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Ein Mann verliebt sich unsterblich in das grünäugige Mädchen vom Nebelsee, eine exotische Pflanze verströmt einen unwiderstehlichen Duft, eine Frau verschwindet nach dem keltischen Samhain-Fest spurlos und ein paar Freunde landen bei einer Pauschalreise nicht in Marokko, sondern … Philipp Schaabs Figuren werden aus ihrem Alltag gerissen und finden sich plötzlich in absurden und bedrohlichen Sphären wieder. Getrieben von der Sehnsucht nach Liebe oder einem anderen Leben werden sie von rätselhaften Mächten verführet. Mal wehren sie sich, mal geben sie sich bereitwillig hin und verirren sich in den Labyrinthen ihrer Seelen. Zehn Schauergeschichten für alle, die fasziniert sind von der mystischen Welt hinter dem Spiegel.
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Seitenzahl: 254
www.edition.subkultur.de
Für Freya, Frieda, Helena, Marius, Toni und Johanna
„Finsternis ist bei dir wie das Licht.“ (Psalm 139.12)
PHILIPP SCHAAB: „Der süße Duft der Kobralilie – Erzählungen“ 1. Auflage, April 2016, Edition Subkultur Berlin
© 2016 Periplaneta - Verlag und Mediengruppe / Edition Subkultur Inh. Marion Alexa Müller, Postfach: 580 664, 10415 Berlin www.edition.subkultur.de
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Korrektorat: Marion A. Müller Cover: Public Domain Picture (bearbeitet von Marion A. Müller) Satz & Layout: Thomas Manegold
print ISBN: 978-3-943412-26-0 epub ISBN: 978-3-943412-75-8
Der süße Duft
der Kobralilie
www.edition.subkultur.de
„Laß ab von Weinen. Bei den Toten unten
Im Schattenlande werden bald wir wohnen
Und ewig schlafen in den Tiefen drunten,
In den verborgenen Städten der Dämonen.“
Georg Heym – aus: Der Tod der Liebenden
I.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das Mädchen am Nebelsee zum ersten Mal gesehen habe und in ihren Bann geraten bin. Vielleicht mag es Ihnen seltsam erscheinen, dass ich jenen zauberhaften Moment erster Verliebtheit, der so vielen auch nach Jahren und Jahrzehnten noch in jeder Sekunde nachfühlbar ist, inzwischen vergessen habe. Ich ahne schon die Gedanken, die Ihnen durch den Kopf gehen:
„Wenn er es vergessen hat, war es wohl doch nicht so außergewöhnlich.“
„Er ist gar nicht verliebt gewesen.“
„Das muss ziemlich schiefgegangen sein.“
Der letzte Gedanke ist nicht ganz falsch, könnte aber zu Missverständnissen führen, ließe man ihn so stehen. Wenn Sie meiner Geschichte folgen, werden Sie verstehen.
Ich nehme an, Ihnen sind jene häufig genannten Flugzeuge im Bauch noch in bester Erinnerung. Sie erinnern sich vielleicht der Tages- oder gar der Uhrzeit, wissen Jahr, Monat, Woche, Tag, als sei es erst gestern gewesen, dass Sie das Objekt Ihrer Begierde das erste Mal erblickten. Eine solche Erinnerung kann später einmal ein großer Trost und Quelle zum Kraftschöpfen sein. Wenn Vitalität und Leidenschaft von Alter und Enttäuschung gebrochen sind, vermögen die Bilder der untergegangenen Jugend noch einmal für kurze Zeit einen rosigen, wohlriechenden Schleier über den eigenen Verfall zu drapieren, vergessen zu machen, was geschehen ist und was unvermeidlich kommen wird. Und daran ist nichts Schlechtes, denn warum sollten wir uns ob des Unvermeidlichen allzu viel den Kopf zerbrechen und mit melancholischer Grübelei Zeit verschwenden? Hoffnung und Lebensfreude auch in schwierigen Zeiten nicht zu verlieren, ist eine Charaktereigenschaft, der ich heute noch großen Respekt zolle. Ich habe stets versucht, meinen Charakter entsprechend zu schulen, aber ich kann nicht sagen, dass ich dabei erfolgreich war, was nicht zuletzt meiner Beziehung zu dem Mädchen geschuldet ist.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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