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In diesem E-Book stecken gleich drei verschiedene Bücher aus der beliebten Reihe der „Kleinen Trompeterbücher“ des Kinderbuchverlags Berlin. „Der Hund mit dem Zeugnis“: Anfangs hatte Jörg diesen Hund überhaupt nicht gewollt. Er wünschte sich viel lieber ein Fahrrad und sah nur zögernd ein, dass das viele Geld für den Hund ausgegeben werden musste. Und kaum war der Hund da, war er weg. Wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte Jörg nicht mutig und schnell gehandelt und das, ohne dass es die Eltern erfuhren. „Fragen Sie doch Melanie!“: Diese Empfehlung geben die Schüler der 1 a ihrer Klassenlehrerin, als sie nach einem Ziel für den Wandertag suchen. „Die kann uns ja ihr Einhorn zeigen!“ Wie sie darauf kamen? „Bei uns in der Wiese lebt auch ein Einhorn“, hatte Melanie erzählt, als Frau Neubieser aus einem Märchenbuch vorlas. „Ich hab's genau gesehen“, behauptete Melanie. „Vergangene Woche. Bei den Erlen.“ Und ihre Augen hatten geglänzt. Das Mädchen, sonst gar nicht bei allen beliebt, behauptet also allen Ernstes, bei ihr in der Wiese lebt ein Einhorn. Und plötzlich wollen alle unbedingt zu den Erlen wandern. Was werden sie dort erleben? „Von einem der auszog, neue Eltern zu suchen“: Dieser eine ist Kai, der sich nach wiederholtem Streit mit seinem Vater neue Eltern suchen geht. Doch schon bald merkt er, das ist so einfach nicht. Und auch in den anderen fünf Geschichten dieses E-Books gibt es Probleme über Probleme.
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Seitenzahl: 110
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Impressum
Der Hund mit dem Zeugnis
Fragen Sie doch Melanie!
Von einem, der auszog, neue Eltern zu suchen und andere Erzählungen
Der Zettel hinterm Spiegel
Das Ahörnchen
Omas Schultasche
Im Dezember, am 13.
Von einem, der auszog, neue Eltern zu suchen
Die Sache mit Claudia
Brigitte Birnbaum
E-Books von Brigitte Birnbaum
Brigitte Birnbaum
Der Hund mit dem Zeugnis und andere Trompeterbücher
Der Hund mit dem Zeugnis – Fragen Sie doch Melanie! – Von einem, der auszog, neue Eltern zu suchen
ISBN 978-3-86394-077-5 (E-Book)
Die Druckausgabe von „Der Hund mit dem Zeugnis“ erschien 1971 bei Der Kinderbuchverlag, Berlin (Kleine Trompeterbücher, Nr. 82)
Die Druckausgabe von „Fragen Sie doch Melanie!“ erschien 1987 bei Der Kinderbuchverlag, Berlin (Kleine Trompeterbücher, Nr. 183)
Die Druckausgabe von „Von einem, der auszog, neue Eltern zu suchen“ erschien 1989 bei Der Kinderbuchverlag, Berlin (Kleine Trompeterbücher, Nr. 187)
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
© 2011 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.com
„Und das gerade wieder heute!“, murmelte Jörg ärgerlich, als er die Küchentür öffnete und sah, was auf ihn wartete. Er war eben aus dem Schulhort gekommen und hatte sich unterwegs mit ein paar Freunden zum Fußballspiel verabredet. Hinter dem Dorfteich, dort, wo die beiden krummen Weiden dicht nebeneinander wuchsen, wollten die Jungen Tore schießen üben.
Böse blickte Jörg die große, runde Emailleschüssel an, die auf dem Tisch thronte. In ihr lehnten Teller, Tassen und Töpfe aneinander, gestützt von Messern, Gabeln und Löffeln. Neben der Schüssel lag ein Zettel. Jörg brauchte ihn gar nicht zu lesen. Er kannte Muttis Wünsche: Trockne bitte ab. Räume das Geschirr in den Schrank. Riegle den Hühnerstall zu. Dein Abendbrot findest Du in der Speisekammer. Bei mir kann es heute spät werden, wir sind...
Jörg zerknüllte den Zettel, den er nun doch gelesen hatte. „Dauernd muss ich mich mit der Wirtschaft abquälen“, schimpfte er vor sich hin. Niemand antwortete, er war allein im Haus.
Um vielleicht doch noch die anderen auf der Wiese hinter dem Teich rechtzeitig zu treffen, riss Jörg das blaukarierte Geschirrtuch vom Haken und wedelte damit über die Teller. Plötzlich klopfte es. Jörg erschrak. Dann erinnerte er sich, dass der Hund, der sonst jeden Besucher anmeldete, heute nicht im Zwinger lag. Daher hatte sich jener draußen ungehört durch den Vorgarten nähern können.
Es klopfte ein zweites Mal, ein wenig lauter. Unsere Nachbarn klopfen entweder gar nicht an oder so energisch, dass das Häuschen wackelt, überlegte Jörg weiter. Er rief: „Herein!“ Wenigstens glaubte er, es zu rufen, aber es klang ziemlich zaghaft.
Herein trat sein neuer Klassenlehrer, Herr Kieswetter.
„Guten Abend!“, sagte Herr Kieswetter freundlich.
„Meine Eltern sind nicht zu Hause“, erklärte Jörg eilig, ohne den Gruß zu erwidern. Jörg drehte die Tasse zwischen den Händen, musterte überrascht den jungen Mann und dachte beklommen: Er hat mich also beobachtet, hat gesehen, dass ich es war, und kommt nun angerannt, um sich zu beschweren.
„Ach...!“, meinte Herr Kieswetter gedehnt, „und ich wollte mich gern einmal mit deinen Eltern unterhalten.“ Er zog sich einen Küchenstuhl heran und setzte sich. „Du bist ganz allein hier? Um diese Zeit?“
„Na, wenn Ihre Frau in diesem Augenblick zum Beispiel Milch holen gegangen ist, sind Ihre Kinder doch auch allein“, versetzte Jörg angriffslustig. Er glaubte, in der Frage seines Lehrers einen Vorwurf den Eltern gegenüber gehört zu haben.
Herr Kieswetter lächelte. „Wir haben keine Kinder.“
„Nein?“, sagte Jörg enttäuscht, dann nahm er die nächste Tasse aus der großen Schüssel und begann, sie mit dem Tuch zu bearbeiten, als gelte es, die aufgemalten Rosen vom Porzellan zu reiben. „Sie brauchen gar nicht zu warten, Herr Kieswetter.“ Wie konnte er den Besucher nur loswerden? „Mein Vater ist zu einer Tagung gefahren und kommt erst Sonnabend zurück, und meine Mutter macht eine Nachsuche. Das kann spät werden.“
„Warum beschwindelst du mich, Jörg?“, fragte Herr Kieswetter stirnrunzelnd. „Im LPG-Büro war ich schon. Deine Mutti ist nicht mehr dort.“
„Das habe ich doch auch nicht gesagt.“ Ein wenig lauernd sah Jörg seinen Lehrer an. Sie kannten einander erst vierzehn Tage, genau seit dem ersten September, als Herr Kieswetter von einem Institut aus der Stadt gekommen war und der Direktor ihm die Drei a zugeteilt hatte.
„Ich habe doch gesagt, Mutti macht eine Nachsuche. Ihr Kumpel hat einen Bock angebleit, krankgeschossen nennt man das auch. Da hat sie Haro mitgenommen und ist los; helfen, damit sie den Bock schnell finden. Es kann aber Stunden dauern“, betonte Jörg und stellte die Tasse, die ihm endlich trocken schien, in den Schrank.
Herr Kieswetter hatte schon von älteren Kollegen gehört, welch merkwürdige Ausreden sich Schüler manchmal ausdachten. Was der Jörg ihm da aber aufbinden wollte...
„Ihr Kumpel?“, fragte der Lehrer kopfschüttelnd. „Ich denke, dein Vater ist verreist? Und wer ist eigentlich Haro? Im Klassenbuch las ich, dass du keine Geschwister hast.“
Fast nachsichtig, vielleicht sogar mitleidig lächelte Jörg. „Haro ist doch nicht mein Bruder! Haro ist ein Hund.“ Jörg kicherte. „Mein Vater ist auch nicht Muttis Kumpel. Das ist Herr Mücke, mit dem sie das Hegegebiet in der Steinkiste teilt.“
Herr Kieswetter musterte den Jungen und wie Jörg es schien, ganz anders, als wenn er ihn in der Klasse die Hausaufgaben abfragte. „Deine Mutter geht zur Jagd?“ Herr Kieswetter erkundigte sich erstaunt.
„Na und?“ Für Jörg bedeutete das die selbstverständlichste Sache der Welt, dass seine Mutti Mitglied des Jagdkollektivs war. Sie schoss sogar besser als Herr Mücke, und der war auch kein Schlumpschütze.
„Dein Vater auch?“
„Nein. Der kann nicht mal ansehen, wenn ein Huhn geschlachtet wird. Können Sie das?“, wollte Jörg wissen.
„Wir haben keine Hühner.“
„Ach so! Aber wir. Fleißige Leger! Wollen Sie mal sehen?“ Ohne weiteres ging Jörg vor, und Herr Kieswetter folgte ihm über den Hof zum Hühnerstall. Gewissenhaft zählten beide: Zwölf Italienerhennen plus ein Hahn macht dreizehn Stück Federvieh.
„Alle da!“, stellte Jörg fest und verriegelte das Türchen, hinter dem der Hahn, ein wenig aufgebracht über den fremden Mann, spektakelte. Jörg bereute, dass er statt sofort zu seinen Fußballfreunden zu laufen, angefangen hatte, das Geschirr abzutrocknen. Er schob beide Hände in die Hosentaschen, riss sie aber gleich wieder heraus.
Jörg und Herr Kieswetter gingen über den Hof zurück. Vor einer niedrigen, mit hohem Maschendraht umzäunten Hütte blieb der Junge stehen und erklärte: „Das ist Haros Zwinger. Stabil, nicht? Hat Vati gebaut.“
„Haro ist ein Jagdhund?“ Herr Kieswetter wunderte sich, dass die Hütte nicht geräumiger war.
„Ja, ein Terrier, ein schwarzbrauner. Und ich glaub, der beste, den es gibt.“ In diesem Augenblick vergaß Jörg, dass sein Lehrer gekommen war, um sich über ihn zu beschweren.
„Wer wird nicht seinen Hund loben“ I sagte Herr Kieswetter.
„Im Wald weiß er genau, was er zu tun hat“, erzählte Jörg und lehnte sich gegen das Drahtgitter. „Er ist ein toller Bursche, und ich hatte anfangs eine Riesenwut auf ihn.“ Der Junge seufzte.
„Auf den besten aller Hunde?“, fragte Herr Kieswetter und lehnte sich auch gegen das Drahtgitter. „Hat er dich gebissen?“
Jörg schüttelte seinen Wuschelkopf. „Nein. Ich wollte ihn nicht haben.“
„Du...? Mir schien, gerade du hast Hunde besonders gern.“
„Ja, das ist so eine Sache, Herr Kieswetter“, gestand Jörg.
„Was?“
„Das mit dem Gernhaben.“
„Du hast recht. Oft ist es wirklich schwer, einen Schüler gern zu haben, wenn er jeden Tag neue Dummheiten ausheckt.“ Herr Kieswetter sah an Jörg vorbei, als galten die Worte für ihn nicht. Doch Jörg hatte verstanden und sagte mit einem mürrischen Seitenblick: „Es war nicht Haros Schuld, dass ich ihn damals nicht wollte. Es war ganz anders.“
Vor gut einem Jahr hatte sich Jörg nichts sehnlicher als ein Fahrrad gewünscht, ein eigenes Rad, mit dem er täglich die drei Kilometer ins Nachbardorf zur Schule fahren konnte und nicht auf den Bus warten musste. Außerdem machten die größeren Pioniere während der Wandertage ausgedehnte Radtouren. Jörg bildete sich ein, dass auch er bald zu den Größeren gehöre, also demnächst auch ein sicherer und schneller Radfahrer sein müsse. Er fand, es sei höchste Zeit für ihn, mit dem Fahrenlernen anzufangen, zumal im Mai an der Schule wieder die Kleine Friedensfahrt ausgetragen werden sollte. Zwar musste man mindestens in der Fünften sein, um mitmachen zu dürfen. Jörg hoffte aber, wenn er mit einem eigenen Rad antrat, würden sie ihn starten lassen. Und dann wollte er es allen zeigen, die ihn hänselten, weil er im Turnen nicht einen Klimmzug am Reck schaffte. Als Erster wollte er über die Zielgerade rollen, er, den sie Schlappschwanz schimpften, er, der Kleinste, der Jüngste. Durch ihn hatte seine Klasse bei einem Sportwettkampf viele Punkte eingebüßt. Das wollte er aufholen. So nahm Jörg es sich vor. Seine Kräfte säßen in den Beinen, meinte er.
Zu Weihnachten schrieb er das Fahrrad auf seinen Wunschzettel. Doch unter dem Tannenbaum stand nur ein Schlitten. Als im Frühjahr der achte Geburtstag näher rückte und Jörg felsenfest auf sein Fahrrad hoffte, denn seine Zensuren in der Schule waren nicht mehr zu übertreffen, setzte sich Mutti eines Abends mit ihrem Stopfzeug neben ihn auf die Couch. „Jörg, eigentlich wollten wir schon gestern mit dir darüber sprechen“, begann sie, und ihre Stimme klang nicht fröhlich wie sonst. „Aber ich habe mir noch einmal alles durch den Kopf gehen lassen. Und Vati meint...“, sie blickte hilfesuchend zu ihrem Mann, der am Tisch saß und Jörgs Matheaufgaben nachrechnete.
„Du weißt doch, dass Mutti schon lange nach einem guten Hund sucht.“ Vati klappte das Heft zu.
„Sind alle richtig?“, fragte Jörg. Ihn interessierten seine Aufgaben mehr. Von einem Hund war schon so oft gesprochen worden. Aber angeschafft wurde bisher keiner.
„Alle richtig“, sagte Vati und lehnte sich im Sessel zurück. „Stell dir vor, man hat Mutti einen abgeführten Jagdhund angeboten!“
„Wieso einen abgeführten?“, fragte Jörg und griff nach dem Heft, um es in die Schulmappe zu stecken. War das ein Hund, den niemand anders wollte?
„Ach, Jörg“, sagte Mutti, „so nennt man einen ausgebildeten Hund, der mir hilft, ein krankgeschossenes Reh schnell zu finden; der mir sagen kann, dass meine Kugel ihr Ziel nicht getroffen hat; der mir die Wildsauen aufstöbert und aus der Dickung drückt und der die Wildenten aus dem Wasser apportiert. Alle im Kollektiv würden sich freuen, wenn wir einen solchen Hund hätten.“
„Und woher kann er das alles?“, unterbrach Jörg ungläubig.
„Das hat ihm ein Förster in zwei Jahren in langer, geduldiger Arbeit beigebracht. Weil dieser Hund eine besonders gute Nase, scharfe Augen und ein feines Gehör geerbt hat und schon seine Eltern und Großeltern ausgezeichnete Jagdterrier waren, lernte er ebenfalls alles, was der Mensch von ihm verlangte. Er hat eine Prüfung gemacht und ein Zeugnis mit den besten Noten erhalten.“
„Nee!“, sagte Jörg, „ein Hund mit Zeugnis!“
„Hm“, sagte Mutti und lachte. „Dieser Förster will wieder einen jungen Hund ausbilden und würde mir den Haro verkaufen. Haro ist zutraulich, aber kampflustig und tapfer. Was meint mein Sohn dazu?“
„Kaufe ihn!“, riet Jörg. Was gab es da noch viel zu überlegen? Jörg wusste, dass Mutti sich einen solchen Hund genauso wünschte wie er sich sein Fahrrad. Er begriff auch, dass Mutti diesen Hund brauchte. Schließlich konnte sie im November nicht mehr selbst in den See springen, um die erlegten Enten zu holen. Und wie leicht konnte es auch mal geschehen, dass die Mutti von einem Keiler angenommen wurde. Wer konnte einen derartigen Angriff besser ablenken als so ein Hund.
„Kaufe ihn!“, wiederholte Jörg vergnügt, in der Hoffnung auf einen Spielgefährten.
„Vati hat schon mit dem Förster telefoniert, nur...“, Mutti sah ihren Sohn ernst, fast bittend an, „mit deinem Fahrrad wird es in diesem Jahr dann noch nichts. Auf unseren Urlaub an der Ostsee müssen wir auch verzichten. So ein kluger Hund ist sehr teuer.“
„Was?“, platzte Jörg heraus. „Wieder kein Rad? Ich hab doch schon allen in der Klasse von meinem Rad erzählt! Dass ich es bekomme! Ich hab versprochen...!“ Jörg verhaspelte sich. „Was man versprochen hat, muss man auch halten!“
„Mit dem Förster hatte ich den Kauf schon abgemacht, als Haro gerade geboren war“, verteidigte sich Mutti. „Auch ein Versprechen.“
„Dann hättet ihr mir das Fahrrad nicht versprechen dürfen!“, murrte Jörg und kämpfte mit den Tränen. Wie soll ich denn die Kleine Friedensfahrt gewinnen? dachte er. Ich muss sie doch gewinnen!
„Wir hätten dir das Rad nicht versprochen, wenn wir gewusst hätten, dass der Förster schon jetzt den Hund abgibt“, meinte Vati versöhnlich. „Nimmt Mutti den Haro nicht, wird ihn ein anderer kaufen. Nur - Mutti müsste mindestens drei Jahre auf den nächsten Terrier warten.“
„Bisher ist Mutti auch ohne Hund ausgekommen“, widersetzte sich Jörg.
„Du hast Dina vergessen“, erinnerte ihn Mutti.
Das stimmte nicht. Jörg hatte Herrn Mückes rauhaarige Teckelhündin, die flinke, anhängliche Dina nicht vergessen. Ihr grässlicher Tod nach einer Treibjagd im letzten Herbst hatte den Jungen erschreckt und bedrückt. Ihm grauste, wenn er daran dachte.
„Schließlich hast du dann zugestimmt“, meinte Herr Kieswetter und deutete auf Zwinger und Hütte.
„Aber erst am nächsten Abend“, antwortete Jörg, „weil das mit der Katze passierte und weil mir die Katze leid tat.“
Am nächsten Abend kehrte Mutti unzufrieden von ihrem Pirschgang zurück. Jörg fragte nichts. Mutti sagte nichts. Gestern hatte Jörg eigensinnig auf dem Kauf seines Fahrrades bestanden. Mutti hatte nicht ja gesagt und Vati nicht nein.
Heute, beim Pirschen, hatte Mutti endlich eine wildernde Katze erwischt, der sie schon lange nachstellte. Im Schuss war das Tier hochgesprungen, etwa einen Meter über dem Erdboden: Das hatte Mutti gesehen, und auch wie die getroffene Katze danach zwischen die niedrigen Kiefern der Anpflanzung fiel. Gefunden hatte Mutti den toten Räuber nicht. So gründlich sie auch nachsuchte.
„Und wenn sie noch lebt?“, hatte Jörg gefragt, als Mutti ihren Kummer beichtete.
„Dann quält sie sich elend, bis sie verendet.“
„Vielleicht wird sie gesund?“ Jörg hoffte es.
„Nein. Ich hab sie schwer erwischt. Ein Hund hätte sie sofort erlösen müssen.“
Mutti machte sich bittere Vorwürfe, malte sich voller Schrecken aus, dass ihr das gleiche mit einem Reh passieren konnte, das dann qualvoll verenden musste und danach verluderte.