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Er glaubt nicht an die Liebe, aber sie erobert sein Herz. Der historische Liebesroman »Der Held der Highlands« von Hannah Howell als eBook bei venusbooks. Schottland im Jahr 1475. Sie riskiert alles, um ihre Schwester zu retten – und gerät so selbst in Gefahr: Die ebenso mutige wie schöne Alana Murray wird von Feinden ihrer Familie gefangen genommen und in den Kerker geworfen. Hier begegnet sie dem Highland-Krieger Gregor MacFingal Cameron. Gemeinsam schmieden sie einen tollkühnen Plan … und tatsächlich gelingt ihnen die Flucht. Obwohl Gregor weiß, dass es seine Pflicht ist, zu seiner Familie zurückzukehren, kann er nicht anders: Er wird Alana auf ihrer gefährlichen Mission beschützen. Schließlich hat er sich unsterblich in sie verliebt – und ist fest entschlossen, ihr Herz zu erobern … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Das Romance-Highlight »Der Held der Highlands« von New-York-Times-Bestsellerautorin Hannah Howell ist der dritte und abschließende Roman der Saga »Highland Lovers«, der selbstverständlich unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden kann. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 520
Über dieses Buch:
Schottland im Jahr 1475. Sie riskiert alles, um ihre Schwester zu retten – und gerät so selbst in Gefahr: Die ebenso mutige wie schöne Alana Murray wird von Feinden ihrer Familie gefangen genommen und in den Kerker geworfen. Hier begegnet sie dem Highland-Krieger Gregor MacFingal Cameron. Gemeinsam schmieden sie einen tollkühnen Plan … und tatsächlich gelingt ihnen die Flucht. Obwohl Gregor weiß, dass es seine Pflicht ist, zu seiner Familie zurückzukehren, kann er nicht anders: Er wird Alana auf ihrer gefährlichen Mission beschützen. Schließlich hat er sich unsterblich in sie verliebt – und ist fest entschlossen, ihr Herz zu erobern …
Über die Autorin:
Hannah Howell, geboren 1950 in Massachusetts, kann ihren amerikanischen Familienstammbaum bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgen – liebt aber vor allem die Geschichte Englands und Schottlands; auf einer Reise dorthin lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen. Hannah Howell hat in ihrer schriftstellerischen Karriere über 60 Liebesromane veröffentlicht, darunter den großangelegten Zyklus über die Familie Murray, in dem sie mitreißend vom Schicksal mehrerer Generationen einer weitverzweigten schottischen Highlander-Dynastie erzählt. Hannah Howell wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Golden Leaf Award und dem Preis des Romantic Times Bookclub Magazine.
Bei venusbooks erschienen die folgenden Romane von Hannah Howell:
HIGHLAND HEROES: Das Schicksal des Highlanders; Die Lust des Highlanders; Das Schwert des Highlanders
HIGHLAND ROSES: Die Spur des Highlanders; Die Sehnsucht des Highlanders
HIGHLAND LOVERS: Der Fürst der Highlander; Der ungezähmte Highlander; Der Held der Highlands
HIGHLAND DREAMS: Das Begehren des Highlanders; Der Stolz des Highlanders; Die Versuchung des Highlanders
Der Kuss des Schotten
Das Herz des Highlanders
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eBook-Neuausgabe März 2020
Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.
Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2006 unter dem Titel »Highland Lover« bei Kensington Publishing Corp., New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Mein Geliebter aus den Highlands« bei Weltbild.
Copyright © der Originalausgabe 2006 by Hannah Howell; published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., New York, NY, USA
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2005 Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt 67, 86167 Augsburg
Copyright © der Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München
Copyright © der Lizenzausgabe 2020 venusbooks GmbH, München
Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück, 30161 Hannover.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von VJ Dunraven Productions sowie shutterstock/piotreknik, Targn Pleiades, mayk.75, enterphoto
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-95885-748-3
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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags
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Hannah Howell
Der Held der Highlands
Roman
Aus dem Englischen von Angela Schumitz
venusbooks
Schottland, im Frühling 1475
»Uff!«
Uff? Benommen und außer Atem beschloss Alana, dass dieser Laut von ihr stammen musste. Harte Lehmböden sagten nicht »Uff«. Seltsam war nur, dass ihre Stimme so tief, fast männlich von den rauen Steinwänden des Kerkers zurückhallte.
Doch als sie allmählich wieder Luft bekam, bewegte sich der harte Boden unter ihr plötzlich. In dem Moment begriff Alana, dass sie nicht auf dem Boden gelandet war, sondern auf einem Körper, und zwar einem mit einer tiefen, männlichen Stimme. Unter ihrer Wange befand sich weder Lehm noch Stein, sondern Tuch. Mit dem Ohr, das dieses Tuch berührte, vernahm sie einen steten, kraftvollen Herzschlag. Lediglich ihre Hände berührten den kühlen, leicht feuchten Lehm. Sie lag der Länge nach auf einem Mann wie eine Dirne!
Eilig zog sie sich zurück und bat um Verzeihung, weil ihre Knie und Ellbogen dabei peinliche Stellen berührten. Jedenfalls verstand sich der Bursche, auf dem sie gelandet war, hervorragend aufs Fluchen.
Sie rappelte sich auf und starrte auf die drei Männer, die durch eine Luke auf sie herabblickten. Einer von ihnen hielt eine Laterne hoch, die kaum mehr als seine grinsende, haarige Visage beleuchtete.
»Ihr könnt mich nicht mit einem Mann einsperren!«, empörte sie sich.
»Es gibt keinen anderen Platz«, entgegnete der Größte der drei, ein Mann namens Clyde, der ihres Wissens nach der Laird war.
»Ich bin eine Lady …«, fing sie an.
»Du bist eine kleine, unverschämte Göre. Willst du uns endlich sagen, wer du bist?«
»Damit Ihr meine Leute ausplündern könnt? Nay, das werde ich nicht tun.«
»Dann bleibst du eben, wo du bist.«
Sie hatte keine Zeit, Einspruch zu erheben. Die mit Eisenstäben gesicherte Luke fiel zu, und der schwache Schimmer der Laterne entfernte sich rasch zusammen mit den Gowans. Alana starrte in die Finsternis.
Warum war alles so schrecklich schiefgelaufen? Sie hatte doch nur helfen wollen, ihre Schwester Keira zu finden. Aber keiner ihrer Verwandten hatte ihre Bitten erhört. Niemand hatte geglaubt, dass sie bei der Suche nach ihrer Zwillingsschwester tatsächlich behilflich sein könnte. Da war ihr der brillante Einfall gekommen, sich als junges Mädchen zu verkleiden, ihren Brüdern zu folgen und den rechten Moment abzupassen, um sich ihnen zu erkennen zu geben. In höchsten Zügen hatte sie die Vorstellung genossen, wie sie zu ihren verwirrten Brüdern treten und diese direkt zu ihrer Schwester führen würde. Es hatte ihr ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ihre Schritte beflügelt – bis sie die Spur ihrer Brüder verloren hatte. Und obendrein hatte sie nicht die geringste Ahnung gehabt, wo sie sich befand.
Warum hatten ihre Gaben sie so plötzlich im Stich gelassen – ausgerechnet in dem Moment, wo sie so dringend ihre Hilfe brauchte? Von Selbstmitleid überwältigt hatte sie gerade ein Kaninchen gebraten, als die Gowans auf sie gestoßen waren. Alana verzog das Gesicht, als sie daran dachte, wie sie sich benommen hatte. Hätte sie das hilflose, süße Geschöpf gespielt, würde sie jetzt vielleicht nicht in einem Loch im Boden stecken, zusammen mit einem Mann, der sich offenbar soeben in einen Eimer erleichterte. Vielleicht wäre es doch klüger, den Gowans zu sagen, wer sie war? Dann konnten sie ein Lösegeld für sie fordern, und sie wäre wieder frei. Doch dieser Moment der Schwäche ging rasch vorbei. Alana mahnte sich streng, standhaft zu bleiben.
Innerlich fluchend beendete Gregor sein Geschäft. Es war zwar nicht der eleganteste Weg, sich seiner neuen Mitgefangenen vorzustellen, aber ihm war nichts anderes übrig geblieben. Nachdem dieses Mädchen auf ihn gefallen und dann seine Blase mit Knien und Ellbogen malträtiert hatte, konnte er sein Bedürfnis nicht mehr unterdrücken. Zum Glück bot die Dunkelheit den Anschein einer Privatsphäre.
Wo steckte seine Leidensgenossin überhaupt? Er lauschte in die Dunkelheit und hörte sie verhalten vor sich hin schimpfen. Clyde Gowan hatte sie eine unverschämte kleine Göre genannt, aber diese leise, rauchige Stimme ließ ihn eher an eine erwachsene Frau denken. Und auch der weiche, warme Körper, der auf ihm gelandet war, glich eher dem einer Frau, auch wenn er kaum gerundet zu sein schien. Gregor schüttelte den Kopf, während er sich vorsichtig zu der Stimme vortastete.
Trotz seiner Vorsicht machte er einen Schritt zu viel und stieß unsanft an ihren Rücken. Sie schrie leise auf und sprang hoch.
Dabei schmetterte sie ihm den Kopf ans Kinn, und zwar so wuchtig, dass Gregors Zähne aufeinanderkrachten, und ihm ein scharfer, stechender Schmerz bis in die Stirn fuhr. Gregor fluchte leise und wunderte sich nicht, dass sie dasselbe tat.
»Jesus, Mädchen«, knurrte er. »So viele Beulen, wie du mir bescherst, haben mir nicht einmal diese Narren da oben beigebracht, als sie mich gefangen nahmen.«
»Wer seid Ihr?«, fragte Alana und rieb sich die schmerzende Stelle an ihrem Kopf.
»Gregor. Und du?«
»Alana.«
»Nur Alana?«
»Nur Gregor?«
»Ich verrate dir meinen vollen Namen, wenn du mir deinen sagst.«
»Nay, lieber nicht. Vielleicht belauscht uns jemand in der Hoffnung, dass wir genau das tun.«
»Und du traust mir nicht so weit über den Weg, wie du spucken kannst, stimmt s?«
»Warum sollte ich? Ich weiß nicht, wer Ihr seid. Ich kann Euch nicht einmal sehen.« Alana versuchte, etwas in diesem Raum zu erkennen, doch es war zwecklos. Es war so finster, dass sie nicht einmal ihre Hand sah, selbst wenn sie sich diese direkt vor die Nase hielt. »Warum haben sie Euch in dieses Loch gesteckt?«
Einen kurzen Moment befiel sie die Sorge, dass sie mit einem richtigen Verbrecher festgehalten wurde. Vielleicht war er sogar ein Vergewaltiger oder ein Mörder? Doch dann mahnte sie sich, nicht so töricht zu sein. Die Gowans erhofften sich ein Lösegeld für sie. Selbst diese Burschen waren nicht so dumm, sie einem gefährlichen Mann auszuliefern und damit ihr lukratives Geschäft aufs Spiel zu setzen.
»Lösegeld«, erwiderte er knapp.
»Aha. Ich auch. Dann ziehen sie also durchs Land und klauben Leute auf wie Gänseblümchen.«
Gregor schüttelte kichernd den Kopf. »Nur solche, die ausschauen, als hätten sie oder ihre Verwandten ein paar Münzen in der Tasche. Als sie mich hierher verschleppten, wurde gerade einer freigelassen. Der sah ziemlich reich aus, obgleich seine hübschen Kleider verdreckt waren von der Zeit, die er in diesem Loch verbracht hat. Auch ich trug meine besten Kleider. Ich vermute, dein Gewand hat ihnen gesagt, dass deine Verwandten vermögend sind. Haben sie deine Wächter umgebracht?«
Alana errötete. »Nay, ich war allein unterwegs und hatte mich ein wenig verlaufen.«
Sie lügt, dachte Gregor. Entweder war sie eine ausgesprochen schlechte Lügnerin, oder die Dunkelheit hatte seine Sinne geschärft. Jedenfalls konnte er es ihrer Stimme anhören, dass sie log. »Ich hoffe, deine Verwandten bestrafen deine Wächter dafür, dass sie so sorglos waren.«
Aye, dachte Alana, es würde mit Sicherheit jemand bestraft werden. Daran hegte sie nicht den geringsten Zweifel. In einem Moment wie diesem wünschte sie, ihre Eltern hätten mehr von körperlicher Züchtigung gehalten. Ein paar schmerzhafte Schläge wären ihr allemal lieber gewesen als die Strafpredigt, die man ihr halten würde, und – schlimmer noch – die enttäuschten Mienen ihrer Eltern. Es würde ihnen schleierhaft sein, wie sie nur so töricht und ungehorsam sein konnte.
»Wie lange seid Ihr schon hier unten?«, fragte sie in der Hoffnung, ihn davon abzuhalten, sich eingehender nach den Umständen ihrer Gefangennahme zu erkundigen.
»Zwei Tage, glaube ich. Ganz genau kann ich es nicht sagen. Sie haben mir ein paar Decken gegeben und einen Eimer, den sie jeden Tag leeren. Zweimal täglich bekomme ich etwas zu essen und zu trinken. Wer bei dem Spiel ›Du bleibst hier, bis du mir sagst, was ich wissen will‹ als Sieger hervorgeht, weiß ich allerdings nicht. Mein Klan ist zwar nicht arm, aber eine größere Summe können sie nicht aufbringen; vor allem dann nicht, wenn sie nicht einmal wissen, wofür diese Kerle das Geld brauchen.«
»Ach, das haben sie Euch nicht gesagt?«
»Auf dem Weg hierher war ich meistens bewusstlos. Seit sie mich in dieses Loch gesteckt haben, höre ich nur drei Mal am Tag die Frage, wer ich bin. Ich nehme an, all diese Dinge passieren täglich, nicht nur, wenn diese Burschen gerade Lust dazu haben. Alles scheint eine Art Rhythmus zu haben. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich seit zwei Tagen hier bin.« Er dachte an die vergangenen Tage, die er allein im Dunkeln verbracht hatte. »Wenn ich richtig liege, geht jetzt der dritte Tag zur Neige. Als sie mich in dieses Loch warfen, wurde ich wieder bewusstlos. Ich wachte auf, als mich jemand anknurrte, dass es Zeit zum Abendessen wäre. Er brachte mir Essen und Wasser und erklärte mir die Sache mit dem Notdurfteimer und den Decken.«
»Als wir durch die Tore ritten, ging gerade der Mond auf. Jetzt ist es Nacht. Ihr habt also drei Tage im Dunkeln verbracht, in einem Erdloch«, murmelte sie und erbebte bei dem Gedanken an ein ähnliches Schicksal. »Was habt Ihr die ganze Zeit gemacht?«
»Nachgedacht.«
»Ach du meine Güte. Ich fürchte, das würde mich bald in den Wahnsinn treiben.«
»Es ist kein angenehmer Aufenthalt.«
»Wahrhaftig nicht. Ich schätze die Dunkelheit nicht besonders«, fügte sie leise hinzu. Sie zuckte zusammen, als sich plötzlich ein langer Arm um ihre Schultern legte.
»Das tut niemand. Vor allem, wenn sie kein Ende nimmt. Du warst also ganz allein, als sie dich erwischten. Haben sie dir etwas angetan?«
An dem sanften, freundlichen Ton, mit dem er diese Frage stellte, erkannte Alana sogleich, was er damit meinte. Es war zwar seltsam, aber sie hatte tatsächlich keine Angst vor einer Vergewaltigung gehabt, obgleich ihre Verkleidung als Kind eigentlich nicht ausreichte, um sie davor zu bewahren. »Nay. Sie haben mich nur gepackt und über meine Frechheit geschimpft, und dann haben sie mich quer über einen Sattel geworfen.«
Gregor lächelte. »Du warst also frech?«
»So kann man es auch nennen. Ich sitze friedlich am Feuer und brate ein Kaninchen, das ich glücklicherweise erwischt habe. Plötzlich reiten fünf Kerle heran und sagen mir, dass ich ab sofort ihre Gefangene bin. Ich soll ihnen lieber gleich sagen, wie ich heiße, damit sie meinen Verwandten die Lösegeldforderung nennen können. Ich wiederum erkläre ihnen, dass ich einen anstrengenden Tag hinter mir habe und mich jetzt wahrhaftig nicht mit stinkenden, haarigen Männern herumschlagen möchte, die mir vorschreiben wollen, was ich zu tun habe. Sie sollten lieber zu der Höhle zurückreiten, aus der sie hervorgekrochen sind. Sinngemäß habe ich es so formuliert«, fügte sie leise hinzu.
In Wahrheit war sie völlig außer sich geraten. So etwas passierte ihr nicht oft, und ihre Verwandten hätten sich bestimmt darüber gewundert. Die Gowans jedenfalls wunderten sich sehr. Die fünf hatten sie angestarrt, als wäre ihnen plötzlich eine Haselmaus an die Gurgel gesprungen. Es war sehr erheiternd, bis die Burschen merkten, dass sie von Schmähungen einer Person in Schach gehalten wurden, der sie mit einem Handgriff das Genick hätten brechen können.
Alana fragte sich immer noch, warum sie es nicht geschafft hatte, ihren Häschern zu entkommen. Sie konnte lange rennen, ohne zu ermüden, und sich in den schmälsten Schatten verbergen. Doch auf ihrer Flucht war ihr ein Missgeschick nach dem anderen passiert, und die Burschen hatten sie mühelos erwischt. Wäre sie abergläubisch gewesen, hätte sie gedacht, eine unsichtbare Hand des Schicksals habe dafür gesorgt, dass sie ihnen nicht entkam.
»Haben sie dir gesagt, warum sie so viele Geiseln nehmen?«, fragte Gregor.
»Aye, das haben sie.« Allerdings erst, als Alana ihnen an den Kopf geworfen hatte, dass sie dieses Geld sicher für völlig nutzlose Dinge ausgeben wollten und nicht für etwas, was sie dringend bräuchten – Seife zum Beispiel. »Sie wollen ihre Wehranlagen verbessern.«
»Wozu das denn?«
»Die Gowans haben beschlossen, dass diese Bruchbude stärkere Wehranlagen benötigt. Dafür brauchen sie Geld oder Dinge, mit denen sie handeln können, und an beidem fehlt es ihnen. Vermutlich gibt es Ärger in ihrer Nachbarschaft, und sie haben festgestellt, dass sie im Ernstfall zu verwundbar sind. Ich konnte nicht viel sehen, weil ich auf Clydes Sattel hing. Aber mir ist aufgefallen, dass sie in einem uralten Wohnturm hausen, der entweder vernachlässigt oder schwer beschädigt wurde oder beides. Er ist notdürftig instand gesetzt worden, doch vieles fehlt oder müsste repariert werden. Clydes Frau hat gesagt, dieses Anwesen sei ihre Mitgift.«
»Du hast mit seiner Frau gesprochen?«
»Nicht direkt. Sobald er einen Fuß über die Schwelle setzte, fing sie an zu zetern und hat bis zur Kellertür nicht mehr damit aufgehört. Sie ist mit seinen Geschäften nicht einverstanden. Aber offensichtlich will er von dieser törichten Idee nicht ablassen, und so meinte sie, er solle lieber rasch ein stattliches Vermögen anhäufen; denn zum Schutz vor all den Feinden, die er sich macht, bräuchten sie überragende Wehranlagen.«
Alana war klar, dass sie sich lieber von diesem Mann fernhalten sollte. Als er den Arm um sie gelegt hatte, hatte sie noch gedacht, er wolle sie trösten oder ihr die Angst vor der Dunkelheit nehmen. Doch er hatte den Arm nicht weggenommen, und sie war immer näher gerückt, bis ihre Wange direkt an seiner Brust ruhte.
Er war sehr groß, vielleicht sogar größer als ihre riesigen Brüder. Wahrscheinlich reichte sie ihm kaum bis ans Brustbein. Sie maß knapp einen Meter sechzig, er musste also gut einsachtzig sein. Sein Körper fühlte sich drahtig und stark an, und in Anbetracht dessen, dass er schon fast drei Tage in diesem Loch steckte, roch er bemerkenswert sauber.
Nun ist es aber wirklich allerhöchste Zeit, dass ich mich von ihm entferne, dachte Alana, beunruhigt, weil ihr sein guter Geruch aufgefallen war. Das Problem war nur, dass er sich so gut anfühlte. Sehr gut sogar – warm, stark und tröstend, lauter Dinge, die sie im Moment dringend brauchte. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass sie seine Umarmung schließlich nicht erwiderte, doch dann fiel ihr auf, dass sie den Arm um seine scheinbar sehr schlanke Taille gelegt hatte.
Reumütig gestand sie sich ein, dass es ihr gefiel, sich an ihn zu schmiegen. Sie hatte nicht die geringste Lust, diesen Platz aufzugeben. Und er hielt sie für ein junges Mädchen, sie musste also nicht befürchten, dass er womöglich dachte, sie würde ihn zu weiteren Berührungen ermuntern. Alana beschloss, dass die Nähe nichts schaden konnte. Vielleicht fand ja auch er Trost darin, nachdem er drei Tage allein im Dunkeln herumgesessen hatte.
»Wohin wolltest du, Mädchen? Gibt es, abgesehen von den Männern, mit denen du unterwegs warst, noch andere Leute, die nach dir suchen?«, fragte Gregor. Er war ein wenig beunruhigt, wie gut es sich anfühlte, dieses junge Mädchen zu umarmen, auch wenn er instinktiv wusste, dass Alana nicht das Kind war, das zu sein sie vorgab.
»Möglicherweise.« Sie hatte ihren Eltern eine Nachricht hinterlassen, und die fanden sich mit ihrem Ausflug bestimmt nicht sang- und klanglos ab. »Ich war unterwegs zu meiner Schwester.«
»Ach so? Dann werden die Gowans sicher bald herausgefunden haben, wer du bist, selbst wenn du es ihnen nicht sagst.«
»Wahrscheinlich. Und Ihr? Wird sich jemand fragen, wo Ihr steckt?«
»Nicht so schnell.«
Seine Familie ging wohl davon aus, dass er noch immer um seine wohlhabende Braut freite. Gregor hatte in der Dunkelheit seines Kerkers viel Zeit gehabt, nachzudenken, warum er eine Frau mit einer reichen Mitgift suchte und warum seine Wahl schließlich auf Mavis gefallen war. Sie war eine gute Frau, sie war einigermaßen hübsch und brachte Land und Geld in die Ehe ein. Als er sich von ihr verabschiedete, war ihre Vermählung mehr oder weniger beschlossene Sache. Doch mit jeder Stunde, die er hier im Dunkeln allein mit seinen Gedanken herumsaß, war er weniger froh über diese Entscheidung. Es fühlte sich nicht richtig an. Er dachte zwar nicht gern daran, dass sein Cousin Sigimor ziemlich oft recht hatte, aber die Meinung dieses Mannes ging ihm immer wieder durch den Kopf. Mavis fühlte sich nicht an wie die Richtige. Sie passte nicht richtig zu ihm.
Doch das war nebensächlich, gab er sich immer wieder verdrossen zu bedenken. Er war schon fast dreißig und hatte nie eine Frau kennengelernt, bei der er das Gefühl hatte, sie sei die Richtige und passe zu ihm. Bei Mavis würde er Laird sein und über sein eigenes Land herrschen. Mavis war eine vernünftige Wahl. Er liebte sie zwar nicht, doch nach all den Jahren und all den Frauen, bei denen er nie auch nur den Anflug von Liebe verspürt hatte, bezweifelte er, dass er überhaupt dazu fähig war, eine Frau zu lieben. Mit den richtigen Berührungen ließ sich die Leidenschaft wecken, und Mavis wirkte ziemlich verträglich. Damit musste er sich zufriedengeben.
Er wollte Alana gerade fragen, wie eingehend ihre Verwandten nach ihr suchen würden, als er über sich Schritte vernahm. »Stell dich dort drüben hin, Mädchen«, sagte er und schob sie auf seine linke Seite. »Sie werden jetzt den Eimer leeren und uns Essen und Trinken herunterlassen. Ich will nicht mit dir Zusammenstößen.«
Sobald Alana von ihm wegrückte, wurde ihr kalt. Sie wich zurück, bis sie stolperte und auf einen Stapel Decken fiel. Dort lehnte sie sich an die kalte Steinwand. Die Luke an der Decke des Kerkers öffnete sich, und ein Seil mit einem Haken am Ende wurde heruntergelassen. Eine Laterne warf so viel Licht, dass man wenigstens das Seil erkennen konnte. Gregor bewegte sich, als könne er sehen. Alana vermutete, dass er sich die Räumlichkeiten seines Gefängnisses sorgfältig eingeprägt hatte. Nun wurde der Eimer hochgezogen, und ein anderer wurde heruntergelassen. Als Gregor danach griff, erhaschte sie einen kleinen Blick auf seine Gestalt. Er war tatsächlich sehr groß und schlank. Alana verfluchte die Dunkelheit, die alles andere an ihm verbarg.
»Wir brauchen zwei Eimer Wasser für unsere Morgenwäsche«, rief Gregor dem Mann zu, der soeben den geleerten Notdurfteimer herabließ.
»Zwei? Warum zwei?«, fragte der Mann verdrossen.
»Einen für mich, einen für das Mädchen.«
»Ihr könnt euch aus einem waschen.«
»Hier unten wird man ziemlich schmutzig. Ein kleiner Eimer Wasser reicht kaum für eine Person, geschweige denn für zwei.«
»Ich frage beim Laird nach.«
Alana zuckte zusammen, als die Luke zufiel und der schwache Lichtschein verschwand. Sie versuchte einzuschätzen, wo sich Gregor aufhielt, und lauschte sorgfältig auf seine Bewegungen. Dennoch erschrak sie ein wenig, als er sich neben sie setzte. Doch dann stieg ihr der Duft von Käse und warmem Brot in die Nase, und ihr Magen knurrte laut.
Gregor lachte. Er stellte das Essen zwischen sie. »Die Gowans geben uns genug zu essen, auch wenn es nichts Besonderes ist.«
»Besser als nichts. Vielleicht reicht Ihr mir die Sachen? Ich glaube, ich brauche ein bisschen Zeit, um mich daran zu gewöhnen, mich in dieser völligen Dunkelheit zu bewegen.«
Sie verspannte sich, als sie spürte, wie eine Hand ihr Bein tätschelte, dann fiel ihr etwas in den Schoß – ein Stück Brot, wie sie feststellte, als sie danach tastete. Bevor Gregor das Essen teilte, hatte er sich wohl vergewissern wollen, wo sie saß. Sie fragte sich, warum sie ein bisschen enttäuscht darüber war.
»Iss lieber auf, Mädchen. Ich bin zwar bislang nicht von Nagern belästigt worden, aber ich habe ein paar Geräusche gehört, die mir verdächtig vorkamen. Wenn wir Essen herumliegen lassen, locken wir sie an.«
Alana erbebte. »Ich hasse Ratten.«
»Ich auch, und deshalb widerstehe ich auch der Versuchung, Essen zu horten.«
Sie nickte, auch wenn ihr klar war, dass er es nicht sehen konnte. Eine Weile aßen sie schweigend. Sobald Alana satt war, überkam sie eine bleierne Müdigkeit. Die Strapazen des Tages machten sich bemerkbar. Doch es gab keinen Platz und wohl auch keine Decken, um sich ein eigenes Lager herzurichten.
»Wo soll ich schlafen?«, fragte sie. Kurz war sie froh um die Finsternis, denn diese verbarg ihr Erröten.
»Hier, neben mir«, erwiderte Gregor. »Ich schlafe an der Wand.« Er lächelte über ihre fast spürbare Anspannung. »Keine Sorge, Mädchen. Ich werde dir nichts tun. Ich vergreife mich nicht an Kindern.«
Natürlich, dachte Alana und entspannte sich wieder. Er hielt sie für ein Kind. Einen Moment lang hatte sie ihre Tarnung vergessen. Der Gedanke, tagelang die Bandagen um ihre Brust nicht abnehmen zu können, war zwar nicht angenehm, aber es war besser so. Gregor behandelte sie wie eine Schwester oder wie sein eigenes Kind. Wenn er wüsste, dass sie eine Frau war, würde er sie womöglich als Bettgefährtin sehen oder versuchen, sie dazu zu machen. Die leise Stimme in ihr, die ihre Enttäuschung kundtat, brachte Alana sofort zum Verstummen. Schließlich hatte sie keine Ahnung, wer dieser Mann war und wie er aussah.
Sobald das Essen verzehrt war, stellte Gregor den Eimer an die Wand. Alana hörte, wie er ein paar Kleidungsstücke auszog. Dann spürte sie, wie er unter die Decke kroch. Rasch wich sie aus, als ein Fuß ihre Hüfte berührte. Sie nestelte die Bänder ihres Gewandes auf, zog die Stiefel aus und kroch neben ihm unter die Decke. Sofort verschwand die Kälte, und Alana musste einen wohligen Seufzer unterdrücken. Etwas an diesem Mann beruhigte sie und brachte sie dazu, ihre Gefangenschaft mit mehr Ruhe und Gelassenheit zu ertragen. Aber sie war einfach zu müde, um darüber nachzudenken, was es war.
»Morgen planen wir unsere Flucht«, sagte Gregor.
»Habt Ihr über einen Fluchtweg nachgedacht?«
»Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Schlaf jetzt, du wirst es brauchen.«
Das klingt nicht gerade aufmunternd, dachte Alana, bevor ihr die Augen zufielen.
Alana verzog das Gesicht, als sie sich nach der Morgenwäsche mit einem Tuch abtrocknete und saubere, aber klamme Kleider anzog. Die Gowans bemühten sich zwar, die Bedürfnisse ihrer Gefangenen nach Reinlichkeit zu befriedigen, aber gegen die alles durchdringende Feuchtigkeit und Kälte gab es keine Abhilfe. Alana schlang ihren Umhang um die Schultern. Nach drei Tagen in dem dunklen Loch, in das die Gowans sie gestoßen hatten, war ihr die Kälte bis ins Mark gekrochen. Sie wich nur dann, wenn sie sich eng an Gregors warmen Körper schmiegte.
Und das wurde allmählich zur reinen Folter. Stirnrunzelnd kämmte und flocht sie sich die Haare. Viel zu oft musste sie sich das Geständnis verkneifen, dass sie eine Frau war, kein Kind. Allerdings war ihr schleierhaft, warum es sie so sehr nach diesem Mann verlangte. Sie kannte ihn doch erst seit ein paar Tagen und hatte ihn noch nie richtig gesehen. Darüber hinaus erzählte er ihr nur sehr wenig von sich. Im Grunde war er ein Fremder. Dennoch war ihr, als würde sie ihn schon jahrelang kennen. Jedes Mal, wenn sie nachts nebeneinander lagen und sie seinen harten Schaft an ihrem Rücken spürte, wollte sie sich daran reiben. Sie wünschte sich inständig, er wäre durch ein Verlangen nach ihr zustande gekommen und nicht durch ein Bild in einem Traum oder das Bedürfnis, sich zu erleichtern. Es war der reine Wahnsinn. Und das Schlimmste war, dass sie nicht wusste, wie sie sich von diesem Wahn befreien sollte.
Es war höchste Zeit, dass der Mann seinen Fluchtplan in die Tat umsetzte. Sie selbst war noch auf keinen gekommen, und er hatte nur in ihrer ersten gemeinsamen Nacht davon gesprochen. Jedes Mal, wenn sie ihn vorsichtig danach fragte, kam nur eine Erwiderung: »Geduld, Mädchen.« Wie geduldig sollte sie denn noch sein? Wenn er einen Plan hatte, sollte er ihn erläutern, und wenn nicht, sollte er es einfach zugeben. Sie wäre zwar enttäuscht, aber sie würde ihm keinen Vorwurf machen, dass es ihm nicht gelang, einen Weg aus einem sehr tiefen Erdloch zu finden.
»Setz dich aufs Bett, Mädchen«, sagte Gregor. »Unser Frühstück kommt.«
Alana tastete sich vorsichtig zu ihrem Lager. Sie glaubte nicht, dass sie sich jemals so mühelos im Dunkeln bewegen würde wie Gregor, ganz gleich, wie lange sie noch hier unten ausharren musste. Als sie endlich an ihrem Ziel angelangt war, setzte sie sich rasch hin und beobachtete den schwachen Lichtschein, der über ihnen auftauchte.
»Seid ihr bereit, uns zu sagen, wer ihr seid?«, fragte der Mann, der den sauberen Notdurfteimer herabließ.
»Nay«, erwiderte Alana. Sie war stolz, dass sie es schaffte, dem wachsenden Drang zu widerstehen, ihren vollen Namen herauszuschreien, eine genaue Wegbeschreibung zu ihren Leuten zu liefern und zu fordern, aus dem Dunkeln hochgezogen zu werden.
Gregor grummelte nur, während er den sauberen Eimer vom Haken nahm und den vollen Notdurfteimer daran befestigte. Er blieb stehen, wie er es auch an den vergangenen drei Tagen getan hatte, und starrte auf das Seil, während ihr Wärter den Eimer hochzog und dann ihr Essen herabließ. Auch beim Austausch des schmutzigen Wassers gegen sauberes rührte Gregor sich nicht vom Fleck. Alana wunderte sich ein wenig darüber, denn das Ganze war wahrhaftig nicht sehr spannend. Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, spürte sie seine Konzentration und entdeckte sie auch in der angespannten Reglosigkeit seiner schlanken Gestalt.
Als der Wächter verschwand und mit ihm auch das schwache Licht, rang Alana wie immer um ihre Fassung. Erst als sich Gregor neben sie setzte, seufzte sie erleichtert auf. Immer, wenn das Licht verschwand, wurde ihre Angst vor der Dunkelheit übermächtig. Es war ihr peinlich, dass sie Gregors Anwesenheit brauchte, um sich dagegen zu wappnen. Sie schämte sich ihrer Feigheit, aber dieser Angst war mit vernünftigen Argumenten nicht beizukommen. Sie konnte nur hoffen, dass Gregor nicht merkte, wie verängstigt sie war, auch wenn sie nicht wusste, warum ihr das wichtig war.
»Ich habe jetzt einen Plan, Mädchen«, sagte Gregor und legte ihr vorsichtig ihren Essensanteil auf den Schoß.
»Und wann habt Ihr diesen Plan erdacht?«, fragte sie bemüht gelassen, auch wenn die Hoffnung ihr Herz schneller schlagen ließ. »Bevor oder nachdem Ihr mit dem Austausch des Notdurfteimers beschäftigt wart?«
»Für so ein kleines Ding hast du eine ziemlich scharfe Zunge«, murmelte er grinsend. »Ich habe zugesehen, wie die Eimer hochgezogen und heruntergelassen wurden.«
»Das habe ich bemerkt. Ich kann in dem schwachen Licht zwar nicht viel sehen, aber offenbar hat Euch dieser Vorgang sehr interessiert.«
»Ich habe ihn genau untersucht. Es hat eine Weile gedauert, bis ich darauf gekommen bin, wie man es am besten beurteilen kann.«
»Was beurteilen?«
»Die Entfernung zur Luke.«
»Keiner von uns kann so hoch reichen.«
»Aye, aber vielleicht wir beide zusammen.«
Alana kaute nachdenklich an einem Bissen Brot. »Was meint Ihr mit ›wir beide zusammen‹?«
»Wie groß bist du, Mädchen?«
»Knapp einssechzig.«
»Und ich bin gute einsachtzig.«
»Darauf könnt Ihr aber stolz sein«, murrte sie, dann fuhr sie seufzend fort: »Was soll das heißen?«
»Deine Größe zusammen mit meiner könnte reichen, um an die Luke zu kommen.«
»Und was soll ich dann tun? Die dicken Eisenstäbe durchnagen?«
»Das Gitter ist nicht verschlossen.« Er spürte, dass sie sich anspannte, obwohl sie nicht an ihm lehnte.
»Seid Ihr Euch sicher?«
»Aye. Warum sollten sich die Gowans die Mühe machen? Es liegt zu hoch – zumindest glauben sie das. An den Wänden kann man nicht hochklettern. Ich habe es vor deiner Ankunft mehrmals versucht, mir dabei aber nur ein paar blaue Flecken eingehandelt. Ich bin ein sehr guter Kletterer, aber selbst ich brauche gelegentlich einen kleinen Vorsprung oder sonst etwas, woran ich mich festklammern kann. Die Stellen, die es hier gibt, liegen zu weit auseinander, und sie sind auch nicht griffig genug.«
»Und wie sollen wir aus diesem Loch herauskommen?«
»Ich glaube, wenn du dich auf meine Schultern stellst, könntest du das Gitter erreichen.«
Alanas Blick schweifte nach oben. Sie stellte sich das Gitter vor, denn jetzt war es wieder zu dunkel, um es zu sehen. Die Eisenstäbe waren sehr dick. Ob verriegelt oder nicht, die Luke war bestimmt nur mit großem Kraftaufwand zu bewegen, vor allem wenn man nicht auf festem Boden stand, sondern auf den Schultern eines Mannes. Auch die Höhe war ihr unheimlich. Aber dieses Unbehagen konnte sie vielleicht besiegen, wenn sich dadurch eine Chance zur Flucht ergab. Sie war sich nur nicht sicher, wie groß diese Chance war.
»Es wird ziemlich schwer sein, das Ding hochzustemmen und aus dem Weg zu räumen«, murmelte sie.«
»Ich weiß. Für dich wird es ein wahrer Kampf werden, klein und zart, wie du bist. Aber es ist unsere einzige Chance. Ich kann nicht auf deinen Schultern stehen.«
»Wie wahr. Nun, einen Versuch ist es allemal wert.«
»Wir müssen es wahrscheinlich mehrmals probieren, weil wir kein Licht haben. Aber den ersten Versuch sollten wir wohl nach dem Abendessen wagen.«
»Warum so lange warten?«
»Wenn es klappt, ist es am besten, wenn wir die Burg in der Nacht verlassen. Nach unserer letzten Mahlzeit können wir mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass in den nächsten Stunden niemand nach uns sieht. Und wenn es nicht klappt, werden wir die Zeit haben, alle verräterischen Hinweise auf unser Vorhaben verschwinden zu lassen. Ich will verhindern, dass die Gowans uns dabei ertappen und dann die Luke besser sichern.«
»Sollen wir ein wenig Essen aufheben?«
Gregor seufzte. »Eigentlich schon, aber ich mache mir immer noch Sorgen wegen der Ratten.«
»Auf diese Gesellschaft kann ich wahrhaft verzichten, aber ich habe kaum Kratzgeräusche in den Wänden vernommen. Womöglich haben sie es aufgegeben. Schließlich seid Ihr schon fast eine ganze Woche hier, und wir haben ihnen nie etwas zu essen übrig gelassen.«
»Das stimmt. Und vielleicht haben sie ja noch keinen Weg in dieses Loch gefunden, weil die Gowans ihr Spiel erst seit Kurzem treiben. Wir versuchen es einfach. Wenn wir das Essen gut einwickeln, riechen sie es vielleicht nicht.«
Alana schauderte bei dem bloßen Gedanken, dass Ratten in ihrem Gefängnis herumhuschten. Sie hasste diese Geschöpfe. Doch leider mussten sie wenigstens versuchen, ein wenig Nahrung für ihre Flucht zu horten. Wenn es ihnen tatsächlich gelang, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien, mussten sie sich rasch und unauffällig bewegen, was die Suche nach Nahrung nahezu unmöglich machte. Bestimmt würden die Gowans sie verfolgen. Vielleicht würden sie es nicht lange tun, doch in dieser Zeit mussten Gregor und sie möglichst viel Strecke zurücklegen und sich verstecken. Dafür würden sie Essen brauchen. Um schnell zu laufen und sich gut zu verstecken, musste man bei Kräften sein.
»Zu schade, dass wir nicht unsere Pferde mitnehmen können«, murmelte sie.
»Aye«, pflichtete Gregor ihr bei. »Aber selbst diese Narren würden es merken, wenn ich versuche, Pferde durch ihr Tor zu schmuggeln.«
Alana lachte leise, runzelte dann jedoch die Stirn. Ihr war plötzlich ein Haken an seinem Plan eingefallen. »Wenn ich zur Luke reiche und sie öffne, wie sollen wir beide aus diesem Loch entkommen? Ich kann mich sicherlich hochziehen, doch Ihr seid dann immer noch hier unten.«
»Nun, das ist die Schwachstelle.«
»Das ist keine Schwachstelle, das ist der Knackpunkt.«
»Sarkasmus gebührt sich nicht für ein weibliches Wesen«, mahnte Gregor und grinste, als sie seine herablassende Bemerkung mit einem Fluch beantwortete.
»Jemandem eine Kopfnuss verabreichen gebührt sich auch nicht«, murrte sie.
Er überhörte diese Feststellung. »Ich denke, wir könnten die Decken zu einer Art Seil verknüpfen, falls du dort oben nichts Besseres findest. Sobald wir herausgefunden haben, ob du das Gitter öffnen kannst, wickeln wir die Decken um deine Taille, dann kletterst du heraus. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es dort oben mehrere Dinge, an die du die Decken knüpfen kannst.«
»Das könnte klappen.«
»Doch zunächst müssen wir herausfinden, wie du den besten Halt auf meinen Schultern findest, um dieses verfluchte Gitter zu öffnen. Wie viel wiegst du?«
»Ungefähr fünfundvierzig Kilo, vielleicht ein bisschen mehr.«
»Das kann ich mühelos heben. Allerdings habe ich noch nie versucht, so ein Gewicht auf meinen Schultern zu balancieren. Aber keine Angst, ich fange dich auf, wenn du fällst.«
Alana fand dieses Versprechen nicht besonders tröstlich. Aus einer Höhe von einem Meter achtzig herunterzufallen, war zwar nicht besonders schlimm, aber der Boden war hart. Sie hatte noch immer Blutergüsse von ihrem Sturz auf Gregor, als sie in dieses Loch geworfen worden war. Die Gowans hatten sie zwar erst an den Handgelenken herabgelassen, weil sie ihre Beute offenbar nicht allzu sehr beschädigen wollten. Aber trotzdem hatte sie sich wehgetan, als der Mann sie losgelassen hatte.
Am liebsten hätte sie Gregor gesagt, dass sie es nicht schaffen würde. Doch dann mahnte sie sich streng, diesem Anflug von Feigheit zu widerstehen. Sie mussten einen Fluchtweg finden, und das nicht nur, um ihren Familien die Bezahlung des Lösegelds zu ersparen. Sie musste dieser gnadenlosen Dunkelheit entkommen, bevor sie anfing, sich wie ein verängstigtes Kind an Gregor zu klammern. Jedes Mal, wenn die Gowans mit dem gesegneten Lichtstrahl kamen und wieder verschwanden, rückte sie diesem Punkt näher. Ihre Angst vor der Dunkelheit wurde immer schlimmer, und sie brauchte immer länger, um sich davon zu befreien.
Außerdem war die Kälte und Feuchtigkeit ihres Gefängnisses auf Dauer alles andere als bekömmlich. Alana wunderte sich, dass Gregor nach einer Woche noch so gesund und stark war. Der Mann wirkte kaum beeinträchtigt von diesen Umständen, die ihr allmählich an die Gesundheit gingen. Wenn die Angst vor dem Dunkeln sie nicht dazu brachte, sich an Gregor zu klammern wie ein Blutegel, dann würde es demnächst die alles durchdringende Kälte tun.
Ach, was war sie doch für ein erbärmlicher Schwächling. Bislang hatte sie sich immer für ziemlich abgehärtet gehalten. Doch natürlich hatte es auch immer ein Feuer gegeben, an dem man sich wärmen konnte, und trockene Kleider zum Wechseln. In diesem finsteren Loch gab es weder das eine noch das andere. Wenn man sich nicht gelegentlich aufwärmen und trocknen konnte, fraß sich die Kälte tief in den Körper hinein. Doch im Grunde war es kein Wunder, dass es Gregor nicht so viel ausmachte; denn er war viel größer als sie und hatte auch mehr Fleisch auf den Rippen.
»Und worüber ärgerst du dich gerade?«, fragte Gregor, während er sorgfältig ein paar Essensreste einpackte, was sich im Dunkeln als recht schwierig erwies.
»Wie könnt Ihr in meiner Miene lesen?«
»Du machst leise Geräusche, wenn du zornig bist.«
»Leise Geräusche?«
»So eine Art Knurren.«
»Ladys knurren nicht.«
»Natürlich nicht. Das hatte ich völlig vergessen.«
Alana beschloss, die Belustigung in seiner letzten Bemerkung zu überhören. »Was macht Ihr gerade?«
»Ich versuche, ein paar Nahrungsmittel einzupacken, was leichter wäre, wenn wir ein bisschen Licht hätten«, grummelte er. Dann fragte er noch einmal: »Also, worüber ärgerst du dich?«
Alana seufzte. »Ich habe gerade daran gedacht, was für ein erbärmlicher Schwächling ich bin.« Gregor gab einen seltsam erstickten Laut von sich. Wieder beschloss Alana seine Reaktion zu ignorieren. Es musste wohl ein Kompliment sein, wenn er diese Feststellung so lustig fand. »Ich habe mir immer eingeredet, die Dunkelheit würde mich ein wenig beunruhigen, mehr nicht. Aber jetzt kann ich mir nichts mehr vormachen. Sie jagt mir Angst und Schrecken ein. Und was Euren Fluchtplan angeht – auf Euren Schultern zu stehen und zu versuchen, einen Weg nach draußen zu finden, ist eine gute Idee, und ich werde mein Bestes tun. Aber der Gedanke, wie hoch ich dann stehe, macht mir auch Angst. Außerdem kann ich die Kälte und die Feuchtigkeit kaum noch ertragen. Sie geht mir durch Mark und Bein. Jedes Mal, wenn diese Narren fragen, ob ich ihnen meinen Namen nennen will, muss ich darum kämpfen, Nay zu sagen. Ein Teil von mir will laut herausschreien, wer ich bin, ihnen den Weg zu meinen Leuten in allen Einzelheiten schildern und sie antreiben, dass sie sich beeilen sollen. Und dieser Teil wird jeden Tag stärker. Ich bin feige.«
Gregor musste sich abermals ein Lachen verkneifen, als er sich neben sie setzte und den Arm um ihre schmalen Schultern legte. Sie klang, als ärgere sie sich grün und blau über sich selbst. Das konnte er gut verstehen; denn auch er hatte in den Tagen, als sie noch nicht da war, gegen seine Ängste ankämpfen müssen. Wenn man im Dunkeln saß und nichts zu tun hatte, kam man unweigerlich an den Punkt, dass man über sich nachdachte und sich schonungslos betrachtete. Vermutlich würde kaum jemand in einer solchen Lage auf Dauer gelassen bleiben.
»Ich glaube, viele Leute fühlen sich im Dunkeln und in der Höhe unbehaglich«, sagte er. »Das sind Ängste, mit denen wir alle zur Welt kommen und die wir nie völlig loswerden. Es ist nicht schlimm, wenn man Angst hat. Man darf sich nur nicht davon beherrschen lassen. Und was die Kälte und die Feuchtigkeit angeht – auch diese Gefühle sind völlig natürlich. Mir geht es genauso, auch ich bin es wahrhaftig leid.«
»Ihr seid schon länger hier als ich.«
»Aber ich habe auch viel mehr Muskeln, die der Kälte Widerstand leisten. Es dauert viel länger, bis sie sich bis zu meinen Knochen durchgebissen hat. Aber mittlerweile spüre auch ich sie dort. Nay, Mädchen, du bist kein erbärmlicher Schwächling. Du hast kein einziges Mal geweint, und ich musste dir auch keine Ohrfeige geben, um dich zur Vernunft zu bringen. Und außerdem beklagst du dich auch nicht unablässig.«
Alana blieb stumm. Sie drückte sich noch ein wenig fester an ihn. Nur der Wärme wegen, sagte sie sich. Sie wusste nicht, ob sie seinen freundlichen Versicherungen glauben konnte. Tröstlich waren sie trotzdem. Sie stand oft kurz davor, laut zu schreien und sich die Haare zu raufen, aber seine Anwesenheit half ihr, sich zu beherrschen. Doch das wollte sie ihm lieber nicht sagen. Es wäre nicht fair, die Last einer solchen Verantwortung auf seine Schultern abzuladen, und seien sie noch so breit. Und vielleicht war ihre Anwesenheit ja auch ihm eine Hilfe.
Einen Moment lang wünschte sie sich, sie wäre zu Hause geblieben. Doch sie hatte einfach nicht länger auf eine Nachricht von ihrer Schwester warten können. Sie hatten erfahren, dass Keira zur Witwe geworden und ihre Burg von einem Mann eingenommen worden war, dessen schlechter Ruf weithin bekannt war. Danach hatten sie monatelang nichts mehr von ihr gehört. Sie hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Jeder Tag, an dem von Keira nichts zu sehen oder zu hören war, hatte die Angst um ihre Schwester wachsen lassen. Sie hatten nur immer mehr üble Gerüchte vernommen. Lediglich das Gefühl, dass Keira noch am Leben war, und ihre Träume hatten Alana davon abgehalten, blindlings loszustürmen. Doch am Ende konnte sie einfach nicht mehr anders: Sie musste ihre Zwillingsschwester suchen.
Stirnrunzelnd erkannte sie, dass sie nicht mehr von Keira geträumt hatte, seit sie sich an die Verfolgung ihrer Brüder gemacht hatte. Doch selbst, wenn das ein schlechtes Zeichen war, konnte sie einfach nicht glauben, dass Keira tot war. Sie fühlte sich noch immer zu ihrer Schwester hingezogen. Sobald sie frei war, würde sie schon wieder spüren, welche Richtung sie einschlagen musste. Diese Anziehungskraft war allerdings das Einzige, was von der starken Verbindung zwischen ihr und Keira geblieben war. Auf einmal fühlte sich Alana schrecklich einsam und drückte sich noch enger an Gregor.
»Hast du Kummer, Mädchen?«, fragte er. »Nay, eigentlich nicht«, schwindelte sie. Sie wusste noch immer nicht, ob sie ihm sagen sollte, warum sie allein unterwegs gewesen und damit zu solch einer leichten Beute für die Gowans geworden war. »Die Chance, zu entkommen, ist so verlockend, dass ich Angst habe, zu stark daran zu glauben.«
Gregor streichelte ihren schlanken Arm. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Wir haben zwar jetzt einen Plan, doch nun müssen wir uns auch der grässlichen Möglichkeit des Scheiterns stellen.«
Sie nickte und spürte dabei die weiche Wolle seines Umhangs an ihrer Wange. Sie wusste nur zu gut, wie bitter das Versagen schmeckte. Ihr hochmütiger Plan, ihre Brüder zu Keira zu führen, war kläglich gescheitert. Ihr Stolz litt sehr darunter, und gleichzeitig konnte sie sich immer noch nicht erklären, warum sie versagt hatte. All ihre Gaben und Fähigkeiten hatten sie im Stich gelassen. Ihr war, als hätte die Macht, die ihr diese Gaben verliehen hatte, sie ihr plötzlich weggenommen.
Aber so ganz stimmte das nicht. Sie konnte nach wie vor spüren, dass ihre Zwillingsschwester lebte. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihre andere Hälfte nicht mehr da war. Es musste einen Sinn haben, einen Grund, den Gott und das Schicksal erdacht hatten, um sie davon abzuhalten, sich ausgerechnet jetzt zu ihrer Schwester zu gesellen. Vielleicht musste Keira eine Prüfung bestehen und ein paar wichtige Wahrheiten über sich erfahren, und ihre Schwester wäre ihr dabei hinderlich? Aber vielleicht musste ja auch sie selbst so eine Prüfung bestehen? Dieser Gedanke gefiel Alana gar nicht. Rasch bat sie Keira um Verzeihung, weil sie hoffte, dass es ihre Schwester war, die geprüft wurde. Keira war hübsch, freundlich und klug. Sie konnte eine solche Mutprobe viel leichter bestehen.
Alana liebte ihre Schwester innig und hatte immer das Gefühl gehabt, dass Keira ihre beste Freundin und Verbündete war. Dennoch musste sie sich reumütig eingestehen, dass sie gelegentlich ein wenig neidisch auf ihre Schwester war. Keira sah aus wie die Matriarchin in ihrer Familie. Mit ihrer schwarzen Haarpracht, ihrer hellen Haut und den grünen Augen war sie eine umwerfende Schönheit. Alana hingegen war klein und braunhaarig. Keira hatte eine wahre Gabe zu heilen, Alana war nur eine ganz passable Heilerin. Sie war zwar erfahren und geschickt, doch ihr fehlten die starken Instinkte, mit denen ihre Schwester gesegnet war. Keira konnte in die Zukunft blicken, Alana hatte lediglich eine starke Verbindung zu ihrer Schwester, die hin und wieder Träume, Visionen oder und starke Eingebungen hervorrief. Obwohl beide Schwestern ein freundliches Gemüt hatten, war Keira die Sanftere. Alana wusste, dass ihre Zunge messerscharf sein konnte. Auch wenn ihr klar war, dass ihre Familie sie genauso liebte wie Keira, hatte sie ab und zu das Gefühl, dass sie als Zweitgeborene die Welt in Keiras Schatten betreten hatte und seitdem darin verweilte. Doch das war natürlich töricht. Sie seufzte betrübt.
»Das war ein trauriges Geräusch, Mädchen«, sagte Gregor. »Bedrückt dich wirklich nichts?«
»Nay, ich habe nur daran gedacht, wie lange wir warten müssen, bis wir unseren Fluchtversuch starten können«, schwindelte sie und schämte sich ihrer Gedanken.
Gregor spürte deutlich, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagte, doch er bedrängte sie nicht weiter. »Nun, wie wär’s mit einer Partie Schach, um uns die Zeit zu vertreiben?«, fragte er, lehnte sich an die Wand und zog sie mit.
»Na gut. Ich bin bereit, Euch wieder gründlich zu schlagen«, sagte sie. »Ihr macht den ersten Zug.«
»Wie großzügig von dir«, sagte er gedehnt. Doch wahrscheinlich war ihre Zuversicht begründet, denn er hatte wirklich noch keine einzige Partie gegen sie gewonnen.
Er schloss die Augen, stellte sich sein geliebtes Schachbrett vor und bemühte sich um einen guten Eröffnungszug. Mit viel Glück würde es diesmal etwas länger dauern, bis sie ihn geschlagen hatte. Immerhin könnte er dann doch auch einen kleinen Sieg verzeichnen – er hätte in der langen Zeit des Wartens, die ihnen bevorstand, für eine sinnvolle Beschäftigung gesorgt.
***
Alana lag ausgestreckt auf einem fluchenden Gregor und japste, weil ihr beim Aufprall die Luft weggeblieben war. Es hatte sich rasch gezeigt, dass sie eine Weile brauchen würden, bis sie zu der Kraft und dem Gleichgewicht gefunden hatten, um wie eine Person zu handeln, wenn sie auf seinen Schultern stand. Ihr einziger Trost war, dass er sich ebenso schwer tat wie sie. Er konnte sie zwar halten, wenn sie sich nicht rührte, doch sobald sie versuchte, das schwere Eisengitter zu bewegen, verlor er das Gleichgewicht. Die ersten drei Male hatte er sie aufgefangen, doch jetzt hatte selbst das nicht mehr geklappt.
»Ich glaube, vier Versuche reichen für heute Nacht«, sagte Gregor und versuchte, seinen brummenden Schädel zu ignorieren. Er war mit dem Kopf so heftig auf den Boden aufgeschlagen, dass er beinahe ohnmächtig geworden war.
»Ganz meiner Meinung«, erwiderte Alana. »Vielleicht sollten wir morgen zwischen den Mahlzeiten üben, uns zu bewegen, wenn ich auf Euren Schultern stehe.«
»Das wäre wahrscheinlich klug.«
Es kostete Alana eine gewisse Überwindung, sich von ihm zu wälzen. »Wir müssen lernen, uns wie eine Person zu bewegen – wie eine sehr große Person.«
Gregor lachte kurz auf. »Aye. Dich zu halten ist nicht schwer, doch das Gleichgewicht zu wahren, während du dich an dem elenden Gitter zu schaffen machst, wird viel Übung erfordern. Glaubst du denn, du kannst es überhaupt bewegen?«
»Aye. Es ist zwar schwer, aber ich werde es schon schaffen. Ich muss nur herausfinden, wie das geht, ohne uns zu Fall zu bringen. Es gibt bestimmt einen Trick.«
»Na gut. Morgen üben wir, uns zu bewegen, wenn du auf meinen Schultern stehst, und du überlegst dir, worin dieser Trick bestehen könnte.«
»Und nach dem Abendessen probieren wir es wieder?«
»Aye, und auch in der nächsten und der übernächsten Nacht. Wir üben so lange, bis wir es geschafft haben.«
»Na toll!«
»Ich habe fast den Eindruck, dass es mich auslacht.«
»Es ist ein Eisengitter, Alana«, sagte Gregor. »Es kann nicht lachen.«
»Das ist ein Eisengitter, das mich drei Nächte lang geschlagen hat. Es lacht.«
Gregor grinste belustigt, doch dann zuckte er zusammen, als Alana einen der vielen Blutergüsse berührte, die er sich bei ihren vielen Versuchen, das Gitter zu bewegen, zugezogen hatte. Ihm war klar, dass auch sie unter ihren vielen Fehlschlägen zu leiden hatte, aber sie war zäh. Im Grunde schien jeder gescheiterte Anlauf ihre Entschlossenheit zu steigern. Gregor war derjenige, der ihren Bemühungen ein Ende setzen musste, wenn sie es mehrmals probiert hatten; und sei es nur aus Angst, dass einer von ihnen sich ernsthaft verletzte, wenn sie sich nicht etwas erholten. In der vergangenen Nacht hatte Alana einmal sogar das Bewusstsein verloren, nachdem er sie im Fall von ihrem gefährlichen Platz auf seinen Schultern aufgefangen hatte und sie beide gegen die steinerne Mauer ihres Kerkers geprallt waren. Als sie in seinen Armen erschlafft war, hatte ihn blindes Entsetzen ergriffen. So etwas wollte er nie mehr erleben.
Der Plan hatte auf den ersten Blick einfach gewirkt, doch bei seiner Durchführung kam es zu unvorhergesehenen Komplikationen und Gefahren. Wenn man auf Stein und harten Boden fiel, war die Entfernung nicht ausschlaggebend; es war vielmehr die Art, wie man landete. Während sie immer wieder versuchten, das Eisengitter zu öffnen, das sie an ihrer Flucht hinderte, ging Gregor auf, dass Alana recht hatte. Das Gewicht des Dings war weniger problematisch als der Winkel, aus dem sie sich ihm näherten. Alana musste nicht nur die Kraft finden, es hochzustemmen, sondern auch, es beiseitezuschieben. Dazu musste sie ihren kleinen Körper drehen und wenden, und damit fingen die eigentlichen Schwierigkeiten an.
Wenn Alana auf seinen Schultern stand, packte Gregor sie normalerweise fest an den Knöcheln. Weil er glaubte, es könne ihr bei ihren Mühen mehr Halt bieten, fuhr er diesmal mit den Händen an ihren Schienbeinen hoch, bis er schließlich ihre schlanken Oberschenkel umklammerte. Er spürte, dass Alana leicht zusammenzuckte und sich die Muskeln in ihren schlanken Beinen anspannten.
»Braves Mädchen«, lobte er. »Halt dich so gespannt wie eine Bogensehne, dann strauchelst du nicht so leicht.«
Ans Straucheln hätte Alana als Allerletztes gedacht, als seine großen Hände über ihre Beine glitten. Beinahe hätte sie nach unten geblickt, um nachzusehen, ob sie Feuer gefangen hatte, so stark war die Hitze, die seine Berührung in ihr hervorrief. Dabei hatte sie nichts Verführerisches an sich, doch das hielt ihren Puls nicht davon ab, in die Höhe zu schnellen. Er will dich doch nur festzuhalten, während du dich mit diesem elenden Eisen abmühst, mahnte sie sich streng. Aber es nützte nichts. In ihr gab es einen völlig sorglosen Teil, der diesen Mann begehrte und nicht an ihren Fluchtbemühungen interessiert war. Dieser Teil wollte nur, dass er ihre Beine noch einmal streichelte.
Alana zwang sich, all ihre Gedanken und Kräfte darauf zu lenken, das Eisengitter beiseitezuschieben, das ihnen den Weg in die Freiheit versperrte. Ihre Hände waren mit Kratzern und Blutergüssen übersät, aber sie hatte sich bemüht, diese Verletzungen vor Gregor zu verbergen. Sobald sie gemerkt hatte, dass sie auf seinen Schultern stehen konnte, ohne vor Angst zu schlottern, und dass sie das Eisengitter tatsächlich erreichen konnte, war sie entschlossen, es zu schaffen. Ihr war klar, dass Gregor versuchen würde, sie zu bremsen, wenn er wüsste, wie sehr ihre Hände darunter litten. Als sie kurz die Besinnung verloren hatte, nachdem sie gegen die Wand geprallt war, hätte er beinahe aufgegeben. Aber sie hatte es geschafft, ihm das auszureden. Wenn er von all ihren anderen Verletzungen wüsste, würde er mit Sicherheit nicht weitermachen wollen.
Langsam stemmte Alana das Gitter hoch. Sie streckte sich, so hoch sie konnte, und begann, es beiseitezuschieben. Auch wenn Gregors neuer Griff um ihre Beine sie ablenkte, gelang es ihm damit tatsächlich besser, sie sicher zu halten. Sie atmete mehrmals tief durch, dann schickte sie innerlich alle Kraft, die ihr noch zur Verfügung stand, in ihre Arme, sprach ein leises Gebet – und schob das Gitter beiseite. Das schwere Eisen landete klirrend auf dem Steinboden. Es dauerte noch einen Augenblick, bis ihr klar war, dass sie endlich erfolgreich gewesen waren. Ungläubig tastete sie mit den Händen herum, um sich zu vergewissern. Sie spürte die Öffnung – den jetzt völlig freien Ausgang aus ihrem Gefängnis.
»Ich habs geschafft«, wisperte sie.
In dem Moment, als sie ihre Freude darüber lauter verkünden wollte, zerrte Gregor sie von seinen breiten Schultern herunter. Bei diesem abrupten Abstieg blieb ihr die Luft weg, und sie konnte vor Überraschung nur leise quietschen, als er sie in seine starken Arme nahm und sie an sich drückte. Sie wankte noch unter der Hitze, die diese Umarmung in ihr entfachte, als er sie losließ und sich von ihr entfernte. Kurz darauf spürte sie, wie er ihr ein paar Decken um die Schultern wickelte. Sehr zu ihrem Verdruss schien die Umarmung sich nicht weiter auf ihn ausgewirkt zu haben.
»Was du jetzt tun musst, ist in der Dunkelheit besonders gefährlich«, sagte Gregor. »Du musst gut aufpassen, wenn du dich dort oben bewegst.«
»Ich weiß. Ich könnte durch die Öffnung fallen.«
»Aye, und da ich dich nicht sehen kann, weiß ich nicht, wo ich dich auffangen soll.«
»Mich auffangen? Nun ja, das klingt besser als ›dich auf mich fallen lassen‹.«
Gregor lachte leise, dann tastete er sich zu ihrem Arm vor. »Also los, Mädchen, auf meine Schultern!«
So vorsichtig wie möglich kletterte Alana an ihm empor, bis sie wieder auf seinen Schultern stand. Diesmal war der Anflug von Angst, die sie in dieser Höhe und der gefährlichen Stellung empfand, wesentlich leichter zu ertragen. Die verheißungsvolle Freiheit war ein ausgezeichnetes Mittel gegen dieses Unbehagen.
Langsam hob sie die Arme und tastete herum, bis sie den Rand der Öffnung spürte. Dann zog sie sich hoch. In dem Moment, als sie Gregor bitten wollte, sie noch ein wenig höher zu heben, tat er es schon. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis sie mit dem Gesicht nach unten auf dem kühlen Steinfußboden lag. Vor Freude und Erregung war sie völlig benommen. Am liebsten hätte sie einen kleinen Tanz aufgeführt. Nur die Sorge, dass sie dabei über die Öffnung stolpern und auf Gregor hinabstürzen könnte, hielt sie davon ab.
Ihre Freude schwand, als sie sich wieder der Schwärze bewusst wurde, die sie umfing. Irgendwie musste sie es schaffen, in dieser Finsternis etwas zu finden, woran sie die Decken befestigen konnte. Dann musste sie sich den Weg zu der Luke zurücktasten und die Decken zu Gregor hinablassen. Alles nicht so einfach, dachte sie, als sie den Boden vorsichtig Handbreit um Handbreit erforschte.
Gregor lief unruhig auf und ab, blieb stehen, starrte auf die Öffnung ihres Gefängnisses, lief wieder weiter. Es waren nur ein paar leise Geräusche zu hören, die darauf hinwiesen, dass Alana mit größter Umsicht vorging. Zum Glück gab es keinen Aufschrei oder sonst einen Hinweis, dass einer der Gowans sie entdeckt hatte. Aber die Warterei war fast unerträglich, auch wenn ihm klar war, wie schwierig es für Alana war, sich im Dunkeln zu bewegen.
Als er daran dachte, stellte er sich rasch unter die Öffnung. Möglicherweise verlor Alana im Dunkeln ihre Orientierung und stolperte geradewegs darüber. Vielleicht mussten sie noch ein paar Blutergüsse in Kauf nehmen, bevor sie endlich frei waren.
Er fluchte halblaut. Bis zur Freiheit war es noch ein langer Weg. Wenn sie ihrem Gefängnis entkommen waren, mussten sie auch noch einen Weg aus der Burg finden. Gregor hatte kaum etwas von den Örtlichkeiten gesehen, als er hierher verschleppt worden war, und auch Alana hatte nur kurze Blicke darauf erhaschen können. Sie mussten also auf ihr Glück vertrauen. Und dass darauf Verlass war, bezweifelte Gregor stark, wenn er sich seine Lage vor Augen führte. Schließlich stand er in einem Erdloch, in dem er über eine Woche gefangen war, und zu allem Überfluss war er mehr oder weniger mit einer Frau verlobt, die er nicht mehr heiraten wollte.
Warum er plötzlich so zögerte, Mavis zu heiraten, wusste er allerdings nicht. Er hätte sich gern damit beruhigt, dass er zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, und dass jeden Junggesellen vor seiner Vermählung Zweifel befielen. Aber er wusste, dass das nicht alles war. Was er wirklich wollte, war das, was sein Bruder und sein Cousin hatten – eine Gefährtin, mit der er sich im Herzen, im Geist und in der Seele verbunden fühlte. Eigentlich hatte er gedacht, dass er sich damit abgefunden hatte, eine solche Frau nicht zu finden, doch das stimmte offenbar nicht. Mavis war eine gute Frau, die ihm Land und Geld bringen würde, aber sie war nicht seine wahre Gefährtin.
Nachdenklich starrte Gregor auf das unsichtbare Loch in der Decke seines Gefängnisses. Er hatte das merkwürdige Gefühl, dass seine wahre Gefährtin dort oben im Dunkeln herumkroch und leise fluchte. Im Grunde war ihm klar, dass sie nicht das junge Mädchen war, das zu sein sie vorgab. Ihre Gedanken und ihre Art, sich auszudrücken, waren viel zu reif dafür. Auch wenn sie sich beide bemüht hatten, jeden Hinweis auf ihre wahre Identität zu vermeiden, hatten sie sich einiges aus ihrem Leben erzählt. Und aus Alanas Berichten ging deutlich hervor, dass sie nicht erst zwölf oder dreizehn Jahre auf der Welt sein konnte. Wenn er sich irrte, könnte das natürlich sehr peinlich sein. Kein Mann ging gern davon aus, dass seine wahre Gefährtin ein Kind war, das sein eigenes hätte sein können. Er wollte jedenfalls nicht herausfinden, dass er schon mehrmals sehr lüstern von einem Kind geträumt hatte.
»Gregor! Tretet lieber ein bisschen zur Seite!«
Nay, das war nicht die Stimme eines Kindes, beschloss er. »Warum? Decken können mir nichts anhaben.«
»Ich werde keine Decken herablassen, sondern das Seil, mit dem sie immer die Eimer ausgetauscht haben. Dieses Seil ist ziemlich dick. Außerdem habe ich es nicht geschafft, den Knoten um den Eimer an seinem Ende zu lösen.«
Gregor wich rasch zurück. Kurz darauf hörte er, wie der Eimer heruntergelassen wurde. Er hob die Hände gerade noch rechtzeitig hoch, um das schaukelnde Ding davon abzuhalten, an seinen Kopf zu knallen. Alana war klug. Sie war eine gute Gefährtin und nachts eine Quelle sehr angenehmer Wärme, dachte er, während er den Eimer entknotete. Aber sie konnte der Gesundheit eines Mannes auch ziemlich abträglich sein. Er hatte ihr jedenfalls etwas zu verdanken, was ihm noch keine andere Frau verpasst hatte – eine Menge Blutergüsse.
Er knotete die Sachen, die sie gepackt hatten, ans Ende des Seils. »Zuerst kommen unsere Vorräte, Mädchen. Wenn du sie abgenommen hast, lässt du das Seil wieder herunter, und ich klettere daran hoch.«
Alana zog das Seil zu sich heran. Sie krümmte sich, weil ihr die Hände weh taten. Es dauerte eine Weile, bis sie Gregors einfachen Knoten gelöst hatte, weil ihre Finger ungelenk vor Schmerzen waren und etwas rutschig von Blut. Nachdem sie das Seil wieder herabgelassen hatte, brachte sie ihre Vorräte in Sicherheit. Dann suchte sie nach etwas, womit sie ihre geschundenen Hände verbinden konnte. Sie hoffte nur, dass sie nicht so übel zugerichtet waren, wie sie sich anfühlten. Eine sorgfältige Reinigung und Pflege der Wunden musste erst einmal warten.
Schließlich riss sie ein paar Streifen von ihrem Hemd ab und wickelte sie sich um die Hände. Dann hörte sie, wie Gregor sich aus dem Loch zog und das Gitter wieder darüber schob. Beinahe hätte sie ihm gesagt, sie glaube nicht, dass die Gowans sich lange davon täuschen lassen würden, doch dann unterließ sie es. Wahrscheinlich war es ratsam, die Luke abzudecken, denn nun mussten sie sich in der Finsternis auf die Suche nach einem Ausgang machen. Während sie herumgekrochen war, um etwas zu finden, woran sie die Decken befestigen konnte, hatte sie ständig an die Gefahr gedacht, die diese Öffnung barg.
Als Gregor sich nicht sogleich zu ihr gesellte, blieb sie reglos sitzen und lauschte. Er entfernte sich von ihr. In dem Moment, in dem sie etwas sagen wollte, um ihn wissen zu lassen, wo sie sich aufhielt, stieß er einen leisen, erfreuten Laut aus. Im Dunkeln erklang ein vertrautes Kratzen, und kurz darauf flammte ein Licht auf. Alana kniff die Augen zusammen. Sie musste sich erst an die plötzliche Helligkeit gewöhnen. Blinzelnd sah sie, dass Gregor eine Fackel in den Wandhalter steckte und anfing, den Raum um die Öffnung zu ihrem Gefängnis zu erforschen. Ein weiterer freudiger Laut entkam ihm, als er ein Schwert und einen Dolch fand, die sehr wahrscheinlich ihm gehörten. Dann drehte er sich zu ihr um.