Der fliegende Holländer - Julius Wolff - E-Book

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Julius Wolff

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Beschreibung

Es ist eine Sage, die auch schon Richard Wagner aufgegriffen hatte, von einem Kapitän und seinem Geisterschiff, der verdammt ist, auf dem Meer umherzuirren, ohne einen Hafen anlaufen oder sterben zu können.

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Julius Wolff

Inhaltsverzeichnis
Der fliegende Holländer
I. Unter Palmen.
II. Beim Pharo.
III. An Bord.
IV. Das Wiedersehen.
V. Ingeborg.
VI. In der kleinsten Hütte.
VII. Heiko.
VIII. Auf Heide und Dünen.
IX. Abschied von Sylt.
X. An Bord der Jungfrau.
XI. Am Cap der guten Hoffnung.
XII. Mann über Bord!
XIII. Im Süden.
XIV. Im Sturme.

I. Unter Palmen.

Tiefblau der Himmel, tiefblau das Meer,

Die Küste bewaldet, im Vordergrunde

Die glänzende Stadt und die Häuser umherWie Blüthen im Kranze der grünenden Runde.Denn weit in des Festlands LagerungStreckt eine Bucht den gespannten Bogen,Langsam, mit großem, mächtigem SchwungRollen herein die atlantischen Wogen.Und Schiffe kommen und gehen fort,Mit Gütern und kostbaren Schätzen beladen,Sie von Brasiliens sonnigstem PortHinwegzuführen nach fernen Gestaden.Bahia und Allerheiligenbai,Ein Paradies auf des Erdballs Mitten,Als hätten, wer schöner und herrlicher sei,Hier Land und Meer mit einander gestritten.In blendender Pracht das Ufer entsteigtMit ragenden Hügelreihen den Fluthen,Und üppiger Waldwuchs, unendlich verzweigt,Schattet und schirmt vor den tropischen Gluthen.Die Jaccabäume, so riesengroß,Euphorbien, Farne, gefiederte Palmen,Mangrovendickichte, grenzenlos,Und Bambusgebüsche mit schwankenden Halmen.Des dunkeln Lorbeers stolzes Geschlecht,Hellgrün saftstrotzende Bananen,Und undurchdringlich das GeflechtVon kraus verschlungenen Lianen.Mit Blättern, mit Fächern und Wedeln drängtSich's wuchernd empor zu Licht und Leben,Hoch zwischen Wipfeln aufgehängtDie wunderbarsten Blüthen schweben.Ein zaubrisch Bild ist's, das entzückt,Von nah gesehen und von ferne,Das Herz erhebt, den Sinn berücktIm Sonnenlicht, im Glanz der Sterne.

Im Hafen liegen Mast bei Mast, Vierkant getoppt, in Drang und Gewirre, Viel Schiffe, laden und löschen die Last Und bessern Tauwerk und Geschirre. Wie lustig Wimpel und Flaggen wehn, Und Boote rudern nach allen Seiten, Und wie die weißen Segel stehn, Die über die blaue Fläche gleiten! Weit dehnt sich und rückt zum Strande vor Die Handelsstadt mit Speichern und Schuppen Und baut sich am Bergeshang empor Mit Gartensitzen und Häusergruppen. Geschäftiges Treiben tost und braust Betäubend auf des Dammes Länge, Maulthiere, Neger, Matrosenfaust Schaffen sich Raum im dichten Gedränge. Dort oben schweigende Wildniß prangt In unerschöpflicher Gestaltung, Hier unten zu seinem Recht gelangt Des lauten Weltverkehrs Entfaltung. Steht Einer auf des Bollwerks Höh Und raucht und blickt nach all den Schiffen, Ein Seemann, den schon Sturm und Bö Auf jedem Breitengrad umpfiffen. Ist stämmig, untersetzt gebaut Und wetterhart als wie von Stahle, Doch aus den klaren Augen schaut Ein guter Kern in rauher Schale. Wie er so pafft und spuckt und späht, Sieht er ein Gigg zu Lande kommen; Scharf lugt er hin und sinnt und räth, Von welchem Schiff es abgeschwommen. Das Wasser von den Riemen blitzt Im Sonnenschein, als ob sie brennen, Den aber, der am Ruder sitzt, Den Kapitän, den sollt' er kennen! Hielt manchesmal derselbe Grund Nicht schon die Anker von den Zweien? Gewiß! die Hände vor dem Mund Als Sprachrohr, jenen anzupreien, Brüllt er von oben: »Boot, ahoi!« Und winkt und winkt ihm, anzulegen, »'s ist Edzard Truelsen, meiner Treu!« Und eilt hinab dem Freund entgegen. Der springt aus seinem Gigg an Land, Eh ihn der Andre kann erreichen, – »Früd Buncken!« und dann Hand in Hand: »Das deut' ich mir zum guten Zeichen!« So ruft erfreut der jüngre Mann, Ein blonder, hochgewachsner Friese, Der Mitte Dreißig zählen kann, Mit Augen, blau wie zwei Türkise. Zum Damm hinauf die Beiden gehn. Sie haben sich seit langen Tagen Zu Land, zu Wasser nicht gesehn, Und manches giebt es da zu fragen. »Von Hamburg komm ich,« Buncken spricht, »Nach dem La Plata geht die Reise, Das Weitre weiß ich selber nicht, Das kommt auf Ladung an und Preise. Und Ihr?« – »Ach, wie vom Sturm gehetzt Bin ich mit meiner Bark gefahren, Von den Molukken komm' ich jetzt, Bin draußen schon seit ein paar Jahren. Nun aber weht vom Topp hinaus Der Heimatwimpel endlich wieder; Wie freu' ich mich, hol' ich zu Haus Ihn erst im Hafen glücklich nieder!« »Wart Ihr so lang der Heimat fern, So kann ich Euch das Neuste melden,« Sagt Buncken, »und Ihr hört es gern, Etwas vom Brandenburger Helden. Denkt Euch! der Kurfürst – ein Genie! Baut eine Flotte, will sich regen Und gründet eine Kolonie In Afrika des Handels wegen. Was sagt Ihr?!« – »Daß ihm Gott vergelt! Noch hatt' ich nichts davon vernommen. Wie sieht es sonst aus in der Welt? Ich bin erst gestern angekommen.« Früd Buncken bläst den Rauch und meint: »Wenn heut wir zu Baretto steuern, Wo Abends alle Mann vereint, So hört Ihr Euch an Abenteuern Und Neuigkeiten voll und satt In der befahrnen Companhia, Und dieser Schuft Baretto hat Den besten Tropfen in Bahia.« Edzard blickt um sich auf die Bai, Von dunklem Walde rings umschlossen, Als ob's ihm lang Entbehrtes sei; Tief athmend spricht er zum Genossen: »Noch zu dem Hügel laßt uns gehn Bis dort, wo die Bignonien winken! Auf fester Erde Grund zu stehn, Macht mich so froh; – dann wolln wir trinken.« Bald sind sie oben in dem Grün Von Feigen, Myrten und Mimosen, Drin rankende Bignonien blühn Blau, goldig gelb und roth wie Rosen. Hier, unter Palmen, hoch und breit, Erquickt sie linde Schattenkühle, Und Stille herrscht und Einsamkeit, Fernab vom lärmenden Gewühle. Da blinkt die Stadt, da blitzt die Bucht, Fast wie ein Spiegel glatt geschliffen, Doch auf des weitsten Blickes Flucht Sieht stets der Seemann nach den Schiffen. Vom schimmernden Gelände bald Hinweg die Kapitäne schauen Zum Hafen nach dem Mastenwald Mit seinem Spinnenweb von Tauen. Sie mustern Bauart, Rumpf und Deck Manch eines Fahrzeugs auf der Welle Vom Klüverbaume bis zum Heck Und Takelung und Segelschnelle. So sitzen sie auf einem Stein, Wo sie die Aussicht weit umfassen; Edzard weist in die Bucht hinein Nach einem Schiff und fragt gelassen: »Wer hat da schon hinausgelegt, Um sich vom Ankerplatz zu trennen, Sobald sich eine Kühlte regt? Ich kann die Flagge nicht erkennen.«     »Holländer Flagge, wie sie nie Ein Tüchtigerer bringt zu Ehren, Von der Ostindischen Compagnie Das größte Vollschiff der Mynheeren.« »Wer führt es? Edzard wieder fragt.     »Wer's führt? ich dacht', Ihr würdet's rathen, Nach dem, was eben ich gesagt; Kein Andrer ist's, als Tyn van Straten.« Jählings aus seiner Ruh gestört, Fährt Edzard überrascht zusammen, Wie er von Früd den Namen hört, Und murmelt: »Mag ihn Gott verdammen!« »Habt Ihr mit ihm was? kann's durch mich,« Fragt Buncken, »ausgeglichen werden? Van Stratens bester Freund bin ich, Vielleicht sein einziger auf Erden.« Der Andre schüttelt und erklärt: »Daran ist nichts mehr auszugleichen; Was mir geschehn ist, ist verjährt; Wer will Entschwundenes erreichen?«     »Schnell ist van Straten von Entschluß, Was ihm in Weg kommt, tritt er nieder, Jedoch nach seines Zorns Erguß Ist er auch leicht versöhnlich wieder.«     »Ich kenn' ihn, den man nicht vergißt, Hat man ihn einmal nur gesehen; Erzählt mir, was Ihr von ihm wißt, Von dem so viel Gerüchte gehen!« Früd Buncken nimmt sich etwas Zeit, Um die Erinnrungen zu sichten Aus Jugend und Vergangenheit, Und dann beginnt er zu berichten. »Es ist an dreißig Jahre her, Vielleicht auch noch ein bischen länger, Da waren Jungen ich und er Auf einem alten Walfischfänger. Weiß nicht, ob Ihr da oben wart Um Grönland in dem arktischen Eise, – Na, kurz, es war 'ne kalte Fahrt Und unser Beider erste Reise. Doch wurden wir bei Speck und Thran Und all den Prügeln, die's gegeben, Uns gegenseitig zugethan Und schlossen einen Bund fürs Leben. Wir kamen dahin überein, Noch weiter gleichen Kurs zu steuern, Und ließen nach der Lehrzeit Pein Uns beid' als Leichtmatrosen heuern Auf einer Bark, die neu gebaut Und die man eben erst bemannte; Mit ihrer Ladung vollgestaut, War sie bestimmt nach der Levante. Es gab an Bord nicht viel zu thun, Kein Sturm macht' unsre Kraft ermüden Im Mittelmeer, wir durften ruhn, Und uns gefiel's im schönen Süden. Doch große Fahrt im Sinn uns lag, Ostindien wünschten wir zu sehen Und konnten schon nach Jahr und Tag Auch dahin unter Segel gehen. War er schon immer musterhaft, So zeigte sich auf dieser Reise Van Stratens Fähigkeit und Kraft In einer staunenswerten Weise. Klug und geschickt, voll Ehrgeiz auch Und bis zur Tollkühnheit verwegen, Erwies in allem Schifferbrauch Er sich uns Andern überlegen. Was man auf See nur lernen kann, Das lernt' er, nichts ging ihm verloren, Man sah's auf Schritt und Tritt ihm an: Er war zum Kapitän geboren. Dahin auch strebt' er unverwandt, Ging ab vom Schiff und drückte bieder Zum schnellen Abschied mir die Hand, Schon als zum ersten Male wieder Der Anker in der Heimat fiel Nach einer Fahrt, die reich gesegnet; Ich wünscht' ihm Glück auf jedem Kiel Und bin ihm lange nicht begegnet. Doch später sollt' ein Ungefähr Uns noch einmal zusammenbringen; Bootsmann auf einer Bark war er, Ich ward als Steuermann auf Dringen Des Jugendfreundes angestellt, Als wir in Amsterdam uns trafen Zur Reise nach der Inselwelt Des Stillen Ozeans. Im Hafen Schon fiel mir's auf: seitdem getrennt Wir an verschiedner Schiffe Borden Umfuhren Cap und Continent, War Tyn ein Anderer geworden. Wie's zuging, ist mir nicht bewußt; Die See war seit der Kindheit Tagen Sein Aufenthalt, und eine Lust War ihm das Wetten und das Wagen. Hat Menschentrug, hat Schicksalsmacht Verräterisch an ihm gehandelt? Das Grausen einer Schreckensnacht Sein Herz versteint? – er war verwandelt. Er war der flotte Maat nicht mehr, Der alte fröhliche Geselle, Der seinen Dienst, ob leicht, ob schwer, Mit Freuden that und Windesschnelle. Jetzt war er eisern streng und hart, Wie von Unnahbarkeit umflossen, Doch stets mit Geistesgegenwart Zum rechten Thun sofort entschlossen. Und wenn er sonst im Sturmgebraus Fest der Gefahr ins Auge blickte, So fordert' er sie jetzt heraus Zum Kampf, wenn sie der Himmel schickte. Die Kräfte spannt' er übers Maaß, Wie er als Bootsmann kommandierte, So daß man manches Mal vergaß, Wer eigentlich an Bord regierte. Uns und dem Schiff gereichte zwar Zum Heile sein Sichüberheben In der Gewalt, denn leider war Der Kapitän dem Trunk ergeben. Wir standen gut, obwohl im Joch Der Pflicht er wenig Worte machte; Ich fühlt' es, daß er immer noch In alter Freundschaft meiner dachte. Ein Zufall half in jener Zeit, Ihn inniger an mich zu ketten, Ich hatt' einmal Gelegenheit, An Land das Leben ihm zu retten. Auf Sumatra, ein Tiger hielt Am Boden ihn schon in den Krallen; Ich schoß und hatte gut gezielt, Er wäre sonst dem Tod verfallen. Mir dankt' er's, daß ich ihn befreit, Schien aber nun erst recht zu glauben, Er dürf', in jeder Noth gefeit, Sich Ungeheures selbst erlauben. Das that er denn nun mehr als je, Macht auch die Mannschaft wild verwogen Und sauste durch die gröbste See Mit Segeln, die die Masten bogen. Mehrmals, wenn gar zu arg er's trieb, Hab' ich's ihm ernstlich vorgehalten, Er aber lachte nur und blieb Bei seinem frevelhaften Schalten. Ein Ende nahm wie jedes Ding Auch diese Fahrt, es kam zum Scheiden; Doch dieses Mal war ich's, der ging, Um mir den Freund nicht zu verleiden. –     Das ist, was ich mit ihm erlebt, Erfuhr dann mehr aus Andrer Munde, Was als Gerücht ihn weit umschwebt, Und davon habt Ihr selber Kunde.« »Nein, nein«, sprach Edzard, »weiter! spinnt Das Garn noch fort in aller Klarheit! Ihr seid van Straten treu gesinnt, Von Euch allein hör' ich die Wahrheit.« Früd Buncken schaute nach der Bai, Als wollt' er den im Schiff dort fragen: Wir hielten Stürme durch, wir Zwei, Soll ich das Schlimmste von Dir sagen? Dann war's, als ob er mit der Hand Das Ruder faßte wie zum Wenden, Bezwingend, was ihm widerstand, Um Halbgethanes zu vollenden. »Was von van Stratens Lebenslauf Die Blätter seines Schicksals zeigen,« Nahm Früd den Faden wieder auf, »Euch, Edzard, will ich's nicht verschweigen. Er wurde Kapitän nun, fuhr Mit manchem Schiffe durch die Meere Und machte nicht sich selber nur, Auch seiner Flagge Ruhm und Ehre. Doch was sich schon von Jugend an In ihm entwickelte im Stillen, Ist er geworden, ein Tyrann Mit einem unbeugsamen Willen. Davon nicht einen halben Strich Läßt jemals er, und damit eben Beherrscht er alles, außer sich, Und bebt vor nichts zurück im Leben. In seiner ungestümen Kraft, Die nichts zum Wanken bringt und Weichen, Fröhnt er jedweder Leidenschaft Mit einem Eifer ohne Gleichen. Er flucht, wie ich es nie gehört, Er ist ein lasterhafter Spieler Und hat am Kartentisch zerstört Schon Lebensglück und Zukunft Vieler. So lang sein Bug die Welle bricht, Vertraut er blindlings seinem Sterne, Fürcht' sich vor Tod und Teufel nicht, Auch nicht vor Gott, – ich sag's nicht gerne. Allein, ob auch an Sünden schwer, Er ist ein Mensch von großen Gaben, Seefahrer wie kein Zweiter mehr Und allzeit für den Freund zu haben. Gern hilft er aus mit Rath und That, Er, der im Zorn so Fürchterliche; Wer je vertrauend ihm genaht, Den ließ er niemals noch im Stiche. Wem er ins Auge recht gesehn, Dem ging es zu des Herzens Grunde, Der kann ihm nicht mehr widerstehn, Ist ihm verfallen von der Stunde. Der Alles, was er will, auch kann, Ist König drum in jedem Kreise, Hält Alt und Jung in Zwing und Bann Auf eine wunderbare Weise. Verbindung hat er nah und fern, Geschickt verwerthend seine Kräfte, Gleich einem klugen Handelsherrn Führt er die schwierigsten Geschäfte. Dabei ist er ein Mann von Wort, Verläßlich, ohne Fehl und Makel, Beim Schifferamt in jedem Port Gilt seine Meinung als Orakel. Und noch ein Zug – unglaublich schier Bei ihm grad'! – steckt ihm tief im Blute: Er liebt die Heimat, hängt an ihr Treu wie an seinem höchsten Gute. Wenn aber Leidenschaft hinreißt Den Stolzen, Unberechenbaren, Dann ist's, als hätt' ein böser Geist Ihn in Besitz mit Haut und Haaren. Unbändig und entsetzlich dann Ist er, wenn in ihm bis zum Toben Der Wüstling Oberhand gewann, Und der ist leider oftmals oben. Einmal war er für kurze Zeit Auf einen bessern Weg gekommen, Als er – fünf Jahr sind's jetzt – gefreit Und sich ein junges Weib genommen. Sie mocht' ihn nicht und hat sich lang Gesträubt dagegen, ihn zu nehmen, Man sagt, sie hätte nur dem Drang Der Noth gehorcht, sich zu bequemen, Und einen Andern gern gesehn. Allein der Tropf, statt zuzufassen Und seine Liebe zu gestehn, Hätt' sie vergeblich warten lassen. Ihr Vater aber, fühllos kalt, Hat, mit van Stratens Geld gedungen, Sie ihm verkauft und mit Gewalt Das Mädchen zu der Eh' gezwungen. Ein halbes Jahr hielt er sich gut Und lebte mit ihr auf dem Lande, Bezähmend Spiel- und Zorneswuth, Als lenkten ihn der Liebe Bande. Dann kam der Rückschlag; plötzlich gor, Was mühevoll gedämpft, aufs Neue Heiß in ihm auf und brach hervor Wild, ohne Schranken, ohne Reue. Aufathmend sah sein Weib ihn ziehn, Das Vollschiff ward ihm zugesprochen; Ein Jammer ist's, daß wieder ihn Die alten Laster unterjochen.« – Edzard saß still, um recht genau Zu hören, was ihm Früd verbürgte. Jetzt fragt' er leis: »Kennt Ihr die Frau?« Als ob er an der Frage würgte. »Gewiß! sie wohnt in Amsterdam«, Sprach Früd mit hochgezognen Brauen, »Ach, Edzard! wie die Ros' am Stamm, So herrlich ist sie anzuschauen. Ist voll und fest und wunderbar, Wie eine Tanne hoch gewachsen, Die Augen blau, das krause Haar Goldblond, man könnt' auch sagen flachsen. Ein Zug nur um den rothen Mund, Der auch beim Lächeln wiederkehrte, Verrieth ein Weh in Herzensgrund,