Der Glanz in deinen Augen - Maggie Cox - E-Book

Der Glanz in deinen Augen E-Book

Maggie Cox

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Beschreibung

Warum wird sie nur jedes Mal rot, wenn Brad Walker ihr tief in die Augen schaut? Maya versteht sich selbst nicht mehr! Sicherlich, der Mann sieht gut aus und ist äußerst charmant, aber er ist ein erfolgreicher Schauspieler! Darf man jemandem wie ihm tatsächlich trauen?

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Seitenzahl: 166

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IMPRESSUM

Der Glanz in deinen Augen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2010 by Maggie Cox Originaltitel: „Secretary By Day, Mistress By Night“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 332 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Sabine Reinemuth

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733739751

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Maya schloss für einen Moment die Augen. Wie fremd und fehl am Platz sie sich in dieser Runde fühlte!

Erst seit Kurzem arbeitete sie nicht mehr als fest angestellte Sekretärin, sondern bei einer Zeitarbeitsfirma. Bisher waren ihre Einsätze immer gut gelaufen, doch diesmal hatte man sie zu einer noblen PR-Agentur geschickt, was für sie der reinste Albtraum war.

Die Gespräche bei Tisch, die sich ausschließlich um Geld, Besitz, Reisen und gesellschaftliche Beziehungen drehten, ließen Mayas Unmut wachsen. Mit dieser allein auf Äußerlichkeiten bedachten Glitzerwelt hatte sie nichts gemein, das hatten schmerzhafte Erfahrungen sie gelehrt.

Maya war bei einem Vater aufgewachsen, der seine Seele verkauft hatte, nur um von diesen Kreisen akzeptiert zu werden. Dafür hatte er sein Talent und sein Vermögen verschwendet, wobei seine Selbstachtung als Künstler auf der Strecke geblieben war. Immer mehr hatte er den Bezug zur Realität verloren, und Werten, die einst sein Leben bestimmt hatten, keinerlei Bedeutung mehr geschenkt.

Tiefer und tiefer war er in den Sog von Selbsthass und Lebensüberdruss geraten, der ihn schließlich zu dem letzten, schrecklichen Schritt getrieben hatte.

Gleichgültig betrachtete Maya ihren Teller, die aufgetischten Delikatessen konnten ihren Appetit nicht wecken. Jonathan Faraday, Besitzer der PR-Agentur und ihr derzeitiger Boss, hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, seinem Bekanntenkreis mit dieser Feier zu demonstrieren, was für ein erfolgreicher Unternehmer er war.

Maya hob den Kopf und zwang sich dazu, ihn höflich anzulächeln. Jonathan Faraday war ein weltgewandter Mann mit silbergrauem Haar und geschliffenen Manieren – und hatte es offenbar auf sie abgesehen. Das Aufblitzen seiner braunen Augen zeigte ihr, dass er ihre Freundlichkeit falsch gedeutet hatte. Offenbar glaubte er jetzt, sie habe ihm endlich grünes Licht gegeben.

Was sollte sie jetzt nur tun? So wichtig ihr auch dieser gut bezahlte Job war, sie würde nicht mit Jonathan ins Bett gehen, um ihn zu behalten.

Dass sie überhaupt hier saß, war nur eine Verkettung unglücklicher Umstände. In allerletzter Minute hatte sie, eine untergeordnete Kraft auf Zeit, für Jonathans perfekte Assistentin einspringen müssen, weil deren Mutter plötzlich schwer erkrankt war. Sie, Maya, hätte es sich jetzt eigentlich zu Hause auf der Couch mit einem Buch gemütlich machen sollen, anstatt in diesem illustren Kreis als Gastgeberin zu fungieren.

Nun saß sie hier in einem von ihrer Freundin geliehenen Cocktailkleid, in dem sie sich unwohl und eingezwängt fühlte. Die gewagte Kreation aus schwarzem Samt besaß eine Korsage, die so eng war, dass ihr Dekolleté im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend war.

Geistesabwesend schob sie Parmaschinken und Melonenstückchen auf ihrem Teller hin und her und schreckte erst auf, als ein bestrumpfter Fuß ihre Wade streichelte. Sofort zog sie die Beine unter den Stuhl zurück und blickte Jonathan wütend an. Der jedoch ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Mit lässiger Überheblichkeit lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.

Er war als Frauenheld bekannt und hatte schon länger ein Auge auf sie geworfen. Jetzt, da er reichlich Alkohol getrunken hatte und sie sich in seinem Haus befand, würde es doppelt schwierig werden, seine von keinerlei Selbstzweifel getrübten Annäherungsversuche auf die elegante Art abzuwehren.

„Alles okay, Miss Hayward?“, fragte er und ließ den rubinroten Wein in seinem Kristallglas kreisen.

Warum schenkte er seine Aufmerksamkeit ihr und nicht der eleganten Blondine an seiner Seite? Maya wusste es. Dem Büroklatsch zufolge interessierte sich Jonathan nicht für Frauen seines Alters. Er bevorzugte junges Fleisch in seinem Bett, Frauen wie Maya, die gerade einmal fünfundzwanzig war.

„Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.“ Ohne auf seine Frage einzugehen, stand sie auf und verließ den Raum.

Auf der Suche nach einer Gästetoilette eilte sie den Flur entlang. Warum hatte sie sich nur auf diese Farce eingelassen? Und mit der Party war das Ende längst noch nicht in Sicht. Jonathan hatte sie in seinem Auto mitgenommen, und er wollte erst am späten Nachmittag des folgenden Tages nach London zurückkehren. Um nicht unhöflich zu erscheinen, hatte Maya sich beim Empfang zu einem Glas Champagner überreden lassen und fühlte sich immer noch leicht benommen. Wenn sie sich aus der Affäre ziehen wollte, ohne später etwas bereuen zu müssen, durfte sie keinen einzigen Schluck Alkohol mehr trinken.

Ob das die Tür zum Badezimmer war? Maya drückte die Klinke und betrat ein schwach beleuchtetes und gediegen in Beige und Rosé eingerichtetes Zimmer mit einem offenen Kamin, in dem ein Feuer brannte. Maya gönnte sich den Luxus, einige Male tief durchzuatmen, selbst auf die Gefahr hin, dass ihre Brüste das knappe Mieder sprengten.

„Wäre Jonathan Konditor, würde ich Sie für ein Sahnestückchen halten“, ließ sich plötzlich eine amüsierte Stimme aus dem Ohrensessel neben dem Kamin vernehmen.

Erschrocken fuhr Maya herum und verschränkte instinktiv die Arme vor dem viel zu tiefen Ausschnitt. Wie hatte sie den Mann, der sich jetzt aus dem Sessel neben dem Kamin erhob, nur übersehen können? Nervös biss sie sich auf die Lippe.

„Wer sind Sie?“, fragte sie schließlich, als sie den durchdringenden Blick des großen, attraktiven Fremden nicht länger ertragen konnte. Zugleich ärgerte sie sich darüber, mit einer Süßigkeit verglichen zu werden.

„Dasselbe könnte ich Sie fragen, Miss …“

„Ich arbeite für Mr. Faraday“, wich sie aus.

„Natürlich, in diesem Kleid würde ich Sie auch gerne beschäftigen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

Was für eine bodenlose Unverschämtheit! Sich bei ihrer ausgesprochen weiblichen Figur dieses Kleid von ihrer eher knabenhaften Freundin Sally auszuleihen, war der größte Fehler ihres Lebens gewesen. Warum hatte die Natur ausgerechnet sie mit so auffälligen Kurven bedacht?

„Sollte das als Kompliment gemeint gewesen sein, muss ich Sie leider enttäuschen. Mich auf mein Aussehen zu reduzieren und mir mangelnde Intelligenz zu unterstellen, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Leute wie Sie kenne ich zur Genüge, und ich muss Ihnen sagen …“ Erschrocken hielt sie inne. „Bevor ich mich vergesse, gehe ich lieber.“

„Sie kennen Leute wie mich? Könnten Sie mir bitte erklären, was Sie darunter verstehen?“, fragte er, als sie sich schon umdrehen wollte.

„Vergessen Sie die Bemerkung einfach.“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Es interessiert mich wirklich.“

Maya seufzte. „Ich wollte damit lediglich ausdrücken, dass ich nicht Teil der Dekoration und auch nicht zum Amüsement der Gäste hier bin, wenn es vielleicht auch so aussehen mag. Ich bin nur gezwungenermaßen hier.“

„Das wird ja immer interessanter.“ Er zog die Brauen hoch. „Wer hat Sie denn gezwungen, Miss …“, versuchte er erneut, ihren Namen zu erfahren. Diesmal gelang es ihm.

„Hayward“, antwortete Maya und versuchte, trotz der schummerigen Beleuchtung die Farbe seiner Augen zu erkennen. Obwohl es ihr nicht gelang, fühlte sie sich wie hypnotisiert, und ihr wurde plötzlich heiß. Sie schluckte.

„Ich bin hier, weil es Teil meines Jobs ist. Dies sind weder die gesellschaftlichen Kreise, in denen ich normalerweise verkehre, noch die Menschen, unter denen ich mich wohlfühle, mehr habe ich nicht gemeint. Sollte ich Sie mit meiner Offenheit verletzt haben, möchte ich mich dafür entschuldigen.“

„Sie haben mich nicht verletzt, sondern nur neugierig gemacht.“

„Trotzdem möchte ich jetzt lieber gehen.“

„Bitte nicht.“ Als er näher kam, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es war Brad Walker, der bekannte Filmschauspieler, der sich in letzter Zeit zu einem brillanten Schriftsteller entwickelt hatte! Er sollte als Ehrengast auf der Party erscheinen, doch kurz vor dem Essen hatte Jonathan ihn entschuldigt. Ihm sei etwas Unvorhergesehenes dazwischengekommen.

Brennende Röte stieg Maya ins Gesicht. Bestimmt würde Jonathan erfahren, wie unmöglich sie sich seinem berühmten Gast gegenüber verhalten hatte. Doch warum trat Brad Walker nicht in Erscheinung, sondern hielt sich hier versteckt?

Es ging sie nichts an, außerdem wollte sie möglichst schnell ihren Platz an der Tafel wieder einnehmen. Zum einen, weil Brad Walker in Wirklichkeit eine noch stärkere Ausstrahlung als im Film besaß. Zum anderen, weil Jonathan Faraday bestimmt etwas dagegen hatte, wenn sie unbeauftragt Gespräche mit einem derartig wichtigen Kunden führte.

„Ich muss zurück, sicherlich werde ich bereits vermisst. Eigentlich habe ich nur die Gästetoilette gesucht.“

Er nickte verständnisvoll. „In diesem Haus kann man sich verlaufen, es ist wirklich riesig.“

Und protzig obendrein, fügte Maya im Stillen hinzu. Ihre eigene Wohnung, ein Einzimmerapartment, war mit Sicherheit kleiner als die Besenkammer dieser Villa.

„Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich für die Störung entschuldigen“, meinte sie und ging zur Tür.

„Das ist ganz und gar unnötig. Ihr Besuch war mir ein Vergnügen.“ Brad lächelte gewinnend. „Bevor Sie sich dem Rest der Gesellschaft wieder anschließen, kommen Sie doch einfach noch einmal zurück“, schlug er vor. „Dann können wir uns besser miteinander bekannt machen.“

„Nie im Leben!“

So brüsk hatte Maya ihn nicht abfertigen wollen, doch eine diplomatische Antwort war ihr beim besten Willen nicht eingefallen. Alles an Brad Walker verwirrte sie. Sein markantes Gesicht, sein dichtes dunkelblondes und von der Sonne gebleichtes Haar, die Art, wie er sie anschaute …

Ohne sich noch einmal umzudrehen, hastete sie aus dem Zimmer.

Brad blickte Maya hinterher und atmete tief den Duft ihres orientalisch anmutenden Parfüms ein. Aber es waren nicht nur Amber und Vanille, die sein Verlangen so jäh entflammt hatten. Es waren die grünen mandelförmigen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern, das lange dunkle Haar, das wie Ebenholz glänzte – und natürlich die verführerischen Rundungen, die das gewagteste ‚Kleine Schwarze‘, das er je gesehen hatte, zu sprengen drohten.

Über sich selbst den Kopf schüttelnd, ging Brad zurück zum Sessel und schenkte sich von dem Portwein nach, mit dem ihn sein aufmerksamer Gastgeber so rücksichtsvoll versorgt hatte.

Wann hatte ihn eine Frau je so erregt? Er brauchte nicht lange nachzudenken, um die Antwort zu finden: bisher noch nie. Er runzelte die Stirn und trank einen Schluck. Miss Hayward würde bestimmt nicht beim ersten Fingerschnippen in sein Bett hüpfen, das war ihm klar. Das schreckte ihn jedoch nicht ab, ganz im Gegenteil, es weckte seinen Jagdinstinkt.

Ihren eigenen Worten nach war sie nicht zum Amüsement der Gäste hier, also musste sie zu Jonathan gehören – sie hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, es zu bestreiten.

Er setzte sein Glas zurück auf den zierlichen Beistelltisch aus Rosenholz und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Hätte er sich von seiner Agentin nur nicht zu dieser Werbekampagne überreden lassen! Doch Jane hatte ihm dringend empfohlen, das derzeitige Interesse des Publikums an seinen Bühnenstücken zu nutzen, um ihn als Autor noch bekannter zu machen.

Wäre es nach ihm gegangen, säße er jetzt fernab von jedem Trubel in seinem Haus in Northumberland, würde außer dem Toben des Winds nichts hören und nach Herzenslust schreiben. Die Welt interessierte ihn einfach nicht.

Während seiner dreijährigen Karriere als Filmschauspieler hatte er erfahren, was Berühmtheit bedeutete. Die Neugier der Medien und die Unmöglichkeit, ein ungestörtes Privatleben zu führen, waren für ihn der reinste Albtraum gewesen. Der ganze Trubel hatte es ihm äußerst schwer gemacht, sich auf das jeweilige Drehbuch zu konzentrieren, um seinen Rollen Glaubwürdigkeit und Ausdruckskraft zu verleihen.

Mit derselben Ausschließlichkeit, mit der er Schauspieler gewesen war, wollte er auch Autor sein. Wenn dieser Rummel, den er sich von Jane hatte aufzwingen lassen, vorüber war, würde er sofort nach Hawks Lair zurückkehren und die Zugbrücke hinter sich hochziehen – für eine Weile jedenfalls.

Dieser Vorsatz hielt ihn jedoch nicht davon ab, über die süße Brünette mit dem hinreißenden Dekolleté und dem feurigen Temperament nachzudenken. Als talentierter Schriftsteller, der er war, bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, sich diese bezaubernde kleine Hexe in seinem Bett vorzustellen.

Wenn er auch nur den Hauch einer Chance bekam, würde er und kein anderer es sein, der Maya Hayward diese Nacht aus ihrem sexy Samtkleid half …

Sie standen auf dem Flur vor ihrer Zimmertür. Maya hatte den Arm nach hinten gestreckt, tastete hinter dem Rücken nach der Türklinke und überlegte fieberhaft, wie sie sich einigermaßen elegant aus der Affäre ziehen konnte. Angewidert von dem nach Alkohol riechenden Atem ihres Chefs wandte sie den Kopf zur Seite.

Jonathan hatte sich während der Party regelrecht betrunken, und Maya wunderte sich, woher er den Nerv nahm, mit ihr ins Bett gehen zu wollen. Er musste sich am Türrahmen abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Darling, ein Mädchen wie du hat es nicht nötig, mit dem armseligen Gehalt einer kleinen Angestellten auszukommen. Sei nett zu mir, und du wirst es nicht bereuen. Verstehst du, was ich meine?“

„Ja, Jonathan, aber Sie sind zurzeit mein Boss, und ich halte nichts davon, Beruf und Privatleben zu vermischen. Morgen früh werden Sie sicher genauso darüber denken.“

„Und wenn ich dir einen festen Job anbiete? Würde das einen Unterschied machen?“

„Leider nein.“

„Schätzchen, du willst lediglich den Preis in die Höhe treiben, und das gefällt mir nicht. Seit Wochen mache ich aus meinen Absichten keinen Hehl, und du bist mir in mein Haus gefolgt. Du wusstest ganz genau, worauf die Sache hinausläuft.“ Drohend blickte er sie an, und Maja bekam es mit der Angst zu tun. So einfach, wie sie gedacht hatte, würde sie sich seiner Zudringlichkeiten nicht erwehren können.

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich bin nur hier, weil Caroline verhindert ist.“

„Wie naiv bist du eigentlich, Mädchen? Caroline musste sich auf meinen Wunsch hin eine Ausrede einfallen lassen. Mit deinem Geziere kannst du mich nicht beeindrucken, wochenlang habe ich mich auf diese Gelegenheit gefreut und lasse mich jetzt nicht länger hinhalten.“

Obwohl Jonathan stark schwankte, wusste Maya, dass sie ihm kräftemäßig nicht gewachsen war. Sie stieß ihn zwar vor die Brust, doch er drehte ihr den Arm auf den Rücken, drückte sie gegen die Wand und versuchte, ihren Mund zu küssen. Verzweifelt drehte sie den Kopf zur Seite.

„Ihr Verhalten erstaunt mich außerordentlich, Jonathan. Bei dem Ruf als Frauenheld, der Ihnen vorauseilt, haben Sie es nötig, sich einer Frau gewaltsam aufzudrängen?“, ertönte plötzlich eine wohlklingende Männerstimme.

„Was?“ Jonathan ließ Maya los und trat unsicher einen Schritt zurück. Sich mit der Hand über den Mund wischend, drehte er sich um. Herausfordernd blickte er Brad an.

„Sie sehen das völlig falsch, Mann! Die Kleine ist schon den ganzen Abend hinter mir her. Sie … sie …“

„Sie hat sich Ihnen sozusagen an den Hals geworfen?“, ergänzte Brad.

Maya wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Glaubte Brad das wirklich? Sie senkte den Kopf und zupfte nervös an ihrem Kleid.

„Mir stellt sich die Situation ganz anders da“, redete er weiter. „Fragen wir doch die Dame selbst.“

Maya befand sich in der Zwickmühle. Sagte sie die Wahrheit, verlor sie ihren Job, griff sie zu einer Notlüge, verlor sie ihren guten Ruf. Entschlossen richtete sie sich gerade auf.

„Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, Mr. Walker, bin ich Mr. Faradays Angestellte und bin hier, weil mein Job es erfordert. Sollten Sie einen anderen Eindruck gewonnen haben, tut mir das leid, aber es entspricht nicht den Tatsachen.“

Sie zwang sich, Brad bei diesen Worten in die Augen zu sehen, errötete jedoch dabei und senkte schnell die Lider. Er sah einfach umwerfend aus in seinem Smoking mit dem blütenweißen Hemd. Doch Brad Walker war nicht nur aufgrund seiner athletischen Figur und seines markanten Gesichts berühmt geworden. Es war seine einzigartige Persönlichkeit, die ihn als Schauspieler so erfolgreich gemacht hatte.

„Da haben Sie die Antwort, mein Freund.“ Brad musterte Jonathan von oben bis unten, bis dieser blass wurde und den Kopf senkte.

„Wahrscheinlich habe ich doch zu viel getrunken“, meinte er kleinlaut, warf Maya dabei jedoch einen giftigen Seitenblick zu. „Schade, dass Sie am Essen nicht teilnehmen wollten, Brad. Wollen wir dann morgen Vormittag über die Werbekampagne sprechen?“ Jonathan konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und strich sich fahrig über sein silbriges Haar.

„Sehr gern, denn auch ich bin ein überzeugter Frühaufsteher. Halb acht passt mir sehr gut.“

„Okay.“ Ohne Maya noch einmal anzuschauen, wankte Jonathan in Schlangenlinien über den Flur und verschwand hinter einer Tür am entgegengesetzten Ende, die er mit lautem Knall hinter sich zuschlug.

Maya gönnte sich den Luxus, sich kurz gegen die Wand zu lehnen und aus tiefsten Herzen zu seufzen. Das war knapp gewesen! So sehr sie sich jedoch auch über ihre Rettung freute, sah sie sich jetzt einer neuen Schwierigkeit gegenüber. Wie sollte sie am nächsten Tag nach London kommen? Hergefahren war sie mit Jonathan in dessen Auto, doch für den Rückweg kam das natürlich nicht infrage. Wahrscheinlich würde sie ihr sauer verdientes Geld für ein teures Taxi zum nächsten Bahnhof ausgeben müssen.

„Alles okay?“

Die echte Anteilnahme, die aus Brads Stimme klang, ließ es Maya warm ums Herz werden.

„Ja, danke.“

„Seien Sie ehrlich, hat Jonathan die Situation wirklich missverstanden?“

„Es gab überhaupt keine Situation – höchstens in seiner verdrehten Wahrnehmung.“

Brad musterte sie eingehend, nichts entging ihm, weder der großzügig zur Schau gestellte Ansatz ihrer Brüste noch das leichte Beben ihrer vollen, sinnlichen Lippen. Sie strich sich eine Strähne ihres dunklen Haars aus der Stirn, und ihre grünen Augen blitzten vor Empörung.

„Jonathan hat zu einer Intrige greifen müssen, um mich hierher zu bringen. Das hat er selbst zugegeben. Er hat mich über eine Agentur für begrenzte Zeit eingestellt, und ich verdiene mein Geld schwer genug. Dafür muss ich mir doch nicht auch noch seine Zudringlichkeiten gefallen lassen, oder?“

„Sie müssen sich gar nichts gefallen lassen, Miss Hayward. Besitzen Sie übrigens auch einen Vornamen?“

„Maya.“ Sie richtete sich auf und legte die Hand auf die Klinke. „Ich bedaure aufrichtig, dass Sie Zeuge dieser unerfreulichen Szene werden mussten, Mr. Walker. Ich hoffe, die Angelegenheit wird Sie nicht gegen die Firma einnehmen. Jonathan besitzt wirklich gute Leute, und es wäre sehr schade, wenn die Mitarbeiter das schlechte Benehmen ihres Chefs ausbaden müssten.“

„Wir werden sehen, Maya.“ Sein rätselhaftes Lächeln jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Mein Kompliment, dass Sie in dieser für Sie höchst unangenehmen Lage an Ihre Kollegen denken.“

Brad verbeugte sich und ging, drehte sich jedoch nach einigen Schritten noch einmal um.

„Für heute haben Sie von Ihrem aufdringlichen Boss bestimmt nichts mehr zu befürchten, der wird damit beschäftigt sein, seinen Rausch auszuschlafen. Doch einen Rat möchte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben. Wenn Sie in Zukunft Schwierigkeiten dieser Art vermeiden wollen, sollten Sie diesen aufregenden Samtfummel in die hinterste Ecke Ihres Kleiderschranks verbannen. Gute Nacht.“

2. KAPITEL

Maya hielt es nicht länger im Bett. Obwohl der Morgen gerade erst dämmerte, stand sie auf, duschte und packte ihre Sachen. Lautlos öffnete sie ihre Zimmertür, stellte ihre Reisetasche ab und schlich sich den Flur entlang.

Es herrschte Totenstille im Haus, die übrigen Gäste schienen nach den Anstrengungen des feuchtfröhlichen Abends noch tief zu schlafen. Maya bückte sich und schob ein Schreiben unter der Tür zu Jonathans Räumen durch, in dem sie fristlos kündigte. Diesen Schritt hatte sie mit ihrer Agentur nicht abgesprochen, und es war zu erwarten, dass man deshalb auf eine weitere Zusammenarbeit mit ihr verzichtete.