Der Schockwellenreiter - John Brunner - E-Book

Der Schockwellenreiter E-Book

John Brunner

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Beschreibung

Wenn es ein Phänomen wie das absolute Böse überhaupt gibt, dann besteht es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln. (John Brunner)

Doch in unserer Zukunft ist der Einzelne nicht mehr als eine Ansammlung von Daten, Einsen und Nullen im Netz, verwaltet von entsetzlich tüchtigen Leuten. Die Menschen sind nur noch eine numerische Größe, die hin- und hergeschoben wird, sogar gelöscht werden kann, bis die Bilanz am Ende wieder stimmt. Nick Haflinger kam als Kind nach Turnover, eine Anstalt für besonders begabte Schüler, doch als er erkennt, dass die Regierung Genexperimente mit ihnen durchführt, flieht er. Er ist ein begabter Hacker und kann sich so der Verfolgung lange entziehen. Doch die Beamten sind ihm auf der Spur, und am Ende gerät die Regierung so unter Druck, dass sie nur noch einen Ausweg sieht: brutale Gewalt.

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Seitenzahl: 480

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JOHN BRUNNER

DER SCHOCKWELLENREITER

Roman

Inhalt

Zitate

Erster Teil: Grundkurs im Durchmogeln

Gedanke zum Tage

Methode zur Daten-Reschablonstruktion

Zum Zwecke der Identifikation

Katz und Maus

Kleiner Gewinn im Bauch des großen Wals

Pause

Kleine Delphilogie

Anlass für einen Mühlstein

Strom & Licht verdrießt man nicht

Zeitraffer

Umzugstag, warm und bedeckt

Die erreichte Stufe

Menschliches Talent

Zum Zwecke der Re-Identifikation

Bestellt und abgeholt

Verkauft an den Mann ganz oben

Programmstörung

Paradoxon: Nützlich wie ein Kropf

Einstöpselung

Zwischen 500- und 2000mal am Tag

Live-Rückblende

Bekannte Faktoren der Ursache von Haflingers Desertion

Die Maschen des Netzes

Goldene Mitte – sagt man

Empfang heute von durchschnittlicher Qualität

Unter den beliebtesten Fernsehreklamen

Die Königreiche der Erde

Pirsch

Vgl. Jesaja 8,10

Jahreswechsel

Zwischenbericht

Unentrinnbarkeit

Der Beweis seines Mutes

Zweiter Teil: Das Delphi-Coracle

Den Mann auf der Straße in seiner Schlichtheit hat keiner dieser Hämmer jemals aufgeschreckt

Ararat

Am Anfang war die Herde

Lasst uns alle anders so sein wie ich

Die richtige Sache aus dem falschen Grund

Gut gemauert ist halb gewonnen

Metonymie

Spiel ins Blaue

Eine Anzahl von Kristallkugeln

Gewittrige Zuflucht

Heutiges Sonderangebot

Sind das Sie?

Ein Schlag ins Kontor

Fortsetzungsroman

Dublette

Eine Schulter zum Weinen für die Welt

Nebengespräch

Die Zahnräder eines Rätsels

Die Wohnlichkeit des Liebenswerten

Der Niedergang der repräsentativen Regierungsform

Und die Liebenswürdigkeit des Wohnlichen

Abfuhr

Undichte Stelle

Langsamer Wechsel in den schnellen Gang

Grund zur Klage

Ernster Fall

Ignorantia nihil excusat

Zusammenbruch der starken Männer

Großzirkus

Klarstellung von Ansichten

Gewalt im Medium

Schwert, Maske und Netz

Der nächste in der Reihe

Dritter Teil: Zeugung des Denkergeschlechts

Vorschlag

Das Wesentliche der Sache

Ein Fall von verhafteter Entwicklung

Differenzierung

Ja, Mr. Kelly, ging es dabei um irgendwas?

Ich bin

Spieglein, Spieglein

Wer sein Hartz voll hat, dem geht der Mund über

Auszug aus dem Nachrichtenteil

Atavismus

Von neuem zu gedeihen begonnen

In der Verflüchtigung begriffen

Der Einfluss des Ausflusses

Lass den falschen Kopf nicht wissen, was der richtige tut

Zum Zwecke der Desorientierung

Überwachen des Erwachens

Erdrutsch

Aktuelle Extrapolationen

Verkehrspolizisten während der Ausbildung erteilter Hinweis

Mäuse zwischen den Füßen von Elefanten

Kreuzung mit vier Ecken und Stoppschildern

Zum Zwecke der Verdunklung

Angelpunkt

Ein Fall von erblicher Hysterie

Wie man so sagt: Umstöpseln oder Abkratzen

Vorausgeworfene Schatten

Homerisch

Ausschlüpfen des Lindbandwurms

Gemeinschaftsanschluss

Der Wettlauf zwischen Kanonen und Panzerung

Eine beunruhigende Neuigkeit auf der Nachtpostspule

Eine beunruhigende Neuigkeit auf dem Kontoauszug

Eine beunruhigende Neuigkeit am Montagmorgen auf dem Schreibtisch

Eine beunruhigende Neuigkeit auf einer Kosmetikapackung

Eine beunruhigende Neuigkeit auf einer Büchse Güldentreu-Gulasch

Eine beunruhigende Neuigkeit auf einem mtl. Abbuchungsbeleg

Eine beunruhigende Neuigkeit auf einem Mahnschreiben des Finanzamts

Eine beunruhigende Neuigkeit aus dem Kommunikator

Das Resultat des Wettrennens zum Denkergeschlecht (Computert)

Der ganze Kontinent am Rande von Abgrundsdorf

Und die Wahrheit wird dich zu dir selbst erheben

Gefährliche Belagerung

Abendlicher Botengang

Gut ausgestattet

Konzil der Vollendung

Einer der Faktoren, die im Zusammenbruch der Regierung gipfelten

Radikaler Durchschnitt

Auf des Messers Schneide

Die Front des härtesten Widerstandes

Ende – aber noch nicht alles gut

Die Vorschläge im Wortlaut

Das Ergebnis des Volksentscheids

»Als John Brunner sich an mich wandte und mir seine Absicht mitteilte, dieses Buch zu schreiben, war ich fasziniert – doch ich fragte mich, wie er, oder sonst ein Autor, mit diesem Thema zu Rande kommen wollte. Er ist damit zu Rande gekommen – mit kühler Brillanz. Ein Held mit wechselnden Persönlichkeiten, Tiere, die eine Seele haben, Brutstätten für Eierköpfe und neuartige Überlebensgemeinschaften fügen sich ineinander zu einer plausiblen und so lebendigen Zukunft, dass sie mich immer wieder tief betrifft.«

Alvin Toffler, Autor

von Der Zukunftsschock

»Brunner schildert die Zukunft, als lebten er und seine Leser bereits in ihr.«

The New York Times Book Review

»Der beste Roman Brunners seit Stand on Zanzibar. Eins der besten Bücher des Jahres. Ganz besonders empfehlenswert!«

Locus

ERSTER TEIL

Gedanke zum Tage

Nimm sie am kleinen Finger, und sie machen dir die Hölle heiß.

Methode zur Daten-Reschablonstruktion

Der Mann im ungepolsterten Metallstuhl war so nackt wie die Wände des Zimmers. Man hatte seinen Kopf und auch den gesamten Körper vollständig rasiert; nur die Wimpern waren geblieben. An einem Dutzend Stellen seines Schädels hielten kleine Streifen von Heftpflaster Sensoren fest, ebenso an den Schläfen nahe der Augenwinkel, an beiden Seiten des Mundes, an seiner Kehle, überm Herzen, dem Solarplexus und an allen wichtigen Ganglien bis hinab zu den Knöcheln.

Von jedem Sensor führte eine Leitung, fein wie Sommerfäden, zum einzigen Gegenstand, wovon sich außer dem Metallstuhl und zwei Sesseln, beide weich gepolstert sagen ließ, dass er den Raum in Beschlag nahm. Dabei handelte es sich um eine Konsole zur Datenanalyse von ungefähr zwei Metern Breite und eineinhalb Metern Höhe, deren abgeschrägte Oberseite Bildschirme und Signallämpchen aufwies; von einem der Polstersessel aus ließ die Anlage sich leicht bedienen.

Außerdem gab es in dem Raum an verstellbaren Gestängen, die aus der Rücklehne des Metallstuhls ragten, Mikrofone und eine 3d-Fernsehkamera.

Der Geschorene war nicht allein. Drei andere Personen waren ebenfalls anwesend: eine junge Frau in schickem weißen Overall, deren Aufgabe darin bestand, den Sitz der Sensoren zu überprüfen; ein Schwarzer in modischem dunkelroten Anzug mit Weste, an dessen Brusttasche eine Karte mit seinem Bild und dem Namen Paul T. Freeman geklammert war; und ein untersetzter Weißer von etwa fünfzig Jahren, gekleidet in Dunkelblau, den seine gleichartige Karte als Ralph C. Hartz bezeichnete.

Nach langer Begutachtung des gebotenen Anblicks öffnete Hartz den Mund. »Das ist also der Schwindler, der es weiter und ärger und obendrein länger getrieben hat als irgendein anderer.«

»Haflingers Laufbahn ist durchaus ein wenig eindrucksvoll«, sagte Freeman nachsichtig. »Sie haben seine Unterlagen eingesehen?«

»Natürlich. Deshalb bin ich hier. Es mag eine atavistische Anwandlung sein, aber ich konnte mich nicht davon zurückhalten, mir mit eigenen Augen den Menschen anzuschauen, der eine so verblüffende Vielfalt unterschiedlicher Personenrollen zu spielen vermochte. Man könnte wohl eher danach fragen, was er noch nicht gemacht, als danach, was er gemacht hat. Utopia-Designer, Lebensstil-Berater, Delphi-Hasardeur, ComputerSabotage-Spezialist, Systemrationalisator … und Gott weiß, was noch alles.«

»Und Priester«, ergänzte Freeman. »In diesen Bereich dringen wir heute vor. Aber am bemerkenswertesten ist nicht die Anzahl der verschiedenartigen Tätigkeiten, denen er nachgegangen ist. Am beachtlichsten ist vielmehr der Kontrast zwischen den sukzessiven Versionen seiner Selbst.«

»Aber es war doch sicherlich zu erwarten, dass er seine Spur jedes Mal so gründlich wie möglich verwischt hat?«

»Sie verfehlen den wesentlichen Punkt. Die Tatsache nämlich, dass er uns so lange entgehen konnte, lässt sich darauf zurückführen, dass er es gelernt hat, mit seinen Überflutungs-Reflexen zu leben und sie in gewissem Maße sogar einzudämmen, indem er die gleichen Sorten handelsüblicher Beruhigungsmittel einnahm, die Sie und ich verwenden, um beispielsweise den Schock eines Umzugs zu mildern, und er schluckte auch keine großen Mengen.«

»Hmm …« Hartz überlegte. »Sie haben recht. Das ist erstaunlich. Sind Sie soweit, um mit der heutigen Sitzung anzufangen? Ich habe hier im Tarnover nicht sonderlich viel Zeit zur Verfügung, müssen Sie wissen.«

»Ja, Sir«, sagte das Mädchen im weißen Plastik, ohne den Blick zu heben. »Er ist im Fertig-Status.«

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