Der Fall Hildegard von Bingen - Edgar Noske - E-Book

Der Fall Hildegard von Bingen E-Book

Edgar Noske

4,7

Beschreibung

Auf dem Gelände des Klosters Rupertsberg werden die sterblichen Überreste eines Unbekannten gefunden. Äbtissin Hildegard von Bingen gelingt es, die Identität des Toten zu klären und damit einem düsteren, lange zurückliegenden Geheimnis auf die Spur zu kommen. Ein herrliches Sittengemälde der intriganten und so gar nicht frommen Klosterlandschaft des Mittelalters von Erfolgsautor Edgar Noske.

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Grundriß des Klosters Rupertsberg

1Torhaus

2Nikolauskapelle

3Zugangsweg

4wehrhafter Eingang

5Schulgebäude

6Konversenbau, Backhaus, Laienrefektorium

6aLatrine

7»Die Kanzel«, ehemaliger Verteidigungsturm

8Wirtschaftsgebäude und Ambulanz mit Zugang von außen, Aderlaßhaus

9Wohngebäude für Sekretär und besondere Gäste

10Friedhofskapelle, ehemalige rupertinische Kirche

11Pater-Benediktus-Garten, Friedhof nebst Obstgarten

12Westflügel mit Äbtissinnenwohnung, Vorratshaus mit Weinkeller

13Südflügel, Refektorium

14Küche, darüber Scriptorium

15Vorraum zum Hildegardisbrünnchen

15a-cAnbauten von außerhalb der Klostermauer

16Dormentbau (Kapitelsaal, Leseraum, Einzelzellen), darunter Hypocaustum (beheizter Wärmeraum)

17Kreuzgarten mit Zisterne und Kreuzgang

Edgar Noske, Jahrgang 1957, lebte als freier Autor im Rheinland. Im Emons Verlag erschienen zahlreiche Kriminalromane, darunter die Mittelalter-Trilogie »Der Bastard von Berg«, »Der Fall Hildegard von Bingen« und »Lohengrins Grabgesang«.

Dieses Buch ist ein Roman. Die Handlung ist frei erfunden, wenngleich im historischen Umfeld der Hildegard von Bingen eingebettet. Bezüge zu und Anspielungen auf Ereignisse des aktuellen Zeitgeschehens sind ebenso gewollt wie unverzichtbar, selbst wenn sie zu Lasten der einen oder anderen historischen Genauigkeit gehen. Der Anhang enthält ein Glossar.

© 2015 Emons Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Brian Barth eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-86358-834-2 Ein Krimi aus dem Mittelalter Überarbeitete Neuausgabe

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Der Kampfkühnen vom Kühnsbusch

Die Mißgunst gleicht dem Satan

Die Mißgunst schafft nichts Gutes. Sie verletzt und verdrängt vielmehr auch den, der in ihr zu stehen scheint. Sobald aber die Mißgunst sich mit dem Haß verbindet, setzt sie alle Kräfte der Menschenseele in Bewegung. Ein Mensch nämlich, der in der Schwärze der Mißgunst noch dem Haß folgt, entbehrt der Glut des Heiligen Geistes, in welchem der frohe und nie zu Ende gehende Tag aller Wonnen besteht. Eine solche Freude kann ein haßerfüllter Mensch nicht kennen, da er sich am Wohlergehen der anderen nicht mitfreut. Mit seinem verbitterten Haß nagt er vielmehr an allem, weshalb er dem Teufel gleicht, der bei seinem ersten Auftritt bereits den Haß in sich keimen fühlte, wodurch er auch allen Schmuck der Himmel verlor. Versuchte er doch, über Mißgunst und Haß Gott Widerstand zu leisten. Die aber Gott dienen wollen, erröten ob solchen Tuns und weisen dieses Übel weit von sich, damit sie dadurch nicht den Spiegel ihrer Seelen verdüstern.

Dies alles ist gesagt über die Seelen der Büßer, die geläutert und gerettet sein wollen, und es ist die Wahrheit. Der gläubige Mensch achte darauf, und er halte es fest im Gedächtnis seines guten Gewissens.

Hildegard von Bingen: Liber vitae meritorum

Wer aus Versehen Giftiges zu sich genommen oder von einem anderen vergiftet worden ist, koche Ringelblumen in Wasser und lege die dann warm auf den Magen. Dadurch wird das Gift aufgelöst und ausgeschieden.

Ferner wärme er guten Wein, lege solche Blumen hinein und erhitze dann den Wein stärker. Wenn dieser dann nur noch lauwarm ist, trinke man ihn. Davon wird das Gift durch die Nase und als Schaum durch den Mund hinausgeschleudert.

Teil 1– Der Weg

Rheinhessen– Juni 1177

Am gegenüberliegenden Ufer zogen sich die Weinberge in dichten Lagen den Hang hinauf. Während die westliche Seite und der Strom bereits im Schatten lagen, badeten die Rebstöcke auch jetzt noch, am späten Nachmittag, im warmen goldgelben Licht. Der Schiefer zu ihren Füßen blitzte immer wieder auf, als sei er mit Juwelen gespickt.

Ein erhebender Anblick, den das Rheintal zwischen Bacharach und Bingen bot, für den der kurzgewachsene, mollige Mönch, der auf der Ladefläche eines flußaufwärts rumpelnden Ochsenkarrens kauerte, jedoch kein Auge hatte. Mit leidender Miene sehnte er das Ende der Fahrt herbei, wobei er immer wieder seine Sitzposition änderte. Aber was er auch versuchte, ob er die Beine ausstreckte oder anzog, ob er sein Gewicht auf nur eine Gesäßbacke verlagerte oder sich gar auf die Fersen hockte, das quälende Afterjucken wollte nicht nachlassen. Wie er wußte, wurde es durch kleine blutgefüllte Bläschen im Bereich des Darmausgangs verursacht. Nur wenn sie platzten, ließ die Pein vorübergehend nach.

Sein Frater Castor, der im Heimatkloster die Rolle des Medicus einnahm, hatte ihm schon vor Jahren geraten, längeres Sitzen zu vermeiden und sich möglichst viel zu bewegen. Ein wahrhaft praktikabler Rat, wenn man – bei aller Bescheidenheit– der Gelehrteste unter den Brüdern war und den ganzen Tag nichts anderes tat, als theologische Schriften zu studieren oder selbst zu verfassen. Abhilfe hätte bestenfalls ein Stehpult geschaffen, aber seine Ablagefläche war zu klein.

Um körperliche Bewegung und Gewichtsabnahme war es auch schlecht bestellt. Zum einen aus Zeitmangel, zum anderen, weil der kleine Mönch mit Leidenschaft aß und trank, um nicht zu sagen völlte. Damit verstieß er natürlich gegen die Benediktregel der »discretio«, aber da er mit leerem Magen zu keiner geistigen Leistung fähig war, blieb ihm nichts anderes übrig, als jeden Tag aufs neue zu sündigen. Er selbst nannte es »das kleinere Übel«, und sein Abt ließ ihn, wohlwissend, was er an ihm hatte, gewähren.

An einem Tag wie diesem wäre der füllige Benediktiner trotzdem zu Fuß unterwegs gewesen – zumal der Ochsenkarren keinen Zeitgewinn brachte–, hätte ihm nicht auch noch ein eingewachsener Zehennagel zu schaffen gemacht. Genau genommen nicht mehr der Nagel selbst, denn das dornenspitze Stück, das ihn gequält hatte, hatte er vor drei Tagen, als er bei seinen Brüdern auf dem Michaelsberg in Siegburg zu Gast gewesen war, mit einem Messer abgesäbelt. Dabei hatte er sich allerdings tief ins Fleisch geschnitten, und da das Messer unsauber gewesen war, zierte den dicken Zeh seines rechten Fußes nun eine taubeneigroße, pralle Eiterblase. Der Zeh selbst hatte eine bläuliche Färbung angenommen und pochte. Mehrfach war der Mönch versucht gewesen, die Blase aufzustechen, fürchtete aber, dadurch noch mehr Schaden anzurichten. Also tröstete er sich damit, daß er sich noch heute abend in kundige Hände begeben würde.

Der Name des leidgeprüften Benediktiners war Wibert von Gembloux. Er war zweiundfünfzig Jahre alt, gebürtiger Wallone, stammte aus der Nähe von Namur und wurde weit über die Mauern seines Klosters hinaus als theologische Kapazität und fachkundiger Ratgeber in religiösen Fragen geschätzt. Dies war seine zweite Reise in den Rheingau, um Hildegard von Bingen, der berühmten »Prophetissa teutonica«, seine Aufwartung zu machen.

Der erste Aufenthalt lag nun schon fast zwei Jahre zurück. Seinerzeit, im Herbst 1175, hatte er sich vier Tage lang als Begleiter eines Lütticher Kanonikers im Kloster auf dem Rupertsberg aufgehalten. Eine Gelegenheit, die sich kurzfristig ergeben hatte und die Wibert sich nicht hatte entgehen lassen. Nachdem er Hildegards mystische Glaubenslehre, den »«, und den »Liber vitae meritorum« studiert hatte, drängte ihn sein religiöser Eifer, sein Wunsch nach Vervollkommnung seines theologischen Wissens, Hildegard persönlich kennenzulernen. Er wollte Näheres über ihre seherische Begabung erfahren.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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