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Ein ganz normaler Tradingtag und Menschliches, allzu Menschliches. Lieber einen Monat in der Hölle, als einen Tag Trader sein. Zurückhaltung ist der bessere Teil von Tapferkeit. Im Mittelpunkt der Buchserie »Der Händler« steht Philip, ein junger Trader mit großer Leidenschaft für den Börsenhandel. Durch sein jahrelanges Praktikum in einem Handelsbüro lernt er sich selbst nach und nach näher kennen. In den Bänden wechseln sich Romanteile und die dazu gehörigen Fachbuchteile ab und bauen aufeinander auf. Im Romanteil wird der Fachbuchteil vorbereitet, erläutert und praktisch umgesetzt, im Fachbuchteil wiederum werden die Erkenntnisse aus dem Romanteil zusammengefasst und vertieft. Aufbauend auf seinem Bestseller Das große Buch der Markttechnik, bietet Michael Voigt erneut einen zuverlässigen Ratgeber für das markttechnisch orientierte Trading. Die Buchserie »Der Händler« ist sowohl auf Anfänger als auch auf fortgeschrittene Trader ausgerichtet.
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Seitenzahl: 733
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
1. Auflage 2016
© 2016 by FinanzBuch Verlag
ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Nymphenburger Straße 86
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Redaktion: Marion Reuter
Korrektorat: Sonja Rose
Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München
Umschlagabbildung: D. Lieske
Satz: inpunkt[w]o, Haiger
ISBN Print 978-3-89879-936-2
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-785-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-786-8
Inhalt
Der Händler, Band 1
VORWORT
Was bisher geschah …
FACHTEIL DER HÄNDLER
ERLÄUTERUNGEN
Der Händler, Band 2
VORWORT
FACHTEIL DER HÄNDLER
ERLÄUTERUNGEN
Der Händler, Band 3
VORWORT
FACHTEIL DER HÄNDLER
ERLÄUTERUNGEN
Ich bin überzeugt, dass diese Buchreihe besonders anziehend für jene Händler ist, die Antworten suchen, aber keine finden können, die den Erfordernissen der Vernunft und der Erfahrung entsprechen; für Menschen, die aus demselben Grund nicht an Geister und Engel glauben, aus dem sie nicht an den Weihnachtsmann glauben, und für Trader, die nicht glauben, es gebe auf die schwierigen Probleme des Lebens als Trader einfache Antworten.
Diese Buchreihe bietet eine Antwort, indem sie in Abrede stellt, dass nur eine Antwort nötig oder möglich sei. Stattdessen vertritt sie die These, keinerlei Regelwerk oder Strategie sei in der Lage, die Wirklichkeit des Börsenhandels angemessen zu beschreiben. Sie geht so weit, dies auch auf sich selbst anzuwenden: Man müht sich und plagt sich, das Rätsel zu lösen, bis man nicht nur sieht, sondern auch spürt, dass es keine Lösung gibt –
Die Geschichte von Philip, einem einfachen, aber interessanten jungen Mann, wird hier nicht um seinetwillen erzählt, sondern um der Geschichte willen, die in hohem Grade erzählenswert scheint: Diese Geschichte hat sich vor nicht allzu langer Zeit ereignet, dennoch ist sie nicht aktuell und wird daher in der Zeitform der Vergangenheit erzählt. Fehlende Aktualität jedoch ist kein Nachteil für eine Geschichte rund um den Börsenhandel, eher ein Vorteil; denn je eher Geschichten um Trades vergangen sind, desto besser ist es für sie in ihrer Eigenschaft als zum Nachdenken anregende Geschichten, die vom Leben und Bewusstsein tief zerklüftender Emotionen und deren Grenzen erzählen.
Es steht mit diesem Buchband – der aufbauend und nahtlos an das Große Buch der Markttechnik anschließt – so, wie es heute auch mit jedem Händler steht: Die Tiefe und Tragweite seiner Gedanken und das Maß seiner Fähigkeiten als kluger Händler sind nicht nach Tagen oder der auf jedem Trade liegenden Erfahrung, nicht nach Sonnenumläufen zu berechnen; kurz gesagt: Die Geschichte verdankt den Grad ihres Vergangenseins nicht eigentlich der Zeit – eine Aussage, mit der auf die Fragwürdigkeit und eigentümliche Zwienatur dieses geheimnisvollen Elements Trading angespielt und hingewiesen sei. Denn ist es nicht so, dass der Lerncharakter eines Trades und die diesbezüglich umherschweifenden Gedanken des Traders nicht umso tiefer, vollkommener und deutlicher werden, je größeren Abstand man dazu gewinnt? Denn fachliche oder mentale Prinzipien sind schnell formuliert, doch sie müssen umgesetzt, angepasst, erneut umgesetzt und im Einzelfall wieder konkretisiert werden. Und genau da liegt die eigentliche Schwierigkeit.
Die Geschichte – sie besteht aus sechs Bänden und zwei Sonderbänden – wird ausführlich erzählt, genau und gründlich, denn wann wäre je die Kurz- oder Langweiligkeit im Trading abhängig gewesen von Raum und Zeit, die es in Anspruch nahm? Ohne jegliche Furcht vor Direktheit wird vielmehr zu der Ansicht geneigt, dass nur das Gründliche wahrhaft unterhaltend im Börsenhandel und im Trading ist.
Also, gelesen sind die Bände schnell, aber im Handumdrehen wird der Leser gedanklich mit diesen Zeilen nicht fertig werden. Ein paar Stunden werden dazu nicht reichen – und auch die fünf Tage einer Handelswoche nicht.
Ein Hinweis zu guter Letzt: Es soll auf den Namen der Handelsbüros und die Stätten des Geschehens kein besonderer Wert gelegt werden. Wie in allen Handelsbüros rund um die Welt fanden dort Plustrades- und Minustrades, mentales Vorgleiten, Zusammenstöße zwischen der menschlichen Psyche und Regelwerken, Aktionismus und Langeweile, dazwischen ständiges Flackern der Kurse, Verstimmung und Verschiebung aller Rhythmen gegeneinander statt. Das alles glich im Ganzen einer Blase, die in einem aus dem dauerhaften Stoff von Kursen, Charts, Handelslogiken, Nachrichten und Orders bestehenden Gefäß kocht.
Die Händler in der Geschichte, die in dem Handelsbüro arbeiteten, hatten diesen Eindruck natürlich überhaupt nicht. Sie gehörten scheinbar einer bevorzugten Berufsschicht an, waren vornehm in Kleidung, Haltung und vor allem in der Art, wie sie ehrlich miteinander sprachen, trugen die Anfangsbuchstaben ihrer Namen bedeutsam auf ihre Hemden gestickt. Und ebenso, das heißt nicht nach außen gekehrt, wohl aber in der feinen Unterwäsche ihres Bewusstseins, wussten sie, dass sie auch nur Menschen und keine Maschinen waren und der Börsenhandel einer der schwersten Jobs war unter Gottes Himmel. Sie arbeiteten in unerwähnten Städten, denn auch diese bestanden wie jede Stadt der Welt aus Unregelmäßigkeiten, Wechseln, Duellen von Dingen und Angelegenheiten mit Punkten der Stille dazwischen, aus ungebahnten Wegen und kurvenreichen Straßen.
Und somit fangen wir – aufbauend auf Das Große Buch der Markttechnik – erneut an, das Trading zu erforschen, die seltsame Hartnäckigkeit der Unvernunft zu verstehen, mit der es den Globus der Börsen umspannt. Wir wollen ihm auf die Schliche kommen!
Zudem könnte es sein, dass diese Geschichte auch mit Ihrem Trading, lieber Leser, das eine oder andere zu schaffen hat …
Michael Voigt
Ich möchte mich bei allen Beteiligten, die bei der Umsetzung des Buches geholfen haben, ganz herzlich bedanken. An erster Stelle möchte ich meiner Familie und Tina danken. Sie haben mir für den Zeitraum der Bucherstellung den Rücken frei gehalten und mich in diesem Vorhaben unterstützt und bekräftigt. Einen großen Dank gilt es auch meiner Assistentin Frau Posselt auszusprechen, die sich in unzähligen Stunden mit meiner Handschrift auseinandersetzen musste. An dieser Stelle möchte ich ebenso Holger und Erdal für ihre vielen Bemühungen und Hinweise meinen Dank aussprechen, sowie: Herrn Aderhold, Frau Auer, Frau Boettger und Herrn Rudolf.
Alles war eigentlich so, wie es sich Philip erträumt hatte: Er wusste, was eine Aktie war, am Terminmarkt long und short gehen konnte er auch, und mit technischer Analyse kannte er sich ebenfalls schon ein bisschen aus. Alles war eigentlich perfekt! Doch als Philip sein Praktikum in einem Handelsbüro begann, merkte er, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte! Denn: Immer, wenn er in den Markt ging, machte der genau das Gegenteil von dem, was er sich vorstellte.
Doch mit den Jahren seiner Ausbildung änderte sich alles: mehr Fachwissen, mehr Logiken, weniger mentale Verfangenheit. Mit Witz, ungestümen Emotionen und vielen Denkübungen schlug sich Philip durch den Dschungel des markttechnisch orientierten Tradings. Als Reiseführer dienten ihm einst wie auch heute noch seine Kollegen Hofner und Sander. Mit dem umfangreichen Wissen der beiden und den Abhandlungen über Markttechnik im aktiven Börsenhandel gelang es Philip, seinen Weg zu finden.
Nun, Jahre später, bekommt Philip die Chance, selbst ein Reisebegleiter für den neuen Praktikanten Stan zu sein …
*
Würdest du dich als gestresst bezeichnen?
Nein. Ganz sicher nicht. Ich habe nur … einfach viel zu tun. So ist das nun mal, wenn man einen anspruchsvollen Job hat. Ich bin ehrgeizig und habe Spaß an meiner Arbeit.
Na gut, manchmal fühle ich mich schon etwas unter Druck. Ich bin schließlich Berufshändler, genau genommen Trader, habe also immer den Finger direkt am Puls des ganzen Finanzmekkas. Hat eigentlich irgendjemand da draußen einen Schimmer, was das heißt? Nein?
Philip unterbrach seinen inneren Monolog, schaute kurz auf die Fragen, die vor ihm lagen, und fixierte den äußeren rechten Bildschirm. Der DAX-Future stieg um weitere 13 Punkte. Kurz darauf erblickte ein neuer Bar des 10-Minuten-Charts das Licht der Welt. Durch diesen Anstieg rückte der letzte lokale Tiefpunkt von 6.808 noch weiter in die Trading-Ferne. Gut. Egal, jetzt weiter zur nächsten Frage.
Wie viele Stunden verbringst du tagtäglich am Arbeitsplatz?
12
8
Na ja. Wie man es nimmt, überlegte Philip. Rein körperlich nicht so viele. Aber geistig …
Treibst du regelmäßig Sport?
Ich jogge regelmäßig.
Ich jogge, so oft ich kann.
Ich habe vor, demnächst mal wieder joggen zu gehen. Sobald ich Zeit habe.
Im Moment ist aber an den Märkten viel los.
Philip setzte den Stift kurz ab, räusperte sich und warf einen Blick auf den Chart. – Heiliger Bimbam, wie lange dauert das denn noch, bis der Markt mal fällt?
Hofner, vier Meter hinter ihm, klickte gerade eine Stopp-Sell-Order in den Markt und schaute kampfbereit von seinem Arbeitsplatz auf. »Komm schon, komm schon …«, feuerte der erfahrene Händler den Euro-FX-Future zum Spaß an und griff sich in sein kurzes, dunkles Haar. »Fall unter die zwölf!«
Der Euro-FX-Future pendelte seit beinahe sieben Minuten zwischen 1,5813 und 1,5820. Die Stopp-Sell-Order zur Eröffnung der Short-Position lag auf dem Kurs von 1,5795. Dieser geplante Trade resultierte aus der 20-Pips-Korrektur innerhalb des sauberen Abwärtstrends auf Tickbasis. Hofner hielt die Korrektur offenbar für beendet, denn der Markt drehte bereits wieder in Richtung des letzten Tiefpunkts, legte jedoch auf diesem Weg eine kurze Zwischenpause ein.
Hofner war Philips Arbeitskollege und langjähriger Freund. Hofners Ruf? Ein Notarzt für Trader, ohne Wenn und Aber. Ein Retter in letzter Minute, ein gerissener Meister seines Fachs, der willens war, alles zu tun, um sich, seine Ideen und Emotionen in den Griff zu bekommen. Philip empfand es immer als einen großen Glücksfall, mit einem solchen Trader zusammen durch das Universum von Märkten und Zeiteinheiten zu surfen. Händler vom Schlag eines Hofner hatten von klein auf gelernt, jedem Trader mit Rat und Weitsicht beizustehen. Er kannte alle Facetten und sämtliche Betrachtungen des Tradings. Er kannte die riesigen Gewinne und großen Verluste so gut wie sonst kaum jemand. Er stimmte mit den anderen alten Hasen des Börsenhandels überein, die da sagten: »Sobald wir anfangen zu traden, fangen wir an, uns zu verändern …« Als erfahrener Händler hatte er jene Veränderung unzählige Male bei anderen, unter anderem auch bei Philip, miterlebt.
Obwohl Philip das Motto »Wir verändern uns beim Trading …« im Falle des Börsenhandels für richtig hielt, hätte er nie geglaubt, dass dies hier und jetzt etwas mit ihm und seiner Arbeit zu tun haben könnte. Das heißt – bis zum heutigen Tag, an dem sich seine Persönlichkeit wieder ein Stück weiterentwickeln sollte.
»Na, Philip, kommst du voran?«, fragte Hofner grinsend und warf zeitgleich einen Blick in Richtung des Euro-FX-Future-Charts.
»Äh, ich bin ein wenig im Stress«, erwiderte Philip leicht irritiert. »Außerdem hab ich meine Sachen noch nicht alle gepackt. Muss ich da wirklich alle Fragen beantworten?«
»Ich fürchte, ja …«, antwortete Hofner mit einem Hauch von gekünstelter Strenge. Schließlich war das Beantworten dieser »Wie steht es-um Ihr Leben?«-Fragen, wie man sie aus den üblichen Frauenzeitschriften kennt, ein heiß geliebtes Ritual der Trader. Da Ehrlichkeit vorausgesetzt war, hatten diese Fragen Philip das ein oder andere Mal in tiefste Grübeleien gestürzt, aber gelegentlich zeigten die anschließenden Gespräche mit Hofner und Sander ihm auch Mittel und Wege, mit der Arbeit und den damit verbundenen Schwierigkeiten besser umgehen zu können, und schenkten ihm hin und wieder einen wertvollen Blick in die Abgründe, auf die Berggipfel und Geheimnisse des Berufsalltags eines Traders. Natürlich gab es auch einen Haken an der Sache: Wer die schlechtesten Antworten hatte, musste jedes Mal das Mittagessen bezahlen.
Philip warf einen Blick auf seine Uhr. Schon halb zehn. Er hatte heute eigentlich wirklich keine Zeit für dieses Spiel. – Echt!
Sicherlich lag das daran, dass er in Gedanken bereits in der Luft war – und in Bangkok. Momentan interessierten ihn Fragen zur Luftfeuchtigkeit im asiatischen Raum und nach thailändischem Leben mehr als die zu seinem gewohnten Leben. Ab morgen würde nichts mehr sein wie gewohnt. Morgen würde er für mehrere Wochen nach Bangkok fliegen. Und zwar dienstlich.
Ein Blick auf den DAX-Future musste dennoch sein. 6.829 Punkte. Das Ding blieb momentan einfach stehen. Keinen Punkt rauf, keinen runter. Also gut. Nächste Frage.
Rauchst du heimlich?
Nein!
Trinkst du viel Alkohol?
Hin und wieder. Logisch. Aber bin ich deswegen gleich Alkoholiker?
Isst du regelmäßig gesundes Essen?
Was soll denn das schon wieder heißen?
Philip blickte erneut auf. Der DAX zeigte immer noch null Reaktion. Dagegen hüpfte der Schweizer SMI-Future seinem Tagestief entgegen.
… 7310 … 7311 … 7309 …
»Ich ernähre mich gesund und ausgewogen…«, kritzelte Philip schließlich hin.
Hast du das Gefühl, ein ausgeglichenes Leben zu führen?
Klar.
N…
Ja.
Manchmal.
Scheiße, ich bin Trader … Was soll die Frage? Hat hier überhaupt jemand eine Ahnung, wie das ist?!
»Fertig!«, verkündete Philip, wedelte mit dem ausgefüllten Fragebogen und schaute entspannt auf seine Bildschirme. Der DAX-Future stand sieben Punkte vor Philips Stopp-Order, welche er kurz unter das aktuelle Tagestief, das zeitgleich einen Punkt 21 darstellte, in den Markt legte.
»Na dann, mal sehen, wer das Mittagessen zahlt«, erwiderte Sander dröhnend und blickte gelangweilt nacheinander auf die Monitore seiner zwei Rechner, von denen allerdings einer viel langsamer agierte als der andere. Ein Netzwerkfehler, der Sander jedoch kaum aus der Ruhe bringen konnte, denn der Techniker war bereits gerufen und musste jeden Moment hier eintreffen.
Auch Sander, ebenso wie Hofner, konnte nichts mehr ängstigen, nichts mehr bewegen. Alle tausend Fäden des Wollens, welche einen Trader an die Welt der Kurse und Charts gebunden halten und ihn in Form von Begierde, Furcht, Neid und Zorn hin und her reißen, hatte er unter beständigem Schmerz bereits vor vielen Jahren durchtrennt.
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