Der Bucklige  von Craven Castle - Luanna Churchill - E-Book

Der Bucklige von Craven Castle E-Book

Luanna Churchill

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Beschreibung

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! »Zögern Sie nicht, um alles zu bitten, was Sie haben möchten. Die Randolphs sitzen förmlich auf dem Geld und sind sehr großzügig zu ihren Leuten. Wissen Sie, die zählen ihr Geld noch nicht mal. Ich habe immer vermutet, daß Miss Edith ein ganzes Bündel davon irgendwo in ihrem Zimmer hatte. Das ist doch Ihre Chance: Schleichen Sie bei Gelegenheit mal rein, und schauen Sie nach.« »Mr. O'Malley«, rief ich empört, »so was käme mir nie in den Sinn!« »Machen Sie, was Sie wollen, aber ich sage immer, jeder ist sich selbst der nächste. Ich geh' jetzt Ihr Radio holen.« Sean O'Malley hatte das Zimmer verlassen. Ich saß wieder auf meinem Stuhl und freute mich auf die Unterhaltungssendung, die gerade beginnen sollte. Plötzlich erschütterte eine gewaltige Explosion das Schloß bis auf die Grundmauern, und mein Zimmer lag in tiefer Finsternis! Einen Tag nach der Beerdigung meiner geliebten Mutter hatte ich die wichtigste Entscheidung meines Lebens zu treffen. Ich war jetzt neunundzwanzig Jahre alt, und seit meiner Kindheit hatte ich mit Mutter in unserem Haus gelebt, das so voll glücklicher Erinnerungen war. Ohne die geliebte Mutter glaubte ich nicht in diesem alten, großen Haus bleiben zu können. Mir war so, als habe ich alles verloren, für das es sich zu leben lohnte. Der Tod meiner Mutter war völlig unerwartet eingetreten. Herzschlag! Sie war erst fünfzig Jahre alt gewesen!

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Gaslicht – 54 –

Der Bucklige 
von Craven Castle

Unveröffentlichter Roman

Luanna Churchill

»Zögern Sie nicht, um alles zu bitten, was Sie haben möchten. Die Randolphs sitzen förmlich auf dem Geld und sind sehr großzügig zu ihren Leuten. Wissen Sie, die zählen ihr Geld noch nicht mal. Ich habe immer vermutet, daß Miss Edith ein ganzes Bündel davon irgendwo in ihrem Zimmer hatte. Das ist doch Ihre Chance: Schleichen Sie bei Gelegenheit mal rein, und schauen Sie nach.« »Mr. O’Malley«, rief ich empört, »so was käme mir nie in den Sinn!« »Machen Sie, was Sie wollen, aber ich sage immer, jeder ist sich selbst der nächste. Ich geh’ jetzt Ihr Radio holen.« Sean O’Malley hatte das Zimmer verlassen. Ich saß wieder auf meinem Stuhl und freute mich auf die Unterhaltungssendung, die gerade beginnen sollte. Plötzlich erschütterte eine gewaltige Explosion das Schloß bis auf die Grundmauern, und mein Zimmer lag in tiefer Finsternis!

Einen Tag nach der Beerdigung meiner geliebten Mutter hatte ich die wichtigste Entscheidung meines Lebens zu treffen. Ich war jetzt neunundzwanzig Jahre alt, und seit meiner Kindheit hatte ich mit Mutter in unserem Haus gelebt, das so voll glücklicher Erinnerungen war. Ohne die geliebte Mutter glaubte ich nicht in diesem alten, großen Haus bleiben zu können.

Mir war so, als habe ich alles verloren, für das es sich zu leben lohnte. Der Tod meiner Mutter war völlig unerwartet eingetreten. Herzschlag! Sie war erst fünfzig Jahre alt gewesen! Es geschieht sicher nicht oft, daß der Tod eines Menschen einen anderen so verzweifelt und allein zurückläßt. Mama war einfach alles für mich gewesen.

Es mag seltsam erscheinen, daß Blanche Storm sich immer geweigert hatte, mit mir über meinen Vater zu sprechen. Nie hatte sie meine Fragen nach ihm oder seinen Eltern beantwortet. Noch nicht einmal über ihre eigenen Eltern hatte sie sprechen wollen. Sie hatte behauptet, daß es niemand nützen konnte, über die Verwandten zu sprechen, die alle tot seien.

So lieb ich Mutter auch hatte, so war sie doch eine recht gebieterische Persönlichkeit. Darum hatte ich auch nie den Mut aufgebracht, selbst herauszufinden, wer mein Vater und meine Großeltern waren.

Nach Mutters plötzlichem Tod änderte sich das natürlich, und ich wühlte mich verzweifelt durch alle Zimmer des großen Hauses. Finden konnte ich jedoch nichts. Kein Foto, keine Urkunde, kein Stück Papier, das mir auch nur den geringsten Hinweis auf meine Herkunft gegeben hätte!

Das einzige Stück Papier von Interesse war die handgeschriebene Anweisung, mich nach Mamas Tod mit der Anwaltsfirma Heath & Worley in Verbindung zu setzen.

Von dem freundlichen grauhaarigen Peter Worley erfuhr ich dann, daß Mutter mir das Haus, in dem wir wohnten, hinterlassen hatte. Dazu 2000 Dollar Bargeld und ein gut angelegtes Vermögen, das mir ein Leben lang hundert Dollar im Monat garantierte.

Zu meiner großen Enttäuschung konnte mir aber auch der liebenswürdige alte Herr nicht sagen, wer mein Vater oder wie Mutters Mädchenname gewesen war.

Der alte Herr hatte Verständnis dafür, daß ich das einzige Heim, das ich je gekannt hatte, aufgeben wollte. Ich hatte noch nie eine Stellung gehabt, aber er versicherte mir, daß meine Ausbildung mir zu einer Arbeit verhelfen würde, die genug Geld einbrachte, um den bescheidenen Lebensstil, den ich gewohnt war, aufrechtzuerhalten. Ich glaube, ich bin das, was man gemeinhin einen Bücherwurm nennt. Ich war ein scheues Kind gewesen und hatte mich mein Leben lang lieber mit Büchern als mit Menschen befaßt. Freunde besaß ich nicht. Meine Liebe gehörte den Tieren. Im Moment war ein kleiner langhaariger Pekinese, Chee Toy, mein Hausgenosse. Chee Toy war die einzige Erinnerung an mein Leben mit Mama, auf die ich nicht verzichten konnte. Wohin auch immer es mich verschlagen sollte – Chee Toy, das war sicher, sollte mich begleiten.

Es war dann schließlich Rechtsanwalt Worley, der mir eine Anstellung in Craven Castle verschaffte.

Raleigh Randolph, mein zukünftiger Arbeitgeber, hatte mich für zwei Uhr am Montag nachmittag nach Urbana bestellt, einer kleinen Bezirksstadt. Ich war etwas zu früh angekommen und stand verloren mit Chee Toy im Arm auf dem kleinen Bahnhof. Meine bescheidenen Habseligkeiten standen um mich herum, und ich wartete nun, daß jemand vom Schloß mich abholen würde. Dabei hatte ich das Gefühl, daß jeder auf dem Bahnhof mich kalt und mißbilligend anstarrte. Allerdings wußte ich nur zu gut, daß ich keine elegante Schönheit war.

Ich betrachtete meine einfachen Schuhe mit den flachen Absätzen, die ganz staubig waren. Ob ich wohl mal unauffällig drüberwischen konnte, ohne dabei beobachtet zu werden?

Neben mir fragte eine tiefe männliche Stimme: »Sind Sie zufällig Isabella Storm?«

Ich sah scheu hoch. Der Mann mit der angenehmen Stimme war blond, groß und kräftig und schätzungsweise zwischen dreißig und fünfunddreißig. Er war zweifellos eine blendende Erscheinung.

Der Mann in dem gutsitzenden hellbraunen Anzug lächelte mich warm an. »Nein, ich bin keiner aus der marmornen Schlangengruppe«, sagte er, »aber Neuigkeiten verbreiten sich hier mit Windeseile, und ich habe gehört, daß Sie ins Mad Creek Valley kommen. Ich wollte es mir nicht entgehen lassen, Sie mal schnell in Augenschein zu nehmen, ehe der grausame Randolph-Clan Sie zu Hackfleisch verarbeitet.«

»Kennen Sie die Familie Randolph?«

Mein mir immer noch unbekannter Nachbar lachte rauh. »Ob ich sie kenne? Seit fast dreihundert Jahren!«

Plötzlich schmunzelte er. »Ich bin wirklich noch nicht so alt, obwohl ich mich manchmal so fühle. Meine Familie hat die Randolphs schon in Europa gekannt, und dann haben sie sich um die späten 1600 in Virginia wiedergetroffen. Hübsches Tierchen haben Sie hier. Dabei habe ich immer gedacht, daß die sogenannten Löwen-Hunde auch ein Löwenherz hätten.«

Ich lächelte etwas mühsam. »Ich fürchte, Chee Toy ist eher ein Feigling.«

Der Mann schüttelte den Kopf, daß die blonden Haare flogen. »Lange wird sie es ohnehin nicht machen auf dem Schloß. Die wilden Spechte da hacken sie in Stücke.«

Ich hatte Angst, und mein Herz klopfte wie wild. »Versuchen Sie, mich vor den Randolphs zu warnen?«

Er streckte die langen Beine aus und betrachtete die auf Hochglanz polierten Schuhspitzen. »Ich versuche nur, Ihnen klarzumachen, daß sie eine robuste Gesellschaft sind, die das harte Leben schätzen. Die Männer waren durch die Jahrhunderte erbitterte Kämpfer. Noch nicht mal heute könnten wir einen Krieg gewinnen ohne einen der blutrünstigen Randolphs. Craven Castle steht auf einem Hügel. Früher lag ein Dorf der Shawnee­Indianer genau gegenüber, aber das hat Colonel Benjamin Logan 1786 dem Erdboden gleichgemacht. Die Gegend schwamm im Blut sozusagen, und noch heute sind die Insekten, die da leben, besonders angriffslustig.«

Ich sagte kurz angebunden: »Sie übertreiben, wer immer Sie sein mögen. Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«

Der gutaussehende junge Mann lachte. »Nennen Sie mich ruhig den Pechvogel-Gunther. Ich höre, daß Sie aus Springfield sind. Soll ich Sie nach Hause zurückfahren, Miß Storm?«

Ich schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe kein Zuhause mehr. Ich habe alles verkauft. Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß ich mich in Gefahr begebe auf Craven Castle?«

Der Mann lächelte schief. »Merk­würdige Dinge sind da schon passiert.«

»Was, zum Beispiel?« fragte ich herausfordernd.

»Colonel Henry Randolph, der das Schloß vor hundert Jahren gebaut hat, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Und letztes Jahr Edie Randolph, Raleighs Frau! Hat sich in Luft aufgelöst. Vor fünfundsiebzig Jahren hat man ein Skelett gefunden, das zum alten Henry gehört haben könnte. Aber von Edie, ich meine damit Edith, hat man nur ein paar Kleider im See gefunden.«

Ich war von Kopf bis Fuß nur noch Gänsehaut. »Wollen Sie sagen, daß bei den beiden nicht alles mit rechten Dingen zuging?«

Er sah mich eindringlich an.

»Was wissen Sie über die Bewohner des Craven-Kerkers – Verzeihung – des Schlosses?«

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich sagte unsicher: »Mein Rechtsanwalt hat mir die Stellung verschafft. Über die Familie ist gar nicht gesprochen worden.«

Mein Begleiter zog die Stirn kraus. »Die Randolphsippe besteht aus Enos, der mindestens hundert Jahre alt ist – ob Sie’s glauben oder nicht. Ich hab’ mal gehört, daß er einen Bruder hatte: Elihu. Aber der ist wohl schon gestorben, ehe das Schloß gebaut wurde. Auf dem Familienfriedhof ist er jedenfalls nicht begraben. Dann gibt es Thomas. Er ist so um die vierundachtzig. Und dann gehört Raleigh dazu, er ist fünfunddreißig und hat eine Tochter, Feuerteufel-Dottie. Sie ist dreizehn und eine Landplage. Die Hausangestellten sind Sean O’Malley, seine Frau Birdie und ihre Nachkommenschaft Kate, Annie und Liz. Die anderen Bediensteten wohnen nicht dort.«

Ich rief erregt: »Was soll das heißen… Feuerteufel-Dottie?«

Der blonde Mann schnaubte. »Wenn Sie sie ganz irrsinnig glücklich machen wollen, dann geben Sie ihr einen Kanister Benzin und eine Schachtel Streichhölzer.«

Ich protestierte schwach: »Sie nehmen mich wohl auf den Arm.«

Aber der Mann neben mir fuhr grimmig fort: »Was sind denn Ihre Pflichten in dem Schlachthaus da?«

Ich berichtete, was ich von meinem Rechtsanwalt gehört hatte. »Raleigh Randolph ist Chemiker, und obwohl er das Geld nicht braucht, arbeitet er an einem Forschungsprojekt für die Regierung, glaube ich. Ich bin als Assistentin eingestellt worden.«

»Sind Sie auch Chemikerin?«

»Ich habe zehn Jahre lang Chemie gehört an der Wittenberg-Universität.«

Ich sah an seinem Gesicht, wie beeindruckt er war. »Ich nehme an, daß Sie alles über Sprengstoffe und Nervengas wissen. Ich wollte nicht im selben Haus wohnen wie unser Freund Raleigh, egal, wie groß das Haus ist. Ich weiß nicht, was es mit dem sogenannten Forschungsprojekt auf sich hat, aber ich bin sicher, daß er sämtliche Hausbewohner in die Luft jagen könnte, ohne daß man mit Sicherheit sagen könnte, wer Schuld hat.«

Er legte mir seine kräftige braune Hand auf den Arm. »Wissen Sie was, Gnädigste? Aus Ihnen könnte eine richtige Schönheit werden. Meine Schwester könnte Sie an einem Tag verwandeln. Sie haben alles, was eine Herzensbrecherin braucht.«

Ich riß meinen Arm weg. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie müssen verrückt sein!« Mein ­Ausbruch erstaunte mich selbst. 
So wütend war ich noch nie gewesen.

Er lachte belustigt. »Jetzt habe ich mein Fett weg, und ich will es ja zugeben, daß ich ein paar Schrauben locker habe. Sie haben sich sicher schon gefragt, warum ich hergekommen bin und Ihnen das alles erzählt habe. Ich hatte geschäftlich hier zu tun, aber ich wollte doch mal sehen, ob Sie die Sorte Mensch sind, die mit der Randolph-Menagerie fertig wird. Wenn Sie eine von diesen ultramodernen, frechen jungen Frauen gewesen wären, hätte ich nie so zu Ihnen gesprochen. Ich bin ganz offen: Als ich Sie sah, wußte ich sofort, daß Sie für Craven Castle nicht die richtige Person sind.«

Zornig erwiderte ich: »Ich kann schon allein auf mich aufpassen!«

»Sind Sie schon mal einem hundertjährigen Playboy begegnet, der die verrücktesten Streiche spielt?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das nun nicht.«

»Enos Randolph ist noch so munter, als wäre er fünfzig, und er ist ein Schürzenjäger. Ich glaube, der läuft auch noch den weiblichen Gespenstern im Schloß nach. Die O’Malley-Mädchen tragen nur Schuhe, in denen sie schnell laufen können.«

Plötzlich sprang er auf. »Ich muß weg! Da kommt der alte Raubritter und Kinderschreck persönlich.«

*

Der Riese mit dem verwachsenen Rücken, der auf mich zukam, war die häßlichste, widerwärtigste Kreatur, die mir je unter die Augen gekommen war.

»Sind Sie Fräulein Isabella Storm?« knurrte eine kehlige Stimme.

Ich hatte zuviel Angst, und mein Mund war zu trocken zum Sprechen, aber ich brachte ein schwaches Nicken zustande.

Ich wurde mit dem bedacht, was der Mensch wohl für ein Lächeln hielt. »Ich bin Sean O’Malley und wollte Sie abholen.«

Endlich hatte ich meine Stimme wiedergefunden. »Sie sind vom Schloß?«

Der Mann nickte. »Chauffeur, Stallbursche und Gärtner der Randolph-Familie in einer Person, Fräulein.«

Das Atmen fiel mir plötzlich etwas leichter. »Oh«, sagte ich schwach, »ich hatte eigentlich Mr. Raleigh Randolph erwartet. Das ist ja doch mein Arbeitgeber.«

Sean O’Malley zuckte die Schultern. »Mr. Raleigh ist zu beschäftigt, um in die Stadt zu fahren. Zwar ist er Ihr Boß, aber Sie müssen auch für andere dasein. Das wird sicher nicht immer leicht sein, Miss, wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen. Die Randolphs sind stolz. Einige Leute sagen sogar, arrogant, aufbrausend und unvernünftig. Wir O’Malleys finden sie gerecht und freigiebig. Wer sonst würde mich schon anstellen, so, wie ich aussehe?«

Plötzlich tat der Mann mir unendlich leid. »Sind Sie allein gekommen?« fragte ich.

»Mr. Raleighs Vater ist mitgekommen. Aber er mußte noch etwas erledigen. Er kommt später nach. Es macht Ihnen doch nichts aus, zu warten?«

Sean O’Malley betrachtete einen Augenblick meine Augen, die farblich nicht zueinander paßten. Plötzlich platzte er heraus; »Ich hab’ gesehen, wie Sie mit Gunther Konrad sprachen. Er hat so ein Talent, hübsche junge Damen ausfindig zu machen. Er war auch so von der armen Miss Edith angetan, Gott geb’ ihr die ewige Ruhe.«

Ich hatte keine Veranlassung, Mr. Randolphs Chauffeur zu erzählen, wie ich die Bekanntschaft des gutaussehenden jungen Mannes gemacht hatte. Statt dessen fragte ich: »Wer ist überhaupt Gunther Konrad?«

»Gunther und seiner Schwester gehört das Schloß, das Craven gegenüber liegt. Ihre deutschen Ahnen kamen zur selben Zeit in die Vereinigten Staaten wie die Randolphs.«

»Dann sind die Familien wohl befreundet?«

Der bucklige, häßliche Mann antwortete sofort.

»Mr. Gunther und seine Schwester sind sehr enge Freunde von Mr. Raleigh. Es gab sogar einmal Zeiten, als über eine Heirat zwischen den beiden Familien gesprochen wurde. Der Herr war Miss Freda zugetan, ehe Miss Edith mit ihren Eltern hierherzog.«

»Jemand hat mir erzählt, daß Mrs. Raleigh Randolph vor einem Jahr auf geheimnisvolle Weise verschwunden ist.«

Die grünen seltsamen Augen des Mannes füllten sich mit Tränen. »Ich bin fest davon überzeugt, daß sie in den See gegangen ist, den wir den Totensee nennen. Viele sind da ertrunken, aber keinen hat man je wiedergefunden. Wir sagen hier, daß der See bodenlos ist. Außerdem ist er dicht mit Moos und Schlingpflanzen bewachsen. Der gibt kein Opfer wieder her.«