Der Gorilla in meinem Bett - Petra Vogel - E-Book

Der Gorilla in meinem Bett E-Book

Petra Vogel

4,9

  • Herausgeber: mvg
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2007
Beschreibung

Humorvoll beschreiben die Autoren, was passiert, wenn sich ein "Gorilla" in einen "Orang-Utang" verliebt oder etwa der "Schimpanse" einen "Gorilla" in seinem Bett findet.Ausgehend von einer äußerst spannenden Selbstanalyse und einem Typentest geben die Autoren in ihrem lösungsorientierten Ratgeber praktische Tipps für die Partnersuche und einen von Toleranz geprägten Beziehungsalltag.

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Seitenzahl: 323

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Contents

Der Gorilla in meinem Bett

Einleitung

Inhaltsverzeichnis

Drei Welten prallen aufeinander

Hintergründe dieser Typologie

Welcher Typus bin ich?

Learning by Doing

Welcher Typus ist da in meinem Bett gelandet?

Wegweiser durch den Beziehungsdschungel

Geschichten, die das Leben schrieb

Komm und spiel mit mir!

Warum einfach wenn es ein bisschen komplizierter geht?

Krieg und Frieden in der Untertypen-Welt

Was tun, wenn es im Beziehungsdschungel kracht?

Trennen leicht gemacht.

Ganz zum Schluss:

Mehr zum Thema

Petra Vogel/Werner Winkler:

Der Gorilla in meinem Bett

Psychographie als Wegweiser im Beziehungsdschungel

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2007 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Pia Gelpke, Wiesbaden

Umschlaggestaltung: www.coverdesign.net

Umschlagabbildung: Sarajo Frieden/Illustration Works

ISBN E-Book 978-3-86415-441-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

Einleitung(Petra Vogel)

„Wenn ich einen Wunsch frei hätte, was würde ich mir wünschen?“

Diese Frage hat sich jeder schon einmal gestellt. Die Ansprüche und Wunschvorstellungen der Menschen halten ein relativ breites Spektrum an Antworten bereit: Einmal im Lotto gewinnen, Frieden auf Erden, Gesundheit, Glück, ein Abendessen mit Julia Roberts, ...

Eine realistische Antwort auf diese Frage zu finden, bereitet den meisten von uns Kopfzerbrechen. Weniger aus dem Grund, dass einem gar nichts dazu einfallen würde, eher deswegen, weil man sich fragt, ob die Dinge, die bereits erwähnt wurden, wirklich wichtig sind. Lohnt es sich tatsächlich, dafür diesen einen Wunsch zu opfern? So etwas sollte wohl überlegt sein. Der Gedanke an finanzielle Unabhängigkeit erscheint durchaus reizvoll. Ein Leben, ohne sich Sorgen um seine Existenz machen zu müssen, sehr beruhigend. Frieden auf Erden scheint Utopie zu sein. Gesundheit und Glück wäre vollkommen, aber beeinflussbar? Das Diner mit Julia Roberts wäre sicher ein Highlight für so manchen Vertreter des männlichen Geschlechts. Wobei die Damen wahrscheinlich George Clooney hier den Vorrang geben würden.

Utopie? Vielleicht ist es das, warum uns all diese Wünsche nachdenklich werden lassen. Wie groß scheint die Chance, einmal im Lotto zu gewinnen? Wie wahrscheinlich sind der Friede auf Erden und ein Rendezvous mit Julia Roberts oder George Clooney? Sinnvoller wäre es doch, sich etwas zu wünschen, das ein wenig realistischer erscheint. Alles andere wäre Verschwendung. Einige Dinge können doch nur eine Bereicherung sein im Vergleich zu dem, was die Basis des Ganzen schafft. Ohne die alles andere eigentlich nicht möglich ist oder nichtig und klein erscheint. Das Stichwort „Glück“ kommt dem Wesentlichen schon näher. Liebe. Ist es die Liebe? Es mag etwas pathetisch klingen, aber: Ist sie es nicht, die das Leben lebenswert macht? Die die Macht besitzt, darüber zu entscheiden, ob es uns gut oder schlecht geht? Die uns das Gefühl vermittelt, wirklich reich zu sein, auch wenn man kein Geld besitzt? Was bedeutet Erfolg, den man nicht mit jemandem teilen kann? Alle Schätze dieser Welt können das Funkeln nicht ersetzen, welches man in den Augen eines verliebten Menschen erkennen kann. Nichts hat mehr wärmende Kraft als ein Kinderlachen, dessen Ursprung wiederum in der Liebe begründet ist. Der Mensch ist nicht geboren, um alleine durch sein Leben zu gehen. Das ist seit der Entstehung der Menschheit so. Deswegen ist das älteste Thema der Welt wohl auch gleichzeitig das aktuellste und über keines wird so viel geschrieben, gesprochen oder nachgedacht. Denn tief in unserem Inneren hat wohl jeder diesen sehnlichsten Wunsch: Eine Partnerschaft, die geprägt ist durch Verständnis, Harmonie, gemeinsame Ziele und liebevollen Umgang miteinander.

Inhaltsverzeichnis:

Der Gorilla in meinem Bett

(Die Seitenzahlen beziehen sich auf die gedruckte Ausgabe)

Kapitel 1 (S. 7)

Drei Welten prallen aufeinander

Die drei Typen in Kurzform mit angeborenen Stärken und Entwicklungspotentialen

• Der Gorilla-Typus

• Der Schimpansen-Typus

• Der Orang-Utan-Typus

• Hintergründe dieser Typologie

Kapitel 2 (S. 41)

Welcher Typus bin ich?

Anleitung zur Selbstanalyse

• Wie haben verschiedene Typen ihren Typ erkannt?

Kapitel 3 (S. 53)

Learning by Doing

Expedition in den Liebesdschungel: Praktische Tipps für das Suchen und Finden des Wunschpartners

• Wie nähere ich mich (m)einem Gorilla?

• Wie begeistere ich (m)einen Schimpansen?

• Wo finde ich (m)einen Orang–Utan?

Kapitel 4 (S. 70)

Welcher Typus ist da in meinem Bett gelandet?

• Drei verschiedene Startpunkte in das Abenteuer Beziehung

• Der „Vierte Bereich“

• Anleitung zur Typanalyse im Alltag

• Typentest

• Primatenforschung unter der „Ex-Bettdecke“

Kapitel 5 (S. 101)

Wegweiser durch den Beziehungsdschungel

• Den Partner auch als Typ verstehen, respektieren, lieben.

• Praktische Tipps für den Beziehungsalltag: Was hilft, nützt, glücklich macht.

• Go`s und No`s der drei Typen.

Kapitel 6 (S. 113)

Geschichten die das Leben schrieb.

• Erfahrungsberichte von Paaren verschiedener oder gleicher Grundtyp–Konstellationen.

Kapitel 7 (S. 124)

Komm und spiel mit mir.

• In unangenehme Situationen geraten, ohne es gewollt zu haben – „Spielchen“ zwischen den verschiedenen Typen.

• Beliebte und typische „Fettnäpfchen“.

• Unbewusste Vorannahmen in Sachen Partnerschaft und Liebe.

Kapitel 8 (S. 160)

Warum einfach wenn es ein bisschen komplizierter geht?

Die Untertypen in der Psychographie: Angeborene Stärken und Entwicklungspotentiale in Sachen

Beziehung – mit Beispielen aus der „Untertypen-Welt“

• Von Spiegelbildern, Einzelgängern und Rudelführern

• von Spontis, Archivaren und Visionären

• von Produzenten, Reizliebhabern und Superhirnen

Kapitel 9 (S. 192)

Krieg und Frieden in der Untertypen-Welt

Interaktionsmuster zwischen den Untertypen

(mit Beispielgeschichten gleicher und typgemischter Paare)

• Interaktionen im Bereich Beziehung

• Interaktionen im Bereich Zeit

• Interaktionen im Bereich Tätigkeit

Kapitel 10 (S. 218)

Was tun, wenn es im Beziehungsdschungel kracht?

Für Paare und solche, die es bleiben möchten.

• Ein Paartypuskop erstellen – wie geht das?

• Gemeinsame typspezifische Ressourcen entdecken

und nutzen

• Gelingende Ausnahmen wiederholen

• Nicht immer die gleichen Fehler machen sondern mehr von dem was gut war!

Kapitel 11 (S. 235)

Trennen leichter gemacht.

• Typgerechte Tipps für den „letzten Versuch“

• Womit Sie bei welchem Typ in Trennungssituationen rechnen sollten.

Kapitel 12 (S. 254)

Mehr, mehr, mehr ...

• Mehr Literatur zum Thema

• Internetseiten mit mehr Detail-Informationen

• Mehr über die Autoren

• Danksagungen

Kapitel 1

Drei Welten prallen aufeinander

(Petra Vogel)

Man stelle sich einmal vor, jemand würde Gorillas mit Orang-Utans in einem gemeinsamen Gehege unterbringen. Oder Orang-Utans mit Schimpansen. Oder gar alle drei Primaten zusammen. Auf diese Idee kommt offenbar niemand. Und sollten doch schon einmal eifrige Forscher dieses Experiment gewagt haben, so hatte es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit triftige Gründe, dass sich diese Form des Zusammenlebens nicht durchgesetzt hat. Womöglich hätte es sogar Mord und Totschlag gegeben, denn die Lebens– und Verhaltensweisen der Primaten und ihre Bedürfnisse sind so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Somit hält man es für das Beste, Gleiches zu Gleichem zu gesellen, um eventuell auftretende Differenzen von vorne herein zu vermeiden.

Bei uns Menschen ist das ganz anders. Eine derartige Trennung und Zuordnung findet eher nicht statt. Wir differenzieren bestenfalls zwischen verschiedenen Kulturkreisen, zweierlei Geschlechtern oder anhand Sympathie - Antipathie. So betrachtet ist die Erde unser gemeinsames Gehege, indem die unterschiedlichsten Menschentypen zusammenleben und miteinander zurecht kommen müssen. Was für eine Herausforderung für die Menschheit, da der Umgang miteinander uns manchmal ziemlich schwer fällt. Denn nicht nur die Primaten, auch wir Menschen haben sehr unterschiedliche Ansprüche an unser Leben, verschiedene Ideale, entwickeln stark voneinander abweichende Problemlösungsstrategien. Konsequenzen daraus sind im schlimmsten Fall Kriege zwischen Völkern, Familien- oder Kleinkriege zwischen Paaren oder Individuen. Natürlich gibt es auch positive Beispiele, bei denen es uns gelingt, einen Konsens herbeizuführen und in Harmonie miteinander zu leben. Einerseits könnte man nun denken, es wäre purer Zufall, dass wir teilweise auf „derselben Wellenlänge liegen“, gegenseitiges Verständnis aufbringen können, dass wir tolerant sein und rücksichtsvoll miteinander umgehen können. Andererseits zweifelt man vielleicht daran, dass es tatsächlich so viele zufällige Übereinstimmungen geben soll und versucht, Erklärungen zu finden. Hierbei unterscheiden wir uns wesentlich von den Primaten. Wir Menschen haben durch unseren Verstand die große Chance, herauszufinden, wie wir besser miteinander klarkommen können. Auf der anderen Seite haben wir sehr vieles mit den Primaten gemeinsam, mehr wohl, als bisher angenommen. Die Autoren dieses Buches stellen also ganz unerschrocken folgende Behauptung in den Raum: Jeder Mensch trägt von Anfang an die Anlagen für Lebens- und Verhaltensweisen in sich, die entweder denen des Gorillas, des Schimpansen oder des Orang-Utans ähnlich sind.

Ein Vorteil, den wir gegenüber den Primaten haben, ist der, dass diese Ähnlichkeiten bereits erfasst, erforscht und in einem System zusammengetragen wurden. Dadurch sind wir in der Lage, sehr gezielt mit diesen Erkenntnissen umzugehen und sie im täglichen Leben einzusetzen. Insbesondere wenn zwei Menschen zueinander finden, sich lieben, verstehen und respektieren möchten. Aber wie findet sich das passende Gegenstück, der sogenannte „Deckel zum Topf“? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, sollte man zunächst besser über die Unterschiede zwischen Menschen Bescheid wissen. Nehmen wir also die verschiedenen menschlichen „Primatentypen“ einmal genauer unter die Lupe. Im Verlauf der nun folgenden Typbeschreibungen werden wir gegebenenfalls erläutern, inwiefern sich Verhaltensweisen der psychographischen Typen mit denen der Primaten vergleichen lassen.

Ein Hinweis vorab: Falls Sie rasch wissen möchten, zu welchem der drei nun folgenden Typen Sie oder jemand anderes gehören – einen Schnell-Typentest gibt es weiter hinten hier im Buch oder im Internet auf www.psychographen.de/typentest

• Der Gorilla–Typus

Der Gorilla–Typus ist Sinnbild für das „Arbeitstier“ schlechthin. Er definiert sich über Leistung und Können, und legt sehr hohe Maßstäbe an sich und seine Mitmenschen an. Sein Hang zur Perfektion kann mitunter sogar zwanghafte Züge annehmen. Mit ihm Schritt zu halten kann einen ganz schön aus der Puste bringen - es sei denn, man ist „vom gleichen Schlag“. Seine Arbeitswut lebt der Gorilla-Typus in vollen Zügen aus, setzt mit viel Power und Energie seine Ziele durch. Hierbei kommen ihm sein ausgeprägtes Organisationstalent, seine Entschlusskraft und seine Hartnäckigkeit zu gute. Zudem ist er gerne bereit, Risiken einzugehen. Einer seiner Leitsprüche ist: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Pläne gewissenhaft und zuverlässig umzusetzen ist eine Selbstverständlichkeit für ihn. Gibt es etwas zu tun, ist der Gorilla–Typus der Erste, der „hier“ schreit. Zum einen möchte er der Welt zeigen, dass es nichts gibt, was er nicht kann, und zum anderen braucht er Herausforderungen in seinem Leben wie Luft zum Atmen. Dabei würde es den Gorilla-Typen gut tun, einfach einmal „Fünfe grad sein zu lassen“ und öfter mal die Füße hochzulegen und zu relaxen. Nichts arbeiten, putzen, waschen oder bügeln, etc...

Ein typisches Beispiel aus dem Leben eines Gorilla-Typus als kleine Anekdote zum Schmunzeln: Eine meiner Bekannten (Gorilla-Typus) seufzte abends in mein Telefon: „Morgen ist langer Donnerstag, da muss ich länger arbeiten und danach muss ich noch zur Betriebsratssitzung. Und das bei der Hitze, puh.“ Am nächsten Morgen bekam ich eine E-Mail von ihr: „Die Betriebsratssitzung fällt heute Abend aus. Das ist mir nicht unrecht. Dann kann ich mich gleich nach Feierabend über meine Bügelwäsche hermachen.“

Worauf Gorilla-Typen also öfter achten sollten, wird durch einen Vergleich verdeutlicht: Wie ein Auto braucht auch ein Mensch ab und zu eine Wartung. Die Batterie sollte erneuert, der Motor mit Öl versorgt und der Tank frisch befüllt werden. Beim Fahren ist es sinnvoll, eine bestimmte Drehzahl nicht dauerhaft zu überschreiten, da ansonsten der Motor überhitzt werden würde. Nur so ist gewährleistet, dass das geliebte Vehikel lange erhalten bleibt und weiterhin zuverlässig von A nach B fährt. Diese Bedingungen für den Erhalt und die Funktionstüchtigkeit seines Fahrzeugs zu erfüllen scheint selbstverständlich für den Gorilla-Typus. Dasselbe jedoch für sich selbst in Anspruch zu nehmen wäre aller Wahrscheinlichkeit nach ein ziemlich großer Schritt. Für den Anfang würde es allerdings schon genügen, wenn er seine Arbeit mit einer Portion Humor und etwas Leichtigkeit anreichern würde - das wäre dann wie singen und pfeifen oder Grimassen schneiden bei der Autopflege oder während der Fahrt. Eine weitere Auffälligkeit beim Gorilla-Typus ist seine praktische Begabung. Gerne demonstriert er, sehr geschickt, wie man es schafft, etwas „von Hand zu machen“. Diese spezielle Neigung zeigt sich im Besonderen in seinem perfekt geführten Haushalt. Man kann förmlich vom Boden essen. Zumindest hat es den Anschein, wenn man die Behausung eines Gorilla–Typus betritt. Reinlichkeit und Ordnung sind oberstes Gebot, manchmal bis an die Grenzen zur Pedanterie, insbesondere, wenn Besuch erwartet wird. Ansonsten geht es auch gelassener, was er allerdings nur ungern der Öffentlichkeit präsentiert. Also bitte nie uneingeladen an der Tür eines Gorilla–Typus klingeln, um einen Überraschungsbesuch abzustatten. Das könnte peinlich werden – für alle Beteiligten.

Ein Beispiel aus dem Leben gegriffen: Zwei Gorilla-Typen hatten sich gerade ein Haus gekauft, es frisch renoviert und sich danach einen Hund angeschafft. Der Hausherr hatte die Böden mit hellen Platten gefliest. Er hielt es für die praktischste Lösung, da man immer schnell mal nass durchwischen konnte, sollten Flecken oder Spuren von Straßenschuhen zu sehen sein. Um ihr Glück, nachdem sie bereits ein Haus gekauft und einen Kirschbaum in den Garten gepflanzt hatten, vollkommen zu machen, kauften sich die beiden Gorilla-Typen schließlich noch einen Hund. Nach meiner Feststellung, dass das Tier dunkel behaart war, fragte ich die Frau des Hauses, wie sie denn damit klar kämen, dass jetzt andauernd schwarze Hundehaare auf dem hellen Boden wären. Sie erwiderte daraufhin, dass das ein echtes Problem wäre. Aber ihr Mann hätte nach etlichen Nachputzattacken gemeint: „Du, ich glaube, wir müssen da etwas gelassener werden.“

Interessant ist, dass sich der Drang nach Sauberkeit und Ordnung des von uns beschriebenen Gorilla-Typus im Verhalten der Gorillas im Zoo widerspiegelt: Nach meinen eigenen Beobachtungen in der Stuttgarter Wilhelma fegen die Gorillas den Boden mit ihren Händen sauber, bevor sie sich zum Ausruhen niederlegen.

Sollte man von einem Gorilla–Typus in seine privaten Gemächer geladen werden, wird man eine weitere seiner Stärken kennenlernen: Er zeigt sich ausgesprochen gastfreundlich. Deutlich wird dies dadurch, dass er meistens reichlich zu essen und noch mehr zu trinken anbietet. Frei nach dem Motto „Viel hilft viel“ wird man mit kulinarischen Köstlichkeiten versorgt und mehr oder weniger edlen Tropfen beglückt. Ein „nein danke“ wird nicht akzeptiert. Also tut man gut daran, mit gänzlich leerem Magen zu erscheinen. Zudem kann es als besonderes Privileg betrachtet werden, wenn ein Gorilla-Typus einem Einblick in seine Privatsphäre gewährt. Üblicherweise wird diese strikt vom Arbeitsleben getrennt und geht keinen Fremden etwas an. Hier zeigt er sich etwas verschlossen. Der Gorilla-Typus definiert sich nämlich hauptsächlich über das, was er besonders gut kann, nämlich arbeiten. Etwas unsicher zeigt er sich darin, in Kontakt mit Menschen zu treten. Leichter fällt es ihm vielleicht, wenn er sich einen beruflichen Vorteil/Nutzen verspricht und Gespräche über seine Tätigkeit beginnen kann. Gespräche „just for fun“, lockeres Geplauder, oder gar Partybesuche sind ihm eher unangenehm. Sollte man ihn trotzdem auf einem Grillabend erwischen, dann ist er eher derjenige, der den Grill anfeuert, die Würstchen brutzelt und die Steaks dreht und wendet. Während solcher Events bietet sich dem Gorilla-Typus die Chance, vom Alltag abzuschalten. Für ein paar Stunden kann er die Kontrolle, die er nur zu gerne über alles hat, lockern und Beziehungspflege betreiben. Aus seinem Verantwortungsgefühl heraus, ein guter Gast oder auch Gastgeber zu sein, wird es ihm leicht fallen, die Gäste mit zünftigem Humor zu begeistern und mit seinem herzhaften Lachen anzustecken. Sollten Sie zu fortgeschrittener Stunde von einem Gorilla-Typen mit womöglich angestiegenem Alkoholspiegel „angeknufft“ werden, kann man dies als Signal der Bereitschaft zu näherem Kontakt werten. Gorilla-Typen sind äußerst körperbewusst und nutzen ihre diesbezügliche Sicherheit zum „Anbändeln“. Ein leichter Schwipps tut sein Übriges, um dem Gorilla-Typus zur dafür nötigen Lockerheit zu verhelfen.

Hier ein Beispiel, wie sich das Verhalten von echten Gorillas und unserem Gorilla-Typus vergleichen lässt, wenn es um die eigene Unsicherheit und die daraus resultierende Zurückhaltung bei der Kontaktaufnahme geht. Des Weiteren gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem Reinlichkeitsbedürfnis menschlicher und tierischer Gorillas und beim Annähern über sehr „kumpelhafte“ Gesten:Die jungen Gorillas in der Gruppe ignorierten den Pfleger weitgehend, der sich zu ihnen in den Käfig setzte. Stattdessen wurden sie magisch angezogen von einer Gruppe Gärtner, die vor ihrem Käfig die Büsche von Laub säuberten. Mehrmals versuchten sie, deren Werkzeuge zu berühren. Wurden sie selbst berührt, flohen sie kreischend. Ihr Spiel bestand vor allem im gegenseitigen Knuffen, Auf-den-Kopf-Hüpfen und Nachjagen. (Werner Winkler über seine Beobachtungen in der Stuttgarter Wilhelma)

Wohltuend ist es für die Gorilla–Typen, ihre „starke“ Rolle eine Zeit lang aufzugeben und sich auf eine kindliche Ebene zu begeben: herumalbern, Quatsch machen, spielen, flirten, etc. Einfach mal „Ja“ sagen zu Dingen, die fremd oder neu erscheinen, ist schon ein bisschen schwierig für den Gorilla–Typus. Lieber beruft er sich auf das, was er bereits kann und schon kennt. Ansonsten überzeugt er durch ein klares und deutliches Nein. Und ganz bestimmt kann er auch triftige Gründe aufzählen, warum er etwas nicht möchte. Wobei es durchaus Situationen gibt, in denen sich der Gorilla–Typus ganz gerne zu einem „Ja“ überreden lässt. Zum Beispiel, wenn es noch mehr Arbeit zu erledigen gibt und er sich noch mehr Verantwortung aufhalsen kann. Besonders überzeugt von seiner Zusage ist er, wenn es darum geht, gegen etwas zu kämpfen. Sollte er merken, dass ein Unrecht geschieht oder dass er seine Familie oder seinen Freundeskreis bedroht oder angegriffen sieht, betrachtet er es als seine Pflicht, den Gegner anzugreifen und seine treuen Weggefährten mit „Klauen und Zähnen“ zu verteidigen. Da ist mit ihm nicht gut Kirschen essen.

Hier scheint ebenfalls eine deutliche Parallele zu den echten Gorillas zu bestehen, wie folgende Aufzeichnung des Zoologen Markus Kappeler zeigt: Bei all seiner Kraft ist der Gorilla ein friedfertiger und sanftmütiger Pflanzenfresser, der (...) gefährlich wird, wenn er sich bedroht fühlt. Dann allerdings weiß er sich sehr energisch zur Wehr zu setzen. (www.markuskappeler.ch)

Eine weitere Bestätigung für den Kampfgeist der Gorillas gibt folgende Beschreibung des Abenteurers Matto Barfuss, der im Jahr 2003 eine Expedition nach Uganda auf den Spuren der Berggorillas unternahm: Bei einer unerwarteten Begegnung können Silberrückenmänner mit furchterregendem Geschrei und Scheinangriffen reagieren. Sie laufen dann laut brüllend auf das Opfer zu und bleiben erst kurz vor ihm stehen, manchmal in einer Entfernung von nur 1 m. Duckt man sich unterwürfig, hat man nichts zu befürchten, läuft man aber weg, fühlen sich die erregten Tiere oft provoziert, folgen dem Flüchtenden und beißen ihn. Die wütenden Gorillamänner ergreifen den nächstbesten Körperteil, meist ein Bein oder das Gesäß, und schlagen ihre Eckzähne hinein. Tiefe Fleischwunden sind meist die Folge davon.

(http://www.berggorilla.org/deutsch/frame.html)

Damit also alles seinen geregelten Gang gehen kann und Harmonie gewährleistet ist, neigen die Gorilla–Typen dazu, für alles Mögliche Ge- und Verbote aufzustellen. Regeln festlegen, Gesetze erlassen und Anforderungen stellen, ist ein Leichtes für sie. Und man tut gut daran, diese in ihrem „Machtbereich“ einzuhalten. Ansonsten wird einem schnell das Lachen vergehen, denn der Gorilla–Typus reagiert auf Verstöße recht unnachgiebig. Alles muss schließlich seine Ordnung haben. Merkwürdigerweise sind die Gorilla–Typen allerdings diejenigen, die diese (eigenen) Regeln am leichtesten zu brechen scheinen. Da könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass die Einhaltung des Regelwerks nur für Nichtgorillas gilt. Das mag daran liegen, dass der Gorilla–Typus sich am besten mit Gesetzen und Geboten auskennt, genau weiß, wann und wo man sie, ihrer Ansicht nach, brechen kann und was ihr Verhalten für Konsequenzen zur Folge hat. Und selbst, wenn man ihn ertappt hat, fällt ihm sicher eine Rechtfertigung für sein Fehlverhalten ein. Der Sachverhalt wird oft so lange gedreht und gewendet, bis er wieder ins System passt. Ein weiteres Motto also: „Was nicht passt, wird passend gemacht.“

Über folgenden kleinen Disput, beobachtet von Bärbel Diemer, zwischen zwei Gorilla-Typen kann man nur schmunzeln: Mein Vater und ich unterhielten uns über die Kleinstadt X und rätselten, ob sie nun nördlich oder südlich von der Großstadt Y liegt. Mein Vater war der festen Überzeugung, dass sie nördlich von Y gelegen sei. Ich dagegen war mir absolut sicher, dass es südlich sein müsste. Keiner von uns gab nach, sondern jeder beharrte auf seiner Meinung. Letztlich holte ich meinen Atlas aus dem Bücherregal und wir schlugen nach. Und ich behielt Recht. „Südlich“, war die richtige Antwort. Aber mein Vater gab die Schlacht noch nicht verloren, drehte den Atlas kurzerhand auf den Kopf und meinte triumphierend: „Na bitte, wusste ich’s doch: Nördlich.“

Gorilla–Typen schrecken nicht davor zurück, sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr zu setzen. Zur Not gehen sie bis vor den Kadi. Das Leben ist für sie eben harte Arbeit und man muss kämpfen um sein Ziel zu erreichen. Dabei vergisst der Gorilla–Typus mitunter, dass man seine Mitmenschen damit ziemlich vor den Kopf stoßen kann. Eine andere Möglichkeit wäre deshalb, nachsichtiger zu sein, nicht alles gleich zu bewerten oder zu verurteilen. Einfach mal über etwas zu lachen, anstatt gleich eine „Staatsaffäre“ daraus zu machen. Man könnte die Situation auch nutzen, um mit anderen Menschen über unangenehme Vorfälle zu diskutieren und sich so unterschiedliche Sichtweisen zu eröffnen. Manchmal kann es dann sogar passieren, dass man eher einen Freund dazu gewinnt, als sich einen neuen Feind zu schaffen. Freunde sind nämlich etwas absolut Wertvolles für Gorilla–Typen. Sind sie doch neben der Familie die einzigen Menschen, denen sie sich anvertrauen und vor denen sie sich auch mal Schwächen zugestehen (können). Das bereitet ihnen ansonsten extreme Schwierigkeiten. Ihrer Kraft und Stärke sind sie sich bewusst und werden dafür auch meistens respektiert und bewundert. Um dieses heroische Bild nach außen aufrecht zu halten, bringen sie fast jedes Opfer. Sie sind diejenigen, die alles unter Kontrolle haben und die nichts umwirft. Sie sind der Fels in der Brandung, stehen mit beiden Beinen im Leben und scheinen unverletzbar. Aber das ist nur die harte Schale um einen weichen Kern. Gorilla-Typen sind von Grund auf ausgesprochen harmonie- und liebebedürftig. Nur sind sie etwas ungeschickt darin, diese Bedürfnisse zu zeigen. Dies scheint ein Ziel zu sein, welches für Gorilla–Typen eine echte Herausforderung darstellt. Da wundert es sicher niemanden, dass auch Krankheiten von Gorilla–Typen als Schwäche angesehen werden, die sie sich nur schwer eingestehen können. Handicaps werden zunächst sehr lange ignoriert. Warnsignale ihres Körpers nehmen sie erst wahr, wenn es fast zu spät ist. Eine Grippe, ein verstauchtes Bein o.Ä. sind noch lange kein Grund zum Arzt zu gehen. Vor allem körperliche Überlastungen spüren sie oft erst, wenn sie mit einer Herzattacke am Boden liegen und mit Blaulicht ins nächste Krankenhaus gebracht werden müssen. Aber dann sind die Ärzte gefordert. Denn die Gorilla–Typen erwarten, dass man sie schnell wieder herstellt und ihren Körper zum Funktionieren bringt.

Hier ein netter Dialog zwischen zwei Freundinnen, von denen eine ein Gorilla–Typus ist. Bärbel Diemer hat ihn im Forum der Psychographen zum Besten gegeben:

„Hey, was ist mit deinem Finger, der ist ja ganz geschwollen?“„Das ist schon seit ein paar Wochen so.“„Gehst du damit nicht zum Arzt?“„Nö, funktioniert doch alles und weh tut auch nichts.“„Ach so, wenn der Finger nicht mehr funktionieren würde, würdest du zum Arzt gehen?“„Klar, sonst kann ich doch nicht arbeiten.“

Und hier eine Anekdote von Werner Winkler, die bestätigt, dass man Gorilla– Typen am besten mit schlimmen Konsequenzen konfrontiert, um sie zum Arztgang zu überreden: Eine Tante (Gorilla-Typus) erzählt, sie hätte sich irgendwann die Zahnprothese so sehr abgekaut, dass es nur noch „Mäusezähnchen“ waren. Erst als ihr Mann (ebenfalls Gorilla-Typus) damit drohte, sie nicht mehr zu küssen, ist sie widerstrebend doch zum Zahnarzt gegangen.

Was dem Ignorieren von „Schwächesignalen“ einerseits widerspricht, andererseits aber eine Erklärung hierfür liefert, ist die ausgeprägte Körperorientierung der Gorilla–Typen. Sie wissen, dass sie sich einiges abverlangen und so tun sie auch viel dafür, um in Form zu bleiben – sie machen oft Sport oder betreiben Fitnesstraining. Deswegen erwarten sie aber auch, dass die Maschinerie „Körper“ funktioniert. Zu dieser „Maschinenpflege“ zählt auch ausreichend Schlaf. Dabei kommt es weniger auf die Dauer des Schlafes an, viel mehr darauf, diesen ungestört abhalten zu können. Gorilla–Typen reagieren deswegen relativ gereizt, wenn man sie ungebeten weckt oder plötzlich mit viel Lärm aus dem Schlaf reißt. Erntet man damit „nur“ schlechte Laune, hat man noch Glück gehabt. Gorilla–Typen sind durchaus bereit, wegen Nichtigkeiten (aus der Sicht eines Nicht–Gorilla–Typus) einen Streit vom Zaun zu brechen. Sollte man sich auch noch so viel Mühe geben, wird es schwer sein, hier zu gewinnen. Gut überlegt will es sein, ob man sich mit ihnen „anlegt“. Wenn man sich ständig in solchem Stress befindet, wie ein Gorilla–Typus und stets Vollgas fährt, darf man sich nicht wundern, wenn in Streitsituationen die Kontrolle verloren geht. Deshalb wäre es besser, hier und da etwas Verantwortung auf seine Mitmenschen zu verteilen, öfter mal einen Vertrauensvorschuss zu gewähren, um seine Energien besser einteilen zu können. Und wenn etwas nur halb perfekt ist, sollte dies keinen Weltuntergang auslösen. Manchmal kann man sogar mit ein wenig Nachlässigkeit erfolgreich sein. Zudem ist es für manch anderen eine beruhigende Erkenntnis, dass selbst Gorilla-Typen nicht unfehlbar sind, was ihnen wahrscheinlich zusätzliche Sympathie-Punkte einbringt.

Zusammengefasst bedeutet dies hinsichtlich der angeborenen Stärken und Entwicklungspotentiale des Gorilla–Typus:

Was der Gorilla-Typus gut kann:

- arbeiten, organisieren, planen

- Dinge perfekt können und machen

- Ordnen, putzen, sortieren

- „Viel hilft viel.“

- Berufliche Kontakte aufbauen

- Nein sagen

- Bestimmen, regeln, bestrafen

- Stark sein

- Körperbewusstsein

- kontrollieren

Was dem Gorilla-Typus gut tut:

- entspannen, spielen, sich treiben lassen

- Dinge perfekt haben wollen, ohne unbedingt etwas dafür zu tun

- dekorieren, hübsch anordnen

- „Öfter mal was Neues.“

- private, freundschaftliche Kontakte herstellen

- Ja sagen

- wünschen, Möglichkeiten aufzeigen, nachsehen

- Schwächen zeigen

- emotionale Ebene stärker aktivieren

- Verantwortung abgeben

Das beschriebene Verhalten des Gorilla-Typus zeigt natürlich Wirkung, insbesondere wenn es darum geht, ihn kennenlernen zu wollen, wie man in Kapitel 3 erfahren kann. Ebenso prägt es das gemeinsame Leben mit einem Gorilla-Typus. Dazu mehr ab Kapitel 4.

Soviel nun zunächst zu einer der drei Welten. Vom Zusammenprall ist hier noch wenig spürbar. Brisanter wird es, wenn eine zweite Welt dazu kommt, nämlich die des Schimpansen-Typus.

• Der Schimpansen-Typus

Brisant wird es deshalb, weil der Schimpansen–Typus seine Schwerpunkte auf ganz anderen Gebieten hat als der Gorilla–Typus. Schimpansen–Typen definieren sich über Beziehungen. Das können Beziehungen zu Menschen sein, aber auch zu lieb gewonnenen Gegenständen, Pflanzen oder Tieren.

Sie neigen dazu, von vielem ein „Lieblingsexemplar“ zu haben. Was aber nur wenig über die Dauer dieser speziellen Zuneigung aussagt. Schimpansen-Typen fällt es sehr leicht, etwas oder jemanden in diesen Status zu erheben. Oft ist es allerdings so, dass sie sich schnell in Neues verlieben und das bisherige „Goldstück“ dann wieder zu einer Silbermünze erklärt wird. Dies ist aber wenig verwunderlich, denn Schimpansen–Typen gelingt es extrem leicht, neue Beziehungen zu knüpfen. Insbesondere zu Menschen. Sie zeigen sich ausgesprochen kontaktfreudig, neugierig und offenherzig. Locker und lässig gehen sie auf andere zu, und ehe man es sich versieht, ist man in ein Gespräch verwickelt.

Eine nette Beobachtung, die zeigt, dass die Schimpansen im Zoo ebenfalls sehr kontaktfreudig sind: Wenn ich an die Scheibe bei den Bonobos gehe, halten sie die Handfläche an dieselbe und freuen sich, wenn ich meine dagegenhalte. Und die Schimpansen erwidern meine Grimassen, wenn erst einmal Augenkontakt da ist. (Werner Winkler über eine Begegnung in der Stuttgarter Wilhelma)

Im Gespräch tragen die Schimpansen–Typen ihr Herz gern auf der Zunge. Es bereitet enormen Spaß, ihnen zuzuhören. So etwas wie Geheimnisse gibt es kaum und schnell weiß man sehr viel aus dem Leben des mitteilsamen Schimpansen-Typus. Die Merkmale der Unbekümmertheit, Neugier und Kontaktfreudigkeit wurden bereits von Dave Morgan von der Wildlife Conservation Society und seiner Kollegin Crickette Sanz bei unserem tierischen Pendant des Schimpansen-Typus während einer Studie beobachtet: Das auffallendste Merkmal der Schimpansen ... sei ihre unbekümmerte Neugier. Bei zwei Drittel aller Kontakte flohen die Schimpansen nicht etwa, sondern starrten die Forscher an und kamen schließlich langsam näher, um einen besseren Blick auf die Fremdlinge zu werfen ... So eine überwältigende Neugier Menschen gegenüber wurde bisher in keiner anderen Studie erwähnt. Lediglich in etwa zwanzig Prozent der Fälle hätten die Tiere Anzeichen von Nervosität gezeigt oder sich zurückgezogen.

Gerne lauschen Schimpansen-Typen auch den Geschichten ihres Gegenübers, vorausgesetzt, sie sind interessant und spannend genug. Und da sie gerne selbst etwas übertreiben bei ihren Schilderungen, merken sie es manchmal gar nicht, wenn sie gerade „einen Bären aufgebunden“ bekommen. Immer vom Guten im Menschen überzeugt, glauben sie zunächst, was man ihnen erzählt. Stellt sich im Nachhinein heraus, dass sie belogen worden sind, sind sie zutiefst traurig und menschlich enttäuscht. Schnell haben sie auch das Gefühl, dass man sie nicht „für voll“ nimmt, was sie sehr trifft. Rosarot, wie sie es annehmen, ist die Welt leider oftmals nicht. Hilfreich wäre es also für den Schimpansen–Typus, wenn er sich zunächst bei seinen eigenen Erzählungen auf das Wesentliche beschränken könnte. Das erhöht die Chance, von anderen ernst genommen zu werden enorm. Bei Dingen, die ihm zu Ohren kommen, könnte er versuchen, kritische anstatt neugierige Fragen zu stellen und zu überlegen, ob das, was er da hört, überhaupt möglich sein kann. Ein schwieriges Unterfangen für den vielseitigen Schimpansen–Typus. Denn er hält meistens grundsätzlich erstmal alles für möglich. Vor allem hat er einen ausgeprägten Blick für das Positive. Sollte für andere eine Sache auch noch so düster erscheinen, kann der Schimpansen–Typus immer etwas Gutes herausfiltern. Aus dieser sehr wohlmeinenden Haltung der Menschheit gegenüber tendiert er auch dazu, diese retten zu wollen. Steckt also irgendjemand in der Klemme, ist er sofort da und versucht zu helfen, wo er nur kann. Unheil oder Missstimmungen erträgt der Schimpansen-Typus nur schwer und gerne mischt er sich ein. Er neigt dazu, dem zu Rettenden seine Aufgabe abzunehmen und opfert sich oft selbst dabei auf.

Ein Zitat aus einer Zeitungsmeldung über den Rettungsversuch eines Schimpansen: „Es ist klar, dass ein Schimpanse niemals in einen kalten See springen würde, um einen anderen Affen zu retten“, argumentierte erst kürzlich der Harvard-Psychologe Jerome Kagan. Doch der renommierte Forscher hatte die Rechnung ohne ein Schimpansenmännchen auf einer amerikanischen Zooinsel gemacht. Als es merkte, wie eine ungeschickte Affenmutter ihr Kleinkind ins Wasser fallen ließ, stürzte es sich ins Wasser und hauchte bei dem verzweifelten Rettungsversuch sein Leben aus.

Oft ist dem anderen mit solch beherztem Eingreifen also wenig geholfen. Es kann sogar passieren, dass der Schimpansen-Typus den zu rettenden Menschen in eine Abhängigkeit treibt, und dieser so kaum lernt, sich selbst zu helfen. Hier könnte demnach ein kluges Sprichwort aus unbekannter Feder eine Gebrauchsanweisung für den Schimpansen–Typus sein:

„Gibst du jemandem einen Fisch, ernährt er sich einen Tag. Lehrst du jemanden das Fischen, ernährt er sich sein ganzes Leben.“

Meistens gibt es jedoch mehr als nur einen hilfebedürftigen Menschen und so verausgabt sich der Schimpansen-Typus viel zu oft und kommt dann ins Schleudern. Denn um alle seine Versprechen einhalten zu können, bräuchte er einen Tag mit 30 Stunden - mindestens. Hat er aber nicht. Darum wäre es gut für ihn, aus seinem häufig vorschnell ausgesprochenen ‚Ja’ zunächst ein ‚Vielleicht’ zu machen. Das ermöglicht ihm, abzuwägen, was wirklich wichtig und vorrangig ist und wie er sich seine Zeit effektiv einteilen kann. Ansonsten gerät der Schimpansen–Typus in den Teufelskreis, Versprechen zu brechen und Verabredungen absagen zu müssen, was wiederum in den meisten Fällen Missmut und Enttäuschung auf der Gegenseite erzeugt. Schnell ist er so an dem Punkt, an dem er sich ungeliebt fühlt – und das ist das Schlimmste, was ihm passieren kann. Ein Schritt in eine gute Richtung könnte sein, sich auch beim Knüpfen neuer Bekanntschaften etwas zurückzuhalten. Wenn man viele, Hunderte, oder gar Tausende von Freunden hat, kann man sich kaum noch wirklich um sie kümmern. Hätte man aber lediglich eine Hand voll davon, könnte man diese Beziehungen durchaus intensiv pflegen. Letztendlich wäre dies für beide Seiten vermutlich eine enorme Wohltat. So großzügig wie seine Zeit gibt der Schimpansen–Typus meist auch sein Geld her. Letzteres ist ihm als existentielle Notwendigkeit weniger wichtig - lieber nutzt er es, um seine Mitmenschen zu beglücken, indem er Geschenke macht oder Einladungen ausspricht. Zudem fällt es ihm eher schwer, Dinge, die er sieht und gerne haben möchte, im Laden stehen zu lassen. Der Geldbeutel sitzt da relativ locker und die Marktwirtschaft freut sich! Hier verbirgt sich eine gefährliche Falle. Denn der Schimpansen–Typus ist durch seine ausgeprägte Begeisterungsfähigkeit ein leichtes Marketingopfer. Somit ist oft am Ende eines Gehaltes noch eine Menge Monat übrig und der Dispokredit schnell in Anspruch genommen.

Eine kurze Geschichte aus meinem Fundus, die das Verhältnis zum Geld sehr anschaulich widerspiegelt:

Während eines Spaziergangs holte meine Freundin (Schimpansen–Typus) aus ihrer Handtasche einige Parfum-Teststreifen heraus und schwärmte von den aufgesprühten Düften. Ich fragte sie, ob sie sich eins dieser Parfums gekauft hätte.Antwort: „Eins? Es war Räumungsverkauf in der Parfümerie. Da konnte man bis zu 50% sparen.“Ich war zunächst ganz platt (Schimpansen-Typus und sparen?), stutzte aber dennoch:„Und wie viel hast du ausgegeben?“„Das sag ich lieber nicht. 1400 Euro.“Ich: „Schön, wenn man sich das leisten möchte und kann.“Sie: „Schön wär`s. Ich hab jetzt 1400 Miese auf‘m Konto.“

Um den ökonomischen Umgang mit Geld zu erlernen, ein kleiner Tipp: Die Anschaffung eines Sparschweinchens ohne Schlüssel oder eine feste Geldanlage wären gute Möglichkeiten, den Schimpansen-Typus vor zu leichtsinnigen Ausgaben zu schützen. Ein weiteres, besonders auffälliges Merkmal des Schimpansen–Typus ist seine Vielseitigkeit. Bedingt durch seine naturgegebene Neugier zeigt er sich sehr aufgeschlossen und interessiert an vielen Dingen des Lebens. Er ist ausgesprochen offen und erkennt schnell Zusammenhänge. Dadurch ist er sehr flexibel, kann sich gut einer Situation anpassen. Es ist faszinierend, wie breit gefächert sein Wissensspektrum scheint. Nur leider findet der Schimpansen–Typus auch hier nicht ausreichend Zeit und Lust, sich in jedes Thema zu vertiefen und so glänzt er oft mit „Halbwissen“. Sollte ein Gesprächspartner es genauer wissen wollen, geht dem Schimpansen–Typus meist rasch die Luft aus. Charmant versteht er es jedoch, die Wissenslücke zu überspringen, indem er von etwas Neuem, noch viel Spannenderem, zu erzählen beginnt. Dabei können Schimpansen–Typen durch ihre bereits erwähnten Eigenschaften, gepaart mit ihrer Neigung, Dinge unter sehr vielen verschiedenen Aspekten zu betrachten, richtige „Leuchten“ sein, wenn sie sich einmal an einem Thema festgebissen haben. Dafür sollte es ihnen gelingen, sich Zeit zu nehmen und mit Ruhe und Besonnenheit an eine Sache zu gehen, Informationen zu sammeln und genau zu recherchieren. Hierzu eine treffende Erkenntnis über Schimpansen aus dem Internet-Natur-Lexikon: Schimpansen besitzen ein sehr hohes Lernvermögen. Dies wird durch Kommunikation in den Horden rasch ausgetauscht, so dass neue und erfolgreiche Verhaltensweisen sich schnell etablieren können. Sie lernen auch bereits durch reines Zuschauen. So stellt z.B. das Öffnen eines Schlosses mit einem Schlüssel im Zoo für sie kaum eine Herausforderung dar. Sind Werkzeuge unbrauchbar geworden, versuchen sie diese zu verbessern oder zu reparieren. Auch weisen sie Gegenständen Wertigkeiten zu und erlernen einfache Sprachmuster. Erhalten sie in Gefangenschaft Stifte oder Pinsel malen sie sofort los, überschreiten aber nie einen bestimmten Schwierigkeitsgrad welcher in etwa einem kleinen Kind entspricht.

(http://www.natur-lexikon.com /Texte/MZ/001/00092-Schimpansen/MZ00092-Schimpansen.html)

Der oben aufgeführte Artikel beschreibt im letzten Satz eine weitere Auffälligkeit des Schimpansen–Typus. Durch seine Unbekümmertheit, seine ausgeprägte Phantasie und seine Vorliebe für Spielereien jeglicher Art, bewahrt er sich seine kindliche Ader meist bis ins hohe Alter. Es fällt ihm oft schwer, wirklich ernst zu sein. Obwohl Vernunft und Ernsthaftigkeit manchmal durchaus angebracht wären, betrachtet er seine Umwelt als großen Spielplatz. Tief ist dann der Sturz aus schwindelnder Höhe, wenn ihn die Realität doch einholen sollte. Besser wäre es für einen Schimpansen–Typus, öfter einmal Zweifel an einer Sache anzumelden, Risiken abzuwägen und sich ab und an mit existentiellen Themen auseinander zusetzen. Dies würde dem Schimpansen–Typus womöglich erlauben, von seinem kindlich geprägten Weg einen Zugang zu einer erwachseneren Welt zu finden.

Hier nun eine Zusammenfassung der Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten des Schimpansen–Typus:

Was er gerne hat:

- unverbindliche Kontakte

- (neue) Beziehungen knüpfen

Was ihm helfen würde:

- Verbindliche Kontakte

- (alte) Beziehungen pflegen

- Verschwiegenheit

- Dinge öfters anzweifeln, kritisch sein

- selbst Antworten suchen

- Vielleicht sagen

- Hilfe zur Selbsthilfe leisten

- Zeit/Geld als kostbar ansehen, einteilen und sparen

- sich auf wenige Themen konzentrieren und diese vertiefen

- erwachsene, ernsthafte Sichtweise

- perfekter werden, indem Dinge erlernt und abgespeichert werden

Dieses bunte und vielseitige Allerlei hat natürlich Auswirkungen darauf, wie man den Schimpansen–Typus kennen lernen und wie man ihn „bei sich halten“ kann (mehr darüber in Kapitel 3). Bereits an dieser Stelle ist deutlich spürbar, dass die beiden Typenbilder des Gorilla–Typus und Schimpansen-Typus sich sehr voneinander unterscheiden. Kommt nun noch Variante Drei hinzu, wird es tatsächlich stürmisch auf der Welt ...

• Der Orang-Utan–Typus

Wer ist nun also der geheimnisvolle Dritte im Bunde? Es ist der Unscheinbare, der Zurückhaltende, Scheue unter den menschlichen „Primaten“, der Orang-Utan-Typus, der seiner Umwelt oftmals geheimnisvoll erscheint. Er liebt die eher ruhige Gangart, lässt sich selten hetzen, gönnt sich Pausen und erscheint dadurch etwas gemächlich und langsam. Seine Zeit betrachtet er als Kapital und kostet diese in vollen Zügen aus.

Diesbezügliche Gemeinsamkeiten zwischen unserem Orang-Utan–Typus und den Orang-Utans in freier Wildbahn werden von den Diplom-Biologen Konrad Wothe und Carsten Clemens wie folgt beschrieben: Orang-Utans sind Langschläfer. Zum einen natürlich zwangsläufig. Das Leben am Rande des Äquators beschert ihnen dauerhaft lange Nächte. Zum anderen haben es die „Waldmenschen“ nur selten eilig. Der Tag wird genossen, die mittägliche große tropische Hitze unbedingt gemieden, und ein Nickerchen am Tage ist fast eine Selbstverständlichkeit. Meist friedfertig und gemächlich hangelt oder stolziert der Baumriese durch sein Revier. Alles hat Zeit. Morgens gemütlich ausschlafen, dann ein Frühstück bestehend aus Feigen, Mangos,...; mittags ein kleines Nickerchen; nachmittags bevorzugt Rinde kauen; abends wieder Früchte naschen,... („Orang Utans“, Konrad Wothe, Carsten Clemens, Tecklenborg Verlag, Steinfurt)

Bevor der Orang-Utan–Typus seine Zeit in eine Sache oder einen Menschen investiert, überlegt er sehr genau, ob sich diese Investition auch lohnt. Dieses Abwägen des Für und Wider kann eine Weile dauern. Denn ein solcher „Einsatz“ seiner wertvollsten Gaben erfordert gleichzeitig die Aktivierung einer anstrengenden Ressource: Dem Treffen von Entscheidungen. Entscheidet er sich jedoch, nach langem Hin- und Her- Überlegen, sich einem Thema zu widmen, tut er dies sehr intensiv. Der Orang–Utan–Typus vertieft sich in sein Interessensgebiet, sammelt Informationen, recherchiert genau. Ein „Ankratzen“ oder nur „Reinschnuppern“ ist ihm meistens zu wenig. Sehr analytisch geht er an eine Sache heran, ergründet sie oft bis zum Ursprung. Alle Details sind ihm wichtig.

Dirk Beppler schreibt über eine Beobachtung der Psychologin Jana Uher, die im Leipziger Zoo verschiedene Versuche mit Orang-Utans durchführte:

Sie sind ausdauernde Tüftler und zerlegen fast alles, was sie mit ihren starken Fingern zu fassen bekommen. Bei den Orangs ist es so, dass sie sich oft mit der Anlage auseinander setzten und auch viel an neuen Objekten manipulieren und sehr ausdauernd sind. Diese ruhige, fast gelassene Art kennzeichnet die Orang Utans.