Der kleine graue Vogel - Susanne Bonn - E-Book

Der kleine graue Vogel E-Book

Susanne Bonn

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Beschreibung

Der kleine graue Vogel sucht seinen Weg durchs Leben und lernt verschiedene Lebensweisen kennen. Am zweiunddreißigsten Nietember feiert die gute Fee Geburtstag. Wer ihr die schönste und leckerste Torte liefert, soll die Bäckerei weiterführen. Im ganzen Königreich wird nicht mehr getanzt und gefeiert. Tanzbärbel macht sich auf den Weg, um die Freude im Alltag zurückzubringen.

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Susanne Bonn

Der kleine graue Vogel

Drei Märchen

... von der Freiheit und vom Fliegen, von Zusammenhalt und feinem Gebäck, vom Tanzen und vom Feiern

Inhaltsverzeichnis

Der kleine graue Vogel

Am zweiunddreißigsten Nietember

Tanzbärbel

Über die Autorin

Mehr Lesestoff

Impressum

Der kleine graue Vogel

Es war einmal ein kleiner grauer Vogel, der in einer großen Vogelschar auf einem Feld lebte. Die älteren Vögel seiner Schar lehrten ihn, die verschiedenen Körner und Würmer zu erkennen. »Wenn du das kannst«, sagten sie, »bist du gescheit genug, um durchs Leben zu kommen.«

Eines Tages war es soweit. Die älteren Vögel sagten: »Du hast nun lange genug gelernt. Morgen wirst du uns erzählen, was du von Körnern und Würmern weißt, und dann wirst du dein eigenes Leben führen können.«

Der kleine graue Vogel hatte Angst vor dieser Prüfung und wollte nicht mehr daran denken. Er hüpfte in den Wald. Fliegen konnte er nicht. Die älteren Vögel sagten immer, dass eigentlich jeder Vogel fliegen sollte, aber es sei schwer zu erlernen und sehr gefährlich. Nur einige wenige, die eine besondere Begabung dafür hatten, konnten es lernen.

Im Wald saß ein Vogel in einem Rosenstrauch und sang ein Lied. Es war ein großer, glänzend schwarzer Vogel, und sein Lied erzählte von Freiheit, vom Fliegen.

Der kleine Vogel hörte lange zu und dachte bei sich, wie schön der große schwarze Vogel aussehen musste, wenn er mit seinen starken Flügeln im Wind tanzte. Der kleine Vogel wollte ebenfalls singen lernen, so wie der große schwarze Vogel, und auch fliegen.

Am nächsten Tag bemerkte der kleine Vogel, dass in seinem Schwanz, zwischen all dem Grau, eine leuchtend blaue Feder steckte. Darüber freute er sich sehr. Er ging frohgemut zu den älteren Vögeln und erzählte ihnen alles, was er über Körner und Würmer wusste. Die älteren Vögel fanden, der kleine Vogel habe genug gelernt und entließen ihn in die weite Welt.

* * *

Sein erster Gang führte den kleinen Vogel zurück zum Rosenstrauch. Dort saß noch immer der große schwarze Vogel. Aber er sang nicht mehr. Er fraß von den Blättern des Strauchs. Der kleine Vogel fragte: »Warum sitzt du immer noch hier? Warum bist du noch nicht weggeflogen?«

»Ich kann überhaupt nicht fliegen,« sagte der große schwarze Vogel, »denn ich bin an diesen Rosenstrauch gekettet.«

Da sah der kleine Vogel auch die goldene Kette, die um den rechten Fuß des schwarzen Vogels lag.

»Noch bin ich nicht stark genug,« fuhr der schwarze Vogel fort, »aber ich zerre jeden Tag an der Kette, und eines Tages werde ich sie zerbrechen. Willst du nicht bei mir bleiben, bis es so weit ist? Wir könnten zusammen singen, das Lied vom Fliegen und von der Freiheit.«

Der kleine Vogel war enttäuscht. Der große schwarze Vogel war weder stark noch frei, und ebenso wenig konnte er fliegen. Betrübt ging der kleine Vogel weiter.

* * *

Er wanderte durch die Welt, bis er zu einer Klippe kam. Dort sah er einige Möwen, die auf dem Wind segelten. Eine Möwe landete und fragte den kleinen Vogel, ob er mitsegeln wollte. Der kleine Vogel dachte, dass er auf diese Weise vielleicht das Fliegen lernen würde. Er suchte sich einen sicheren Platz auf dem Rücken der Möwe, und sie stiegen gemeinsam auf.

Als sie hoch oben in der Luft hingen, sagte die Möwe: »Heute ist der Wind zu schwach. Ich warte immer darauf, dass er mich gegen den Felsen schleudert. Eine Freundin von mir ist schon auf diese Weise gestorben, und eines Tages werde ich ihr folgen, besser heute als morgen.«

Der kleine Vogel war entsetzt und sagte: »So darfst du nicht denken! Es gibt doch noch andere Dinge im Leben.«

»Dich, zum Beispiel,« antwortete die Möwe, »aber wenn du wieder weitergehst, was du ganz bestimmt tun wirst, wer will mich dann davon abhalten?«

Der kleine Vogel erschrak und beschloss, bei der Möwe zu bleiben, so lange er konnte.

Der Wind, der um die Klippe wehte, war zu stark für den kleinen grauen Vogel, und als Futter gab es nur Fisch und Seetang statt der Körner und Würmer, die er kannte. Der kleine Vogel wurde bald unglücklich auf der Klippe, aber er versuchte tapfer, es für sich zu behalten. Er segelte noch immer mit der Möwe auf dem Wind. Das war zumindest so ähnlich wie Fliegen, dachte der kleine Vogel, und solange er auf ihrem Rücken saß, würde die Möwe vorsichtig sein, um nicht an der Klippe zu zerschellen. Aber jede Nacht, wenn er bei der Möwe in ihrem Nest lag, träumte der kleine Vogel von dem großen schwarzen Vogel, der das Lied der Freiheit sang.

---ENDE DER LESEPROBE---