Der Gefangene der Aimaras - Franz Treller - E-Book

Der Gefangene der Aimaras E-Book

Franz Treller

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Beschreibung

Einem Weißen gelingt die Flucht aus der Gefangenschaft bei den Aimaras im heutigen Kolumbien. Nachdem er zu recherchieren anfängt, was seiner Familie passiert ist, sind bald wieder Mörder auf seiner Spur ...

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Der Gefangene der Aimaràs

Franz Treller

Inhalt:

Franz Treller – Biografie und Bibliografie

Der Gefangene der Aimaràs

Auf der Höhe der Anden

Techpo

Die Befreiung

Die Flucht

Die Grabstätte der Kaziken

Durch die Kordilleren

Das Tal der drei Quellen

Zwei Ehrenmänner

Maxtla

Alonzo und Eugenio

Señor Tejada und sein Peon

Naëva

Der Rächer

Don Eugenios Vater

Alonzo d'Alcantara

Die beiden Chibchas

Auf der Hazienda Otoño

Die Pirateninsel

Mariquita

Vergeltung

Der Gefangene der Aimaràs, F. TReller

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849637828

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Franz Treller – Biografie und Bibliografie

Deutscher Abenteuerschriftsteller, geboren am 15. Oktober 1839 in Kassel, verstorben am 28. Juni 1908 ebenda. Nach seinem Schulabschluss beendete Treller auch eine Banklehre und begann mit 18 Jahren seine Laufbahn am Theater. Seine Auftritte führten ihn unter anderem nach Amsterdam, Cuxhaven, Oldenburg, Riga und schließlich nach Moskau. Erst um 1890 begann er seine Abenteuer-Romane zu schreiben, welche teilweise erst nach seinem Tode veröffentlicht wurden. Er gilt heute neben Karl May als einer der bekanntesten klassischen Vertreter dieses Genres.

Wichtige Werke:

Der Sohn des GauchosDer Gefangene der AimarasDer König der MiamisVerwehte SpurenDer Enkel der KönigeEine versunkene WeltVergessene HeldenDas Kind der PrärieDer Held von Trenton

Der Gefangene der Aimaràs

Auf der Höhe der Anden

Der Orinoko, der gewaltige, breit und mächtig dahinströmende Fluß, kommt vom Äquator her. In seinem nördlichen Lauf bildet er viele Meilen weit die Grenze zwischen den Staaten Kolumbien und Venezuela; alsdann eilt er, in weitem Bogen nach Osten ausgreifend, dem Atlantischen Ozean zu. In seinem ganzen Lauf begrenzt er nach Osten und Süden die ungeheure Ebene, die der Spanier die Llanos nennt.

Die Llanos gleichen der Pampa des Südens und den Prärien des Nordens zwar in ihrer Bodengestaltung, nicht aber im Pflanzenwuchs, der durchweg tropischen Charakters ist; weit entfernt sind sie von der tristen Einförmigkeit jener endlosen Steppen. Saftige Weideflächen und wild wucherndes Buschwerk beleben das Land. In Hainen und Wäldern wachsen vielfältige Palmenarten; zahlreiche Wasseradern vervollständigen das abwechslungsreiche Bild.

Aus dieser endlosen Ebene steigen nach Westen die Gebirgszüge an, die in ihrer fast den ganzen amerikanischen Kontinent durchziehenden Kette sich nirgends höher erheben als im Nordwesten Südamerikas, nirgends geschlossener und gewaltiger auftreten.

Die klimatischen Verhältnisse des Landes sind höchst unterschiedlich. In der Ebene herrscht unter den sengenden Strahlen der Äquatorsonne tropische Hitze, in den Vorbergen der Andenkette ein gemäßigtes Klima. Die Spitzen der Bergriesen aber, die bis zu siebentausend Meter Höhe aufragen, deckt ewiges Eis, trotz der spürbar werdenden vulkanischen Tätigkeit im Innern.

In der heißen Ebene, die durch zahlreiche, dem Gebirge entquollene Wasserläufe befruchtet wird, gedeiht die Agave; die Königspalme läßt ihre riesigen Blätter im Winde wehen. Hier hausen die mit ihren Pferden verwachsenen Llaneros, die in der Steppe ihre riesigen Herden weiden, ein wildes, rauhes, ausdauerndes Zentaurengeschlecht, das seine Freiheit über alles liebt.

In den Bergen wohnt ein zäher Stamm von Ackerbauern, der durch schwere, mühsame Arbeit sein Brot gewinnt, Mais, Weizen und Kartoffeln baut und seine Herden in den Bergen weiden läßt, die Montaneros.

Die Andentäler beherbergen ausgedehnte Kolonien von Ureinwohnern, die, für das Christentum gewonnen, friedlich ihren Acker bauen und sehr um die Wahrung ihrer Stammesreinheit besorgt sind.

Hoch oben im Gebirge schließlich leben in schwer zu ersteigenden Felstälern einzelne, niemals unterworfene Indianerstämme, die, unzugänglich aller europäischen Zivilisation, noch treu die Überlieferungen ihrer einst mächtigen Vorfahren bewahren und den Weißen als ihren Todfeind betrachten.

Solange die spanische Regierung in jenen Ländern mit eiserner Faust herrschte, verhielten sich diese zerstreuten Horden in ihrer weglosen Abgeschlossenheit ruhig, als aber zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts der Unabhängigkeitskampf ausbrach und die Weißen, Nachkommen der eingewanderten Spanier, in jahrelangen blutigen Kämpfen mit der Macht des Mutterlandes rangen, um sich von dessen Herrschaft zu befreien und ihre staatliche Selbständigkeit zu erkämpfen, kam auch in diese abgelegenen Indianersiedlungen bewegtes Leben; die Indios beteiligten sich an den Kämpfen der Parteien, wobei ihr Beitrag sich freilich in der Regel auf Raub, Mord und Plünderung beschränkte und es ihnen vollkommen gleichgültig war, ob sie Königliche oder Liberale niedermetzelten.

Die Unabhängigkeit von Spanien wurde errungen; der Boden des Landes aber war mit Blut getränkt und die Bewohner bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erschöpft. Die Bruderkämpfe unter den Weißen hatten nicht dazu beigetragen, die von Natur wilden und grausamen Indios der Berge friedlicher zu stimmen, um so weniger, als sie in ihren Felsschluchten praktisch unangreifbar waren und die Macht des Staates kaum zu fürchten hatten, zumal die fortdauernden Parteikämpfe im Innern des Landes eine schlechte Voraussetzung für ein geschlossenes Auftreten bildeten.

Die friedlich gesinnten, halbzivilisierten Indianer der Vorberge fürchteten ihre wilden Stammesgenossen im Hochgebirge kaum weniger als die Weißen; tatsächlich machten die letzteren auch zwischen beiden kaum einen Unterschied, wenn sie räuberisch in die Ebene einbrachen.

Zum Glück waren die >Indios bravos<, wie die Bergindianer genannt wurden, zahlenmäßig nur mehr unbedeutend; eine ernsthafte Gefahr bildeten sie nicht. Nur von Zeit zu Zeit wagten es die Nachkommen des einst mächtigen Aimaràvolkes, aus ihren verborgenen Schlupfwinkeln hervorzubrechen, um einen Raubzug zu unternehmen, von dem sie sich alsdann mit der Beute unverzüglich in ihre Felsspalten zurückzogen. Die Aimaràs hausten in dem Gebirgsstock, der nach Kolumbien wie nach Ecuador hineinragt; der Zugang zu ihren Dörfern schien nahezu unmöglich.

Auf der Spitze eines rauh zerklüfteten Felsens, hoch im Gebirge, stand ein Junge. Er hatte die Hand über die Augen gelegt und blickte sinnend nach Osten, über Berge, Hügel und Wälder hinweg, bis weit hinaus, wo sich im bläulichen Schimmer Erde und Himmel zu vereinen schienen. Der Anblick, der sich ihm bot, war von seltener Großartigkeit, von einer feierlichen Erhabenheit, wie ihn diese Erde nur an seltenen Plätzen dem Menschen gewährt; die tiefe, feierliche Stille ringsumher machte ihn noch eindringlicher.

Der Junge trug die Gewandung der hier oben hausenden Ureinwohner: eine bis zu den Knien reichende ärmellose Tunika von Vikunjawolle, die ein Ledergürtel zusammenhielt, und hohe, lederne Gamaschen. Antlitz und Arme waren von Sonne und Luft gebräunt; gleichwohl war unverkennbar, daß europäisches Blut in den Adern des Jungen floß. Das gut, ja edel geschnittene Gesicht mit den dunklen Augen wurde von lang herabwallendem schwarzen Haar umflossen; ein Streifen Leopardenhaut, um Stirn und Hinterhaupt geschlungen, hielt es zusammen.

Er stand bewegungslos, der Junge, den Blick in die Ferne gerichtet. Seine Lippen waren fest geschlossen, in den Augen brannte ein dunkles Feuer.

Plötzlich zuckte er zusammen; ein Überraschungslaut entfuhr seinem Munde. »Bei der heiligen Jungfrau, sie bringen einen Weißen«, murmelte er. Er mußte sehr gute Augen haben, denn der kleine Zug von Eingeborenen, der sich langsamen Schrittes näherte, war noch fern, und ein gewöhnliches Auge hätte kaum zu erkennen vermocht, daß sich ein Europäer unter den Indios befand. »Gott schütze ihn«, stammelte der Junge. Im gleichen Augenblick sank er lautlos zur Erde und war wie mit dem Gestein verschmolzen; sein wachsames Ohr hatte das schlürfende Geräusch eines leichten Schrittes wahrgenommen.

Zwischen dem Buschwerk, das den Felskegel deckte, erschien das braune Gesicht eines jungen Indianers. Er war ähnlich gekleidet wie der weiße Junge, doch zeichnete sich seine Tracht durch größeren Reichtum aus. Stirnband und Gürtel zeigten den Schmuck goldener und silberner Stickereien. Das Gesicht des jungen Indios war unschön; in seinen Augen war ein tückischer, lauernder Zug. Er betrachtete einen Augenblick den Weißen, der sich aufgerichtet hatte und seiner nicht achtete. Dann sagte er in den rauhen Kehllauten der Aimaràsprache: »Sinnt der Blanco wieder, wie er uns entlaufen könnte?«

Der Weiße wandte langsam den Kopf und sah den Indio mit gelassener Ruhe an. »Ich weiß nicht, was du willst«, sagte er in der gleichen Sprache. »Ich bin längst ein Aimarà geworden, Guati.«

Um die Lippen des anderen spielte ein höhnisches Lächeln. »Du bist klug, Blanco«, versetzte er, »die Erfahrung hat dich gelehrt, daß es unmöglich ist zu entkommen.«

Der Weiße hielt dem lauernden Blick ruhig stand. »Warum rufst du zurück, was vor Sommern geschah?« sagte er. »Damals war ich ein Kind.«

»Weil ich weiß, daß du dich nach deiner verwünschten Rasse sehnst«, entgegnete der Indio. »Darum trifft man dich immer wieder auf den höchsten Gipfeln, nach Osten spähend.«

Der Blanco zuckte die Achseln. »Du irrst, Guati«, sagte er gleichmütig, »die Vergangenheit ist tot. Ich gehöre zu euch.«

Das Lauern in dem unschönen Antlitz verstärkte sich. »Es ist gut«, sagte der Indio nach einer Weile, »gut für dich, wenn du die Wahrheit sprichst, denn der Opferstein dürstet nach dem Blut eines Weißen.« Die Züge des Jünglings blieben bewegungslos.

»Im vergangenen Jahr dürstete er vergebens«, fuhr der Indio fort. »Die Unsichtbaren zürnten ihren Kindern.«

»Sie werden uns ihr Angesicht wieder enthüllen«, sagte der Weiße. Er sagte es, aber hinter seiner Stirn jagten sich die Gedanken; dort sah es anders aus. Ein schauriges Bild stand vor seiner Seele. Vor zwei Jahren war es gewesen, als die fanatisch an ihren abergläubischen Gebräuchen hängenden Wilden einen geraubten Spanier ihrem Götzen geopfert hatten. Zwar hatte man den Jungen damals während der grausigen Zeremonie entfernt und in eine abgelegene Schlucht gesandt, aber er hatte später den entstellten Leichnam des unglücklichen Mannes gesehen und den entsetzlichen Vorgang aus den Gesprächen der Indios kennengelernt. Im letzten Jahr war das Opfer in Ermangelung eines geeigneten Gefangenen unterblieben, nun aber – – er hatte einen Weißen unter den von einem Raubzug heimkehrenden Aimaràkriegern erblickt, und er wußte, was diesem bevorstand.

Man sah ihm dieses Wissen, man sah ihm seine Gedanken nicht an. Er gab an stoischer Haltung keinem der Indianer etwas nach, in deren Mitte er nun schon so lange leben mußte.

Guati gab seine Bemühung, des weißen Jungen Seele zu erforschen, einstweilen auf. »Du sollst vor dem Kaziken erscheinen, Techpo«, sagte er, »ich bin ausgesandt, dich zu suchen.«

Augenblicklich erhob sich der Junge. Guati warf einen Blick über die Schluchten nach Osten hin, doch von dem Zug, der den gefangenen Weißen mit sich führte, war nichts mehr zu erblicken. »Komm«, sagte er kurz und begann den Fels hinabzusteigen. Der andere folgte ihm schweigend.

Sie hatten bald das von einem Bach durchrauschte Tal vor sich, in dem dieser Aimaràstamm hauste. Unregelmäßig zerstreut standen hier kleine Häuser, aus Adobeziegeln errichtet; sie waren von Gärten umgeben und von Bäumen umstanden. Maisfelder erstreckten sich dazwischen und kleine saftige Wiesen, auf denen Gebirgspferde und Maultiere weideten.

Von den Bewohnern war wenig zu sehen. Da und dort spielten Kinder, und einige Frauen waren in den Gärten beschäftigt. Vor manchen Häusern saß ein alter Indianer und starrte stumpfsinnig und teilnahmslos vor sich hin.

Guati und der weiße Junge schritten mitten durch das Dorf und näherten sich einer größeren Behausung. Hier war ein Pferd an die Hecke gebunden, das offenbar einen weiten Weg hinter sich hatte. Unter dem Vordach saßen zwei Indianer, der Kazike Tucumaxtli und ein jüngerer Mann. Techpo kannte ihn flüchtig; er gehörte einem unweit hausenden Stammesteil an. Offenbar war er soeben gekommen, um die Ankunft der Krieger mit ihrem Gefangenen zu melden.

Die beiden Jünglinge warteten schweigend, bis der Kazike Notiz von ihnen nehmen würde. Dieser, ein älterer Mann mit harten, brutalen Zügen, trug ein prächtig geschmücktes Gewand, in der Form ähnlich dem, das die beiden Jungen umhüllte. Es ließ die sehnigen Arme frei, deren Handgelenke goldene Spangen umschlossen.

Der junge Mann neben dem Kaziken sagte: »Ich wundere mich, daß du diesen spanischen Wolf noch immer an deinen Feuern nährst, statt ihn den Göttern zu opfern.« Er bediente sich bei diesen Worten eines Dialektes, von dem er wohl annahm, daß der weiße Junge ihn nicht verstehe. Der verstand ihn aber sehr wohl, doch verriet kein Zucken seines in eiserner Ruhe verharrenden Gesichtes eine innere Bewegung,

»Ich hoffe, noch viel Geld für ihn zu erhalten«, erwiderte der Kazike in der gleichen Mundart; »sein Leben ist für einige spanische Großen gefährlich; sie müssen es mir abkaufen; ich habe ihn nicht grundlos so lange bewahrt.«

»Warum willst du ihn aber in die Berge senden?«

»Er soll den Gefangenen nicht sehen«, versetzte der Kazike. Und seine Stimme zum Flüstern dämpfend, fuhr er fort: »Auch von der Opferung soll er nichts sehen; lösen die Seinen ihn eines Tages aus, darf er nichts von diesen Dingen erzählen können.«

»Und wenn er entweicht?«

»Er entweicht nicht mehr. Er ist ein Aimarà geworden und spricht kaum noch die Sprache der Weißen. Außerdem weiß er, daß es aus diesen Bergen kein Entrinnen gibt; er hat es einmal versucht.«

»Der Wolf wird größer und gefährlicher.«

»Er ist gezähmt, sei unbesorgt. Er ist trotz seiner Jugend ein geschickter Jäger. Deshalb mag er dem Wild nachstellen, während wir den Göttern dienen. Er soll fort, ehe die Krieger mit dem Gefangenen kommen.«

Mit diesen Worten wandte er sich dem Techpo genannten Jungen zu und forderte ihn mit einer Handbewegung zum Nähertreten auf. Der Junge nahte sich ihm in ehrerbietiger Haltung.

»Du mußt zur Jagd aufbrechen, Techpo«, sagte der Kazike, »wir brauchen das Fleisch des Berghirsches.« In den Augen des Jungen leuchtete es auf.

»Du gehst gern?« fragte der Kazike.

»Ja. Die Jagd macht mir Freude.«

»Ich weiß es. Es ist gut. Du mußt gleich aufbrechen, denn ich erwarte Gäste, die ich bewirten will. Ich gebe dir drei Tage Zeit. Guati wird dich begleiten; zwei Büchsen sind besser als eine, und die Hirsche werden seltener.«

Guatis Gesicht verriet bei aller Beherrschung, daß ihm der Auftrag nicht angenehm war. Tucumaxtli sah es nicht. »Gehe ins Haus, Techpo, nimm dir Waffen, fülle den Kugelbeutel und deine Jagdtasche«, sagte er. Der Junge begab sich ins Hausinnere. Der Kazike aber winkte Guati heran. »Der kluge Sohn Tucumaxtlis muß mit dem Blanco gehen, damit dieser den Weg zurückfindet.«

»Wo betet Guati zu den Göttern, wenn der Tag ihres Festes da ist?« fragte der Junge, nicht ohne heimlichen Trotz in der Stimme.

Der Vater streckte den Arm nach den im Nebel schwimmenden Höhen aus. »Guati betet auf den Bergen«, sagte er nachdrücklich. »Geh, rüste dich zur Jagd, es muß sein.« Gehorsam entfernte sich der Junge, aber der Zorn brannte in seinem dunklen Gesicht.

Kurze Zeit später ritten Techpo und Guati auf Maultieren, bewaffnet und ausgerüstet, zur Jagd; ein drittes Maultier führten sie am Lasso mit; es war bestimmt, die Jagdbeute zu tragen.

Sie waren kaum in den düsteren Hohlwegen untergetaucht, die in die Berge führten, als von Osten her ein Zug in das Dorf einzog; es waren dies an die dreißig Reiter, die auf Saumtieren reiche Beute mitzuführen schienen.

Die Dorfbewohner eilten ihnen entgegen, doch richtete sich die Neugier der Wilden weniger auf die beladenen Maultiere als auf den weißen Gefangenen, der inmitten der Krieger ritt. Es war dies ein noch junger Mann. Sein bleiches Gesicht wurde von einem dunklen Bart eingefaßt; in seinen Augen war ein unruhiges Flackern. Trotz seiner erkennbaren Erschöpfung saß er in guter Haltung zu Pferde; die zusammengelaufenen Indios würdigte er keines Blickes.

Der Zug hielt vor dem Hause des Kaziken. Der Anführer der Krieger stieg ab und begab sich in Begleitung des Gefangenen, dem man die Fußfesseln gelöst hatte, zu dem Häuptling.

In hochmütiger Haltung stand der junge Spanier vor dem Kaziken, der ihn aufmerksam betrachtete. Der Häuptling winkte, und der begleitende Krieger erstattete einen kurzen Bericht. Der Weiße wartete geduldig, bis der Indio geendet hatte, dann wandte er sich mit nachlässiger Höflichkeit an den Kaziken und redete ihn in spanischer Sprache an.

»Ich vermute, du bist der Jefe dieser Indios«, sagte er, »hoffentlich sprichst du spanisch?«

»Ich verstehe deine Sprache. Was willst du?« entgegnete der Kazike.

Der hochmütige Zug im Antlitz des Spaniers verstärkte sich. »Ich will kein Wort über die Art und Weise verlieren, wie ich hierhergekommen bin«, sagte er. »Ich wünsche nur, bald wieder wohlbehalten in den Llanos zu sein. Du erlaubst deshalb wohl, Caudillo, daß ich dir einige Vorschläge mache. Die braunen Caballeros, die mich hier gefangennahmen, wiesen sie zurück und vertrösteten mich auf deine Weisheit.«

»Sprich«, sagte der Kazike.

»Es ist natürlich, daß ihr für einen Gefangenen Lösegeld verlangt. Was hätte eine Gefangennahme sonst für einen Sinn? Und ich bin auch bereit zu zahlen. Nenne also deine Forderung.«

Auf dem Antlitz des Kaziken erschien ein düsteres Lächeln. »Du bist mir als Geschenk der Götter willkommen, Blanco«, sagte er, »ich brauche dein Geld nicht.« Er sprach gar nicht übel spanisch.

»Das klingt etwas dunkel«, versetzte der Spanier; seine Mundwinkel zogen sich noch tiefer herab. »Hoffentlich habt ihr nicht vor, mich zum Feldherrn, Minister oder gar zum König zu machen«, spottete er; »das wäre zwar sehr ehrenvoll, ich müßte es aber trotzdem ablehnen. Also sprich, edelster aller ureingeborenen Fürsten, was verlangst du für meine Freiheit? Gold, Silber, Pferde, Rinder, Waffen? Ich gedenke nicht kleinlich zu sein, aber ich möchte diese verwünschten Berge baldmöglichst hinter mich bringen.« Er war sich der Gefährlichkeit seiner Lage durchaus bewußt, der junge Spanier, und es war eine Art Galgenhumor, die ihn so reden ließ.

Der Kazike schien ihn gut zu verstehen, doch machte das Angebot eines reichen Lösegeldes ganz offenbar keinerlei Eindruck auf ihn.

»Der Blanco macht viele Worte«, sagte er, »wir haben sein Gold und sein Silber nicht nötig. Es ist unnütz, weiterzusprechen; der Blanco wird sehen, wozu die Götter ihn ausersehen haben.«

Die kalte Ruhe, mit der das gesagt war, ließ den Spanier stutzen; er kannte die Habgier dieser Indios. So warf er einen forschenden Blick auf den Kaziken und sagte, nunmehr mit großem Ernst in der Stimme: »Ich bin der Sohn eines großen Caudillos, Señor, und es ist sicher, daß mein Vater seine Krieger aussenden wird, mich zu suchen, wenn ich nicht rechtzeitig heimkehre.«

Das kalte Lächeln im Antlitz des Indianers ließ den Weißen heimlich erschauern. Der Kazike sagte: »Sie mögen suchen. Ihre Gebeine werden in den Felsenschluchten bleichen. Geh und spare deine Worte! Man droht uns nicht.« Er befahl, den Gefangenen abzuführen.

Den überfiel, da er an der Seite seines Wächters dahinschritt, eine düstere Ahnung. »Was mögen die Halunken mit mir vorhaben«, murmelte er vor sich hin. Doch er zeigte seine Unruhe nicht; er verachtete die Indios zu sehr. Man begleitete ihn durch die Reihen der in stumpfem Schweigen verharrenden Dorfbewohner zu einem Hause, das sich in der Nähe eines terrassenförmig ansteigenden Bauwerkes erhob. Hier führte man ihn in einen halbdunklen viereckigen Raum, der sein schwaches Licht durch einige in über Mannshöhe angebrachte Luken empfing. Der Boden des Raumes war mit viereckigen Steinplatten gedeckt; ein niedriger Tisch und ein Lager aus Fellen bildeten die ganze Einrichtung.

Man ließ den Gefangenen allein und schloß hinter ihm die Tür, ohne den Schlüssel umzudrehen, doch blieben einige Wächter draußen zurück.

Der junge Spanier sah sich in dem düsteren Raum um. Was bedeutet das alles? dachte er, was wollen diese Ladrones von mir? Er sah starr vor sich hin. Was droht mir? Was können sie wollen außer dem Lösegeld? Er vermochte es nicht zu erraten; erschöpft ließ er sich auf das Lager gleiten, war er doch todmüde von dem langen, beschwerlichen Ritt durch die Bergwelt.

Bald darauf trat eine alte Frau herein und setzte tönerne Schüsseln mit duftendem Braten und frischem Maisbrot vor ihn hin, auch ein Gefäß mit Schokolade und einen Krug Wasser; dann entfernte sie sich schweigend.

»Verhungern lassen will man mich also nicht«, sagte der Gefangene mit einem Aufblitzen guter Laune, und trotz seiner Erschöpfung und der düsteren Stimmung, die ihn überkommen hatte, griff er herzhaft zu. Was konnte ihm schon geschehen!

Nachdem er sich gestärkt hatte, sank er auf das Lager zurück; wenige Minuten später schlief er schon fest.

Techpo

Techpo und Guati hatten auf ihrem Ritt nicht ein Wort gewechselt. Nun waren sie schon tief im Gebirge. Rauhe Berggipfel, mit hochragenden Nadelhölzern bestanden, erhoben sich zu beiden Seiten, während sie schweigend ein Tal durchritten.

»Nach links jetzt«, sagte der Sohn des Kaziken schließlich, »da oben, wo die Lebenseichen stehen, sah ich unlängst die Fährte eines Hirsches.« Er wandte sein Tier nach der bezeichneten Richtung, und Techpo folgte ihm. Wieder ritten sie schweigend.

»Hörtest du schon einmal die Berge sprechen?« fragte Techpo seinen Begleiter nach einer Weile. Der Indio zuckte merklich zusammen und sah den anderen mit einem scheuen Blick an. »Was meinst du damit?« flüsterte er.

Techpo plauderte ganz ruhig: »Als ich zuletzt hier oben war und soeben die Spur eines Hirsches erblickte, wurde es mitten am Tage plötzlich dunkel um mich her. Es war aber kein Nebel, wie ihn die Berge erzeugen, es war ein Dunst, der aus der Erde zu kommen schien. Und dann begannen die Berge zu singen; wild und schauerlich war es, es ist schwer zu beschreiben.«

»Es war der Wind«, sagte Guati, aber seine Stimme bebte.

»Nein«, entgegnete Techpo, »der Wind war es nicht, es regte sich kein Lüftchen. Die Berge aber heulten wie der Chiko 1, wenn er in der Nacht seine Stimme erhebt; ich zitterte bis ins Herz hinein. Und dann zog eine weiße Gestalt an mir vorüber – riesengroß; ich warf mich zu Boden und glaubte hinabgeschlungen zu werden in die Tiefe. Lange lag ich so, aber als ich den Blick wieder erhob, war es hell und die Sonne schien; es war alles wie vorher. Was war das, Guati?«

Der Indio antwortete nicht gleich; erst nach längerer Zeit sprach er wieder, und Techpo gewahrte, daß er trotz der ihm angeborenen Selbstbeherrschung zitterte. »Dort in jenen Bergen war es?« Er wies in die Richtung, der sie entgegenritten.

»Ja«, sagte Techpo, »dort. Ich wollte schon die Priester danach fragen, doch fürchte ich, sie würden mich einen Lügner heißen. Vielleicht weißt du die Erscheinung zu deuten?«

»Du hast geträumt.« Der Indio blickte stumpfsinnig vor sich hin; schweigend ritten sie weiter. Als sie eben in eine düstere Bucht einbiegen wollten, die aufwärts führte, sagte Guati: »Ich habe einen schrecklichen Druck im Kopf, meine Glieder schmerzen; ich kann den Weg nicht klar sehen. Ich werde Rast machen, in der Höhle dort, wo unsere Jäger immer lagern. Sieh nach dem Hirsch, und wenn du zurückkommst, hole mich ab.«

»Ist mein Bruder krank?« fragte Techpo. »Dann wäre es gut, er ginge ins Dorf zurück.«

»Nein, nicht ins Dorf. Der Kazike würde schelten und mich einen Weichling nennen.«

»Soll ich dann nicht lieber bei meinem Bruder bleiben, wenn er Fieber hat?«

»Nein, wir können nicht ohne Beute heimkehren; die Männer würden lachen. Du bist ja ein großer Jäger und verstehst es, den Hirsch im Sprung zu treffen. Mein Bruder möge jagen und zu mir zurückkommen.«

»Wie du willst, Guati. Mögen die Götter dich gesund machen. Aber ich kann nicht sagen, wann ich zurück sein werde.«

»Ich warte, bis du kommst.«

»Gut.«

Sie waren vor der Höhle angelangt. Guati stieg ab, band sein Maultier an und ließ sich im Grase nieder. Techpo nahm die Zügel des Saumtieres und sagte: »Die Unsichtbaren mögen dich schützen und mich mit Beute zurückkehren lassen.«

Damit ritt er davon. Der Indio schaute ihm ingrimmig nach. »Mögen die Erdgötter dich in den Abgrund stürzen, weißer Hund!« murmelte er. »Ich werde mich hüten, dorthin zu gehen.«

Als Techpo, der nicht einmal umgeblickt hatte, dem Gesichtskreis des Indios durch einen Felsvorsprung entzogen war, veränderte sich sein starres Gesicht; ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Ich habe ihn fortgescheucht«, murmelte er, »er fürchtet seine Götzen, der abergläubische Narr!« In Gedanken verloren, ritt er weiter. Sie wollen den weißen Mann opfern, dachte er, darum haben sie mich fortgeschickt. Aber es soll nicht geschehen, ich werde es verhindern. Ich weiß mehr von euch, als ihr ahnt. Ich kenne die Geheimnisse eurer Priester. Die Stunde ist da, Kazike, ich muß und werde zu den Meinen zurückkehren. In dem Gefangenen werde ich mir hoffentlich einen Freund gewinnen. Sie haben mich das Heucheln gelehrt, die Barbaren, ich werde anwenden, was ich gelernt habe. Ich habe euch alle getäuscht, selbst dich, schlauer Tucumaxtli. Ihr habt mir eine Büchse in die Hand gegeben; ihr sollt es bereuen. Die geheimen Pfade durfte ich nie betreten, aber ich kenne sie, ich bin Meister eurer teuflischen Künste geworden; ihr sollt es erfahren!

Langsam ritt er weiter, durch Schluchten, deren Wände himmelan ragten, durch düstere Föhrenwälder. Ein Bach kreuzte seinen Weg.

Drei Tage Vorsprung habe ich, dachte er weiter, lebendig kehre ich in jenes Tal nicht zurück. Übermorgen feiern sie das Fest ihres Kriegsgottes; niemand wird mir deshalb folgen, und Guati bindet die Furcht. Trotzdem ist es besser, meine Spur zu verbergen.

Er ritt in den seichten Bach hinein und folgte eine große Strecke lang seinem Lauf. Erst als flacher, kahler Felsboden seine Ufer bildete, verließ er das Wasser. »Nun sucht mich«, lachte er; von den Bergen kam das Echo seiner Stimme zurück.

Er ritt nun nicht mehr höher hinauf, sondern wählte mit großer Sicherheit Schluchten und Waldstrecken, die am Gebirgsrand entlangführten. Es ging auf den Mittag zu, als er ein kleines Tal erreichte, durch das ein seichter, klarer Wasserlauf schlängelnd seinen Weg suchte; der Boden war mit frischem, saftigem Gras bedeckt.

Techpo stieg ab, pflockte die Tiere mit den Lassos an und suchte sich ein schattiges Plätzchen, um zu ruhen und einen Imbiß zu sich zu nehmen. Er wußte, daß auch die Tiere die Rast nötig hatten. Während sie friedlich grasten, sann der Junge seinem Plan nach.

Sie werden den Gefangenen im Hause der Priester untergebracht haben, dachte er, vor zwei Jahren taten sie es auch; jedenfalls muß ich das noch heute abend wissen. Der Weg durch die Berge zur Ebene ist weit, ich weiß es wohl, aber ich habe eine Büchse und besitze überdies die Nase eines Spürhundes. Ich werde nicht wieder vor Hunger umsinken wie damals vor Jahren. Die Berge sind jetzt meine Freunde; sie werden mich schützen.

Aber über dem Planen geriet er ins Grübeln. Wer von den Meinen wird mich noch kennen? dachte er. Ich bin ein Wilder geworden, kaum, daß ich die Muttersprache noch spreche. Muttersprache – Mutter – die Mörder haben sie erschlagen! Die Mutter und den Vater! Wohin gehöre ich denn?

Er saß lange so, und das Herz ward ihm schwer. Aber er war zu sehr der Wirklichkeit verhaftet, um lange fruchtlosem Grübeln nachzuhängen. Er erhob sich bald. Man muß von hier aus das Dorf sehen können, dachte er und erkletterte behend den Bergkegel, an dessen Fuß er gelagert hatte. Oben angekommen, riß er dichte Büschel des hier wachsenden Grases aus und zwängte sie in sein Stirnband. Sie hatten gute Augen, die Indios, man mußte vorsichtig sein.

Behutsam kroch er vorwärts, vorsichtig das von Grasbüscheln umgebene Haupt erhebend. Dann sah er das Dorf in der Ferne vor sich liegen. Sein Auge unterschied den Terrassenbau des Tempels; trotz der Entfernung erkannte er menschliche Gestalten auf dessen Spitze. Kein Zweifel, sie richteten den Altar für das Opfer her.

Er stieg hinab, entfesselte die Tiere, schwang sich in den rohen Indianersattel und setzte, das Saumtier am Lasso führend, seinen Weg fort. Er beschrieb einen weiten Bogen um das Dorf, kreuzte wiederholt mit großer Vorsicht Wasserrinnsale und rauhe Wege, die ins Gebirge führten. Nur ein genauer Kenner der Bodenverhältnisse vermochte hier Pfade für Mensch und Tier zu finden. Schon senkte sich die Sonne, als er im Osten des Dorfes stand. Mächtige rauhe Felsgebilde, von dunkel gähnenden Höhlen durchsetzt, zeigten sich seinem Blick. Darüber hinweg traf das Auge bewaldete Berge.

»So, wir sind da«, sagte sich der Junge und stieg aus dem Sattel. Er ergriff sein Tier am Zügel und führte es einen engen und schroffen Felspfad hinauf bis zu einem dunklen Höhleneingang. Mit dem ängstlich schnaubenden Tier betrat er die Höhle und mühte sich, es durch Streicheln und sanfte Worte, die er ihm ins Ohr flüsterte, zu beruhigen. Das Saumtier zog er am Lasso nach.

Schon nach kurzer Zeit wurde es wieder hell vor ihm; es zeigte sich eine weite Öffnung, von der aus ein breiter Pfad in ein liebliches, von Felsen umrandetes Tal hinabführte.

Ohne Schwierigkeiten gelangte er mit den Tieren in die Tiefe. Er entledigte die Mulos der Sättel und Zäume und ließ sie laufen. Dann erwartete er geduldig die Nacht.

Schließlich umgab Dunkelheit den Jungen. Düstere Wolken deckten den Himmel und verbargen die Sterne. Die Tiere hatten sich niedergelegt.

Techpo erhob sich und schritt mit einer Sicherheit, als ob er im Dunkeln zu sehen vermöchte, zur Höhle empor. Nach einiger Zeit tauchte er schattenhaft am anderen Eingang auf. Die Büchse hatte er zurückgelassen, aber im Gürtel steckte die scharfe Machete 2. Über den Rücken hatte er ein großes Pantherfell geworfen, und ein dunkles Tuch umwand seinen Kopf.

Rasch und geschickt wand Techpo sich durch die Büsche, zwischen engen Felsspalten führte sein Weg; er war mühsam und beschwerlich. Aber schließlich stand er doch auf dem Pfad, der von Osten her nach dem Dorf der Aimaràs führte. Er lauschte aufmerksam, aber sein geschärftes Ohr vernahm nichts außer dem leichten Rauschen des Windes. Er beugte sich nieder und preßte das Ohr an den Boden, vernahm aber auch so keinen Laut. Geräuschlos und mit großer Schnelligkeit ging er auf das Dorf zu, von Zeit zu Zeit anhaltend und lauschend; der Weg schien ihm wohl vertraut. Und dann lag das Dorf vor ihm im Tal, wahrnehmbar durch einzelne in den Häusern brennende Feuer.

Techpo wandte sich nach links, bewegte sich geräuschlos und geschmeidig wie ein Raubtier durch Büsche, Waldstreifen und Maisfelder und erreichte schließlich die Gärten in der Nähe des Tempels. Hier hielt er in einem dichten Erlenbusch an und suchte mit seinen Augen das Dunkel zu durchdringen.

Die Indianer sind keine Freunde der Nacht, am wenigsten die dem alten Aberglauben noch verhafteten. Der Junge durfte damit rechnen, keinen Menschen im Freien vorzufinden. Er verließ sein Versteck und schlich vorsichtig sichernd zu den Gebäuden hin, die den Tempel umgaben. Durch eine roh gefügte Tür fiel schwacher Lichtschein.

Techpo brachte sein Auge an eine Öffnung und sah vier Indios um ein heruntergebranntes Feuer sitzen. Es war klar: der Gefangene wurde im Nebenraum verwahrt. Er umkreiste lautlos die niedrigen Häuser: die wenigen Bewohner schienen zu schlafen. Es waren die Priester des Stammes, die hier hausten.

Unbemerkt, wie er gekommen, schlich Techpo zurück. Er suchte das Haus des Kaziken auf, das von einem Garten umgeben war.

Er kannte eine Lücke in der Hecke; geräuschlos glitt er hindurch und betrat gleich darauf das ihm wohlbekannte Haus. Nach einiger Zeit erschien er wieder, eine Büchse, eine Machete und einen Kugelbeutel in der Hand.

Staunenswert war die Sicherheit, mit der sich der schlanke Bursche in der Dunkelheit bewegte. Er ging zu dem Erlenbusch zurück und legte dort die Büchse nieder, nachdem er sie untersucht und sorgfältig geladen hatte. Dann ging er auf den Tempel zu, der völlig verlassen lag; die Priester schliefen in ihren Häusern, und die anderen hielt selbst am Tage ehrfurchtsvolle Scheu von dem Gebäude fern.

Er stieg die Stufen hinauf, die zu der ersten Terrasse führten, und betrat eines der Gemächer, die zu betreten nur den Priestern erlaubt war. Mit der gleichen Sicherheit, die ihn bisher geleitet hatte, erfaßte er, sich niederbückend, den an einer Steinplatte des Bodens befestigten eisernen Ring und hob die schwere Platte, die sich in Angeln bewegte, auf. Nur ein an das Dunkel gewöhntes Auge vermochte zu erkennen, daß hier eine Treppe in die Tiefe führte.

Als er den Fuß hob, um hinabzusteigen, ließ ein flüchtiges Geräusch ihn erbeben; er glaubte. Atemzüge zu vernehmen, die aus der Tiefe kamen. Er lauschte. Seine Sinneswerkzeuge waren in den unter den Indios verbrachten Jahren zu äußerster Feinheit ausgebildet worden; es war kein Zweifel: Unter ihm atmete ein Mensch. Wahrscheinlich war es ein Priester oder ein Tempeldiener, der da unten weilte. Denn nur einer von diesen durfte es wagen, die unterirdischen Tempelräume zu betreten, von deren Existenz außer Techpo nur wenige ältere Indianer Kenntnis hatten. Dem klugen und mutigen Jungen, der frei war von dem Aberglauben der Wilden und der die Nacht nie gescheut hatte, um die Geheimnisse des Tempels zu erkunden, waren weder diese Räume, noch der geheime unterirdische Gang verborgen geblieben, der zu den Häusern der Priester führte und gleich unter dem Zimmer endete, in dem der weiße Gefangene jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit verwahrt wurde.

Schon wollte Techpo die aufgehobene Platte vorsichtig in ihre waagerechte Lage zurückbringen, als von unten herauf einige Worte zu ihm drangen, die zwar sicherlich einer indianischen Mundart, nicht aber der Aimaràsprache angehörten. Techpo verstand nur ein einziges Wort. Es lautete: Wasser. Er hielt die Platte fest, bereit, sie, wenn nötig, sofort zuzuschlagen, und fragte verwundert: »Wer bist du?«

Es folgte eine Entgegnung, die Techpo nicht verstand, doch zuckte er zusammen, als gleich darauf zu ihm heraufdrang: »O santissima madre! Wasser! Oh, wenn du ein Mensch bist, gib mir Wasser!«

»Wer bist du? Du sollst Wasser haben, aber du mußt mir sagen, wer du bist«, flüsterte Techpo. »Sage es ruhig, du sprichst zu einem Freund.«

»Ich stamme aus den Niederlassungen am Cumana, wurde von den Heiden gefangen genommen und hierher geschleppt«, tönte es herauf.

»Bist du ein Indio?«

»Mein Vater ist Spanier, meine Mutter eine Indianerin; sie ist die Tochter des Alkalden in Arepa an der Sierra madre.«

»Warte. Ich komme zu dir«, flüsterte Techpo. Rasch ließ er sich in die Dunkelheit hinunter. Schattenhaft sah er dort eine menschliche Gestalt an der Wand kauern. Die gezwungene Haltung der Gestalt fiel ihm auf. »Bist du gebunden?« fragte er leise.

»Ja, die Hände sind umschnürt, mit dem Leib bin ich an die Wand gefesselt.«

»Wann bist du gekommen?«

»Heute morgen.«

Der Gefangene sprach nun ein geläufiges Spanisch.

»Bist du mit dem weißen Mann gekommen?«

»Nein. Ich habe keinen Weißen gesehen. Ich jagte in den Bergen der Sierra madre; da wurde ich überfallen. Meine beiden Begleiter wurden erschlagen, ich selber hierhergebracht. Wer aber bist du? Deine Stimme klingt so angenehm; du bist kein Indianer.«

Techpo sann nach. Rettete er jetzt den Fremden, gefährdete er dann nicht seine Absicht, dem gefangenen Weißen Hilfe zu bringen? Da der Fremde nichts von diesem wußte, mochte er nach ihm eingebracht worden sein. Die Aimaràs hatten also zwei Gefangene gemacht. Sein Aufenthalt im Tempel ließ darauf schließen, daß er gleichfalls zum Opfertod bestimmt sei.

Ich will versuchen, dich zu retten«, sagte Techpo nach kurzem Sinnen. »Gib mir deine Hände.«

Der Gefangene reichte sie ihm. Techpo betastete die Umschnürung, fand den Knoten des Riemens, löste ihn mit leichter Mühe und lockerte die Fessel, ohne sie indessen abzunehmen. »Bleib so, bis ich zurückkomme«, flüsterte er. Er sah sich um und entdeckte in dem schattenhaften Dunkel einen Wasserkrug, den der Gefangene mit seinen umschnürten Händen nicht hätte erreichen können. Er reichte ihn dem Manne. »Hier hast du auch Wasser«, sagte er; »verhalte dich still, ich bin bald zurück.«

»Der Himmel möge es dir lohnen«, sagte der Fremde. Techpo aber schlüpfte in einen schmalen Gang, der in den kellerartigen Raum mündete, und verschwand geräuschlos. Die Priester der Aimaràs benutzten diesen Gang, um ungesehen von der Menge den Tempel zu erreichen. Vermutlich sollte auch der weiße Gefangene diesen Weg nehmen, wenn er zum Opfertod geführt wurde.

1 (Jaguar) (zum Text)2 (gebogenes Haumesser) (zum Text)

Die Befreiung

Der junge Spanier war im Laufe des Nachmittags aus seinem festen Schlummer durch das Eintreten des Kaziken geweckt worden. Der Häuptling war von zwei älteren Indianern begleitet, Männern mit harten, schier versteinerten Gesichtern, deren langes, strähniges Haar in Zöpfe geflochten war. Der Weiße starrte in dem Dämmerlicht, das ihn umgab, auf die schattenhaft vor ihm auftauchenden Gestalten. Als er den Kaziken erkannte, sagte er, sich zu gelassener Heiterkeit zwingend: »Ah, mein Freund, hast du dir die Sache überlegt? Also, was koste ich? Ich hoffe, du schätzt mich weniger hoch ein, als ich mich taxiere.«

»Wie heißt du, Blanco?« fragte Tucumaxtli. »Du sagtest, dein Vater sei ein großer Häuptling deines Volkes.«

»Ich glaube, man kann es so nennen«, versetzte der Spanier. »Ich bin Fernando de Mosquerra, der Sohn des Gobernadors von Santander. Sei gewiß, daß mein Vater deine Wünsche erfüllen wird.«

»Wir bedürfen deiner Schätze nicht«, erwiderte der Kazike. »Die Priester sind hier, um dich zu sehen.«

Don Fernando warf einen Blick auf die widerwärtigen, mit silbernen Zieraten geschmückten Gestalten, aus deren Gesichtern ein tierischer Stumpfsinn sprach, während sie ihn aus dunklen Augen anstarrten. Er kämpfte seinen Widerwillen nieder und sagte: »Es ist mir eine Ehre, die geistlichen Herren bei mir zu sehen, obgleich sie mit unseren Curas wenig Ähnlichkeit haben. Indessen, mein Vater wird nicht zögern, auch ihre Wünsche zu erfüllen, die Herren mögen sagen, was sie begehren.«

»Sie begehren nichts als dich selbst, Spanier«, sagte der Kazike. »Dir soll die hohe Ehre widerfahren, auf dem Altar des Kriegsgottes, dem wir in allem Unglück treu geblieben sind, als Opfer zu sterben. Sie sind gekommen, weil sie sehen wollen, ob du mutig sterben wirst!«

Der Spanier spürte, wie etwas eisig in ihm hochkroch; es würgte ihn im Hals. »Eine verteufelt hohe Ehre«, murmelte er; seine Stimme klang heiser, wirre Gedanken durchblitzten ihn, sein Hirn arbeitete fieberhaft. Es war ihm nicht unbekannt geblieben, daß in den Tiefen des Gebirges noch Stämme hausten, die den alten grauenvollen Opferdienst pflegten, aber sonderlich ernst hatte eigentlich niemand die Gerüchte genommen, die um diesen Opferdienst kreisten. »Eine verteufelt hohe Ehre«, wiederholte er, »wahrhaftig, ich bin ihrer nicht würdig. Sollte euer Kriegsgott nicht Gold, Silber, schöne Sättel und Zäume, Decken und Büchsen viel lieber als Opfer annehmen?« Wahnsinn! dachte er, das alles ist ja Wahnsinn! Wo leben wir denn?

Der Kazike wechselte mit seinen Begleitern ein paar Worte in der Aimaràsprache. Deren Gesichtszüge verrieten nichts, aber sie gingen schweigend aus dem Raum.

»Der Gott braucht all die Dinge nicht, die du da aufzählst«, sagte der Kazike. »Er liebt das blutende Herz eines Weißen. Du aber darfst dich glücklich preisen, es ihm darbringen zu können.«

»Viel zu hoch für mich, diese Ehre!« murmelte der Spanier in ingrimmiger Selbstverspottung.

»Iß und trink und stärke dich für das Opfer«, sagte der Kazike und folgte den Priestern.

Aber Don Fernando war der Appetit gründlich vergangen. »Es ist ihnen zuzutrauen«, murmelte er; »es ist aberwitzig, aber es hat keinen Zweck, sich zu täuschen. Sie meinen es ernst.« Verzweifelt irrten seine Augen durch den dämmerigen Raum. Es mußte doch einen Ausweg geben. Irgendeine Möglichkeit mußte sich auftun. Es konnte doch nicht dahin kommen – –; ihn schauderte, er dachte den Gedanken nicht zu Ende.

Was er als Wirklichkeit erkennen mußte, war trostlos genug: Kahle Wände, eine unerreichbare Fensteröffnung, vor der Tür draußen bewaffnete Wächter. Flucht war augenscheinlich unmöglich. Und selbst, wenn es ihm auf irgend eine phantastische Weise gelingen sollte, das Gefängnis zu verlassen, wohin sollte er sich wenden in dem unwegsamen Gebirge, ohne Waffen, ohne Nahrung, hinter sich eine blindwütige, fanatisierte Bevölkerung?

Das alte Weib trat wieder ein und brachte ihm Speise und Trank. Offenbar wollte man ihn mästen. Beim Öffnen der Tür sah Don Fernando seine Wächter; es schien ihm, als grinsten sie ihn an. Er trank große Mengen Wasser in sich hinein, aber er brachte keinen Bissen über die Lippen. Schließlich warf er sich, von dunklen Schreckensbildern gejagt, auf sein Lager. Er schauderte, wenn er sich das Bild der beiden Männer zurückrief, die der Kazike Priester genannt hatte. Opfer! dachte er, Opfer! Abgeschlachtet werden wie ein Vieh! Und keine Hilfe! Er krampfte die Hände ineinander und suchte, einem gehetzten Wilde gleich, nach einem Ausweg. Es gab keinen. Verzweifelt wälzte er sich auf seinem Lager.

So kam die Nacht. Don Fernando merkte es nicht. Vor der Tür seines Kerkers hatte man ein Feuer entzündet; er sah es an dem Lichtschein, der durch die Ritzen drang. Aber er verband keinen Gedanken damit. Er war ganz den grauenvollen Vorstellungen von dem Ende hingegeben, das seiner wartete. Er begann zu beten und fühlte, wie er ruhiger wurde. Rundum war alles totenstill. Er erhob sich leise, schlich unhörbar zur Tür und legte sein Ohr an die Bohlen. Er hörte die Wächter atmen, aber ob sie wachten oder schliefen, vermochte er nicht zu unterscheiden.

Er faßte den verzweifelten Entschluß, hinauszustürzen. War es nicht besser, unter den Messern der Wilden kämpfend zu fallen, als auf dem Opferaltar geschlachtet zu werden? Da erreichte ein seltsamer Laut sein Ohr, eine Art leises Knirschen. Es kam von der Wand hinter ihm. Was war das? Er verhielt den Atem und lauschte angespannt.

Wieder das Knirschen, dann leise, ein Hauch fast, zwei Worte in spanischer Sprache: »Schläfst du?«

Er zuckte wie unter einem Schlage zusammen, wagte nicht gleich zu antworten. Hatte er sich nicht getäuscht? Da, zum zweiten Mal, wenig lauter, die Worte: »Schläfst du?« Sie schienen aus der Erde zu kommen. Don Fernando neigte das Haupt der Seite entgegen, von der die Worte gekommen waren; er flüsterte:

»Nein.«

»Komm hierher! Langsam – – leise!«

Es war Wahrheit; keine Sinnestäuschung. Don Fernando hätte aufschreien mögen, aber er biß sich die Lippen blutig. In der Zelle herrschte völlige Dunkelheit. Zitternd, Schritt für Schritt, schlich er der Ecke entgegen, aus der die Stimme gekommen war.

»Wo bist du?« fragte er.

»Hier.«

»Was willst du?«

»Dich retten.«

Dich retten, hatte die Stimme gesagt. Nein, es war keine Halluzination. Und abermals unterdrückte Don Fernando mit Mühe einen Freudenschrei, gleich darauf aber hatte er seine innere Sicherheit zurück. Er wußte nun, worauf es ankam.

Die Stimme sagte: »Beuge dich zur Erde. Vorsichtig! Sprich nicht mehr.«

Don Fernando ließ sich langsam zu Boden gleiten, da fühlte er seine Hand von einer anderen erfaßt, und dicht vor seinem lauschenden Ohr erklang wieder die Stimme: »Hier ist eine Öffnung am Boden. Du findest eine Treppe. Taste vorsichtig und komm herab.«

Er tastete mit den Händen, leise, ganz leise. Er fühlte mit grenzenlosem Entzücken eine viereckige Öffnung im Boden und eine Stufe. Mit größter Vorsicht setzte er den Fuß auf die oberste Treppenplatte und stieg in das Dunkel hinab; er war halb betäubt.

Jetzt fühlte er eine menschliche Gestalt neben sich. »Bleib«, hauchte es in sein Ohr, »ich will die Öffnung schließen.« Er erriet mehr als er sah, daß sein unbekannter Befreier die Stufen hinaufglitt und oben die Öffnung schloß; er hörte nur wieder das leise Knirschen, das vorher seine Aufmerksamkeit geweckt hatte.

Eine Hand faßte die seine. »Folge mir«, raunte die Stimme.

Willenlos ließ der Gefangene sich leiten. Einen schmalen, finsteren Gang ging es entlang; er mündete in einen viereckigen, von trüber Dämmerung erfüllten Raum. Es war der Kerker, in dem Techpo den Mestizen gefunden hatte.

»Kein Laut! Noch ist Gefahr«, sagte die Stimme. Techpo, dem sie gehörte, befreite den Mestizen von der Fessel, die ihn an der Wand hielt. »Folge mir«, zischte er, »es ist keine Zelt zu verlieren.« Er stieg rasch hinauf. Don Fernando und der Halbindianer folgten ihm.

Gleich darauf standen sie in dem Gemach auf der Tempelterrasse. Techpo schloß vorsichtig die Öffnung. Dann flüsterte er den beiden anderen, die sich selbst in der Dunkelheit mit forschenden Blicken maßen und gleichzeitig ihren Retter zu erkennen suchten, zu: »Dicht hinter mir gehen! Ganz leise! Kommt uns jemand in den Weg, werft euch zu Boden. Muß gekämpft werden, übt keine Schonung; unser Leben ist verwirkt.«

Er wandte sich der den Priesterhäusern abgewandten Seite zu und schlich geräuschlos voran; die beiden Befreiten folgten ihm schweigend.

Sie erreichten das Erlengebüsch. Techpo hob die Büchse auf und reichte dem Mestizen die Machete. »Fort«, sagte er, »die Nacht schreitet vor, bald kommt der Tag. Bleibt dicht hinter mir und vermeidet jedes Geräusch.« Mit unfehlbarer Sicherheit fand der Junge den Weg.

Von den Priesterhäusern her tönten Stimmen durch die Nacht, gleichzeitig vernahm man ein eiliges Hin- und Herrennen von Menschen.

»Oh, hätte ich eine Waffe!« knirschte Don Fernando. »Ich möchte nicht wehrlos sterben.«

»Nimm meine Machete.« Techpo reichte ihm das Messer. »Vorwärts!« zischte er, »wir müssen die Felsen gewinnen. Verfolgen wird uns niemand; sie werden an einen Zauber glauben.«

Vom Tempel her tönte der dumpfe, weithin hallende Ton eines Hornes durch die Nacht, das Zeichen drohenden Unheils, das alle Schläfer im Tal der Aimaràs weckte. In den Häusern der Indios flammten Lichter auf.

»Schnell!«

Nun wurde es auch in den Gärten lebendig; man vernahm Stimmen.

Und immer noch tönte das Horn.

Eine Gestalt tauchte schattenhaft aus dem Dunkel auf; Stimmen erklangen.

»Hinter den Busch! Nieder!«

Alle drei verschwanden hinter dem Gebüsch. Sieben, acht Menschen huschten an ihnen vorbei und liefen dem Tempel zu.

»Presto, amigos! 1 Der Tag kommt!«

Unter Techpos Führung stürmten sie durch die Nacht. Und wieder kamen ihnen Männer entgegen; diesen war nicht auszuweichen.

»Kämpfen!« sagte der Junge.

Die Aimaràs stutzten, als sie die drei Flüchtlinge erspähten. »Halt!« rief einer von ihnen.

Techpo stieß einen gellenden, weithin schallenden Schrei aus, den Kriegsruf eines benachbarten, in den Bergen wohnenden Stammes, der seit einem Menschenalter mit den Aimaràs in Todfeindschaft lag.