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Als die Morduntersuchungskommission eintrifft, finden sie eineTote in einem Sarg vor, die sich allerdings kaum selbst dort hineingelegt haben konnte. Elsa Bäumler war über siebzig, stark gehbehindert und herzkrank. An ihrem Hals finden sich Würgemale und ihre Geldkassette ist leer, wenn auch nicht gewaltsam geöffnet worden. Ohne sich von den mysteriösen Umständen beirren zu lassen, forschen die Kriminalisten nach einem Motiv. Der Obduktionsbefund weist zwar einen Herztod aus, aber Hauptmann Draht ist überzeugt: In Särgen stirbt man nicht!
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Seitenzahl: 233
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Impressum
eISBN 978-3-360-50096-0
© 2015 (1976) Das Neue Berlin, Berlin
Cover: Verlag
Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de
Bernd Diksen
Leere Hände
Das Neue Berlin
In Särgen stirbt man nicht
weiß Hauptmann Draht
»Unvorstellbar«, sagte Dr. Köhler, und man konnte ihn durchaus verstehen, wenngleich es auch wieder nicht unvorstellbar war; schließlich sahen wir es vor uns. Es war mehr ungewöhnlich.
Die Tote lag in einem Sarg. Nur konnte sich die alleinstehende, über siebzig Jahre alte Else Bäumler kaum selbst da hineingebettet haben – wenn sie auch mit gefalteten Händen und irgendwie angemessen ordentlich ruhte, als habe sie ihr irdisches Dasein zufrieden abgeschlossen, bereit, sich nun ganz dem unbekannten ewigen Leben zu widmen; sie hatte deutliche Würgemale am Hals.
»Unvorstellbar«, wiederholte der alte Herr kopfschüttelnd und mit heiserer Stimme. Er meinte damit nicht nur die ungewöhnliche Situation, denn Tote, auch in Särgen, musste er in langer Berufspraxis genug gesehen haben. Es war die Tatsache, dass die stattliche Frau Bäumler, ein halbes Menschenleben lang seine Patientin, eines unnatürlichen Todes gestorben sein musste. Und deswegen waren auch wir hier.
Für uns als Morduntersuchungskommission waren gerichtsmedizinischer Befund und Ergebnis der gesetzlich vorgeschriebenen Obduktion entscheidend. Doch eine vorläufige Zeitangabe konnte im Augenblick schon eine Hilfe sein.
»Die ungefähre Todeszeit würde mich interessieren.«
Dr. Köhlers wache Augen musterten mich durch dicke Brillengläser. Er sah auf seine goldene Taschenuhr und legte sich vorsichtig auf die gestrigen Abendstunden fest. »Vor zehn bis fünfzehn Stunden also«, rechnete er mir vor. »Wie Sie sehen, ist die Leichenstarre trotz der empfindlichen Kühle im Zimmer voll ausgebildet.« Dazu nickte er bekräftigend, während er der Toten ein Fieberthermometer unter die Achsel zwängte. »Zimmer ist allerdings geprahlt.«
Das Zimmer war die Abstellkammer, vollgepfropft mit Regalen, und es roch heftig nach Bohnerwachs. Der Sarg, dessen Deckel am Kopfende lehnte, wirkte nicht nur deshalb deplaciert. Es war ein Prachtstück aus dunkel gebeizter Eiche, mit kunstvollen Schnitzereien und umlaufenden Hohlkehlen fast überladen, dazu blanke, golden glänzende Beschläge. Und der Ausschlagstoff, auch wenn er kaum die vorgetäuschten Seidenfasern enthielt, um geschickt aufgewertetes Papier handelte es sich fraglos auch nicht. Es war, wie es einer meiner Mitarbeiter treffend formulierte, der Sarg für einen Menschen, der noch im Tode Wert auf Standesunterschiede legt.
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