Der halbe Tod - Bernd Diksen - E-Book

Der halbe Tod E-Book

Bernd Diksen

4,8

Beschreibung

Eines Morgens wird in einer westdeutschen Kleinstadt das Fabrikantenehepaar Uhlmann tot aufgefunden. Die Umstände ihres Todes sind mysteriös. In mühevoller Kleinarbeit ermittelt die Mordkommission Fakten und Zusammenhänge. Das verblüffende Ergebnis der aufwendigen Recherchen ist die Aufdeckung eines raffinierten Mordes. Diksen erzählt brisant, spannend und logisch und zeigt die gefährliche Oberflächlichkeit und Selbstzufriedenheit der Gesellschaft im Taumel des Wohlstandes.

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Impressum

eISBN 978-3-360-50104-2

© 2015 (1970) Das Neue Berlin, Berlin

Cover: Verlag

Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Bernd Diksen

Der halbe Tod

Das Neue Berlin

I.

Seit zwanzig Minuten pendeln wir zwischen zwei Zimmern hin und her. Wir, die Mordkommission. Voran Kommissar Schwenzer. Er ist ein richtiger Bulle, und es ist ganz selbstverständlich, daß wir ihn Bully nennen. Wir, das sind Plotzki und ich. Ich bin der Jüngste und vorläufig noch das Stiefkind der Familie. Ich bin erst vier Wochen dabei und darf eigentlich nur reden, wenn ich gefragt werde.

War vorher auf Schule. Große Dressur: Spurensicherung, bißchen Chemie, etwas Rangertum und so weiter.

Bei Schwenzer habe ich kaum eine Chance. Der will nur tüchtige Mitarbeiter mit Garantieschein, daß sie keine Ambition auf höhere Gehaltsstufen haben. Der will Duckmäuser wie Kommissar Plotzki. Er ist unser zweiter Mann, ist etwas jünger als Bully, sieht aus wie ein Filmkommissar und ist nichts als der Schatten des Chefs.

Schwenzer brüllt, prügelt, erpreßt. Kriegt alles ’raus, sagt man. Manchmal mehr, als das Opfer selbst weiß. Seine Methoden sind ebenso altmodisch wie ekelhaft. Aber er kriegt alles ’raus. Sein Büro betritt man am besten mit einem notariell beglaubigten Geständnis in der Hand. Ich war selbst dabei, als er eine hübsche Kellnerin zwang, sich völlig zu entkleiden. Um den Preis von zwei Handtüchern für ihre Blößen verriet sie Vater und Mutter.

Das ist Schwenzer. Ein Vollmondgesicht mit schmalem Bärtchen. Meist spricht er wie ein luftgekühlter Dieselmotor bei Standgas. Hämmernd, monoton und laut. Gefährlich wird er, wenn er höflich ist. Und jetzt ist er höflich.

»Den Junior zuerst«, weist er leutselig Plotzki an. Fast könnte man an Mitleid oder gar Mitgefühl glauben. Denn nebenan liegen die Eltern des Juniors. Friedlich, nebeneinander, in einem Bett, wie das bei Ehepaaren gelegentlich vorkommen soll. Hugo und Dorothee Uhlmann. Sie liegen im Schlafzimmer Dorothee Uhlmanns und sind tot.

Frank Uhlmann kommt herein und bleibt abwartend stehen.

»Sie …«, beginnt Bully und stockt. Frank Uhlmann ist erst sechzehn Jahre alt, und Bully würde lieber du zu ihm sagen. Aber der Junge ist mindestens zehn Zentimeter größer als er. Einsachtundachtzig, schätze ich. Und Frank ist der Erbe der Uhlmann-Chemie.

»Sie sind also der Sohn. Und … Sie wissen Bescheid?« Bully deutet träge hinter sich, als sei dort irgend wo ein Wasserrohrbruch.

Wir sind im Salon der gnädigen Frau, die Tür zum Schlafzimmer ist nur angelehnt.

»Ich weiß«, bestätigte der Junge ernsthaft.

»So, und seit wann?«

»Seit halb acht. Onkel Daniel rief mich an.«

»Rief an? Sie waren demnach nicht zu Hause?«

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