Der Midrasch Debarim Rabba - August Wünsche - E-Book

Der Midrasch Debarim Rabba E-Book

August Wünsche

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Beschreibung

Der Midrasch zum fünften Buche Mose begleitet den biblischen Text nicht fortgehend, sondern hebt nur gewisse Verse heraus, welche als Themen hingestellt und verschieden variiert werden. Mit großer Lebendigkeit und schönen, Herz und Gemüt ansprechenden Zügen ist der Tod Moses geschildert. Unter allen im Midrasch Rabbot enthaltenen Midraschim ist der Midrasch Debarim Rabba der einzige, welcher jeder Erörterung des Textwortes eine Halacha vorausgehen lässt.

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Der Midrasch Debarim Rabba

 

Die haggidische Auslegung des fünften Buch Moses.

 

 

AUGUST WÜNSCHE

 

 

 

 

 

 

Der Midrasch Debarim Rabba, A. Wünsche

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849661748

 

Quelle:https://de.wikisource.org/wiki/Debarim_Rabba

 

Der Text dieser Ausgabe folgt dem Original aus dem Jahre 1882 und wurde in der damaligen Rechtschreibung belassen.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

INHALT:

Einleitung.1

Parascha I.6

Parascha II.24

Parascha III.48

Parascha IV.63

Parascha V.72

Parascha VII.93

Parascha VIII.102

Parascha IX.108

Parascha X.113

Parascha XI.118

 

 

 

Parascha I.

 

[1] Cap. I. V. I. Das sind die Reden.

Halacha. Darf ein Israelit das Gesetzbuch wohl in jeder Sprache niederschreiben? Die Weisen haben so gelehrt: Die Bücher unterscheiden sich von den Tephillin und Mesusoth nur darin, dass sie in jeder Sprache geschrieben werden. Nach Rabban Gamliel dürfen auch die Bücher nur in der griechischen Sprache geschrieben werden. Und was ist der Grund des Rabban Gamliel, dass er sagt, das Gesetzbuch dürfe nur in griechischer Sprache geschrieben werden? Unsere Rabbinen haben so gelehrt, sagte bar Kapra[QP 1], mit Bezug auf Gen. 9, 27: „Gott breite Japhet aus, er wohne in den Zelten Schems,“ da die Worte Schems in allen Sprachen Japhets gesagt (niedergeschrieben) werden können, so haben sie gestattet, sie in der griechischen Sprache zu schreiben. Gott sprach: Siehe, wie beliebt die Sprache des Gesetzes ist, dass sie die Zunge heilt. Woher lässt sich das beweisen? So heisst es Prov. 15, 4: „Eine Heilung der Zunge ist der Baum des Lebens.“[QP 2] Unter עץ חיים‎ Baum des Lebens ist nichts anderes als das Gesetz zu verstehen vergl. Prov. 3, 18: „Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie erfassen.“ Und die Sprache des Gesetzes löst die Zunge (ohne sie ist sie gebunden). Du kannst es daraus erkennen: Einst wird Gott die rühmlichsten (besten) Bäume aus dem Gan Eden heraufbringen. Worin besteht ihr Ruhm (ihre rühmliche Eigenschaft)? Dass sie die Zunge heilen s. Ezech. 47, 12: „Am Bache werden, an seinem Ufer, auf dieser und auf jener Seite allerlei Fruchtbäume wachsen.“ Woher lässt sich beweisen, dass hier von einer Heilung der Zunge die Rede ist? Weil es das. heisst: „Seine Frucht dient zur Speise und sein Blatt zur Heilung.“ Ueber die Bedeutung des letzten Wortes sind R. Jochanan und R. Josua ben Levi verschiedener Meinung. Der eine sagte: Es bedeutet לתרפיון‎ zur Heilung, der andere sagt: Wenn jemand stumm ist und einen Theil davon (von der Frucht des Lebensbaumes) gierig isst, so wird seine Zunge sofort geheilt und gereinigt durch die Worte des Gesetzes, denn so heisst es: „מזה מזה‎ von dieser und von jener Seite.“ Mit den Worten מזה מזה‎ ist nichts anderes als das Gesetz gemeint, wie es heisst Ex. 32, 15: „מזה מזה‎ sie waren von dieser und jener Seite beschrieben.“ R. Levi sagte: Wozu brauchen wir den Beweis anderswo (an einem Orte) zu suchen, wir finden ihn gleich hier (an seinem Orte). Siehe, bevor Mose noch zum Gesetz gelangte, sagte er Ex. 4, 10: „Ich bin kein Mann von Worten,“ als er aber zum Gesetze gelangt war, wurde seine Zunge geheilt und sie fing an Reden (דברים‎) zu reden. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir hier lesen: „Dies sind die Reden (דברים‎), welche Mose redete.“

[2] Oder: „Dies sind die Reden.“ In Verbindung mit Prov. 28, 23: „Wer Menschen nach mir ermahnt, wird mehr Gunst finden, als der, welcher seine Zunge glättet.“ „Der Ermahnende (מוכיח‎)“ ist nach R. Pinchas im Namen des R. Chama bar Chanina Mose, „die Menschen (אדם‎)“ sind die Israeliten vgl. Ezech. 34, 31: „Ihr aber meine Schafe, die Schafe meiner Weide, seid Menschen.“ Und was heisst: „אחרי‎ nach mir?“ Gott sprach: Wer sie durch Ermahnung dahin bringt, mir nachzufolgen, der wird Gunst finden d. i. Mose, wie Gott zu ihm gesagt hat Ex. 30, 17: „Auch du hast Gunst in meinen Augen gefunden;“ „als der, welcher seine Zunge glättet,“ d. i. Bileam, der mit seinen Prophetien schmeichelte und ihr Herz übermüthig machte, dass sie in Schiltim fielen. Oder: „Wer Menschen nach mir ermahnt.“ R. Jehuda bar R. Simon sagte: Was bedeutet אחרי‎? Gott sprach: Mose hat mich nach Israel und er hat Israel nach mir zurechtgewiesen. Zu den Israeliten sprach er: Ihr habt gesündigt, zu Gott aber sprach er s. das. 32, 11: „Warum, Ewiger, entbrennt dein Zorn über dein Volk?“ Was heisst למה‎ warum? Als die Israeliten das Kalb gemacht hatten, sagte R. Jizchak, da wollte Gott die Feinde der Israeliten vertilgen, allein Mose stellte ihm vor: Herr der Welt! dieses Kalb kann dir dienlich (eine Stütze) sein. Wie kann es mir als Stütze dienen? fragte Gott. Wenn du, antwortete Mose, es regnen lässest, so lässt es (das Kalb) Thaue schweben (breitet es Thaue aus), lässt du die Winde wehen, so lässt es Blitze zucken. Gott sprach zu ihm: Bist du auch irre über das Kalb (d. i. schreibst du ihm auch eine solche Kraft zu)? Mose antwortete vor Gott: Herr der Welt! (wenn nun nichts Wesentliches an demselben ist,) „warum entbrennt dein Zorn über dein Volk?“ Zu den Israeliten aber sprach Mose: „Ihr habt eine grosse Sünde begangen.“ Womit ist diese Sache zu vergleichen? bemerkte R. Jehuda bar R. Simon. Mit einem Könige, welcher über seine Gemahlin so aufgebracht war, dass er sie zauste und aus seinem Hause stiess. Ihre Brautführer vernahmen es, gingen zum König und stellten ihm vor: Mein Herr! geht ein Mensch so mit seinem Weibe um? Was hat sie denn gegen dich verschuldet? Dann gingen sie zu ihr und fragten sie: Wie lange noch wirst du ihn erzürnen? es ist nicht das erste, sondern das zweite Mal. So ging auch Mose zu Gott und sprach zu ihm: „Warum, Ewiger, entbrennt dein Zorn über dein Volk,“ sind sie nicht deine Kinder? Dann wandte er sich an die Israeliten und sprach zu ihnen: Wie lange erzürnt ihr ihn? es ist nicht das erste, sondern das zweite Mal. Und so heisst es auch hier; „in der Wüste, in der Einöde und am Schilfmeere.“

[3] Oder: „Dies sind die Reden, welche Mose redete,“ in Verbindung mit Ps. 50, 21: „Dieses hast du gethan und ich schwieg, da dachtest du, ich sei auch wie du.“ Was heisst das: „Dieses hast du gethan und ich schwieg?“ R. Samuel bar Nachman sagte Ex. 32, 4: „Dieses sind deine Götter, Israel!“ so hast du in der Wüste gethan und ich habe gegen euch geschwiegen. Warum? Weil Mose mich besänftigte und zu mir sprach; „Vergieb doch! Ich habe ihm gewillfahrtet, „da dachtest du, ich sei auch wie du“ d. i. ihr verglichet das Gebilde mit seinem Bildner und die Pflanze mit ihrem Pflanzer. „Aber ich will dich zurechtweisen und es vor deinen Augen darlegen.“ Ueber diesen Satz sind zwei Amoräer verschiedener Meinung. Der eine sagte: Ich will alles vor deinen Augen herbeirufen, der andere sagte: Ich will alles darthun vor deinen Augen. Ich stelle euch nicht, sagte Mose zu den Israeliten, über das zur Rede, was ihr künftig thun werdet, sondern über das, was ihr gethan habt „in der Wüste, in der Einöde und am Schilfmeere.“

[4] Oder: „Dies sind die Reden.“ R. Acha bar Chanina sagte: Eigentlich hätten die Ermahnungen (Strafreden) aus dem Munde Bileams und die Segenswünsche aus dem Munde Moses kommen sollen, allein hätte Bileam sie ermahnt, so würden die Israeliten gesagt haben: Der Feind will uns zurechtweisen, und hätte Mose sie gesegnet, dann würden die Völker der Welt gesagt haben: (was ist das für eine Kunst,) ihr Freund segnet sie. Darum sagte Gott: So soll sie Mose, der sie liebt, ermahnen und Bileam, der sie hasst, soll sie segnen, damit die Segenswünsche und die Ermahnungen (Strafreden) in der Hand Israels Eingang finden.

[5] Oder wenn ein anderer sie ermahnt hätte, würden sie gesagt haben: Der will uns ermahnen? nur Mose kommt es zu, (nur er ist dazu berechtigt), von dem geschrieben steht Num 16, 15: „Nicht einen Esel habe ich von ihnen genommen,“ ihm steht es an, die Israeliten zurechtzuweisen. Oder wenn ein anderer gesagt hätte: „Jetzt erkenne ich, dass der Ewige erhaben über alle Götter ist,“ da würden sie gesagt haben: Der sagt: „jetzt erkenne ich“ (was weiss er von göttlichen Dingen), allein Jethro, der alle Götzentempel in der Welt besucht und in ihnen nichts Wesentliches gefunden hatte und dann sich zum jüdischen Glauben bekannte, der konnte mit Fug und Recht sagen: „Jetzt habe ich erkannt.“ Oder wenn ein anderer gesagt hätte Koh. 1, 1; „Eitelkeit der Eitelkeiten,“ da hätten sie gesagt: Dieser hat keine Perute (in der Tasche), um sich Brot zu kaufen (eig. um zu essen), wie kann er sagen: „Eitelkeit der Eitelkeiten,“ allein Salomo, von dem es heisst 1 Reg. 10, 27: „Der König machte das Silber in Jerusalem wie Steine,“ dem ziemte es zu sagen: „Eitelkeit der Eitelkeiten.“ Oder wenn ein anderer gesagt hätte Koh. 3, 11: „Alles hat er schön zu seiner Zeit gemacht,“ so würden sie gesagt haben, (wie kann der so etwas sagen,) der nie etwas gegessen hat, allein Salomo konnte es sagen, von dem es 1 Reg. 4, 27 heisst: „Und es versorgten jene Amtleute den König Salomo u. s. w. und liessen nichts fehlen?“ Wie? sie liessen nichts fehlen? (ist das möglich?) Sie brachten ihm, sagte R. Chama bar Chanina, in den Tagen des Sommers Bärmutter und in den Tagen des Regens (Winters) Gurken, diesem ziemte es zu sagen: „er hat alles schön zu seiner Zeit gemacht.“ Oder wenn ein anderer gesagt hätte Dan. 4, 32: „Alle Bewohner der Erde sind wie nichts geachtet,“ so würden sie gesagt haben: Dieser, welcher in seinem Leben nicht über zwei Fliegen regiert hat, wie kann er sagen: „Alle Bewohner der Erde sind wie nichts geachtet,“ allein Nebucadnezar, von dem es heisst: „Alle Bewohner, alle wilden Thiere und Vögel des Himmels sind in deine Hand gegeben und du herrschest über alles,“ ihm ziemte es zu sagen: „Alle Bewohner der Erde sind wie nichts geachtet.“ Oder wenn ein anderer gesagt hätte Deut. 32, 4; „Der Fels — fehllos ist sein Wirken,“ so würde man ihm gesagt haben: er kennt nicht einmal die Art und Weise der Strafgerechtigkeit und er sagt: „Der Fels — fehllos ist sein Wirken,“ allein Mose, von dem es heisst Ps. 103, 7: „Er that Mose seine Wege kund,“ ziemte es zu sagen: „Der Fels — fehllos ist sein Wirken.“

[6] Oder: „אלה הדברים‎.“ Nach R. Samuel bar Nachmann sprach Gott: Wie die Bienen[1] haben sich meine Kinder in der Welt durch die Gerechten und Propheten führen lassen.

Oder: „אלה הדברים‎.“ Sowie von der Biene der Honig süss, der Stachel aber bitter ist, so sind auch die Worte des Gesetzes, wer ihnen zuwider handelt, zieht sich das Todesurtheil zu, wie es heisst Lev. 20, 10: „Der Ehebrecher und die Ehebrecherin sollen getödtet werden,“ und das. 31, 14: „Wer ihn (den Sabbath) entheiligt, soll getödtet werden,“ wer sie aber hält (beobachtet), erlangt Leben, wie es heisst Ex. 20, 12: „Damit du lange lebest.“

Oder: „אלה הדברים‎.“ Sowie der Honig der Biene ihrem Besitzer, der Stachel aber andern zufällt, so sind auch die Worte des Gesetzes ein Mittel des Lebens für Israel und ein Mittel des Todes für die Völker der Welt. R. Jehuda bar R. Simeon im Namen des R. Levi sagte: Sowie diese Biene alles was sie sammelt, für ihren Besitzer sammelt, so ist auch alles das, was die Israeliten durch Vorschriften und gute Werke sammeln, anzusehen, als hätten sie es für ihren himmlischen Vater erworben.

[7] Oder: „Dies sind die Reden.“ R. Tanchuma sagte: Womit ist diese Sache zu vergleichen? Mit einem Menschen, der Purpur zu verkaufen hatte und ausrief: Hier ist Purpur zu haben. Der König erblickte ihn, hörte seine Stimme, rief ihn und fragte ihn: Was hast du zu verkaufen? Nichts! antwortete er. Ich habe dich doch aber, fuhr der König fort, Purpur ausbieten hören, und du sagst: nichts? Mein Herr! sprach der Verkäufer, es ist wahr, ich habe Purpur, aber bei dir ist er doch nichts. Ebenso sprach auch Mose vor Gott, welcher den Mund und die Rede erschaffen, Ex. 4, 10: „Ich bin kein Mann von Worten“ (d. i. bei dir gelte ich nicht als ein Mann von Worten), aber bei den Israeliten heisst es von ihm: „Dies sind die Reden.“

[8] Oder R. Simon sagte: Als Gott zu Mose sprach, er solle das Gesetz lernen, da wollte dieser nicht die Israeliten über das, was sie gethan, zur Rede stellen. R. Simon sagte: Womit ist diese Sache zu vergleichen? Mit einem Schüler, welcher einst mit seinem Lehrer ging und eine glühende Kohle liegen sah, er hielt sie für einen Edelstein, hob sie auf und verbrannte sich. Nach einiger Zeit ging er wieder mit seinem Lehrer und sah nun wirklich einen Edelstein liegen, den er aber für eine (glühende) Kohle hielt und er fürchtete sich, sie zu berühren, bis sein Lehrer zu ihm sagte: Hebe ihn auf, es ist ein Edelstein. Ebenso dachte auch Mose: Weil ich zu ihnen (den Israeliten) gesagt habe: Hört, ihr Widerspenstigen! so habe ich das Meinige aus ihren Händen empfangen, und jetzt soll ich sie zurechtweisen? Da sprach Gott zu Mose: Fürchte dich nicht!

[9] Oder: „Dies sind die Reden.“ Die Rabbinen sagen: Gott sprach zu Mose: Weil sie deine Zurechtweisungen angenommen haben, so musst du ihnen dafür auch den Segen geben. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst V. 10: „Der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt“ Und woher lässt sich beweisen, dass der, welcher eine Zurechtweisung annimmt, Segen erlangt? Weil so Salomo sagt Prov. 24, 25: „Den Zurechtweisenden geht es wohl und auf sie kommt Segen des Glücks.“ In dieser Welt, sprach Gott zu den Israeliten, seid ihr durch andere gesegnet worden, einst aber werde ich euch segnen, wie es heisst Ps. 67, 2: „Gott sei uns gnädig und segne uns.“

[10]Halacha. Darf ein Israelit, der als Gelehrter (חכם‎) oder als Richter (דיין‎) über die Gesammtheit gesetzt worden ist, sich selbst Recht sprechen? Unsere Rabbinen haben so gelehrt[QP 3]: Es darf nur einer sich selbst Recht sprechen, wie es heisst Hi. 23, 13: „Er ist einzig, wer hält ihn zurück?“ Was heisst: והוא באחד‎? Resch Lakisch sagte: Nur Gott spricht sich Recht und besiegelt (das Urtheil) sich selbst. R. Ruben sagte[QP 4]: Was ist das Siegel Gottes? Wahrheit. Und warum Wahrheit? Weil in dem Worte אמת‎ Wahrheit drei Buchstaben sind, א ist der erste, מ der mittelste und ת der letzte der Buchstaben (des Alphabets), womit gesagt sein soll, was Jes. 44, 6 steht: „Ich bin der erste und ich bin der letzte und ausser mir ist kein Gott.“ Die Rabbinen sagen: Komm und sieh! als Mose über Israel eingesetzt worden war, sprach er zu ihnen: Ich allein kann eure Last nicht tragen, setzet euch Richter ein, die euch Recht sprechen, wie es Deut. 1, 13 heisst: „Schaffet euch weise und verständige und einsichtsvolle Männer.“ Die Richter, sagte R. Berachja im Namen des R. Chanina, müssen sieben Eigenschaften besitzen, (die ersten drei stehen hier,) nämlich sie müssen weise, verständig und bekannt sein, die anderen vier stehen Ex. 18, 21: „Du aber ersiehe dir aus dem ganzen Volke tüchtige Männer, die Gott fürchten, wahrheitliebend und den Eigennutz hassend sind.“ Siehe, das sind die sieben Eigenschaften. Warum sind nicht gleich alle sieben (Eigenschaften) in einem Satze geschrieben? Wenn nicht alle sieben Eigenschaften (an ihnen) gefunden werden, sei mit vier zufrieden und wenn nicht vier gefunden werden, so begnüge dich mit drei, und wenn nicht drei gefunden werden, so begnüge dich mit einer Eigenschaft. So steht auch Prov. 31, 10: „Ein Biederweib, wer findet es?“[2] „Ich will sie setzen zu euern Häuptern,“ Deut. 1, 13. Es steht ואשמם‎ (ohne י) geschrieben. Nach R. Josua ben Levi sprach Mose zu ihnen (den Israeliten): Wenn ihr ihnen (den Richtern) nicht Folge leistet, so ladet ihr eine Schuld auf eure Häupter (אשמה תלוי בראשׁיכם‎). Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einer Schlange, deren Schwanz zum Kopfe sagte: Wie lange noch wirst du vorangehen, ich will einmal (an deiner Stelle sein und) vorangehen. Gut! sagte der Kopf, gehe voran. Er ging voran, stiess er an eine Cisterne mit Wasser, so warf er sie hinein, stiess er auf Feuer, so warf er sie hinein und stiess er auf Dornen, so warf er sie hinein. Was war Schuld daran? Weil der Kopf hinter dem Schwanze ging. So auch, wenn die Kleinen den Grossen folgen, so beschliessen (entscheiden) diese es vor Gott und er vollstreckt es; wenn aber die Grossen hinter den Kleinen einhergehen, so fallen sie auf ihr Gesicht. Oder R. Asarja sagte: Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einer Braut, welche unter dem Trauhimmel stand und ihre Hände waren berusst, reinigt sie dieselben an der Wand, so wird diese berusst und ihre Hände werden nicht rein, reinigt sie dieselben an einem geglätteten Stein (ψῆφος), so wird dieser berusst und ihre Hände werden nicht rein, reinigt sie dieselben aber an ihrem Haar, so wird dieses schön und ihre Hände werden rein. So auch, wenn die Israeliten ihren Grossen Folge leisten, und diese ihre Obliegenheiten nicht besorgen, da ist die Schuld an das Haupt der Grossen gehängt, wenn sie aber den Grossen nicht Folge leisten, dann ist die Schuld an sie selbst gehängt. R. Jizchak sagte: Wenn die Israeliten ihren Grossen Folge leisten, und diese nicht ihre Obliegenheiten besorgen, in dieser Stunde heisst es Jes. 3, 13; „Der Ewige kommt zu Gericht mit den Aeltesten seines Volkes und seiner Fürsten.“ Und das alles warum? Weil die Last der Gesammtheit (des Gemeinwesens) schwer zu tragen ist und ein Mensch allein nicht die Last der Gesammtheit zu tragen vermag. Du kannst es auch daraus erkennen, denn siehe, Mose, der grösste aller Propheten, konnte die Last der Gesammtheit nicht allein tragen. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Deut. 1, 9: „Und ich sprach zu euch zu selbiger Zeit“ u. s. w. Wann war diese Zeit? R. Jochanan sagt: Zu der Zeit Jethros; denn so heisst es Ex. 18, 18: „Die Sache ist für dich zu schwer, du allein kannst sie nicht ausführen.“ R. Chija sagte: Es war in der Zeit der Murrenden, wie es heisst Num. 11, 14: „Ich allein vermag dieses ganze Volk nicht zu tragen.“ V. 12: „Habe ich dieses ganze Volk empfangen?“ u. s. w. R. Berachja im Namen des R. Levi sagte: Mose sprach vor Gott: Herr der Welt! du hast gesagt Jes. 46, 3: „Die ihr getragen wurdet von Mutterleibe an,“ dir ziemt es, sie zu tragen. Mose sprach zu den Israeliten: Bei eurem Leben! kann ich zehn von eures Gleichen tragen? Warum kann ich euch nicht tragen? Der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt (gross gemacht) über eure Richter. Woher lässt sich das beweisen? Weil es hier heisst V. 10: „Der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt.“

[11] Oder: „Der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt.“ In Verbindung mit Ps. 5, 8: „Ich bücke mich vor deiner heiligen Stätte in Ehrfurcht.“ Nach R. Ilai bar R. Jose ben Simra[QP 5] sprach Gott so zu Abraham, dass er seine Kinder mit zwei Buchstaben erlösen werde. Woher lässt sich das beweisen? So heisst es Gen. 5, 14: „Und auch das Volk, dem sie dienen werden, will ich richten,“ und wenn er kommt, sie zu erlösen, so erlöst er sie durch 72 Buchstaben. Denn nach R. Judan[QP 6] sind Deut. 4, 34 von „לבוא‎ zu kommen und sich ein Volk zu nehmen“ bis Ende des Verses 72 Buchstaben. R. Abin sagte: Mit seinem Namen erlöst er sie, der aus 72 Buchstaben besteht. Oder R. Ilai im Namen des R. Jose ben Simra sagte: Warum hat aber Gott unserm Vater Abraham nicht offenbart, dass er seinen Kindern das Manna geben werde? Es ist so die Weise der Gerechten, sagte R. Abba bar Kahana, sie sprechen wenig und leisten viel. Oder Gott hat es ihnen darum nicht offenbart, denn hätte er es ihnen offenbart, so würden die Israeliten gesagt haben: Das haben wir schon an Pharaos Tisch gegessen. Du kannst es auch daraus erkennen: Als ihnen das Stroh nicht geliefert wurde, da sprachen die Israeliten Num. 11, 5: „Wir gedenken der Fische, die wir umsonst assen in Aegypten.“ Darum hat er es ihnen nicht offenbart. Oder R. Ilai im Namen des R. Jose ben Simra sagte: Gott sprach so zu Abraham, weil er seine Nachkommen gross machen wollte wie die Sterne. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Gen. 15, 5: „So soll dein Same sein.“ Und als er kam, sie zu segnen, da segnete er sie noch mehr, als er ihnen verheissen hatte. Was heisst: לרוב הרבה ארבה‎? Es heisst Ps. 18, 44: „Du rettetest mich aus den Rechtshändeln der Völker und setztest mich zum Haupte der Nationen“ d. i. David sprach: Du rettetest mich von denen, die mit mir Händel anfangen (מריבי עמי‎), du schütztest mich, dass ich nicht eine Rechtssache bei ihnen habe und du rettetest mich von den Rechtshändeln des Volkes (מריבי עם‎), dass sie nicht eine Rechtsache bei mir haben. Gott sprach zu ihm: David, was sitzest du bei ihnen? Bei deinem Leben! ich habe dich bereits zum Könige über sie gesetzt. Wenn du mich über deine Kinder gesetzt hast, sagte David vor Gott, so gieb ihnen ein Herz, dass deine Kinder mir auch gehorchen; denn so heisst es das. V. 45: „Auf das blosse Gerücht gehorchen sie mir.“ Ferner sprach David das.: „Du setztest mich zum Haupte der Nationen.“ R. Berachja sagte: Wenn du das Volk gerichtet (und dich in deinem Urtheile geirrt) hast, so bist du Gott überliefert und wer ist der Gott der Götter? Der, welcher sieht und nicht gesehen wird. Bei eurem Leben! sprach Mose zu den Israeliten, dass ich zehn, auch hundert eures Gleichen tragen kann. Warum sagte er aber hier: „Ich kann allein euch nicht tragen, denn der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt?“ Weil der Ewige, euer Gott, euch über eure Richter gross gemacht hat.

[12] „Der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt,“ Er sprach nämlich zu ihnen: Heute seid ihr wie die Sterrne, aber einst werdet ihr viel (לרב‎)[3] sein d. i. ihr werdet eurem Herrn (לרבכן‎) gleichen. Wie so? Hier Deut. 4, 24 steht: „Denn der Ewige, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer,“ und von Israel heisst es in der Zukunft Jes. 10, 17: „Das Licht Israels wird einst zu Feuer und sein Heiliger zur Flamme werden.“ R. Levi bar Chama sagte: Wenn schon derjenige, welcher einem Götzen dient, demselben gleich ist, wie es heisst Ps. 115, 8: „Gleich ihnen (den Götzen) sind, die sie machen,“ um wieviel mehr wird der, welcher Gott dient, ihm gleich sein! Woher lässt sich das beweisen? So heisst es Jerem. 17, 7: „Gesegnet ist der Mann, welcher auf den Ewigen vertraut und dessen Vertrauen der Ewige ist.“

Oder R. Abba sagte[QP 7]: Einst wird der Kreis der Gerechten innerhalb des der Dienstengel sein und diese werden jene fragen: Welche neue Halachot hat Gott heute vorgetragen? Wundre dich nicht darüber, sagte R. Levi bar Chanina, auch in dieser Welt ist ihr (der Gerechten) Kreis innerhalb des der Dienstengel, wie es heisst Dan. 3, 25: „Und das Ansehen des vierten gleichet einem Göttersohne,“ denn sie waren innerhalb des Engels und dieser löschte vor ihnen das Feuer aus.

[13] V. 11. Der Ewige, der Gott eurer Väter. R. Eleasar ben Jakob sagte: Wenn man die Segenswünsche Moses ansieht, so findet man darin von einem Ende der Welt bis zum andern geschrieben: „Er thue zu euch noch tausendmal mehr.“ Es steht nicht אלף פעם‎, sondern פעמים‎. Oder: „Er thue zu euch hinzu wie ihr.“ R. Acha sagte: Die Israeliten hätten zu Mose sprechen können: Unser Lehrer Mose! ist wohl eins von all den Dingen an uns, worüber du uns zurechtweisest, und wir hätten deine Zurechtweisungen angenommen? Allein sie haben vor ihm geschwiegen, darum sagt er zu ihnen: Wie ihr, die ihr gerecht seid d. i. wie euresgleichen Zurechtweisungen annehmen und schweigen. Oder warum hat Mose sie mit dem Ausdruck תוספת‎ (יוסף‎) hinzufügen, gesegnet? Weil die Zugabe Gottes (שתוספתו שׁל הק״בה‎) grösser ist, als die Hauptsache. Gewöhnlich, wenn ein Mensch von seinem Genossen eine Litra Fleisch kauft, so spricht er zu ihm: Gieb mir etwas zu (הוסיף לי‎