Der kleine Jäger-Knigge - Christian Teppe - E-Book + Hörbuch

Der kleine Jäger-Knigge Hörbuch

Christian Teppe

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Beschreibung

Die Jägerprüfung ist bestanden - nun gilt es, sich nicht nur im Revier, sondern auch in der Jägerschaft zurechtzufinden - eine Gesellschaft mit ganz eigenen Regeln, einer eigenen Sprache und traditionsreichem Brauchtum. Wie verhalte ich mich bei alltäglichen Begegnungen mit anderen Jägern, aber auch mit Jagdgästen und anderen Nichtjägern wie Landwirten, Förstern, Joggern, Pilzesuchern oder anderen Waldbesuchern?  Wie werde ich zu Jagden eingeladen? Welches Verhalten wird dabei durch das ungeschriebene Regelwerk der Jägerschaft von mir erwartet? Wie funktioniert eine Gesellschaftsjagd? Was muss ich als junger Jagdpächter wissen, der erstmals selbst eine eine solche Jagd organisiert? Wie laufen Jagdreisen ab und was muss ich beachten? Jagdexperte und Jurist Christian Teppe hilft den Jungjägern, sich erfolgreich in die Jägerschaft zu integrieren. Mit einer guten Portion Humor zeigt er auf, auf was sie auf dem "Jagdparkett" wissen und beachten müssen, um sicher aufzutreten und Fettnäpfchen zu vermeiden - garniert mit Verweisen auf die Rechtslage und vielen Fall- und Kommunikationsbeispielen. Das unterhaltsam geschriebene und ansprechend illustrierte Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle Jagdinteressierten. Damit ist es das ideale Geschenk für alle, die mehr über das ungeschriebene Regelwerk der Zunft erfahren möchten.  

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Zeit:2 Std. 34 min

Sprecher:Christian Teppe
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Impressum

© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Susanne Kronester-Ritter

Lektorat: Christine Weidenweber

Bildredaktion Cover: Natascha Klebl

Korrektorat: Andrea Lazarovici

Covergestaltung: kral & kral design, Dießen a. Ammersee

eBook-Herstellung: Laura Denke

ISBN 978-3-96747-077-2

1. Auflage 2021

Bildnachweis

Coverabbildung: Shutterstock

Illustrationen: Marcus A. Inzinger, Shutterstock

Syndication: www.seasons.agency

GuU 47-077 10_2021_02

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Wichtiger Hinweis

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen.

»Jäger sein, das bedeutet viel mehr als nur Beute machen, das ist mehr, als nur Trophäen sammeln. Jagd erfordert einen aufrechten, ehrlichen und auch demütigen Menschen.«

CHRISTIAN TEPPE

Die richtigen Worte und der gute Ton

Ein seltsames Völkchen, diese Jäger. Einige sieht man morgens beim Bäcker in grüner Kleidung, die sie gefühlt niemals ablegen. Anderen sieht man es gar nicht an, dass sie alleine oder in Gesellschaft zur Jagd gehen. Spätestens jedoch, wenn man das Haus oder die Wohnung eines Jägers betritt, weiß man, hier lebt jemand, der keine Berührungsängste mit toten Tieren hat, sonst würde er sich ja nicht Teile davon an die Wand hängen.

Mitunter sprechen Jäger auch in Rätseln und verhalten sich sonderbar – Jägersprache und besondere Rituale –, wer kennt sich da schon aus? Da stehen überall Fettnäpfchen bereit, in die vor allem Jungjäger immer wieder zielsicher treten.

Allein bei der Frage eines gemeinsamen Gesprächsthemas zwischen Jägern und Nichtjägern, das beide Seiten interessiert und für beide Seiten auch verständlich ist, kommt man ja schon ins Grübeln. Vor allem aber: Wie verhält man sich als Jäger unter seinesgleichen? Schließlich gibt es keine zweite Chance für einen ersten Eindruck, wenn man sich in eine neue Gesellschaft einbringen möchte. Viele Fehler sind gemacht worden, die Jäger mit Ausgrenzung, Unverständnis, ja sogar mit sozialer Ächtung bezahlen mussten. Damit das der Leser dieses Buches nicht am eigenen Leibe erfahren muss, seien ihm die nachfolgenden Zeilen ans Herz gelegt.

Ein Jagdschein macht noch keinen Jäger

Mit etwas Fleiß und Übung ist die Prüfung zum Jäger keine große Hürde, die Herausforderung besteht darin, sich an die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze des Jagdlebens zu halten.

Ob, wie über Jahrzehnte üblich, bei der örtlichen Kreisjägerschaft oder neuerdings auch in einer der ungezählten privaten Jagdschulen: Mit dem alten Grundsatz: Repetitio est mater studiosum, zu Deutsch »Wiederholung ist die Mutter der Ausbildung«, dürfte der theoretische Teil der Jägerprüfung nur am mangelnden Fleiß des Auszubildenden scheitern. Wer hingegen mit der Waffe gut umgehen kann und sicher schießt, kann die Schießprüfung auch mit weniger Übung bestehen. Beim sogenannten Reviergang als Prüfungsbestandteil gibt es dann jedoch wieder ein hohes Risiko, die Schulbank noch einmal drücken zu müssen, denn wer hier keinen sicheren Eindruck hinterlässt, fällt durch die Prüfung. Im Revier muss jeder Fehler vermieden werden.

Sind die sicherheitsrelevanten Jagdsignale erkannt und ist die mündliche Prüfung bestanden, steht dem feierlichen Jägerschlag – der fast einem in den Adelsstand erhebenden Ritterschlag gleicht – nichts mehr im Wege. Der reich verzierte Jägerbrief kann dann bald an der Wohnzimmerwand bezeugen, dass die Prüfung gemeistert worden ist. Nur noch schnell zum Jagdausstatter, Büchse, Flinte, Munition und reichlich grüne Kleidung eingekauft und es kann losgehen.

Doch was bringt einem der »Sportwagen mit über 600 PS« in Form der bestandenen Jägerprüfung und einer hochwertigen Ausstattung ohne Fahrpraxis und passende Autobahn, also ohne Jagdpraxis und Revier? Diese Praxis gilt es in den Jahren als Jungjäger zu sammeln, um nach drei Jahren dann vielleicht auch ein eigenes Revier mit der damit verbundenen Verantwortung übernehmen zu können.

Was macht Jagd eigentlich aus?

Das, was ein Jäger braucht, ist natürlich grüne Kleidung, eine Kugelbüchse, eine Schrotflinte und gute Optik – denkt man …

Viel wichtiger als alles Materielle ist das Gefühl für die Natur und die neue Gesellschaft, in der sich der Jäger bewegt; denn dieser kurze Moment, in dem sich der Finger krümmt, der Abzug gezogen wird, der Schuss bricht und das zu erlegende Stück Wild getroffen wird, ist ein winziges Staubkorn im materiegefüllten Universum des Jägerlebens. Ob Anfänger oder »alter Hase«, Jäger sollten wissen, was die Jagd eigentlich ausmacht.

Ein Blick in die Geschichte

Um zu verstehen, warum die Jäger so ein »besonderes Völkchen« sind und warum Jagd für sie so spannend ist, dass sie dafür Tausende Stunden im Wald verbringen, sich streiten, vor Gericht klagen und sogar ihre Ehe aufs Spiel setzen, muss man einen Blick in die Geschichte werfen.

Schon bevor die Menschen Land bestellten und Tiere züchteten, gingen sie auf die Jagd, um sich und ihre Familien zu ernähren. Neben einer Sippe und einem Dach über dem Kopf war das wohl das Wichtigste, was die ersten Menschen benötigten. Über die Jahrtausende blieb die Jagd zur Nahrungsbeschaffung, aber auch, um die kriegerischen Fertigkeiten zu schärfen und sich mit anderen zu messen, wichtig. Später und bis in die Neuzeit war die Jagd bei denen, die es sich leisten konnten, weil sie andere für sich arbeiten ließen, ein Privileg, der Adel betrieb die Jagd als einen exklusiven Zeitvertreib, sie war Anlass für gesellschaftliche Ereignisse.

JAGDWISSEN

Manche Verhaltensweisen von Jägern entsprechen eher dem vornehmen Umgang bei Hofe als dem derben Miteinander im Hinterhof. Kein Wunder, sie sind über Jahrhunderte entwickelt und erhalten geblieben.

Vor gut 100 Jahren wurde der Adel durch Art. 109 der Weimarer Reichsverfassung zwar abgeschafft, alle Bräuche, Traditionen und Kenntnisse aus Jahrtausenden sind dabei aber nicht über Bord geworfen worden. Vielmehr knüpft so manches von dem, was wir unter Weidgerechtigkeit und jagdlichem Brauchtum verstehen, an das an, was der Adel in Jahrhunderten entwickelt hat.

Heute sind jene gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Adel, Bürgertum und Arbeiterschaft längst überwunden, doch neue haben sich aufgetan. Wenn Jungjäger sich den Sitten und Gebräuchen der jagenden Gesellschaft nicht unterwerfen oder sie erst gar nicht kennen, kann das schnell problematisch werden.

Weidgerechtigkeit und Jagdethik – keine leeren Worte

Verantwortungsvolles Tun, Respekt vor der Schöpfung, der Natur und den Mitmenschen – das macht weidgerechtes Handeln aus.

Weidgerechtes Handeln muss in alle Bereiche jagdlichen Tuns hineinwirken, das gilt beim Umgang mit der Waffe genauso wie beim Miteinander von Jägern und Nichtjägern oder Jagenden untereinander. Und es hat auch etwas mit Jagdethik zu tun, die sogar im Ausbildungs- und Prüfungsfach Jagdrecht, Tierschutzrecht, Natur- und Landschaftspflegerecht behandelt wird.

In Knaurs Großem Jagdlexikon (1984) wird die Jagdethik folgendermaßen definiert: »… die Bezeichnung für das sittliche Wollen und Handeln in Normen und Regeln bei der Jagdausübung«. Zugrunde gelegt wird dabei die Verantwortung und Verpflichtung gegenüber dem Wild.

Verstöße von Jägerinnen und Jägern gegen geschriebene und ungeschriebene Gesetze dringen deshalb geradezu wie Sargnägel in die Freiheit der Jagdausübung ein. Je größer der öffentliche Aufschrei der Empörung und der Ruf nach schärferen Gesetzen, desto schneller und massiver kommt es zu Einschränkungen für Jäger und Waffenbesitzer. Aus diesem Grund ist die Weidgerechtigkeit ein unbestimmter Rechtsbegriff. Er muss also ausgelegt werden durch Anstand und Sitte, Werte und Normen, Billigkeit und Gerechtigkeit. Dies unterliegt selbstverständlich auch dem Zeitgeist und so sind alle Jäger gefordert, sich nicht nur an die Vorschriften zu halten, sondern auch an das, was die Gesellschaft von ihnen verlangt, ohne dass es niedergeschrieben wäre.

Halten wir Jäger uns nicht daran, wird uns die Gesellschaft durch den Gesetzgeber weitere Einschränkungen vorsetzen. Es ist also unser aller Aufgabe, wirklich alle Jäger mitzunehmen, wenn es um anständige und damit weidgerechte Jagd geht. Jeder grobe Verstoß, aber auch eine Reihe geringerer Verstöße, kann dazu führen, dass alle Jäger weitere Einschränkungen hinnehmen müssen.

Jagd und Glauben

Die Jagd ist in Europa seit Jahrhunderten auch mit dem christlichen Glauben verbunden. Seit dem Mittelalter ist die Legende vom heiligen Hubertus, der bis zur Erscheinung eines Hirsches mit Kreuz im Geweih wenig Rücksicht auf die Mitgeschöpfe genommen hatte, ein zentrales Thema der Weidgerechtigkeit. Nach dieser Begegnung war der heilige Hubertus nämlich geläutert und wird seither als Schutzpatron der Jäger und der Jagd verehrt.

JAGDWISSEN

Weidgerechte Jagd ist nicht nur Auftrag und Verpflichtung, sondern liegt im ureigensten Interesse aller Jäger, denn wer will schon Zustände wie im Schweizer Kanton Genf, der die Jagd 1974 für Freizeitjäger verboten hat?

Jedes Jahr am 3. November wird ihm an seinem Namenstag gedacht und besonders stimmungsvolle Gottesdienste als Hubertusmessen gefeiert. Für die feierliche musikalische Gestaltung sorgen Jagdhornbläser, Jägerinnen und Jäger. Sie schmücken und verzieren das Gotteshaus, halten inne, gedenken der Natur und besinnen sich ihrer Verantwortung für sie. Auch das ist Weidgerechtigkeit und Teil des Brauchtums. Für angehende Jäger, aber auch solche, die um Kontakt bemüht sind, sind solche Feiern großartige Gelegenheiten, sich einzubringen und neue jagdliche Kontakte zu knüpfen. Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit für die Kirche, die Jagd und die Gemeinde bringt nicht nur Jäger zueinander, sondern fördert auch die Akzeptanz der Jagd und derer, die sich ihr widmen. Wer es mit der Kirche nicht so am (Jäger-) Hut hat, möge sich des Sprichworts erinnern: »Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andren zu.« Das bedeutet in jagdlicher Auslegung eben auch den toleranten Umgang mit anderen, also auch anderen Jägern, anderen Naturnutzern und vor allem anderen Lebewesen, die in den Jagdgesetzen als jagdbare Arten genannt werden.

Jagd und Pacht

Mit Abschluss des Jagdpachtvertrages erwerben die Jäger das Recht, die Jagd auf fremden Flächen auszuüben, sie dürfen also dem Wild nachstellen, es erlegen und sich aneignen. Es bedeutet aber mitnichten, dass man berechtigter Besitzer der gepachteten Flächen wäre oder gar eine eigentümerähnliche Stellung innehätte. Der Jagdpächter darf sich auf fremden Flächen aufhalten und jagen. Die Belange der Eigentümer, die in ihrer Gesamtheit als Jagdgenossenschaft auch Inhaber des in der Regel verpachteten Jagdrechts sind, sind dabei selbstverständlich ebenso zu berücksichtigen wie die Interessen anderer Menschen in der Natur, die die Jäger eben nicht aussperren dürfen.

VERHALTENSREGELN

Jäger sind gut beraten, wenn sie Jagdrecht nicht als Besitzrecht an ihrem Revier verstehen und sich schon gar nicht als Umweltpolizei oder Ranger aufführen. Der Jäger ist einer unter gleichen Nutzern der Natur und muss sich mit allen anderen arrangieren.

Jägerinnen und Jäger müssen aber auch gemeinsam zum Wohle der Natur, der Verantwortung dem Wild gegenüber und dem Erhalt der Jagd als solche agieren. Dieses Arrangement schließt den despektierlichen Umgang mit den anderen aus; auch wenn der Landwirt wegen der vielen Sauen um sein Getreide bangt, der Jagdnachbar den kapitalen Zukunftsbock an der Grenze erlegt, die Joggerin noch in der Dämmerung am Einstand vorbeiläuft oder der Hund auch zur Brut- und Setzzeit nicht an der Leine geführt wird.

Todsünde Jagdneid

Der Charakter des Mitjägers offenbart sich im Erfolg des anderen. Deshalb ist es dringend geboten, dem Erlegten und dem Erleger aufrichtiges »Weidmannsheil« auszusprechen. (Nur) in diesem Fall lautet die korrekte Erwiderung »Weidmannsdank«. Der Erfolg des anderen sollte statt Neid auszulösen, Ansporn sein, seine jagdlichen Fähigkeiten und Schießfertigkeiten zu optimieren. Mit dem Jagdglück klappt es sicher. Irgendwann.

Jäger als Naturschützer

Nicht nur, weil die Jagdverbände als Naturschutzverbände anerkannt sind, sondern weil jeder einzelne Jäger dieser Anerkennung gerecht werden muss, gilt es, dieser auch Taten folgen zu lassen. Sei es die Anlage von Blühstreifen, Streuobstwiesen oder Schonungen, das Aufhängen von Nistkästen oder Rettung von Gelegen oder Kitzen vor dem Mähen, es gibt jede Menge zu tun!

Auch andere Naturschutzverbände dürfen das in Feld und Wald und damit auch in Jagdrevieren. Anstatt sich als Konkurrenz und voller Argwohn zu betrachten, sollte dringend der Dialog gesucht und der Konsens oder zumindest der Kompromiss gefunden werden. Wer nicht kommuniziert, wird nie feststellen, ob es eine Einigung gegeben hätte.

Auf gute Nachbarschaft!