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Wenn Kindern das Lesen, Schreiben oder Rechnen schwerfällt, schlägt die Freude an der Schule und die Neugier auf Neues schnell in Frust um. Die Kinder entwickeln oft ein Gefühl von „nicht genug sein“. Wenn Schularbeiten in Stress ausarten, viel geschimpft wird und das Kind im Unterricht nicht mehr mitkommt, hilft dieser Ratgeber dabei, Lösungen zu finden. Andrea Christiansen erklärt, wie Lernstörungen entstehen und was Eltern tun können, um ihr Kind zu unterstützen, mit guten Argumenten in der Schule Gespräche zu führen und professionelle Hilfe zu finden. Denn jedes Kind verdient die Chance, die Welt der Buchstaben und Zahlen mit Freude zu entdecken und Spaß am Lernen zu entwickeln.
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Seitenzahl: 251
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Vorwort
Entwickelt sich mein Kind normal?
Sprachentwicklung: Das sollte dein Kind können
Mathe: Das sollte dein Kind können
Häufige Elternfragen zur Entwicklung
So erkennst du eine Lernstörung frühzeitig
So lernt dein Kind
Lernen braucht Sinnesreize
Ganzheitlich lernen – was bedeutet das?
Frühkindliche Reflexe und Lernen
LRS oder Legasthenie – ist das nicht das Gleiche?
Das versteht man unter einer LRS
Das bedeutet Legasthenie
Wie Profis eine Lernstörung feststellen
Die multiaxiale Diagnostik
Frühzeitige Förderung stärkt das Selbstwertgefühl
So stellen Profis eine Rechenschwäche fest
So kannst du deinem Kind bei LRS helfen
Wie du Leseschwäche erkennen kannst
Es klappt nicht mit dem Lesen
Die Automatisierung des Lesens
Es klappt nicht mit der Rechtschreibung
Diese Übungsregeln helfen deinem Kind
Förderung am Computer
Lerntherapie mit sinnvollem Material
Lernstörungen im Lesen und Schreiben vorbeugen
Typische Fehler im Schulalltag
Richtig zu Hause Deutsch üben
Schon vor der Schule die Weichen stellen
Pro und Kontra Ganztagsbetreuung
So kannst du deinem Kind bei Rechenschwäche helfen
Mathematisches Denken verstehen
Wie du eine Rechenschwäche erkennen kannst
So findest du die richtige Therapie bei Dyskalkulie
So beugst du einer Rechenschwäche vor
Typische Fehler im Matheunterricht
Rechenschwach ab Klasse 3 – wie ist das möglich?
Richtig zu Hause Mathe üben
Vorbeugung einer Rechenschwäche in der Kita
Wenn dein Kind dem Lernen aus dem Weg geht
Nimm dein Kind an die Hand
Neue Motivation durch den Zauberkreis
Allgemeine Lerntipps für dein Kind
AD(H)S und Lernstörungen
Was genau ist AD(H)S?
Was tun bei AD(H)S?
Ein Wort zum Schluss
Anhang
Die Kosten der Förderung
Wichtige Adressen
Lesetipps
Quellen
Liebe Leserin, lieber Leser,
du stehst vielleicht vor einer Herausforderung, die euer tägliches Familienleben und besonders das Lernen deines Kindes betrifft. Es ist nicht leicht, zu beobachten, wie dein Sohn oder deine Tochter mit den Anforderungen des Schulalltags kämpft und scheinbar nicht die gleiche Freude am Lernen empfindet wie seine bzw. ihre Altersgenossen. Doch du stehst nicht allein in dieser Situation.
Dieses Buch ist für dich, da du dir Sorgen um die Lernentwicklung deines Kindes machst. Es ist für Eltern, die spüren, dass ihr Kind Potenzial hat, aber dennoch mit Hürden beim Lesen, Schreiben oder Rechnen zu kämpfen scheint. In den kommenden Kapiteln gehen wir gemeinsam auf eine Reise durch die Welt der Lernstörungen.
Du wirst die häufigsten Herausforderungen kennenlernen, vor die Kinder und ihre Familien gestellt werden, und dabei auch etwas über die individuellen Bedürfnisse deines Kindes für eine erfolgreiche Schullaufbahn erfahren. Jedes Kind ist einzigartig: Wir schauen uns an, wie du die spezifischen Lernbarrieren überwinden kannst, die deinem Kind begegnen.
Dieses Buch bietet dir nicht nur Informationen zu Lernstörungen und ihren Ursachen. Es möchte dich umfassend beraten und vor allem Unterstützung und praktische Ratschläge anbieten. Ich möchte dir Werkzeuge an die Hand geben, um die Lernreise deines Kindes zu erleichtern und seine Potenziale zu entfalten. Denn jedes Kind verdient die Chance, die Welt der Buchstaben und Zahlen mit Freude zu entdecken und Spaß am Lernen zu entwickeln.
Ich spreche zu dir aus eigener Erfahrung: Auch ich war einmal in deiner Lage. Mein Sohn tat sich furchtbar schwer in der Schule. Die Lehrer waren ratlos. Förderung gab es keine.
Ich begann damals, mich intensiv mit dem Thema Lernstörungen zu beschäftigen und meinen Sohn im Rahmen meiner Möglichkeiten selbst zu fördern. Ich absolvierte ein Fernstudium und mehrere Fortbildungen. Seit 2008 arbeite ich als Lerntherapeutin mit Kindern, die die Lust am Lernen verloren haben, weil sie von einer Lernstörung betroffen sind. Ich freue mich immer sehr, wenn diese Kinder erkennen, dass sie nicht dumm sind und ganz besondere Talente haben.
Mit meinem Buch möchte ich dir Mut machen. Wenn die Ursachen der Lernstörungen aufgedeckt werden, kann mit sinnvollen Strategien sehr viel verbessert werden. Dabei geht es nicht um stundenlanges Üben. Kurze Einheiten von zehn Minuten, einmal täglich, machen Spaß und sind viel erfolgreicher.
Bleib als Elternteil optimistisch und stärkend. Vermittle deinem Kind bedingungslose Liebe und sorge dafür, dass ihr viel gemeinsam lachen könnt. So bleibt euer Vertrauensverhältnis stark und ihr meistert die Herausforderungen der Grundschule als stabile Einheit.
Diese Frage stellen sich viele Eltern auch schon, bevor ihr Kind in die Schule kommt. Beim Vergleich mit anderen Kindern wirst du sicher festgestellt haben, dass alle sich unterschiedlich entwickeln. Doch ab wann ist das problematisch?
Während einige Kinder sich schon recht früh für die Symbole der Buchstaben und Zahlen interessieren, sind andere noch verspielt und träumen vor sich hin. Die Bausteine, Autos und andere Spielsachen sind viel anziehender. Das ist auch völlig in Ordnung.
Die Schuleingangsuntersuchung soll normalerweise klären, ob die Entwicklung deines Kindes den richtigen Lauf genommen hat und dein Kind bereit ist für die Einschulung. Falls du dir bei deinem Kind nicht ganz sicher bist, möchte ich dir in diesem Kapitel einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungsschritte im Hinblick auf die Einschulung geben.
So viel schon jetzt: Um später in der Schule erfolgreich zu sein, ist es wichtig, dass dein Kind eine gute Sprachentwicklung durchlaufen hat. Darum ist es von Bedeutung, dass Eltern viel mit ihren Kindern sprechen und ihre Handlungen sprachlich kommentieren.
Die folgenden Listen geben dir einen Überblick über die durchschnittliche Entwicklung, die Kinder in den entsprechenden Altersstufen durchlaufen haben. Das alles ist nicht in Stein gemeißelt. Viele Kompetenzen entwickeln sich noch im Laufe der nächsten Monate und Jahre. Doch sollte dein Kind über die meisten der angegebenen Fähigkeiten und Kompetenzen im erwähnten Alter verfügen.
Gerade die ersten drei Lebensjahre prägen die Sprachentwicklung deines Kindes und damit seine späteren Fähigkeiten im Umgang mit Sprache in der Schule.
• Mit etwa 6 Monaten: Silben lallen und Satzgrenzen erkennen, dein Kind achtet auf rhythmische Merkmale wie Pausen und Betonungen. Es erkennt wiederholt genutzte Laute und ordnet ihnen Bedeutung zu.
• Ab etwa 8 Monaten: Wortgrenzen identifizieren und einzelne Phoneme zu bedeutungstragenden Worten zusammensetzen. Erst jetzt kann dein Kind Worte lernen. Phoneme sind Wortbausteine, die einem Wort seine Bedeutung geben.
• Mit etwa 10 Monaten: Passiver Wortschatz von ca. 60 Wörtern. Dein Kind versteht Wörter, kann sie aber noch nicht aussprechen.
• Ab dem 1. Lebensjahr: Dein Kind beginnt, erste Wörter zu produzieren, die sogenannte Ein-Wort-Phase. Das ist der Zeitpunkt, zu dem Kinder auch beginnen, die Zusammenhänge einzelner Wörter richtig zu deuten.
• Mit etwa 1½ Jahren: Kinder beginnen, die Syntax, also einfach ausgedrückt die Grammatik ihrer Muttersprache zu verstehen. Sie haben einen aktiven Wortschatz von 30 bis 60 Wörtern. Dabei handelt es sich um einfache Nomen, Verben und Adjektive.
• Ab dem 2. Lebensjahr: Der Wortschatz nimmt rasant zu und Kinder bilden die ersten Zwei-Wort-Sätze.
• Mit dem 3. Lebensjahr: Kinder lernen zunehmend, vollständige Sätze zu bilden, zur Verfügung steht ihnen dabei ein Wortschatz von etwa 1.000 Wörtern.
Vor dem Schulbeginn stellen sich viele Eltern die Frage, welche Fähigkeiten ihr Kind haben sollte. Einige Kinder können bereits mühelos bis zehn zählen, kennen das gesamte Alphabet, schreiben die Namen aller Familienmitglieder und lesen einfache Worte. Wichtig ist: Diese Fertigkeiten müssen Kinder nicht vor der Einschulung erlernt haben, sie sind nicht der Standard.
Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Im Folgenden findest du eine Liste von Fähigkeiten und Kompetenzen, die in der Regel von einem 5- bis 6-jährigen Kind beherrscht werden. Falls dies bei deinem Kind nicht der Fall ist, könnte eine spezielle Förderung erforderlich sein. In einem solchen Fall solltest du mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin sprechen.
Optische Wahrnehmung
Dein Kind …
• sortiert 3 Oberbegriffe, z. B. Autos in eine Schachtel, Figuren in eine andere.
• setzt 10 Formen richtig in Lochvorlagen ein.
• erkennt Unterschiede in Bildern (Fehlerbild-Spiel).
• kann Bilder beschreiben.
• unterscheidet einzelne Buchstaben (etwa 5 bis 8).
• kennt die Zahlen bis 5.
Feinmotorik
Dein Kind …
• steckt 10 Perlen in eine Flasche.
• kann mit der Schere an Linien entlang schneiden.
• fädelt eine Stopfnadel ein.
• kann je Bein 5 Sekunden balancieren.
• kann einige Schritte rückwärtsgehen.
• kann 2 Hüpfer auf einem Bein.
• kann über das Sitzen am Boden gerade aufstehen.
• kann eine „Hasenohr-Schleife“ binden (zwei Schlaufen werden geknotet).
Sprache
Dein Kind …
• benennt 3 Farben, dazu Schwarz und Weiß.
• spricht 4 Zahlen in der richtigen Reihenfolge nach (z. B. 6, 3, 7, 2).
• spricht 5-Wort-Sätze (z. B. „Mama bringt Oma schöne Blumen“).
• kann einfache Beschreibungen und Erklärungen abgeben.
Akustische Wahrnehmung und Wortverständnis
Dein Kind …
• versteht die Bedeutung von schief–gerade, rau–glatt, flüssig–fest.
• zeigt 3 genannte Berufe auf Bildern.
• hört Sinnwidriges heraus (z. B. „Der blaue Apfel ist endlich reif“).
• kann Töne unterscheiden (kleine Tonleiter).
Raumwahrnehmung
Dein Kind …
• kann am eigenen Körper rechts und links zeigen.
• kennt oben, unten, vorne, hinten.
• kann mit geschlossenen Augen einige Schritte geradeaus gehen.
Sozialkontakt
Dein Kind …
• spielt gern Elternrollen.
• achtet auf sein Eigentum.
• zeigt Wetteifer im Spiel.
• vermittelt im Streit zwischen Kindern.
Test zur Sprachentwicklung deines Kindes
Damit dein Kind in der Schule erfolgreich ist, sollte seine Sprachkompetenz schon früh gefördert werden. Dazu zählt nicht nur, dass du regelmäßig und viel mit deinem Kind sprichst. Die Art und Weise dieser Kommunikation ist ausschlaggebend.
Ich sehe viele Mütter, die den Kinderwagen oder Buggy schieben und dabei auf ihr Handy sehen. Das Kind sitzt häufig mit Blick nach vorn und kann das Gesicht der Mutter nicht sehen. Es hört zwar ihre Stimme, doch das allein reicht nicht aus.
Katharina Menn und ihr Team vom Max Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben die Sprachwahrnehmung, Lautspeicherung und Lautdifferenzierung von Babys untersucht. Dazu wurden Hirnströme gemessen und ausgewertet.
Da das Gehirn des Babys langsam arbeitet, um Zeit zu haben, seine Umwelt zu erfassen und zu ordnen, wird eine schnelle Sprache mit kurzen Lauten später gespeichert als eine langsame Sprache mit stimmhaften Lauten. Einmal gespeichert, werden Laute auch wiedererkannt.
Während der ersten 6 Monate sieht das Baby dabei dem Sprechenden in die Augen. Danach schaut es auf den Mund, wie an der Florida Atlantik University festgestellt wurde. Der Grund: Das Baby schaut sich an den Lippen ab, wie die Laute geformt werden, die es hört. Das erklärt auch, warum Babys gerne die Lippen der Eltern mit ihren Fingern abtasten, wenn diese sie auf dem Arm tragen, während sie sprechen. Mit einem Jahr beginnen die Kinder wieder, die Augen der sprechenden Person zu begutachten, um ihre Stimmung zu erfassen.
Diese Studien zeigen, wie wichtig es ist, dass du mit deinem Kind von Angesicht zu Angesicht sprichst. Der Satz „Sieh mich bitte an, wenn ich mit dir spreche“ dient also nicht nur dazu, die Aufmerksamkeit deines Kindes zu bekommen. Dein Kind kann nur dadurch, dass es dich beim Sprechen hört und gleichzeitig deine Lippenbewegungen sowie Mimik deuten lernt, seine Sprachkompetenzen entwickeln und festigen.
Ist dies in der Vorschulzeit versäumt worden, ist später eventuell der Besuch einer logopädischen Praxis notwendig, um Sprachunsicherheiten und Sprechfehler zu beheben.
Wenn dein Kind zur Schule kommt, ist es kein unbeschriebenes Blatt. Es hat in den ersten 6 Jahren seines Lebens schon vielfältige Erfahrungen gemacht und Eindrücke gesammelt. Wenn alles gut gelaufen ist, dann hat es ein Verständnis für Mengen und kann zum Beispiel mehr von weniger, groß von klein und hinten von vorne unterscheiden.
Heutzutage wird Mathematik den Kindern häufig mit dem Wort „Rechnen“ erklärt, wobei das Benennen der Zahlen und das Zählen oft als die wichtigsten Grundfertigkeiten betrachtet werden. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass die Grundlagen für mathematisches Denken und Handeln vielseitiger sind:
•Vorstellen: Bildlich erinnern oder bildlich konstruieren
•Abstrahieren: Aus dem inneren Bild Schlussfolgerungen ziehen
•Kodieren: Das Bild in mathematische Sprache umsetzen
•Orientieren: Wissen, wo man steht und wohin es geht
•Gedächtnisleistung: Merken, erinnern, benutzen
Diese Grundlagen werden bei der Einschulung und mit Beginn des Matheunterrichts vorausgesetzt, sind jedoch bei vielen Kindern im Alter von 6 bzw. 7 Jahren noch nicht vollständig entwickelt. Sie entfalten sich im Laufe der ersten etwa 9 Jahre im Leben deines Kindes.
Ich möchte nochmal betonen, dass jedes Kind einzigartig ist und sich entsprechend individuell entwickelt. Dennoch dürfen Probleme in Mathematik nicht einfach mit dem Satz „Das wächst sich noch aus“ abgetan werden. Je früher dein Kind in seiner Entwicklung gezielt unterstützt wird, desto besser sind seine Chancen, erfolgreich am Matheunterricht teilzunehmen und dabei Freude zu empfinden.
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Kind Schwierigkeiten mit dem Rechnen hat, immer mit den Fingern zählt und die Menge 5 nicht spontan aus einer Gruppe von Gegenständen greifen kann, dann empfehle ich dir, die Kapitel zu den Rechenstörungen ab Seite 153 genau anzusehen.
• Ab etwa 2½ Jahren lernt dein Kind, Farben und ebene Formen zu benennen und spielerisch zu ordnen. Es lernt innen und außen zu unterscheiden.
• Ab 3 Jahren erweitern sich die Kombinationen aus Formen und Farben bei deinem Kind und es lernt, bei Gewichten leichter und schwerer zu unterscheiden sowie die Dimensionen oben und unten.
• Ab 3½ Jahren kann dein Kind Zahlen bis 5 und Würfelbilder bis 5 zuordnen sowie räumliche Figuren (z. B. Kugel, eckige Körper in die richtigen Löcher stecken). Auch lernt es, Mengen zu unterscheiden (mehr als/weniger als).
• Ab 4 Jahren erkennt dein Kind Höhen und Längen sowie Zuordnungen wie vorne/hinten, rechts/links oder vorher/nachher. Außerdem lernt es, Jahreszeiten aufzuzählen. Bis 5 Jahre und damit schon vor Schuleintritt können Kinder in der Regel zählen. „Fünf“ kann jedoch ganz Unterschiedliches bedeuten. Es kann sich um eine Menge „Fünf“ handeln, um eine Strecke auf dem Zahlenstrahl, z. B. die Strecke zwischen 3 und 8, es kann aber auch eine Ordnungszahl, „der Fünfte“, sein. Dies ist den Kindern noch nicht bewusst.
Mit 6 Jahren kann ein Kind häufig bis ungefähr 20 zählen und erkennt die Zahlenbilder bis 10. In der Regel kann es auch Mengen in ungefähr gleich viel einteilen.
Dein Kind fängt in diesem Alter auch an, rechts und links zu unterscheiden. Es kennt die Wochentage und die Jahreszeiten. In seine Spiele kann sich dein Kind nun richtig gut vertiefen und sich für ungefähr eine halbe Stunde konzentrieren. Es versteht, dass es Geldscheine und Münzen mit unterschiedlichen Werten gibt. Oft kann es die Werte der Münzen anhand der Zahlen darauf unterscheiden.
Die Entwicklung unserer Kinder wirft immer wieder Fragen auf, besonders in einer Gesellschaft, die bereits bei sehr kleinen Kindern einen starken Fokus auf Leistung legt. Es ist normal, dass wir Kinder im gleichen Alter miteinander vergleichen. Dennoch dürfen wir nie vergessen, dass jeder Mensch eine einzigartige Persönlichkeit ist. Trotz des Versuchs unserer Gesellschaft, alles und jeden in eine Norm zu pressen, ist jedes Kind sozusagen ein Einzelstück.
Ich habe hier einige ganz typische Fragen aus meiner Beratungspraxis aufgeführt. Möglicherweise findest du dich und dein Kind in einem der Beispiele wieder.
Mein Sohn (4 Jahre) will im Kindergarten nie malen.
Er spielt nur mit Autos. Ist das bedenklich?
Es ist möglich, dass dein Sohn mit den Begrenzungen eines Papierbogens nicht zurechtkommt. Seine räumliche Wahrnehmung könnte anders entwickelt sein als bei anderen Kindern. Die Formen z. B. einer Blume auszumalen, fällt ihm schwer, wenn er Begrenzungen schlecht erkennt oder feinmotorisch nicht gut darauf eingehen kann. Spielt er mit Autos, kann er sich dagegen frei bewegen.
Prüfe beim Spielen, ob dein Sohn in erster Linie „grobe“ Dinge tut, aber allem, was etwas mehr Fingerfertigkeit verlangt, aus dem Weg geht (z. B. Perlen sortieren und auffädeln, kleine Bausteine aufstapeln oder Mikado spielen). Sollte dir auffallen, dass dies der Fall ist, suche deinen Kinderarzt oder deine Kinderärztin auf. Ein Ergotraining kann ihm helfen, diese Defizite zu überwinden. Ggf. sollte dein Sohn rechtzeitig auf eine mögliche Lese-Rechtschreibstörung (LRS) getestet werden. Dies ist auch schon vor der Schule möglich.
Bei den Vorschulaufgaben zeigt meine Tochter eine ihr sonst völlig unbekannte Ungeduld. Sie will lieber nichts tun oder nur schnell fertig werden. Was soll ich davon halten?
Es ist möglich, dass deine Tochter eine LRS hat. Beschäftigt sie sich mit Aufgaben, die ein unangenehmes Gefühl in ihr auslösen, will sie diesen naturgemäß aus dem Wege gehen.
Versuche herauszufinden, welche Aufgaben genau es sind, die sie vermeidet. Dies kann dir schon etwas Aufschluss darüber geben, wo das Problem liegt. Ist es z. B. die Beschäftigung mit Symbolen (Buchstaben, Zahlen), sind es Aufgaben, bei welchen deine Tochter feine Unterschiede erkennen soll oder eventuell sauberes Ausmalen?
Mein Sohn (5 Jahre) will partout nicht seinen Namen schreiben lernen. Was ist los?
Wenn ein Kind im Alter von 5 bis 6 Jahren, also kurz vor der Einschulung, nicht lernen möchte, seinen Namen oder den Namen anderer Familienmitglieder zu schreiben, liegt wahrscheinlich eine LRS vor.
Normalerweise sind Kinder in diesem Alter ganz begierig darauf, die Welt der Buchstaben zu erkunden und alles, was sie gerne mögen, mit Namensschildchen zu versehen bzw. auf Bildern zu verzeichnen. Lasse dein Kind von einer kompetenten Fachkraft testen.
Mein Sohn kann noch immer keine Schleife binden, mit Messer und Gabel kann er auch nichts anfangen. Er wirkt da etwas tollpatschig. Er ist aber schon 6 und kommt bald in die Schule. Ist das normal?
Mit 6 Jahren sollte er diese Fertigkeiten schon recht gut beherrschen. Es sieht so aus, als hätte dein Sohn grob- und feinmotorische Defizite. Sprich mit deinem Kinderarzt bzw. deiner Kinderärztin und lass deinem Kind Ergotherapie verschreiben.
Da diese Auffälligkeiten auch ein Zeichen für fortbestehende frühkindliche Reflexe sein können, solltest du dem Verhalten deines Sohnes nach der Einschulung besondere Aufmerksamkeit schenken. Ein INPP- oder RIT-Screening, um die neurologische Reife deines Kindes zu untersuchen, wären auch im Vorfeld schon ratsam.
Meine Tochter ist nicht gekrabbelt. Sie kann auch schlecht die Balance halten. Nun sagt die Erzieherin im Kindergarten, dies könnte ein Zeichen für Legasthenie sein. Stimmt das?
Ja, eine verkürzte Krabbelphase und Schwierigkeiten mit der Körper-Raum-Einheit können auf eine Veranlagung zu einer Lernschwäche hinweisen. Wenn dein Kind auch ungern zum Turnen geht, klettert, Rad fährt etc., wären genauere Untersuchungen zu empfehlen. Ich denke hier auch an frühkindliche Reflexe, da der Gleichgewichtssinn deiner Tochter betroffen ist. Sprich mit eurem Kinderarzt bzw. eurer Kinderärztin darüber.
Mein Sohn (7 Jahre) spricht schneller, als er denkt. Dabei verhaspelt er sich. Er sagt manchmal auch selbstkreierte Wörter wie „Metterschling“ anstatt „Schmetterling“. Hat er Legasthenie?
Dein Sohn denkt schneller, als er es mit seinen Handlungen vereinbaren kann. Diese Inkongruenz in Denken und Handeln sind eines der typischen Symptome einer biogenetischen LRS, auch Legasthenie genannt.
Übe mit ihm, langsam zu sprechen. Das kann spielerisch erfolgen, indem er einen Roboter verkörpert, der nur in Silben sprechen kann. Der Vorteil dieser Übung ist, dass er dabei auch deutliches Sprechen lernt und daher später besser in der Rechtschreibung sein wird. Auch Kinderyoga mit Atemübungen kann ihm helfen.
Meine Tochter kann sich keine Reime merken. Im Memory-Spiel ist sie aber sehr gut. Hat das etwas zu bedeuten?
Wenn sich deine Tochter keine Reime merken kann, hat sie wahrscheinlich Defizite im akustischen Gedächtnis und ggf. Probleme mit der akustischen Serialität, also der Reihenfolge von Tönen und Lauten. Dafür kann sie sich Bilder gut merken, hat also ein gut ausgebildetes visuelles Gedächtnis.
Der akustische Bereich sollte besonders gefördert werden, damit in der Schule keine Probleme beim Lesen und Schreiben auftreten. Lass deine Tochter bei ihrem Kinderarzt bzw. bei der Kinderärztin testen, ob weitere Teilleistungsstörungen vorliegen, die anzeigen, dass dein Kind von LRS betroffen ist.
Ich habe gehört, dass Kinder, wenn sie im Vorschulalter viel Fernsehen gucken, Legasthenie bekommen können. Stimmt das?
Nein. Eine Legasthenie (biogenetische LRS, siehe Seite 67) ist angeboren und kann daher nicht durch Fernsehen entstehen. Sie kann allerdings dadurch verschlimmert werden. Hoher Fernsehkonsum führt jedoch schnell zu einer erworbenen Lese-Rechtschreibschwäche.
Langzeitstudien aus verschiedenen Ländern, darunter den USA und Neuseeland, belegen inzwischen, dass längerer Fernsehkonsum sich schon bei Kleinkindern negativ auf ihre Lernfähigkeit auswirkt. Es kommt zu Störungen in den Bereichen Wahrnehmung, Denken, Erkennen und Erinnern. Gelerntes kann nicht im Gehirn abgespeichert werden, wenn man nach dem Lernen aufregende Filme schaut oder PC-Spiele spielt. Es gibt kein eigenes Erleben zu den TV-Bildern, das ein Lernen ermöglichen würde.
Kinder, die einen eigenen Fernseher im Zimmer haben, haben schlechtere Schulnoten und sehen länger fern als Kinder, die kein Gerät im Zimmer haben. Das hat eine Studie von Borzekowski, Kalifornien, mit Drittklässlern gezeigt.
ERFAHRUNGEN MÜSSEN ÜBEREINSTIMMEN
In einem Interview erklärte der bekannte deutsche Psychiater Prof. Dr. Manfred Spitzer, ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Uniklinik Ulm, die Art der Wahrnehmung beim Fernsehen: Wenn man mit einem Löffel gegen eine Tasse schlägt, dann wackelt die Tasse und es tönt entsprechend. Nur durch solche Erfahrungen würden Kinder überhaupt lernen, was ein Löffel ist und welche Eigenschaften Porzellan hat. Beim Fernsehen aber sind Klang und Klangquelle nicht eindeutig, sie verschwimmen zu einer Klangsoße, und zwar unabhängig von der Qualität des TV-Programms. Das kleinkindliche Gehirn kann diese Informationen nicht zusammenbringen und ist schnell überfordert. Wenn das Akustische und das Visuelle nicht auf Millisekunden zusammenpassen, werden diese Eindrücke nicht richtig verarbeitet.
Viel Fernsehen und am Computer spielen sind Tätigkeiten mit nur sehr geringer körperlicher Aktion. Diese ist aber unbedingt notwendig, damit ein Kind alle Ebenen der Wahrnehmung aktivieren kann.
Die Lehrerin meines Sohnes (7 Jahre) sagt, er könne keine Legasthenie haben, da er keine Buchstaben verdrehe. Stimmt das?
Leider nein. Viele Grundschullehrkräfte sind nur unzureichend über die verschiedenen Erscheinungsformen einer LRS informiert, da dies nicht Teil ihres Studiums ist. Auch wenn dein Kind keine Buchstaben oder Zahlen verdreht, kann es von einer LRS betroffen sein. Das Verdrehen von Symbolen ist nur ein mögliches Merkmal. Je nachdem, welche Teilleistungsbereiche betroffen sind, können ganz andere Symptome auftreten, z. B. Schwierigkeiten im Erkennen von Silben oder im Lautieren.
Andererseits ist das Verdrehen von Buchstaben im Alter zwischen 6 und 7 Jahren noch normal. Die Fähigkeit, Symbole genau zu differenzieren, entwickelt sich erst in dieser Altersstufe. Also: Nicht jedes Kind, das in diesem Alter b, d, p, q oder E und 3 verwechselt, hat eine LRS!
Mein Kind klagt über Bauch- und Kopfschmerzen, wenn es zur Schule geht. Muss ich mir Sorgen machen?
Du solltest auf jeden Fall herausfinden, was deinem Kind an der Schule nicht behagt. Wenn körperliche Symptome auftreten, sind die Schwierigkeiten nicht zu unterschätzen. Sie können Symptome einer emotionalen Belastungsstörung sein, also psychosomatische Beschwerden, die entstehen, wenn eine LRS nicht rechtzeitig erkannt wird. Aber auch andere Sorgen deines Kindes können ein Grund dafür sein. Gibt es etwas auf dem Schulweg, das deinem Kind Probleme bereitet, wird es z. B. von anderen geärgert oder bedroht? Hat es Angst vor anderen Kindern oder einer Lehrkraft? Hat es Probleme mit den Unterrichtsinhalten?
Nur wenn du weißt, was dein Kind bedrückt, kannst du ihm helfen. Führe ein Gespräch mit der Klassenleitung. Frage dein Kind, ob es auf dem Weg begleitet werden möchte, oder spiele mit Teddybären „Schule“ mit ihm. Im Spiel können Kinder sich leichter offenbaren als in einem Gespräch.
Wie kommt es, dass mein Kind ein einfaches Wort immer wieder falsch schreibt, schwierige Wörter aber richtig?
Kinder mit einer biogenetischen LRS können oftmals schwierige Wörter besser schreiben, weil sie beim Erlernen dieser Wörter bewusster bei der Sache waren als bei den vermeintlich einfachen. So sind die schwierigen Wörter besser im Langzeitgedächtnis gespeichert worden.
Da eines der Symptome einer LRS die zeitweise Unaufmerksamkeit beim Lesen und Schreiben ist, sind es gerade die einfachen Wörter, die nicht „hängen bleiben“ und dann in den unterschiedlichsten Varianten in ein und demselben Text auftauchen.
Meine Tochter schreibt dasselbe Wort in einem Text in drei verschiedenen Varianten. Dabei haben wir schon so viel geübt! Was soll ich tun?
Es könnte sein, dass dein Kind keine visuelle Vorstellung von einfachen Wörtern abgespeichert hat. Dadurch erkennt es möglicherweise nicht, wenn etwas falsch geschrieben ist.
Falls es ein auditiver Lerntyp ist, bei dem die akustische Analyse von Wörtern nicht automatisiert ist, könnte es im Kopf auf unterschiedlich gespeicherte Informationen zurückgreifen. Es besteht die Möglichkeit, dass bestimmte Laute im Vorschulalter nicht richtig abgespeichert wurden, und dein Kind daher versucht, zu erraten, wie das Wort korrekt klingen könnte. Es wäre ratsam, dein Kind von einem Lerntherapeuten untersuchen zu lassen.
In einer Elternzeitschrift stand, wer mit seinem Kind viel spielt, kann so einer Legasthenie oder Dyskalkulie vorbeugen. Stimmt das?
Nun, vorbeugen lässt sich nicht, wenn dein Kind eine biogenetische LRS (also Legasthenie oder Dyskalkulie) geerbt hat. Die Folgen für das schulische Lernen lassen sich aber mindern, wenn schon früh Spiele gespielt werden, die die verschiedenen Wahrnehmungsebenen deines Kindes und damit seine Fähigkeiten in den Teilleistungen fördern. Eine Liste von Spielen, die ich gerne empfehle, findest du im Anhang dieses Buchs ab Seite 218.
Es kommt häufig vor, dass erst mit der 2. Klasse oder sogar erst in der 3. Klasse Probleme erkannt werden, insbesondere im Falle einer Rechenstörung. Oft werden die Eltern vorher damit vertröstet, dass jedes Kind ein eigenes Lerntempo hat.
Dabei gibt es durchaus verschiedene Anzeichen, die darauf hinweisen können, ob dein Kind von einer Lernstörung betroffen ist. Schon im Vorschulalter lässt sich durch rechtzeitige Untersuchungen ein Verdacht klären.
Es ist wichtig, dass du bei der Auswahl der Schule für dein Kind später darauf achtest, ob sie für die ggf. besonderen Bedürfnisse deines Kindes geeignet ist. Dies kann in ländlichen Gebieten, wo nur wenige Schulangebote zur Verfügung stehen, eine Herausforderung sein. Dennoch können Gespräche mit der Schulleitung und den Lehrkräften sowie die Kontaktaufnahme zu einem Lerntherapeuten bzw. einer Lerntherapeutin vor der Einschulung helfen, Schulfrust von Anfang an zu vermeiden.
Es gibt auch Übungen, mit denen du bereits vor der Einschulung beginnen kannst, um die Auswirkungen unterschiedlicher Wahrnehmungen zu überwinden.
Im Folgenden habe ich einige Auffälligkeiten aufgelistet, die auf eine Lernstörung hinweisen können. Natürlich wird dein Kind nicht alle dieser Anzeichen zeigen. Es geht darum, als Elternteil aufmerksam zu sein. Auch ein Gespräch mit der Erzieherin oder dem Erzieher im Kindergarten kann weitere Erkenntnisse bringen.
Besonderheiten in Schwangerschaft und bei Geburt
• Die Schwangerschaft verlief mit vielen Stressphasen.
• Die Schwangerschaft musste liegend verbracht werden.
• Es gab Komplikationen in der Geburt:
– Sturzgeburt
– Sehr lange Geburt mit Wehenmitteln in beide Richtungen
– Nabelschnur um den Hals
– Kind steckte fest
– Zange oder Saugglocke
Auffälligkeiten im Vorschulalter
• Es liegt Legasthenie in der Familie vor.
• Dein Kind hat Probleme, klar artikuliert zu sprechen.
• Die Sprachentwicklung deines Kindes ist im Ganzen verzögert.
• Dein Kind denkt schneller, als es sprechen oder handeln kann.
• Es verwechselt Bezeichnungen für Gegenstände, die es kennt.
• Dein Kind lispelt.
• Es hat Schwierigkeiten, sich Bezeichnungen für Objekte und/oder Farben zu merken.
• Es verwechselt Richtungsbezeichnungen.
• Es hat Schwierigkeiten mit Reihenfolgen.
• Dein Kind verfügt über eine erhöhte Merk- bzw. Unterscheidungsfähigkeit in Teilbereichen (z. B. „Guck mal, die Blume hat gestern noch nicht geblüht“ – eine unter vielen, die sonst niemand bemerkt hat).
• Es ist sehr kreativ und fantasiebegabt.
• Dein Kind hat eine gute Auffassungsgabe für konstruktives bzw. technisches Spielzeug.
• Seine Motorik bzw. Raumorientierung weist Defizite auf (Stolpern, Richtung der Gliedmaßen falsch ausgeführt, z. B. Arm nach oben anstatt zur Seite – beobachte ich immer wieder bei Yoga mit LRS-Kindern).
• Dein Kind lässt sich gerne vorlesen, vermeidet aber die Beschäftigung mit Buchstaben und Worten. Es lernt nur zögerlich, seinen Namen zu schreiben.
• Es hat Probleme mit Reimwörtern und ähnlich klingenden Lauten sowie der Unterscheidung von nicht passenden Worten.
• Es war kein Krabbelkind, sondern stand früh auf.
• Dein Kind musste eine Spreizhose tragen.
• Es hatte andere Einschränkungen der Bewegungen.
Auffälligkeiten im Schulalter
• Dein Kind hat Probleme bei der Ausformung der Buchstaben beim Schreiben.
• Es hat Schwierigkeiten bis hin zur Unfähigkeit, aus Buchstaben Silben und Worte zu bilden.
• Dein Kind verwechselt häufig ähnliche Zahlen und/oder Buchstaben.
• Es hat eine Rechts-Links-Schwäche.
• Dein Kind lernt nur mühsam Uhr und Kalenderdaten, zeitliche Abfolgen bleiben unverstanden.
• Deinem Kind fallen Fertigkeiten, bei denen die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften von Bedeutung ist (Schleife binden, Seilspringen, Augen-Hand-Koordination), schwer.
• Es versteht Gelesenes nicht.
• Mit ihm müssen eigentlich bekannte Worte immer wieder neu erarbeitet werden, da die Wortbilderinnerung gestört ist (Speicherung unterhalb der Bewusstseinsschwelle).
• Dein Kind zeigt Vermeidungshaltungen, Unruhe, Aggression oder Verstimmung beim Erlernen von Lesen, Schreiben oder Rechnen.
• Es klagt über Schulkopfschmerz oder Bauchschmerzen (ist ab und zu das erste Indiz in Klasse 1).
• Es liest Worte nicht, sondern errät sie.
• Die Aussprache beim Lesen ist sonderbar, da dein Kind das Wort nicht als bekannt erkennt.
• Für schriftliche Aufgaben benötigt es deutlich mehr Zeit.
• Dein Kind ist desorganisiert und lässt sich leicht und gerne ablenken.
• Es kann mündliche Anweisungen schwer umsetzen.
• Zwei oder drei gleichzeitig erteilte Anweisungen kann es nicht in der richtigen Reihenfolge ausführen oder es führt nur eine Anweisung aus.
• Auch beim Lernen von Fremdsprachen kann es zu Problemen kommen.
Fehlerhafte Wahrnehmung von Schriftsymbolen
Wenig Beachtung findet im deutschsprachigen Raum bisher das Phänomen der unruhigen, tanzenden, verschobenen oder mehrdimensionalen Wahrnehmung von Schriftsymbolen. Häufig werden die Kinder nicht gefragt, wie und was sie auf dem Papier sehen. Es wird in der Regel von der zweidimensionalen, unbewegten Wahrnehmung ausgegangen.