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In diesen Tierfabeln nimmt der Autor menschliche Schwächen aufs Korn. Immer wieder reibt er sich an der Dummheit und Überheblichkeit der Herrschenden und den Jasagern unter seinen Untertanen. 1976 erschienen, wurden auf humorvolle Weise die Mächtigen in der DDR kritisiert. Aber fast 50 Jahre später hat sich nichts zum Positiven verändert.
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Seitenzahl: 55
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Impressum
Missgeachtet lebt sich's schwer, unbeachtet noch viel mehr
Wer Furcht hat, sich zu schneiden, schabt sich den Bart von Weitem
Klugheit und Mut wohnen unter einem Hut
In einem komplizierten Fall ist das Urteil oft formal
Die Schwächen der Schwachen sind die Stärke des Drachen
Wer den Mörder verschont, wird mit Leichen belohnt
Wer oben sitzt, sieht niemals alles, am wenigsten im Fall des Falles
Die Freiheit hat zwei Seiten, das lässt sich nicht bestreiten
Die Kunst lässt weg, so geht die Sage. Nur, was sie weglässt, ist die Frage
Der eigne Gestank macht keinen krank
Wenn dein Feind dir freundlich tut, sei auf der Hut
Der Pfennig prahlt mit großen Goschen: Ich bin so rund als wie ein Groschen
Machst du den Gegner zum Gespenst, dann ist er das, was du nicht kennst
Ein großes Tier macht auch viel Mist, was aber kein Kriterium ist
Wer sich hinter der Zeit versteckt, wird auf unsanfte Art geweckt
Ist die Suppe angebrannt, wirf den Löffel an die Wand
Der starke Freund schreckt den Feind
Auch hohe Tiere müssen mal aufs Örtchen, nur tun sie oft, als schissen sie ein Törtchen
Erschlag den Freund nicht in der Not, du schlägst dich selber tot
Gegensätze ziehen sich nicht an, es sei denn, an dem einen ist vom andern etwas dran
Wer schreit, bringt's weit
So manche Kunst lebt nur von Dunst
Freiheit auf Befehl ist Kuchen ohne Mehl
Wer keine Meinung hat, hat häufig zwei parat
Man muss sich nur zu wehren wissen: Die Emsen beispielsweise pissen
Die Größe der Gefahr wird oft erst später klar
Die List hat wenig Macht, das wird oft nicht bedacht
Verschluckter Ärger quält nur stärker
Wird ein Wort aus Angst vermieden, braucht's kein Gesetz, es zu verbieten
Dummheit auf der Leiter klettert immer weiter
Gar manche Strafe freut den Täter; die andern merken das erst später
Neues wagen – Spott ertragen
Die Eigenart, wenn sie nicht passt, wird oft als Unart aufgefasst
Wird die Sache zum Selbstzweck, komm'n die Personen schlecht weg
Nicht jedem nützt, was er besitzt
Hast du was verkehrt gemacht, gib es zu, bevor man lacht
Ein Urteil lässt sich leicht vermeiden, du musst's nur gründlich vorbereiten
Der Dritte freut sich nicht immer, gewöhnlich ergeht's ihm schlimmer
Wer im ersten Kampf verlor, geht im zweiten anders vor
Rede nicht von Sonnenschein, regnet es zum Fenster rein
Wer sich ums Gemeinwohl drückt, muss sich nicht wundern, wenn's nicht rückt
Schadenfreude macht dumme Leute
Der Eitle irrt sich gar nicht gern; und wenn, dann – bitte schön – intern
Die Dummheit, will sie witzig sein, fällt schließlich auf sich selbst herein
Probleme verstecken, heißt Probleme hecken
Ich habe immer Glück, sprach der Bock und brach's Genick
Die feige Klugheit geht nie auf, am Ende geht die Klugheit drauf
Die Wahrheit wird zum Unsinn, zielt sie nur auf sich hin
Selbstlob hemmt den Schritt, da komm'n die Fehler mit
Statt seine Vorzüge zu preisen, soll man sich ihrer befleißigen
Streit und Rechthaberei kommen aus dem gleichen Ei
Den Eichel-Unter kenne ich direkt, sagt eine Sieben und verlangt Respekt
Das Siegel der Verschwiegenheit verrät oft mehr, als dass es feit
Ein jeder ist für Toleranz – nur, wenn's drauf ankommt, nicht so ganz
Was heute stimmt, muss morgen nicht mehr stimmen. Vergiss das nicht, sonst gehst du morgen schwimmen
Der Herrscher muss an Klugheit nur die oberste besitzen: die Klugheit anderer zu nützen
Geht der Trost zu weit, ist er schlimmer als das Leid
Das schlechte Gewissen macht feig, musst du wissen
Nimmst du die Folge für den Grund, bringst du die Logik auf den Hund
Von wem was kommt, ist nichtig; dass was kommt, ist wichtig
Die rechte Folge ist ein Stück von Lebenskunst und Politik
Ein Bote brach die Beine sich. Das kommt vom Laufen, sprach der Fisch
Weitab von der Gefahr rät es sich wunderbar
Gerhard Branstner
E-Books von Gerhard Branstner
Gerhard Branstner
Der Esel als Amtmann oder Das Tier ist auch nur ein Mensch
Fabeln
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
ISBN 978-3-96521-249-7 (E-Book)
Das Buch erschien erstmals 1976 im Buchverlag Der Morgen, Berlin.
2020 EDITION digital
Pekrul & Sohn GbR
Godern
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Pinnow
Tel.: 03860 505788
E–Mail: verlag@edition–digital.de
http://www.edition–digital.de
Ohne Wahrheit ist die Kunst,
was die Pflaume ohne Wurm:
ein Ding,
worüber sich kein Mensch aufregt
Ein Elefant war auf seine alten Tage bösartig geworden, sodass die übrigen Tiere sich nicht anders zu helfen wussten und seinen Tod beschlossen. Es setzte einen fürchterlichen Kampf, aber endlich lag der Riese gefällt am Boden. Da kam ein Karnickel angerannt und schlug wie wahnsinnig auf den toten Elefanten ein.
Auf die verwunderte Frage der Schildkröte, weshalb es noch auf den Toten einschlage, wo es doch das einzige Wesen sei, dem der Elefant zu Lebzeiten nie etwas getan habe, rief das Karnickel: Das ist es ja gerade, was mich so wütend macht!
Der Igel war zu einer Hasenhochzeit geladen worden, und um sich der Ehre würdig zu zeigen, beschloss er, sich zu rasieren. Da er aber fürchtete, sich zu schneiden, führte er das Rasiermesser in so weitem Abstand, dass es die Borsten nicht einmal berührte.
Als er das Messer beiseitelegte, meinte die Frau des Igels: Du hast dich zwar nicht geschnitten, rasiert bist du aber auch nicht.
Ich hatte zwischen zwei Übeln zu wählen, entgegnete der Igel, und ich habe mich für das kleinere entschieden.
Dem Löwen war ein Junges entlaufen, und er befürchtete, dass es einem anderen Raubtier zum Opfer fallen könnte.
Da kam das Wiesel gelaufen und sagte dem Löwen: Dein Junges wurde gefunden; es ist wohlauf und wird noch heute von der Hyäne zurückgebracht.
Über die frohe Nachricht geriet der Löwe außer sich und soff sich einen gewaltigen Rausch an. Als er so voll war, dass er nicht mehr auf den Beinen stehen konnte und unanständige Lieder zu singen begann, brachte die Hyäne das Löwenjunge, es war aber tot. Der Löwe brauchte in seinem Schumm einige Zeit, bis er das begriffen hatte. Na warte! drohte er jetzt dem Wiesel, wenn ich wieder auf den Beinen stehen kann, sollst du die Lüge büßen.