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Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar verfolgen die Hexe Qendressa, die im Auftrag des Schut den treuen Abdi entführt hat. Auch Scheik Haschim schließt sich an, um seinen alten Feind Al-Kadir zu stellen, der gemeinsam mit dem Schut den Balkan beherrschen will. In der alten Festung der Schurken kommt es zum Kampf ? doch der Sieg ist nur von kurzer Dauer. Das neu erstandene Reich des Schut birgt mehr Gefahren und Geheimnisse, als die Helden erwartet haben, und so müssen sie sich bekannten und unbekannten Gegnern stellen, mysteriöse Orte aufsuchen und seltsame Wege beschreiten, auf der Grenze zwischen Magie und Wirklichkeit. Dass ihr alter Bekannter Sir David Lindsay dabei ein ganz neues Gesicht zeigt, ist für sie nicht weniger überraschend als das Erscheinen eines leibhaftigen Geistes ...
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Seitenzahl: 693
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Band 3
Alexander Röder
KARL-MAY-VERLAGBAMBERG • RADEBEUL
Herausgegeben vonThomas Le Blanc und Bernhard Schmid
In der Reihe „Karl Mays Magischer Orient“ sind bisher erschienen:
Band 1 – Alexander Röder Im Banne des MächtigenBand 2 – Alexander Röder Der Fluch des SkipetarenBand 3 – Alexander Röder Der Sturz des VerschwörersBand 4 – Alexander Röder Die Berge der Rache (Herbst 2017)
Thomas Le Blanc (Hrsg.) Auf phantastischen PfadenEine Anthologie mit den Figuren Karl Mays
Weitere Informationen zur Reihe „Karl Mays Magischer Orient“ finden Sie im Internet auf www.magischer-orient.karl-may.de
© 2017 Karl-May-Verlag, BambergAlle Urheber- und Verlagsrechte vorbehaltenIllustration: Elif SiebenpfeifferUmschlaggestaltung: Petry & Schwamb, FreiburgISBN 978-3-7802-1403-4www.karl-may.de
1 Unter dem Karaul
2 Der Flug des Burak
3 Zu Gast in Skutari
4 Nächtliche Visite
5 Die verborgene Botschaft
6 In die Berge
7 Das Haus der Hexe
8 Gelb und Rot
9 Gestalten im Nebel
10 Ein finsteres Quartier
11 Schwärze und Blei
12 Zähne in der Nacht
13 Kotor
14 Hasardeure und Spione
15 Unerhoffte Hilfe
16 Am Ufer des Drin
17 Unglaubliche Begegnungen
18 Wundersame Wege
19 Nebatja
20 Ein Höllenschlund
21 Im Reich des Schut
22 Felsen und Erz
23 Die Stadt in den Bergen
24 Die Stimme des Bösen
25 Die verborgene Schlucht
26 Die Zuflucht des Schut
27 Der Angriff
28 Eisen und Gold
29 Das letzte Gefecht
30 Die Strafe des Schut
Ich ritt mit meinem Gefährten Hadschi Halef Omar in hartem Galopp durch das Land der Skipetaren. Wir verfolgten die Hexe Qendressa, die unseren Freund Abdi entführt hatte – um ihn zu unserem alten Feind, dem Schut, zu bringen. Denn nur Abdi kannte das Geheimnis des Zauberkrauts, mit dem der Schut – den wir tot geglaubt hatten – seine schweren Verletzungen heilen wollte. Und dann wollte er seine Machtpläne verwirklichen und den Balkan erobern, unterjochen. Dies mussten wir verhindern!
Während unserer fliegenden Reise erinnerte ich mich nur flüchtig an unseren früheren Besuch in diesem Landstrich, der in jenem Gebiet liegt, in welchem die Ströme des Weißen und des Schwarzen Drin zusammenfließen. Die Schlucht selbst führt an ihrem Grund einen Nebenfluss des Weißen Drin, die Petschka Bistritza. Hier wurde früher Silber abgebaut, und über jenen alten Stollen saß der alte Wachtturm, der Karaul, den der Schut sein Eigen nannte. In den Stollen hatte der Schurke schon vor langer Zeit Kerker eingerichtet, worin er Gefangene hielt, um Lösegeld zu erpressen, die Opfer anschließend aber dennoch zu töten. Damit und mit Pferdehandel hatte der Schut noch vor zwei Jahren sein Leben gefristet, bevor er sich mit seinem Bruder, dem finsteren Zauberer Al-Kadir, auf größere Pläne besonnen hatte und sich auf das schäbige Geschäft mit Stoffen und Kleidung verlegte, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Damit verdiente er genug Geld, um seine schurkischen Pläne in schreckliche Tat umzusetzen – so hatte er vor, durch vergiftete Uniformen das osmanische Besatzerheer zu schwächen, wenn nicht gar zu besiegen.
Vor zwei Jahren hatten wir den Schut unschädlich gemacht – oder eben doch nur geglaubt, ihn besiegt zu haben. Er hatte den Sturz in die tiefe Schlucht der Verräterspalte jedoch überlebt. Und heute würde ein Sieg über ihn viel schwieriger werden – durch die verfluchte Magie, die Al-Kadir und die Hexe Qendressa beherrschten. Doch Al-Kadir hatte ich schon einmal geschlagen, wenngleich im geistigen Kräftemessen einer Schachpartie, in seiner eigenen roten Festung im Felsenmeer der Wüste Al-Badiya. Mit Können und der Hilfe der höheren Mächte war mir dies gelungen. Al-Kadir war ohne weiteren Kampf geflohen, hatte Zuflucht bei seinem Bruder, dem Schut, gesucht, um nun mit ihm verbündet gegen das Gute zu kämpfen.
Wir würden wiederum den Kampf gegen die Schurken aufnehmen!
Wir hatten den Fluss erreicht und ritten scharf am Ufer entlang. Die Wasser schossen, eng eingezwängt, in heimtückischer Stille dahin. Auf unserer Seite war das Ufer eben, jenseits des Flusses stieg die Felswand steil empor. Gekrönt war die Schlucht von finsterem Nadelwald, durch den bald jene Mauern hindurchschimmern würden, aus denen der tausend Jahre alte Turm ragte. Direkt darunter machten Feld und Fluss eine Krümmung, und hinter dieser lag ein Dorf versteckt. Es lag eingeklemmt zwischen den Höhen der Schlucht, und es war nicht nur niedergedrückt und eingeschüchtert durch die Felsen, sondern auch durch die Armut – der Silberbergbau lag viele Jahrzehnte zurück und der Schut war kein gütiger und freigiebiger Herr gewesen. Die armseligen Häuser kauerten sich wie aneinandergeklammert um einen engen, kleinen Platz in der Mitte. Eine Brücke über den Fluss führte direkt darauf hin, jenseits stieg der Weg die Schluchthöhe hinauf, zum Karaul.
Ein nur wenig stattlicheres Gebäude am kleinen Dorfplatz war der Khan Kolamis, also das Gasthaus des Wirtes Kolami, bei dem wir schon früher einmal eingekehrt waren.
Halef und ich befanden uns nun in unmittelbarer Nähe des Schut und seines Bruders Al-Kadir. Angesichts meines neu gewonnenen Verständnisses für Zauber und Magie und meiner alten Erfahrungen mit Gefahren und Kämpfen hätte sich nun der Eindruck ergeben können, dass ich nichts weniger als unvorsichtig war, wenn nicht gar töricht.
Aber ich hatte nicht allein begriffen, welche übernatürlichen Gefahren uns drohten, nein, ich hatte auch den Glauben an meine eigenen Kräfte gewonnen, und diese bestanden aus dem Schutz vor Zauber, einer gewisse Immunität, die ich durch einen Teil der Macht des magischen Schachspiels erlangt hatte. Ebenso trug der Musaddas dazu bei, jener goldene Sechseckring, welcher in seinen Auswirkungen umgekehrt worden war, seit ich ihn trug: Er machte mich nicht zum Sklaven Al-Kadirs und verriet diesem meine Wege und Gedanken – er schützte mich vielmehr davor. Es ist mit der Zauberei wie mit jeder Kunst und jedem Glauben – alles ist nur wirksam, wenn man sein Vertrauen gefunden hat.
Ich erinnere mich noch an jene erste Reise durch das Land der Skipetaren, als ich den Mübarek und seine Mitverschwörer belauschte und einer sagte: „Aber was das Allerschlimmste ist, er hat nicht nur den einfachen bösen Blick, welcher nur beim unmittelbaren Anschauen wirkt, sondern den Kem bakysch jyraka doghru – den in die Ferne wirkenden bösen Blick! Er braucht sich nur eine Person in Gedanken vorzustellen und sie mit seinem geistigen Auge zu betrachten, so sendet sein Blick dem Betreffenden alles Böse, was er demselben anwünscht.“ Sie fürchteten damals, dass auch ein anderer Mann jene Fähigkeit besitzen würde, die gemeinhin Magiern wie Al-Kadir gegeben war. Durch meinen neuen Glauben an die Zauberei, vor allem aber das Vertrauen in die Kraft, die mich immun dagegen machte, wusste ich: Gerade jener in die Ferne wirkende Blick kann nicht sehen und verheeren, was sich in seiner direkten Nähe befindet. Al-Kadir konnte mich und Halef nicht erkennen, nicht allein, weil meine passive Macht und der Musaddas auch auf meinen Gefährten ausstrahlten, dem ich in Vertrauen und menschlicher Nähe verbunden war, sondern weil der Böse Blick schlichtweg an Weitsichtigkeit litt. Auch wenn die Magie für den nicht Eingeweihten übermächtig erscheint, so hat auch sie ihre Schwächen! Und diese konnte ich für mich und uns nutzen.
Dass wir dennoch Hilfe benötigten, wohl auch weil wir noch unerfahren im Umgang mit der Magie waren, zeigte sich sogleich. Die Sonne ging gerade auf, als wir in das Dorf ritten, und das Licht des beginnenden Tages überwand mühsam die steilen Höhen der Schlucht und drang auf deren Grund.
„Es wird wohl regnen“, sagte Halef mürrisch. „Die Schwalben fliegen tief und haschen nach Insekten.“
„Das sind keine Schwalben“, rief ich aus. „Das sind Raben!“
Wir preschten über die Brücke und auf dem menschenleeren Dorfplatz sahen wir unseren Vertrauten und Mitstreiter im Kampf gegen Al-Kadir, Scheik Haschim, auf seiner weißen Stute Risha. Ein Schwarm schreiender schwarzer Vögel umkreiste ihn in unnatürlich akkuraten Bahnen, aus denen sich in einem Stakkato aus Schwingen und Schnäbeln die Angreifer lösten, um auf Mensch und Pferd einzuhacken.
Ich war entsetzt, den kenntnisreichen und machtvollen Haschim – ja, er war ein Zauberer, wie Al-Kadir, doch der guten Seite zugewandt – in dieser erschreckend hilflosen Lage zu sehen! Da erkannte ich, dass ein weißer Falke wie eine blitzende Sichel durch das schwarze Feld der Raben schnitt und blutige Ernte hielt. Auch Haschim schwang einen Krummsäbel mit silbriger Klinge und zerteilte die finsteren Vögel in der Luft, sodass Schnäbel und Schwingen in den Staub stürzten. Ich fragte mich, warum Haschim die gefiederten Angreifer nicht mit einem Handstreich und einem Ausbruch von Magie davonfegte. Ob er nicht seinen Falken treffen wollte oder ob es ihm bei diesen Gegnern nicht möglich war, konnte ich nur vermuten – aber ohne Überlegen stand fest, dass ich ihm beistehen musste. Ich zückte mein Bowiemesser, Halef zog seinen Yatagan. Zum ersten Mal in meinem Leben als Abenteurer bedauerte ich, als Gewehre nur den Henrystutzen und den Bärentöter zu besitzen, aber keine Flinte für den Schrotschuss! Bislang war mir diese ungenaue, aber wirksame Feuerwaffe nie sonderlich nützlich erschienen, zumal ich kein Jäger von Kleinwild bin – aber bei diesem Vogelschießen wäre gekörntes Blei in großer Menge im wahrsten Sinne trefflich gewesen. So kamen die Blankwaffen zum Einsatz – es schien ratsam, es Haschim gleichzutun.
Jetzt waren Halef und ich heran, Haschim nickte einen grimmigen Gruß und schon stürzten sich die Raben auch auf uns. Halef ließ die Klinge um seinen Kopf kreisen und traf kaum weniger genau, als er es bei einem Gegner mit einem Säbel vermocht hätte – es war einerlei, ob ein rascher Hieb eines feindlichen Schwertarms zu parieren war oder ein Niederstoßen, ein Heranschwingen eines geschnäbelten, krallenbewehrten Wesens, das Arm und Waffe in einem war. Ich besaß wegen des Bowiemessers eine geringere Reichweite als die Säbel, auch wenn die Klinge auf Unterarmlänge aus meiner Faust ragte, und zudem war das Knife, wie die Westmänner zu sagen pflegen, doch eher eine Stich- denn eine Hiebwaffe. Aber diese Hiebe waren dann ein mächtiges Hacken der Schneide und kein elegantes Schwingen der Klinge. Dennoch fügte ich dem Pulk der teuflisch krächzenden Höllenvögel nicht weniger Verluste zu als meine Mitkämpfer – denn mein furchtloser Rappe Rih stieg Mal um Mal auf die Hinterhand und hob mich so im Sattel empor, dass ich den Raben die Klinge kraftvoll entgegenführen konnte. Und der ein oder andere rußfinstere Geselle fiel mit gebrochenem Flügel oder Genick durch die schlagenden Vorderhufe meines Rih. Nach wenigen Herzschlägen taumelten die letzten lebenden Raben heiser klagend davon und flohen in den Wald über der Schlucht. Der Grund des Dorfplatzes war von zerschnittenen und zertretenen Federleibern und dunklem Blut übersät. Haschim schleuderte mit geschmeidiger Geste die Überreste des Schlachtens von seinem Säbel.
„Danke, meine Freunde“, sagte er. „Ihr seid zur rechten Zeit eingetroffen. Die Vorsehung hat euch geleitet. Oder Gefühl und Erkennen.“ Er lächelte mich an.
„Ihr habt es erkannt, Haschim“, entgegnete ich knapp. „Aber wenn wir schon von magischen Dingen sprechen: Warum mussten wir die Raben des Mübarek – denn ich gehe davon aus, dass es seine alten Gefährten waren – auf solch irdische Art bekämpfen?“
„Ich wollte meine Kräfte nicht verschwenden. Ihr ahnt, Kara Ben Nemsi, dass diese Kunst dem Menschen nicht endlos zur Verfügung steht, nicht anders als Muskelkraft oder Kugeln.“
Halef schaute angewidert über das Feld der gefallenen Vögel und spähte dann durch das Dorf. „Haben sich denn alle versteckt? Ein paar Bauern mit Forken hätten uns durchaus helfen können.“
„Die armen Menschen hier wurden von den Raben drangsaliert, wenn der Mübarek diese Schreckensbrut nicht umhersandte“, erklärte Haschim. „Wir haben dem Dorf gedient, indem wir die Vögel nahezu gänzlich ausgelöscht haben. Aber noch wichtiger ist, dass sie uns nun nicht im Innern angreifen können. Hier im Freien war diese Aufgabe einfacher, dank der Pferde.“ Er klopfte dankbar auf den Hals seiner Stute, Risha schnaubte stolz.
Ich nickte, auch mein Rih hatte tapfer gestritten. Dann zeigte ich den Berg hinauf. „Ich kenne den verborgenen Eingang in die Stollen unter dem Karaul. Vielleicht können wir ihn wie damals nutzen.“
„Ich fürchte, das wird nicht möglich sein“, verkündete Haschim. „Der Schut hat weiter an seinem Karaul und den Stollen bauen lassen. Ihr, Kara Ben Nemsi, wart zwei Jahre nicht hier, ich hingegen habe meinen Falken als Späher ausgesandt – der alte Turm ist nur noch das Herz dieser Festung. Ringsum sind neue Gebäude errichtet worden. Und der Karaul selbst ist von Trägern und Balken aus Eisen umgeben. Diese scheinen mir jedoch nicht als Gerüst für Mauerarbeiten zu dienen. Es wirkt vielmehr, als wolle der Schut einen neuen Turm nur aus Metall bauen.“
„Ein Turm aus Metall?“, fragte ich erstaunt. „Es gibt seit einigen Jahren Brücken aus Schmiedeeisen: langgestreckte Kästen aus metallenem Gitterwerk – wenn ich mir vorstelle, dass ein solches Konstrukt, statt über einen Fluss oder eine Schlucht zu reichen, senkrecht in den Himmel ragen würde, so wäre dies ein erschreckender Anblick.“
Halef schüttelte den Kopf. „Genau das, was der Schut würde erreichen wollen. Oder Al-Kadir.“
„Al-Kadir trauert seiner roten Festung nach. Der Schut will sich eine neue errichten, doch nicht aus Stein, sondern aus Stahl. Er ist ein sehr moderner Schurke, wie wir an seinen verborgenen Fabriken in den Bergen gesehen haben. Sein Bruder Al-Kadir ist der Magie zugewandt, der Schut der Technik.“
„Wenngleich er eine sehr eigentümliche Kraftquelle nutzt“, erinnerte Haschim. „Ihr habt sie auch bemerkt, Kara Ben Nemsi. Die Maschinen und deren Kessel, in denen kein Holz und keine Kohle brennt, sondern blaues, flammenloses Feuer, gespeist von seltsamen kristallartigen Kugeln. Ihr müsst zugestehen, dass jenes blaue Feuer eher magisch wirkt, als dass es eine Entdeckung der Chemie oder Physik allein wäre. Dennoch habe ich in all den Büchern und Berichten nichts darüber finden können.“
„Umso nötiger ist es, in den Bau des Schut einzudringen!“
„Führt uns also dennoch zu dem alten Stolleneingang. Selbst wenn er verschlossen ist, kann er uns als Eingang dienen.“
Wir ritten durch das Dorf und dann am Ufer des Flusses entlang. Dort am Felshang hatte sich einst ein schmaler Zugang befunden, ein Abwasserstollen, verborgen von Pflanzenbewuchs – doch jetzt zeigte sich im Fels eine eisenbeschlagene Pforte. Ob diese den Ausgang eines Fluchtwegs verschloss oder ob es ein Zugang vom Karaul zum Dorf war, mochten nur die Erbauer wissen – für uns würde es die Möglichkeit sein, in die Festung des Feindes zu gelangen. Haschim öffnete das Schloss der Pforte mit einer Geste, in der ich nun die gleiche erkannte, welche die Hexe Qendressa in jenem Keller in Edreneh angewandt hatte, in welchen wir gemeinsam vom Schut gesperrt worden waren – aus Täuschung und einem heimtückischen Plan heraus, denn nun wusste ich, dass die beiden zusammenarbeiteten. Damals wusste ich dies nicht, noch weniger, dass Qendressa eine Hexe war. Wenngleich ich dies hätte ahnen können. Ich war blind gewesen, aus eigener Schuld, aus dem Widerwillen heraus, die Magie anzuerkennen. Ich hatte wegen des Musaddas und des Teils der Macht des Schachspiels stets gespürt, dass Zauber gewirkt wurden – es aber nicht wahrhaben wollen.
Haschim nahm die Kette mit dem Amulett ab, das uns im Haus des Mübarek vor fremden Blicken geschützt hatte. Im Innern des Karaul würden wir uns ohnehin aufteilen müssen, und so nutzte Haschim das Amulett, um unsere Pferde zu verbergen. Wohl hätten wir sie im Dorf belassen können, vielleicht sogar im Khan Kolamis. Doch ich fürchtete, dass dieser Mann uns aus Furcht und Zwang verraten würde, so wie unser alter Bekannter Schimin der Schmied auch in die Dienste des Schut gezwungen worden war, bevor wir ihn hatten befreien können.
Also verbarg Haschim seine Stute Risha, meinen Hengst Rih und Halefs Pferd, indem er das Amulett an Rishas Zaumzeug befestigte. Die Tiere würden zusammenbleiben, verständig, wie die edlen Geschöpfe waren, und so für die Augen der Feinde unsichtbar sein. Halef wollte schon fragen, wie wir selbst sie denn würden wiederfinden können, als er bemerkte, dass er die Tiere noch immer sah, obwohl Haschim bestätigte, dass der Zauber bereits wirkte. Halef zuckte mit den Schultern und spähte bereits wieder in den finsteren Gang hinein, der im Berg gähnte. Als Haschim die Pforte geöffnet hatte, waren uns allerlei Molche und Salamander entgegengeflohen, die eilig im Bewuchs des Flussufers verschwanden. Ich konnte meinen Gefährten gegenüber, die beide Söhne der Wüsten waren, nun nicht eine gewisse Seemannsweisheit erwähnen, die in meiner Heimat auch Nichtmatrosen geläufig ist. Stattdessen bemerkte ich, dass alle Ratten wohl noch in ihrem Bau wären – wir könnten sie also umso leichter fangen. Ich nahm meinen Henrystutzen in Anschlag, denn seine Feuerkraft würde mir dienlich sein, selbst wenn wir in ein ehemaliges Bergwerk eindrangen. Aber ich ging davon aus, dass der Schut die engen Stollen und niedrigen Gänge sicher bequemer und repräsentativer ausgebaut hatte – um seiner eigenen Geltungssucht und auch dem eigenen Bruder und dessen Eitelkeit zu entsprechen. Ein künftiger Herrscher des Balkan konnte nicht so lange in einem alten Wachturm und den Löchern wohnen, aus denen einst Silber geschürft wurde, bis er den Palast Topkapi zu Istanbul beziehen konnte.
Halef nahm seine deutsche Büchse mit und einen Gurt mit Patronen. Er fühlte sich mittlerweile sehr sicher im Umgang mit meinem Geschenk und hatte die alte treue Araberflinte aufs Altenteil gesetzt. Haschim beschied sich mit seinem silbrig schimmernden, von Gravuren bedeckten Revolver – zumindest was die Feuerwaffen betraf. Aus seinem Gepäck zog er die antike arabische Armbrust und einen Köcher Pfeilbolzen, die er mit dem Gift des Thrakerwurms präpariert hatte. Als ich begriff, dass dem Reittier Al-Kadirs, dem schwarzen, geflügelten Ross, nun das Ende drohte, fühlte ich Trauer, wenngleich das Gefühl recht unbestimmt war, denn ich hatte das Tier ja nie mit eigenen Augen gesehen, sondern besaß nur jene armlange schwarze Feder, die wir in der Stallung auf der höchsten Spitze von Al-Kadirs Festung gefunden hatten, nachdem Al-Kadir durch die Lüfte geflohen war, auf dem Rücken des Flügelrosses. Doch um Al-Kadirs Macht zu brechen, musste jenes wundersame, magische Wesen diese unsere Welt verlassen.
Wir traten in den Gang hinein.
Die Wände waren tatsächlich frisch behauen, wie wir im hellen Tageslicht erkennen konnten, das weit in die Tiefe fiel. Haschim wollte gerade die Pforte schließen, Halef seine magische Leuchtkugel hervorholen, wenngleich Haschim sicher noch eine weitere Art der Beleuchtung bieten konnte – als ein schwaches bläuliches Licht aufschien. In weiten Abständen zeigten sich helle Punkte entlang der Decke des Gangs, wie eine schimmernde Perlenspur, die in die Tiefe des Berges führte.
„Es ist nicht magisch“, urteilte Haschim.
„Auch kein Gaslicht“, befand ich. „Aber ich habe Dergleichen bereits in der Fabrik des Schut gesehen, wenn auch nur von ferne.“
Wir gingen zu einem der leuchtenden Punkte hin. Tatsächlich war dieser eine faustgroße Glaskugel, in der eine bläuliche Glut glomm. „Es könnte mit Elektrizität betrieben sein“, dachte ich laut. „Ich habe von einem russischen Ingenieur namens Lodygin gehört, der sich mit derlei befassen soll. Der elektrische Strom bringt einen dünnen Kohlestab in einem Glaskolben zum Glühen. Aber man erzählte mir, das Licht erinnere an Gasbeleuchtung und sei nicht blau …“
„… wie die seltsame Kraftquelle des Schut“, erkannte Haschim. „Sie scheint nicht nur Maschinen anzutreiben, sondern auch Licht spenden zu können.“
„Und nach dem, was Schimin der Schmied über die Toten im Tal der Fabrik sagte, bewirkt diese Kraft noch ganz andere Dinge.“
Haschim und ich sahen uns an. Vielleicht wollte der Schut mit der blauen Kraft noch weitere Dinge bewerkstelligen, sie etwa mit dem Sarkojasth verbinden, jenem hölzernen Sargkasten, geschaffen mit alter ägyptischer und alter hebräischer Magie, der zwar sieben Leben schenkte, aber dies nur in unvollkommener Weise. Es war zu befürchten, dass der Schut und Al-Kadir, die Brüder, die sich solch unterschiedlicher Dinge wie Magie und Technik bedienten, nun auch noch über jene blaue Kraft geboten, die eine seltsame Chimäre aus beidem sein mochte.
Halef knurrte. „Immerhin muss ich nicht die Kugel tragen. Sie würde beim Kämpfen nur stören. Sollen die Schurken sehen, was sie davon haben, uns mit solch praktischem Licht zu versehen. Umso besser können wir sie treffen.“
Ich nickte grimmig. Wir gingen voran.
Der Gang schimmerte im bläulichen Licht und gab uns das Gefühl, nicht im Innern eines Berges zu wandeln, sondern in einer Grotte am Meer, die vom Widerschein des Tageslichts auf den Wellen erhellt wurde. Doch was wir außer unseren Schritten und unserem Atem hörten, war nicht etwa ein leiser Hall von Brandung, sondern ein fernes Stampfen und Schlagen wie von Maschinen. Ich glaubte nun nicht, dass der Schut in seiner eigenen Festung eine Textilfabrik mit Webstühlen betreiben würde. Vielleicht rührte der dumpfe Lärm auch von den Arbeiten an der Festung selbst her.
Von jenem Hauptgang zweigten allerlei Seitengänge ab. Ich erkannte, dass sie mit den alten Stollen identisch waren. Hier würden sich die Zellen befinden, in denen der Schut schon vor zwei Jahren seine Geiseln gefangen gehalten hatte – wenngleich ich bezweifelte, dass die Kerker so sauber ausgebaut worden waren wie die Gänge. Für die Sicherheit war gewiss gesorgt worden, jedoch kaum für das Wohlergehen der Gefangenen. Und tatsächlich lagen die Zellentrakte in Finsternis. Wir konnten zu unserer Erleichterung keine Laute vernehmen – es hätte uns geschmerzt, da wir ohnehin keine Zeit hatten, Gefangene zu befreien.
„Es ist seltsam“, bemerkte Haschim. „Ich spüre keine Magie. Ahmar Al-Kadir hat keinen Bann auf das Gebäude gelegt. Es scheint, dass der Schut sich dagegen verwahrt hat.“
„Er hat sein Hausrecht durchgesetzt“, urteilte ich.
Der Gang endete an einem Gitter, welches die Front eines Käfigs bildete. Das Gitterwerk besaß Scharniere und eine Scherenmechanik. Ich schüttelte den Kopf und spürte ein ungläubiges Lachen in mir aufsteigen. Dann wandte ich den Kopf nach oben, schaute, erkannte und begriff endgültig. Es gab keinen Zweifel.
„Sihdi, warum lachst du?“, zischte Halef. „Das ist der Rabenkäfig des Mübarek. Sei froh, dass keines der Biester darinnen ist. Wir müssen ihn nur aus dem Weg räumen, um weitergehen zu können.“
„Nein, Halef“, erklärte ich. „Schau hin. Der Gang geht jenseits dieses Käfigs nicht weiter. Aber darüber.“
„Ohne eine Treppe oder Stiege? Was ist das für eine Teufelei? Um die Gefangenen zu demütigen?“
„Im Gegenteil. Um es dem Wärter bequem zu machen – oder jenem, der die Pforte nach draußen nutzen will. Und es ist keine Teufelei, sondern moderne Technik.“
Ich zeigte auf ein kleines Messingschild, und dessen Gravur las sich: Otis Brothers & Co. New York. Und ich erklärte:
„Es ist ein Aufzug. Wie ein Ziehbrunnen, nur dass statt Wassereimern Menschen hinaufbefördert werden. Der Schut scheint sehr gern mit den Amerikanern Geschäfte zu machen. Und umgekehrt. Das dauert und empört mich zugleich.“
„Wie kann man freiwillig in einen Käfig steigen?“, murrte Halef. „Ich verstehe die Menschen des Westens nicht. Aber nun, sie wohnen ja auch in Gebäuden aus Stein, statt in luftigen Zelten oder Häusern aus Lehm, der kühlt oder wärmt, je nachdem. Wenn ich an die kalten englischen Burgen denke, in denen die Ingles leben – nun, die sind nicht alle so böse und wahnsinnig wie Al-Kadir oder der Schut …“
Haschim hatte prüfend den finsteren Schacht hinaufgeblickt.
„Ihr stimmt mir zu, Kara Ben Nemsi, dass wir dieser Gerätschaft vertrauen müssen. Aber wir werden sie gewiss nicht geräuschlos verwenden können.“
„Allerdings“, nickte ich. „Die Winde wird kreischen und die Gitter werden klappern. Aber wir wollen hoffen, dass sich dort oben niemand in Hörweite befindet, oder dass der Lärm im Karaul alles andere übertönt.“
„Dann hinein“, begann Haschim und schaute zu Halef. „Es wird bequemer sein als unser Weg unter Ostromdscha.“
„Und, Halef“, sagte wiederum ich, „sieh es nicht als Käfig an, in dem man eingesperrt ist, sondern als einen Schutz vor den Steinwänden des Schachts.“
Halef reckte sein Gewehr empor. „Was haltet ihr Herren mich doch für einen Feigling! Und für rückständig und ungebildet. Als wenn ich Furcht vor einer Maschine hätte!“
Er schaute kurz über die Front des Aufzuggitters, streckte die Hand aus und rasselte die Scherenmechanik zur Seite. Dann trat er zur Seite.
„Ich lasse den Herren höflich den Vortritt. Und mein Sihdi darf den Hebel dort bedienen.“
So geschah es. Ratternd und zitternd ruckte der Aufzug nach oben.
Halef stand mit dem Rücken zu mir und Haschim und betrachtete die vorbeiziehende Felswand im schwachen Licht, das durch den Schacht herabfiel. Ich war beruhigt, dass der Aufzug nach dem ersten Lärm nur noch ein mäßiges Brummen und Klappern von sich gab. Dies mochte tatsächlich nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregen, angesichts der Geräuschkulisse des Karauls. Ich bemerkte auch einen anderen Laut, der an mein Ohr drang, oder vielmehr eine Abfolge von Lauten! Es war Halef, der leise und verhalten eine kleine Melodie summte – wohl um sich von der ungewohnten Situation abzulenken, die ihm trotz seiner tapferen Worte keineswegs behagte. Ich zog fast unwillkürlich meine Mundwinkel leicht nach oben. Obgleich ich aus Respekt vor meinem Gefährten keinen Blick mit Haschim wechselte, der direkt neben mir stand, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass auch über das Gesicht des Scheiks ein heiterer Ausdruck flog, der aber sogleich wieder der gewohnten, edlen Miene wich.
Dann kam der Aufzugkäfig zu einem Halt, es ruckte und rasselte kurz, und noch bevor diese Geräusche verklungen waren, griff ich einer Eingebung folgend an Halef vorüber und riss das Scherengitter zur Seite, sodass dessen metallisches Kreischen übertönt wurde. Wir sprangen aus dem Käfig, auf den festen Grund des Felsengangs. Mit angehaltenem Atem verharrten wir, die Waffen fest gepackt, die Körper angespannt – doch nichts war zu hören, außer dem dann und wann anschwellenden, dann wieder dumpf im Hintergrund bleibenden Lärm, der durch die Festung des Feindes klang. Keine lauten Rufe, keine hastigen Schritte – wir hatten keine Wachen aufgeschreckt, keine Aufmerksamkeit erregt. Ein großes Glück: Wir konnten weiter im Verborgenen in den Karaul dringen.
Am Ende des Gangs befand sich ein Fenster, durch welches helles Tageslicht blendete, und gegen den Himmel hoben sich die gezausten, fiedrigen Wipfelschatten eines Nadelwalds ab. Die Bäume standen auf dem Felsgrat jenseits der Schlucht. Wir befanden uns wohl noch nicht im Karaul, sondern darunter, im ausgehöhlten Berg. Auch hier leuchteten kaum erkennbar die bläulichen Glaskugeln in der Decke des Gangs, in dem einige Türöffnungen zu erkennen waren. Es war still, nur das ferne Pochen drang durch das Gestein. Vorsichtig schritten wir voran. Und dann öffnete sich knarrend eine der Türen, ein heller Lichtschein fiel auf den Gang, und in dem hellen Flecken auf Boden und gegenüberliegender Wand zeigte sich der Schatten eines hageren Mannes. Und als der Mann auf den Gang heraustrat, erkannte ich sogleich das Aasvogelgesicht mit der Hakennase und dem spitzen Kinn – es war der Mübarek, unverwandelt, ohne magische Maske, in seiner wahren Gestalt! Er bemerkte uns, erkannte uns – und erschrak entsetzlich! Zum zweiten Mal standen wir ihm plötzlich gegenüber, an einem Ort, der ihm als sicher erschienen war. In Ostromdscha hatte er jedoch Männer des Schut als Wachen besessen, hier unter dem Karaul war er völlig allein. Der Mübarek zuckte zurück, stieß hart gegen die steinerne Kante der Türöffnung. Ich riss den Henrystutzen halb hinauf, wollte einen Schuss aus der Hüfte abgegeben, doch ich zögerte: Das Scheusal Mübarek stand uns gegenüber – aber er war unbewaffnet. Gleich würde er losschreien und die Wachen alarmieren! Wer wusste, wer sich noch in dem Raum hinter ihm oder in jenen ringsum befand.
Der Mübarek öffnete den breiten Mund unter seiner Schnabelnase, wie ein Vogeljunges, das nach Atzung gierte, und ich konnte in seinen roten Schlund sehen – aber kein Laut drang hervor. Neben mir bewegte sich Halef, er trat einen Schritt vor, im Augenwinkel sah ich seinen verblüfften Gesichtsausdruck, auch seine Lippen bewegten sich, aber es blieb völlig still. Haschim hielt seinen Arm von sich gestreckt, die Finger der Hand zu dem geformt, was ich als magische Geste verstand. Der Bann der Stille hatte uns umfangen.
Der Mübarek begriff ebenso, schloss den Mund und warf sich rücklings in den Raum, aus dem er gekommen war. Wir setzten hinterher, unsere Schritte waren nicht zu vernehmen, ich spürte nur die Schläge der Stiefelsohlen auf dem Fels und meinen Herzschlag, das Rauschen des Blutes in meinen Ohren. An der Tür angekommen, duckte ich mich, schwang herum und zielte mit dem Stutzen in den Raum. Mit einem einzigen Blick erfasste ich das Innere – es war die Kammer, welche der Schut dem Mübarek für seine schändlichen Pläne und Taten zugestanden hatte: ein Laboratorium mit ekelhaften und giftigen Dingen, geradeso wie in des Mübareks Wohnstatt in Ostromdscha. In der Kammer stand der Mübarek, für einen Lidschlag in der Fluchtbewegung erstarrt. Er war unschlüssig, ob er fliehen oder kämpfen sollte – ich wusste, er durfte nicht entkommen, denn dann würde er Hilfe rufen und sich gewiss auch verwandeln. Ich wusste nicht, wie rasch er dies bewerkstelligen konnte, aber diesmal durfte ich ihn nicht in anderer Gestalt fliehen lassen wie jene Male zuvor. Der Mübarek beging den Fehler, der vielen Schurken in Not und Gefahr unterläuft: Statt ihr Leben durch Flucht zu retten, wollen sie stattdessen den Gegner besiegen, ihm schaden. Statt ihren Rückzug zu decken, indem sie dem Verfolger ein Hindernis schaffen, versuchen sie, ihn zu bekämpfen, zu verletzen. Und deshalb floh der Mübarek nicht zu den Seiten hin, stieß ein Möbel um oder warf etwas nach mir, das mich verwirren oder gar blenden sollte – nein, er verlor kostbare Herzschläge an Zeit, indem er hastig suchte und wählte und dann nach einem Gegenstand griff. Er schleuderte mir eine silberne Phiole entgegen, und schon in der Bewegung, mit welcher der Mübarek ausholte, sah ich, dass jenes Gefäß geöffnet war und eine schimmernde Flüssigkeit herausspritzte. Es war Gift! Säure! Was auch immer – ich feuerte! Lautlos schlug der Kolben des Henrystutzen dreimal gegen meine Schulter, zweimal repetierte ich, und meine erste Kugel traf die Phiole und trieb sie in der Luft zurück, wobei sie einen Schauer aus Tropfen nach allen Richtungen aussandte – nur nicht in die meine! Wieder schrie der Mübarek! Die Tropfen der Substanz spritzten gegen die Wände, die Decke und die Tische und Regale mit den Tiegeln und Gläsern, den Schachteln und Krügen. Winzige Fäden aus Dampf oder Rauch stiegen empor, wo immer der giftige, ätzende Regen auftraf – und dann schlugen überall Funken und Flammen auf. Gleichzeitig trafen meine weiteren Kugeln den Mübarek und zerfetzten sein Gesicht. Erschrocken sah ich, wie statt des Blutes ein rötlicher Sand davonsprühte. Der Mübarek taumelte zurück, fing sich sogleich wieder und tat, was ich nicht erwartet hatte – er warf sich mir entgegen! Im Schein der Flammen sah ich, wie sich die Löcher in seinem Schädel wieder schlossen und mit pergamentartiger, blättriger Haut überzogen. Der Mübarek streckte seine rissigen Mumienfinger nach mir aus und prallte gegen den Lauf meines Gewehrs. Im Reflex feuerte ich erneut. Noch immer in Stille platzten Sand und Staub in rotbrauner Farbe aus dem Rücken des Wiederbelebten, gegen die Flammen sah ich Hautfetzen davonstieben wie Herbstblätter. Der Mübarek schrie lautlos, statt Speichel und Geifer spritzte mir Staub ins Gesicht, der nach Lehm schmeckte und wie heißer Wüstensand roch. Der Lauf des Henrystutzens brach durch den Leib wie ein Stock durch die rissige Oberfläche ausgetrockneten Schlamms. Dann spürte ich, wie sich der Körper wieder verfestigte, und der Mübarek schnappte mit seinen Kiefern nach meinem Gesicht – er musste dem Wahnsinn verfallen sein! Der Schwung, mit dem sein Leib gegen mich geprallt war, hatte mich straucheln lassen, da ich ohnehin halb gebeugt dastand. Wie mit einer Lanze hatte ich den Mübarek aufgespießt, er hing an meinem Gewehrlauf über mir und krallte mit den brüchigen Fingern nach meinen Augen, die halb verklebt waren von dem Staub, der aus Haut und Blut des Mübarek bestand.
Dann ein Aufblitzen über mir, ein Glänzen von Stahl. Der Kopf des Mübarek sprang davon! Sand und Splitter wie von trockenem Lehm fielen in mein Gesicht. Ein Stiefel trat den kopflosen Leib von meinem Gewehrlauf. Halef reichte mir die Hand. Ich sprang auf die Füße und mit einem Mal hörte ich das Knistern der Flammen und mein eigenes heftiges Atmen. Der Leib des Mübarek fiel zu Boden und brach in blättrige Fetzen und Sand. Der Schädel rollte ein Stück beiseite und der Mund bewegte sich mit rissigen Lippen. Die staubigen Augen fixierten mich, ein Knirschen und Knarzen drang aus dem Mund, dann schrumpfte die Zunge ein und zerfiel ebenso wie der Schädel. Halef scharrte mit dem Stiefel darüber hinweg.
„Da hätte ihm auch Abdis Kräutlein nicht mehr geholfen“, knurrte er angewidert.
„Aber der Schut verspricht sich viel davon“, gab ich zurück. „Wir müssen beide finden!“
Haschim warf einen Blick in die brennende Kammer. „Dies wird Aufmerksamkeit erregen – aber eben nicht wie Schüsse. Ein Feuer kann bei diesen Dingen stets ausbrechen. Und der Mübarek ist verschwunden.“
Der Sog, den das Feuer entwickelte und der Luft aus den Fenstern heranzog, verwehte den letzten Staub, aus dem der Mübarek bestanden hatte.
„Gehen wir“, sagte Haschim. „Der Rauch ist voller Gift. Und wir sollten uns aufteilen. Ich will den Sarkojasth zerstören. Und Al-Kadir und das Windpferd finden.“
Eilig liefen wir den Gang hinunter und fanden Treppen, Wendelschächte, die teils aus den alten Steinstufen des Karaul bestanden, teils auch moderne Stufenspindeln aus gegossenem Eisen besaßen. Wir orientierten uns rasch, dann wandte ich mich noch einmal an Haschim.
„Wie gehen wir mit jener blauen Kraft um? Sollten wir das Glück haben, Schimin den Schmied zu finden, könnte er uns darüber berichten. Aber …“
Halef unterbrach mich. „Erinnerst du dich, Sihdi, vor zwei Jahren? Als wir damals dachten, der Schut könnte fischek urumi, Griechisches Feuer, besitzen? Der Scheik ist wohl der Ansicht, dass …“
„… dass beides einander ähnelt?“, fragte ich eifrig. Wann hatten Halef und Haschim sich darüber ausgetauscht?
„Nein, Kara Ben Nemsi“, verkündete Haschim. „Das Griechische Feuer kann die blaue Kraft zerstören. Griechisches Feuer zerstört selbst magische Dinge, obgleich es selbst nicht magisch ist. Da ich die blaue Kraft aber zu einem Teil für magisch halte, wäre das Feuer ein Gegenmittel.“
„Dann hoffen wir“, nickte ich, „dass sich an diesem Ort nicht nur alle Menschen, sondern auch alle Dinge versammelt haben. Aber ich gehe davon aus, denn dies ist das Ende. Das Ende der Schurken. Und wir bereiten es ihnen.“ Ich gab Haschim die Hand. „Viel Glück. Inschallah.“
„Euch ebenso“, gab Haschim zurück und nickte Halef zu. Dann trennten wir uns.
Halef und ich stiegen die eiserne Wendel hinab. Ich war ungehalten, dass die Gewehre hier ein Hindernis waren. So hielten wir beide die Langwaffen in der einen Hand, um nicht an die Metallstufen zu stoßen oder an Kanten hängenzubleiben, in der anderen die Revolver, um uns zu verteidigen. Wir gelangten in einen niedrigen, weiten Raum, in dem ein Dutzend jener gedrungenen Kesselöfen standen, wie ich einen im geheimen Tal des Schut gesehen hatte. Doch diese hier waren dunkel und leer. Ringsum sah ich Werkbänke und Drehmaschinen, viel Werkzeug und allerlei Kisten voller Einzelteile, eiserne Röhren und riesige Schrauben und Muttern aus mattem Metall. Der bläuliche Schein der Lampen ließ all dies unwirklich erscheinen. Kein Mensch war zu sehen. Auf einem der Tische sah ich Pläne und Zeichnungen liegen und warf einen raschen Blick darauf, während Halef weiter aufmerksam spähte und lauschte. Die großen Papierbögen waren akkurate Kopien eines recht alten Originalplans, der Schrift und dem Stil der Darstellung nach vor wenigstens einem halben Jahrhundert entstanden. Die Abbildungen zeigten die Konstruktion eben dieser Kessel oder Öfen und allerlei Möglichkeiten der Leitung und Übertragung von Kräften und Energie. Unter jeder Zeile des erläuternden Textes war in anderer, kleinerer Schrift eine Übersetzung beigefügt, wiederum darunter in flüchtiger Hand eine weitere. Letztere war in serbischer Sprache, was wenig verwunderlich war, angesichts des Ortes. Die erste Übertragung jedoch war auf Deutsch, und zwar, wie ich anhand einiger Besonderheiten des Ausdrucks erkannte, österreichisch, sogar jenes, das man in Wien sprach. Und die eigentliche Beschriftung war niederdeutsch, genauer holländisch. Der unbekannte Kopist war so gewissenhaft vorgegangen, dass er den Patentstempel nachgezeichnet hatte und die Angaben der Firma, welcher er erteilt wurde. Ursprünglich hatte jemand diese Gerätschaft für einen holländischen Kaufmann und Reeder namens Michiel de Reuß entworfen oder eben patentieren lassen, gegengezeichnet war es vom Syndikus der Firma, einem Doktor Schatzhauser. Dieser Name klang auf seltsame Weise in mir nach, als würde ich ihn kennen, aber ich hatte in meinem Leben noch nie etwas mit niederländischen Rechtsanwälten zu schaffen gehabt, auch kannte ich keine Firma jeglicher Art, die sich Koudhart Maatschappij nannte. Dennoch nahm ich einen der Pläne an mich, faltete ihn und barg ihn in meiner Jacke. Vielleicht konnte ich später nachforschen, jetzt waren die wenigen Augenblicke genug, in denen ich mich damit beschäftigt hatte.
Halef und ich liefen weiter. Es gab viele Türöffnungen und Durchgänge, der Schut hatte seinen alten Karaul und den Berg darunter in den vergangenen Jahren so verwirrend ausgebaut, dass ich mich fragte, ob es nicht ein Fehler gewesen war, hier hinunterzusteigen, statt Haschim nach oben zu folgen. Und warum war kein Mensch zu sehen? Keine Arbeiter, keine Gefangenen, keine Schergen des Schut?
Da hörten wir von ferne einige Stimmen, es mochten drei sein, zumindest aber zwei – und sie stritten! Und am Klang der undeutlichen Worte glaubte ich zu erkennen, dass es keine schlichten Arbeiter oder Wachen waren, die hier eine Auseinandersetzung hatten. Halef und ich hasteten los, die Stimmen führten uns zu einer geraden, steinernen Treppe, die aus dem Felsen selbst getrieben worden war und tiefer nach unten führte. Während wir eilig, aber lautlos die Stufen überwanden, überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Mir schien, als kehrte sich die Schwere meines Körpers um, ebenso wie jene meiner Waffen. Oder nein: Ich sah wohl, wie ich einen Fuß nach dem anderen die Stufen hinabbewegte, doch ich spürte, im Gegensatz zu dem, was meine Augen erkannten, dass ich eigentlich nach oben stieg. Ich wandte den Kopf halb zu Halef hin und ein Schwindel ergriff mich. Ich sah an Halefs Blick, dass es ihm ebenso erging. Wenn wir auf einer Wendeltreppe geschritten wären, so hätte ich vermutet, dass der Erbauer einen baulichen Trick angewendet und in einer doppelläufigen Treppenschraube einen unmerklichen Übergang geschaffen haben mochte, um in eine Art von architektonischem Vexierbild die Menschen auf der Stiege in die Irre zu führen. Sozusagen in einem wortwörtlichen und zudem praktischen Treppenwitz. Aber ich wusste es besser. Dies war kein zweifelhafter, überspannter Schabernack – sondern Magie. Und so war ich kaum darüber erstaunt, was Halef und ich sahen, als wir das Ende der Treppe erreichten, das sich durch matten Fackelschein angekündigt hatte. Kaum erstaunt. Aber dennoch überwältigt. Wir traten hinaus auf die Plattform eines Karaul oder Kulla, eines wuchtigen Turms. An der gemauerten Brüstung brannten Fackeln – ein recht altertümlicher Anblick nach den blauen Kugellampen in den Gängen des Innern. Der Turm war Teil eines Rings aus einem Dutzend von fackelgekrönten Türmen, die am Grund einer gewaltigen Höhle aufragten, deren Decke eine nahezu perfekte Kuppel aus geschmolzenem und wieder erstarrtem Gestein bildete, von welcher wie die Zähne eines riesigen Saugmaulfischs hunderttausende von Basaltsäulen hingen. Doch ob diese tatsächlich hingen oder nicht vielmehr von unten hinaufragten – das war eine verwirrende Frage. Denn in der Mitte des Rings aus Türmen stand ein besonders großer Turm, und aus seiner Mitte schien Tageslicht hervor und warf einen hellen Fleck auf den Scheitelpunkt der Kuppel weit darüber – oder darunter. Die Welt hatte sich umgekehrt. Wir waren auf der Treppe aus dem Fels getreten, doch unter diesem führte ein gedachter Weg keineswegs ins Innere der Erde, zu ihrem Mittelpunkt hin – sondern auf den Erdboden zurück, über dem sich das Firmament des Himmels spannte! Welche Verwirrung, welch tückischer Gedanke! Und doch konnte es keine Täuschung sein, denn das Sonnenlicht war wirklich. Und es fiel durch einen Schacht, der sich im alten Karaul des Schut befinden musste. Dass dies wiederum bedeutete, dass sich oberhalb der Kuppel die Rugowa-Schlucht befinden musste, mit dem reißenden Strom brüllenden Wassers, der durch ein Flussbett schoss, von welchem wir nur durch einige Mannslängen Fels getrennt sein mochten – dieser Gedanke ließ mich erschauern. Gleichzeitig aber, da ich wusste, dass hier Magie am Werk gewesen sein musste oder noch immer war, blitzte in mir die Frage auf, ob wir uns auch tatsächlich unter dem Karaul des Schut befanden, oder ob diese Kuppelhöhle, dieser Ring aus Türmen, nicht vielleicht eine gigantische, steinerne Variante des magischen Zelts war, welches sich stets dort befand, wo man es gerufen hatte – und doch wieder nicht.
Aber von diesen Gedanken wurde ich abgelenkt, als die Stimmen, welche uns an diesen Ort gelockt hatten, wieder lauter wurden und mit vielfachem Echo durch die Höhlenkuppel hallten. Auf dem mittleren Turm standen der Schut und Al-Kadir und stritten wütend. Das Licht der Sonne, welches durch den Schacht strömte, beleuchtete ihre Gestalten und Gesichter von unten und gab ihnen so ein dämonisches Aussehen. Al-Kadir war groß, hager und schwarzbärtig, in finstere Gewänder gekleidet, so wie ich ihn in der roten Festung zuletzt gesehen hatte. Der Schut jedoch war verändert. Er war kein schrecklich zerschlagener und schief zusammengewachsener Krüppel mehr. Er war geheilt und gesund – und kräftiger und wütender denn je!
Der Schut fluchte und tobte. Al-Kadir antwortete knapp und harsch. Die Brüder trugen einen Zwist aus, dessen Inhalt Halef und ich mit einiger Mühe verstehen konnten, denn die wütenden Worte wurden von ihren eigenen Echos überlagert. Die Klangfetzen, die an unsere Ohren drangen, ergaben ein nur vages Bild: Al-Kadir hatte diesen Ort geschaffen, eine altertümliche Stätte magischer Macht. Doch der Schut war dagegen, dass der Bruder, den er gastfrei hielt, sich hier nach eigenem Geschmack einrichtete. Er selbst wolle ein modernes Reich auf dem Balkan schaffen – der Magier solle doch zurück in seine sandigen Weiten der Wüste gehen und dort mit Steinen seine Bauten erschaffen, er, der Schut, setze auf Eisen und Stahl. Und das kalte Herz würde ihm dabei helfen. – Damit musste der Schut jene seltsame blaue Kraft meinen, die wir in seinem Besitz erkannt hatten.
Al-Kadir entgegnete beherrscht, dass ohne die Magie der Schut sein Leben bereits ausgehaucht hätte und ohne Zauber noch immer ein Krüppel sei.
Der Schut im Gegenzug schmähte die Magie, weil sie wohl Krankheiten heilen, aber kein Leben retten könne, die alte Kiste aus Ägypten und der zerbröckelnde Mübarek hätten dies wohl deutlich gezeigt.
Al-Kadir gab zurück, dass jenes Kraut durchaus …
Da lachte der Schut. Er sprach abfällig von der Hexe, die er gedungen hatte, ihm dieses und jenes zu beschaffen, alles für die Hoffnung, er würde ihr die Gabe verleihen, sich dauerhaft zu verjüngen, statt dies nur mit einem kräftezehrenden Zauber zu erreichen.
Al-Kadir zeigte Empörung: Der Schut wolle die Hexe um ihren Lohn betrügen? Sie könne noch nützlich sein!
Der Schut lachte: Alle, die Magie wirken könnten, seien einander auf lächerlich sentimentale Weise verbunden. Aber er würde der Hexe schon geben, was sie verdiente! Er streckte die Hand aus. Der Bruder solle ihm diesen magischen Tand geben, das Amulett, das dauerhaft verjüngte. Und die Hexe rufen. Sie solle es an diesem magischen Ort erhalten – und sich dann fortscheren!
Al-Kadir übergab dem Schut ein Amulett und wandte sich zum Gehen.
Halef war neben mir schon unruhig geworden. „Sihdi“, flüsterte er. „Beide Schurken gemeinsam in unserer Sicht, und wir haben Waffen! Warum sie nicht …“
Schweren Herzens, aber mit dem gerechten Feuer der Ehre musste ich meinem Freund widersprechen. „Wir können sie nicht hinterrücks erschießen.“
„Aber wenn wir uns bemerkbar machen – wer weiß, was Al-Kadir …“
„Mir ist der Schut wichtiger. Und die Hexe!“
Ich hörte, wie Halef mit den Zähnen knirschte. Er erkannte, wie stichhaltig mein Argument war. Die Verräterin hatte uns mehr Schaden zugefügt, für den sie würde bezahlen müssen. Die Rechnung mit dem Schut war noch älter – und umso schmerzlicher, weil wir sie beglichen geglaubt hatten. Al-Kadir hatten wir bereits einmal besiegt – er war hier im Machtbereich des Schut nur ein Gast, und die Brüder waren zerstritten. Und Al-Kadir zur Strecke zu bringen, war die Aufgabe Haschims.
Al-Kadir verschwand im Innern des Turms, der Schut blieb neben der blassen Lichtsäule stehen. Ich erkannte, dass er wahrhaftig geheilt war. Sein Körper war gerade und aufrecht. Sogar die Narben waren verschwunden. Seine frühere gelbe Gesichtsfarbe, die ihm seinen Namen verliehen hatte, war durch den natürlichen Hautton seiner persischen Herkunft ersetzt, wenn er auch bleich wirkte. Seine Kleider waren von schlichter, balkanischer Art – aber ich konnte nicht ausmachen, ob er darunter noch immer die magische Rüstung trug, die ihm bei seinem Sturz in die Schlucht das Leben gerettet hatte, dann aber mit seinem Leib verwachsen war. Nüchtern wog ich ab, dass es wohl möglich wäre, tödliche Schüsse auf den Schut abzugeben, selbst wenn die Rüstung dessen Leib kugelfest gemacht hätte. Auch war in mir nicht mehr der moralische Zwang gegeben, nicht auf einen erbarmungswürdigen Krüppel zu schießen – wenngleich ich mich sehr gut erinnerte, wie der Mübarek vor Jahren Mitleid erregte, als er in der Gestalt des Bettlers Busra an Krücken einhergestakst war und so die Güte der Menschen betrügerisch ausnutzte.
Und dann erinnerte ich mich an noch jemanden, der die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Menschen ausnutzte, und deren Hoffnung dazu. Die Hoffnung eines ganzen Volkes und die Freundlichkeit zweier Abenteurer, oder eher noch dreier, wobei der dritte am übelsten den Verrat gespürt hatte, denn Abdi war das Ohr vom Kopf geschnitten worden, bevor er durch die Lüfte entführt wurde, getragen von der Hexe.
Qendressa betrat den Turm, auf dem der Schut wartete.
Sie stellte sich ihm entgegen, in einer Pose, die erkennen ließ, dass sie sehr wohl wusste, dass sie ihm das Leben gerettet oder vielmehr sein altes Leben wiedergeschenkt hatte, indem sie ihn mit dem Heilkraut versorgte und dem Heiler dazu. Sie streckte wortlos die Hand aus. Der Schut hielt das Amulett in der seinen. Er begann mit kalter Stimme zu sprechen und deutete durch die Höhle. Halef und ich duckten uns hinter die Brüstung. Wir hörten, wie der Schut Qendressa schmeichelte und seinen Bruder schmähte.
Dann konnte ich unter dem Hall der Kaverne einige Sätze verstehen.
„Du willst meinem Bruder beistehen bei seinem lächerlichen Spektakel?“, rief der Schut. „Aber so sind die Hexen! Stets den Zauberern gewogen! Doch vergiss nicht, von wem du deinen Lohn erhältst!“
Qendressa schlug den schneidenden Ton an, den ich so gut kannte: „Das Amulett stammt nicht von dir!“
„Doch ich allein gestehe es dir zu!“, herrschte der Schut sie an. Und schloss höhnisch: „Oder auch nicht!“
Dann ein Schrei! Aus Qendressas Kehle. Halef und ich sprangen halb auf. In der Lichtsäule funkelte hell ein Gegenstand auf – das Amulett. Der Schut hatte seine Hand geöffnet und das magische Schmuckstück fiel, nein, stürzte – der Höhlendecke entgegen! Der Zauber, mit dem jene umgekehrte Kaverne geschaffen wurde, konnte die irdische Schwerkraft wohl nicht aufheben. Der blitzende Funke raste empor, traf auf den Fels in der Mitte des hellen Flecks aus Sonnenlicht und – zersprang! Schimmernder Staub stob auf und verschwand, noch bevor Qendressas Schrei verhallt war. Der Schut lachte. Qendressa sank beinahe in sich zusammen, schaute mit gebeugten Schultern schief nach oben, als lastete ihr magisch gezähmtes Alter mit einem Mal auf ihr – oder es war das niederdrückende Gewicht der zerplatzten Hoffnung …
Der Schut lachte: „Nun, Hexe, du musst mir noch etwas dienen, bis mein Bruder ein neues Amulett gefunden hat. Oder hat er es selbst geschaffen? Einerlei!“
„Einerlei!“, rief auch Qendressa. Und dann krallte sie mit einer Hand von unten nach dem Hals des Schut und riss ihm die Kehle auf.
Blut sprang hervor, in einem Strahl von Armesstärke, der im Lichtstrahl des Turms grell aufleuchtete. Der rote Schwall stürzte in der hellen Strahlensäule nach oben, folgte dem Pfad, den das schimmernde Amulett vor ihm genommen hatte. Jegliches Blut, das sich im Körper des Schut befand, wurde aus der klaffenden Wunde gerissen, wie aus einem zweiten Mund strömte das Leben aus dem Schurken, während sich seine Lippen darüber in lautlosem Schrei öffneten und erstarrten. Als der tote Leib des Schut auf die Plattform des Turms sackte, färbte das Blut hoch oben am Scheitel der Kuppel den Lichtkreis in den Basaltzähnen wie Purpur und Scharlach.
Qendressa blickte vom Leichnam des Schut auf und betrachtete ihre rotgefärbte rechte Hand – da riss sie den Kopf herum und sah in unsere Richtung. Ich spürte das Brennen in meinem Magen, und in meinen Ohren schwoll ein drückendes Summen auf. Qendressa hob die rote Hand und deutete auf mich.
Da bewegte sich etwas auf der Treppe hinter mir – nein, jemand! Haschim war plötzlich aufgetaucht – er war die Stufen heraufgehastet, ohne dass ich es vernommen hatte! Dann hörte ich Qendressas Fauchen. Sie hatte Haschim zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen – und sogleich als Magier erkannt. Und zudem als einen, der ihr überlegen war. Qendressa warf mir einen furchterregenden Blick zu, den ich trotz der weiten Entfernung sah, vielmehr aber spürte, dann sprang sie in den Lichtstrahl – und anders als das Amulett und der Blutschwall aus Hand und Hals des Schut, stieg sie nicht zur Höhlendecke hinauf, sondern fiel in den Turm hinein. Ihr Schatten verfinsterte den Kern der Lichtsäule und der grelle rote Fleck auf dem Basalt wurde für einen Augenblick dunkel. Dann verschwand der Schatten, die Lichtsäule schien hell und still. Qendressa war verschwunden. Ich wandte mich um und sah Haschim mit der Armbrust im Anschlag.
„Wolltet Ihr die Hexe …“
„Nein“, rief Haschim, doch sein nächstes Wort ging in einem gewaltigen Rauschen unter. Halef schrie erstaunt auf, ich wirbelte herum, sah nach oben und erkannte ein schwarzes Ross, das auf gewaltigen Schwingen die Luft der Höhle durchmaß. Das Windpferd! Und im Sattel, der ungewöhnlich hoch auf dem Widerrist, also nahe am Hals des Pferdes, angebracht war, damit die Flügel ungehindert schlagen konnten – saß Al-Kadir, mit wehenden Gewändern.
Woher waren das Flügelross und sein Reiter so plötzlich erschienen? Doch warum sollte ich rätseln, zumal auch Haschim so unvermittelt aufgetaucht war! Ich glaubte aber nicht, dass Al-Kadir durch den Tod des Schut oder den Schrei der Hexe herbeigerufen worden war – Al-Kadir wollte wohl mit diesem Auftritt seinen Forderungen gegenüber seinem Bruder Nachdruck verleihen oder ihm schlichtweg drohen. Wie auch immer, jetzt erkannte Al-Kadir den Leichnam des Schut auf dem großen Karaul, begriff wohl, wer dies getan hatte – sah im gleichen Moment aber auch uns drei auf dem kleinen Karaul des Turmrings. Das Windpferd schlug mit den Schwingen und flog eine weite Kurve, dann schwang es sich von der Luft getragen uns entgegen. Im Instinkt hob ich den Henrystutzen und zielte.
„Halt, erinnert Euch!“, rief Haschim und hob selbst die Armbrust mit dem eingelegten Pfeilbolzen, dessen Spitze heller schimmerte, als es blanker Stahl im Licht der Fackeln tun würde. Richtig: Nur das Gift des Thrakerwurms würde das Windpferd töten. Aber ich …
Jetzt zögerte Haschim! Und ließ die Armbrust sinken.
„Was …!“, schrie ich, verzweifelt und erleichtert zugleich.
„Schaut!“, sagte der Scheich, leise und ergeben. „Es ist kein Windpferd! Es ist, wie ich befürchtete. Es ist ein Burak! Schaut sein Haupt!“
Und tatsächlich! Mit Ehrfurcht und Staunen erkannte ich jetzt, als sich das Tier näherte, dass es zwar den Kopf eines Pferdes besaß – aber das Gesicht eines Menschen! Wie könnte ich je diesen Anblick beschreiben! Es war keine groteske Schimäre, kein Mischwesen aus Pferdehaupt und Menschenantlitz, sondern ein flackerndes Doppelbild, von welchem meine Augen stets nur einen Aspekt erkennen konnten, wenngleich unscharf, und wenn ich mich konzentrierte und genauer zu schauen versuchte, legte sich der gegenteilige Eindruck darüber.
„Den Burak kann das Gift nicht töten“, erinnerte mich Haschim.
„Aber ich Al-Kadir!“, rief ich und zielte mit dem Henrystutzen „Wenn er den Burak nicht lenkt, vielleicht …“
Haschim legte hart die Hand auf meine Schulter. „Es ist Euch nicht erlaubt, auf den Burak zu schießen. Und ich frevle, wenn ich Euch nicht daran hindere. Und Al-Kadir ist mein!“
„Sihdi! Er wird uns vom Turm fegen“, schrie Halef. Er schaute mich an und ich nickte. Halef sprang zur Treppe hin und ich folgte ihm, nach einem bitteren Blick zu Haschim.
„Al-Kadir ist Euer.“
Ich sah, wie Al-Kadir den Burak hoch über und vor uns auf der Stelle schweben ließ, die Schwingen schlugen machtvoll und wirbelten einen Strom eisiger Luft auf uns herab. Al-Kadir hob eine Hand.
Halef schrie! Hart war er auf blankem Fels aufgeschlagen – die Öffnung zur Treppe war verschwunden! Die Fackeln um uns begannen zu fauchen und ihre Flammen blähten sich auf. Im grellen Schein sah ich Haschims Augen aufleuchten.
„Al-Kadir ist mein!“, rief er und legte eine seltsame Betonung in den Satz. Er lächelte mich an – hob die Armbrust und drückte ab. Schwirrend sandte die Sehne den Pfeilbolzen durch die Luft – und traf Al-Kadir!
Es war seltsam zu sehen, wie zunächst der Körper des Zauberers zusammensackte und dann erst seine erhobenen Arme niedersanken, als habe die Magie ihnen Auftrieb verliehen wie die Luft den Schwingen eines Vogels. Ob der Burak jedoch tatsächlich den Auftrieb der Luft nutzte oder ebenfalls auf magische Weise flog – wie konnte ich dies wissen?
Was ich jedoch mit meinen eigenen Augen sah, war eindeutig: Ohne den Befehl oder die Führung seines Reiters besann sich der Burak oder besaß wieder seinen eigenen Willen. Er drehte ab, schlug mit den Flügeln, stärker als bei seinem Flug zuvor, als wolle er den Sattel und Al-Kadir abschütteln, doch es gelang ihm nicht. Der Flügelschlag wurde noch heftiger, das Rauschen in der Höhle ohrenbetäubend, ich spürte den Wind bis auf unseren Karaul herab – und dann erloschen alle Fackeln auf einen Schlag. Zwischen jenem Wimpernschlag, in dem meine Augen von der plötzlichen Dunkelheit blind wurden, und jenem, in dem ich die Höhle allein in der Helligkeit der Lichtsäule sah, war der Burak verschwunden.
Ich hörte Halef erschrocken rufen – beinahe wäre er in den wieder offen gähnenden Treppenschacht gestürzt. Im Zwielicht der Höhle fand ich den Blick Haschims. Ich nickte.
„Al-Kadir ist tot. Ein famoser Schuss, Haschim. Und unser aller Sieg.“
Halef murmelte Zustimmung und rieb sich die Knie.
Haschim senkte endlich die Armbrust. „Ein Sieg? Nur für den Augenblick, Kara Ben Nemsi.“
Ich stützte den Henrystutzen auf die Brüstung und lehnte mich daran. „Tötet das Gift des Thrakerwurms tatsächlich nur Windpferde? Keine Menschen? Aber der Pfeilbolzen …“
„Al-Kadir ist tot“, nickte Haschim. „Sein irdisches Leben ist erloschen. Aber wer im Sattel eines Burak stirbt, geht sogleich ein ins Paradies. Doch Al-Kadir hatte das, was Ihr eine schwarze Seele nennt, weshalb ihm das Paradies verwehrt ist. In die Dschehennah, in die Hölle, kann der Burak ihn jedoch nicht tragen – dies ist wiederum dem heiligen Wesen verwehrt. Aber der Burak kann Al-Kadir in das Reich der Geister bringen. Und dann befindet sich dort ein teuflischer Schurke mehr.“
„Aber er ist von der Erde verschwunden“, gab ich zurück. „Das ist mir genug.“
„O Sihdi“, seufzte Halef.
Plötzlich klang ein dumpfes Grollen aus der Erde – rings um uns! Und ein Gurgeln mischte sich darunter, das aus den Türmen zu dringen schien – außer unserem.
„Ist das der Fluss?“, rief ich besorgt und dachte an meine Befürchtung zuvor, dass die Höhlenkuppel einstürzen mochte und wir in den Fluten ertränken. Aber es war kein Wasser, das plötzlich aus den Türmen schoss – es war greller Feuerschein und flammende Glut. Entsetzt sah ich Haschim an. „Das Griechische Feuer? Ihr habt es entfesselt?“
„Nein“, gab Haschim zurück. „Es muss Al-Kadir gewesen sein. Vielleicht war sein Hass auf den eigenen Bruder so groß, dass …“
Halef schnaubte. „Er ist schlicht wahnsinnig geworden. Uns alle hier zu verbrennen!“
Er schaute mich mit riesigen Augen an, die in seinem im Flammenschein leuchtenden Gesicht glänzten. Aus den Türmen sprangen die glühenden Fontänen der Höhlendecke entgegen, doch bogen sie sich nach kurzer Strecke wie der Springquell eines artesischen Brunnens und spritzten tosend und glutend um die Fundamente der Türme. Um alle zwölf, nur nicht den unseren.
Haschim ging zur Treppe. „Das Griechische Feuer wird die Magie auslöschen, und dann dürfte dieser Ort nicht mehr zu betreten sein.“
„Existiert er überhaupt?“, fragte ich eilig. „Oder besteht er nur wegen der Magie?“
„So wie Euer Zelt“, gab Haschim zurück und wandte sich sogleich an Halef. „Euer Zelt, Halef.“
Halef nickte hastig, war schon auf der Treppe – dann hatte er die gedankliche Kette vollendet. „Abdi!“, rief er. „Er muss noch irgendwo im Karaul sein – oder ist er …“
Haschim hob beschwörend die Hände – wenngleich ich so einen Begriff wohl nicht mehr im übertragenen Sinne verwenden sollte – und sagte rasch und sanft: „Abdi geht es gut. Ich habe ihn aus dem Kerker des Schut befreit, so wie Ihr mich aus Al-Kadirs Kerker befreit habt. Und ich muss sagen, dass Abdi hier in angenehmerer Umgebung gefangen war als ich selbst dort.“
„Weil die Schurken Abdi noch brauchten“, nickte ich.
Halef atmete auf, legte aber sogleich die Stirn in Falten. „Hoffentlich ist noch etwas von dem Kräutlein übrig. Und hoffentlich wirkt es gegen Brandblasen.“
„Keine Sorge“, sagte Haschim. „Aber nun lasst uns gehen. Ich habe einen raschen Weg gefunden, als ich den Sarkojasth suchte.“
Wir liefen los, folgten Haschim, der uns leitete.
„Ihr habt den Sarkojasth gefunden? Er ist zerstört?“, fragte ich.
„Er ist unbrauchbar“, nickte Haschim. „Es war einfach. Ich musste nur den schem, das Schöpfungswort, auslöschen, das in das Holz geschnitten war. “
„Ähnlich des schem auf dem Pergament im Mund des Golem, den der Rabbi Löw einst in Prag erschaffen haben soll“, nickte ich.
„Ihr kennt die Legende.“
„Die nur eine Legende ist.“
„Wie Ihr meint, Kara Ben Nemsi“, gab Haschim zurück. „Wichtig ist, dass der Sarkojasth nun im Griechischen Feuer gänzlich verbrennen wird.“
Halef keuchte im raschen Lauf, der uns durch die Felsengänge führte. „Und wenn wir uns nicht eilen, verbrennen auch wir! Die Herren mögen ihre gelehrten Dispute unterlassen und rennen! Ich spüre schon das Feuer!“
Tatsächlich drang ein wabernder Schein durch die Gänge, der von den Wänden selbst herrührte. Es war, als bestünden sie nicht aus Felsen, sondern aus dunklem Glas, durch welches man ein grelles Feuer als mattes Leuchten erkennen konnte. Ob dies eine Wechselwirkung des Griechischen Feuers mit der Magie war – es mochte sein. Mir war nur wichtig, dass wir unseren Weg erkennen konnten. Denn die blauen Lichter an den Wänden der Felsengänge hatten einige Male geflackert und waren dann erstorben.
Um uns glommen die Wände – jedoch ohne dass die geringste Hitze zu empfinden war. Einzig unsere eiligen Schritte, das hastige Laufen trieben uns den Schweiß aus den Poren. Bald vernahm ich nur noch das Schlagen unserer Sohlen und das eigene Schlagen meines Herzens – der Lärm des Karauls war verstummt.
Und endlich schien ein Licht auf, ein natürliches Licht, das Licht des Tages!
Dann standen wir unvermittelt wieder an der Pforte am Flussufer, neben unseren Pferden.
Über uns drangen rauschende, brodelnde Laute aus dem Wald über der Schlucht, und über den Wipfeln waberte die Luft in der Hitze. Schon konnte man erste Flammenzungen sehen.
Doch bald mussten wir unsere Aufmerksamkeit von den Höhen abwenden, denn von jenseits des Flusses, dort, wo sich hinter der Brücke das Dorf befand, peitschten Schüsse auf, und weitere hörten wir von dem Weg, der durch den Wald hinauf zum Karaul führte. Ein Stakkato von Hufschlägen drang ebenfalls von dort herunter, dann sahen wir eine Staubwolke, und als sich diese lichtete, standen Reiter vor uns. Es waren die Skipetaren – sowohl die Brüder Bellios mit ihren blauen Filzkappen als auch die Löwinnen, die früheren Leibwächterinnen der Hexe Qendressa. Hinter ihnen ritten weitere Skipetaren heran. Auch vom Dorf her näherte sich eine Gruppe, zu Fuß und zu Pferde. Niemand hielt die Waffen im Anschlag, doch auch nicht völlig gesenkt – auch wir nicht. Mein Henrystutzen wog seltsam schwer, ich spürte einen ungewohnten Zweifel. Die Schüsse zuvor hatten zweifellos bedeutet, dass die Skipetaren sich ein Feuergefecht mit den Schergen des Schut geliefert hatten – oben vor dem Karaul und unten im Dorf. Und sie schienen siegreich gewesen zu sein, denn es war still, außer dem Brodeln des brennenden Karaul. Vor diesem Brand waren die Skipetaren den Berg hinunter geflohen, nicht etwa vor einer Übermacht an Söldnern mit der Koptscha, dem silbernen Signet des Schut: einem Kreis mit dem Czakan, dem Wurfbeil, darin.
Jetzt standen wir uns gegenüber, Blicke wurden ausgetauscht, die nicht feindselig waren, aber doch skeptisch, unsicher. Ich wusste nicht, wie Haschim die Skipetaren benachrichtigt hatte, noch weniger, mit welchen Worten er sie überzeugt hatte, zum Karaul zu kommen. Dies hatten sie rechtzeitig getan, und sie hatten zwar nicht die Freiheit von den Osmanen errungen, aber doch über jenen Mann, der sie gewiss noch grausamer unterjocht hätte. Vielleicht war es diese Erkenntnis, welche die Skipetaren trotz ihres Sieges nicht jubeln, sondern sie nüchtern und nachdenklich uns gegenüberstehen ließ.