Der Pupp-Pupp: Roman - Willi Bieske - E-Book

Der Pupp-Pupp: Roman E-Book

Willi Bieske

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Beschreibung

In einer Villa spukt es, ein Junge verschwindet spurlos! Bodenständige Menschen werden von unheimlichen Wachträumen geplagt. Das Militär übernimmt die Kontrolle und verschweigt etwas, das erst Jahrzehnte später ans Licht kommen soll. Drei junge Leute machen sich auf Spurensuche, um den Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Sie werden bald feststellen müssen, dass sie etwas Böses jagen, etwas, das nicht von dieser Welt ist.

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Willi Bieske

Der Pupp-Pupp:

Roman

Teil 1 - Heimsuchung

© 2022 Willi Bieske

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-59772-3

ISBN Hardcover: 978-3-347-59773-0

ISBN E-Book: 978-3-347-59774-7

ISBN Großschrift: 978-3-347-59775-4

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

22.

23.

24.

25.

26.

27.

28.

29.

30.

31.

32.

33.

34.

35.

36.

37.

38.

39.

Vorwort:

Liebe Leserinnen, liebe Leser:

Ich freue mich recht herzlich, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben.

Dies ist der erste Teil der 3-Teiligen Reihe von »Der Pupp-Pupp«.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

TEIL 1 - HEIMSUCHUNG

Prolog

Der Tag, der unser Denken, unsere Träume und die gesamte Welt für immer verändern sollte, war gekommen. Keiner ahnte, was für ein Grauen sich über uns legen sollte, etwas Teuflisches, das nicht zu fassen war. Inmitten des kleinen Dorfes Siegberg im Allgäu, das an jenem Tage in Nebel und Feuchtigkeit gehüllt war, begannen die unheimlichen Vorfälle.

Hier lebte auch Familie Carlsson. Ihr Haus stand an einer vielbefahrenen Hauptstraße, der Bergstraße. Es wurde erst vor zwei Jahren erbaut, doch beim Bauen des Hauses mussten die Arbeiter gepfuscht haben. Der Keller war feuchter als ein Biotop. Dabei hatte es von außen gar nicht den Anschein.

Es war eine moderne Villa, weiß gestrichen, auf altmodisch gemachte hellbraune Fenster, mit schön anzusehenden hellblauen Dachziegeln. Eigentlich glänzten sie in der Sonne, doch heute sah man sie kaum.

Das eine Detail des Hauses aber, das trotz des grauen Wetters ein Blickfang war, war der kleine überdachte Glasturm, ganz oben, in der Mitte des Daches.

Hier hatte Louis Carlsson sein paradiesisches Kinderzimmer. Die Eltern hatten ihn extra von einem Architekten einplanen lassen, für ein Wunschkind, versteht sich, doch er war alles andere als ein Wunschkind. Er war der einzige Sohn und auch das einzige Kind von den Carlssons. Sie waren mit einem Kind am Limit ihrer Fähigkeiten. Mutter Carlsson, Heidi genannt, und Vater Carlsson, Hubertus genannt, arbeiteten beide bei der Polizei und hatten nur wenig Zeit.

An schlechten Tagen waren sie stark am Zweifeln, ob sie sich hätten ein Kind anschaffen sollen, denn Louis hatte frühkindlichen Autismus und der Umgang mit ihm war nicht einfach. Sie zeigten es nicht vor ihm, aber sie dachten es.

Kein einziger Schulkamerad hatte je das Haus der Carlssons besucht, da Louis alleine bleiben wollte. Er mochte niemanden sehen und bevorzugte es, in seinem, nennen wir es mal »Loft«, zu lesen. Er war zehn Jahre alt und verschlang ein Buch nach dem anderen.

Die Eltern waren überfordert, denn er war unterentwickelt und sprach kaum ein Wort. Seine Inselbegabung galt dem Lesen und nichts weiter interessierte ihn. So hofften Heidi und Hubertus, dass er irgendwann normal sein würde, wie alle anderen Kinder, doch dieses »Irgendwann«, sollte nie kommen.

Louis wusste, dass es im feuchten Keller der Villa spukte, aber er verlor nie ein Wort darüber, denn ihm hätte sowieso niemand geglaubt. Doch jede Nacht vernahm er Geräusche und fürchtete sich. Seine Eltern schienen davon nichts mitzubekommen, aber in seinem ausgebauten Dachgeschosszimmer, war es klar und deutlich zu hören. Eine flüsternde Stimme, aus tausend Alpträumen erschaffen. Er bildete es sich nicht ein. Jede Nacht wurde zu Qual, als diese unheimliche Stimme ihn rief. Er solle in den Keller kommen. Louis war noch nie in diesem Keller, aber er ertrug es auch nicht mehr. Irgendwann musste er darunter, vielleicht hörte der Spuk dann auf.

Am Abend des ersten Januars, machten sich Heidi und Hubertus wie jeden Abend fertig für den Nachtdienst im Streifenwagen. Louis saß oben in seinem Bett und las. Er freute sich regelrecht, wenn seine Eltern zur Arbeit fuhren, denn dann konnte er ganz er selbst sein. Von außen hin schien er die Welt nicht zu verstehen, aber innerlich kochte er und hasste seine Eltern dafür, dass sie ihn nicht ausstehen konnten.

»Tschüss Louis«, rief Heidi.

Louis antwortete nicht und hörte nur die Tür zuknallen.

Jetzt war er alleine und die Stimmen würden wieder kommen. Doch heute Nacht, so schwor er sich, würde er in diesen gruseligen Keller gehen, egal was passieren würde. Was hatte er schon zu verlieren, als unerwünschtes Kind?

Er legte das Buch beiseite, als er das Geklapper im Keller vernahm. Es begann, als seine Eltern das Haus verließen und hörte auf, als sie wieder heimkehrten.

Louis stand auf und ging langsam in Richtung seine Zimmertür. Er öffnete sie und ließ sie offen stehen. Es hörte sich an, als wäre dort jemand unten, jemand, der auf ihn wartete. Hinter ihm flog die Tür zu, Louis erschrak sich und begann zu zittern. Was war nur mit ihm los? Er las doch sonst auch Gruselgeschichten, warum hatte er jetzt Angst? Er lief weiter und erreichte die hellbraune lackierte Holztreppe, die in das Erdgeschoss führte. Langsam stieg er herab. Mit wackeligen Beinen erreichte er den unteren Bereich, und da war sie, die stählerne Kellertür. Sie war gräulich und strahlte Kälte aus, ein purer Gegensatz zu der Treppe, die hoch zu seinem Zimmer führte.

»Louis«, flüsterte es.

Das war die flüsternde Stimme, die er jede Nacht hörte. Nie folgte er ihrem Befehl, doch heute war ihm alles egal. Er wollte in diesen Keller.

»Komm«, flüsterte sie.

Louis berührte die kalte Türklinke und öffnete sie. Eine unheimliche schwarze Dunkelheit war zu sehen, die ihn so fürchtete, dass er nicht mehr klar denken konnte, doch er musste in diese Hölle, heute war der Tag.

Das Geklapper verstummte und Louis schloss die Augen. Er ging Schritt für Schritt nach unten, Stufe für Stufe. In seiner Angst vergaß er, das Licht einzuschalten. Stufe für Stufe, Stufe für Stufe. Dann erreichte er den harten Betonboden. Er war noch nie hier unten, er musste sich voran tasten, an den kalten, feuchten Wänden.

»Komm, na komm«, flüsterte es wieder.

Louis seine Hände waren schon nass, doch irgendetwas leitete ihm den Weg. Er stolperte und fiel hin. Etwas stand ihm im weg. Er fühlte um sich und es roch nach modrigem Holz. Was war das? Ein alter Schrank?

Ein Licht, gleich des silbernen Licht des Mondes, erhellte den Bereich, in dem er stand. Es war eine verschimmelte Holztruhe, in der ein Schlüssel steckte. Sollt er er sie aufmachen?

»Mach schon, du wirst es nicht bereuen.«

Louis kniete sich hin und öffnete die Truhe, fühlte vorsichtig hinein und merkte, dass dort Papier drinnen war, weiches Papier, weicher als die Seiten seiner Bücher. Im Schimmer dieses unheimlichen silbernen Lichtes erkannte er, um was es sich handelte. Es waren verschwommene wässerige Bilder, gezeichnet, mit verdünnten Pastellfarben. Etwas, das wie Augen aussahen, grinste ihn an.

»Das ist noch nicht alles Louis«, sagte die Stimme.

Louis kramte weiter und tastete auf eine Art Pulver, das aber zur gleichen Zeit fest war. So etwas hatte er noch nie gespürt. Was war das? Es klebte.

»Na mach schon.«

Wer hatte das gezeichnet? Das waren die fürchterlichsten Bilder, die er je gesehen hatte. Sie überstiegen selbst seine Fantasie, die blühend war, durch die Bücher und die unheimlichen Geschichten.

Louis bemerkte, wie eine eiskalte kalte Hand ihn berührte und in die Kiste zog.

»Loslassen«, rief er.

»Niemals!«

»Mama, Papa!«

Diese Hand packte so hart zu, dass ihn vor Angst die Kräfte verließen. Jetzt sehnte er sich nach Mama und Papa wie nie zuvor. Er zappelte, kämpfte um sein Leben.

»Hilfe!«

Es war zu spät. Sein Körper versank langsam in diesem weißen Pulver, aus der eine silbern schimmernde Hand ragte und ihn immer mehr in die Kiste zog. Letzte verzweifelte Versuche, sich zu Wehr zu setzen, scheiterten. Die Kiste schloss sich wieder. Louis war verschwunden.

1.

Ich konnte nicht mehr. Ich konnte wirklich nicht mehr.

Seit meinem achtzehnten Lebensjahr, seit Ende der Ausbildung zur Bibliothekarin, arbeite ich in der großen Stadtbibliothek in Kronshagen und meine Arbeit war mein Leben. Ich war dreiundvierzig Jahre alt, hatte zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter und einen treuen Ehemann. Mein Name war Luise Kremer, eine aufgeschlossene Frau mittleren Alters, mit langen braunen Haaren, einer fülligen Statur und mit ganz viel Lebensfreude.

Wir wohnten am Rande von Kronshagen, in einer Eigentumswohnung mit fünf großen Zimmern und einer schnuckeligen gemütlichen Terrasse. Ich war mitten im Leben, liebte meine Kinder und meinen Mann. Nichts konnte mich stoppen, oder erschüttern, so schien es.

In letzter Zeit verließ mich aber zunehmend die Kraft. Schreckliche Alpträume plagten mich und ich konnte nicht mehr richtig schlafen. Ich musste ehrlich zugeben, dass sich mein mentaler Zustand erheblich verschlechtert hatte. Ich schien langsam den Verstand zu verlieren. Doch im tiefsten Herzen war ich eine Kämpfernatur und wollte nicht aufgeben. Jetzt schon aufhören zu arbeiten? Das kam mir nicht in den Sinn. Ich versuchte mich deshalb so gut es ging, auf die Arbeit zu konzentrieren. Bücher in Empfang nehmen, Bücher sortieren und die Leserinnen und Leser beraten.

Eines Tages sollte mich aber das Teuflische aus meinen Träumen bis hin zur meiner Arbeit verfolgen. Es war morgens, kurz nach Öffnung der Bibliothek. Ich stand am Tresen der Kasse und ein Kunde namens Herr Reden, übergab mir seine ausgeliehen Bücher. Es waren fünf Stück. Sie waren nicht sonderlich benutzt oder beschädigt, darum ging es nicht, sie waren voll silbernem Pulver, das ebenso silbern schimmerte.

In meiner Furcht bemerkte ich nicht, wie Herr Reden die Bibliothek verließ und auch meine Kolleginnen und Kollegen waren nicht zu sehen. Da waren nur diese fünf Bücher vor mir, dann dieses… . Ich konnte es nicht beschreiben. Es war dieses Pulver aus meinen Träumen, das weder zerfiel noch fest war. Jede Nacht für Nacht verschlang es mich und dann wurde ich wach. Nun klebte es an diesen Büchern. Ich holte tief Luft und begann zu den Regalen zu laufen, um sie wieder einzusortieren.

Das Schimmern hörte auf und wie aus dem Nichts tauchte Sibylle auf, meine Lieblingskollegin, vierzig Jahre alt, schlanke Statur und kurze schwarze Haare, mit der ich auch privat befreundet war.

»Du siehst so blass aus«, sagte sie und berührte meine Schulter.

»Ich weiß nicht, ich drehe langsam durch.«

»Gehe zum Arzt und lass dich zwei Wochen krankschreiben, du brauchst eine Pause, deine Nerven sind am Ende.«

»Das sollte ich wirklich mal machen. Ich muss aber offen mit dir reden. Ich habe Alpträume, und da ist immer dieses Pulver.«

»Was für ein Pulver?«

»Ich kann es dir nicht beschreiben, ich will es auch nicht.«

»Gehe am besten nach Hause und gehe morgen zum Arzt.«

Ich hörte auf Sibylle, sie hatte Recht, vielleicht hatte ich mich doch nur überarbeitet.

Nach dem Anruf bei meiner Chefin Frau Rosenthal, konnte ich offiziell nach Hause und ging auch am nächsten Morgen zum Arzt.

Mein Hausarzt Dr. Schäbl schob die Alpträume auf den Stress, der vielleicht sich unbewusst nun bemerkbar machte. Eine mentale Störung wollte er noch ausschließen. Ich bekam eine Krankschreibung für zwei Wochen und mein Körper entspannte sich allmählich. Die Alpträume schienen verschwunden, bis zu jenem Tag.

Als ich zu Bett ging, an diesem Tag, der mich für immer begleitete, war alles anders. Gernot, mein Mann, hatte Nachtschicht. Er arbeitete in einem Druckereibetrieb. Franziska und Leonhardt, meine beiden Kinder, schliefen schon, als ich wieder diese Wachträume bekam. Es waren weiß-silbern schimmernde Hände, die mich festhielten, ans Bett fesselten und meinen Hals zuschnürten. Ich konnte mich nicht wehren.

In unserem Bett, in dem völlig dunklen Schlafzimmer, leuchte es und dieses Pulver war auf meinem Bettbezug. Das hatte ich noch nie, sonst habe ich es immer nur Gefühlt, gespürt und eingeatmet. Ich schien verrückt zu sein, wahnsinnig. Das konnte doch nicht die Wirklichkeit sein.

»Nacht Schatzi«, ertönte eine Stimme.

Ich drehte mich um und schrie auf. Gernot lag neben mir, aber nicht in menschlicher Gestalt, sondern erschaffen aus diesem Pulver. Ich begann zu schreien, wollte das Schlafzimmer verlassen. Gernot hielt mich aber zu stark fest, das war nicht er, so viel Kraft hatte er nicht. Ich kreischte, so dass Franziska und Leonhardt an der Tür standen.

»Mami, wach auf«, rief Franziska.

Dann war Ruhe. Gernot war verschwunden und nur Franzi und Leon, so nannte ich sie immer, versuchten mich zu beruhigen. Das Pulver war verschwunden, Gernot und auch dieses silberne Schimmern.

»Du hattest wieder einen bösen Traum«, sagte Leon.

»Trink etwas, Mami, das hilft«, versuchte mich Franzi zu beruhigen und reichte mir mein Wasserglas, das auf meinem Nachttisch stand.

Ich stand auf und nichts war mehr zu sehen. Das Bett war ordentlich gemacht und alles schien friedlich. Ich entschloss mich, erneut einen Arzt aufzusuchen.

Der zweite Besuch bei Dr. Schäbl, endete mit einer Überweisung in eine psychotherapeutische Praxis. Ich sollte zu einem gewissen Diplom-Psychologen Hans Feldt, der für Alträume und Hypnose-Therapie spezialisiert war.

Nächste Woche Montag hatte ich einen Termin, doch die Wachträume wurden immer schlimmer. Jede Nacht ereignete sich das gleiche Schauspiel. Immer diese Hände, Gernot und das weiße Pulver. Und jedes Mal kamen Franzi und Leon in das Schlafzimmer. Es war nun wirklich allerhöchste Zeit, sich Hilfe zu holen.