Der Hüttenbock - Daniela Adelheid Ammeter Bucher - E-Book

Der Hüttenbock E-Book

Daniela Adelheid Ammeter Bucher

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Beschreibung

Der Hüttenbock - Jägerlatein einer Jägerin - erzählt Geschichten aus dreissig Jahren Grünrock-Szene. Amüsant und beschaulich werden Jagderlebnisse in der Jägersprache beschrieben. So trommelt der Schwarzspecht durch den Wald und es werden Zwiegespräche gehalten. Fuchs, Reh, Dachs und Hase werden gejagt und manchmal ist einer der Gejagte. Die Lebensweisheiten der hochverehrten Grossmutter selig werden immer dann zitiert, wenn es zu bunt wird. Lustiges, Wissenswertes, Unerwartetes, Süffisantes und Weithergeholtes wird erzählt. Schliesslich sei dem erschreckten Leser versichert, dass es sich lediglich um Jägerlatein handelt. Masslos übertrieben, niemals wahr und doch hätte es so sein können. Oder doch nicht?

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Jägerlatein

ist in der deutschen Sprache eine Metapher für übertrieben dargestellte Erzählungen von Jägern und Jägerinnen über Erlebnisse von und bei der Jagd. Dies etwa in Bezug auf die Zahl oder vor allem auch Größe der erlegten Tiere. Dazu gehört das Erfinden von fiktiven Jagderlebnissen, -begebenheiten und -geschichten.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Charakter und Persönlichkeit

Wieso denn jagen?

Sicherheit, Kameradschaft, Brauchtum

Vom Spiegel und von der Schürze

Blume, Lampe, Löffel, Lichter

Wenn Blei auf Blech trifft

Dryocopus martius und der Bunte

Seppls Jagdschwester

Sonderbare Vorfälle im Revier

„Weissenberger hör mal zu!“

Vorgestellt und jetzt?

Jagdliche Sprichwörter

Sommerbock

Der geblattete Lockruf der gemeinen Rehgeiß

Herbstjagdtage

Trio und Quartett

Hörnerklang und Bläsercorps

Füchse, Ranz und Vollmondnacht

Kitzrettung im Mai

Krähenklage

Meister Grimbart

Entenjagd

Weihnachtsfeier in der Hütte

Von Böcken und Zurückgesetzten

Von Galtgeißen

Weidmannssprache frei übersetzt

Nachwort und Danksagung

Vorwort

Die Anlehnung an Erlebnisse, Begebenheiten, Personen und Orte sind frei erfunden und rein fiktiv. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und realen Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Ich glaube ich ging in die erste Klasse, als mich mein Vater das erste Mal zum Bockansitz in sein Revier mitnahm. Das sind jetzt wohl 55 Jahre her. Der hölzerne Hochsitz stand an einem Kirschbaum angelehnt und war mit Seilen befestigt, meine ich mich zu erinnern. Er wackelte, als wir aufstiegen, und ich musste mit meinen noch kurzen Beinen, hohe Stufen überwinden, bis wir endlich oben standen. Ich Plappermäulchen musste versprechen ruhig zu sein. Ein paar Kirschen durfte ich vom nahen Ast naschen. Reden war aber nur erlaubt, wenn es absolut wichtig gewesen wäre und dann nur ganz leise. Mit dem mir in die kleine Hand gedrückten Fernglas durfte ich die Umgebung erkunden. Ich kam mir damit großartig und abenteuerlich vor und durchsuchte tatsächlich jeden Haselstrauch, jedes noch so kleine Tännlein und jedes sonderliche Grasbüschel nach Wichtigkeiten. Schon bald stupste ich meinen Vater am Arm und deutete Richtung Wald. Ich hatte einen braunen Fellfleck mit Ohren ausgemacht. Mein Vater nahm das Fernglas und schaute hindurch in die angezeigte Richtung. Er hauchte: „Sein Sechser-Gehörn ist weit über Lauscher hoch. Leise. Er wird bald zum Äsen austreten.“

Er legte sich die Büchse bereit. Geladen hatte er bereits kurz nachdem wir uns oben eingerichtet hatten. Ich hielt mir im gleichen Moment die Ohren zu.

Dieses Erlebnis hat mich nicht davon abgehalten meinem Vater regelmäßig beim Pirschgang und Weidwerk zu begleiten und tatkräftig mitzuhelfen. Seine Kameraden haben mich lang zopfiges, blondes Mädchen gemocht und in ihrem Kreis willkommen geheißen. Haben sie doch gewusst, dass mein Vater stolz auf sein „Dreimädelhaus“ war. Bei drei Mädchen hatte er nicht damit gerechnet, dass ein Nachkomme in seine Jäger-Fußstapfen treten würde. Seine Jagdkameraden bestimmt auch nicht. Fünfundzwanzig Jahre später durfte ich den Jagdlehrgang im Revier machen. Damals war ich als weibliches Wesen der „Neophyt“ im Unterholz. (Google bezeichnet damit Pflanzen, die erst seit der Entdeckung Amerikas, 1492, bei uns absichtlich eingeführt oder versehentlich eingeschleppt wurden und in der Folge verwilderten.) Dass ich kurze Zeit später als Pächterin aufgenommen worden bin hat einerseits mit dem Ehrenkodex unter Jagdkameraden zu tun, dass direkte Nachkommen ein ungeschriebenes Vorrecht haben. Es hat auch mit der schweren Krankheit meines Vaters zu tun, der leider kurz darauf an diesem Leiden verstarb. Ein Pächterplatz wurde in der Jagdgesellschaft frei, den ich als Neophyt besetzen durfte. Diese Geschichte widerspiegelt den Zeitgeist dieser Männer Ende des letzten Jahrtausends. War doch ein starker Wille für Gleichberechtigung, Kameradschaft und insbesondere Ehrgefühl vorhanden. Dass nicht jeder das gleiche Verständnis für diese großen Worte der Tugendhaftigkeit hatte, ist nachvollziehbar. Jeder hatte eine eigene Prägung und Vorstellung von Gleichberechtigung, von Kameradschaft, von Ehre.

Heute sind seither 30 Jahre vergangen. Nun hat meine Tochter kürzlich den Jagdlehrgang im gleichen Revier erfolgreich abgeschlossen. „Freude herrscht!“ ist der bundesrätlichen Worte nicht genug. Damals sprach sie Bundesrat Adolf Ogi zum ersten Schweizer Astronauten Claude Nicollier auf der Reise mit der Space Shuttle Atlantis ins Weltall.

Heute gehen mir viele Gedanken durch den Kopf.

„Wäre es nicht meines Vaters größter Wunsch gewesen, mit mir das Weidwerk zu pflegen?“

„Ist es nicht auch mein größter Wunsch mit meiner Tochter Weidwerken zu können?“

So blicke ich auf fast dreißig Jahre praktische Jagderfahrung in einem ausgesprochenen Rehwild-Revier zurück und ich fange an zu erzählen. Doch eines sei dem interessierten Leser gewiss, alle Geschichten sind maßlos übertrieben, abgewandelt, geschönt, geschmückt, erdichtet und erfunden.

Das nennt man Jägerlatein. Man weiß nie ganz genau, welche Passage der Wahrheit entspricht. Hat es sich so zugetragen? Man vermutet viel und weiß nie alles. Manchmal sind es maßlos übertriebene Geschichten, die nie passiert sind. Manchmal tun sich menschliche Abgründe auf und dann schüttet man diese ganz einfach wieder zu. Hätte es so sein können?

Latein gilt heute als tote Sprache, die nur noch im Vatikan von den Schwarzröcken gesprochen wird. Viel Spaß mit dieser besonderen Fremdsprache der Grünröcke, dem Jägerlatein.

Zwischendurch habe ich ein paar passende, jagdliche Gedichte gefunden. Diese Form des Ausdruckes schätze ich besonders. Die dichterische Kunst bringt seit hunderten von Jahren vieles auf den Punkt.

Im letzten Kapitel sind die gängigsten Sprichwörter und die jagdlichen Ausdrücke in unsere Umgangssprache übersetzt. Viele Wörter haben abseits der Jagd eine andere Bedeutung. Auf der Jagd werden sie gezielt gesprochen und es ist eine vertraute Sprache der Jäger. Das jagdliche Brauchtum verpflichtet gerade dazu, sich dieser Jagdausdrücke zu behelfen. Vieles wird mit der Jägersprache viel klarer, treffender und ehrenvoller ausgedrückt.

Bei Nichtjägersleuten kann es zu Missverständnissen führen und daraus resultieren durchaus lustige Begebenheiten.

Noch kurz ein Wort zum Titel „Der Hüttenbock“. Dieser alte, kapitale Bock, mit ergrautem Haupt und durchaus prächtigem Geweih, schlich immer ums Jagdhaus herum. Er zeigte sich nur dann, wenn das Büchsenlicht schlecht und das Gewehr nicht zur Hand war. Er stand bewegungslos im Einstand hinter dem Blätterwerk eines Haselstrauchs oder versteckte sich unter herabhängenden Fichtenzweigen. Er beäugte das Treiben der illustren Jägerschar oder anderer Jagdhausbesucher und lauschte den waldfremden Lauten und Klängen der Eindringlinge. Das war sein Revier. Er war der Hüttenbock. Ein schlauer, listiger Geselle.

Charakter und Persönlichkeit

Es gibt, so wie überall auf der Welt, Jäger und Jäger – Jägerinnen und Jägerinnen. Wenn ich das so meine, will ich damit keine Wertung abgeben. Es ist wie im richtigen Leben, dass es unterschiedliche Menschen mit ganz mannigfaltigen Motivationen für eine Tätigkeit gibt. Das gilt für das Tun im Allgemeinen und das Jagen im Speziellen.

Jagen wir nicht immer irgendetwas hinterher? Erfolg, Geld, Geltungsdrang, Einfluss, Macht. Jagen wir nicht ein Leben lang einer großen Illusion nach?

Es gibt Jägerinnen und Jäger, die tun es aus Pflichtgefühl gegenüber der Natur, aus Heimatstolz für ihren Ort oder die nahe Region, aus Überzeugung für die natürlichen Kreisläufe, aus Neugierde oder Tatendrang für neue Erkenntnisse und Horizonte, aus Überlegungen der Nachhaltigkeit und einem gewissen Umweltbewusstsein, oder aus dem Gedanken heraus, den Fleischkonsum selber zu erlegen, aus Leidenschaft, aus einem Trieb (Jagdtrieb) heraus, aus Machogehabe und Machtgelüsten, aus Überlegenheit wenigstens einmal der Stärkere zu sein, einfach aus purer Freude an der Natur und Beitrag zum Naturschutz, aus einem Freiheitsdrang heraus, aus Verantwortungsgefühl für das Rundherum oder dann aus Zeitvertreib. Und vielleicht ist jemand einfach so „Reingerutscht“.

Ich kenne niemanden, der die Jagd aus Lust am Töten ausübt.

Der eine hat Freude am Schießen, der andere hält sich eher zurück und ist der begeisterte Beobachter der sich stetig verändernden Flora und Fauna. Einer ist gerne unchristlich früh unterwegs, der andere mittags oder abends, nachts oder eben gar nicht. Einer genießt die Einzeljagd auf Sommerbock, Fuchs oder Marder und der andere blüht bei der Gesellschaftsjagd im Herbst auf. Einer ist Schönwetterjäger, der andere geht gerne bei Kälte, Schnee und unwirtlichem Wetter raus. Der eine kennt die jagdbaren Tiere, der andere kennt dazu noch alle Insekten, Vögel, Bäume, Sträucher und Pflanzen. Einer jagt vornehmlich lokal, der andere geht auf Jagdreisen ins Ausland. Während einer das selbst erlegte Wild auch selbst verwertet, erlegt ein anderer das Wild und kauft den Rehrücken dann beim Metzger. Einer ist Herrenjäger und genießt den Stand der Gilde, einer ist Jäger aus tiefster Leidenschaft und Überzeugung, einer lässt aufbrechen, der andere macht die rote Arbeit selbst. Einer pirscht gerne mit dem Pirschstock und seinem Hund zu Fuß durch den Wald, der andere macht Pirelli Pirsch. Einer sitzt stundenlang auf dem Hochsitz oder der Kanzel, während ein anderer den Bodensitz vorzieht und der nächste baumt mit dem Kletterhochsitz auf.

Es gibt Vegetarier, die Jäger sind. Bei selbsterlegtem Wild machen sie die einzige Ausnahme beim Fleischverzehr. Es gibt die Humanisten, die Egoisten, die Narzissten, die Individualisten, die Perfektionisten, die Helfer, die Harmoniebedürftigen, die Prestige-Jäger, die Naturverbundenen, die Freiheitskämpfer, die Geselligen, die Ernsten, die Fröhlichen und eine ganze Reihe mehr. Durchmischt und kunterbunt, wie das Leben. Doch die jagdliche Farbe bleibt der Grünton.

So unterschiedlich wie die Motive als Jäger oder Jägerin sind, so unterschiedlich sind die Persönlichkeiten und Charaktere, die man in der Welt der Grünröcke antrifft. Jagen und das Weidwerk bedeuten auch, sich das Spiegelbild unserer Gesellschaft vor Augen zu halten, sich im Tummelfeld und den Polaritäten von Mensch und Getier aufzuhalten und im Wald und im Alleinsein eines der effektivsten Therapiezentren der Seele zu besuchen.

Jagd bedeutet, sich selbst kennen zu lernen und einen Zugang zu seinem Inneren zu finden. Jagd ist nicht nur Verstandessache. Ein Jäger oder eine Jägerin muss ein großes Herz haben. Und jeder darf seine Seele baumeln lassen.

Und dann sind da langjährige Jagdkameraden. Für mich sind es nicht nur Kollegen. Es sind nicht nur Kameraden. Es sind Freunde. Ihnen vertraue ich.

Vertrauen kommt vom Herzen, während Kontrolle vom Verstand herkommt. Es ist immer das Herz, welches die Grundlage für Freundschaft bildet.

"Nicht das, was einer niederlegt, nur was dabei sein Herz bewegt, nur was er fühlt bei jedem Stück, das ist das wahre Jägerglück."

(Wilhelm Busch 1832 - 1908)

Wieso denn jagen?

Zweifellos haftet der heutigen Jagd oft bloß noch ein sportlich-gesellschaftlicher Charakter an. Dann wird auch der technische Aufwand sehr weit getrieben: vom Sprechfunk über modernste Munition und Waffen, Zielfernrohr, Hochleistungsspektiv mit Distanzmesser bis hin zur Wildoder Wärmebildkamera über das Allradfahrzeug mit ausfahrbarem Hochsitz oder bisweilen sogar zum Heli- oder Drohnenkopter setzt man alles ein.

Dass es aber ohne Jagd in unseren dicht besiedelten Kulturlandschaften, ohne das Vorkommen von natürlichen Feinden, letztlich nicht mehr geht, haben schon vor dem Fallbeispiel Genf, alle Nationalparks der Welt, einschließlich des Parc naziunal Svizzer, bewiesen.

Wer kennt nicht die zwei unterschiedlich dargestellten Nahrungspyramiden? Bei der einen stehen die Großraubtiere wie Adler, Luchs, Uhu, Wolf und Bär an der Spitze. Während bei der andern der Jäger an die Stelle dieser verschwundenen Raubtiere tritt. Hier soll er dann für das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Pflanzenfressern und Kleinraubtieren sorgen. Sozusagen als ein von der Natur selbst vorgesehener Stellvertreter.

Als einzige Alternative bliebe folglich nur die Wiederaussetzung jener Großraubtiere, die bei uns spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet sind. Wer aber möchte Wolf und Bär in unseren Wäldern begegnen? Bei dieser Frage streckt bestimmt der eine oder andere Illusionist eifrig den Finger in die Höhe. Beobachten immer - doch sich der Gefahr nicht bewusst, an kargen Wintertagen eventuell ins Beuteschema zu passen. Abgesehen davon, lassen sich unserem überzivilisierten Kulturland kaum ihnen zusagende Lebensräume mehr finden. Denn auch die Erschließung durch den Tourismus schreitet immer noch weiter fort. Und der Luchs, das zeigten die Vorkommen in östlichen Ländern lange vor seiner Wiederansiedlung in Obwalden, vermag allein ein Überhandnehmen der Schalenwildbestände und Huftiere nicht verhindern.

Also doch Jagd?

Es ist unbestritten, dass uns jagen Freude macht und Passion bedeutet. Das war schon bei frühen Jägerkulturen so. Aber auch vermeintlich Primitive, welche ursprünglich Jäger waren, sind keine Unmenschen gewesen. Keiner erfreut sich am Leiden sterbender Tiere. Das Quälen galt nie als Ziel der Jagd. Es war schlicht Nahrungsbeschaffung.

In der Kultur vieler Naturvölker und bereits bei der steinzeitlichen Jägerschaft belastete das Töten von Tieren das Gewissen. Es verbreitet sich Furcht vor Vergeltung. Vom Wunsch, sich mit den Seelen der zur Strecke gebrachten Tiere zu versöhnen, um so ihrer Rache zu entgehen, haben wir uns jedoch längst weit entfernt.

Der gewollte Tod eines Rindes, Schweines oder Huhnes bereitet uns im Gegenzug kaum Gewissensbisse. Wir überlassen das Töten professionellen Metzgern. Die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Tier und damit verbunden, es von eigener Hand töten zu müssen, kennen wir heute nicht mehr.

Diese Delegation des Tötens mindert die Werthaltigkeit des hochwertigen Lebensmittels Fleisch zwar nicht, doch sie fördert das gedankenlose Konsumverhalten ins Maßlose.

Ich schätze die fleischverneinende Gruppe von Vegetariern, Veganern und Frutariern. Diese Ernährungstypen machen sich häufig, meist aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen viele Gedanken über ihr Essen. Weniger Fleisch zu essen liegt gerade im Trend, viele Ernährungswissenschaftler plädieren für einen gemäßigten Verzehr.

Wer kennt den Flexitarier? Fleisch landet nur selten und bei besonderen Gelegenheiten auf dem Teller. Gerne werden Flexitarier daher auch als Teilzeit-Vegetarier bezeichnet. Allerdings ist diese Gruppe bei „richtigen“ Vegetariern und Veganern umstritten. Ihrer Ansicht nach unterscheiden sich Flexitarier gar nicht bis kaum von Omnivoren, also Allesessern. Andere sehen diese wählerische Ernährungsform als Chance, Massentierhaltung und Tierleid zumindest in Ansätzen zu verringern.

„Die Jagd ist für mich ein Privileg und eine Passion. Als jagender Allesesser ist sie auch bewusstes Töten und Fleischgenuss.“

Sicherheit, Kameradschaft, Brauchtum

Sicherheit

„Schlussendlich sind wir mit einer Feuerwaffe unterwegs!“ Nimmt das Schießen beim Jagen auch nur einen sehr kleinen und insbesondere kurzen Zeitraum in Anspruch, so muss die Sicherheit und das Vermeiden von gefährlichen Situationen die höchste Sicherheitsstufe einnehmen. Schon die Jagdausbildung legt größten Wert darauf. Ein Kugelfang muss den Schuss, insbesondere den Kugelschuss abfangen. Ich erinnere mich an den damals alten Experten während meiner Jagdausbildung, welcher für das Schießwesen zuständig war. Er wiederholte diesen Satz sicherlich in jedem Ausbildungsjahr: „Ist die Kugel aus dem Lauf, so hält sie kein Teufel mehr auf.“

Wie weit fliegt denn nun eine Kugel aus einem Jagdgewehr?

Schießen Jäger auf bis zu 200 Meter entfernte Ziele genau, so können die Geschosse, je nach Kaliber, bis zu fünf Kilometer weit fliegen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, benötigen Jäger deshalb einen Hochsitz. Von dem aus schießen sie nach unten, weshalb die Kugeln nicht so weit fliegt und vom Boden abgefangen wird. Doch ein Einschlag auf einem Stein könnte einen weitfliegenden Abpraller auslösen. Auch auf weichem Boden können Geschosse mit dem richtigen Aufprallwinkel abprallen und weiterfliegen. (Das verhält sich dann fast so, wie bei einer Billardkugel.)

Und wie sieht es mit dem Schrotschuss aus?

Der Gefährdungsbereich bei der Verwendung von Schrotkugeln ist 100.000-mal so groß wie der Schrotkorndurchmesser. Schrotkörner der Grösse 2 mm / 3 mm / 4 mm haben einen Gefährdungsbereich von 200 m / 300 m / 400 m. Dies ist die maximale Reichweite einzelner Schrotkörner. Dazu muss die Breitenstreuung beachtet werden. Bei 200 Metern Distanz sind das gerne 100 Meter, also 50 Meter rechts oder links vom Ziel. Schrotkörner der Grösse 3,0 mm dringen nach rund 75 Metern nicht mehr in die menschliche Haut ein. Trotzdem gilt auch beim Schrotschuss der sichere Kugelfang.

Ist nun der Kugelfang ausgemacht, so geht es um das sichere Ansprechen. Es wurden schon Esel für Wildschweine angesprochen und Maulwurfshaufen für Füchse. Und beim zweiten Beispiel hat der Schütze felsenfest behauptet, das Ziel wäre während mindestens einer halben Stunde ständig hin- und her geschnürt. Mir ist das beim Eindämmern im tiefen Wald mit einem speziellen Objekt so passiert. Sicherlich eine halbe Stunde lang habe ich mit der Wärmebildkamera gespiegelt. Das so angesprochene Stück Rehwild bewegte sich zwar nur wenig von der Stelle, doch ich war mir einfach nicht sicher, ob da hinter der Fichte der Bock oder die Geiß in die helle Lichtung austreten würde.

Schließlich durfte ich über mich lachen, dass ich den Bienenkasten solange und so intensiv beobachtet hatte.

Waffen sind steht’s mit offenem Verschluss oder gebrochen zu tragen, damit sich jeder überzeugen kann, dass sie nicht geladen sind. Zudem wird erst auf dem Stand und auf dem Hochsitz geladen und Hindernisse werden mit entladener Waffe überquert.

Es ist wichtig zu wissen, welche Wege und Straßen durchs Revier führen, wo sich der Standnachbar aufhält oder aus welcher Richtung die Treiber kommen, denn diese Schussrichtungen sind grundsätzlich tabu. Seinen einmal eingenommenen Stand nicht zu verlassen ist ebenso Ehrensache wie Sicherheitsmaßnahme, wie mit dem Standnachbar durch einen kurzen Hornklang Kontakt aufzunehmen.

Gute Kameraden können sich auf diese gut tauglichen Grundsätze verlassen und „rieselt“ es trotzdem Mal im hohen Blätterwald hört man großzügig darüber hinweg oder macht den Kameraden kurz darauf aufmerksam. Es passiert auch nur sehr selten.

Kameradschaft

Kameradschaft bezeichnet die Beziehung innerhalb einer Gruppe und in der Jagdgesellschaft. Diese ist von gegenseitiger Solidarität geprägt und von einem Gruppengefühl. Wenn Solidarität die Haltung zu gemeinsamen Zielen ausdrückt, so hat das Gruppengefühl mit dem seelischen Empfingen und der inneren Verbundenheit der Gruppenmitglieder zu tun. Verbundenheit basiert auf Vertrauen. Vertrauen kommt vom Herzen, braucht Transparenz, offene Kommunikation, ehrliches Verhalten, echtes Interesse aneinander und nicht zuletzt Zeit. Jeder kennt den Spruch: «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.»

Weil Kontrolle eine Verstandessache ist, welcher wenig Vertrauen zugrunde liegt, wird natürlich auch kontrolliert.

Über Kameradschaft im militärischen Kontext spricht das World Wide Web von einer Gefahrengemeinschaft und von soldatischer Pflicht. Die Gruppe ist meist männlich zusammengesetzt und untereinander konkurrierend. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Kameradschaft befohlen werden kann.

So können in einer Jagdgesellschaft im Thema Sicherheit alle Vorkehrungen und Maßnahmen getroffen worden sein. Der Abschussplan wird problemlos erfüllt und das Brauchtum wird ins Detail gepflegt. Das sind grundsätzlich gut messbare Werte. Doch Kameradschaft kann nicht befohlen werden. Weil Vertrauen, die Basis von Kameradschaft ist. Vertrauen gewinnt man tröpfchenweise, während man es literweise verliert. Hier zählen Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Offenheit, Großzügigkeit, Transparenz und Kommunikation.

Brauchtum

Die Pflege der Jägersprache und des Brauchtums hebt den Stand der Gilde und jede Gesellschaft handhabt das doch sehr unterschiedlich.