DER INFORMANT - The Gordons - E-Book

DER INFORMANT E-Book

The Gordons

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Beschreibung

Es könnte bereits morgen die Schlagzeilen der Weltpresse beherrschen: Das FBI hat eine Geheimorganisation entdeckt, die in den USA ein Terror-Regime nach dem Vorbild der Französischen Revolution einführen will. Alles ist bis ins Detail geplant - selbst die TV-Übertragungen von der Hinrichtung der Gegner des neuen Regimes...

The Gordons ist das Pseudonym eines Autorenduos, bestehend aus Gordon Gordon (* 2. März 1906 in Anderson, Indiana; † 14. März 2002) und Mildred Gordon (* 24. Juni 1912 in Kansas; † 3. Februar 1979 in Tucson, Arizona). Von ihrem Werk ist vor allem die Trilogie um Kater D.C. hervorzuheben: Diese Romane wurden vom Publikum wie auch von der offiziellen Kritik hoch geschätzt und später auch kongenial verfilmt.

Der Roman Der Informant erschien erstmals im Jahr 1973; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1976.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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THE GORDONS

 

 

Der Informant

 

Roman

 

 

 

 

Apex Crime, Band 137

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DER INFORMANT 

ERSTER TEIL 

ZWEITER TEIL 

DRITTER TEIL 

 

 

Das Buch

 

Es könnte bereits morgen die Schlagzeilen der Weltpresse beherrschen: Das FBI hat eine Geheimorganisation entdeckt, die in den USA ein Terror-Regime nach dem Vorbild der Französischen Revolution einführen will. Alles ist bis ins Detail geplant - selbst die TV-Übertragungen von der Hinrichtung der Gegner des neuen Regimes...

 

The Gordons ist das Pseudonym eines Autorenduos, bestehend aus Gordon Gordon (* 2. März 1906 in Anderson, Indiana; † 14. März 2002) und Mildred Gordon (* 24. Juni 1912 in Kansas; † 3. Februar 1979 in Tucson, Arizona).  Von ihrem Werk ist vor allem die Trilogie um Kater D.C. hervorzuheben: Diese Romane wurden vom Publikum wie auch von der offiziellen Kritik hoch geschätzt und später auch kongenial verfilmt.

Der Roman Der Informant erschien erstmals im Jahr 1973; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1976.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  DER INFORMANT

 

 

 

 

 

 

 

  ERSTER TEIL

 

 

 

Erstes Kapitel

 

 

SAC, Los Angeles - Informant benachrichtigt Abteilung Zero, Ausschuss für öffentliche Sicherheit plant heute Abend oder morgen in Los Angeles die Ermordung unbekannter Person an unbekanntem Ort. Verfolgen alle Hinweise im Bemühen geplantes Opfer zu identifizieren...

SAC, New York

 

Eine Zeitlang war völlig ungewiss, ob Flug 901 in Los Angeles am Internationalen Flughafen landen würde, der von einem schweren Juninebel verhangen war, oder in Ontario, per Bus gut eine Stunde entfernt. Wenn es zum letzteren kommen sollte, dann würde Stewardess Chris Roberts, fünfundzwanzig, dunkelhaarig, schlank, mit 159 verärgerten Fluggästen fertigwerden müssen. Einige darunter würden sie persönlich für diese Pflichtvergessenheit des Wetters verantwortlich machen und eine lebenslängliche Zuchthausstrafe für angemessen halten. Es war 23 Uhr 16. Planmäßige Ankunft war für 23 Uhr 28 vorgesehen.

In der Küche schimpfte Sarah Cashin, die zusammen mit Chris die Touristenklasse versorgte.

»Diese Politiker! Da bauen sie einen Riesenflughafen direkt ans Meer, wenn sie ihn ebenso gut in der Wüste draußen hätten anlegen können.«

Chris hatte keine Zeit, sich auf eine Diskussion einzulassen. Die alte Dame auf 14-A wollte ein Aspirin; 17-B hatte seine Brille verloren; und 23-A wollte seinen Mantel haben, der vorn in der Nische auf einem Bügel hing. Chris ließ sich von der Hektik nicht aus der Ruhe bringen.

Sie war mit dem Aspirin auf dem Weg zu 14-A, als 19-C brüllte: »He, Mädchen, wie wär’s mit einem Whisky?«

»Tut mir leid«, erwiderte sie. »Die Bar ist geschlossen. Wir landen in wenigen Minuten!«

Er wurde aggressiv. »Was soll das heißen, die Bar ist geschlossen? Sie sind wohl zu faul, mir etwas zu trinken zu holen?« Er wurde noch lauter. »Ich kenne den Vizepräsidenten dieses Ladens. Alter Kumpel von mir.«

»Wir werden in wenigen Minuten landen, Sir.«

Sie eilte weiter. Ihr war nicht wohl. Vor Nebel hatte sie maßlose Angst.

Als sie der alten Dame in 14-A das Aspirin reichte, sah sie, wie 6-C die Hand hob. Er war ein alter Mann Ende sechzig. Als er an Bord gekommen war, war ihr aufgefallen, dass er das rechte Bein leicht nachzog. Er hatte freundliche blaue Augen, ein sanftes Gesicht und eine warme, gütige Stimme, die sie später als eine Art Schnurren beschrieb.     

»Miss«, sagte er, »könnte ich bitte ein Glas Wasser haben? Ich muss meine Medizin nehmen.«

Sie war in der Küche, um das Wasser zu holen, als Sarah neben sie trat.

»Wir landen nun doch am International. Gott sei Dank.«

Die Maschine setzte leicht und glatt auf. Die Stewardess der ersten Klasse leierte die Abschiedsfloskel herunter. »...bitte bleiben Sie auf Ihren Plätzen, bis die Maschine ganz zum Stehen gekommen ist. Wir danken Ihnen, dass Sie mit uns geflogen sind und hoffen, Sie bald wieder an Bord begrüßen zu dürfen.«

Chris nahm mit den anderen Mädchen an der Tür Aufstellung. Der Nebel wälzte sich in dichten Schwaden heran. Müde trotteten die Passagiere hinaus.

Als der letzte Fahrgast im Nebel verschwunden war, holte Chris ihre beiden kleinen Koffer und den mottenzerfressenen Kaninchenmantel, den sie in New York für 5 Dollar 98 erstanden hatte. Sarahs Blick fiel auf ihn.

»Was, um alles in der Welt, ist das denn?«

Chris strahlte. »Du kennst doch die alte Badewanne mit den Löwenfüßen, die ich mit Goldfarbe besprüht habe. Na, und jetzt habe ich eben eine pelzgepolsterte Badewanne.«

Sarah schüttelte den Kopf. »Komplett verrückt!«

Chris hatte es eilig. Sie hatte Jim Kendall versprochen, ihn vor Mitternacht anzurufen, und wenn er nicht gerade einen Schriftsatz vorbereitete oder in sonst einer wichtigen Arbeit für die Kanzlei steckte, bei der er als Anwalt tätig war, würden sie noch einen langen Spaziergang machen. Chris liebte es, mit Jim durch die Dunkelheit zu wandern und Zukunftspläne zu schmieden. Sie wollten heiraten, sobald er genug verdiente, um eine Frau ernähren zu können.

Die lange Verlobungszeit störte sie nicht. Sie war eine Gnadenfrist, bevor die endgültige, unwiderrufliche Entscheidung gefällt werden musste. Natürlich würde sie Jim heiraten, sagte sie sich immer wieder, aber nachts erwachte sie manchmal schweißgebadet. Für immer war für immer. Sie war bekümmert über sich selbst und ihre Einstellung. Jim war ein warmherziger, rücksichtsvoller und aufmerksamer Mensch, und trotzdem fragte sich Chris oft, ob Liebe nicht etwas anderes war als das, was sie für ihn empfand.

Chris eilte aus dem Flughafengebäude hinaus in den beißenden Nebel. Normalerweise pflegte sie den Bus der Fluggesellschaft zum Personalparkplatz zu nehmen, um dort ihren Wagen zu holen und in ihre Wohnung am Manhattan Beach zu fahren. Doch an diesem Abend hatte sie ihren Wagen und ihr Zimmer den aus New Jersey angereisten Eltern ihrer Freundin und Wohnungsgenossin Roz Canaletto zur Verfügung gestellt.

»Die Mafia wird es dir nie vergessen«, hatte Roz gesagt.

Chris winkte einem Taxi. Sie wollte die Nacht in einem Motel in der Nähe verbringen. Als einer der gelben Wagen vor ihr anhielt, hörte sie hinter sich die Stimme eines Mannes, die an sie gerichtet war. Sie drehte sich um und sah 6-C, den sympathischen alten Hinkefuß. Er war in größter Erregung. Sein Gesicht zuckte, und seine Lippen zitterten.

»Miss, darf ich fragen, ob Sie zu einem Hotel fahren?«

»Ja, ins Airporter.«

»Oh, gut. Gut. Ins Airporter. Würde es Ihnen etwas ausmachen, die zwei Koffer hier mitzunehmen?« Er hielt ihr zwei Aktenkoffer hin. »In meinem Taxi ist kein Platz mehr. Ich, reise immer mit zu viel Gepäck, aber ich habe einfach Angst, dass ich etwas zurücklasse, was ich später vielleicht brauche.«

Ohne zu überlegen, willigte sie ein. Er schob die Koffer auf den Sitz, legte ihr Gepäck sorgsam darüber und breitete den Pelzmantel über den Stapel. Dann nahm er ihren Ellbogen und schob sie mit sanfter Gewalt auf den Rücksitz neben die Koffer.

»Wir sehen uns am Empfang. Aber wenn ich aufgehalten werden sollte, ich meine, wenn mein Taxi im Verkehr steckenbleiben sollte, dann warten Sie bitte auf mich. Geben Sie die Koffer keinem anderen, bitte. Nicht einmal dem Pagen. Versprechen Sie mir das?«

Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, doch das eindringliche Bitten in seinen Augen hielt sie davon ab. Eilig schloss er die Tür. Warum hatte sie sich beschwatzen lassen? Sie wusste doch, wie gefährlich es war, das Gepäck eines Fremden in Verwahrung zu nehmen. Es konnte Heroin im Wert von einer Million Dollar enthalten.

Sie warf einen Blick zurück. Der alte Mann humpelte davon, die Schultern gebeugt von der Last der Jahre. Dann hüllte der dichte Nebel ihn ein.

 

 

 

Zweites Kapitel

 

 

SAC, Los Angeles. Laut Informant Ermordung unbekannten Opfers auf Anordnung von Maximilian Hartman, alias Max Hartman. Ansonsten keine Hinweise...

SAC, New York.

 

Sie saß im Airporter und wippte ungeduldig mit dem Fuß. Wo blieb der alte Knabe? Er hätte schon vor zwanzig Minuten eintreffen müssen. Sie winkte einem Pagen und bestand sehr zu seiner Verwunderung darauf, die beiden Koffer des alten Mannes selbst zu tragen.

Als sie in ihrem Zimmer allein war, schleuderte sie die Pumps von den Füßen und ging zum Telefon. Jim meldete sich beim ersten Läuten.

»Ich fing schon an, mir Sorgen zu machen«, sagte er.

»Ich bin im Airporter. Am Empfang dauerte es eine Weile.«

»Alles in Ordnung?«

»Bestens.«

»Du hast auf dem Flug mit einem Passagier Scherereien gehabt.«

Sie hatte nie jemanden gekannt, der eine ähnlich hochentwickelte Wahrnehmungsgabe besessen hatte. Er spürte auch die kleinste Veränderung in ihrer Miene oder ihrer Stimme, und manchmal reizte sie das. Sie war schließlich keine vorgeschlagene Geschworene, die kritischer Analyse unterzogen werden musste.

Jim hatte zu tun. Sie verabredeten sich für den folgenden Tag zum Mittagessen.

Im Badezimmer zog sie sich aus und schlüpfte in einen Morgenrock. Gerade, als sie sich abschminken wollte, klopfte es. Sie lief zur Tür.

»Ja?«

Die Stimme, die antwortete, war die eines Mannes, angenehm und tief timbriert.

»Ich bin Max Hartman. Sie kennen mich nicht, aber ich muss Sie sprechen. Das Hotel wird für mich bürgen, wenn Sie zuerst den Empfang anrufen wollen.«

Sie zog den Morgenrock enger um sich und öffnete die Tür. Er war groß, gut über einsachtzig, mit muskulösem, doch lockerem Körper. Seine Augen - es war zu dunkel, die Farbe zu erkennen - kleideten sie bis auf das Muttermal an ihrer Hüfte aus. Aus irgendeinem Grund störte sie das bei diesem Mann nicht. Sein Lächeln war wie der Ausdruck seiner Augen, unverschämt und respektlos.

»Danke, Miss Roberts«, sagte er, ohne einen Versuch zu machen einzutreten. »Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss, aber mein Onkel hat Ihnen zwei seiner Koffer anvertraut...«

Sie nickte. »Ich habe schon auf ihn gewartet.«

»Er hatte einen Unfall - Verkehrsunfall. Er bat mich, die Koffer abzuholen.«

Sie wandte sich zum Schrank, in dem die Koffer standen.

»Ist es schlimm?«

»Das weiß man noch nicht. In seinem Alter ist alles schlimm.«

Sie blieb stehen. »Ich habe ihm versprochen, die Koffer keinem anderen auszuhändigen, nicht einmal dem Pagen...«

Er lächelte. »Ich bin kein Page. Und unter den gegebenen Umständen...«

»Ich werde sie ihm morgen bringen, wenn Sie mir sagen, wo er liegt.«

»Im Inglewood Krankenhaus. Aber er braucht sie heute Abend. Er muss etwas erledigen - und er braucht...«

Er drängte, und plötzlich war es ihr nicht mehr ganz geheuer.

»Heute Nacht muss er noch etwas erledigen - im Krankenhaus - nachdem er bei einem Unfall verletzt wurde?«

Sein Lächeln erlosch. »Wenn Sie mich für einen Dieb halten...«

»Ich werde sie ihm morgen bringen.«

»Ich kann Sie jetzt hinüberfahren.«

»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie verschwinden würden. Ich gehe jetzt zu Bett. Ich bin müde.«

Seine Augen hielten die ihren fest.

»Sie sind eine schöne Frau. Sie sehen intelligent aus und vernünftig und doch...«

»Sie meinen, ich bin eigensinnig? Herzlichen Glückwunsch, da sind sie nicht der einzige.«

Er zuckte die Achseln und wandte sich zur Tür.

»Morgen früh. Acht Uhr. Ich fahre Sie zum Krankenhaus.«

»Neun Uhr.«

Er schloss leise die Tür. Sie zählte bis zehn und öffnete sie wieder. Er war nirgends mehr zu sehen.

Sie ging zum Telefon und wählte die Nummer des Sicherheitsbüros der Fluggesellschaft. Hank Garmuth meldete sich.

»Mr. Garmuth, ich weiß nicht, ob Sie sich meiner erinnern. Hier spricht Chris Roberts. Ich...«

»Christina Roberts! Flug 692. Über Kansas. Acht Uhr vierzig morgens am 17. April.« Ein Verrückter hatte sie mit einer Schusswaffe bedroht, und sie hatte ihn beredet, ihr die Waffe auszuhändigen. »Und ob ich mich erinnere! Das war Mumm!«

»Nein, Mumm war es nicht, Mr. Garmuth. Ich wusste nur nicht, was ich sonst tun sollte. Aber ich rufe Sie an, weil ich fürchte, ich habe eine Dummheit gemacht! Ich habe mir von einem netten, alten Herrn zwei Koffer aufschwatzen lassen. Er war auf meinem Flug, Nummer 901. Mit Nachnamen hieß er Jorgensen. J-o-r-g-e-n-s-e-n. Den Vornamen weiß ich nicht.«

 

 

 

Drittes Kapitel

 

 

FBI-Agent John Ripley, allgemein Rip genannt, hockte rittlings auf seinem Drehstuhl und starrte auf das Fernschreiben, das Peg ihm hinterlegt hatte. Informant benachrichtigt Abteilung Zero, Ausschuss für öffentliche Sicherheit plant Ermordung...

»Es kam zu spät, nicht wahr?«, bemerkte Peg.

»Mein Gott, ich hoffe es nicht«, erwiderte Rip und stand auf. Er war groß und schlank, mit athletischem Körper und braungebranntem Gesicht. »Wenn ich nur die geringste Ahnung hätte, wo er ist. Es kann natürlich sein, dass er damit gar nicht gemeint ist. Es kann sich auf eine andere Person beziehen. Trotzdem...« er warf einen Blick auf seine alte Armbanduhr -, »die Maschine ist vor anderthalb Stunden gelandet.«

Sam Jorgensen hatte versprochen, Rip unmittelbar nach seiner Ankunft anzurufen. Entweder war ihm etwas zugestoßen, oder er war ein verantwortungsloses Individuum. Vielleicht hatte er es sich plötzlich anders überlegt, vielleicht hatte er Angst bekommen. Rip hatte ihn nie gesehen, und soweit Rip unterrichtet war, war der Mann nie zuvor in Los Angeles gewesen.

Sam Jorgensen war ein Informant. Einige Wochen zuvor hatte er das New Yorker Büro des FBI angerufen um mitzuteilen, dass er Informationen über den »Ausschuss für öffentliche Sicherheit liefern könnte, eine Untergrundorganisation, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Regierung der Vereinigten Staaten gewaltsam zu stürzen. Er hatte darauf bestanden, seine Informationen nach Los Angeles zu bringen. In New York, sagte er, hätte er Angst, überwacht zu werden.

Als er eine Stunde nach Ankunft der New Yorker Maschine immer noch nicht angerufen hatte, hatte Rip zwei Agenten losgeschickt, um ihn suchen zu lassen. Keiner von beiden hatte sich bisher gemeldet. In einem Flughafen von der Größe des Los Angeles International war die Suche nach einer bestimmten Person nicht leicht, selbst wenn der Gesuchte hinkte. Es war kaum damit zu rechnen, dass jemand sich seiner erinnern würde. In einem Flughafen waren die Menschen, meist in Eile und verschwendeten keine Zeit damit, anderen Beachtung zu schenken.

»Ich gehe jetzt«, sagte Peg. »Ist noch etwas, Mr. R.?«

»Ich sage es nicht gern. Es ist so spät.«

»Ihre Katze?«

»Ginge das?« Sie wohnte nicht weit von ihm entfernt. »Der arme Kerl muss dem Hungertode nahe sein.« Er nahm einen Schlüssel von einem Ring. »Das ist der Schlüssel zur Hinter...«

»...zur Hintertür.« Peg nahm den Schlüssel. »Ich stecke ihn dann in die Tasche der alten Jacke, die draußen hängt. Alles für das FBI, Mr. R.«

»Und, Peg, lassen Sie sich nicht...«

»Ich werde höchstens über die Mülltonne stolpern und alle Lichter einschalten.«

Mit einem spitzbübischen Lachen ging sie davon. Er blickte der zierlichen Gestalt nach. Ein großartiges Mädchen. Vielleicht würde er sie eines Tages heiraten - und wenn auch nur, damit seine Mutter endlich Ruhe gab. Sie hatte Peg gern. Außerdem erklärte sie ihm immer wieder, dass er schließlich nicht jünger würde. Er war allerdings der Meinung, dass er mit neunundzwanzig noch lange nicht zum alten Eisen gehörte.

 

Wenige Minuten nach ein Uhr morgens kam der Anruf von Hank Garmuth.

»Rip«, sagte er. »Sie haben mich doch heute Abend wegen dieses Passagiers auf Flug 901 angerufen. Also, da habe ich etwas für Sie. Verrückte Geschichte. Eine unserer Stewardessen, sie heißt Christina Roberts - Klassemädchen -, also, dieser Jorgensen hat ihr zwei seiner Koffer gegeben und sie gebeten, sie mit ins Hotel zu nehmen, da in seinem Taxi angeblich nicht genug Platz für sein ganzes Gepäck war. Dann...«

Er berichtete ausführlich, was sich weiter ereignet hatte.

»Da taucht dieser Knabe auf, um die Koffer abzuholen und erklärt, sein Name wäre Max Hartman.«

Rip spürte Erregung. »Können Sie mich im Airporter treffen? In dreißig Minuten?«

Hank Garmuth stimmte zu. Rip legte auf und ging in die Registratur, um die Frau, die dort Nachtdienst hatte, zu bitten, das Register nach Christina Roberts, Stewardess, fünfundzwanzig Jahre alt, wohnhaft Manhattan Beach, durchzusehen.

Während er wartete, rief er im Inglewood Krankenhaus an. Eine Telefonistin mit gurrender Stimme erklärte ihm, dass ein Patient namens Jorgensen nicht eingeliefert worden war. Wenig später berichtete die Frau aus der Registratur, dass eine Akte über Christina Roberts nicht vorlag.

Danach besorgte er sich einige Werkzeuge, um eventuell die Schlösser der beiden Koffer zu öffnen, und ein Fotokopiergerät.

Kurz nachdem er von der Schnellstraße abgebogen war, erwachte die Funkanlage zum Leben. Die Agenten, die nach Jorgensen fahndeten, meldeten, dass die Suche bisher erfolglos geblieben war. Ein weiterer Agent, den Rip beauftragt hatte, bei der Polizei anzufragen, teilte mit, Christina Roberts wäre nicht vorbestraft.

Er ertappte sich dabei, dass er viel zu schnell fuhr und bemühte sich, seine Befürchtungen und seine Sorge zu beschwichtigen. Er hatte fest damit gerechnet, dass ihm mit Hilfe von Sam Jorgensen ein erster, größter Fortschritt bei der Bearbeitung des schwierigsten Falles glücken würde, an dem er sich je die Zähne ausgebissen hatte. Seit neun Monaten leitete er eine Art Sonderkommando, das man im Büro die Subversiv-Abteilung nannte. Zweiundzwanzig Agenten standen ihm Tag und Nacht zur Verfügung, und er konnte jederzeit so viele zusätzliche Leute anfordern, wie er brauchte. Monat um Monat hatten sie Verdächtige rund um die Uhr überwacht, waren Plünderten von Hinweisen nachgegangen. Und mit jedem Tag stieg der Druck aus Washington.

Am Zeitungskiosk im Airporter entdeckte er Hank Garmuth, der in einer Zeitschrift blätterte. Er war ein korpulenter untersetzter Mann mit scharf hervorspringender Nase und kleinen Augen. Er war zäh und mutig und intelligent.    

Hank folgte Rip in einigem Abstand, aus braunen Augen aufmerksam jede Zimmertür musternd, um sicherzugehen, dass keine auch nur einen Spalt offenstand. Als Rip an die Tür von Zimmer 120 klopfte, ging er weiter, um auch die Türen am anderen Ende des düsteren Korridors zu überprüfen.

Chris war noch immer im Morgenrock. Rip gefiel die etwas kantige, eigensinnig wirkende untere Partie ihres Gesichts, ihm gefielen ihre kerzengerade Haltung und die aufmerksamen, forschenden Augen. Keiner von beiden sagte ein Wort. Dann kam Hank und schloss die Tür hinter sich.

»Das ist Rip«, sagte er. »John Ripley. - Miss Roberts.«

In ihrem Nicken spürte Rip Feindseligkeit, schwach, doch unmissverständlich.

»Die Koffer sind da drüben.« Sie wies zum Fuß des Bettes.

»Kann ich sie ins Bad bringen?«

Es machte ihm keine Schwierigkeiten, die Schlösser zu öffnen, und keine Gewissensbisse plagten ihn, als er die Koffer durchsuchte. Er fahndete nach einer Spur, die vielleicht zu einem spurlos verschwundenen Informanten führen würde.

Als er die Koffer aufklappte, fand er Fotokopien von Briefen und Berichten und unzählige Zeitungsausschnitte. Er stellte das Fotokopiergerät auf. Nach einer halben Stunde konzentrierter Arbeit war er fertig. Als er aus dem Bad kam, unterhielten sich Chris und Hank angeregt über Berufliches. Beim Anblick von Rip brach sie mitten im Satz ab.

»Sie können die Koffer Mr. Hartman aushändigen, wenn er morgen kommt«, sagte Rip zu ihr.

Er ließ sich müde in den Sessel fallen, über den der Kaninchenmantel gebreitet war, sah den Mantel und wollte wieder aufstehen.

»Bleiben Sie nur«, sagte sie, »wenn Sie gegen ein paar Mottenlöcher nichts einzuwenden haben. - Sie werden uns wohl nicht verraten, was die Koffer enthalten, wie?«

Er lehnte sich zurück. »Ich glaube, es wäre am besten, Sie würden sich von ihm ins Krankenhaus fahren lassen, anstatt plötzlich allzu willig zu sein, die Koffer auszuhändigen.«

»Aber er ist doch gar nicht im Krankenhaus. Jedenfalls nicht im Inglewood. Da habe ich angerufen.«

»Ich glaube, ich engagiere sie«, bemerkte Hank zu Rip. »Keine schlechte Detektivin.«

»Wo ist Mr. Jorgensen? Warum kam er nicht?«

»Das wissen wir nicht.«

»Sie wollen es mir nicht sagen.«

»Ich würde es Ihnen sagen.«

»Aber wenn er nicht im Krankenhaus ist, und ich mit Mr. Hartman hinfahre...«

»Das wird Max Hartman wenig stören«, meinte Rip. »Er wird Sie bitten, im Wagen zu warten, während er hineinläuft und die Koffer einem Freund gibt. Wenn Sie ihm folgen würden - aber tun Sie das bitte nicht! -, dann würden Sie unversehens allein im Foyer stehen, während er außer Hörweite mit einer Schwester verhandelte und ihr die Koffer überreichte, die sie wiederum weisungsgemäß an eine bezeichnete Person übergeben muss. Er würde zurückkommen und Ihnen sagen, dass sein Onkel - er ist natürlich nicht sein Onkel - unter Einwirkung eines Beruhigungsmittels noch tief schlafe.« Er stand von Rastlosigkeit getrieben auf. »Max Hartman ist ein schlagfertiger, redegewandter, intelligenter Bursche, der alles, was er tut, mit Brillanz tut.«

»Mr. Jorgensen ist tot, nicht wahr?«, fragte Chris.

»Zeigte er im Flugzeug Angst?«

»Nein, gar nicht. Wer ist er überhaupt?«

»Ein Schwindler mit einer Vorstrafenliste, die zwei Seiten lang ist.«

Chris starrte ihn ungläubig an.

»Das ist doch nicht möglich. Dieser nette, aufmerksame, höfliche, alte Mann!«

Rip nickte. »Einer der besten in der Branche.«

Chris ließ sich diese Neuigkeit einen Moment durch den Kopf gehen.

»Wenn er, wie Sie sagen, gar nicht Mr. Hartmans Onkel ist, dann sind die Koffer...«

Rip saß ihr gegenüber. Er sah sie an.

»Ich möchte, dass Sie vor Max Hartman die Ahnungslose spielen«, sagte er. »Verhalten Sie sich so, wie Sie sich jedem anderen Mann gegenüber verhalten würden. Stellen Sie keine Fragen, die Sie nicht normalerweise stellen würden. Hören Sie nur zu und berichten Sie mir, was er sagte, wovon er sprach. Er wird Sie um ein Wiedersehen bitten. Das tut er immer, wenn er eine Frau kennenlernt. Und Sie gehen mit ihm aus...«

»Moment! Ich habe nicht die Absicht...«

»Bitte«, fiel Rip ihr ins Wort. »Ich - das FBI wäre Ihnen äußerst verbunden.«

»Ich habe morgen Mittag einen Flug nach Washington.«

»Das kann geändert werden«, bemerkte Hank.

»Mr. Ripley«, sagte sie scharf, »die Art und Weise, wie Sie hier hereinspazieren und min Verhaltensmaßregeln geben wollen, passt mir gar nicht. Ich bin es gewöhnt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen.«

Rip spürte, wie Ärger in ihm aufwallte. Deshalb lächelte er und machte einen Rückzieher. »Verzeihen Sie. Ich war vorschnell. Ich werde dem SAC sagen, dass Sie nicht - nicht verfügbar sind.«

»Wer ist der SAC?«

»Das heißt Special Agent in Charge. Er ist der Leiter unseres hiesigen Büros. Er wird sehr enttäuscht sein.«

Sie wurde ruhiger. »Ich hätte Verdienstausfall, und das kann ich mir nicht leisten.«

»Natürlich, das verstehe ich«, beeilte sich Rip zu versichern. »Aber wenn Sie...«

»Nein. Zur Verräterin hatte ich noch nie Talent. Was hat er überhaupt verbrochen?«

»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie würden sich vielleicht verraten, wenn Sie es wüssten.«

Röte stieg ihr in die Wangen.

»Sie erwarten von mir, dass ich den Spitzel spiele, aber wenn ich Ihnen eine simple Frage stelle - Ist er gefährlich?«

»Nein. Doch ja, er ist gefährlich. Sehr sogar. Aber für Sie wäre er keine Gefahr. Sie befinden sich ja außerhalb seines Tätigkeitsbereichs.

»Aber er wird zudringlich werden.«

Rip verspürte Unbehagen.

Sie ließ nicht locker. »Er ist der Typ. Das habe ich gleich gesehen.«

»Mit zudringlichen Männern mussten Sie doch sicher schon des öfteren fertigwerden.«      

Sie schwieg einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf.

»Ich bin kein Spitzel.«

Rip holte tief Atem.

»Glauben Sie mir, Miss Roberts, Sie würden uns und unzähligen Menschen einen ungeheuren großen Dienst erweisen. Das Leben von vielleicht Tausenden von Menschen steht auf dem Spiel. Wenn ich Ihnen sagen könnte, worum es in diesem Fall geht, würden Sie nicht zögern.«

»Sie sagten, er ist gefährlich.«

»Nicht für Sie. Er hätte keinen Anlass, Ihnen etwas zuleide zu tun. Ich verlange ja gar nicht, dass Sie etwas tun. Sie sollen nur zuhören. Vielleicht hören Sie etwas, was Mr. Jorgensen - oder einem anderen Menschen - das Leben rettet.«

»Und wenn er dahinterkommt, dass ich es Ihnen berichte?«

»Ich weiß nicht, wie er dahinterkommen sollte - aber wenn es dazu käme, dann würde er versuchen, Sie zu töten, Miss Roberts. Das muss ich unumwunden eingestehen.«

 

 

 

Viertes Kapitel

 

 

Um neun Uhr wartete sie klopfenden Herzens vor dem Hotel. Max Hartman fuhr seinen frisch gewaschenen Porsche mit dem Schwung eines Pferdeliebhabers vor, der einen wohlgeratenen Einjährigen zur Schau stellt.

Als er aussteigen wollte, rief sie: »Lassen Sie nur«, warf die beiden Koffer in den Wagen und glitt neben ihn auf den Sitz. Er sah sie mit Bewunderung an.

»Hallo«, sagte er mit dem leicht unverschämten Lächeln, das sie schon kannte, »mit Kleidern sehen Sie atemberaubend aus.«

Sie lachte unsicher. Auch er sah bei Tageslicht noch besser aus. Er trug ein Sporthemd, das weit offen stand, und ein Medaillon mit dem stolzen Wort PAX um den Hals. Seine Augen, tiefblau, leuchteten warm und lebendig. Er sah überhaupt nicht gefährlich aus.

Er steuerte den Porsche in den dichten Strom des Verkehrs hinaus. Sie zermarterte sich das Hirn nach einer nichtssagenden Bemerkung, doch ihr fiel nichts ein, was nicht unnatürlich geklungen hätte. Schließlich erkundigte sie sich nach seinem Onkel.

»Es ist kaum zu glauben«, sagte er, »aber ich habe Ihnen doch gestern Abend tatsächlich das falsche Krankenhaus genannt. So ein Fehler ist mir noch nie unterlaufen. Ich mache nämlich nie Fehler.«

Das glaube ich, dachte sie, und diesmal hast du deinen Fehler auch gleich ausgemerzt.

»Er scheint ein ausgesprochen netter, alter Herr zu sein.«

Er zuckte die Achseln. »Ach ja, er ist schon in Ordnung.«

Als sie das Daniel Freeman Krankenhaus erreichten, parkte er in einer Lücke, die ein beträchtliches Stück vom Eingang entfernt war. Sie stellte fest, dass es näherliegende Parkplätze gegeben hätte. Er sagte, er wollte die Koffer rasch hineintragen und eilte davon. Zehn Minuten später etwa kam er zurück.

»Sie haben ihm gestern ein Schlafmittel gegeben, und er schläft immer noch. Die Schwester sagte mir, es ginge ihm recht ordentlich.«

Er fragte, ob er sie irgendwo absetzen könnte, und sie nannte die Adresse ihres Bruders, der in der Nähe wohnte. Während der Fahrt erzählten sie beide von sich selbst und ihrem Leben.

Sie skizzierte die Kleinstadt in North Carolina, in der sie aufgewachsen war, unterhielt ihn mit einigen Anekdoten aus ihrem Leben als Stewardess. Er beschrieb ihr die Denkzelle bei Aerospace Engineers, wo er arbeitete, und sprach von seiner Liebe zur See.

»Ich habe unten bei Marina del Rey eine Jacht. Passen Sie auf, wir gehen zusammen essen und dann fahren wir auf einen Sprung hinunter.«

Er war wie ein Halbwüchsiger, der darauf brennt, mit seinem neuen Motorrad zu protzen.

»Ich bin schon verabredet.«

»Schade. Sie müssen heute Nachmittag schon wieder fliegen, nicht wahr?«

Ihr wäre beinahe das Herz stehengeblieben. Woher wusste er das? Unbefangen bleiben.

»He! Sie sind ja der reinste Detektiv.« Sie lächelte, wie sie hoffte, geschmeichelt. »Ich bin für einen anderen Flug eingeteilt worden. Morgen früh um neun.«

»Wunderbar. Dann essen wir heute Abend bei Lautrec. Waren Sie da schon einmal?«

»Was für eine Frage! Lautrec ist für mich unerschwinglich.«

»Sagen wir um acht, ja?«

Nach gebührendem Zögern stimmte sie zu.

Dann fragte er ein wenig zu beiläufig: »Warum fragten Sie eigentlich nicht, woher ich wusste, dass Sie heute Nachmittag fliegen müssen?«

Sie verspürte Furcht, als sie nach der richtigen Antwort suchte. Sie lächelte und blickte ihn flüchtig an.

»Sie sind nicht der erste, der der Gesellschaft ein Schnippchen geschlagen hat«, versetzte sie leichthin.

»Hm.« Sie fühlte, dass seine Augen sie forschend ansahen. »Ich habe den Leuten einfach erzählt, ich wäre Ihr Bruder.«

»Sie haben wirklich ein Talent dafür, Verwandte zu erfinden.«

Sie hätte sich die Zunge abbeißen mögen. Er warf ihr einen scharfen Blick zu. Sie tat, als bemerkte sie es nicht.

»Was meinen Sie damit?«

Sie brachte es fertig, ein verwundertes Gesicht zu machen.

»Meinen? Womit?«

Seine Augen sagten, dass er wusste, dass sie wusste oder argwöhnte, dass 6-C nicht sein Onkel war. Was aber, fragte sie sich selbst, trifft zu: Weiß ich es oder argwöhne ich es nur? Wenn ich es weiß, dann habe ich es von einer dritten Person oder aus anderer Quelle erfahren.

 

 

 

Fünftes Kapitel

 

 

SAC, Los Angeles. Liaison Weißes Haus teilt mit, Präsident erbittet Bericht über gegenwärtigen Stand der Ermittlungen betr. Ausschuss für öffentliche Sicherheit. Dieser Fall hat Vorrang vor allen anderen Ihrer Dienststelle. Telefonkonferenz zwischen Hauptquartier und Außendienststellen Washington, New York, Chicago, Boston, Los Angeles für morgen, 14 Uhr, angesetzt. Direktor.

 

Zusammenfassender Bericht:

Mitteilungen der Informanten C-119 und C-123 zufolge wurde der Ausschuss für öffentliche Sicherheit am 20. Oktober 1971 von dreizehn Personen gegründet, deren Namen und Daten unten aufgeführt sind. Die Gründungssitzung fand auf einem Max Hartman gehörigen Boot statt, das bei Marina del Rey, Kalifornien, vor Anker liegt. Ziel der Organisation ist der gewaltsame Sturz der Regierung der Vereinigten Staaten.

C-119 und C-123 berichteten weiter, dass die Organisation Los Angeles in Chicago, New York und Washington, D. C. Ortsgruppen errichtet hat, dass aber alle Entscheidungen und Operationen in Händen der Gruppe Los Angeles liegen, und dass niemand als Mitglied aufgenommen werden kann, wenn nicht die Zustimmung von Max Hartman vorliegt, dem Gründer und Leiter der Gruppe Los Angeles.

C-119 und C-123 teilten ferner mit, dass es das Hauptziel des Ausschusses sei, Washington D. C. zu zerstören, die gegenwärtige Regierung zu stürzen und eine Diktatur unter vorläufiger Führung von Dr. George Henry Beaumont zu errichten, der später zurücktreten würde, um Hartman als seinem Nachfolger Platz zu machen.

C-119 erklärte, der Ausschuss wäre nach dem Muster der Tupamaros organisiert, einer gut organisierten, effizienten und disziplinierten Bande von Terroristen, die seit mehreren Jahren in Uruguay tätig ist.

Die Namen der amerikanischen Gruppe wurden jedoch, wie C-119 berichtete, aus der Französischen Revolution übernommen. Der Name der Organisation, Ausschuss für öffentliche Sicherheit leitet sich ab von Comite de Salut Public, jenem Ausschuss, der sein endgültiges Gefüge mit dem am 10. Juli 1793 erfolgten Ausschluss Dantons und der siebzehn Tage später erfolgten Aufnahme Robespierres erhielt.