Der Tod im Kasino - S. S. Van Dine - E-Book

Der Tod im Kasino E-Book

S. S. Van Dine

4,5

Beschreibung

Philo Vance erhält einen merkwürdigen Brief: Der anonyme Schreiber kündigt an, in der wohlhabenden und berühmten New Yorker Familie Llewellyn werde demnächst ein schlimmes Verbrechen geschehen. Der Privatdetektiv soll sich in ein bekanntes Kasino in der Upper West Side begeben. Dort erlebt Vance tatsächlich, wie der junge Lynn Llewellyn zusammenbricht – offenbar nach einem Giftanschlag. Während Llewellyn überlebt, stirbt seine Frau noch in der gleichen Nacht, ebenfalls nach einer Vergiftung. Vance ermittelt – dann passiert ein weiterer Giftmord … Dieser Krimi aus der Philo-Vance-Reihe wurde 1935 erfolgreich verfilmt. Mit dieser Ausgabe bei krimischaetze.de ist die Original-Übersetzung erstmals als E-Book verfügbar. In Zukunft werden bei www.krimischaetze.de regelmäßig weitere Titel erscheinen - überarbeitet, in neuer Rechtschreibung und mit erklärenden Fußnoten versehen. krimischaetze.de Null Papier Verlag

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S. S. Van Dine

Der Tod im Kasino

Ein Fall für Philo Vance. Kriminalroman aus New York.

S. S. Van Dine

Der Tod im Kasino

Ein Fall für Philo Vance. Kriminalroman aus New York.

(The Casino Murder Case)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] EV: Goldmann, Bern; Leipzig; Wien, 1935 2. Auflage, ISBN 978-3-954184-78-1

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Über kri­mis­chaet­ze.de

Über den Au­tor

Über den Ro­man­hel­den Phi­lo Van­ce

Über die­ses Buch

Han­deln­de Per­so­nen

1. Der an­ony­me Brief

2. Das Ka­si­no

3. Die ers­te Tra­gö­die

4. Das Zim­mer der to­ten Frau

5. Gift!

6. Ein Schrei in der Nacht

7. Noch mehr Gift

8. Der Arzneischrank

9. Eine schmerz­haf­te Be­fra­gung

10. Der Ob­duk­ti­ons­be­richt

11. Was­ser­scheu

12. Van­ce un­ter­nimmt eine Rei­se

13. Eine ver­blüf­fen­de Ent­de­ckung

14. Das wei­ße Eti­kett

15. Die Zwei-Uhr-Verab­re­dung

16. Die Schluss­tra­gö­die

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze

kri­mis­chaet­ze.de

Der Drachen­teich

Fräu­lein Ban­dit

Die blaue Spur – Mau­ri­ce Wal­li­on er­mit­telt

Das ver­schwun­de­ne Haus

Der Tod im Ka­si­no

Der Mann vom Meer

Auf der Flucht

Die wei­ße Nel­ke

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Über krimischaetze.de

Kri­mi­nal­ro­ma­ne sind heut­zu­ta­ge er­folg­reich wie nie. Kri­mi-Klas­si­ker? Da den­ken die meis­ten so­fort an Aga­tha Chris­tie (1890-1976) oder Ed­gar Wal­lace (1875-1932). Tat­säch­lich ge­hör­ten die bri­ti­schen Au­to­ren zu den ers­ten, die in den »wil­den« 1920er Jah­ren ins Deut­sche über­setzt wur­den. Kri­mi-Fans ken­nen oft auch den Schwei­zer Fried­rich Glau­ser (1896-1938), den Na­mens­ge­ber des Glau­ser-Prei­ses -- eine der wich­tigs­ten Aus­zeich­nun­gen für deutsch­spra­chi­ge Kri­mi-Au­to­ren. Wie viel­fäl­tig die Kri­mi-Sze­ne in der Wei­ma­rer Re­pu­blik war, ist in der brei­ten Öf­fent­lich­keit je­doch voll­kom­men in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten. Für kri­mis­chaet­ze.de ha­ben sich Jür­gen Schul­ze, Ver­le­ger des Null Pa­pier-Ver­la­ges, und Se­bas­ti­an Brück, Au­tor und Jour­na­list, zu­sam­men­ge­tan, um alte Kri­mi-Best­sel­ler neu zu ent­de­cken und als E-Book ver­füg­bar zu ma­chen -- über­ar­bei­tet, in neu­er Recht­schrei­bung und mit er­klä­ren­den Fuß­no­ten ver­se­hen.

Das kri­mis­chaet­ze.de-Pro­gramm star­tet zu­nächst mit sechs Ti­teln -- so­wohl Über­set­zun­gen aus dem Eng­li­schen (S.S. Van Dine) und Schwe­di­schen (Ju­li­us Re­gis), als auch deutsch­spra­chi­ge Ori­gi­na­le: In je zwei Fäl­len er­mit­teln Phi­lo Van­ce, der »ame­ri­ka­ni­sche Sher­lock Hol­mes«, und Mau­ri­ce Wal­li­on, der »De­tek­tivre­por­ter« und »Ur­va­ter« von Stieg Lars­sons »Mil­le­ni­um«-Pro­tago­nist Mi­kael Blom­qvist. Eben­falls ver­tre­ten sind die ver­ges­se­nen Wer­ke zwei­er jü­di­scher Au­to­ren: Die in Bu­da­pest, Pa­ris und San Se­bas­tián spie­len­de Kri­mi­ko­mö­die »Fräu­lein Ban­dit« des Ös­ter­rei­chers Jo­seph Del­mont so­wie der hu­mor­vol­le Kri­mi­nal­ro­man »Das ver­schwun­de­ne Haus -- oder: Der Ma­ha­ra­dscha von Bre­cken­dorf« des Frank­fur­ters Karl Ett­lin­ger.

In Zu­kunft wer­den bei www.krimischaetze.de re­gel­mä­ßig wei­te­re Ti­tel er­schei­nen.

Über den Autor

Noch heu­te wird S.S. Van Dine im­mer wie­der ge­mein­sam mit Au­to­ren wie Aga­tha Chris­tie oder Do­ro­thy L. Sayers als Mit­be­grün­der des gol­de­nen Zeit­al­ters des Kri­mi­nal­ro­mans ge­nannt. Wil­liam Hun­ting­ton Wright -- so lau­tet der ech­te Name des US-Au­tors -- wähl­te für sei­ne Kri­mi­nal­ro­ma­ne ein fik­ti­ves Ich-Er­zäh­ler-Pseud­onym: »Van« ist sein drit­ter Vor­na­me und nicht mit dem nie­der­län­di­schen Adelsprä­di­kat zu ver­wech­seln, »S.S.« steht für »steam­ship« (Deutsch: »Dampf­schimpf«).

Wright wur­de 1888 in Vir­gi­nia ge­bo­ren, wo sei­ne El­tern ein Ho­tel führ­ten. Er stu­dier­te mit mä­ßi­gem Er­folg an drei Col­le­ges, un­ter an­de­rem in Har­vard. Da­nach ging er für ein Kunst­stu­di­um nach Mün­chen und Pa­ris. Zu­rück in den USA mach­te er sich in den 1910er Jah­ren einen Na­men als Li­te­ra­tur- und Kunst­kri­ti­ker für die Los An­ge­les Ti­mes so­wie als Re­dak­teur ei­nes Li­te­ra­tur­ma­ga­zins. Au­ßer­dem ver­öf­fent­lich­te er ein Fach­buch über Fried­rich Nietz­sche (»What Nietz­sche Taught«, 1915) -- ein kom­men­tier­ter Über­blick über alle Wer­ke des deut­schen Phi­lo­so­phen -- so­wie meh­re­re Kurz­ge­schich­ten.

Sei­ne Kar­rie­re als Kri­mi-Au­tor be­gann in New York, als er von sei­nem Arzt eine zwei­jäh­ri­ge Bett­ru­he ver­ord­net be­kam -- of­fi­zi­ell auf­grund von Herz­pro­ble­men, tat­säch­lich in Fol­ge sei­ner heim­li­chen Ko­kain­sucht. In die­ser Zeit, ab 1923, wühl­te er sich in­ten­siv durch das Gen­re der Kri­mi­nal- und De­tek­tiv­li­te­ra­tur, die da­mals in li­te­ra­ri­schen Zir­keln einen schlech­ten Ruf hat­te. Wright er­schuf als Ge­gen­pol sei­nen aus der rei­chen und ele­gan­ten Ge­sell­schaft stam­men­den Pro­tago­nis­ten Phi­lo Van­ce, der schnell zum er­folg­reichs­ten Kri­mi-Er­mitt­ler sei­ner Zeit avan­cier­te, bis er ab 1939 -- dem Jahr in dem Wright verstarb -- all­mäh­lich von Ray­monds Chand­lers De­tek­tiv Phi­lip Mar­lo­we ab­ge­löst wur­de.

Über den Romanhelden Philo Vance

Ein ame­ri­ka­ni­scher Sher­lock Hol­mes der 1920er und 1930er -- bis heu­te ist Phi­lo Van­ce im­mer wie­der mit die­sem Eti­kett ver­se­hen wor­den. In der Tat er­in­nert schon die Er­zähl­wei­se an Ar­thur Co­nan Doy­le: In die­sem Fall heißt der Chro­nist nicht Dr. Wat­son, son­dern S.S. Van Dine -- ein gu­ter Freund von Phi­lo Van­ce und des­sen Be­ra­ter und Pri­vat­se­kre­tär.

Phi­lo Van­ce ist Mit­te drei­ßig, groß und kräf­tig, scharf ge­schnit­te­ne Ge­sichts­zü­ge, graue Au­gen -- ein durch­aus at­trak­ti­ver Mann, aber kein Schön­ling. Zu­wei­len wirkt er et­was sno­bis­tisch und di­stan­ziert. Dazu pas­sen auch die stets ta­del­lo­se Klei­dung, sei­ne pri­va­te Kunst­samm­lung so­wie ex­klu­si­ve In­ter­es­sen wie Polo, Hun­de­zucht oder Bo­gen­schie­ßen. Die­ser Typ New Yor­ker kann nur aus der obe­ren Ge­sell­schafts­schicht der Me­tro­po­le stam­men.

Van­ce hat im bri­ti­schen Ox­ford stu­diert, ist durch eine Erb­schaft fi­nan­zi­ell un­ab­hän­gig und wohnt mit sei­nem But­ler Cur­rie in der 38. Stra­ße Ost in ei­nem lu­xu­ri­ösen Stadt­haus -- ein so­ge­nann­tes Brown­sto­ne mit Dach­gar­ten. Durch sei­ne lang­jäh­ri­ge Freund­schaft mit dem Be­zirks­staats­an­walt John Mark­ham wird Phi­lo Van­ce im­mer wie­der in span­nen­de Kri­mi­nal­fäl­le hin­ein­ge­zo­gen. Auch Ser­geant Heath, Lei­ter der Mord­kom­mis­si­on des New York Po­li­ce De­part­ment (NYPD), greift ger­ne auf den Scharf­sinn und die hohe Bil­dung des Ama­teur­de­tek­tivs zu­rück. Kri­mi­nal­fäl­le als in­tel­lek­tu­el­le Her­aus­for­de­rung: In­di­zi­en sam­meln, Fak­ten ana­ly­sie­ren -- dar­in ist Phi­lo Van­ce ähn­lich gut wie ei­ni­ge Jahr­zehn­te vor ihm Sher­lock Hol­mes.

Nach dem durch­schla­gen­den Er­folg der Kri­mi-Rei­he wur­den von 1929 bis 1947 ins­ge­samt fünf­zehn Fil­me mit wech­seln­den Phi­lo Van­ce-Dar­stel­lern ge­dreht. Ein­mal (1930) über­nahm auch der Ame­ri­ka­ner Ba­sil Ra­th­bo­ne die Rol­le, der ein paar Jah­re spä­ter als Sher­lock Hol­mes-Dar­stel­ler welt­be­rühmt wer­den soll­te. Auch für das Ra­dio wur­den die Phi­lo Van­ce-Kri­mis ad­ap­tiert, NBC brach­te in den 1940er Jah­ren drei Hör­spiel­se­ri­en.

Ei­ni­ge Jahr­zehn­te spä­ter gab es das ers­te Re­vi­val: 1974 wag­te das ita­lie­ni­sche Fern­se­hen eine fil­mi­sche Neu­auf­la­ge und dreh­te eine drei­tei­li­ge Mini-Se­rie, 2002 ent­stand ein tsche­chi­scher TV-Film.

Über dieses Buch

Phi­lo Van­ce er­hält einen merk­wür­di­gen Brief: Der an­ony­me Schrei­ber kün­digt an, in der wohl­ha­ben­den und be­rühm­ten New Yor­ker Fa­mi­lie Lle­wel­lyn wer­de dem­nächst ein schlim­mes Ver­bre­chen ge­sche­hen. Der Pri­vat­de­tek­tiv soll sich in ein be­kann­tes Ka­si­no in der Up­per West Side be­ge­ben. Dort er­lebt Van­ce tat­säch­lich, wie der jun­ge Lynn Lle­wel­lyn zu­sam­men­bricht -- of­fen­bar nach ei­nem Gift­an­schlag. Wäh­rend Lle­wel­lyn über­lebt, stirbt sei­ne Frau noch in der glei­chen Nacht, eben­falls nach ei­ner Ver­gif­tung. Van­ce er­mit­telt -- dann pas­siert ein wei­te­rer Gift­mord ...

Die­ser Kri­mi aus der Phi­lo-Van­ce-Rei­he wur­de 1935 er­folg­reich ver­filmt. Mit die­ser Aus­ga­be bei krimischaetze.de ist die Ori­gi­nal-Über­set­zung erst­mals als E-Book ver­füg­bar.

Handelnde Personen

Phi­lo Van­ce: Pri­va­ter Er­mitt­ler in New York.

S.S. Van Dine: Pri­vat­se­kre­tär von Phi­lo Van­ce und im Hin­ter­grund blei­ben­der Ich-Er­zäh­ler. Wird von Phi­lo Van­ce mit sei­nem drit­ten Vor­na­men »Van« an­ge­spro­chen.

John Mark­ham: Be­zirks­staats­an­walt von New York.

Ser­geant Heath: Lei­ter der Mord­kom­mis­si­on des New York Po­li­ce De­part­ment (NYPD)

Mrs. Anthony Lle­wel­lyn: Wit­we und Ober­haupt ei­ner wohl­ha­ben­den und be­rühm­ten New Yor­ker Fa­mi­lie.

Richard Kin­kaid: Ihr Bru­der und Be­sit­zer ei­nes stadt­be­kann­ten Ka­si­nos in der Nähe der West End Ave­nue.

Lynn Lle­wel­lyn: Ihr Sohn, be­kannt für sei­ne Spi­el­lei­den­schaft.

A­me­lia Lle­wel­lyn: Ihre Toch­ter, Kunst­stu­den­tin.

Vir­gi­ni­na Lle­wel­lyn, ge­bo­re­ne Vale: Lynn Lle­wel­lyns Ehe­frau, ehe­ma­li­ge Ope­ret­ten­sän­ge­rin.

M­or­gan Blood­good: Chef­crou­pier in Kin­kai­ds Ka­si­no.

Dr. Al­lan Kane: Freund der Fa­mi­lie Lle­wel­lyn

Dr. Ro­gers: Me­di­zi­ner

Dr. Hil­de­brandt: Ei­ner der bes­ten To­xi­ko­lo­gen der Ve­rei­nig­ten Staa­ten.

Dr. Ema­nu­el Do­re­mus: New Yor­ker Po­li­zei­arzt und Lei­chen­be­schau­er

Hen­nes­sey, Snik­tin, Sul­li­van, Bur­ke: De­tec­ti­ves des NYPD

Cur­rie: Eng­li­scher But­ler und Haus­meis­ter von Phi­lo Van­ce

1. Der anonyme Brief

(Sonn­abend, 15. Ok­to­ber, 10:00 Uhr)

Die­se Ge­schich­te be­ginnt mit ei­nem Brief, der am Sonn­abend, dem 15. Ok­to­ber, mor­gens mit der Post kam und aus zwei mit Ma­schi­ne ge­schrie­be­nen Sei­ten be­stand. Ich be­trach­te­te den Um­schlag und sah, dass er in Clos­ter, New Jer­sey, auf­ge­ge­ben und am vor­her­ge­hen­den Tag ge­gen zwölf Uhr mit­tags ab­ge­stem­pelt wor­den war. Van­ce hat­te sich am Frei­tag­abend lan­ge mit sei­ner Lieb­lings­ar­beit be­schäf­tigt: Er hat­te die letz­ten Fun­de der me­so­po­ta­mi­schen Ex­pe­di­ti­on mit den bis­her be­kann­ten su­me­ri­schen Töp­fe­rei­en ver­gli­chen. Des­halb stand er erst um zehn Uhr auf. Ich wohn­te da­mals bei Van­ce in der 38. Stra­ße Ost. Ei­gent­lich war ich sein Rechts­bei­stand und Ver­mö­gens­ver­wal­ter, aber wäh­rend der letz­ten drei Jah­re hat­te sich mei­ne Stel­lung zu der ei­nes Ge­ne­ral­se­kre­tärs ent­wi­ckelt. »Stel­lung« ist viel­leicht nicht der rich­ti­ge Aus­druck, denn Van­ce und ich wa­ren gute Freun­de, seit­dem wir zu­sam­men auf der Har­vard-Uni­ver­si­tät stu­diert hat­ten. Die­se Freund­schaft ver­an­lass­te mich auch, die Ver­bin­dung mit der An­walts­fir­ma mei­nes Va­ters auf­zu­ge­ben und mich nur noch den An­ge­le­gen­hei­ten von Van­ce zu wid­men. Wie ge­wöhn­lich hat­te ich an die­sem rau­en, fast win­ter­li­chen Ok­to­ber­mor­gen die Post sor­tiert, ge­öff­net und alle Schrei­ben aus­ge­sucht, die ich al­lein be­ant­wor­ten konn­te. Ich war noch da­mit be­schäf­tigt, als Van­ce in die Biblio­thek kam. Er nick­te mir zu, dann setz­te er sich in sei­nen Lieb­lings­ses­sel vor dem of­fe­nen Ka­min.

An die­sem Mor­gen trug er ein kost­ba­res, al­tes Man­da­ri­nen­ge­wand und chi­ne­si­sche San­da­len. Ich sah ihn et­was er­staunt an, denn er er­schi­en nur sel­ten in sol­cher Klei­dung zum Früh­stück.

Die ers­te Mahl­zeit be­stand wie ge­wöhn­lich aus tür­ki­schem Kaf­fee, wozu er meh­re­re Zi­ga­ret­ten rauch­te. Als ich dem But­ler ge­klin­gelt hat­te, sag­te er: »Sieh mich doch nicht so über­rascht an, Van, als ob ich das ach­te Welt­wun­der wäre. Heu­te Mor­gen fühl­te ich mich sehr nie­der­ge­schla­gen, weil ich ver­schie­de­ne In­schrif­ten und Zeich­nun­gen auf den al­ten Ton­zy­lin­dern nicht ent­zif­fern konn­te. Ich habe schlecht ge­schla­fen und des­halb heu­te früh die­ses Ge­wand an­ge­legt, in der Hoff­nung, dass es mir et­was ori­en­ta­li­sche Ruhe gibt.«

In dem Au­gen­blick brach­te Cur­rie, der alte But­ler und Ma­jor­do­mus, den Kaf­fee her­ein. Nach­dem sich Van­ce eine Zi­ga­ret­te an­ge­steckt und an der Tas­se ge­nippt hat­te, sah er müde zu mir her­über.

»Ist et­was Be­son­de­res in der Post?«, frag­te er gleich­gül­tig.

Ich war so in­ter­es­siert an dem selt­sa­men an­ony­men Brief, der eben an­ge­kom­men war, dass ich ihm ohne eine Be­mer­kung das Schrei­ben hin­über­reich­te. Er hob leicht die Au­gen­brau­en und sah auf die rät­sel­haf­te Un­ter­schrift. Nach­dem er die Kaf­fee­tas­se auf den Tisch ge­setzt hat­te, las er den Brief lang­sam durch. Ich be­ob­ach­te­te ihn da­bei und sah einen merk­wür­di­gen Aus­druck in sei­nen Au­gen. Sein Er­stau­nen wuchs, und als er das Schrei­ben bis zu Ende durch­ge­le­sen hat­te, mach­te er ein erns­tes Ge­sicht.

Der Brief be­fin­det sich noch in Van­ces Ak­ten, und wie ich schon be­rich­te­te, war er mit der Ma­schi­ne ge­schrie­ben, aber der Schrei­ber hat­te we­nig Übung, was man an je­dem Wort und an je­der Zei­le fest­stel­len konn­te. Der In­halt lau­te­te:

Mein lie­ber Mr. Van­ce, ich bit­te Sie um Ihre Hil­fe, da ich mich in Schwie­rig­kei­ten be­fin­de. Auch im Na­men der Ge­rech­tig­keit und Men­sch­lich­keit wen­de ich mich an Sie. Ich ken­ne Ihren Ruf -- Sie sind der ein­zi­ge Mann in New York, der viel­leicht in der Lage ist, eine schreck­li­che Ka­ta­stro­phe zu ver­hü­ten, oder, wenn es zu spät dazu sein soll­te, den Schul­di­gen zur Re­chen­schaft zu zie­hen. Schwar­ze Schick­sals­wol­ken sam­meln sich schon seit Jah­ren über ei­ner Fa­mi­lie in New York, und ich weiß, dass der Ge­wit­ter­sturm nun los­bre­chen wird. Ge­fahr und Un­glück lie­gen in der Luft. Bit­te, las­sen Sie mich nicht im Stich, auch wenn ich Ih­nen ganz fremd bin. Was ge­sche­hen wird, weiß ich nicht. Wenn ich es wüss­te, wür­de ich mich selbst­ver­ständ­lich an die Po­li­zei wen­den. Aber falls sich amt­li­che Stel­len ein­misch­ten, wür­de der Ver­bre­cher ge­warnt wer­den und die be­ab­sich­tig­te Tat auf spä­ter ver­schie­ben. Ich wünsch­te, ich könn­te Ih­nen mehr sa­gen, aber dazu bin ich lei­der nicht in der Lage. Es ist al­les so un­ge­wiss, aber es herrscht eine un­heil­vol­le Span­nung, und es wird sich si­cher et­was Schreck­li­ches er­eig­nen. Las­sen Sie sich nicht durch den Schein ir­re­füh­ren. Sie müs­sen in die Tie­fe drin­gen und nicht nach ober­fläch­li­chen Ein­drücken ur­tei­len. Alle, die in die Sa­che ver­wi­ckelt sind, ha­ben einen ver­bre­che­ri­schen, hin­ter­lis­ti­gen und ver­schla­ge­nen Cha­rak­ter. Un­ter­schät­zen Sie die Be­tei­lig­ten nicht. Hier folgt al­les, was ich Ih­nen sa­gen kann.

Sie ha­ben den jun­gen Lynn Lle­wel­lyn ken­nen­ge­lernt, das ist mir be­kannt. Wahr­schein­lich ha­ben Sie auch von sei­ner Hei­rat er­fah­ren, die vor drei Jah­ren er­folg­te. Sei­ne Frau ist die schö­ne Ope­ret­ten­sän­ge­rin Vir­gi­nia Vale, die sei­net­we­gen ihre Büh­nen­lauf­bahn auf­gab. Lynn und sie woh­nen seit­dem in dem al­ten Haus der Fa­mi­lie. Aber die Hei­rat war ein Fehl­schlag; seit drei Jah­ren sam­meln sich Ge­wit­ter­wol­ken, und jetzt sind die Ver­hält­nis­se zu ei­ner Kri­se ge­kom­men, eine Ka­ta­stro­phe steht un­mit­tel­bar be­vor. Au­ßer den Lle­wel­lyns sind aber auch noch an­de­re be­tei­ligt.

Ei­nem von ih­nen droht schwe­re Ge­fahr -- ich weiß aber nicht ge­nau, wer es sein mag. Und mor­gen, am Sonn­abend, wird der Sturm los­bre­chen.

Sie müs­sen Lynn Lle­wel­lyn sorg­fäl­tig be­ob­ach­ten und die Be­wa­chung scharf durch­füh­ren.

Mor­gen Abend fin­det ein Es­sen im Hau­se Lle­wel­lyn statt, bei dem alle Be­tei­lig­ten zu­ge­gen sein wer­den Richard Kin­kaid, Mor­gan Blood­good, der jun­ge Lynn, sei­ne un­glück­li­che Frau, sei­ne Schwes­ter Ame­lia und sei­ne Mut­ter, de­ren Ge­burts­tag bei der Ge­le­gen­heit ge­fei­ert wer­den soll.

Es wird wahr­schein­lich schon beim Abendes­sen Aus­ein­an­der­set­zun­gen ge­ben, aber dar­an kön­nen Sie nichts än­dern. Schließ­lich kommt es auch nicht dar­auf an. Das Es­sen ist nur der Be­ginn, die Ka­ta­stro­phe tritt erst spä­ter ein.

Ich weiß be­stimmt, dass et­was Furcht­ba­res ge­sche­hen wird. Die Zeit ist reif, und das Un­glück lässt sich nicht mehr ab­wen­den.

Nach dem Es­sen wird Lynn Lle­wel­lyn in Kin­kai­ds Ka­si­no ge­hen, um dort zu spie­len. Das tut er je­den Sonn­abend, und ich weiß, dass auch Sie das Ka­si­no mehr­mals be­sucht ha­ben. Ich bit­te Sie also, mor­gen Abend dort zu sein, Sie müs­sen hin­ge­hen und Lynn Lle­wel­lyn scharf über­wa­chen. Las­sen Sie ihn nicht aus den Au­gen. Beo­b­ach­ten Sie auch Kin­kaid und Blood­good.

Sie wun­dern sich viel­leicht, dass ich selbst nichts in der An­ge­le­gen­heit un­ter­neh­me, aber ich kann Ih­nen nur die Ver­si­che­rung ge­ben, dass mei­ne Stel­lung und die nä­he­ren Um­stän­de mir das voll­kom­men un­mög­lich ma­chen.

Ich wünsch­te, ich könn­te Ih­nen Ge­nau­e­res mit­tei­len, aber al­les an­de­re müs­sen Sie selbst her­aus­fin­den.«

Die Un­ter­schrift war eben­falls mit der Ma­schi­ne ge­schrie­ben und lau­te­te: »Ei­ner, den es nahe an­geht.« Als Van­ce den Brief ein zwei­tes Mal ge­le­sen hat­te, lehn­te er sich in sei­nem Stuhl zu­rück und streck­te be­hag­lich die Bei­ne aus.

»Das ist ja ein son­der­ba­res Schrei­ben«, mein­te er, nach­dem er ei­ni­ge Zeit nach­denk­lich ge­raucht hat­te. »Au­ßer­dem voll­kom­men ver­lo­gen. Hier und da will sich der Schrei­ber durch lee­re Phra­sen einen li­te­ra­ri­schen An­strich ge­ben, und ein we­nig Thea­ter ist auch da­bei. Ge­le­gent­lich blickt auch durch, dass es ihm sehr dar­auf an­kommt, mich für die Sa­che zu in­ter­es­sie­ren. Die Un­ter­schrift ent­spricht ganz dem In­halt des Briefs. Ja ... das ist klar. Die Buch­sta­ben sind be­deu­tend stär­ker an­ge­schla­gen, als ob der Be­tref­fen­de eine lei­den­schaft­li­che Auf­wal­lung ge­habt hät­te. Ich lese et­was Rach­sucht aus die­sen Zei­len, au­ßer­dem eine un­na­tür­li­che Angst ...« Er schwieg eine Wei­le. »Ja, Angst«, fuhr er dann fort, als ob er mit sich selbst sprä­che. »Das geht aus je­der Zei­le her­vor. Aber warum der Be­tref­fen­de sich ängs­tigt? Und um wen sorgt er sich? Um den jun­gen Lynn, der ziem­lich oft zu spie­len scheint? ... Das mag sein. Und doch ...« Wie­der ver­lor sich sei­ne Stim­me. Er nahm den Brief auf und über­flog ihn noch ein­mal. Dazu klemm­te er das Mo­no­kel ins Auge.

»Ein ge­wöhn­li­cher Bo­gen, wie man ihn über­all kau­fen kann, und ein glat­tes Ku­vert ohne Fut­ter! Der Schrei­ber hat da­für ge­sorgt, dass man ihn nicht mit Hil­fe des Brief­pa­piers ent­de­cken kann. Das ist scha­de. Ich wünsch­te nur, der Be­tref­fen­de hät­te ge­lernt, et­was bes­ser mit der Ma­schi­ne um­zu­ge­hen. Die Schrift ist ab­scheu­lich. Er macht kei­ne rich­ti­gen Zwi­schen­räu­me; manch­mal hat er sich ver­tippt und die falschen Buch­sta­ben aus­ge­stri­chen. Von Ab­stand oder Ein­tei­lung hat er kei­ne Ah­nung.«

Er steck­te sich noch eine Zi­ga­ret­te an und trank sei­ne Tas­se aus. Dann lehn­te er sich in den Stuhl zu­rück und las den Brief zum drit­ten Mal durch. Sel­ten hat­te ich ihn so in­ter­es­siert ge­se­hen.

»Ich möch­te nur wis­sen, warum er mir die­se Ein­zel­hei­ten über die Fa­mi­lie Lle­wel­lyn mit­teilt«, sag­te er schließ­lich. »Je­der, der nur ei­ni­ger­ma­ßen Be­scheid weiß, kennt doch die Ver­hält­nis­se im Hau­se Lle­wel­lyn. Die hüb­sche blon­de Ope­ret­ten­sän­ge­rin war in New York sehr be­kannt, und es er­reg­te da­mals ei­ni­ges Auf­se­hen, dass sie einen jun­gen Mann der Ge­sell­schaft hei­ra­te­te. Zu­erst pro­tes­tier­te die Mut­ter hef­tig da­ge­gen, aber nach­her nahm sie die Schwie­ger­toch­ter doch in ihr Haus auf. Lynn Lle­wel­lyn ist ein gern­ge­se­he­ner Gast in den Nacht­klubs. Sei­ne Schwes­ter ist erns­ter ver­an­lagt, ihr scheint das ge­sell­schaft­li­che Le­ben nicht be­son­ders zu­zu­sa­gen. Sie hat sich dem Kunst­stu­di­um zu­ge­wandt. Das weiß man doch al­les. Die Mut­ter macht viel von sich re­den, weil sie im Vor­stand al­ler mög­li­chen wohl­tä­ti­gen Ve­rei­ni­gun­gen sitzt. Auch der alte Kin­kaid, ihr Bru­der, ist nicht un­be­kannt, sehr zum Är­ger sei­ner Schwes­ter. Au­ßer­dem ist die Fa­mi­lie so reich, dass al­lein schon des­halb viel über sie ge­spro­chen wird.« Van­ce ver­zog das Ge­sicht. »Und doch hält es der Schrei­ber für nö­tig, mir all die­se Ein­zel­hei­ten mit­zu­tei­len. Wa­rum hat er über­haupt die­sen Brief ge­schrie­ben? Und aus­ge­rech­net an mich? Wozu die­se lan­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die­se scheuß­li­che Schrift, das bil­li­ge Pa­pier, die gan­ze Ge­heim­nis­krä­me­rei? Ich möch­te nur wis­sen ...«

Er er­hob sich und ging im Zim­mer auf und ab. Ich war er­staunt, dass die­ser Brief einen sol­chen Ein­druck auf ihn ge­macht hat­te. So kann­te ich ihn sonst nicht. Ich hat­te an dem Schrei­ben nichts Beun­ru­hi­gen­des ge­fun­den. Es war al­ler­dings et­was au­ßer­ge­wöhn­lich, aber ich hielt den Ab­sen­der für einen hys­te­ri­schen Men­schen. Vi­el­leicht war es auch je­mand, der et­was ge­gen die Fa­mi­lie Lle­wel­lyn hat­te und ihr Unan­nehm­lich­kei­ten be­rei­ten woll­te. Van­ce je­doch muss­te et­was zwi­schen den Zei­len ge­le­sen ha­ben, was mir ent­gan­gen war.

Plötz­lich stell­te er das Um­her­wan­dern ein, ging zum Te­le­fon und sprach mit Be­zirks­staats­an­walt Mark­ham, den er drin­gend auf­for­der­te, am Nach­mit­tag in un­se­re Woh­nung zu kom­men.

»Es han­delt sich wirk­lich um eine wich­ti­ge An­ge­le­gen­heit. Ich muss Ih­nen ein selt­sa­mes Schrift­stück zei­gen. Also, sei­en Sie so gut und kom­men Sie zu mir.«

Nach­dem er ein­ge­hängt hat­te, saß er lan­ge schwei­gend am Tisch. Schließ­lich stand er wie­der auf und ging zu den Biblio­theks­schrän­ken, in de­nen er sei­ne psy­cho­ana­ly­ti­schen Bü­cher un­ter­ge­bracht hat­te. Er nahm ver­schie­de­ne Wer­ke von Freud,1 Jung,2 Ste­kel3 und Fe­ren­c­zi4 her­aus, such­te im In­dex nach und schlug die Stel­len auf, die er brauch­te. Er ar­bei­te­te etwa eine Stun­de lang, dann stell­te er die Bän­de wie­der zu­rück und hol­te sich Nach­schla­ge­wer­ke über die Mit­glie­der der obe­ren Ge­sell­schaft, zum Bei­spiel »Who’s Who«, das New Yor­ker »So­ci­al Re­gis­ter« und das »Ame­ri­can Bio­gra­phi­cal Dic­tio­no­ry«. End­lich zuck­te er die Schul­tern, und wäh­rend er ein Gäh­nen un­ter­drück­te, setz­te er sich an sei­nen Schreib­tisch, auf dem noch die Bil­der­ta­feln der großen Ex­pe­di­ti­ons­wer­ke la­gen.

Der Be­zirks­staats­an­walt hat­te am Sonn­abend nur einen hal­b­en Ar­beits­tag, da­her kam er schon kurz nach zwei Uhr zu uns. In­zwi­schen hat­te sich Van­ce an­ge­klei­det und zu Mit­tag ge­ges­sen. Er emp­fing sei­nen Freund in der Biblio­thek.

»Ein trüber Herbst­tag«, sag­te er me­lan­cho­lisch und bot Mark­ham einen Ses­sel vor dem Ka­min an. »In sol­chen Stun­den ist es nicht gut, wenn man al­lein ist und grü­belt. Ich bin furcht­bar de­pri­miert. Drau­ßen ist es rau und kalt, des­halb bin ich zu Haus ge­blie­ben. Ich set­ze mich lie­ber an den Ka­min und schaue in die Flam­men. Vi­el­leicht wer­de ich vor der Zeit alt und fan­ge des­halb jetzt schon an her­um­zu­spin­nen. Aber ich bin Ih­nen sehr dank­bar, dass Sie ge­kom­men sind. Wie ist es mit ei­nem Ko­gnak Na­po­le­on? Der könn­te einen wie­der in Ord­nung brin­gen.«

»Ich habe heu­te kei­ne be­son­de­ren Sor­gen«, ent­geg­ne­te Mark­ham und be­trach­te­te Van­ce ge­nau. »Und wenn Sie so ein dum­mes Zeug re­den von frü­hem Alt­wer­den, ist das nur ein Zei­chen, dass Sie scharf über et­was nach­den­ken. Je­doch, einen hun­dert­jäh­ri­gen Ko­gnak Na­po­le­on leh­ne ich nie ab. Wa­rum ha­ben Sie am Te­le­fon ei­gent­lich so ge­heim­nis­voll ge­tan?«

»Mein lie­ber Mark­ham -- habe ich wirk­lich ge­heim­nis­voll ge­tan? Da­ran ist si­cher die­ses me­lan­cho­li­sche Herbst­wet­ter schuld.«

»Wer­den Sie doch ver­nünf­tig, Van­ce!« Mark­ham wur­de all­mäh­lich är­ger­lich. »Wo ist denn das in­ter­essan­te Schrift­stück, das Sie mir zei­gen woll­ten?«

»Ach ja -- das hät­te ich bei­na­he ver­ges­sen.« Van­ce fass­te in die Ta­sche, nahm den an­ony­men Brief her­aus, den er am Mor­gen er­hal­ten hat­te, und reich­te ihn Mark­ham. »So ein Wisch muss aus­ge­rech­net an ei­nem trü­ben Herbst­tag kom­men!«

Mark­ham las das Schrei­ben gleich­gül­tig durch, dann leg­te er es auf den Tisch. Es schi­en kei­nen be­son­de­ren Ein­druck auf ihn ge­macht zu ha­ben.

»Was soll da­mit sein?«, frag­te er und ver­such­te, sei­ne In­ter­es­se­lo­sig­keit zu ver­ber­gen. »Ich hof­fe doch, dass Sie einen der­ar­ti­gen Un­fug nicht ernst neh­men!« »Das ist we­der Un­fug, noch neh­me ich die Sa­che auf die leich­te Ach­sel«, seufz­te Van­ce. »Im Ge­gen­teil, ich füh­le, dass et­was Merk­wür­di­ges, viel­leicht so­gar Wich­ti­ges da­hin­ter­steckt. Aus die­sem Brief er­ge­ben sich al­ler­hand Mög­lich­kei­ten.«

»Aber ich bit­te Sie, Van­ce -- je­den Tag be­kom­me ich sol­che Wi­sche! Wenn wir uns dar­um küm­mern woll­ten, hät­ten wir über­haupt nichts an­de­res mehr zu tun. Vie­le Leu­te sind nun ein­mal Que­ru­lan­ten und müs­sen alle Au­gen­bli­cke Brie­fe schrei­ben, um an­de­ren Men­schen das Le­ben schwerzu­ma­chen. Aber das wis­sen Sie doch eben­so gut wie ich. Au­ßer­dem sind Sie ein gu­ter Psy­cho­lo­ge.«

Van­ce nick­te un­ge­wöhn­lich ernst.

»Ja, ja, ich weiß. Es lau­fen vie­le her­um, die einen Brief­schrei­be­kom­plex ha­ben -- eine Kom­bi­na­ti­on von Feig­heit, Sa­dis­mus und Selbst­dün­kel. Aber ich bin da­von über­zeugt, dass der Schrei­ber die­ses Brie­fes nicht un­ter die Ka­te­go­rie fällt.«

Mark­ham schau­te auf. »Glau­ben Sie, dass der Mann es ehr­lich meint? Dass es ihm wirk­lich so na­he­geht, und dass er die Ver­hält­nis­se so gut kennt?«

»Das will ich ge­ra­de nicht be­haup­ten -- im Ge­gen­teil, die Sa­che liegt tiefer.« Van­ce be­trach­te­te nach­denk­lich sei­ne Zi­ga­ret­te. »Wenn der Brief of­fen und ehr­lich ge­meint wäre, hät­te sich der Schrei­ber kla­rer aus­ge­drückt. Gera­de sei­ne vie­len Phra­sen wei­sen dar­auf hin, dass er et­was an­de­res mit dem Brief bezweckt. Die Sa­che ist mir zu sehr aus­ge­klü­gelt, da­hin­ter steckt zu viel Ge­dan­ken­ar­beit ... au­ßer­dem deu­tet die Ge­schich­te nichts Gu­tes an. Er hat sich lan­ge über­legt, wie er den Text ab­fas­sen soll. Ich glau­be, dass sich wirk­lich eine Ka­ta­stro­phe vor­be­rei­tet. Fast habe ich das Ge­fühl, der Be­tref­fen­de plant selbst ein Ver­bre­chen plant und macht sich gleich­zei­tig dar­über lus­tig. Mir ge­fällt der Brief nicht ...«

Mark­ham sah Van­ce über­rascht an. Er woll­te et­was sa­gen, aber dann nahm er den Brief wie­der auf und las ihn noch ein­mal, dies­mal et­was sorg­sa­mer. Als er fer­tig war, schüt­tel­te er lang­sam den Kopf. »Nein«, pro­tes­tier­te er. »Das trü­be Herbst­wet­ter hat Ihre Ge­dan­ken zu sehr be­ein­flusst. Der Brief ist wahr­schein­lich von ei­ner hys­te­ri­schen Frau ge­schrie­ben.«

»Ja, man­che Aus­drücke deu­ten auf einen weib­li­chen Cha­rak­ter­zug, das habe ich auch be­merkt. Aber der all­ge­mei­ne Ton des Schrei­bens macht mir nicht den Ein­druck, als ob der Brief­schrei­ber un­ter Hal­lu­zi­na­tio­nen lit­te oder sich das al­les nur ein­bil­de­te.«

Mark­ham mach­te eine ab­leh­nen­de Hand­be­we­gung. »Ken­nen Sie ei­gent­lich die Lle­wel­lyns per­sön­lich?«, frag­te er dann.

»Ich habe Lynn Lle­wel­lyn ein­mal auf ei­ner Ge­sell­schaft ge­trof­fen und bin ihm vor­ge­stellt wor­den. Spä­ter habe ich ihn mehr­mals im Ka­si­no ge­se­hen. Er ist der Typ des ver­zo­ge­nen Lieb­lings­soh­nes aus rei­cher Fa­mi­lie, aber er wird von sei­ner Mut­ter in Be­zug auf Geld knapp ge­hal­ten. Selbst­ver­ständ­lich ken­ne ich auch Kin­kaid -- alle Leu­te ken­nen ihn, nur nicht die Po­li­zei und der Be­zirks­staats­an­walt.« Van­ce sah Mark­ham mit ei­nem leicht spöt­ti­schen Lä­cheln an. »üb­ri­gens ha­ben Sie ganz Recht, wenn Sie sich nicht um sei­nen Spiel­sa­lon küm­mern und sein Haus nicht schlie­ßen. Bei ihm wird wirk­lich ohne Be­trü­ge­rei­en ge­spielt, und nur Leu­te, die es sich leis­ten kön­nen, ge­hen dort­hin. Es wäre auch zu naiv, wenn die Be­hör­den glaub­ten, sie könn­ten das Glückss­piel durch Ge­set­ze und Po­li­zei­raz­zi­en un­ter­drücken. Das Ka­si­no ist ein an­stän­di­ger, vor­neh­mer Klub; Sie wür­den sich si­cher dort auch wohl­füh­len, wenn Sie nur nicht Ihr ho­hes Amt be­klei­de­ten ...«

Mark­ham be­weg­te sich un­ru­hig in sei­nem Stuhl und warf Van­ce einen vor­wurfs­vol­len Blick zu, aber schließ­lich muss­te er doch lä­cheln. »Vi­el­leicht gehe ich spä­ter ein­mal hin, wenn ich nicht mehr im Amt bin. Ken­nen Sie noch je­mand von den an­de­ren Per­so­nen, die in dem Brief er­wähnt wer­den?«

»Nur noch Mor­gan Blood­good. Er ist der Chef­crou­pier in Kin­kai­ds Ka­si­no -- so­zu­sa­gen sei­ne rech­te Hand. Ich ken­ne ihn nur vom Spiel­sa­lon her, aber ich habe ge­hört, dass er ein Freund der Fa­mi­lie Lle­wel­lyn ist und Lynns Frau schon kann­te, als sie noch auf der Büh­ne auf­trat. Er hat stu­diert und ist ein sehr be­gab­ter Ma­the­ma­ti­ker. Kin­kaid hat mir ein­mal er­zählt, dass sich Blood­good auf der Uni­ver­si­tät in Prin­ce­ton durch sei­ne ma­the­ma­ti­schen Kennt­nis­se sehr aus­zeich­ne­te und ver­schie­de­ne Prä­mi­en er­hielt. Er war zwei Jah­re lang Leh­rer, aber die Stel­lung gab er auf, als Kin­kaid ihn zu sich rief. Wahr­schein­lich war ihm die Lehr­tä­tig­keit zu lang­wei­lig. Die an­de­ren Leu­te, die im Brief er­wähnt wer­den, ken­ne ich nicht per­sön­lich. Vir­gi­nia Vale habe ich nicht ge­se­hen, denn wäh­rend der kur­z­en Zeit ih­rer großen Büh­nen­er­fol­ge war ich auf Rei­sen. Der al­ten Mrs. Lle­wel­lyn bin ich nie­mals be­geg­net, eben­so we­nig ih­rer Toch­ter Ame­lia, die sich seit ei­ni­ger Zeit dem Kunst­stu­di­um wid­met.«

»Wie sind denn die Be­zie­hun­gen zwi­schen Kin­kaid und der al­ten Mrs. Lle­wel­lyn? Ste­hen die bei­den so gut mit­ein­an­der, wie es ei­gent­lich zwi­schen Bru­der und Schwes­ter sein soll­te?«

»Na­tür­lich schämt sich die alte Dame et­was we­gen ih­res Bru­ders; für eine Dame der Ge­sell­schaft, die sich be­son­ders in der so­zia­len Für­sor­ge und Wohl­tä­tig­keit her­vor­tut, ist ein Bru­der, der ge­werbs­mä­ßi­ger Spie­ler ist, selbst­ver­ständ­lich eine pein­li­che Er­schei­nung. Äu­ßer­lich schei­nen sie ganz gut mit­ein­an­der zu ste­hen, aber ich glau­be, dass es öf­ter zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen ih­nen kommt, be­son­ders da das Haus in der Park Ave­nue bei­den ge­hört und sie un­ter dem­sel­ben Dach woh­nen. Aber ich neh­me nicht an, dass Mrs. Lle­wel­lyn ir­gend­ein Ver­bre­chen ge­gen ih­ren Bru­der plant ... Nein, eine sol­che Er­klä­rung die­ses Schrei­bens wäre zu un­wahr­schein­lich.«

In den Au­gen­blick trat Cur­rie in die Biblio­thek.

»Ver­zei­hen Sie«, sag­te er be­sorgt, »am Te­le­fon hat sich je­mand ge­mel­det und ge­fragt, ob Sie heu­te Abend die Ab­sicht hät­ten, ins Ka­si­no zu ge­hen?«

»Ein Herr oder eine Dame?«

»Das kann ich wirk­lich nicht sa­gen«, ent­geg­ne­te Cur­rie ver­le­gen. »Die Stim­me klang so schwach und un­deut­lich -- ich muss an­neh­men, dass die Per­son ab­sicht­lich ihre Stim­me ver­stellt. Aber der Un­be­kann­te ließ sich nicht ab­wei­sen und war­tet noch am Te­le­fon auf Ant­wort.«

»Das habe ich bei­na­he er­war­tet«, sag­te Van­ce halb zu sich selbst, dann wand­te er sich an Cur­rie. »Sa­gen Sie, dass ich heu­te Abend um zehn Uhr dort sein wer­de.«

Mark­ham nahm die Zi­gar­re aus dem Mund, sah auf Van­ce und run­zel­te die Stirn.

»Wol­len Sie tat­säch­lich we­gen des Brie­fes ins Ka­si­no ge­hen?«

Van­ce nick­te ernst.

Der Ös­ter­rei­cher Sig­mund Freud (1856-1939) gilt als Be­grün­der der Psy­cho­ana­ly­se  <<<

Der Schwei­zer Carl Gu­stav Jung (1875-1961) gilt als Be­grün­der der ana­ly­ti­schen Psy­cho­lo­gie  <<<

Der Ös­ter­rei­cher Wil­helm Ste­kel (1868-1940) spiel­te eine wich­ti­ge Rol­le in der frü­hen Ge­schich­te der Psy­cho­ana­ly­se  <<<

Der Un­gar Sán­dor Fe­ren­c­zi (1873-1933) war sei­ner­zeit ein be­deu­ten­der Psy­cho­ana­ly­ti­ker  <<<

2. Das Kasino

(Sonn­abend, 15. Ok­to­ber, 22:30 Uhr)

Das be­rühm­te Spiel­ka­si­no von Richard Kin­kaid lag in der 73. Stra­ße West, in der Nähe der West End Ave­nue, und in dem glän­zen­den Nacht­le­ben New Yorks spiel­te es da­mals eine her­vor­ra­gen­de Rol­le. Das große, pa­la­st­ähn­li­che Haus war in den neun­zi­ger Jah­ren von Richards Va­ter er­rich­tet wor­den. Bei der Erb­tei­lung wur­de Richard Kin­kaid die­ses Haus al­lein zu­ge­spro­chen. Die gan­ze an­de­re Hin­ter­las­sen­schaft ging ge­mein­sam an Kin­kaid und Mrs. Anthony Lle­wel­lyn, die da­mals be­reits Wit­we war. Ihre bei­den Kin­der Lynn und Ame­lia wa­ren zu der Zeit zwölf und zehn Jah­re alt ge­we­sen.

Richard Kin­kaid hat­te meh­re­re Jah­re nach dem Tod sei­nes Va­ters al­lein in dem grau­en Sand­stein­haus ge­wohnt, aber dann hat­te er es ei­nes Ta­ges ge­schlos­sen. Die Fens­ter­ja­lou­si­en wur­den her­un­ter­ge­las­sen, und er be­gab sich auf Rei­sen, um Aben­teu­er zu er­le­ben. Die ent­fern­tes­ten Ge­gen­den der Erde hat­te er auf­ge­sucht, aber nie von ei­nem un­wi­der­steh­li­chen Hang zum Glückss­piel las­sen kön­nen -- viel­leicht hat­te er den von sei­nem Va­ter ge­erbt. Wäh­rend sei­ner Eu­ro­pa-Rei­sen hat­te er die meis­ten be­rühm­ten Spiel­ka­si­nos be­sucht, und mehr­mals be­schäf­tig­ten sich die Zei­tun­gen in New York mit sei­nen au­ßer­or­dent­lich ho­hen Ge­win­nen und Ver­lus­ten. Als sein Ver­lust­kon­to das sei­ner Ge­win­ne be­deu­tend über­stieg, kehr­te er nach Ame­ri­ka zu­rück. Er war wohl är­mer an Geld, aber zwei­fel­los hat­te er vie­le wert­vol­le Er­fah­run­gen ge­sam­melt.

Im Ver­trau­en auf den po­li­ti­schen Ein­fluss sei­ner Freun­de und sei­ne gu­ten per­sön­li­chen Be­zie­hun­gen grün­de­te er ein Spiel­ka­si­no, um sei­ne Ver­lus­te wie­der aus­zu­glei­chen. Das große Haus in der 73. Stra­ße West ließ er in­nen voll­stän­dig um­bau­en und neu aus­stat­ten. Das Ka­si­no wur­de als Pri­vat­klub auf­ge­zo­gen wie die meis­ten ge­setz­wid­ri­gen Grün­dun­gen wäh­rend der Pro­hi­bi­ti­ons­zeit, und die Mit­glie­der wähl­te er sehr vor­sich­tig. Alle, die sich um den Ein­tritt be­war­ben, wur­den ei­ner ein­ge­hen­den Prü­fung un­ter­zo­gen. Au­ßer­dem war das Ein­tritts­geld so hoch, dass schon da­durch eine große An­zahl von Leu­ten ab­ge­schreckt wur­de.

Als ers­ten Crou­pier und auf­sichts­füh­ren­den Di­rek­tor en­ga­gier­te Kin­kaid Mor­gan Blood­good, einen ge­bil­de­ten, jun­gen Mann, der Ma­the­ma­tik stu­diert hat­te. Er hat­te ihn in der Fa­mi­lie sei­ner Schwes­ter ken­nen­ge­lernt. Blood­good hat­te mit Lynn zu­sam­men die Uni­ver­si­tät be­sucht, und zu­fäl­lig mach­te der jun­ge Lle­wel­lyn durch Blood­good die Be­kannt­schaft sei­ner spä­te­ren Frau -- Vir­gi­nia Vale.

Auch alle an­de­ren Crou­piers und An­ge­stell­ten, die an den Spiel­ti­schen tä­tig wa­ren, stamm­ten aus gu­ten Fa­mi­li­en. Kin­kaid ach­te­te be­son­ders auf gu­tes Aus­se­hen und ta­del­lo­ses Be­neh­men; er ließ sie lan­ge vor Er­öff­nung des Ka­si­nos sorg­fäl­tig in ih­ren neu­en Pf­lich­ten un­ter­wei­sen.

Kin­kaid hat­te mit sei­nem Un­ter­neh­men großen Er­folg. Wenn man von dem »Ka­si­no« sprach, mein­te man sei­nen Spiel­sa­lon. Er be­gnüg­te sich mit den ge­wöhn­li­chen Pro­zen­ten, die der Bank mit ma­the­ma­ti­scher Si­cher­heit zu­flie­ßen muss­ten, und selbst die er­fah­rens­ten Spie­ler konn­ten ihm nie­mals nach­wei­sen, dass er das Spiel zu sei­nen Guns­ten be­ein­flusst hät­te. Wenn eine Mei­nungs­ver­schie­den­heit zwi­schen ei­nem Spie­ler und ei­nem Crou­pier ent­stand, wur­de der Spie­ler ohne wei­te­res voll aus­ge­zahlt. Vie­le Ver­mö­gen roll­ten über die Spiel­ti­sche des Ka­si­nos wäh­rend sei­ner ver­hält­nis­mä­ßig kur­z­en Exis­tenz. Es wur­de im­mer hoch ge­spielt, be­son­ders am Frei­tag und Sonn­abend. Als ich an dem schick­sals­schwe­ren Abend des 15. Ok­to­ber mit Van­ce dort an­kam, wa­ren nur we­ni­ge Gäs­te an­we­send, denn die Men­ge der Ge­wohn­heits­s­pie­ler er­schi­en erst nach Thea­ter­schluss.

Nach­dem wir die Stein­trep­pe hin­auf­ge­stie­gen wa­ren, die von dem äu­ße­ren, mit brei­ten Mar­mor­plat­ten be­leg­ten Vor­hof zum Haup­tein­gang hin­auf­führ­te, tra­ten wir in einen schma­len Vor­raum, des­sen Fens­ter­rah­men aus kunst­vol­lem Schmie­de­ei­sen be­stan­den. Die Fens­ter selbst wa­ren Glas­ge­mäl­de von großem Wert. Ein chi­ne­si­scher Por­tier be­grüß­te uns durch eine kur­ze Ver­beu­gung und trat dann zur Sei­te, um uns vor­bei­zu­las­sen. Durch ir­gend­ein Ge­heim­si­gnal wur­de un­se­re An­kunft nach in­nen ge­mel­det, und als wir das Ves­ti­bül1 er­reich­ten, tat sich wie von selbst die große Bron­ze­tür auf, und wir ka­men in die Empfangs­hal­le, die etwa zehn Me­ter im Qua­drat mes­sen moch­te. Die Wän­de wa­ren mit rei­chen Gold­ta­pe­ten und mit al­ten, kost­ba­ren Ge­mäl­den ge­schmückt. Kin­kaid hat­te den Raum im Stil der ita­lie­ni­schen Hoch­re­naissance ein­rich­ten las­sen. Zwei Die­ner in de­zen­ter Li­vree2 nah­men uns Hüte und Män­tel ab. Es fiel mir auf, dass die bei­den be­son­ders groß und kräf­tig wa­ren.