Der Führer ruft mich - Der Bund Deutscher Mädel in autobiographischen Zeugnissen von Carola Stern, Margarete Hannsmann, Eva Zeller, Melitta Maschmann und Renate Finckh - Gesine Aufdermauer - E-Book

Der Führer ruft mich - Der Bund Deutscher Mädel in autobiographischen Zeugnissen von Carola Stern, Margarete Hannsmann, Eva Zeller, Melitta Maschmann und Renate Finckh E-Book

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Europa, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Philosophische Fakultät 3), Veranstaltung: ...Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten., Sprache: Deutsch, Abstract: „1938 war für den Bund deutscher Mädel Höhepunkt seiner Arbeit. Die Mädel ernteten auf dem Parteitag den stärksten Beifall. 5.200 Mädel brachten durch Mädeltänze von lieblicher Schönheit und strahlender Buntheit in den Parteitag eine anmutige weibliche Note. (...) Es war die Stunde der jungen Mädel, die sich hier im Schaufenster der Nation bewährten und in so begeisternder Eindringlichkeit Ausschnitte ihrer Arbeit zeigten.“ Anmutige Tänze reizender Mädels als Gegensatz zur „harten männlichen Darstellung vorheriger Parteitage“, solche Bilder sind es, die zumeist im Zusammenhang mit dem Bund deutscher Mädel gesehen werden, Tänze als Ausschnitt aus der Arbeit des BDM, als Beitrag zu einer Massenveranstaltung der NSDAP. Das Betrachten der Masse wirft aber dennoch sofort die Frage nach dem einzelnen auf, dem einzelnen Mädel, das sich hier den Parteispitzen präsentiert. „Ist es auf dem Erntedankfest in Droyßig, (...) dass wir ein riesiges Hakenkreuz auf einer riesigen Fläche tanzen, ein lebendes, aufstampfendes, atmendes, singendes Hakenkreuz, ich am alleräußersten Ende an einem der vier gleich langen Balken, stampfend, atmend, singend, mich um mich selber drehend, den Tränen nahe, weil die Führerin, die Dompteuse, mich durch ihr Mikrofon anbrüllt: Noch einmal aus der Reihe getanzt da links außen und du fliegst raus?“ Dennoch übte der BDM eine Faszination auf die jungen Mädchen aus. „Bei den Jungmädeln war das ganz anders. Hier waren alle neu und wollten etwas Neues. Hier gab es Spiel, Sport und Spaß. Hier konnte sie sich mit all ihren Fähigkeiten einbringen.“ Dass sich die Fähigkeiten nicht im Aufführen von Tänzen erschöpften, ist offensichtlich, Spiel, Sport und Spaß, vielleicht liegt hierin ja die Antwort auf die Frage nach Reiz und Faszination? Das individuelle Erleben der einzelnen soll im Vordergrund dieser Arbeit stehen. Das Betrachten von autobiographischen Zeugnissen jener Zeit ermöglicht ein Verstehen, welches bei dem Studium der bloßen Fakten oder dem Lesen eingangs erwähnter Artikel verwehrt bleibt. Systematisch sollen einzelne Aspekte der Arbeit des BDM untersucht und mit den Aussagen und Erinnerungen der Frauen mit Leben gefüllt werden.

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Inhaltsverzeichnis
1. Das tanzende Hakenkreuz
2. Spuren der Vergangenheit: Autobiographien als Quellen und Zeitzeugnisse
3. Zur Geschichte des BDM
4. „Und ihr im BDM erzieht mir die Mädel zu starken und tapferen Frauen“
4.1 Sport, Spiel und Heimabend: Die Aktivitäten des BDM
5. Mädchen im BDM
5.2. Der Eintritt
5.3 Sport, Singen und die Fahrt
5.4 Heimabende
5.5 Bescheidene Karrieren
5.6 Gemeinschaft, Kameradschaft und das Rufen des Führers
6. Fazit
7. Verwendete Literatur:

Page 1

Humboldt-Universität zu Berlin Gesine Aufdermauer Philosophische Fakultät III Institut für Kulturwissenschaft Berlin, den 28.03.2003 WS 2002/03

HS „...Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten.“

Der Führer ruft mich

Der Bund Deutscher Mädel in autobiographischen

Zeugnissen von Carola Stern, Margarete Hannsmann, Eva

Zeller, Melitta Maschmann und Renate Finckh

Page 3

1. Das tanzende Hakenkreuz

„1938 war für den Bund deutscher Mädel Höhepunkt seiner Arbeit. Die Mädel ernteten auf dem Parteitag den stärksten Beifall. 5.200 Mädel brachten durch Mädeltänze von lieblicher Schönheit und strahlender Buntheit in den Parteitag eine anmutige weibliche Note. (...) Es war die Stunde der jungen Mädel, die sich hier im Schaufenster der Nation bewährten und in so begeisternder Eindringlichkeit Ausschnitte ihrer Arbeit zeigten.“1Anmutige Tänze reizender Mädels als Gegensatz zur „harten männlichen Darstellung vorheriger Parteitage“,2solche Bilder sind es, die zumeist im Zusammenhang mit dem Bund deutscher Mädel3gesehen werden, Tänze als Ausschnitt aus der Arbeit des BDM, als Beitrag zu einer Massenveranstaltung der NSDAP. Das Betrachten der Masse wirft aber dennoch sofort die Frage nach dem einzelnen auf, dem einzelnen Mädel, das sich hier den Parteispitzen präsentiert.

„Ist es auf dem Erntedankfest in Droyßig, (...) dass wir ein riesiges Hakenkreuz auf einer riesigen Fläche tanzen, ein lebendes, aufstampfendes, atmendes, singendes Hakenkreuz, ich am alleräußersten Ende an einem der vier gleich langen Balken, stampfend, atmend, singend, mich um mich selber drehend, den Tränen nahe, weil die Führerin, die Dompteuse, mich durch ihr Mikrofon anbrüllt: Noch einmal aus der Reihe getanzt da links außen und du fliegst raus?“4

Dennoch übte der BDM eine Faszination auf die jungen Mädchen aus. „Bei den Jungmädeln war das ganz anders. Hier waren alle neu und wollten etwas Neues. Hier gab es Spiel, Sport und Spaß. Hier konnte sie sich mit all ihren Fähigkeiten einbringen.“5Dass sich die Fähigkeiten nicht im Aufführen von Tänzen erschöpften, ist offensichtlich, Spiel, Sport und Spaß, vielleicht liegt hierin ja die Antwort auf die Frage nach Reiz und Faszination? Das individuelle Erleben der einzelnen soll im Vordergrund dieser Arbeit stehen. Das Betrachten von autobiographischen Zeugnissen jener Zeit ermöglicht ein Verstehen, welches bei dem Studium der bloßen Fakten oder dem Lesen eingangs erwähnter Artikel verwehrt bleibt. Systematisch sollen einzelne Aspekte der Arbeit des BDM untersucht und mit den Aussagen und Erinnerungen der Frauen mit Leben gefüllt werden.

1„Der Illustrierte Beobachter“, 8. September1938, zitiert aus: Jutta Rüdigers, Ein Leben für die Jugend, Deutsche Verlagsgesellschaft Preußisch Oldendorf, 1999, S.63

2ebd.

3Im folgenden BDM genannt, eine Unterscheidung in JM (Jung Mädel) und Bund deutscher Mädel soll nur an relevanten Stellen vorgenommen werden

4Eva Zeller, Solange ich denken kann, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1981, S. 222

5Barbara Leisner, Sophie Scholl, List Taschenbuch Verlag, München, 2000, S. 63