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Ich heiße dich willkommen, in diesem Buch werde ich dir einiges zu der Religion auf meinem kleinen Planeten Tarbotel erzählen, in Form einer wahren Begebenheit. Tarbotel liegt in der NAT-12 Galaxie, welche 33.550.336 km entfernt von der Erde zu finden ist, sie wird von den Toburtlesos Harjif genannt. Eine von ihnen heißt Cilia, ein junges Mädchen mit einem großen Problem, ich will nicht zu viel verraten, denn Cilia erklärt es dir wirklich gerne selbst, schauen wir doch gemeinsam wohin ihr Leben gewandert ist.
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Seitenzahl: 121
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Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Seid gegrüßt edler Leser,
Es erfreut mich, dass Ihr dieses Buch gefunden habt, doch seid gewarnt, wenn Ihr Euch entschließt weiter zu lesen, kann Euch niemand mehr helfen. Wenn Ihr jemanden wiedererkennt, einen Bekannten, Freund, Verwandten oder gar euch selbst, solltet Ihr dieses Buch schließen und soweit nur möglich laufen. Ihr wollt es riskieren? Einen grausamen, qualvollen Tod ohne jemanden, um zu trauern? Nun gut, doch gewarnt seid Ihr geworden.
Ich hätte nie gedacht, dass wir so abhängig sind. Erst als mir mein Handy gestohlen wurde, ist es mir aufgefallen. Wir sind selbst schuld, aber geben sie gerne anderen. Doch springen wir in der Geschichte nicht zu weit vor, wenn ich mich vorstellen darf, Cilia Yva Dakolgul, blondes Haar, blaue Augen, wie die meisten hier, rosige Wangen, fast blutrote Lippen und doch zeichne ich sie immer fast schwarz nach. Ich bin kein Emo, es sieht einfach nur besser aus mit meiner perlweißen Haut. Ich lebe in Schartely, ein dreißig einwohnerstarkes Fischerdorf an der nördlichsten Küste Jartels, doch hat auch hier die Modernisierung Fahrt aufgenommen und schnell die Oberhand gewonnen. Jeder hängt an seinem Endgerät, als wäre es das Größte, was sie sich wünschen könnten; nur einige Ältere haben keines und Babys natürlich, doch schon Kleinkinder besitzen eines.
Es war ein normaler Tag, ich hatte mit einer Freundin getextet, wir wollten am Abend noch in den Loytal Pub gehen, im 25 km entfernten Fadlortel. Ich saß im Bus, auf dem Weg zurück nach Hause, Galsa saß so gut wie neben mir und wir hatten uns geschrieben! Ich sehe erst jetzt, dass das wirklich erbärmlich war. Galsa ist meine beste Freundin, wir sind zusammen aufgewachsen und haben so gut wie alles zusammen unternommen, sie ist dunkelhäutig und hat schwarze schulterlange Locken, welche wirklich gut zu ihren blauen Augen passen. Doch zurück zur Busfahrt, ich stieg gerade aus, Galsa mit mir, doch ging sie in die entgegengesetzte Richtung und ich in eine Traube Touristen hinein. Ich sah nur nach unten auf mein Handy und war natürlich in eine Frau hineingelaufen, sie sah mich an und fing direkt an zu meckern „Ich bin hier, um meinen Urlaub zu genießen, nicht um von irgendeinem kleinen Mädchen angerempelt zu werden, was erlaubst du dir, kleine Göre?“ Ich sah sie vor mir verdattert an, wollte mich entschuldigen, doch meckerte sie weiter „Du glaubst, weil du hier wohnst, kannst du dir alles erlauben, du irrst dich, so verzogen die Jugend von heute!“ Ich achtete nur auf sie und hatte kaum gemerkt, wie jemand mir das Handy aus der Hand gezogen hatte. Ich spürte die Leere und sah auf meine Hand, wie in Zeitlupe spielte sich alles ab, ich sah mich um, doch bei den Menschenmassen konnte ich niemanden sehen und durch das Geschrei der Frau konnte ich mich einfach nicht konzentrieren „Halten Sie endlich Ihre Klappe!“ Die Worte kamen einfach heraus, unkontrolliert fanden sie ihren Weg von meinem Gehirn zu aller Leute Gehör. Aufgewühlt stand ich da, die Frau sah mich wütend an, sie setzte an, etwas zu sagen, doch unterbrach ich sie sofort „Sie hören mir jetzt mal zu, Sie haben gar keinen Grund wütend zu sein! Ich wollte mich entschuldigen, doch Sie nehmen mich nun als Sündenbock für alles, was Ihnen passiert ist!“ Ich wies mit einem Finger in den Himmel und kochte fast über „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich muss einen Diebstahl melden gehen, der durch Sie passiert ist.“ Ohne ein weiteres Wort an die sprachlose Frau zu verschwenden, ging ich an ihr vorbei zur Polizeistation, welche eigentlich keine richtige ist. Es ist quasi ein Wohnzimmer.
„Terrof Cilia, was suchst du denn hier?“ begrüßte mich Officer Mark doch recht verwirrt; normalerweise trafen wir uns nur auf Veranstaltungen im Gemeindehaus oder kurz auf der Straße. Er ist ein junger Polizist und auch recht süß mit seinen blonden Locken. „Ter Mark, ich bin vor zehn Minuten in eine Touristentraube gelaufen und mein Handy wurde gestohlen, weißt du, ob Eduardo wieder da ist?“ Eduardo ist der Dorfdieb, er hat flinke Finger und scheint einen Pakt mit Halero persönlich geschlossen zu haben. „Ja, er kümmert sich um seine Mutter, aber vor ein paar Minuten ist er hier vorbeigekommen, Richtung Pub ist er gelaufen.“ „Glop Officer.“ Ich drehte mich um und wollte zum Pub, da rief er mich noch zurück. Ich sah ihn an, er kam um sein Pult herum und sah mich nervös an „Würdest du vielleicht ein gutes Wort bei deiner Schwester einlegen, nur wenn es keine Umstände macht?“ Natürlich wollte auch er was von Angelina, immer ging es um sie „Na klar, aber du schuldest mir was.“ Er lächelte und ich machte mich auf den Weg, manchmal denke ich wirklich, ich bin zu leichtgläubig und gut.
Als ich durchs Dorf gelaufen bin, ist es mir das erste Mal wirklich aufgefallen, das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Blätter im Wind, das Rauschen des Wassers des Dalvo. Es ist wirklich herrlich entspannend und wohltuend. Ich kam in dem kleinen Restaurant mit noch kleinerer Bar an, Mark hatte recht, Eduardo saß an der Bar und hatte mit Sabrina, der Barfrau, geflirtet. Ich ging zu ihnen, als er mein Handy hochhielt „Und diese Touristen sind wirklich bescheuert, ich habe bestimmt fünf Brieftaschen bekommen.“ „Aber Eduardo“ Sabrina lachte wie ein Schulmädchen, ich stellte mich zu ihnen „Na Eduardo, wieder aus dem Knast raus?“ „Siehst du ja, Yva, quickfidel.“ „Muss wohl“ ich knirschte etwas mit den Zähnen, als ich mein Handy sah „Und das, wo ist das her?“ „Von irgendeinem der Touristen.“ Er grinste, doch verschwand es, als er mir direkt in die Augen blickte. Ich nahm ihm das Handy weg und ging zur Tür: „Entschuldige bitte, ich wusste doch nicht, dass du es bist.“ „Sieh vorher nach, wen du da bestiehlst!“ Wütend stand ich vor der Tür und sah aufs offene Meer hinaus; ich atmete kurz durch und sah auf mein Handy. Mein Gesicht spiegelte sich in dem schwarzen Bildschirm, ich sah traurig und müde aus und mir wurde klar, ich sollte mich öfter umschauen. Am Abend sah ich Angelina und Mark weggehen, ich wusste schon da, dass es bei diesem einen Date bleiben würde, doch warum hätte ich mir nicht mal im Traum einfallen lassen können, oder doch? Ich saß allein zu Hause, auch meine Eltern waren ausgegangen, ich hatte den Ausflug abgesagt und stattdessen eine Verabredung mit meinen Hausaufgaben. Bis spät in die Nacht hatte ich gearbeitet, als es Mitternacht schlug, ließ ich mich auf mein Bett fallen; ich hatte mein Handy vor mir, doch konnte ich es einfach nicht einschalten. Es kam mir so vor, als würde es meinen Lebensgeist aussaugen. Was es, wie sich später herausstellen sollte, auch tat.
In den nächsten Tagen habe ich nur fünf Stunden an meinem Handy verbracht und auch nicht am Stück. Galsa hatte mich schon gefragt, ob ich krank sei, nicht nur, weil ich nach der Schule in die Bibliothek in der Nähe wollte. Sie ist nicht mitgekommen, ist lieber mit einigen Mitschülern feiern gegangen, da es der letzte Tag war; ich war noch nie eine Partymaus. Als ich in das Gebäude ging, fiel mir sofort auf, dass kaum ein Jugendlicher darin war, auch Fadlortel ist befallen.
Ich war durch die Reihen gestreift und hatte meine Hand über die Buchrücken fliegen lassen, bis ich in der Mythenabteilung angelangt war. Es dreht sich hauptsächlich um den obersten Gott Zyldo und seine Frau Xawha, deren Sohn Nako und den ersten Mann Velto und die erste Frau Galsa, wenige handeln von Halero und den anderen Göttern. Ich stand bestimmt eine gute halbe Stunde vor den Regalen und hatte mich in einige Bücher hineingelesen, bis ich dieses eine Buch fand. Dieses eine Buch, das alles verändert hat. Iko wri Milodersa lovkri Zulik. Von der Katastrophe zum Nichts. Der Titel hatte mich verwirrt und angezogen; es klang eher wie das Buch eines Wissenschaftlers als eines Mythologen. Ich nahm es und setzte mich in einen bequemen Sessel. Es war ein gebundenes, ziemlich altes, in grün-braunes Leder geschlagenes Buch; der Titel war in goldenen Lettern geschrieben und der Autor hieß Bevo Gultoer. Ich hatte noch nie zuvor von ihm gehört, was mich nur noch neugieriger gemacht hatte. Also schlug ich das Buch auf, die Seiten waren dick und schwer, es wurde von Hand geschrieben, die lila Tinte war schon sehr verblasst, doch ich konnte das Vorwort entschlüsseln. Es ist altes Gurtelvo oder etwas Ähnliches, hochgestochen. Auf das dreizehnte Jahrhundert datierte es Gultoer zurück, Herolf Handelovs Zeit.
Seid gegrüßt, edler Leser,
Es erfreut mich, dass Ihr dieses Buch gefunden habt, doch seid gewarnt, wenn Ihr Euch entschließt weiter zu lesen, kann Euch niemand mehr helfen. Wenn Ihr jemanden wiedererkennt, einen Bekannten, Freund, Verwandten oder gar euch selbst, solltet Ihr dieses Buch schließen und soweit nur möglich laufen. Ihr riskiert es? Einen grausamen Tod? Nun gut, doch gewarnt seid Ihr geworden. Ich werde Sie das Fürchten lehren, die Schrecken und Abgründe Ihrer selbst kennenlernen lassen, sind Sie bereit dafür? Sie beabsichtigen, sich zu gruseln und vor Angst zu schlottern? Sie werden sich nie wieder ansehen, nie mehr Ihrer Familie unter die Augen treten können. Sie sind noch da? Gut, dann ist hiermit Ihr Todesurteil unterzeichnet, versiegelt und in Ihre Tasche gelegt worden; Zerreißen gilt nicht mehr, Sie können es nicht verbrennen oder anderweitig zerstören. Ich wünsche Ihnen Glück, das werden Sie brauchen.
Hocherfreut, eine weitere Seele gefunden zu haben,
Ihr hochwohlgeborener Bevo Gultoer.
Ich sah gebannt auf die Worte, es war wundervoll geschrieben, so dachte ich zumindest, zum Zeitpunkt, ich sah kurz auf und musste etwas lächeln. Als ich weiter lesen wollte, bemerkte ich, dass das erste Kapitel „Kapitel 2“ hieß; dann erschrak ich und das alte Buch rutschte aus meinem Schoß. Mit dem Deckel nach oben lag es da; ich hatte meine Beine an meinen Körper gezogen und starrte das Buch an. Nach geschlagenen fünf Minuten sah ich mich das erste Mal um, keine Menschenseele war hier, die Bibliothek war wie leer gefegt. Ich sah zurück aufs Buch, wollte es aufheben, doch hätte ich fast aufgeschrien. Es lag ordentlich zugeklappt auf dem kleinen Tisch vor mir, langsam bewegte ich meine Hand darauf zu, als ich es berührte, war es kalt. Ich zog es vorsichtig wieder in meinen Schoß und öffnete es noch vorsichtiger, ich starrte auf die Worte, ich hatte es mir nicht eingebildet. Die, vorhin noch blasse, Schrift stach mit einem, doch recht angenehmen, violetten Farbton aus den fast weißen Blättern hervor. Meine Hände zitterten leicht, doch die Neugier trieb mich dazu, weiter lesen zu wollen. Ich blätterte um und noch bevor ich anfangen konnte zu lesen, kriegte ich wieder einen Schreck, als mein Handy in die endlose Stille klingelte. Ich holte es aus meiner Tasche und nahm ab „Ter Mat, was gibt es?“ „Wo bist du, Cilia? Dein Vater und ich machen uns Sorgen.“ „Ich hab dir doch geschrieben, dass ich noch in die Bibliothek gehe.“ „Das war vor fast sechs Stunden und du hast nicht mehr auf unsere Nachrichten geantwortet.“ Meine Mutter klang schrecklich besorgt, ich war nur verwirrt, ich war mir sicher erst eine halbe Stunde dort zu sein und keine Nachrichten bekommen zu haben. Ich sah auf meinen Bildschirm, zehn ungelesene Nachrichten und es war fast 18 Uhr „Ich hab wohl die Zeit vergessen, tut mir leid, ich mache mich sofort auf den Weg.“ „Sei bitte vorsichtig, jika Lava.“ „Das bin ich immer, bis später.“ Ich legte auf und sah verwirrt umher, dann schmiss ich mein Handy in die Tasche und ging zur Bibliothekarin. „Guten Abend, ich möchte dieses Buch ausleihen.“ Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich das wirklich getan habe, aber mich hatte die Neugier gepackt. „Aber natürlich, es ist so schön Sie hier zu sehen, kaum jemand in Ihrem Alter geht noch in eine Bibliothek.“ „Ja, das ist mir auch aufgefallen, hoffentlich bleibt das nicht so.“ „Sie sahen so friedlich aus, als Sie dort gelesen haben, ich konnte sie einfach nicht rausschmeißen.“ „Richtig, Sie machen ja schon früh zu.“ „Bitte schön, bringen Sie es bitte rechtzeitig zurück.“ Ich nahm die Quittung und das Buch und verabschiedete mich, als ich raustrat, fiel mir ein, dass der Bus seit vier Stunden nicht mehr fuhr, ich kramte mein Handy wieder raus und rief Angie an. Sie arbeitet in Fadlortel als Verkäuferin in einem Supermarkt bis halb sechs. „Ter lava Folla, bist du abgetaucht? Ich dachte schon, du bist tot.“ „Sehr witzig, ich hab bloß die Zeit vergessen, bist du noch in Fadlortel?“ „Ja, ich kann dich gerne mitnehmen.“ „Danke, ich warte vor der Bibliothek.“ Sie legte auf und nach zehn Minuten saß ich bei ihr im Auto „Glop nochmal, Tara Folla.“ „Kein Problem, vergiss nur nicht wieder die Zeit.“ „Bestimmt nicht“ schweigend fuhren wir nach Hause. Mutter hatte mich angemeckert und mir Hausarrest erteilt, sie dachte als weitere Strafe nimmt sie mir auch mein Handy weg, doch tat es nicht mehr so sehr weh, wie es vor einer Woche gewesen wäre. Ich setzte mich also mit dem Buch auf mein Bett, es lag vor mir, doch widerstand ich dem Drang, es aufzuschlagen. Ich kippte meine Tasche auf mein Bett und suchte alles zusammen, was ich bräuchte, als mir ein Brief auffiel, altes vergilbtes Papier und in lila Tinte darauf geschrieben stand ‚Todesurteil, Vertrag bis zum Lebensende von Cilia Yva Dakolgul‘. Vertrag zwischen Cilia Yva Dakolgul und Halero.
Die hohen vertragsschließenden Parteien erklärten sich bereit, mit ihrer Unterschrift, den folgenden Punkten zuzustimmen: Solange Cilia Yva Dakolgul nicht jedes Wort in dem Buch „Iko wri Milodersa lovkri Zulik“ gelesen und verinnerlicht hat, wird sie dem hohen Herrscher von Werof dienen, tun wie er verlangt, was es auch kosten möge. Wenn die junge Dakolgul es schafft, das Buch vollends zu lesen, jeden Satz verstanden hat und frei Hand wiedergeben kann, ist sie frei, ihren Weg zu gehen. Sie hat die Aufgaben zu meistern, dann ist sie frei willens, ihr restliches Leben zu bestreiten. Halero wird die Aufgaben in verschlüsselter Form verstecken, wenn Cilia auch nur eine nicht ausführt, werden die Konsequenzen sie strafen. Dieser Vertrag bedarf der Ratifikation und tritt am heutigen Tage, Mittwoch, dem 21.12.2016, um 19:12 Uhr, in Kraft, wenn Cilia Yva Dakolgul ihn findet und vollends liest.