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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Soziologie, Note: 1,7, Universität Münster (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Seminar Schule und Moralerziehung, Sprache: Deutsch, Abstract: Betrachtet man heute junge Menschen in Bezug auf ihr Moralverständnis, gilt der kalkulierte Regelverstoß unter vielen als akzeptabel und angemessen. Darf man sich beispielsweise ein fremdes Fahrrad aneignen, das seit Jahren im Keller verstaubt? Die junge Generation hat sich ein völlig neues Wertesystem aufgebaut. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Sozio-historischer Wandel in der Struktur moralischer Motivation“. Gertrud Nunner-Winkler hat die moderne Moralvorstellung junger Erwachsener untersucht und festgestellt, dass die junge Generation überwiegend den Prinzipien Gleichheit, Unparteilichkeit, Schadensvermeidung und Achtung der Menschenwürde folgt. Dagegen werden religiöse Argumente oder überlieferte Traditionen mehrheitlich abgelehnt. „Bei schwierigen Entscheidungen treten junge Menschen in einen inneren Dialog. Sie wägen ab: moralisch sein oder den Profit genießen“, so die Expertin. Nunner-Winkler bewertet diese Entwicklung nicht als unmoralischer. Im Gegenteil, das moderne Moralverständnis erfordere sogar ein höheres Urteilsvermögen.1Wie kommt es zu einem solchen Wandel? Zu Beginn der 70er Jahre fing eine Gruppe von Lehrern um Lawrence Kohlberg an, in Unterrichtsversuchen intensive Dilemmadiskussionen einzubringen. Diese Versuche standen unter dem Konzept „Entwicklung als Ziel der Erziehung“, welches Kohlberg prägte. Man wollte eine höhere Stufe des moralischen Urteils stimulieren, was jedoch bald als zu eng empfunden wurde. Da dieser Prozess meist anhand hypothetischer Dilemmata ablief, sah man diesen Ansatz als zu kognitiv an. Eine Forderung nach moralischer Entwicklung anhand echter Konflikte wurde immer lauter. Als erzieherisches Problem wurde zudem der mangelnde Handlungsbezug empfunden. Die rein kognitive Anregung ist für Kohlberg zwar ein notwendiger Hintergrund der Moralentwicklung, bringt diese jedoch nicht unmittelbar hervor. Von größerer Bedeutung sind die Rollenübernahme-Gelegenheiten genannten Faktoren der generellen sozialen Erfahrung und Anregung. Bei der sozialen Erfahrung wird die Handlung anderer nachvollzogen, ihre Gedanken und Gefühle vergegenwärtigt und sich in ihre Lage versetzt. Wenn die emotionale Seite der Rollenübernahme hervorgehoben wird, nennt man sie auch Empathie. [...]
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