Der Tag an dem das Karma kam - Tobias Rauterkus - E-Book

Der Tag an dem das Karma kam E-Book

Tobias Rauterkus

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Beschreibung

"Der Tag an dem das Karma kam" ist ein Konglomerat aus über 20 Jahren mitreißender Erlebnisse rund um den Globus. Es vereint teils haarsträubende Geschehnisse voller Spannung und Herzrasen mit Momenten tiefer Ehrfurcht und Glückseligkeit. Mit viel Witz und Selbstironie werden die Leserinnen und Leser auf immer neue Abenteuer mitgenommen, nie wissend, was sie erwartet.

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Seitenzahl: 384

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Tobias Rauterkus

Der Tag an dem das Karma kam

oder

Reisen einmal anders

© 2024 Tobias Rauterkus

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:

Tobias Rauterkus, Turmstraße, 10559 Berlin, Germany.


Bilder, deren Quellen nicht extra aufgeführt sind, entstammen meinem Archiv.

Paperback ISBN 978-3-384-17732-2

e-Book ISBN 978-3-384-17733-9

„Der Tag an dem das Karma kam“ ist ein Konglomerat aus über 20 Jahren mitreißender Erlebnisse rund um den Globus.

Es vereint teils haarsträubende Geschehnisse voller Spannung und Herzrasen mit Momenten tiefer Ehrfurcht und Glückseligkeit.

Mit viel Witz und Selbstironie werden die Leserinnen und Leser auf immer neue Abenteuer mitgenommen, nie wissend, was sie erwartet.

Alles in allem ist „Der Tag an dem das Karma kam“ eine Hommage an das freie, selbstbestimmte Leben, losgelöst von allen Ängsten und gesellschaftlichen Zwängen.

Tobias Rauterkus, am 5.März 1988 in Berlin-Moabit geboren, las schon als Kind lieber in Reiseführern anstatt in Comics.

Während seinem Abijahr bereiste er 12 verschiedene Länder auf drei Kontinenten.

Mit Callcenter Jobs, Dosen sortieren im Supermarkt und Pflanzen gießen im Botanischen Garten verdiente er sich das Geld für seine Abenteuer.

Später absolvierte er eine Ausbildung zum Erzieher und versucht bis heute tagtäglich mit seinem Job die Welt zu verbessern.

Musste nach der Ausbildung aber selbst erst einmal für ein Jahr nach Indonesien auswandern, um festzustellen, dass man doch nur von Luft und Liebe leben kann.

Neben dem Reisen, was ihn mittlerweile in über 60 Länder geführt hat, ist er begeisterter Kletterer und Taucher.

Tobias Rauterkus lebt und schreibt wahlweise im Flugzeug, in Bus und Bahn oder seinem Garten in Berlin.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben Alexander von Humboldt

Von Reisenden und Touristen

Die Sache mit der Zeit

Wie alles begann

Afrika ???

Q&A alias Der Cheatcode

Abi einmal anders

In den Straßen von New York

Ein Waran zum Frühstück

Audienz beim Mönch

Der Riss

Gestrandet im Death Valley

Zu Fuß über die mexikanische Grenze

Im Garten Eden

Drogenkauf in Bangkok

Angkor What!?

Kein Geld für Nudelsuppe

Unterwegs in der Drachenbucht

Opium in den Bergen

Die Längste Busfahrt meines Lebens

Springbreak

Pyramiden im Dschungel

Gang-Life in Belize

Höhlentauchen in Mexiko

Rastafari

Alice im Wunderland

Bromo … Tanz auf dem Vulkan

Kawah Ijen – Der blaue Vulkan

Erdbeben und Ascheregen

Der Crash

Weihnachten unter Palmen

Alter, ich glaube, es brennt

Auf den Spuren von Braveheart

Zwischen Reklametafeln und Shinto Schrein

Verdammt wo ist mein Handy

Untertage

In der grünen Hölle

Auf Krücken durch Jordanien

Geburtstage around the world

Das Donau Dilemma

Der Anfang und das Ende

Terminal - gestrandet am Flughafen

Speisekarte extrem

Haie, Schlangen und andere lustige Tiere

Scams all over the World

Das kleine Airline-Einmaleins

Safety First

Top Ten, die schönsten Strände

Reiseknigge und sonstige Weisheiten von Goethe bis …

Danksagung

Der Tag an dem das Karma kam

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben Alexander von Humboldt

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Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben Alexander von Humboldt

In erster Linie ist das Reisen natürlich ein Privileg, das global gesehen nur sehr wenigen Menschen zuteil wird. Dessen bin ich mir durchaus bewusst und sehr dankbar dafür, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Aber man muss nicht reich sein, um reisen zu können. Es wäre sicher vermessen zu behaupten, dass Menschen, die nie gereist sind, ungebildeter oder gar dumm seien. Und generell muss man gewiss nicht reisen, um ein einigermaßen zufriedenes Leben zu führen, jeder wie er will. Doch da fängt es auch schon an, die eigenen Entscheidungen und die anderer zu akzeptieren, ist eins der Grundprobleme in unserer heutigen immer mehr auf Leistung getrimmten westlichen Gesellschaft.

Wieso muss ich vierzig Stunden im Büro sitzen, während der andere um die Welt reist, der will sich doch nur der Verantwortung entziehen und vor Problemen davonlaufen. So glauben die Zurückgebliebenen recht sprechen zu dürfen, wiegen sich in ihrer Blase aus Job, Konsum und Sicherheit. Sie fordern uns auf, es ihnen gleich zu tun, sich einen vernünftigen Job zu suchen, zu heiraten, ein Haus zu bauen und Kinder zu bekommen und all das am Besten noch bevor man dreißig ist. Doch woher rühren diese Gedanken, ist es Neid oder sogar Verbitterung. Ist es vielleicht die im stillen Kämmerlein eingestandene Trauer über verschlafene Chancen, die verplemperte Zeit oder den ungewollten Job. Um das auszuhalten, stürzen sie sich auf uns, die Freigeister, die in ihren Augen nie erwachsen gewordenen, anstatt ihr eigenes Leben zu betrachten und sich selbst zu verzeihen.

Wir Reisenden sind nicht per se bessere Menschen, das wäre zu einfach gehalten. Wir sind auch nicht begabter oder intelligenter. Wir sind nur die Frustrierteren, die, die der normale Weg ermüdet, die, die der Neugier nicht widerstehen können, die, die nicht nur die erste Seite des Buches sehen wollen. Deswegen reisen wir, um frei und glücklich zu sein und um das Leben zu finden und zu führen, welches für jeden von uns individuell am Besten ist.

Von Reisenden und Touristen

Ich bin kein Tourist, ich bin Reisender, reagiere ich empört. Doch woher rührt diese Empörung und innere Ablehnung gegen Touristen eigentlich. Das Wort Tourismus geht zurück auf das französische Substantiv le tour, was soviel bedeutet wie Reise oder Rundgang und kann von daher nicht das Problem sein. Doch gerade in der heutigen Zeit, wo die Grenzen zwischen Tourist und Reisendem immer mehr zu verschwimmen scheinen, wird die eigene Abgrenzung immer signifikanter.

Nur geht es hierbei weniger um die Definition des Wortes Tourist an sich, das Problem liegt vielmehr in der Verknüpfung mit dem Wort Masse. Der Massentourismus ist und bleibt das Sinnbild für die schlechtest mögliche Art des Reisens. Er steht für die Zerstörung der Umwelt, die Ausbeutung fremder Ressourcen, die Vernichtung ganzer Kulturen und nicht zuletzt für Klischees, die schlimmer nicht sein könnten. Sei es das des kleinkarrierten Deutschen, der als erste Amtshandlung des Tages, morgens um sieben erst einmal mit einem Handtuch seine Liege am Pool reserviert. Der bierbäuchige Engländer, der sich bereits am ersten Tag so doll in der Sonne verbrennt, dass man meinen könnte, er hätte eine Tomate als Kopf. Oder der besoffene Russe, der schon im Flugzeug die ersten Wodkafläschchen leert. All das sind Klischees, die ein Land, egal welches, nicht repräsentieren sollten, und von denen ich mich so weit wie möglich distanzieren möchte. Aber die Klischees sind von alldem nur das geringste Übel, es ist die massive Veränderung und Zerstörung, die der Massentourismus mit sich bringt. Als Reisender möchte ich fremde Länder, Menschen und Kulturen so nah und intensiv wie möglich erleben. Will auf fremden Pfaden wandeln, neue Dinge entdecken, lernen und verstehen. Es geht um die einzigartige Vielfalt der Welt, doch eben jene wird uns genommen, genommen durch die immer schnellere Zerstörung, das Brandroden und Zubetonieren ganzer Landstriche. Nur um die immer wieder gleichen Betonbunker aus Bettenburgen und Malls zu errichten. Um die Menschen in den schönsten Wochen des Jahres, wie Sardinen um den Pool liegend, ihre Plauzen gen Sonne streckend und sich am Buffet labend, einzupferchen. Fernab aller Realität und Vielfalt, fernab von allem, was das Land, in dem sie sich nun befinden, ausmacht.

Es ist dieses Bild des Touristen, das so abschreckend wirkt, dass ich mich weigere jegliche Gemeinsamkeit zuzugeben.

Der Prototyp eines Menschen, gekleidet in ein I Love NY T-Shirt, den Fotoapparat um den Hals baumelnd, einer viel zu eng geschnallten Bauchtasche und am besten noch mit weißen Tennissocken in Badelatschen, löst bei mir einen Kotzreiz aus. Nichtsdestotrotz ist klar, nicht alle sind so. Wahrscheinlich steckt sogar in jedem Touristen zumindest ein Funken eines Reisenden, genauso wie in jedem Reisenden, zumindest laut Wortherkunft, ja auch ein Tourist steckt. Es gilt wachzurütteln, aufzuzeigen und mit gutem Beispiel voranzugehen.

Schon damals nannten wir den Lonely Planet abwertend nur noch den Crowded Planet, denn seien wir mal ehrlich, wie lonely kann ein Ort schon sein, wenn gefühlt jeder zweite mit dem gleichen Buch durch die Gegend rennt. Es ist schwer geworden in der heutigen Zeit noch neue und eigene Wege zu gehen. Sich nicht von den Massen, dem Mainstream und 08/15 Pauschalreisen leiten zu lassen, sondern sich von den eigenen Gedanken und Ideen tragen zu lassen, ist eine Kunst, die es zu erlernen gilt. Möge dieses Buch ihnen dabei eine Hilfe sein.

Die Sache mit der Zeit

Als Jugendlicher verbrachte ich oft ganze Tage damit, im Garten zu sitzen, Musik zu hören und nichts zu tun. Zugfahrten waren geschenkte Zeit, in der ich mich in die neue Ausgabe der Basket, eine Basketballzeitschrift, vertiefen konnte. Meine Wochenenden verbrachte ich meistens von morgens bis abends auf dem Basketballplatz.

Nachmittags philosophierte ich noch stundenlang mit meinen Freunden, obwohl ich sie morgens schon in der Schule gesehen hatte. Manchmal war mir sogar langweilig.

Doch als Student lernte man, produktiv zu sein. To-do-Listen anzufertigen, in den Semesterferien Praktika zu machen und freie Nachmittage dafür zu nutzen, endlich mal die Küche aufzuräumen. Irgendwo zwischen Klausurenstress und Selbstoptimierung hat man das Entspannen verlernt. Heute formuliert man E-Mails auf dem Fahrrad, hört Inforadio während man putzt und denkt unter der Dusche schon an den nächsten Arbeitstag. Produktivität ist das Stichwort, sie frisst sich gnadenlos in den Alltag vieler Menschen, meistens ohne dass man es anfangs wirklich merkt. Die Kehrseite dieser Effizienz ist das Gefühl, jede Minute mit sinnvollen Tätigkeiten füllen zu müssen. Pausen machen einen nervös, denn sie vermitteln das Gefühl Zeit zu verschwenden. Die Beschleunigung ist mittlerweile tief in unserer Gesellschaft und unseren Leben verankert und so tun wir immer mehr, weil wir Angst haben, etwas zu verpassen. Es ist fast schon zum Statussymbol geworden, produktiv zu sein. Ob die Tätigkeit sinnvoll ist oder nicht, ist dabei oft zweitrangig. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 können 42

Prozent der Berufstätigen ohne Kinder in ihrer Freizeit nicht abschalten und ich bezweifele stark, dass dies bis heute besser geworden ist. Dabei ist es so wichtig für den menschlichen Geist, einfach mal wieder nichts zu tun und die Zeit selbstvergessen geradezu zu verplempern. Doch um in der Lage zu sein, dies wieder tun zu können, muss man erst einmal verstehen, warum man aus dem Hamsterrad der Produktivität nicht mehr herauskommt.

Was kann man also tun, um sein Leben zu entschleunigen und dem Gefühl zu entkommen, ständig der nächsten Aufgabe hinterherjagen zu müssen. Denn das Problem vieler ist, dass je mehr man schaffen will, man versucht ist, Dinge gleichzeitig zu tun und ständig seine To-do-Liste abzuarbeiten. Und desto weniger hat man das Gefühl, einfach mal nichts tun zu dürfen. Die Lösung ist so naheliegend wie simpel und heißt im Hier und Jetzt leben. Den Sinn und Nutzen der jeweiligen Aufgabe hinterfragen. Muss ich diesen Punkt wirklich jetzt erfüllen oder kann ich ihn nicht auch einfach von der Liste streichen, denn oft haben wir uns schon so an den Stress gewöhnt, dass wir ihn quasi als normal empfinden. Den Fokus stärker auf das Gegenwärtige legen. Also nicht auf dem Rad über die To-do-Liste nachdenken, sondern den Wind auf der Haut spüren, die Herbstblätter angucken. Die Aufmerksamkeit vom Nachdenken ins Spüren verschieben, also schlichtweg weniger im Kopf sein und mehr im Körper. Sich Auszeiten zu gönnen und seine Umwelt zu spüren, ist in der heutigen Zeit schon fast zu einer Kunst geworden.

Seltener auf das Smartphone schauen, weniger Nachrichten konsumieren und trotzdem nicht das Gefühl zu bekommen, etwas zu verpassen, mag für viele Menschen schwer erscheinen, ist aber der erste Weg, um aus dem Hamsterrad zu entfliehen.

Sport ist da für viele die einfachste Art dem Alltagsstress zu entkommen, sich abzulenken, seinen eigenen Körper zu spüren und sich in dem zu verlieren, was man gerade tut. Ein anderer zeitweise etwas in Vergessenheit geratener Weg ist die Meditation, seinem Körper zu lauschen und eins mit dem eigenen Geist zu werden, sind auch hier die Grundlagen zu einem besseren und entspannteren Leben.

Bei mir ist es neben dem Sport und der Meditation das Reisen. Denn auch wenn ich bei meinen Reisen immer viel erlebt und gesehen habe, hat es mir auch immer geholfen, mein Leben zu entschleunigen, es gibt mir die Möglichkeit Abstand zu gewinnen von allem, was mich beschäftigt und mir die Zeit zu nehmen, die ich für mich selbst brauche. Obwohl zweifelsohne jeden Tag neue Eindrücke auf einen wirken, seien es neue Bekanntschaften oder die einzigartige Natur und Kultur fremder Länder. So habe ich in diesen Momenten dennoch immer das Gefühl von tiefer Verbundenheit und dem Einklang mit mir selbst.

Wie alles begann

Es ist früh am Morgen und ich bin mit meiner Mutter auf dem Weg zum Flughafen, als wir ankommen und aus dem völlig überfüllten Bus steigen, sehe ich das erste Flugzeug starten und mich überkommt ein mulmiges Gefühl. Da soll ich rein?? Ich bin gerade einmal groß genug, um meinen kleinen Rucksack zu tragen und ausreichend damit beschäftigt nicht von den Menschenmassen, die eilig in das Gebäude strömen, über den Haufen gerannt zu werden. Nachdem wir rausgefunden haben, von welchem Terminal ich abfliegen werde, gehen wir zu einem Schalter, um meine Fahrkarte zu bekommen. Ticket heißt das, wie ich bald erfahren sollte. Es steckt in einem Plastiksack, den ich mir um den Hals hängen soll. Verdammt, sehe ich bescheuert aus. Ich verabschiede mich von meiner Mutter und eine Frau mit freundlichem Lächeln und einer roten Uniform nimmt mich an die Hand. Wir gehen in einen großen Warteraum, aber anders als die anderen Leute darf ich sofort durch einen Tunnel zum Flugzeug laufen und werde vom Piloten begrüßt. Das mulmige Gefühl ist auf der Stelle verflogen, als ich erfahre, dass ich während des Fluges ins Cockpit darf. Gut eine Stunde später, einem kurzen Kribbeln im Bauch beim Start, einer Tafel Schokolade und dem versprochenen Besuch im Cockpit, ist schon wieder alles vorbei und wir landen in Düsseldorf. So oder so ähnlich ereignete sich mein erster alleiniger Flug im Sommer 1993 und ich war gerade einmal fünf Jahre alt. Seitdem hat sich viel verändert, aber das Kribbeln im Bauch beim Start ist immer noch da, egal ob ich nur eine oder die nächsten zehn Stunden im Flugzeug verbringen werde. Bis heute habe ich mehr als sechzig Länder auf vier Kontinenten bereist und insgesamt zu Lande, zu Wasser und in der Luft über 700.000 Kilometer zurückgelegt, was reichen würde, um die Welt über siebzehnmal zu umrunden. Ich habe unzählige Menschen mit den verschiedensten kulturellen und sozialen Hintergründen kennengelernt, habe Städte, Landschaften und Überbleibsel längst vergangener Epochen gesehen, gefühlt und in mich aufgesogen. Angetrieben von diesem unbeschreiblich intensiven Gefühl des wahrhaftigen Erlebens, versuche ich es jedes mal aufs Neue anders zu machen, als es vielleicht der gewöhnliche Tourist machen würde. Das heißt: keine Luxushotels, Ressorts, Spas, private Strände, Fahrer und dergleichen, in den allermeisten Fällen sind es nur die einfachsten Backpacker Unterkünfte. Ich versuche es auf meine eigene Weise zu machen, fernab der ausgetretenen Pfade und der vorgegebenen Routen der Reiseführer und Travelagenturen. Aber hey, gegen ein paar Tage New York über Silvester und eine Nacht in einem guten Hotel spricht natürlich nichts, solange ich trotzdem nur mit einem kleinen Rucksack reise und ein paar Nächte auf der Straße schlafe, ist doch alles in Ordnung. Durch diese Art zu reisen, habe ich Dinge erlebt, die den meisten anderen verwehrt bleiben. Nächte mitten im Dschungel, Schwimmen mit Haien, Vulkanausbrüche und Ascheregen, Chilischoten-Wettessen, Gangaktivitäten in Mittelamerika, Stranden im Death Valley, Busunfälle und vieles, vieles mehr. Aber wieso mache ich das eigentlich, ist es der Kick, der Adrenalinausstoß bei Grenzerfahrungen, der Drang immer wieder etwas neues Außergewöhnliches zu entdecken und zu erleben. Oder ist es einfach nur die Tatsache, dass ich als Kind zu viele Reise- und Naturdokumentationen gesehen habe und mir schon damals in den Kopf gesetzt hatte, all diese Orte selbst einmal zu bereisen. Und vielleicht sogar irgendwann einmal auf einer schönen Insel zu leben, umgeben von Wasser mit Badewannentemperatur und Kokospalmen soweit das Auge reicht.

Heutzutage ist es wissenschaftlich belegt, dass extreme emotionale Erfahrungen, sowohl schöne als auch belastende Ereignisse im Leben, sich tief in unser Bewusstsein einbrennen und uns zum Nachdenken anregen. Dass solche Augenblicke, gerade wenn sie unvorhergesehen und außerhalb unserer Komfortzone passieren, die sind, an die wir uns auch noch im hohen Alter erinnern und letztlich dem Leben eine Bedeutung und Sinn verleihen. Und wahrscheinlich ist es das, was mich immer wieder dazu bewegt, meinen Rucksack zu packen und loszuziehen auf dem Weg zu neuen Abenteuern und vielleicht dem Sinn des Lebens.

Afrika ???

Rückblickend wahrscheinlich eine der ausschlaggebensten Erfahrungen in meinem Leben war der dreiwöchige Besuch bei einer Freundin meiner Mutter in Zimbabwe. Es war in meinen geliebten Sommerferien, ich war damals elf Jahre alt und während die meisten meiner Klassenkameraden ihre Urlaube in Italien, Spanien, Frankreich oder der Türkei verbrachten, war ich im Grunde nur Deutschland und Österreich gewohnt. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon unzählige Male geflogen und stundenlang in Autos oder Zügen, zum Beispiel im Schlafwagen zum Bodensee, unterwegs war, viel Exotisches hatte ich bisher noch nicht gesehen. Und so kannte ich weite Savannen und wilde Tiere nur aus dem Fernseher. Dementsprechend aufgeregt war ich dann auch, als wir am Nachmittag des 19. Juli mit einigen Freunden, die uns verabschieden wollten, Richtung Flughafen aufbrachen. Doch nicht nur ich war superaufgeregt, für meine Mutter war es der erste Flug überhaupt in ihrem Leben und sowohl ihre als auch meine Englischkenntnisse hielten sich in Grenzen. Wir flogen zuerst relativ easy von Berlin Tegel nach London Heathrow, wo wir dann mit einem Bus nach Gatwick mussten. Was sich schon als erste kleine Nervenprobe erwies, da wir erst herausfinden mussten, wo wir die Tickets für den Bus kaufen konnten, und die darauf folgende Fahrt, durch den nur zäh fließenden Verkehr der englischen Hauptstadt, tat ihr Übriges. Doch dann ging es in den Flieger, der uns nach Afrika bringen sollte. So ein Riesenteil hatte ich auch noch nie gesehen. War ich doch bislang immer nur mit kleinen Propellermaschinen, in denen man jedes noch so kleine Luftloch spürte, Richtung Bodensee geflogen, oder ansonsten mit Air Berlin für maximal eineinhalb Stunden in der Luft gewesen. Diesmal war es anders, über zwölf Stunden sollte es dauern bis wir in Harare, der Hauptstadt Zimbabwes, landen würden. British Airways hatte zwar einen für damalige Verhältnisse superguten Service, nur wenn man kein Englisch kann, nützt einem die größte Leinwand nichts, und auch mit der Speisekarte konnte ich nicht allzu viel anfangen. Zum Glück gab unser Sitznachbar sein Bestes, um sie uns zu erklären, und so wurde aus Spinat mal eben eine pantomimische Darstellung von Popeye. Nach dem Essen, dem ersten Mal Zähne putzen über den Wolken und ein paar Stunden Schlaf begann endlich der Landeanflug auf den Mugabe International Airport, und ich drückte mir meine Nase an der Scheibe platt. Wir landeten, die Tür ging auf und ich atmete erst einmal tief ein. Da in Zimbabwe im Juli Winter herrscht, war es fast wie ein normaler Tag in Europa, nur die Luft roch irgendwie interessanter. Anders als in London liefen wir nicht durch die klassische Gangway sondern die Treppen hinunter und zu meinem Erstaunen mussten wir einmal zu Fuß quer über das riesige Rollfeld laufen, was ich natürlich supercool fand. Als wir mit Zoll und Einreise durch waren und uns in der Ankunftshalle, die mich eher an eine riesige Lagerhalle erinnerte, an unserer Gepäckausgabestelle eingefunden hatten, gab es erst einmal nicht so erfreuliche Nachrichten. Wir waren zwar nach insgesamt fast zwanzig Stunden Reise endlich in Afrika angekommen, nur unser Gepäck, das hatte andere Pläne gehabt. Und so kam es, dass wir die ersten drei Tage, so lange dauerte es nämlich bis der nächste Flug von London nach Harare ging, mit den Sachen aus unserem Handgepäck vorlieb nehmen mussten.

Irgendwie hatte ich mir Afrika anders vorgestellt. Als ich so aus dem Fenster des Kleinbusses guckte, mit dem die Freunde meiner Mum uns am Flughafen abholten, sah ich anstatt Savanne und wilder Tiere erst einmal eine pulsierende Großstadt, hohe Häuser mit Glasfassaden, Männer in Anzügen und haufenweise Autos. Einziger Unterschied, alle waren schwarz. Zu Hause angekommen, hatte sich das Bild allerdings gewandelt. Petra und ihr Freund Nicky lebten in einem sehr einfachen kleinen Haus mit Wellblechdach. Es hatte zwei kleine Räume, wobei einer als Schlaf- und der andere als Koch- und Wohnraum genutzt wurde. Hinter dem Haus befand sich noch ein kleines Bad und ein Haustier gab es auch. Eine kleine afrikanische Landschildkröte namens Gabi, eigentlich Mugabe, aber so hieß der Präsident und es war verboten, sein Haustier nach ihm zu benennen. Was, so ganz nebenbei bemerkt, auch gegenüber der Schildkröte reichlich unfair gewesen wäre. Das kleine Haus stand auf einem ziemlich großen Grundstück und war eigentlich für die Hausangestellten gedacht, die normalerweise im großen durch einen Garten abgetrennten Haupthaus arbeiteten. So war es hier üblich, nur dass normalerweise die Weißen in den Haupthäusern wohnten und die Schwarzen für sich arbeiten ließen.

Nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung fand ich es ziemlich cool, ich fing an, Eidechsen ums Haus zu jagen, die Kolibris in den Bäumen zu beobachten und baute mir aus Bambus ein kleines Dach für meinen Kletterbaum, der genau vor dem Haus stand. Nur mit dem Essen hatte ich am Anfang noch so meine Probleme, ich wollte zwar alles probieren, war aber doch noch etwas wählerischer als heutzutage. Zum Frühstück gab es meist Toast mit Marmelade, dazu ein Ei und etwas Gemüse, vor allem die stacheligen Gurken aus dem Garten hatten mein Interesse geweckt. Mittags kauften wir entweder an irgendwelchen Ständen etwas Obst oder aßen bei Anden, Petras Schwester, die nur wenige Minuten zu Fuß von uns entfernt wohnte. Zumeist gab es dann, aber vor allem auch abends Sadza, den traditionellen Maisbrei, den man in Zimbabwe quasi zu jeder warmen Mahlzeit isst, dazu Gemüse und manchmal auch etwas Fleisch.

Bei Anden war es supercool, sie wohnte in einem riesigen Haus mit unzähligen Zimmern, einem großen Garten mit Pool und hatte sogar einen Hund, mit dem ich oft und gerne spielte. Allerdings auch nur bis wir eines Abends feststellten, dass ich über und über von Zecken befallen war.

Eines Tages, ich saß gerade in meinem Kletterbaum, hörte ich auf einmal so etwas wie ein Meckern oder Schreien, das vom Nachbargrundstück zu kommen schien. Ich lief zum Zaun, guckte hinüber und was ich dort sah, war gleichzeitig schockierend und interessant. Auf dem anderen Grundstück hatten die Nachbarn an einem großen Baum eine Ziege bei lebendigem Leib aufgehängt, ihr vor meinen Augen die Kehle durchgeschnitten und ließen sie nun ausbluten. So etwas hatte ich zwar nicht direkt erwartet und es war das erste Mal, dass vor meinen Augen ein größeres Tier geschlachtet wurde, aber es ging wohl schon eher in die Richtung, was ich mir unter Afrika vorgestellt hatte.

Nach knapp einer Woche, in der wir uns alle gut eingewöhnt hatten, sollte der erste größere Ausflug stattfinden. Es ging nach Domboshava, einem rund dreißig Kilometer nordöstlich von Harare gelegenen Hochplateau mit riesigen verstreut liegenden Granitfelsen. Von den Einheimischen werden sie auch als Wackelsteine bezeichnet, da manche wirklich so aussehen, als könnten sie jeden Moment umkippen. Der Name Domboshava setzt sich aus den Wörtern Dombo, was soviel bedeutet wie Fels, und shava, was hellbraun bedeutet, zusammen. Das Plateau trägt diesen Namen, da der imposanteste aller Felsen von einer hellbraunen Flechte bewachsen ist. Außerdem gab es aber auch noch rote, grüne und graue, wodurch das Ganze zu einem sehr bunten Mix wurde. Ungefähr genau so bunt und für mich fast noch spannender waren die vielen Eidechsen, die zwischen den Felsspalten umher wuselten, und die ich natürlich sofort versuchte zu fangen und zu fotografieren. Interessant waren auch die rund 6000 Jahre alten Höhlenmalereien, die man an einigen der Felswände entdecken konnte. Allerdings hatte ich damals wohl noch andere Interessenlagen, von daher beschäftigte ich mich nur kurz mit den Elefanten und Antilopen an der Wand, und kletterte lieber weiter auf den Felsen herum. Wir waren den gesamten Tag auf dem riesigen Plateau unterwegs, von dessen Gipfel man einen wirklich beeindruckenden Ausblick über die umliegende Landschaft hatte. Gen Abend ging es dann wieder, genau wie wir am Morgen hergekommen waren, mit einem kleinen lokalen Minibus zurück Richtung Harare. Denn auch damals schon lautete das oberste Gebot so zu reisen wie die Einheimischen und damit weg von den Touristenmassen. Doch dann, zwei Tage später gab es ein Problem und diesmal ein richtiges. Meine Mutter hatte schon vor ein paar Tagen eine Verletzung am Fuß gehabt, eigentlich nur ein kleiner Schnitt, doch durch die klimatischen Verhältnisse und die für unsere europäischen Körper unbekannten Bakterien hatte es sich zu einer waschechten Blutvergiftung entwickelt. Zu ihrem großen Glück war Anden Krankenschwester, was auch der Grund für ihren Aufenthalt in Afrika war, da sie von ihrer Organisation zur Bekämpfung von Aids in Zentralafrika eingesetzt wurde. Jedenfalls hatten wir über sie relativ einfachen Zugang zu hochdosiertem Antibiotika, doch nichtsdestotrotz lag meine Mutter erst einmal fast zwei Tage flach, was mir allerdings wie eine Ewigkeit vorkam.

Ich kann mich noch ziemlich genau daran erinnern, was für ein mulmiges Gefühl in mir aufkam, als ich meine Mutter so im Bett liegen sah. Natürlich kümmerten sich alle super um mich. Doch im Endeffekt waren es nur Freunde meiner Mutter, wir waren gut 10.000 Kilometer von Zuhause entfernt, alles war anders und bis auf Petra und Anden sprach niemand meine Sprache - und selbst wenn ich fließend hätte Englisch sprechen können, was ich bei weitem nicht tat …

Englisch ist zwar Zimbabwes offizielle Landessprache, doch wird sie hauptsächlich in den Städten und von Weißen gesprochen. Die wichtigsten Sprachen sind die Bantu-Sprachen, Shona und Ndebele, wobei Shona, was auch Nicky sprach, von rund 75 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird und somit quasi die inoffizielle Landessprache ist.

Nachdem es meiner Mutter endlich wieder einigermaßen gut ging, ich saß schon die ganze Zeit wie auf Kohlen, sollte es nun losgehen. Das worauf ich mich am meisten gefreut hatte, wurde jetzt wahr, wir fuhren in einen Nationalpark !!!

Der Nyanga Nationalpark liegt im Hochland auf rund zweitausend Metern ganz im Osten Zimbabwes, nur ein paar Kilometer entfernt von der Grenze zu Mosambik und ist einer der ältesten und artenreichsten des Landes. In ihm befinden sich sowohl der höchste Berg Zimbabwes als auch die mit 760 Metern sechsthöchsten Wasserfälle der Erde. Er beherbergt neben den großen Herdentieren wie Gnus, Zebras und Antilopen auch Leoparden und Hyänen, sogar Löwen und Büffel kommen gelegentlich aus den benachbarten Tiefebenen Mosambiks herüber. Wir wollten für fünf Tage in einer mitten im Reservat liegenden Lodge wohnen, direkt an den Ufern eines kristallklaren Sees. Schon die Fahrt zum Nationalpark war ein kleines Abenteuer. Zuerst ging es mit dem Kleinbus von unserem Zuhause zum Bahnhof, wo wir noch einiges an Proviant einkauften. Dann stiegen wir in den Zug nach Mutare, der mit rund 200.000 Einwohnern viertgrößten Stadt des Landes. Die Zugfahrt in dem alten, vermutlich englischen, Schlafwagen dauerte fast acht Stunden, was mir nicht lange vorkam, da ich, wenn ich mich nicht gerade in der Zugtoilette einsperrte, was nicht so lustig war, wie es vielleicht klingt, sowieso die meiste Zeit damit beschäftigt war, die Umrisse der an uns vorüberziehenden Landschaft zu beäugen. Von Mutare aus ging es dann mit einem Bus über holprige Schotterpisten weiter bis zum Nationalpark. Das einzige, an was ich mich noch etwas gewöhnen musste, waren die teilweise sehr aufdringlichen Blicke, die allerdings daher rührten, dass einige der Menschen, die mit uns fuhren noch nie zuvor eine weiße Person gesehen hatten. Alles in allem dauerte unsere Reise fast einen kompletten Tag und so waren wir heilfroh, als wir am späten Nachmittag endlich im Nationalpark ankamen. Das riesige Bungalow mit seinen traditionell eingerichteten und trotzdem hochmodernen Zimmern und vor allem die riesige Glasfront im Wohnzimmer, durch die man direkt auf den See und die dahinter beginnende Savanne blicken konnte, entschädigte allerdings für alles.

Nachdem wir am Vorabend alle sehr schnell ins Bett gegangen waren, konnte ich es am nächsten Morgen nicht mehr aushalten und rannte noch vor dem Frühstück den kleinen Weg hinunter zum See. Links und rechts des Weges türmten sich überall kleine Termitenhügel. Der See war umgeben von einem dichten Schilfgürtel in dem verschiedenste Vögel nisteten und dann war da noch ein Steg, der raus auf den See führte. Sofort entdeckte ich die ersten Fische und war voller Eifer, ich rannte zurück und holte mir gleich nach dem Frühstück eine Angelerlaubnis beim Parkranger. Bis auf ein, zwei Barsche und eine riesige Forelle, die allerdings leider nicht richtig beißen wollte, blieb ich zwar erfolglos, doch das hinderte mich nicht daran, es zwei Tage später noch einmal versuchen zu wollen.

Und so lief ich mit meiner Angel und einer Köderdose nach dem Frühstück alleine den kurzen Weg Richtung See hinunter. Als auf einmal, mitten vor mir, eine zusammengerollte Schlange auf dem Weg lag. Ich hätte natürlich wie jeder normale Mensch einfach in einem großen Bogen um sie herum und weiter zum See laufen können, doch davon hielt ich irgendwie nicht viel, außerdem habe ich ja auch nie behauptet ganz normal zu sein. Also ging ich etwas näher heran, um sie mir einmal genauer anzugucken. Sie war rund einen Meter lang, für eine Schlange relativ kräftig gebaut und hatte ein auffallendes braunes Zickzackmuster. Als klar war, dass sie noch lebte, sich aber nicht so recht bewegen wollte, stupste ich sie kurzerhand ein bisschen mit meiner Angel an. Das fand sie allerdings weniger lustig, und sie begann sich aufzurichten und ein lautes Zischen auszustoßen. Rückblickend habe ich absolut keine Erklärung, was zum Henker da bei mir ausgesetzt hat, jedenfalls bekam ich die Schlange so weit, sich widerwillig vom Weg zu bewegen. Anstatt dann endlich einfach weiterzulaufen, hatte ich jedoch die glorreiche Idee, sie meiner Mutter zeigen zu wollen. Und so kippte ich kurzerhand meine Köderbox aus und versuchte nun, die schon ziemlich genervte Schlange mit dieser einzufangen. Wobei ich immer wieder, aus nur einem knappen halben Meter Entfernung, versuchte, die Box über sie zu stülpen, was mir sogar nach ein paar Versuchen tatsächlich gelang. Freudestrahlend rannte ich den Weg hinauf und schrie einmal quer durchs ganze Haus: „Kommt schnell, ich hab eine Schlange gefangen!!!”

„Du hasst was???”, kam es aus der Küche zurück, in der gerade alle drei dabei waren das Frühstück wegzuräumen und sich angeregt unterhalten hatten.

„Ich hab eine Schlange gefangen”, wiederholte ich voller Stolz, „kommt endlich!” Als wir bei der Box ankamen, war von der Schlange, außer ein paar Spuren im Sand, leider nichts mehr zu sehen. Im Nachhinein sollte sich im Gespräch mit dem Parkranger herausstellen, dass es sich um eine Puffotter gehandelt hatte. Gegen deren Gift er tatsächlich kein Gegengift gehabt hätte - und selbst wenn er eins gehabt hätte. Ich war quasi immer noch ein Kind und dies eine der giftigsten Schlangen der Welt, die für die meisten Todesopfer durch Schlangenbisse pro Jahr in ganz Afrika verantwortlich ist. Nach diesem Vorfall waren alle etwas vorsichtiger und ich ging von nun an nur noch in Begleitung eines Erwachsenen auf Entdeckungstouren durch den Nationalpark.

Der Ranger hatte uns auch noch erzählt, dass im Moment keine großen Wildkatzen im Park unterwegs seien und es deswegen kein Problem wäre, ihn auf eigene Faust zu erkunden. Nachdem ich aber bereits am Tag zuvor eine kleinere Raubkatze bei einer Wanderung mit meiner Mum entdeckt hatte, schenkte ich den Aussagen des Rangers keine allzu große Beachtung, ich wollte schließlich Löwen sehen, und zwar am besten direkt vor mir im Gebüsch. Am nächsten Tag hatte ich bereits während des Frühstücks durch das große Fenster ein paar Gnus und Antilopen auf der anderen Seite des Sees entdeckt. Und so ging es mit Nicky auf einen Ausflug einmal um den See herum bis auf die andere Seite. Die artenreiche Flora und Fauna faszinierte mich total und hinter jeder Biegung des kleinen Trampelpfades, der sich um den See schlängelte, versteckte sich ein neues Abenteuer. Gegen Nachmittag sagte Nicky, dass es besser sei, wenn wir uns jetzt auf den Rückweg machen würden. Zuerst war ich noch etwas missmutig hinter ihm her getrottet, doch als die Dämmerung einbrach und wir auf einmal ein lautes Gebrüll vernehmen konnten, wusste ich nur zu gut, warum er mich so schnell wie möglich wieder zur Lodge bringen wollte. Nachdem er mir erklärt hatte, dass er denke, es sei ein Löwe, der da gebrüllt habe, legten wir den letzten Kilometer in einer Art Dauerlauf zurück und so cool die Situation auch war, etwas erleichtert war ich schon, als wir wieder unversehrt zu Hause ankamen.

Am nächsten Tag, es war der letzte vor unserer Rückreise nach Harare, gingen wir auf einem anderen Weg zu ein paar im Park liegenden Wasserfällen, die wirklich sehr schön waren. Doch für mich fast noch interessanter war der Antilopenkadaver, den ich im Gebüsch entdeckte, von wegen keine Raubkatzen. Ich ließ es mir nicht nehmen und schnappte mir ein Horn, das noch heute als eines der coolsten Mitbringsel aller Zeiten, in einer Kiste bei mir zu Hause liegt, anbei ein Dank an den Zollbeamten, der mal kurz zwei Augen zugedrückt hat.

Zurück in Harare besuchten wir eine Freundin von Petras Schwester in einem kleinen Dorf, die, wie sich herausstellte, ein kleines Problem in Form von einem riesigen halb unter, halb über der Erde liegenden Stein in ihrer Einfahrt hatte.

In Deutschland hätte man ihn wahrscheinlich mit einem Bagger herausgebuddelt und danach mit Erde das Loch wieder zugeschüttet, aber wir waren ja in Afrika. Also wurde kurzerhand am Abend, zur Feier des Tages, ein großes Grillfest veranstaltet, wobei das Feuer mitten auf dem großen Stein errichtet wurde. Als dann alle mit dem Essen fertig waren, wurde die Glut zur Seite geschoben und mehrere Eimer eiskaltes Wasser über ihn geschüttet, wodurch er unter lautem Zischen und Knacken in seine Einzelteile zerbrach. Problemlösung auf afrikanisch dachte ich, so einfach, so simpel.

Ein paar Tage vor unserem Rückflug machten wir dann noch einen Tagesausflug nach Chinoi. Wo sich am Ende einer eingestürzten Höhle ein See befand, den ich damals mit den Worten beschrieb: ,,Es sieht aus als hätte jemand seinen Tintenfüller darin ausgeleert.” Und tatsächlich, bis heute habe ich nie wieder so ein intensives Blau, wie in diesem kleinen See, gesehen. In dem zu meiner Freude auch noch abertausende von Guppies umherschwammen und über dem, wie in einem Film, bunte Papageien ihre Kreise zogen.

Dann am Abend des 10. August ging es, die Taschen voll mit Antilopenhorn, Schlangenhaut, Steinen, Vogelnest, einem Stück von einem Termitenhügel und einem Sack voll Zuckerrohr Richtung Mugabe International Airport. Zwar war der Flug hoffnungslos überbucht, doch da wir durch mich den Kinder-Bonus hatten, durften wir schlussendlich mitfliegen und so verabschiedeten wir uns von allen, die uns zum Flughafen gebracht hatten, und stiegen in den Flieger Richtung Heimat.

Aber Afrika, das Reisen, die wilden Tiere, die fremde Kultur und die Neugier nach all dem Unbekannten, was es noch zu entdecken gab, sollte für immer tief in meinem Kopf und meinem Herzen verankert bleiben.

Q&A alias Der Cheatcode

Häufig werde ich Dinge gefragt wie, was war das Extremste, was du je erlebt, gegessen oder gesehen hast. Oder auch sehr beliebt, die Frage nach meinem Lieblingsland, die ich meistens mit einem: „Das ist sehr schwer, wenn Hawaii noch ein eigenständiges Land wäre, wahrscheinlich Hawaii", beantworte.

Aber die mit großem Abstand am häufigsten gestellte und alles entscheidende Frage ist: „Wie machst du das eigentlich?“

Mittlerweile weiß ich, dass dieses, wie machst du das eigentlich, für die meisten Leute stellvertretend für zwei Fragen steht. Nämlich erstens, woher nimmst du das Geld und zweitens, woher nimmst du die Zeit?

Diese zwei Fragen sind erst einmal nicht wirklich leicht zu beantworten, möchte man nicht gefühlt seine komplette Lebensgeschichte offen legen. Noch dazu ist mein Weg ja auch nicht unbedingt der, den jeder andere nachahmen kann oder will. Entscheidend ist eher die Idee hinter dem Ganzen und die ist recht schnell und einfach erklärt.

Jeder hat wahrscheinlich in seinem Leben, gerade in den jüngeren Jahren mal darüber nachgedacht, wie es wäre reich zu sein oder einfach alles machen zu können, was man möchte.

Bei mir war das nicht anders, doch wirklich einschneidend weitergebracht hat mich am Ende ein relativ banaler Moment.

Ich war ungefähr sechzehn, als ich das erste Mal das Geld, Zeit, Energie Modell sah, das oft auch als Ironie oder gar als Dilemma des Lebens betitelt wird.

Money.Time.Energy. Nach: Ricardo and Lorena Travel/Lifestyle/Shop, URL: 18.09.2022

Das Problem ist klar, in jeder Phase unseres Lebens fehlt uns ein entscheidender Faktor, der auch für meine Art des Reisens essentiell ist.

Wenn wir jung sind, haben wir gefühlt alle Zeit der Welt und strotzen nur so vor Energie, was uns fehlt ist das Geld, es sei denn man hat das Glück ein Millionärskind zu sein. Als Erwachsener, mit nach Möglichkeit einem „guten" Job, hat man dann zwar Geld und auch immer noch genug Energie. Aber durch den Job und unzählige weitere Verpflichtungen leider einfach nicht mehr genug Zeit. Zu guter Letzt hat man im Rentenalter hoffentlich dann immer noch genug Geld und auch wieder Zeit, nur der Körper macht einfach nicht mehr so mit wie früher.

Als ich mir dieses Diagramm damals das erste Mal bewusst zu Gemüte führte, war ich zugegebenermaßen für einen Moment lang ziemlich geschockt.

Doch nach kurzer Zeit begann ich zu grübeln, das konnte es ja nicht sein, ich konnte ja nicht so einfach mir nichts dir nichts dieses Modell nachahmen und ins Verderben rennen.

Es musste eine Möglichkeit geben, das System zu knacken und aus dem Kreislauf auszubrechen. Festgestellt, dass ich kein Millionärssohn war, hatte ich bereits, von daher hatte sich die erste Spalte schon mal erledigt und darauf zu hoffen, dass man im Alter wie durch ein Wunder vielleicht noch genau so fit war wie in jungen Jahren, war so illusorisch, dass auch die letzte Spalte rausflog. Es blieb also nur eine Möglichkeit, die mittlere, und somit das Zeitproblem im Erwachsenenalter zu beheben, ohne dabei signifikant an Geld oder Energie einzubüßen.

Und fortan war genau dies das oberste Ziel in so ziemlich allen wesentlichen Entscheidungen, die ich traf und bis heute getroffen habe.

Doch hier sind wir wieder am Anfang, bei der Sache nicht sein komplettes Leben zu erzählen und dabei, dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muss.

Ich kann ihnen nur sagen, es gibt sie, die Wege raus aus diesem Dilemma und hin zu einem erfüllten und selbstbestimmten Leben. Ich hoffe, ich konnte ihnen hiermit einen kleinen Denkanstoß liefern.

Abi einmal anders

Um es kurz zu machen, nach der Zeit auf der Realschule entschied ich mich, ein Fachabitur in Agrarwirtschaft zu machen. Weil, sind wir mal ehrlich, wo kann man mit sechzehn, siebzehn schon besser lernen Gras anzubauen, als auf einer Schule mit Gewächshäusern auf dem Schulhof.

Schnell stellte sich heraus, dass ich mit meiner Idee zwar nicht alleine war, aber die meisten sich dann wohl doch aus anderen Beweggründen für diese Schule entschieden hatten, als tonnenweise Gras anzubauen. Und so fand ich mich zwischen allen möglichen Neu-Hippies, Veganern und hoffnungslos gestrandeten Leuten wieder. Nach ein paar Monaten hatte sich der harte Kern inklusive mir an die letzte Tischreihe verzogen und versuchte, das Beste aus der Situation zu machen.

Es stellte sich heraus, dass mein Tischnachbar, ein absolutes Genie und totaler Potthead nicht abgeneigt war auch mal ein bisschen zu traveln, um dem ganzen Scheiß gelegentlich den Rücken zu kehren. Da saßen wir nun, zwar motiviert aber chronisch pleite, Flüge waren damals leider auch noch nicht zu den Spottpreisen zu haben wie heute, besonders nicht in den Ferien, von der Bahn ganz zu schweigen. Also wichen wir auf die einzige Alternative aus, die glorreichen Rainbow Tours Busreisen, die Bus plus Hotel für einen halbwegs günstigen Paketpreis anboten.

Für alle, die nicht damit vertraut sind: Die mit dem Markennamen Rainbow Tours auftretende A.S. Reiseveranstaltungs GmbH war ein 1981 gegründetes deutsches Reiseveranstaltungsunternehmen mit Hauptsitz in Hamburg, das nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich Städte- und Sommerreisen war, dann jedoch im Dezember 2011 einen Insolvenzantrag stellen musste und im April 2012 schließlich aufgelöst wurde … thanks wikipedia.

Der erste Kurz-Trip sollte nach Paris gehen, der zweite nach London und dazwischen war ich noch kurz bei den NBA Europe Games in Köln. Alles innerhalb einer Woche versteht sich, man hat ja sonst nichts zu tun. Aber der Reihe nach.

Nach kurzem Zögern, ob der angegebenen zwölf Stunden Fahrzeit nach Paris, buchten wir den Drei-Tages-Trip zu einem damals unschlagbaren Gesamtpreis von 189 Euro.

Untergebracht waren wir ganz gangsterlike in Clichy, einem Pariser Vorort, der vor allem durch seine erbitterten Straßenschlachten bei den Unruhen 2005 bekannt wurde. Wider Erwarten war das Hotel trotz der Lage ganz okay, aber da wir ja sowieso planten, die Stadt auf den Kopf zu stellen, war dies ziemlich nebensächlich.

Zusammenfassen lassen sich die drei Tage am ehesten mit, laufen, laufen, laufen. Die Eigenschaft innerhalb kürzester Zeit und ohne Rücksicht auf Verluste eine komplette Stadt zu Fuß zu erkunden, sollte uns in den nächsten Jahren noch einige Male von Nutzen sein.

Nach drei Tagen, hunderten von Fotos, Erinnerungen und verrückten Storys traten wir die Heimreise an. Wobei ich mich schon am nächsten Tag in den Bus nach Köln setzte, um endlich meine ersten NBA Spiele live mitzuerleben.

Es war ein vier Team Turnier, bestehend aus den Philadelphia 76ers mit Starspieler Allen Iverson und den Phoenix Suns um den frisch gebackenen MVP, Steve Nash. Komplettiert wurde das Feld von den Serienmeistern Maccabi Tel Aviv und ZSKA Moskau. Nach zwei Tagen Basketball pur ging es am späten Nachmittag wieder zurück Richtung Berlin, wo ich wegen eines durch einen