Der Krähenbauer - Gerd Stephan Bartkowiak - E-Book

Der Krähenbauer E-Book

Gerd Stephan Bartkowiak

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Beschreibung

Dieses Buch erzählt die Geschichte zweier Jungen, die unterschiedlicher nicht sein können. Es handelt von Schachtel und Renee. Beide wachsen ohne Eltern auf. Renee lebt nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante. Er erfährt keine Liebe. Schachtel ist ein Straßenkind, sein Zuhause ist jeden Tag ein anderes Versteck für die Nacht. Eines Tages folgt Schachtel den Klängen einer Violine. Er trifft auf Renee vor einem Notenständer, der auf einer Violine spielt. Dieser Moment ist der Beginn einer Gemeinsamkeit, einer großen Freundschaft, die Beiden hilft.

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INHALT

IM KINDERHEIM

DIE FLUCHT

SCHACHTEL ALLEIN

RENEE, EIN NEUER FREUND

IM ABGRUND

EIN GUTER PLAN

Im Kinderheim

Neben dem kleinen Wirtshaus, mit dem Namen: „Zum Soldaten,“ endet ein ausgefahrener Sandweg und führt nach wenigen Schritten, direkt auf ein breites, eisernes Tor. Es scheint, als stehe die Zeit still, denn in den Astgabeln der alten Bäume, die den Sandweg säumen, warten verlassene Horste auf die Ankunft großer schwarzer Vögel. Es sind Nester der Krähen. Sie kommen ohne Vorwarnung mit lautem Gekrächzt und besetzen in Scharen ihr altes Brutrevier. Saßen vorher kleine Singvögel, wie die Blaumeisen oder Buchfinken noch in den Ästen, so sind Sie, hoffentlich den hungrigen Raben, mit ihrem langen, spitzen Schnabel, nach dem ersten Kräh, fluchtartig entkommen.

Karl, das Wirtshaus, sein zweites Zuhause, sitzt direkt am Fenster. Er wartet auf den gelben Bus, der alle Zwei Wochen eine neue Reifenspur in den losen Sandweg drückt.

„Da, kommt er,“ ruft Karl, wendet seinen Kopf zuerst auf die zu dieser Stunde noch leeren Tische und zeigt dann zum Fenster. „Warum hält der Bus nicht an?“ „Karl,“ versucht die Wirtin ihn zu beruhigen. „Du weißt doch, dass der Bus zum Kinderheim fährt. Er holt die Kinder ab.“ „Ja,“ antwortet Karl nachdenklich. „Die Kinder,“ brummelt er leise vor sich hin. „Sieh!“ „Nur zwei Leute sitzen drin,“ während er mit den ausgesteckten fünf Fingern seiner Hand, gegen die Fensterscheibe klopfend, auf den vorbeifahrenden Bus zeigt und dabei seinen spärlich, grau, behaarten Kopf schüttelt „Es sind immer nur der Fahrer und ein dicker Mann allein im Bus. Wer ist der dicke Mann mit der Zigarre?“ „Das ist der Bauer!“ Erwidert die Wirtin, während sie näher an das Fenster tritt. „Welcher Bauer?“ „Na der, Krähenbauer.“ „Ach ja, ich erinnere mich, der immer Krähen grillt“. „Ja man sagt es. Ich weiß nicht ob es wahr ist. Wenn der Bus zurück kommt, sind Kindern drin.“ „Und wann kommt der Bus zurück?“ Die Wirtin zuckt mit den Schultern, schüttelt den Kopf, „in ein oder zwei Stunden etwa.“ „Komm Karl, Schluss jetzt! Geh nach Hause,“ fordert die Wirtin mit Nachdruck.

„ Ja, ja, ist ja gut, ich geh ja schon.“

Gleich laut dem knarren der Äste im Wind, stöhnt die Federung unter der Last der gelbfarbigen Buskarosserie, die sich tanzend, über das alte Fahrgestell, mal nach links, dann wieder nach rechts, vor den Schlaglöchern verneigt. Der in die Jahre gekommene Bus hat einst singende, spielende auch traurige Kinder zur Schule gefahren.

„Dort, sehen sie Mr. Jonson, man erwartet uns schon,“ ruft Paolo, der Busfahrer. „Weiß ich doch, hab doch Augen im Kopf,“ erwidert Mr. Jonson energisch.

Paulo dreht das Lenkrad mal nach der einen Seite und dann wieder zurück, wobei er seinen Oberkörper dabei immer in die gewünschte Fahrtrichtung verlagert. Mr. Jonson, sitzt gleich hinter dem Fahrer auf einer der gepolsterten Bänke, dreht seine rauchende Zigarre zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her, steckt sie wieder zwischen die großen gelben Schneidezähne und ruft, etwas unverständlich, wegen der Zigarre im Mund, „halte dich mehr rechts!“

Plötzlich fällt Mr. Jonson in einen lauten Lachanfall. Mr. Jonson;“was ist passiert?“ „Es sieht sehr komisch aus, wenn du, wie ein Uhrpendel von der einen Arschbacke auf die Andere wechselst.“ „Ja, Herr, es sind viele Löcher auf diesem Weg und unser alter Bus ist nicht mehr so fit.“ „Was glaubst du, soll ich für diese Faulpelze noch einen neuen Bus kaufen? Du weißt, wenn der Bus stirbt, brauche ich keinen Fahrer mehr.“ „Nein, nein, Chef.“„Bleib hier stehen,“ befiehlt Jonson.

„Hier?“ „Ja hier ist gut, hier stehen wir im Schatten.“ „Warte hier, ich gehe erst ins Büro, dann holen wir die Jungen.“ Paolo stellt den Motor ab, legt seine Beine ausgestreckt auf das Armaturenbrett, während Mr. Jonson, unter der linken Achsel eine Braune Ledertasche trägt. Er nimmt direkten Kurs auf den Hauseingang eines alten langen Gebäudes, dessen Eingang unter einer himmelblauvergilbten Kuppel ins Auge fällt. Vom Wetter gezeichnet erkennt man, ins Holz geschnitzt, nur schwach zwei gekreuzte Gewehre mit langem Bajonett, inmitten der hölzernen Türflügel. Vier Stufen erstrecken sich über die gesamte Eingangsbreite, worauf ein Saal folgt, deren Wände zeugen von vergangenen Zeiten. Links und rechts tragen zwei dicke Säulen aus Marmor, ächzend unter schwerer Last, die himmelblau bemalte Decke. Neben den Säulen weisen Treppenstufen auf die oberen Etagen hin.

Durch lange dunkle Flure, eingehüllt in das schwache Licht aus den Lampen an den gewölbten Decken, führen sie über vier Stockwerke. Es scheint, als habe sich eine Monsterraupe durch diese tunnelartigen Gänge gefressen. Töne aus Kindermündern hallen gespenstisch wider. Eine tiefe Männerstimme, sehr laut, versucht den schrillen Kinderhall zu übertönen.

Es ist nicht nur kalt, es ist ein Ort der menschlichen Kälte. Ein Heim, eine Aufbewahrung für abgegebene Kinder. Sie Alle haben das gleiche Aussehen. Es sind kleine menschliche Wesen, mit gleicher gelbverschmutzten Kleidung an ihren dünnen Körpern. Blasse Gesichter, suchen ängstlich, mit großen Augen das Tageslicht.

Sie bewegen sich auf den Fluren zwischen den offenstehenden Schlafstellen und den Gängen hin und her. Es sind Kinder unterschiedlichen Alters und Größen. Sie haben sich nicht, wie in dem Märchen von „Hänsel und Gretel“, verlaufen, nein, sie wurden hergebracht, aufgegriffen, abgegeben. Das flüstern der Kinder untereinander, klingt wie eine monotone, traurige Melodie.

Mr. Jonson steigt schwer atmend die Treppenstufen empor. Im Flur des ersten Obergeschosses befindet sich das Büro des Anstaltsdirektors, Mr. Kindermann. Jonson öffnet die Bürotür und ein freundliches „Hallo Mr. Jonson,“schallt ihm entgegen. Ein sehr groß gewachsener, breitschultriger Mann mit kurz, geschorenen, braunen Haaren reicht Jonson seine tellergroße Hand. „Ich habe sie schon erwartet. Kommen Sie, setzen sie sich!“ Kindermann öffnet seine Bar im Wandschrank, greift nach zwei Kognakgläsern und füllt diese halbvoll, stellt sie auf ein silbernes Tablett. Jonson legt seine noch glühende Zigarre auf einen Ascher, greift zum Glas. „Zum Wohl!“ Ruft Kindermann, während Beide mit einem Schluck die Gläser leeren. „Nun zum Geschäft,“ stoppt Jonson die scheinbar freundschaftliche Stimmung. „Wie viel brauchen sie, heute?“ „Ich brauche dreißig. Die Gemüsepflanzen müssen in den Boden.“ „Wie immer zwei Wochen?“ „Ja!“ Antwortet Jonson und nickt zustimmend. „Haben sie das Geld?“ „Ja wie immer hier,“ mit Verachtung wirft Jonson die braune Tasche auf den Schreibtisch. Kindermann stoppt die rutschende Tasche, die beinah auf den Boden fiel, öffnet den Reißverschluss und zieht ein Bündel Geldschein heraus. Zustimmend nickend, legt er das Geld in einen Wandtresor und drückt die Tressor Tür klickend ins Schloss.

„Gehen wir runter?“ „Ja kommen Sie, die Arbeit wartet,“ erwidert Jonson.

In einem separaten Raum sitzen, auf langen Bänken Kinder, die bereits für die Arbeit beim Bauern ausgesucht wurden. Als Jonson und Kindermann den Raum betreten, wird es still. Moment stoppt Jonson das Gespräch mit Kindermann. „Was soll ich dort mit dem Baby?“ „Was für Baby?“ „Na dort!“ Jonson zeigt auf einen Stofffetzen, in dem ein kleiner Junge steckt. „Na da“! Kindermann geht durch die Reihen direkt auf den kleinen Jungen zu. „Nicht schlagen, bitte nicht schlagen Mr. Kindermann,“ ruft das kleine Gesicht hinter seinen Armen schützend hervorblickend.

„Komm vor Schachtel! Wer hat dich hier in das Zimmer gelassen?“ „Niemand, ich habe mich selbst eingeschlichen.“ „Hierher Schachtel!“ Ohne ein Widerwort aus dem Kindermund, folgt ein Befehl. „Geh auf dein Zimmer!“ Schachtel macht auf seinen abgelaufenen Absätzen eine Kehrtwendung und verschwindet, mit gesenktem Kopf hinter einer der zahlreichen Türen.

Die Flucht

Es wird still um Schachtel. In seinem kleinen schmalen Zimmer ist er allein.

Er ist aber nicht einsam. Leise spricht er zu seiner Mutter obwohl er sie nie kennen lernte.

„Hallo Mutter, wo bist du? Hilf mir bitte! Ich leide sehr.“ Stille, abwartend. Keine Antwort!

„Wegen meiner neunzig Zentimeter Körperkleine, die der Doktor bei der letzten Messung der Krankenschwester zurief, werde ich manchmal aus Wut und Traurigkeit, zu einer glühenden Kugel. Alle sollen sich verbrennen. Ich, der Kleinste und Jüngste hoffe auf einen Neuzugang, der noch kleiner und jünger ist, als Ich“. Meine Feinde- und es sind Alle- die mich mit meinem Namen, Schachtel hänseln. Es tut so weh, wenn sie grinsend mit den Fingern auf mich zeigen. Ich, bin doch ein Mensch aus Fleisch und Blut, keine Schachtel oder ein Karton. Nur weil du Mutter, in einer finsteren Nacht, mich in einen Schuhkarton vor diesem Heim aussetzte. Ich frage mich warum hast du nicht einen schönen Namen auf den Karton geschrieben? Jonny oder auch Tommy wäre gut. Wer bist Du? Vielleicht kannst du, wie ich, nicht schreiben? Ich fühle mich allein in den dunklen Gängen dieser alten Militärkaserne, zusammengehockt mit dem Rücken an die kalte Wand gelehnt, wie ein Igel der sich bei gefahren zusammenrollt und seinen Angreifer mit spitzen Stacheln droht. Jedoch bin ich ein Igel ohne Stacheln.

Nun lebe ich seit acht Jahren, für mich, eine gefühlte Ewigkeit, in diesen grauen Mauern, am Rande einer großen Stadt.

Es ist mein Zuhause. Mein Zimmer liegt im ersten Stockwerk. Jens, seit wenigen Tagen mein einziger Freund, sagt, es ist eine Erziehungsanstalt für Kinder. ohne Mütter und Väter. Mauern aus Felsgestein, vergitterte Fenster. Große starke Wächter in dunkelblauen Uniformen bewachen den Ausgang zur Straße.“

Wenn nachmittags die Sonne scheint, sehe ich durch das Glas meines vergitterten Fensters, suche einen sauberen Fleck auf eine der kleinen quadratischen Scheiben, die mich von der weiten Welt trennen. Dann erblicke ich einen schmalen Sandweg der im Halbkreis eine grüne Wiese umschließt. In Mitten ein Beet mit schwarzer Erde aus deren Rosenstauden ragen, die vom Hausgärtner blutig geschnitten wurden, weil Er sie auf Anweisung des Direktors auf eine bestimmte Höhe schneiden musste. Wehrhaft alledem trägt das Rosenholz lange Stacheln, die oben an den Zweigspitzen in dunkelroten Blüten enden und stolz ihre Köpfe gen Himmel zeigen.

Sie dursten, wie ich, nach Sonne. Manchmal verirrt sich ein abendlicher Sonnenstrahl in mein Zimmer und zeichnet lange Schatten auf den grauen Steinfußboden, wenn aber die Sonne ganz tief steht, trifft ein Strahl, nur für einen kurzen Moment auf den kleinen matten Spiegel, über den Tisch, an der Wand meines Zimmers. Dann sehe ich mein Spiegelbild, streiche mit etwas Spucke meine schwarzen Haare glatt und warte bis die glutrote Sonne sich hinter dem angrenzenden Wald versteckt hat.

Hier im Heim gilt das Faustrecht. Oft kann ich mich nicht gegen die Großen wehren. Ja, dann wächst der Wunsch so stark, wie Jens zu sein. Dann könnte ich mir Joe vom Leibe halten. Jens hat mich oft beobachtet. Es war mir nicht bewusst was er von mir will. Ich dachte er wird mich vor Allen vorführen und mich dann wie die Anderen erneut beleidigen. Nein so kam es nicht. Er vertraute mir ein Geheimnis an. „Ich möchte dass du mir vertraust,“ flüstert Jens. „Gut, ich vertraue dir.“ „Aber nur Worte zählen nicht,“ fügt er, mit weit aufgerissenen Augen, auf mich gerichtet, hinzu. „Du musst schwören, dass unser Versprechen gilt.“ „ Aber wie soll ich schwören?“ „Eigentlich wird jeder Schwur mit Blut besiegelt, doch ich denke wir machen etwas anderes“. „Und was?“ „Hmm,“ knurrt Jens nachdenklich. „Ich habe es! Wir reißen uns, Jeder dem Anderen einen Büschel Haare aus.“ „Du bekommst meine Haare und ich deine.“ „Bist du einverstanden?“ „Ja aber nur wenn es nicht wehtut.“ „Willst doch wohl ein Mann werden, oder,“ bekräftigt Jens mit einem Klaps auf Schachtels Hinterkopf.

„Gut abgemacht,“ Beide reichen sich die Hände und besiegeln ihre Blutsbruderschaft, wenn auch ohne Blut.

„Ja alles klar, so machen wir es.“ Sind sich Beide einig. Nachdem nun Schachtel seine Erste Freundschaft mit Schmerzen schloss, löste sich ein riesen Stein von seiner Brust. Ein Glücksgefühl strömte durch seinen ganzen Körper, das er in seinem kurzen Leben noch nie empfand. Es verdrängt einen großen Schmerz, der viele Jahre in seinem Herzen wohnte. Ab heute bin ich nicht mehr allein, sprach er leise zur Zimmerdecke, bevor er, mit einem Lächeln auf den Lippen, einschlief.

Heute ist eine sternenklare Nacht. Selbst die Stille ist zu laut. Wau! Bin ich aufgeregt! Mir schießt das Blut in die Adern und der Puls pochte in meinen Schläfen. Die Hände feucht, warte auf ein Zeichen von meinem Freund Jens. Wo bleibt er nur? Ich lausche mit offenem Mund, glaube dann besser zu hören. Nichts höre ich. Hat mich Jens vergessen? Halt! Ein leises Klopfen nähert sich meiner Tür. Tatsch, tatsch!

Ich kenne dieses Geräusch, es sind die schweren Schritte eines Wärters. Für eine Sekunde Stille, dann- die Tritte werden leiser und verlieren sich in den langen hohen Mauern. Jens hat sich verspätet. Jemand scharrt an meiner Tür.

Ich öffne einen Spalt, es ist Jens. „Komm Schachtel!“ Ich schlüpfe durch den Türspalt, tauche in den Schatten der Flurlichter. Komm schneller,“ flüstert Jens, beeil dich während er auf einen kleinen Aufzugschacht in der Wand zeigt. An einem Wäscheaufzug lassen wir uns in den Keller ab. Die Seilrollen ächzen, denn für uns Zwei ist der Aufzug viel zu schwach. Zentimeter für Zentimeter gleiten wir in die Tiefe. „Halt!“ rufe ich. und fasse mit beiden Händen das Seil. Unser Korb steht aber auch unser Atem. Gebannt lauschen wir. Langsam lässt Jens uns weiter abwärts. Endlich unten! Leise öffnet Jens die Aufzugtür. „Komm, du dort in den Wäschekorb,“ ruft Jens. Ich grabe mich wie ein Maulwurf bis an den Boden in die übel riechende Schmutzwäsche. Nun warten wir bis zum Morgengrauen, denn der Wäschemann kommt immer sehr früh, noch vor dem Wecken. Das haben wir bereits oftmals beobachtet. Ich war eingeschlafen. Höre ein rumpeln und Stimmen. „Hier, die geht noch mit.“ Das Netzt zwischen der Wäsche und der Containerwand beginnt zu wackeln. Ich versuche Halt zu finden, während die Containerräder laut über die Rampe rollen. Das Rollgeräusch verändert sich. Es klinkt jetzt dunkel als die Räder den Lastwagenboden berühren. Dann Stille! Jetzt nicht niesen, bitte nicht. Ich halte meine Nase zu um das kribbeln in der Nase, ohne zu niesen zu überstehen. Ich höre Türen schlagen, der Motor springt an. Dann ruckelt mein Container, schlägt an die Bordwand. Ich stecke vorsichtig meinen Kopf heraus, drehe meinen Kopf in alle Richtungen. „Jens, wo bist du?“ „Hier bin ich gleich neben dir.“ Auch Jens wagt einen Blick. „Gut, ich hatte schon Angst dein Container bleibt im Heim.“ „Ja, das haben wir nicht bedacht.“ „Nun ist alles gut, hoffe wir kommen unentdeckt in die Stadtwäscherei.“ „He, nicht so laut, Schachtel.“ „Weißt du wie komisch du aussiehst?“ „Du siehst wie ein Gespenst aus.“ „Warum?“ „Die Wäsche auf deinem Kopf ist sehr lustig.“ „Ja, aber du auch mit deinem Wäschehut, siehst aus, wie eine Schwester aus dem Kloster.“ „Pst, Schachtel, das Auto hält an.“ „Ja, schnell wieder abducken.“ Es mag eine Stunde vergangen sein, als Schachtel den Kopf aus dem Container vorsichtig heraussteckt. „Jens!“ „Ich bin hier!“ „Komm wir warten noch, bis das Auto wegfährt.“ Nach wenigen Minuten fällt eine Metalltür ins Schloss. „Jens?“ „Ja hier!“ „Komm Schachtel, raus!“ Schachtel und Jens drehen ihre Köpfe wie eine Eule rings um. „Alles frei!“ „Ja jetzt raus hier,“ flüstert Jens. Fast zugleich springen beide aus dem Container, schleichen geduckt bis zur Tür. „Warten wir bis es dunkel ist?“ Flüstert Schachtel ängstlich. „Nein Schachtel, vielleicht sind die Türen dann verschlossen und wir kommen hier nie raus.“ „Ja, hast Recht, wir müssen warten bis die Luft rein ist.“

Jens versucht durch den Türspalt etwas auf dem Hof zu erkennen. „Kannst du was sehen?“ „Ja es alles frei, ich sehen Niemanden“. „Mache die Tür langsam auf,“ rät Schachtel.

Jens drückt die Türklinke langsam nach unten, öffnet einen Spalt. „Siehst du Jemanden?“ „Nein, komm schnell, jetzt raus!“ Beide laufen mit schnellen Schritten über den