Der einsame Tropfen - Thomas Joe Menke - E-Book

Der einsame Tropfen E-Book

Thomas Joe Menke

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Beschreibung

'Soallein', ein kleiner Wassertropfen, fällt in die Hand Buddhas. Dieser lehrt ihn, wie er die Einsamkeit überwinden und ein glückliches Leben führen kann. Dann schickt er den kleinen Tropfen auf die Reise des Lebens. Schon bald findet Soallein andere Tropfen, die ihn auf packenden Abenteuern begleiten. Gemeinsam trotzen sie tosenden Stromschnellen, dunklen Höhlen und begegnen einem verängstigten, schwarzen Tropfen, dem sie helfen wollen. Unter der Führung des weisen Fisches, Professor Dr. Blob, ergründen sie die Lehren des Buddhas. Die ergreifende Erzählung über Leben und Tod, Mut, Freundschaft und Erkenntnis entfaltet sich in einer Welt der Weisheit, mit der alle Hindernisse überwunden werden können. Entdecke, wie ein einziger Tropfen sein persönliches Glück findet und dadurch die Kraft hat, die Welt zu verändern.

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Inhaltsverzeichnis

1. Prolog

2. Die Begegnung

3. Freunde finden

4. Das Geheimnis der Veränderung

5. Der schwarze Tropfen und der weise Fisch

6. Prinzessin Elegie und Buddhas Weisheit

7. Die Geschichte vom sterbenden Stern

8. Die Kraft des Geistes mit dem Herzen erfahren

9. Gift in Medizin verwandeln

10. Das große Geheimnis des Herzens

11. Ein Schlüssel zur guten Tat

12. Ein Weg zum Glück

Prolog

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich sitze in meinem gemütlichen Lieblings-Café , in dem ich gerne verweile und bei einem wohltuenden Getränk Ideen in mein Notizbuch übertrage.

Während ich noch an meinem etwas zu heißen Café Americano nippe und mir die eine oder andere Szene meiner Erzählung durch den Kopf gehen lasse, überkommt mich das Gefühl, als würde meiner Geschichte vom einsamen Tropfen etwas Wesentliches fehlen.

Ich versuche mich zu konzentrieren, aber es will mir einfach nicht einfallen, welches Detail mir entgangen sein könnte.

Im Grunde habe ich doch das geschrieben, was ich wollte – eine Geschichte, die eine andere Sichtweise auf das Leben erlaubte. Manchmal kam es mir sogar so vor, als hätte ich meine eigene Lebensgeschichte aufgeschrieben. Also, was fehlte noch?

Ein guter Freund riet mir einmal: „Wenn du in einer Sache nicht vorankommst, beginne von vorne.“

So lenke ich meine Gedanken auf die Zeit, als mir der Buddhismus zum ersten Mal begegnete.

1994 begann ich mit der buddhistischen Praxis. Mein Leben stand an einem Wendepunkt. Über Jahre hinweg hatte ich nach einem spirituellen Pfad gesucht und sehnte mich danach, etwas zu finden, das meinem Leben Struktur verleihen konnte. Leider war mir bis dahin keine wirkungsvolle Lehre begegnet, die mit meinem Weltbild in Einklang stand.

Nun schien sie endlich vor mir zu liegen – die spirituelle Alternative, durch eigene Anstrengungen die Herausforderungen anzugehen, um alles zum Positiven zu wenden.

Ohne genaue Kenntnisse über den Buddhismus, abgesehen von ein paar Informationen, die ich in Zeitungsartikeln gelesen hatte, ließ ich mich allein von meinem Vertrauen und meinen Gefühlen leiten, diese neu entdeckte Ausübung anzunehmen und einen Lebenszustand zu erreichen, der mir die Lösung jedes Problems ermöglichte.

Nach etwa einem Jahr meiner buddhistischen Praxis stellte ich mir die Frage, wie diese vergleichsweise einfache Ausübung eine derart außergewöhnliche Wirkung auf mein Leben haben konnte. Daraufhin entschloss ich mich, den Ursprüngen des Buddhismus auf den Grund zu gehen.

Und während ich meinen zweiten Kaffee bestelle, wird mir immer deutlicher, dass meine Erzählung gar nicht auf die Ursprünge des Buddhismus und Buddhas Leben und Wirken eingeht. Diesen wesentlichen Punkt habe ich in der Erzählung übergangen, und jetzt frage ich mich, ob es dem einen oder anderen Leser vielleicht genauso geht wie mir zu Beginn meiner buddhistischen Praxis.

So möchte ich mein Versäumnis wieder gut machen und die fesselnde Geschichte eines zutiefst mitfühlenden Mannes erzählen, der durch seine nachhaltigen Lehren unzählige Menschen berührt hat:

Die Geschichte begann vor etwa 2500 Jahren in Indien. Dort wurde ein Junge geboren, dessen Mutter kurz nach der Geburt verstarb. Er war höchstwahrscheinlich der Sohn eines Fürsten.

Sein Vater und seine Tante behüteten den Jungen liebevoll. Jedoch durfte er die Mauern des Palastes, in dem er aufwuchs, nie verlassen.

Doch eines Tages wagte er den Schritt dem goldenen Käfig zu entkommen, um das Leben außerhalb des Palastes zu erkunden.

Endlich in Freiheit wurde er jedoch von dem Anblick des Leids, das die Menschen durch Armut und Krankheit erfuhren, zutiefst erschüttert. Viele von ihnen starben in jungen Jahren. Das Mitgefühl ergriff sein Herz, und er spürte den festen Entschluss, allen Wesen zu helfen, um sie vom Leid zu befreien.

Als junger Mann, bereits verheiratet und Vater eines Sohnes, trieb ihn die Frage nach dem Ursprung des Leids um, das er außerhalb des Palastes erleben musste. So verließ er seine Familie, um sich den Asketen anzuschließen, in der Hoffnung, den Weg zu finden, sich von den Leiden zu befreien. Seine Reise führte ihn in die tiefsten Wälder, in sandige Ebenen und zu den einsamsten Orten, wo er den Pfad der Askese, des radikalen Verzichts, beschritt.

Nachdem er sechs Jahre der Praxis der Asketen gefolgt war, erkannte er, dass der Schlüssel zur Überwindung des Leidens nicht im äußerlichen Verzicht lag, sondern nur in der inneren Erkenntnis.

So beschloss er, sich in die Meditation zu vertiefen, bis er die Wahrheit des Lebens enthüllen konnte. Unter dem Schatten eines großen, alten Baumes begann er seine Meditation. Über eine Woche verblieb er in der tiefen Versenkung und erkannte den Kreislauf des menschlichen Leids – die Geburt, Krankheit, das Altern und den Tod – und verstand, wie alle Dinge, auch über unser Universum hinaus, miteinander verbunden sind.

Nachdem er sich wieder aus der Meditation erhoben hatte, waren seine ersten Worte: „Ich habe die Ewigkeit des Lebens erlebt“.

Der Name dieses außergewöhnlich mitfühlenden Mannes war Siddharta Gautama Shakyamuni. Seine Schüler nannten ihn voller Hochachtung „Buddha“, was soviel wie „Erwachter“ oder „Erleuchteter“ bedeutet.

Im Laufe der Jahrtausende wurden vom Buddha viele Abbilder und Statuen erschaffen. Einige Völker verehrten ihn sogar wie einen Gott. Aber diese Vorstellung war sicher nicht im Sinne Buddhas, der jedes Wesen als gleich wichtig und wertvoll gesehen hatte. Er war ein großartiger Lehrer und ein aufrichtiges Beispiel für seine Schüler, aber er hatte sich selbst nie als göttlich bezeichnet.

Zu Lebzeiten des Buddhas wurde keine seiner Lehren schriftlich überliefert. Die Weisheiten wurden von Herz zu Herz mündlich weiter gegeben.

Erst in späteren Zeiten haben die Mönche die Lehren zusammengetragen und diese schriftlich festgehalten. Diese Schriften werden Sutras genannt.

Eine kostbare Perle der schriftlichen Überlieferungen ist das Lotos Sutra, eine wichtige Lehre, die die Würde des Lebens enthüllt, wie der Buddha sie sah. In diesem Werk wird anhand von Beispielen versprochen, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, den Lebenszustand eines Buddhas zu erreichen – also auch jeder von uns.

Im Laufe der Jahrtausende seit dem Erscheinen Siddharta Gautamas gab es viele große Meister. Je nach Zeit und dem jeweiligen Verständnis der Menschen in unterschiedlichsten Kulturen haben sie das Lebensgesetz immer wieder auf ihre Weise dargelegt. Dementsprechend gibt es viele verschiedene buddhistische Schulen, die auch entsprechend ihrer Auslegung andere Ausübungen praktizieren.

An dieser Stelle möchte ich nur einen Buddha erwähnen, der im Mittelalter des dreizehnten Jahrhunderts in Japan lebte. Er nannte sich Nichiren, was übersetzt „Sonnenlotus“ bedeute. Seine Schüler gaben ihm den Ehrentitel „Daishonin“, „Großer Weiser“.

Nichiren Daishonin berief sich auf das Lotos Sutra und benannte das Gesetz des Lebens namentlich. Der große Weise schrieb ein Mandala in Form einer Kalligraphie ein und verewigte es als Objekt der Verehrung. Mit seiner buddhistischen Lehre gab er allen Menschen die Möglichkeit, auf natürliche Weise die buddhistische Praxis im täglichen Leben anzuwenden.

Nichiren schrieb zu Lebzeiten viele Briefe an seine Schüler, um ihnen die Lehre darzulegen und sie zu unterstützen. Bis heute gab es immer wieder großartige Menschen, die diese Schriften bewahrten und sie an uns weitergaben.

Daisaku Ikeda war so ein herausragender Mensch. Er verstarb am 15. November 2023 im Alter von 95 Jahren in Japan, seinem Heimatland.

Für mich war Herr Ikeda der Meister des Mitgefühls in unserem Universum. Auch nach seinem irdischen Abschied bleibt er mein buddhistischer Mentor.

Seinen unermüdlichen Bemühungen verdanke ich es, die Lehre Buddhas zu verstehen und in mein tägliches Leben zu integrieren.

In tiefer Dankbarkeit und großer Achtung möchte ich mich mit meinem kleinen spirituellen Märchen vom einsamen Tropfen bei meinem Mentor bedanken.

Es mag dir vielleicht eigenartig erscheinen, sich gerade bei seinem Lehrer zu bedanken. In der Schule ist das heutzutage ja nicht mehr unbedingt üblich. Doch wenn man einen Lehrer für unabhängiges und absolutes inneres Glück im Leben gefunden hat, ist das schon das größte Glück, was einem widerfahren kann. Ich wünsche dir, dass auch du einmal einem solchen Lehrer begegnen wirst. Du wirst ihn daran erkennen, dass er sich wünscht, dass du eine größere Entwicklung in deinem Leben machst als er selbst.

Herzlichst

Thomas Joe Menke

Die Begegnung

So habe ich gehört… Es war einmal an einem schönen Frühlingstag, dass der Himmel tief blau leuchtete und die Sonne warm auf die Erde schien.

Man sah nur eine einzige Wolke, die von einer leichten Brise getrieben dem nahen Land entgegen schwebte.

Die Wolke war noch klein, aber doch schon so alt, dass sie stolze Mutter von ein paar Wassertropfen war.

Freudestrahlend betrachtete sie ihre Nachkommen, baute kleine, kuschelige Bettchen und legte die jungen Tropfen behutsam hinein. Diese fühlten sich wohl und schliefen zufrieden die meiste Zeit.

Doch eines der Babys war überhaupt nicht müde. Unruhig kippelte es hin und her, schaute neugierig hierhin und dorthin.

Mutter ‚Wolke’ betrachtete ihren vorwitzigen Sprössling mit sorgenvoller Miene und versuchte das Kleine liebevoll zu beruhigen.

Doch das neugierige Tröpfchen ließ sich nicht aufhalten, rollte über seine Geschwister hinweg und krabbelte an den Rand der Wolke, um zu sehen, was es außerhalb seines wohligen Heimes wohl noch zu entdecken gab.

Und dann geschah es. Das Tröpfchen verlor das Gleichgewicht, rutschte ab und purzelte aus der Wolke heraus. Sein kleines Herz pochte vor Angst, während es im freien Fall dem Land immer näher kam.

Buddha ruhte im Schatten eines Baumes mit wunderschönen Blüten, die in leuchtenden Farben erstrahlten. Seine linke Hand lag offen auf seinem Bein, die Handfläche gen Himmel gerichtet, während er in tiefer Meditation versunken war.

Der Tropfen, der während seines Falles noch ängstlich dachte, was ihn wohl erwarten würde, klatschte schließlich mit voller Wucht direkt auf die weit geöffnete Hand des Buddhas.

Nach der ersten Schrecksekunde rappelte sich der Tropfen auf und erkundete neugierig seine unerwartete Landezone. Dabei wurde ihm schnell bewusst, dass er ganz alleine war.

„Wieso sind die anderen denn nicht mitgekommen?“ fragte er sich erstaunt. Obwohl er die wohltuende Wärme seiner Umgebung spürte, fühlte er sich dennoch einsam und verlassen.

Sein Blick wanderte an den für ihn riesigen Körper des Buddhas hinauf.

„Hallo“ rief der Tropfen zuerst zaghaft, dann mit zunehmender Lautstärke: „Haalloooo! Hörst du mich denn nicht?“

Das Tröpfchen hatte das quälende Gefühl, ungehört zu verhallen, was seine Traurigkeit noch verstärkte.

Vielleicht bin ich einfach zu klein’, dachte es niedergeschlagen und versuchte sich nun bemerkbar zu machen, indem es sich auf seinem Platz hin und her tänzelte.

Der Buddha unterbrach seine Meditation, sah nieder und bemerkte das winzige Tröpflein. Der ‚große Weise’ besaß ein ausgezeichnetes Gehör und konnte sehr genau verstehen, was der Tropfen sagte.

Mit ruhiger und freundlicher Stimme fragte der Buddha das Tröpfchen: „ Was führt dich zu mir?“