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Als Julius Hey um 1900 sein dreiteiliges Werk "Deutscher Gesangsunterricht" herausgab, konnte er kaum ahnen, dass dieses Lehrbuch einen beispiellosen Siegeszug antreten sollte. Hey hatte seine Lehrweise ursprünglich nur für seinen Schülerkreis und zudem als reine Gesangslehre entwickelt. Erst die Verantwortung gegenüber der oft fehlerhaften Aussprache bei Schauspielern und Sängern veranlasste ihn, seinem Hauptwerk einen "Sprachlichen Teil" anzufügen. Es bezeugt die Richtigkeit dieses Lehrweges, dass gerade dieser Teil unter dem Namen "Der kleine Hey" das Standardwerk für die Sprecherziehung geworden und dies in größter Auflage bis heute geblieben ist. Julius Heys Lehrwerk über die elementaren Grundlagen der "Kunst des Sprechens" ist das fundamentale Lehrbuch für die sprechtechnische Ausbildung der Schauspieler, Redner und Sänger wie aller weiteren mit dem gesprochenen Wort verbundenen Berufe und nicht zuletzt eine wertvolle Hilfe für den Schulunterricht und das private Studium.
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Seitenzahl: 163
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Der kleine Hey
Die Kunst des Sprechens
Nach dem Urtext von Julius Hey
Neu bearbeitet und ergänzt von Fritz Reusch
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bestellnummer SDP 52ISBN 978-3-7957-8600-7
© 2014 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz Alle Rechte vorbehalten
Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer ED 8702© 1956, 1971 (revidierte Neuauflage) und 1997 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
www.schott-music.comwww.schott-buch.de
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Vorwort des Herausgebers
Als Julius Hey um die Jahrhundertwende sein dreiteiliges Werk »Deutscher Gesangsunterricht« herausgab, konnte er kaum ahnen, daß dieses Lehrbuch, wenn auch in verkürzter Form, einen Siegeszug durch alle Lande antreten sollte. Hey hatte seine Lehrweise ursprünglich nur für seinen Schülerkreis und zudem als reine Gesangslehre entwickelt. Erst die Verantwortung gegenüber der oft fehlerhaften Aussprache bei Schauspielern und Sängern veranlaßte ihn, seinem Hauptwerk einen »Sprachlichen Teil« anzufügen.
Es bezeugt die Richtigkeit dieses Lehrweges, daß gerade dieser Teil unter dem Namen »Der Kleine Hey« das Standardwerk für Sprecherziehung geworden und dies in größter Auflage bis heute für die sprechtechnische Ausbildung der »Schauspieler, Redner, Geistlichen, Lehrer und Sänger« geblieben ist. Die Lehrweise Heys erfaßt die elementaren Grundlagen der »Kunst des Sprechens« so allgemeinverbindlich, daß sie ebenso als das fundamentale Lehrbuch für die Nachwuchsschulung der Rundfunksprecher, Telefonistinnen und der Berufsredner innerhalb der Organisationen – also für die mehr praktische Rhetorik – benutzt wird. Nicht zuletzt bietet sie eine wertvolle Hilfe für den Unterricht in der Schule wie auch für das private Selbststudium.
Zwar ging die von Fritz Volbach besorgte Neuausgabe (1912) inhaltlich auf den »Sprachlichen Teil« Heys zurück, es erfolgten jedoch, außer den notwendig gewordenen Umarbeitungen der stimmphysiologischen Grundlagen, eingreifende Abänderungen des Originals, vor allem im Hinblick auf die Lautordnung und die Auswahl der Kapitel. Diese sachlichen Gründe waren maßgebend, die vorliegende Neubearbeitung dem Urtext wieder anzugleichen. Julius Hey begründete seine Lautordnung ausdrücklich durch den »organischen Zusammenhang« ihrer phonetischen Bildung (bis in die Phonationsstellungen hinein); außerdem fanden sich wertvolle, gerade in unserer Zeit wieder gültige sprachwissenschaftliche Erkenntnisse, die Julius Hey, neben seinem umfassenden physiologischen Sachwissens, zum unbestrittenen Altmeister der Sprecherziehung machen. Auch das in Vergessenheit geratene Kapitel über »Die sprachliche Tonbildung«, das unter dem Titel »Die Stimmprüfung« erstmals wieder veröffentlicht wird, schien der Wiederaufnahme wert.
Trotzdem war eine eingehende Neubearbeitung bzw. Ergänzung der bisher vorliegenden Ausgaben notwendig. Sie geschah im Hinblick auf die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Stimmphysiologie und Phonetik sowie auf den künstlerischen Auffassungswandel der Redekunst und Sprechgestaltung. Insbesondere sind die beiden Kapitel über »Rhythmus und Dynamik in der Sprache« und »Übungsliteratur für den Unterricht« umgestaltet worden. Ergänzend hinzugekommen ist der neue Beitrag über »Das Stimmorgan« (Atmung, Tönung, Lautung).
Die schwierigste Frage war, ob die bekannten und bewährten »Sprechverse« beibehalten oder durch neue ersetzt werden sollten. Mögen sie auch hie und da als »mechanisch« empfunden werden und dem Prinzip der »Ganzheitsmethode« im Unterricht widersprechen, so begründet Julius Hey ihre Verwendung mit folgenden Worten: »Bei den Übungsversen konnte durch die Häufung tautophoner (vokal- und konsonantengleicher) Wortbildungen eine gewisse Monotonie des mehr mechanischen Vortrages nicht vermieden werden. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß die phonetisch einwandfreie Aussprache nur durch äußerste Konzentration auf die Lautbildung zu erreichen ist. Jeder Versuch, gleichzeitig damit ein Kunstwerk dichterisch zu gestalten, wäre, abgesehen vom Mißbrauch des künstlerisch Geschaffenen, rein übungsmäßig kaum zu bewältigen und würde vom Erlebnis der elementaren Lautgebärde nur ablenken.« Gerade in diesen »Sprech-Etüden«, die vom Phonetischen der Lautgebärde her gesehen zweifellos genial konzipiert sind, liegt das Typische und Wertvolle des »Kleinen Hey«; um dieses Bewährten und Vertrautgewordenen willen sind sie in der nahezu ungekürzten Fassung beibehalten worden.
Und damit noch ein letztes Wort über den Gebrauch des »Kleinen Hey«. Dieses ausgesprochene Lehrbuch ist weniger zum Durchlesen als zum kapitelweisen Durcharbeiten bzw. zum Nacharbeiten und Nachschlagen geschrieben worden. Man gehe daher mit Sorgfalt, Fleiß und Geduld und nicht problematisch und reflektierend an die Arbeit, greife einzelne Abschnitte oder Laute heraus und lasse sich von den eingehenden Beschreibungen führen. Der originale Text ist vielfach so anschaulich geschrieben, daß sich schon beim Lesen die richtigen Artikulationsbewegungen von selbst einstellen. Erkennt der Lesende zudem noch die Vielfalt der von Hey gebotenen Anregungen und Wissensgehalte, dann wird er mit Ehrfurcht die ungeheure Kleinarbeit dieses einzigartigen und menschlich so sympathischen Lehrmeisters dankbar zu schätzen wissen.
Unsere Zeit ist schnellebiger als die damalige. Wir erwarten oft nur »Rezepte«, die möglichst rasch zum Erfolg führen. Was uns aber, gerade im Hinblick auf »Die Kunst des Sprechens«, nottut, ist die Besinnung auf das Geistige, die Liebe zur Sache und ein lebendiges Spüren der Sinne für das im Wortelement Wirksame. Nur auf diese Weise kommt unsere Zeit, über das Zweckhafte der Umgangssprache und deren drohenden Verfall hinaus, wieder zu einer Kultur des Wortes.
»So wie die Dichtkunst schöpferisch gestaltetes Wort ist, so sind auch die Elemente des Wortes, die Laute, geistigen Ursprungs. Als solche sind sie ›Zeichen‹ einer dem Geistigen immanenten Ordnung, in der auch der Mensch lebendig steht.
Die Kunst des Sprechens ist mehr als nur die Bildung von Vokalen und Worten. Sie ist ein Aufnehmen, ein Innewerden von Kräften, die dem Menschen durch seine Stimme zuströmen. Sprech-Erziehung heißt: dem inneren Sinn und Gesetz der Sprachelemente bis zur Wurzel nachzuspüren, um darin die Wahrheit und Schönheit des Sprachkunstwerkes erkennen und erleben zu können.«
Fritz Reusch
Inhalt
Vorwort des Herausgebers
Die Stimmprüfung
Stimmfehler und Stimmhilfen
Die Lautlehre
Zur Einführung
Die sprachliche Behandlung der Vokale (Vokalisation)
1. Die hellen Vokale
A (18–22), Ä (22), E (23–25), I (26–27)
2. Die dunklen Vokale
O (28–30), Ö (30), Ü (31), U (32–33)
3. Die Doppellaute
AI–EI (34), AU (35), ÄU–EU (36–37)
Die sprachliche Behandlung der Konsonanten (Artikulation)
1. Die Klinger
L (39), N–NG (40–41), M (41), R (42–44), W (45), J (45)
2. Die Reibelaute
Vorderes CH (47), S (47–48), Z (49), SCH (50–52), F, V, PF (52–53)
3. Die Verschlußlaute
K–CK (54–55), G (55–56), Q (57), Hinteres CH (57), H (58–59), D–T (60–61), B–P (61–62)
Rhythmus und Dynamik der Sprache
1. Silben-, Wort- und Satzbetonung
2. Hebung und Senkung des Sprechtones
3. Sprachrhythmus und Versmaß
4. Zeilen- und Strophenform
Das Organ der Stimme
1. Atmung
2. Tönung
3. Lautung
Übungsliteratur für den Unterricht
Schrifttum
Die Stimmprüfung
STIMMFEHLER UND STIMMHILFEN
Jeder Sprecherzieher sollte nicht nur vor der ersten Unterrichtsstunde, d. h. ehe er mit einem neuen Schüler zu arbeiten beginnt, sondern auch von Zeit zu Zeit als Kontrolle eine eingehende Prüfung der ihm anvertrauten Stimme vornehmen. Er gewinnt dadurch Klarheit über Ziel und Weg seiner Lehrweise und findet den richtigen Ansatzpunkt, um die individuelle Stimmveranlagung des Schülers aus den natürlichen Gegebenheiten am besten entwickeln zu können.
Diese Forderung gilt in fast noch höherem Maße für jeden, der den »Kleinen Hey« zum Selbststudium benutzen will. Zwar ist es, besonders für den Anfänger, nicht leicht, seine eigene Stimme zu beurteilen, d. h. etwaige Stimmhemmungen zu konstatieren und dementsprechend zu korrigieren. Man lernt dies am besten durch eingehende Selbstbeobachtung, und zwar unter Gesichtspunkten, wie sie im folgenden als »Stimmhilfen« gegeben werden. Denn nur so gewinnt der Sprecher allmählich einen objektiven Eindruck von seiner Stimme und befreit sich vom Befangensein und, was noch schlimmer ist, vom »Verliebtsein« seinem eigenen Stimmklang gegenüber.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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