Der James Joyce-Mord - Amanda Cross - E-Book

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Amanda Cross

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Beschreibung

Kate Fansler verschlägt es aus New York City den Sommer über in die ländliche Idylle der Berkshires. Hier in Araby soll sie den Nachlass des amerikanischen Verlegers von James Joyce sichten. Doch dann wird die unsympathische Nachbarin Mary Bradford erschossen aufgefunden, und Kate lässt die Korrespondenz des berühmten irischen Autors liegen, wild entschlossen, den Mörder zu finden.

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Amanda Cross

Der James Joyce-Mord

Ein neuer Fall für Kate Fansler

Kriminalroman

Aus dem Amerikanischen von Monika Blaich und Klaus Kamberger

DÖRLEMANN

Die amerikanische Originalausgabe »The James Joyce Murder« erschien 1967 bei Macmillan, New York. Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Copyright © 1967 by the Macmillan Company © 2021 Dörlemann Verlag AG, Zürich Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf unter Verwendung einer Illustration von Anna Sommer Satz und eBook-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-908778-85-1www.doerlemann.com

Prolog

Der Ulysses von James Joyce ist – das weiß heute eigent­lich jeder – ein dicker Roman, der einen einzigen Tag in Dublin beschreibt: den 16. Juni 1904. Am 16. Juni 1966, also genau zweiundsechzig Jahre später, machte sich Kate Fansler zu einem Treffen der James Joyce-Gesellschaft auf, die alljährlich ihren »Bloomsday« beging.

Kate nahm eine Haltung an, von der sie hoffte, sie sei Joyce und dem Anlass angemessen, und ihr fiel ein, dass sie Gotham Book Mart, den Sitz der James Joyce-Gesellschaft, fast genau zu der gleichen Tageszeit erreichen würde, zu der Leopold Bloom, der Held des Ulysses, den Sandymount Beach entlanggewandert war. »Und wenn ich nur einen Funken Verstand hätte«, dachte Kate, »dann wäre ich jetzt selbst irgendwo am Strand.« Aber da sie Nachlassverwalterin der Papiere Samuel Lingerwells geworden war und auf diese Weise unverhofft Zugang zu der literarischen Korrespondenz von James Joyce bekommen hatte, hielt sie es nur für recht und billig, an der abendlichen Feier teilzu­nehmen.

Der Gotham Book Mart liegt an der 47. Straße West in New York und empfängt die Mitglieder der James Joyce-Gesellschaft in einem Hinterzimmer des Ladens. Kate war einigermaßen überrascht, wie viele Männer anwesend waren – nicht etwa nur berühmte Joyce-Forscher, sondern junge Männer von der Sorte, die man zuallerletzt bei Treffen von literarischen Gesellschaften erwartete. Aber der Grund dafür lag gar nicht so fern. Sie schrieben gerade an ihren Disser­tationen über Joyce und hofften, hier einen geheimen, bislang unentdeckten Zugang zum Labyrinth seiner Werke zu finden, der ihnen akademische Ehren sichern würde. Schließlich war es Joyce neben seinen anderen magischen Kräften inzwischen gelungen, Wissenschaftlern in den Vereinigten Staaten zu akademischen Ehren zu verhelfen.

Kate war kein Mitglied der James Joyce-Gesellschaft, aber der Name von Samuel Lingerwell verschaffte ihr den Zugang und eine Begrüßung samt ­einem Glas jenes Schweizer Weines, den Joyce besonders gemocht hatte. Eines ist verdammt sicher, dachte Kate nach einer Weile, wenn ich mir einen Studenten höheren Semesters aussuche, der mir bei den Lingerwell-Papieren hilft, dann muss der möglichst wenig mit Joyce, Lawrence oder sonstigen modernen ­Schriftstellern am Hut haben. Jemand, der sich nicht der literarischen Hinterlassenschaft des lieben Sam annimmt, um seine eigene Karriere zu fördern. Eher ein Jane ­Austen-­Verehrer. Einer, der von ihr als »Jane« spricht. Ich werde Grace Knole bitten, mir einen geeigneten Kandidaten zu empfehlen.

Womit erklärt wäre, wieso Emmet Crawford den Sommer in Araby verbrachte.

Die Pension

»Kate«, sagte Reed Amhearst und fädelte seine langen Beine aus dem kleinen Wagen. »Um Himmels willen, was machst du ausgerechnet hier? Falls du dich entschlossen hast, dich dem Landleben hinzugeben, dann solltest du so nett sein, mir das schonend beizubringen. Es war ein ziemlicher Schock, aus Europa zurückzukommen und festzustellen, dass du dich hier auf einem verlassenen Hügel in den Berkshires eingerichtet hast. Was ist mit der Kuh los?«

Bevor Kate antworten konnte, kam eine rote Katze um die Hausecke gesaust, hitzig verfolgt von einem braunen Hund. »Die Fauna hat hier noch mehr zu bieten«, sagte Kate in, wie sie hoffte, versöhnlichem Ton. »Komm herein und erzähl mir alles über New Scotland Yard. Die Kuh brüllt nach ihrem Kalb.«

»Hat sie es verloren?«

»Man hat es ihr weggenommen; in ein, zwei Tagen hat sie es vergessen. Wie war es in England?«

Reed folgte Kate in den riesigen Wohnraum mit gewölbter Decke, an dessen einem Ende ein paar Sessel um einen ausladenden Kamin gruppiert waren. Etwas, das ganz nach einer Bar aussah, stand daneben. Reed bewegte sich gerade gemessenen Schrittes auf den Kamin zu, als ein schmächtiger Junge eine Treppe, die Reed nicht bemerkt hatte, heruntergeschossen kam und in der Mitte des Raumes landete. Reed erwog die Möglichkeit, ihn wieder zurückzubefördern, und nahm widerstrebend Abstand davon.

»Ich möchte wissen, ob du das beantworten kannst«, sagte das schmächtige männliche Geschöpf, ohne Reed zu beachten. »Was geht schneller, Verbluten oder Ersticken?«

»Ersticken, würde ich annehmen«, riet Kate. Reed sah fasziniert zu.

»Falsch, falsch, falsch. Ich habe gewusst, dass du das nicht weißt. Pass auf«, sagte der Junge und ließ an dieser Stelle merken, dass auch Reed davon profi­tieren könnte, »wenn ein Mensch ertrinkt und ein anderer aus seiner verletzten Schlagader blutet, dann muss man sich als Erstes den blutenden Mann vornehmen. Es dauert neun Minuten länger, bis man an Sauerstoffmangel stirbt, als bis man verblutet. Machst du mit mir ein paar Netzwürfe, Kate?«

»Im Augenblick bin ich beschäftigt«, sagte Kate. »Wo steckt William?«

»Streitet sich mit Emmet über einen Kerl namens James Joyce.«

»Also, dann sag William mal, er soll aufhören, über James Joyce zu diskutieren, und lieber ein paar Netzwürfe mit dir machen. Deinen Aufsatz hast du fertig?«

»In Ordnung, ich hole mir William«, antwortete der Junge und verschwand mit einer Geschwindigkeit, deren Ursache wohl in der Abneigung lag, sich weiter über den Aufsatz zu verbreiten.

»Kate …«, begann Reed.

»Setz dich«, sagte Kate. »Ich hole dir einen Drink und versuche, dir die ganze Sache zu erklären.«

»Ich habe nur ein paar Tage Zeit«, antwortete Reed und setzte sich. »Und dies klingt so, als dauerte es bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du aufs Land ziehst? Was ist das für ein Junge? Wer ist William? Wer ist Emmet? Mal ganz zu schweigen von der in ihren mütterlichen Gefühlen verletzten Kuh, der feuerroten Katze und dem Hund, der ihr hinterherhetzt. Und wer ist James Joyce?«

»Du wirst doch wohl wissen, wer James Joyce ist?«

»Wenn du den irischen Autor mehrerer unverständlicher Bücher meinst, den kenne ich. Aber angesichts der außergewöhnlichen Aspekte dieses Etablissements könnte es sich auch um den Gärtner handeln. Mein Gott, nun setz dich her und erkläre. Ich war nur sechs Monate in England, und nun finde ich dich so ver­ändert, verwandelt und verklärt vor.«

»Das Letzte hast du nur gesagt, damit es gut klingt.«

»Ich habe allerdings niemals damit gerechnet, dich mit einem kleinen Jungen unter ein und demselben Dach wohnen zu sehen. Wie alt sind Emmet und William?«, fragte Reed, als sei ihm plötzlich der furchtbare Gedanke gekommen, Kate hätte sich zur Betreuung größerer Gruppen kleiner Jungen hinreißen lassen.

»Mitte oder Ende zwanzig, nehme ich an. William Lenehan ist Leos Hauslehrer (du weißt, der mit den verschiedenen Todesarten), und Emmet Crawford arbeitet für mich ein paar Unterlagen durch. Die Katze gehört Emmet und der Hund dem Gärtner, der nicht James Joyce heißt, sondern Mr Pasquale. Die Kuh gehört dem Bauern und Nachbarn, der unser Land bestellt. Leo ist mein Neffe. Zum Wohl.«

»Also, trotz einer dreistündigen Autofahrt, auf die ich nicht vorbereitet war, und einer Umgebung, die ich mir für dich nicht im Traum hätte vorstellen können, ist es schön, dich zu sehen, Kate.«

»Danke, gleichfalls. Unter den gegebenen Umständen gehe ich sogar das Risiko der Übertreibung ein und sage dir, du bist eine Freude für meine entzündeten ­Augen.«

»Du hast einfach den Anblick all dieser Kühe satt; ich fühle mich nicht gerade geschmeichelt. Ich habe dich vermisst, Kate. In England dachte ich die ganze Zeit …«

»Kate«, unterbrach ihn ein junger Mann, der in der Tür auftauchte. »Wenn dieser Frau der Zutritt zu diesem Haus weiterhin gestattet ist, werde ich um meine Entlassung bitten müssen. Widerstrebend, da können Sie sicher sein, denn es handelt sich um eine faszinierende Sammlung. Da gibt es einen Brief – aber ich vertrage es nicht, dass diese Frau über mir hängt, als wäre ich ein Pudding, um diese oder jene außerordentlich interessante Neuigkeit über Sie wie Rosinen aus mir herauszupicken.«

»Emmet, Sie sollten wissen, dass Leute vom Land so unheilbar neugierig sind wie Katzen. Nur Städter sind in der Lage, ihre Nachbarn zu ignorieren. Erzählen Sie Mrs Bradford, dass Leo mein uneheliches Kind ist, dass ich seinen Vater ermordet habe und dass ich hier meine Kolonie der Lustknaben aufbaue, weil ich eine neue Religion gründen will. Das dürfte ihr für eine Weile die Sprache verschlagen.«

»Das Einzige, was dieser Frau die Sprache verschlagen kann, ist eine Kugel in den Kopf, und selbst dann wird sie aus reiner Gewohnheit die Lippen noch weiterbewegen. Als Entschuldigung für ihr Erscheinen bringt sie übrigens vor, dass sie sich etwas Essig ausborgen möchte.«

»Kann Mrs Monzoni ihr nicht Essig geben?«

»Mrs Monzoni würde Mary Bradford nicht einmal ein gebrauchtes Papiertaschentuch leihen. Vielleicht gehen Sie einmal hin und versuchen, mit ihr fertigzuwerden. Am besten erzählen Sie ihr, dass ich gerade zehn Jahre wegen Kannibalismus gesessen habe und unberechenbar bin.«

»Na gut. Reed, darf ich dir Emmet Crawford vorstellen? Mr Reed Amhearst.« Kate ging sichtlich widerstrebend hinaus, umhüllt von Emmets offensichtlichem Mitleid.

»Wer ist Mrs Monzoni?«, fragte Reed.

»Die Köchin. Haben Sie die Korrespondenz zwischen Joyce und seinem englischen Verleger aus dem Jahre 1908 gelesen? Es ist wirklich unglaublich. Stellen Sie sich vor, Dubliner galt als obszön, weil Edward VII. darin nicht gerade als Ausbund der Tugendhaftigkeit dargestellt wird und an zwei Stellen das Wort ›verdammt‹ vorkommt. Natürlich hat Lingerwell sich darüber hinweggesetzt, mutig, wie er war. Er hat auch das Porträt eines Künstlers als junger Mann gemacht.«

»Wollen Sie damit sagen, dass er Maler war?«

»Wer?«

»Lingerwell.«

»Maler? Wieso, um Himmels willen, sollte ein Maler das Porträt veröffentlichen?«

»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Mr Crawford, und außerdem das unselige Gefühl, nichts von dem verstanden zu haben, was ich gehört und gesehen habe, seit ich auf diesen reichlich steilen Berg gekommen bin …«

»Ich möchte wetten, im Winter ist das …«

»Offen gesagt – es interessiert mich überhaupt nicht, wie es hier zur einen oder anderen Jahreszeit aussieht. Ich versuche nur zu verstehen, wovon Sie reden. Das Porträt stammt von Joyce, wie konnte es dann ein Verleger machen?«

»Sind Sie nicht von der Kongressbibliothek?«

»Ganz bestimmt nicht. Ich bin von der Bezirksstaatsanwaltschaft in New York, falls mein Beruf für dieses außergewöhnliche Gespräch von Bedeutung sein sollte.«

»Tut mir leid. Die Leute von der Kongressbibliothek haben uns regelrecht die Tür eingerannt. Wollen Sie hier jemanden festnehmen?«

»Ich bin gekommen …, also, ich habe gehofft, ich käme, um jemanden zu besuchen. Ich bin ein Freund von Miss Fansler.«

»Da wird Kate sich freuen. William und ich reden ständig nur über theologische und nicht theologische Hermeneutik, und Leos Gesprächsstoff bewegt sich zwischen Basketball und den grausameren Aspekten der Ersten Hilfe. Alsdann, ich darf annehmen, dass Mary Bradford wieder abgezogen ist, und ziehe mich wieder zu meinen Aufgaben des Odysseus zurück. Wir sehen uns beim Dinner.« Er wanderte hinaus und ließ einen Reed zurück, der zwischen den jeweils relativen Vorteilen eines weiteren Drinks und einer sofortigen Abreise schwankte. Mit Kates Rückkehr neigte sich der Zeiger eindeutig in Richtung Drink.

»Sie ist fort«, sagte Kate, »aber nicht, ohne eine Flasche Essig mitgenommen, zuvor ihr maßloses Entsetzen über den doppelt so hohen Preis von Weinessig im Vergleich zu normalem ausgedrückt und mich gefragt zu haben, ob ich ihr das Haus für eine Teestunde ihres Gartenclubs überlasse. Außerdem hat sie mich wissen lassen, dass sie mehr zu tun hat als jeder andere Mensch auf der Welt, und mit kaum verhüllter schmutziger Fantasie gefragt, was für eine Rolle die beiden jungen Männer wohl in meinem Haushalt spielen. Ich habe meine Illusionen über den Charakter der Landbevölkerung ziemlich verloren. Ich glaube inzwischen, Wordsworth hat, nachdem er aufs Land gezogen war, mit niemandem außer Dorothy und Coleridge gesprochen, und vielleicht noch ab und an mit dem Blut­egel­sammler. Erzähl mir von England.«

»Kate! Was machst du hier?«

In dem Augenblick brach draußen ein Geheul los, als stürze sich ein Rudel Wölfe auf seine Beute. »Ich werde nicht fragen, was das bedeutet«, sagte Reed erschöpft.

»Ich nehme an«, sagte Kate und ging gemächlich ans Fenster, »das ist das Araby Boys’ Camp, das zum Würstchenfassen antritt. Reed, hast du Lust, mich zum Dinner auszuführen in ein nicht sehr reputier­liches Fress- und Bumslokal in der nächsten Stadt? Zur Warnung muss ich allerdings sagen, dass dort ununterbrochen die Musicbox spielt, aber was außerdem passiert, kann man leichter ignorieren.«

»Ich hätte mir nie träumen lassen«, sagte Reed und führte Kate entschlossen aus dem Zimmer, »dass ich mich einmal auf eine Musicbox freuen würde wie auf den Gesang der Sirenen.« Reed schloss auf Kates Seite die Tür des Volkswagens auf, ging auf die Fahrerseite und faltete seine Beine wieder zusammen, bis sie unter das Lenkrad passten. Er wendete den winzigen Wagen und raste die steile Straße in einem solchen Tempo hin­unter, dass Kate die bewundernden Blicke unzäh­liger in Ehrfurcht erstarrter Knaben auf ihrem Rücken ge­radezu spüren konnte.

»Wieso hast du eine Pension aufgemacht?«, fragte Reed, nachdem sie in der Kneipe Platz gefunden hatten. »Als ich dich verließ, warst du eine mehr oder weniger vernünftige außerordentliche Professorin für Eng­lische Literatur. Hast du Verstand, Geld oder Überblick verloren? Selten hat mich jemand so beunruhigt wie du.«

»Es ist nicht wirklich eine Pension, auch wenn es auf den ersten Blick natürlich so aussieht. Man kann überhaupt meine ganze Situation in diesem Sommer als eine zufällige Verkettung unwahrscheinlicher Ereignisse bezeichnen. Soll heißen, das Leben hat eines mit dem Preisboxen gemeinsam: Kriegst du einen Schlag in die Magengrube, dann folgt dem wahrscheinlich ein Kinnhaken.«

»Ich wusste gar nicht, dass du kleine Jungen magst.«

»Ich mag überhaupt keine kleinen Jungen. Wenn du Leo meinst, er ist der Kinnhaken. Der springende Punkt ist, Reed, dass du einfach nicht da warst, als mir der Gedanke kam, dich um Rat zu fragen. Es gibt doch bestimmt genug Verbrechen in New York, deswegen brauchst du wohl kaum nach England zu jetten?«

»England hat große Fortschritte bei der Bekämpfung jener Verbrechen gemacht, die im Zusammenhang mit Drogen stehen. Es hat keine sonderlich großen Fortschritte gemacht, was das Problem von exzentrischem Verhalten angeht – ich glaube vielmehr, die haben es erfunden. Wenn Leo der Kinnhaken ist, fangen wir dann vielleicht, deinem äußerst schlecht informierten und unpassenden Vergleich mit dem Preisboxen folgend, damit an, dass wir den Schlag in die Magengrube besprechen?«

»Ich nehme an, du kennst Sam Lingerwell nicht – ich esse Kalbskotelett mit Spaghetti; ich kann es zwar nicht direkt empfehlen, aber es ist entschieden besser als die Hühnerpastete.«

»Zweimal Kalbskotelett mit Spaghetti«, sagte Reed zu der Kellnerin. »Von Mr Lingerwell habe ich heute Nachmittag zum ersten Mal gehört; Emmet Crawford hat ihn erwähnt, im Zusammenhang mit einer ganz seltsamen Geschichte über Edinburgh.«

»Bestimmt war es Dublin. James Joyce.«

»Du hast recht. Dublin. Die Merkwürdigkeiten nehmen kein Ende.«

»Sam Lingerwell ist vergangenen Herbst gestorben, im reifen und wunderbaren Alter von neunzig. Er setzte sich in einen Sessel, zündete sich eine Zigarre an und begann mit der Lektüre eines Buchs von Sylvia Towns­end Warner. Am Morgen haben sie ihn gefunden. Ich bin mit Lingerwells Tochter zur Schule gegangen und irgendwie mit ihm und seiner Frau befreundet geblieben, noch lange, nachdem seine Tochter in ein Kloster eingetreten war.«

»Ein Kloster?«

»Zu dem Teil der Geschichte komme ich gleich. Sam und die Calypso Press, die er gegründet hat – also, du müsstest ein bisschen in Alfred Knopfs Memoiren lesen, über seine Zeit als junger Verleger, dann wüsstest du, was ich meine. Sam war einer der großen alten Männer des Verlagswesens; es gibt sie heute kaum noch. Die Sorte, die etwas von Literatur versteht, Mumm hat und an Halluzinationen geglaubt hätte, wenn du ihnen erzählt hättest, wie es heute bei dem Klüngel in der Madison Avenue zugeht. Sie stammen alle aus einer Zeit, zu der man Verleger werden konnte, ohne eine Million Dollar zu besitzen, Cocktails zu trinken und einen PR-Manager und vierzehn Computer sein Eigen zu nennen. Schon recht, ich erspare dir die Reden von der guten alten Zeit. Es reicht, wenn ich dir sage, dass Sam der Beste war, und zu der Zeit hieß das eine Menge. Er war derjenige amerikanische Verleger, der genug Mumm, Geschmack oder was immer man dazu brauchte, besaß, um James Joyce zu verlegen und D. H. Lawrence und die vielen anderen Engländer und Amerikaner, die wir heute als Klassiker ansehen, die aber damals, rund um den Ersten Weltkrieg, als ­dreckige Naturalisten galten.«

»Aha, ich fange an zu verstehen, worüber Mr Craw­ford und ich vorhin gesprochen haben.«

»Ich bin froh zu hören, dass du es kapiert hast. Derzeit denken wir alle viel über Joyce nach. Emmet versucht, durch ein gelegentliches Grunzen meinerseits ermutigt, Sams Briefe nach Autoren zu ordnen, damit wir feststellen können, wessen Briefe wohin gehören, und vielleicht kommen wir so dahinter, warum Dublin immer wieder erwähnt wird. Dubliner war das erste Buch von Joyce, das einen Verleger fand. Aber lass mich jetzt nicht weiter über Joyce reden; der wird nur mit jedem Satz immer schwieriger, und man kommt nie zu einem Schluss. Wo war ich stehen geblieben?«

»Bei der guten alten Zeit im Verlagswesen.«

»Ach ja. Also, Sam hat wunderbare Bücher heraus­gebracht und ungefähr fünfzig Jahre lang mit inzwischen berühmt gewordenen Schriftstellern korrespondiert, und überflüssig zu erwähnen, dass er mit der Zeit eine wertvolle Bibliothek und Sammlung von Papieren und Briefen zusammengebracht hat. In letzter Zeit hatte er Leuten auch Briefe für Sammlungen und so weiter überlassen, aber es war klar, dass etwas geschehen musste, um seine Papiere und die Bibliothek zu ordnen. Kurzum, vor zwei Jahren hat er dieses Haus gekauft, in dem mich vorzufinden dich heute so ­schockiert hat, hat seinen ganzen literarischen und anderen Besitz hier heraufgeschafft, und wenn es so weit wäre, wollte er selbst herziehen. Währenddessen reiste er herum. Ich bezweifle, ob er wirklich hierher gezogen wäre. Sam machte gern Witze darüber, was er ›auf seine alten Tage‹ noch vorhabe.«

»Wo war seine Frau?«

»Sie ist schon vor mehreren Jahren gestorben. Sam hatte ein angenehmes Leben, Freunde, interessante gesellschaftliche Kontakte, gute Gespräche, aber sein Familienleben war traurig. Er und seine Frau hatten zwei Töchter; eine starb, gerade zwanzig, an Krebs, und Veronica, die andere, die, mit der ich zur Schule gegangen bin, wurde Nonne. Sam war Humanist und Agnostiker, wie die meisten Intellektuellen seiner Generation, und ihr Eintritt in die Kirche und all das waren ein schwerer Schlag für ihn. Von Zeit zu Zeit haben sie sich noch getroffen, und sie verstanden sich gut. In seinem Testament hat Sam alles Veronica hinterlassen, auch dieses Haus.«

»Und wie bist du in all das hineingeraten?«

»Das ist natürlich der springende Punkt, das ist mir klar. Es tut mir leid, dass diese Erklärung so lang ausfällt, zumal die ganze Geschichte, wenn du ihren Hintergrund erfahren hast, keine Spur einleuchtender wird, wirklich. Wie gesagt, Sam starb. Eine Trauerfeier hat es für ihn nicht gegeben, weil er an diese Dinge nicht glaubte. In der Todesanzeige der Times wurde Veronicas Kloster erwähnt, und ich habe ihr geschrieben. Kurz darauf erhielt ich eine Antwort, in der sie mich bat, mich besuchen zu dürfen.«

»Und sie brachte einen achtjährigen Jungen namens Leo mit, den sie im nächsten Waisenhaus aufgegabelt hatte.«

»Reed, du hörst mir nicht zu. Ich habe dir erzählt, dass Leo mein Neffe ist. Zwischen Leo und Veronica gibt es keine Verbindung.«

»Natürlich nicht. Wie dumm von mir, so etwas zu denken. Wagen wir den Heidelbeerkuchen, oder machen wir uns gleich an den Kaffee? Gut. Du sagtest also, Veronica kam dich besuchen.«

»Wenn du jetzt ungeduldig wirst, hat es keinen Zweck, dass ich weitererzähle.«

»Ich und ungeduldig? Ich bin der geduldigste Mensch der Welt, wer wüsste das besser als du? Es ist nur so: Als ich in meinem kleinen Volkswagen hier heraufbrummte, hatte ich vor, mit dir am Kamin zu sitzen und in Ruhe und Frieden angenehme Gespräche zu führen. Stattdessen finde ich dich inmitten eines absoluten Wirbels männlicher Aktivitäten. Glaubst du, dass am Kamin Ruhe herrscht, wenn wir zurückkommen? Zumindest werden ja wohl all diese schrecklichen Jungen, mit Würstchen vollgestopft, wieder schreiend in der Nacht verschwunden sein.«

»Reed, machst du dir denn gar nichts aus Kindern?«

»Nicht ein bisschen.«

»Seltsam, das habe ich nicht gewusst.«

»Ich hätte es Ihnen gesagt, sagte das Kindermädchen, als es seine Stelle in dem Haus kündigte, wo sie Alligatoren hielten. Aber ich habe nicht geglaubt, dass sich die Frage je stellen würde.«

»Gut, gut. Ich fürchte, mein Herd wird noch nicht verlassen genug sein. Machen wir einen Spaziergang?«

»Da ich anscheinend keine Wahl habe, akzeptiere ich mit dem mir eigenen Anstand.« Reed zahlte, und sie gingen in den Abend hinaus. »Erzähl weiter«, sagte Reed. »Veronica kam dich besuchen …«

»Ja. Ihr Vater hatte ihr seinen gesamten Besitz hinterlassen, einschließlich seiner Bibliothek und seiner Papiere und der ›Pension‹, wie du sie nennst – und sie bat mich, ob ich ihr helfen könne, genau festzustellen, was die Sammlung enthält, und zu entscheiden, was damit geschehen soll. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass jemand, der den Marktwert dieser Dinge kenne, ihr da nützlicher sei, aber sie scheint an Geld kein Interesse zu haben, sondern daran, dass die Bücher und die Papiere dort landen, wo sie den meisten Nutzen bringen. Von verschiedenen Universitäten und der Kongressbibliothek und anderen war sie bereits bestürmt worden.«

»Gab es irgendeinen bestimmten Grund, warum sie sich an dich gewandt hat?«

»Keinen oder – wenn du so willst – jeden. Ich habe ihren Vater gekannt und gemocht, der bei vielen Gelegenheiten mehr als genug getan hat, um mir einen Gefallen zu tun. Ich glaube, sie hatte begriffen, dass ich die Chance, einmal, wenn auch nur postum, etwas für ihn tun zu können, sehr begrüßen würde. Ich glaube, es gibt nicht viele Leute, denen klar ist, dass es schon wieder ein Freundschaftsdienst ist, wenn man jemandem die Möglichkeit gibt, sich nützlich zu machen. Kannst du mir folgen?«

»Vollkommen, wie du weißt.«

»Zudem gab es wirklich nicht so viele Leute, an die sie sich wenden konnte. Natürlich nahm sie an, ich brauchte bloß ein paar Tage, um alles durchzusehen – Familien, die im Besitz solcher Sammlungen sind, haben selten eine Vorstellung davon, wie viel Arbeit es bedeutet, das alles zu sortieren. Du kennst die Geschichte von den Boswell-Papieren, die in einem alten Schloss in einer Kiste unter Krocket-Utensilien gefunden wurden?« Reed schüttelte den Kopf.

»Erinnere mich daran, dass ich sie dir erzähle, aber erst bei unserem übernächsten Gespräch. Es stellte sich heraus, dass die Sammlung geordnet werden musste und dass ich das allein nicht schaffen würde. Ich freundete mich Schritt für Schritt mit dem Gedanken an, den Sommer hier zu verbringen, statt nach Europa zu tänzeln.«

»Langsam fange ich an zu verstehen.«

»Nur eine flüchtige Vorstellung, nicht mehr als ein Nebelstreif. Aber bald kam noch einer hinzu, nämlich Leo.«

»Ich warte schon mit gespitzten Ohren darauf, was du mir über Leo zu sagen hast. Offen gesagt, ich habe die Geheimnisse deiner Familienbande noch nie ausgelotet.«

»Familienbande sind immer schwer zu erklären und unmöglich zu lösen. Nicht, dass man das ernsthaft wollte. Wie sehr einem die Familie auch auf den Nerv gehen kann, es gibt da so etwas wie die Stimme des Blutes, die einen nötigt, zu antworten. Mit keinem Mitglied meiner Familie habe ich irgendetwas gemeinsam, aber wenn es eine Krise gibt, egal ob persönlicher oder nationaler Natur, dann hält man zusammen.«

»Was ist eine nationale Krise?«

»Weihnachten.«

»Ach ja. Verstanden.«

»Diese Krise war jedoch persönlicher Art. Leo ist das mittlere von drei Kindern, und offensichtlich sind alle mittleren Kinder auf dieser Welt gefährdete Existenzen, werden sozusagen von oben und unten gleichzeitig bedroht und entwickeln eine Unsicherheit, die sich oft in Widerspenstigkeit, Gewalttätigkeit und purer Faulheit ausdrückt. Ich behaupte nicht, dass ich verstünde, warum man als das ältere oder das jüngere Kind so wunderbar seiner selbst sicher sein soll und nicht genauso sagen kann: ›Ich bin das mittlere Kind‹, und fertig. Aber Kinderpsychologie war mir schon immer zu hoch. Wie dem auch sei, Leo war schwach in der Schule, schwierig zu Haus und indifferent in der Gruppe.«

»In der Gruppe?«

»Reed, ich habe wirklich den Eindruck, du stellst dich dumm. Du weißt doch sicher, was eine Gruppe ist – bist du denn zu keiner gegangen, samstags, als kleiner Junge in New York?«

»Ich war kein kleiner Junge in New York. Ich war ein kleiner Junge in Baltimore, Maryland.«

»Aha, offensichtlich eine zurückgebliebene Gemeinde. Gruppen sind dazu da, den Nachwuchs während der Freizeit zu beschäftigen, weil sonst die Eltern durchdrehen. Für eine beachtliche Summe nimmt die Gruppe dein Kind mit in den Park, zum Eislaufen, zum Klettern. Leo machte sich nichts aus solchen Gruppen. Ich persönlich halte das für ein Zeichen klaren Verstandes, aber Leos Eltern und der Erziehungsberater, den sie konsultierten, sahen das anders.«

Kate wandte ihm das Gesicht zu. »Natürlich hätte das alles mit mir nichts zu tun gehabt, wenn das Schicksal, von dem die Griechen so viel verstanden und wir so wenig, seine Hand nicht im Spiel gehabt hätte. Leos Eltern beschlossen, zu ihrem Hochzeitstag eine Dinnerparty für die Familie zu geben, und in einem unglücklichen Anfall von familiärer Sentimentalität sagte ich mein Kommen zu. Meine drei Brüder versuchen ständig, mich in ihre diversen gesellschaftlichen Kreise he­r­einzuziehen, obwohl sie es, Gott sei Dank, inzwischen aufgegeben haben, mich gesellschaftlich akzeptablen Junggesellen vorzustellen. Ich werde langsam älter, die Junggesellen werden immer unverbesserlicher, und im Übrigen kann man nie darauf vertrauen, dass ich mich gut benehme. Leos Vater ist mein jüngster Bruder. Reed! Was bist du für ein Engel, dass du dir das alles anhörst. Ich glaube, mir hat das mitleidige Ohr, das mir zuhört, ziemlich gefehlt.«

»Ist dieser jüngste Bruder genauso ein Spießer wie die anderen?«

»Noch spießiger. Aber er ist auch derjenige, der für mich mein Geld anlegt und mir bei der Einkommenssteuererklärung hilft. Deswegen habe ich mit ihm eher als mit den anderen einen modus vivendi gefunden. Welcher Teufel mich geritten hat, am Abend ihres Hochzeitstagsdinners Sam Lingerwell, seine Bibliothek und sein Haus auf dem Lande zu erwähnen, kann ich mir nicht mehr zusammenreimen. Sicher, mir fehlte es, wie üblich, an geeignetem Gesprächsstoff, aber ich neige noch immer dazu, die Götter dafür verantwortlich zu machen. Egal, die Tatsache, dass ich vielleicht den Sommer auf dem Lande verbringen würde, hatte sich in der nicht besonders ausgeprägten Vorstellungskraft meines Bruders festgesetzt, und eine Woche später wurde ich zum Lunch eingeladen.«

Kate blieb stehen, zündete sich eine Zigarette an und hockte sich zweifelnd auf einen Baumstumpf, bevor sie fortfuhr. »Das für sich genommen war schon eine bedrohliche Sache. Er sagte, er wolle mich um ­einen Gefallen bitten, und lud mich zum Lunch ins White’s ein, wo sie Beefeater-Martinis kredenzen, für die ich, wie er sich erinnerte, ein Faible habe. Es würde meinem Bruder niemals einfallen, mit mir in ein Lokal zum Lunch zu gehen, das für mich bequem zu erreichen ist. Gefallen oder nicht Gefallen, er arbeitet schließlich, und ich – ja, die Tatsache, dass auch ich arbeite, hat er sich nie richtig bewusst gemacht, und außerdem – was tut eine Professorin denn? Flink, wie ich normalerweise kombiniere, kam ich zu dem Schluss, es müsse sich um Geld handeln. Es hat meinen Bruder schon immer gestört, dass ich, obwohl ich genauso viel Geld geerbt habe wie er, mit meinem Einkommen zufrieden bin und meine Aktien und Wertpapiere einfach wachsen oder sich auflösen lasse oder was angelegtes Geld sonst noch tut. Solange ich nie an mein Kapital herangehe, kann mein Bruder sich nicht wirklich beklagen, dass ich nicht genug unternähme, um meinen Etat zu verdoppeln oder andere Beteiligungen zu kaufen und was es sonst noch an obskuren Finanzma­növern gibt. Aber ich dachte mir, gut, wahrscheinlich hat er entdeckt, dass er ein bisschen flüssiges Geld braucht, und will versuchen, über irgendeine komplizierte Sache mit mir zu verhandeln. Und so ging ich hin und war darauf vorbereitet, zwei Martinis zu trinken und jede nur mögliche Befriedigung aus seinen finanziellen Problemen zu ziehen.«

Kate bohrte ein kleines Loch in die Erde und versenkte den Zigarettenstummel darin. »Ich hätte mich gar nicht gründlicher irren können. Mein Bruder ist in der Tat sehr reich, und wahrscheinlich hätte ihn zu Tode erschreckt, dass ich auf die Idee gekommen war, er könnte Interesse an meinen schmächtigen Geldanlagen haben. Unnötig zu sagen, dass er sein Erbe mehr als verdoppelt hat, und außerdem verdient er Unmengen Geld mit seiner Anwaltskanzlei an der Wall Street. Kaum hatte ich meinen ersten Martini getrunken, da kam es heraus: Er wollte mit mir über Leo sprechen. Es lief darauf hinaus, dass Leo in der Schule hinterherhinkte, abwechselnd aggressiv und widerspenstig war, und dass er einen Sommer lang einen Hauslehrer brauchte und nicht in ein Jugendlager gehen, sondern in einem Haushalt leben sollte, in dem er das einzige jugendliche Mitglied darstellte. Kurz gesagt, mein Bruder schlug von Leos Problemen über die Ratschläge des Erziehungsberaters zu der unglücklichen Bekanntgabe meiner Ferienpläne einen Bogen. Er schlug mir vor, ich sollte Leo mitsamt Hauslehrer für den Sommer mit mir nehmen und ihn nach der Devise ›Das ist doch selbstverständlich, und ich mag dich, wie du bist‹ behandeln, was offenbar meine Art mit Kindern ist – die Wahrheit ist, dass ich, wenn ich schon gezwungen bin, mit Kindern zu reden, das genauso tue wie mit jedem anderen Menschen –, und wir sollten sehen, ob wir Leo nicht wieder hinbekämen. Mein Bruder hatte seiner Frau versprochen, den Sommer mit ihr in Europa zu verbringen, und mir schwante, ohne dass er genauer werden musste, dass jede Enttäuschung in diesem Punkt meinem Bruder für eine beträchtliche Zeitspanne das Leben schwer gemacht hätte. Er bot an, den Hauslehrer zu bezahlen, wen immer ich engagieren würde, mir seinen eleganten Wagen zu leihen und alle Ausgaben zu übernehmen, die durch diese ganze ›Operation Ferienpension‹ entstünden.«

»Und da hast du zugestimmt.«