gewinnen. Es wäre ein Desaster für Ihre berufliche Karriere, so kurz vor dem Ziel gefeuert zu werden. Wissen Sie, Frau Schneider, die Damenmannschaft von Concordia ist ein Produkt, das es ohne mich nicht geben würde und Sie passen sich besser an, sonst verlieren Sie auf den letzten Metern das Rennen um Ihren ersten großen persönlichen Triumph. Denken Sie daran, wir sprechen uns.“
Kraft warf Schneider einen verächtlichen Blick zu und marschierte davon.
Mercedes Ramirez hatte Fußballspielen in einem Internat gelernt. Die Schule lag am Rande von Recife und wurde von Schülern betuchter Eltern besucht. Eines der Freizeitangebote bestand darin, die Trainingsanlagen des Série A Vereins Santa Cruz benutzen zu dürfen. Wenn im Estádio do Arruda ein Spiel stattfand und Mercedes nebenan auf den Grünanlagen mit ihren Freundinnen kickte, unterbrachen sie hin und wieder ihr Spiel und lauschten der jubelnden Menge bei einem Torschuss und waren gespannt, welchen Namen der Stadionsprecher hinausposaunen würde.
Es war damals ihr größter Wunsch gewesen, einmal bei einem Spiel im Stadion mit dabei zu sein, aber ihre alleinerziehende Mutter war sehr beschäftigt und hatte für Fußball nichts übrig. Frau Ramirez war Dezernatsleiterin beim Gesundheitsminister der Zentralregierung und veranwortlich für die Impfprogramme einer Region von der Größe Deutschlands. Es gab ständig Probleme, Engpässe in der Logistik oder neue Erreger, für die noch keine passenden Impfstoffe entwickelt waren.
An einem Feiertag – ihre Mutter befand sich auf einer Dienstreise – wurde Mercedes von ihrem damaliger Freund ins Stadion zum Spiel Sao Paulo gegen den Santa Cruz Futebol Clube geführt. Der Besuch blieb nicht ohne Folgen. Die Euphorie der Menschen, die stimmgewaltig ihre Mannschaften anfeuerten, überwältigte die junge Sportlerseele. Da war mehr als nur Sport. Fußball verzauberte die Menschen, egal welcher Hautfarbe, welchen Alters oder Geschlechts. Ihre Herzen schlugen im Takt von Sturm und Abwehr und bewirkten ein Wunder, das wie ein Fieber um sich griff. Sie spürte das sehnsüchtige Verlangen, eines Tages auf dem grünen Rasen eines Stadions ihre Fans zum Kochen zu bringen. Tore wollte sie schießen, die Geschichte schreiben würden.
Sport hieß Leistung und Leidenschaft. Wer Sport in Kunst verwandelte, war ein Star. Mercedes hatte plötzlich einen Traum und es dauerte nur ein Jahr und wenige Monate, da wurde sie zu einem Trainingswochenende der brasilianischen Frauen Nationalmannschaft eingeladen. Wochen später gehörte sie zum Kader für den Südamerika Cup 2018.
Außer mit Malle Meinders, die mit ihrem gebrochenen Portugiesisch auf Mercedes zugegangen war, hatte die Neue aus Brasilien bisher keinen persönlichen Kontakt zu den anderen Spielerinnen aufbauen können. Malle und Mercedes verließen an diesem Samstag gemeinsam die Umkleideräume des Vereins.
„Wenn du Lust hast, setzen wir uns in meinen Wagen und reden“, schlug Malle vor. „Von der Schneider habe ich heute genug. Ich verzichte gern auf ein Bier mit ihr.“
„Ich trinke sowieso keinen Alkohol“, gab Mercedes lächelnd zu.
„Hast du gar keine Laster? Trinkst nicht, rauchst nicht. Alles für den Sport?“
„Ich brauche keine Drogen.“
„Hey, Drogen. Quatsch.“
Malle nahm den Schlüsselbund und öffnete die Wagentüren. Beide stiegen ein.
„Jetzt’ne Fluppe“, jauchzte Malle. „Nach’m Spiel bin ich echt entspannt und dann eine Zigarette, das ist der Himmel.“
Sie steckte sich eine Zigarette an, ließ die Fensterscheiben herunter, bließ den Rauch hinaus und wandte sich an Mercedes.
„Vorhin, im Duschraum, hast du da bemerkt, wie Bettina dich mit ihren grünen Katzenaugen fast aufgefressen hätte?“
„Nein. Wieso sagst du das?“
„Bettina und Conny sind ein Paar. Jeder weiß es, aber wir sprechen nicht darüber. Conny ging die Seife aus. Der Seifenspender war leer. Du hattest das mitbekommen. Erinnerst du dich? Bettina stand dabei, reagierte aber nicht sofort. Dann hast du was aus deinem Seifenspender abgezapft und es Conny in die Hand gegeben. Das wäre unter normalen Umständen kein Problem, aber ihr ward beide nackt und für Bettina war das wohl ein Angriff auf ganz intime Angelegenheiten. Jedenfalls hat sie dich mit ihrem stechenden Blick durchlöchert. Bettina ist ein Mannweib und sie könnte beim nächsten Mal ausrasten, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Das war nicht meine Absicht. Conny hat sich nett bedankt.“
„Genau das bringt Bettina auf die Palme. Die ist krankhaft eifersüchtig. Lass es lieber, glaube mir.“
„Schade. Ich finde beide sehr sympathisch.“
Malle nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und hielt sie am ausgestreckten Arm nach draußen.
„Über den Platz fegst du wie ein Tornado und hier bist du ein Mauerblümchen.“ Sie sah Mercedes auffordernd an. „Du hast doch was. Kann es sein, dass du irgendwie traurig bist?“
Kaum hatte sie das gesagt, flossen Tränen über Mercedes’ Wangen, die sie unauffällig abzuwischen versuchte. Malle ließ ihre Zigarette nach draußen fallen und zupfte ein Papiertuch aus einer Pappschachtel.
„Lass es raus. Hier nimm. Warum weinst du?“
„Es ist nichts. Verzeih, ich habe die Kontrolle verloren.“
„Jetzt ist es aber gut. Spuck’s aus.“
Mercedes wischte sich die frisch aufgetragene Wimperntusche aus dem Gesicht.
„Das Gerangel um meine Aufstellung bei euch im Team macht mir zu schaffen. Ich bin sehr gläubig und habe gebetet, dass es keinen Streit gibt. Auf dem Spielfeld kann ich alles vergessen und loslassen, verstehst du. Da bin ich absolut frei, aber außerhalb des Fußballplatzes kommen gleich die Probleme.“
„Wenn du meine Meinung hören willst, Schneider lag total richtig mit deiner Aufstellung. Melanie gehört auch zur Mannschaft, weil sie Krafts Nichte ist. Mit dir steigen wir auf. Mach jetzt bloß keinen Rückzieher.“
Sie schwiegen eine Weile, bis Malle das Gespräch neu anstieß.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Gerangel nicht der einzige Grund für deine Traurigkeit ist. Deine Tränen haben noch eine andere Ursache.“
Wieder schwiegen sie, bis Malle einen schärferen Ton anschlug.
„Merkst du eigentlich nicht, dass ich dir gerade meine Freundschaft anbiete? Sag schon, was dich bedrückt.“
Mercedes wandte ihr Gesicht ab und Malle gab ihr ein frisches Tuch. Unter Schluchzen begann Mercedes zu sprechen.