Der Uckerrusse - Max Victor - E-Book

Der Uckerrusse E-Book

Max Victor

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Beschreibung

Mitten in der Schorfheide wird die übel zugerichtete Leiche eines jungen russischen Marineinfanteristen gefunden. Bei der Obduktion findet man Reste einer ausländischen Brotbackmischung in seinen Haaren. Tage später liegt in Berlin Köpenick die nackte Leiche eines ehemaligen KGB-Generals neben einer Mülltonne, mit denselben Mehlspuren. BND-Chef Krause platziert seinen besten Agenten in der Kripo Eberswalde, um der Sache auf den Grund zu gehen. Agent Witzler und seine attraktive Kollegin Mila stoßen dabei auf ein unglaubliches Netzwerk, dessen kriminelle Machenschaften ausgerechnet in der idyllischen Uckermark verwurzelt sind.

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Ein Dank an die Uckermark, ihre unendlichen Weiten, wogenden Getreidefelder, ausgedehnten Waldgebiete, stillen Menschen und verlorene Orte, an denen man noch loslassen kann. Max Victor

Inhaltsverzeichnis

Chausseestraße, Berlin

Schorfheide, Joachimsthal

Am Wolletzsee, Schorfheide

Chausseestraße, Berlin

Joachimsthal, Schorfheide

Landeskriminalamt, Eberswalde

Gerichtsmedizin, Frankfurt/Oder

Chausseestraße, Berlin

Landeskriminalamt, Eberswalde

Chausseestraße, Berlin

Joachimsthal, Schorfheide

Restaurant Seewolf, Joachimsthal

Landeskriminalamt, Eberswalde

BND-Zentrale, Berlin

Landeskriminalamt, Eberswalde

Chausseestraße, Berlin

Schiffshebewerk, Niederfinow

Schorfheide, Joachimsthal

Kurtschlag, Schorfheide

Chausseestraße, Berlin

Landeskriminalamt, Eberswalde

Landeskriminalamt, Eberswalde

Friedrichswalde, Schorfheide

Birkenhof, Schorfheide

Joachimsthal, Schorfheide

Chausseestraße, Berlin

Friedrichshain, Berlin

Landeskriminalamt, Eberswalde

Landeskriminalamt, Eberswalde

Birkenhof, Schorfheide

Berufsbildungszentrum der Bäckerinnung, Berlin

Birkenhof, Schorfheide

Chausseestraße, Berlin

Landeskriminalamt, Eberswalde

Joachimsthal, Schorfheide

Wolletz, Uckermark

Pinnow, Uckermark

Landeskriminalamt, Eberswalde

Chausseestraße, Berlin

Joachimsthal, Schorfheide

Chausseestraße, Berlin

»Was würdest du tun, wenn du Geld waschen müsstest, ’ne Menge Geld?«

»Ich brauch’ eine Waschmaschine.« Ich starrte aus dem abhörsicheren Fenster unseres mittelmäßigen Büros in den diesigen Morgenhimmel über Berlin.

»Volltreffer, Witzler! Du müsstest dir eine Waschmaschine kaufen, am besten eine richtig große, eine, wo die ganze schwarze Kohle reinpasst und dann blütenweiß wieder rauskommt, am besten schon trocken, gebügelt und in kleine Päckchen gepackt.«

»Ich könnte auch erst mal in einen Waschsalon gehen. Vielleicht finde ich ja einen in der Nähe.« Ich zog mein iPhone aus der Tasche und gab das Wort »Waschsalon« ein und suchte im Umkreis von 10 Kilometern um Joachimsthal – natürlich kein Treffer. Im Umkreis von 20 Kilometern – kein Treffer. Verdammte Scheiße, da draußen gab es anscheinend keine Waschsalons.

»Okay, ich hole mir doch ’ne Waschmaschine!« Erst jetzt begriff Masslowitz, dass ich mit meinen Gedanken unglaublich weit von Geldwäsche entfernt war.

»Wozu brauchst du eine Waschmaschine? Verweigert Mona deine Stinkesocken?«, fragte er mich grinsend.

Mir war nicht nach Lachen zumute. Gestern Abend hatte ich mich mit Mona im »Ibsen« zum Essen und zum »Reden« getroffen. Es war das volle Programm. Wir hätten uns auseinandergelebt, unsere Interessen wären nicht mehr die gleichen, wir würden eine Auszeit brauchen, sie wäre sich nicht mehr sicher, ob sie mich noch lieben würde. Ich hatte mir alles wie betäubt angehört und dann den Vorschlag gemacht, den ich schon am Morgen im Kopf gehabt hatte.

»Okay, Mona, ich ziehe erst mal raus nach Joachimsthal.« Beim Rausgehen hatte ich einen Fünfziger auf den Tresen gelegt, sollte reichen für eine Gulaschsuppe, einen Salat und zwei Gläser Wein. Zwei Stunden später kam der Hunger, ich holte mir an einem Bäckerladen in der Friedrichstraße etwas zu essen.

»Chast du zwei pelegte Pröttchen, ein Chrossaint, macht Trei Üru fünfzick.« Der junge Mann mit dem slawischen Akzent schob mir die Tüte über den Ladentisch. Über seinem rechten Auge war eine tiefe, noch nicht vollständig verheilte Narbe zu sehen. Mich überraschte die Kälte in seinen Augen, die so ganz im Gegensatz zu der Freundlichkeit seiner Stimme stand. Der junge Mann passte irgendwie nicht so recht in einen Bäckerladen.

Schorfheide, Joachimsthal

Es schellte schon zum zweiten Mal. Ich hob mich aus dem Sessel, dabei kippte der Tisch um, drei leere und eine halbvolle Bierflasche fielen zu Boden. Das undankbare Restgebräu lief zwischen die Ritzen der von Mona in mühsamer Handarbeit abgeschliffenen Dielen.

»Ich komme ja, verdammt noch mal. Was kann denn auf ’n Freitagabend so wichtig sein.« Vor mich hinknurrend suchte ich im dunklen Flur nach meinen Latschen. Ich stieß mir den kleinen Zeh am Schuhregal, biss die Zähne zusammen und öffnete die Haustür. Vor der Tür erwartete mich eine Sintflut, die sich aus Monas höher gelegenem, sorgsam gepflegten Gemüsegarten direkt vor die Tür ergoss und mein leichtes Schuhwerk augenblicklich überspülte. Auf dem schlammigen Weg nach vorn rutschte ich noch zweimal fluchend aus, und als ich endlich die Pforte erreichte, tropfte der Modder munter aus meinen Hosenbeinen.

Am Tor stand eine etwa ein Meter fünfzig große schmale Frau mit grauen langen Haaren, an deren Enden sich Regenfäden nach unten schlängelten. Sie trug einen uralten gelben Ostfriesennerz mit einer riesigen Kapuze, die sie aber irrigerweise nicht aufgesetzt hatte. Sie war ungeschminkt, wirkte aus der Nähe noch älter und hatte einen verstörten Gesichtsausdruck.

»Ja bitte, was wollen Sie?«

Es dauerte einen Augenblick, bevor sie antwortete.

»Herr Witzler? Sie sind doch Herr Witzler?«

»Ja, der bin ich. Womit kann ich helfen?«

»Im Wald am Wolletzsee liegt ein toter Russe, Sie müssen sofort mitkommen!«

»Ein toter Russe?« Ich war einen Moment sprachlos. »Und was soll ich da machen? Rufen Sie die Polizei!«

»Mein Mann hat mich geschickt, er sagt, Sie wären bei der Polizei und ich solle zu Ihnen gehen, Sie würden sich um alles kümmern! Sie sind doch bei der Polizei, oder?« Sie sah mir fragend ins Gesicht.

»Ja, na ja, nicht ganz, im Prinzip schon, ich arbeite im Innenministerium. Ich habe sozusagen mit Polizeiaufgaben zu tun.«

»Sind Sie nun bei der Polizei oder nicht?«

Die Frau im Ostfriesennerz wurde bissig. Sie stemmte die Arme in die Hüften und ignorierte den strömenden Regen völlig. Ich nickte stumm, das Wasser lief mir den Nacken runter.

»Warum haben Sie denn nicht die 110 gerufen?«

»Wir haben keine Handys und solchen Schnickschnack. Mein Mann ist noch im Wald bei dem Russen und ich bin hergeeilt, um Ihnen Bescheid zu sagen. Kümmern Sie sich nun um alles, oder was?« Jetzt erst erkannte ich die Frau. Es war Lore Gerst, die Frau vom alten Gerst. Die beiden leben am anderen Ende von Joachimsthal, eigentlich schon außerhalb der Ortschaft, auf einem alten Forstwirtschaftsgelände. Sie führen dort ein abgeschiedenes, naturorientiertes Leben. Im Ort gelten sie als harte Ökos oder »Körnerfresser«. Nun hatten sie also einen toten Russen gefunden, in ihrem so heiß geliebten Mischwald. Ich erinnerte mich, dass ich an einem langen Winterabend im Gasthof zur Krim mit dem alten Gerst so einige Fläschchen Wein geleert und in dem Zusammenhang erfahren hatte, dass Gerst pensionierter Lehrer für Russisch und Geographie war und Generationen lang das Wissen der Joachimsthaler Bevölkerung aufpoliert hatte. In diesem Zusammenhang hatte ich auf die Gegenfrage nach meiner Beschäftigung erwähnt, dass ich bei der Polizei in Berlin wäre. Agent beim BND hätte viel zu viele Fragen für den Abend aufgeworfen.

»Was gib’s ’n da zu lachen?« Frau Gerst hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und sah mir scharf in die Augen.

»Nichts, dann informiere ich mal die Kollegen.« Ich drehte mich um und wollte zurück ins Haus gehen, als sie lautstark protestierte.

»Soll ich hier weiter im Regen stehen oder darf ich mit ins Trockne?« Die Alte schüttelte ärgerlich den Kopf.

»Ja klar, kommen Sie. Sie können die Schuhe anlassen, spielt jetzt auch keine Rolle mehr.« Ich schob sie in die geflieste Küche und bot ihr einen Stuhl an.

»Warten Sie hier. Ich hole nur mein Telefon.«

»Da steht doch ein Telefon!« Lore Gerst zeigte auf den Festnetzapparat im Flur, und beinahe wäre mir ein »Das ist aber nicht sicher!« rausgerutscht.

»Witzler hier, ich habe einen toten Russen im Wald.«

»Was haben Sie im Wald? Einen toten Russen? Was für einen toten Russen? Wovon reden Sie?« Krause hörte sich belustigt an. Ich schilderte ihm mit leiser Stimme eindringlich die Situation.

»Verständigen Sie einfach die Kripo, wie jeder andere auch, oder noch besser, lassen Sie die Frau die 110 anrufen, Witzler.«

»Das ist ja das Problem, die Frau denkt, ich wäre bei der Polizei!«

»Sie bei der Polizei!« Krause hustete. »Kommissar Witzler!« Er lachte. »Ich regele das intern. Fahren Sie mit raus an den Fundort und bleiben Sie um Gottes Willen bei Ihrer Tarnung. Den eintreffenden Kripoleuten sagen Sie einfach, Sie wären beim Innenministerium und geben die Nummer von Frau Neumanns Büro an. Ich werde dort Ihre Identitätsbestätigung veranlassen. Aber lassen Sie die Finger von dem Russen. Damit haben wir nichts zu tun! Das ist Sache der zuständigen Polizeibehörden!«

am Wolletzsee, Schorfheide

»Verdammte Scheiße, jetzt sitz ich fest.« Die Vorderräder meines Golfs drehten auf dem weichen Untergrund des Waldweges durch. Lore Gerst bemerkte meinen Schlamassel und stellte ihren alten Wartburg Tourist an den Wegesrand. Der Golf hatte sich tief festgefahren und saß mit der Bodenwanne auf einer Baumwurzel auf. Auf aufgeweichten Forstwegen war Gersts alte Ostkarre eindeutig im Vorteil. Der Ostfriesennerz besah mein Malheur mit mitleidigem Blick und streichelte den rostigen Wartburgkotflügel. Ja, schon verstanden.

»Warten Sie! Hier, nehmen Sie die Taschenlampe und gehen Sie vor, Sie kennen die Richtung.« Der gelbe Ostfriesennerz bahnte sich den Weg durch das nasse Dickicht. Ich stolperte hinterher und fluchte, sauer darüber, dass ich nicht die Gummistiefel genommen hatte, die Turnschuhe waren völlig durch, und das Wasser schmatzte bei jedem Schritt.

»Da liegt er!« Der alte Gerst zeigte auf einen Haufen großer Findlinge. Beim genauen Hinsehen konnte man einen nackten Fuß erkennen.

»Die müssen ihn zwischen die Steine gelegt haben, nachdem sie ihn erledigt hatten. Die Bachen haben an ihm herumgezerrt, wir haben hier gerade zwei Rotten Mutterschweine mit einem arschvoll Frischlinge. Sieht übel aus der Knabe.« Der alte Gerst steckte sich einen Zigarillo zwischen die Lippen und ließ sein Sturmfeuerzeug aufschnappen.

»Ist ein Marineinfanterist, junger Kerl.«

»Wie kommen Sie darauf, dass es ausgerechnet ein russischer Marineinfanterist ist?«

»Kommen Sie mal näher!« Widerwillig näherte ich mich der Leiche. Mit Krause war abgesprochen, dass ich mich tunlichst vom Tatort fernhalten sollte, um nicht unter Umständen noch als Zeuge auftreten zu müssen. Die Neugier siegte aber letztendlich, und so näherte ich mich dem verdreht liegenden Toten. Der junge Mann lag auf dem Rücken, sein nackter Oberkörper bot keinen schönen Anblick. Er musste vor seinem Tod gefoltert worden sein, die Brandverletzungen auf seiner Brust konnten nicht von Tieren stammen. Auf jeden Fall war er nicht plötzlich im Wald an Herzversagen gestorben, er war Opfer eines Verbrechens geworden.

»Da, sehen Sie den Totenkopf mit dem Barett und dem Fallschirm oben drüber?« Der Alte zeigte mit seiner rechten Hand auf eine Tätowierung am linken Unterarm.

»Das ist das Emblem der russischen Marineinfanteristen. Die meisten haben irgendwo an ihrem Körper dieses Zeichen. Sie sind alle stolz, Mitglied dieser militärischen Elite zu sein.« Ich überlegte, wie dicht ich wohl herangehen durfte, ohne später von der Spurensicherung gehörig eins auf den Deckel zu bekommen. Auf jeden Fall musste ich jetzt umgehend die Polizei in Eberswalde informieren.

»Witzler hier, ich bin Beamter des Innenministerium in Berlin. Wir, besser gesagt die Eheleute Gerst, haben hier im Wald bei Joachimsthal eine Leiche gefunden, die vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.« Der Beamte in Eberswalde vermittelte den Eindruck, als würde ihn jemand in seiner verdienten Pause stören. Einen Augenblick war es still am Hörer, ich konnte hören, wie der Polizist auf seiner Computertastatur klapperte.

»Wir schicken ’nen Wagen raus, kann aber dauern, die sind im Augenblick auf dem Weg nach Schwedt, da gab’s ne Prügelei auf ’ner Hochzeit. Wie jesacht, kann dauern. Ick meld es och der Mordkommission, aber die brauchen bestimmt noch länger, erfahrungsgemäß.« Einen Augenblick hatte ich den Verdacht, der Beamte wäre eingeschlafen.

»Mann, hier regnet es in Strömen, Ihnen fließen sämtliche Spuren weg. Sie sollten sich beeilen.«

»Hier regnet’s schon die ganze Woche in Strömen, schneller jeht’s nun mal nicht. Tja, da sind Se jetze och een Opfer der Polizeidienststellenreform jeworden, kam ja von Ihnen, aus dem Innenministerium. Früher saß ick inne Wache im Amt Joachimsthal, da wär ick schnell mal rüber gehuscht, aber nu müssen Se warten. Ach ja, verlassen Se bitte den Fundort nich. Ick brauch mal Ihren Namen und die Namen von die beeden andern Finder!«

»Witzler, Andreas, und die beiden anderen sind Lore und Heinrich Gerst, die haben den Mann eigentlich gefunden.«

»Ja jut, aber nu sind Se och da, deswegen brauch ick Ihren Namen och. Also wie jesacht, die Kollegen sind schon unterwegs, trampeln Se nich uff die Spuren rum, allet andere machen Se mit den Kollegen vor Ort, Danke!« Ich sah sprachlos auf das Display des Telefons. Die Aussicht, hier die nächsten Stunden im nasskalten Schorfheider Mischwald zu verbringen, setzte meine Stimmung augenblicklich massiv herab. Wenn’s kommt, kommt’s halt meistens gleich richtig dicke.

»Wir sollen vor Ort bleiben.« Mein Gesichtsausdruck ließ die Unlust darüber deutlich erkennen. Der alte Gerst paffte seinen Zigarillo. Die vom Schirm seiner alten Schiebermütze fallenden Tropfen schienen alle einen Umweg um die Glut des stinkenden Stengels zu machen. Er kniff die Augen zusammen, seine Hand streichelte eine nasse Farnpeitsche, als wäre es sein alter Hofhund.

»Lorchen, sach ma, du könntest uns doch ’ne Thermosflasche Tee holen, wenn wir hier schon bleiben müssen. Wird sich ja keener uffregen, wenn de mal für ne halbe Stunde verschwindest. Inne Kammer is’ och noch een schönet Ende Wildwurscht und ’n ollet Stück Brot … könnt uns hier echt weiterhelfen. Und Lore, verjiss den Rum nich mit in die Teepulle zu machen, it is kalt hier.«

»Jaja, ick jeh ja schon, Chef.« Der Ostfriesennerz bahnte sich den Weg durch das Unterholz. Wohl dem, der so eine Frau hat, dachte ich.

»Woher kennen Sie eigentlich die Tätowierungen russischer Marineinfanteristen?«

»Wie ick Ihnen ja damals schon erzählt habe, war ick hier lange Zeit Russischlehrer. Jeder inne DDR hat ab de fünfte Klasse Russisch als Fremdsprache lernen müssen oder dürfen, wie man’s halt nimmt, aber globen Se mir, nich ma die Hälfte konnte sich russisch unterhalten oder geschweige och nur verstehen. It war für die sowjetischen Soldaten hier praktisch unmöglich, sich zu verständigen. Bis uff een paar Einheimische, die mit den Russen immer irjendwelche Geschäfte am Lofen hatten, konnte hier keener mehr als ein paar Brocken Russisch. Die haben sich einfach dämlich im Unterricht anjestellt, zum Teil wurde ihnen och im Elternhaus und vonne Großväter eingetrichtert, watt die Russen doch für eene üble Bande sind. Die meisten Alten hier hatten da einschläjige Erfahrungen im Russlandfeldzug oder beim Einmarsch der russischen Truppen gemacht. It wurden in den letzten Kriegstagen fünfundvierzig ’ne Menge Frauen vergewaltigt und Volksstürmer einfach anne Wand gestellt. It herrschte hier nie die deutsch-sowjetische Freundschaft, die von Berlin aus propagiert wurde. Hier fuhr eenmal im Monat dit Pferdefuhrwerk an die Kiefernschonung neben de Garnison Vogelsang und holte die Fahrräder ab, die sich die Russen aus den Schuppen und Vorjärten der Anwohner freundlicherweise ›ausjeliehen‹ hatten. Man konnte seinen Drahtesel dann uff’m Hinterhof der Gemeindeschwesternstation wieda abholen. Gab also immer eenen Grund für unterschwelligen Hass, auch wenn der offiziell nicht jeduldet war.« Gerst starrte mit verlorenem Blick geradeaus in den Wald und war mit seinen Gedanken in ferner Zeit.

»Dann waren Sie wohl der einzige ›Russenfreund‹ hier?«

»Russenfreund hin oder her, ick wurde uff jeden Fall immer jerufen, wenn et irjendwat zu klären jab mit den Ortsansässigen. Für die offiziellen und jeheimen ›Unternehmungen‹ kam immer een Dolmetscher aus Berlin, außerdem konnten die meisten höheren NVA-Offiziere perfekt Russisch, so dat man dort auf meene Dienste verzichtete. Vielleicht war ick denen och nicht vertrauenswürdig jenuch. Die Russen haben hier och wie wild jebaut und ’ne Menge Zeug im Wald vergraben, een paar Sachen habe ick von den Mannschaften erfahren, aber vielet blieb da och im Verborjenen. Getuschelt wurde immer.« Gerst brummte eine russische Melodie vor sich hin. »Jeden Abend haben se gesungen, von der ›Rodina‹, der Heimat und verdammt, alle hatten se Heimweh.«

Ich deutete auf den Toten. »Wo der wohl herkommen mag? Die Kollegen lassen sich aber wirklich Zeit.«

»Dit wird wohl noch ’n Stündchen dauern. Als se damals unsere Scheune aufjebrochen haben, brauchten se vier Stunden. Denn haben se een paar Fotos jeschossen, een bisschen Puder hier, een bisschen Puder da, keene vernünftigen Fingerabdrücke, zwee Sohlen von Turnschuhen mit Gips ausjegossen. Zum Schluss haben se mir uff de Schulter jekloptt und jemeint, dass se de Täter wohl nich kriegen würden. Deshalb haben se mir auch gleich dit Formular für de Versicherung ausjeschrieben, damit dit mit de Zahlung schneller jeht. Kluge Leute, eure Kriminalisten. So wat is eener der Gründe, weshalb hier keener mehr so richtich Vertrauen in euch hat. Dreimal de Woche stehen die lieben Kollejen anne Senke vor de Autobahn, da wo Siebzich is, und holen die Leute raus, bei sieben km/h mehr. Dafür scheinta ja Zeit zu haben, Zeit, die euch bei de Verbrecherjacht fehlt.« Gerst grinste.

»Ich arbeite im Innenministerium, bin also kein richtiger Polizist und stehe auch nicht hinter einer Radarpistole. Hab selber letzten Monat ein Ticket über dreißig Euro bekommen, war einfach ein bisschen schnell, Kollegen hin oder her. Wenn es nach mir ginge, wäre die Polizei auch wieder präsenter in den Orten, aber jedes Jahr sollen mehr Kosten eingespart werden. Zum Schluss bleibt nichts mehr übrig für die klassische Verbrecherjagd von Sherlock Holmes.« Ich grinste zurück und schüttelte mir ein paar Tropfen aus den Haaren.

»Wann sind denn die Russen hier abgezogen?«

Gerst kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach.

»Ick glob vierundneunzig sind de letzten Militärs von Groß Dölln abjeflogen. Die hatten noch bis zum Schluss hier ’ne hoch jeheime Funkstelle, mitten im NATO-Gebiet, wie praktisch.« Er lachte vor sich hin.

»Dann waren da später in den wilden Jahren uff dem Jelände immer wieda ma Starts und Landungen, immer nachts. Offiziell wurde dit natürlich immer verneint, aber et jibt een Dutzend Einheimischer, die sich da noch sehr jut dran erinnern können. Transporter waren dit, dicke Transporthubschrauber, und so mancher teure Mercedes ist da in Richtung Osten verschwunden.«

»Einfach so aus Deutschland ausgeflogen? Die sind doch sicher auf dem Überwachungsradar zu sehen gewesen.«

»Die Piloten waren hier zum Teil über zehn Jahre stationiert. Die sind tausende von Flugstunden im Tiefstflug über de Baumwipfel jekrochen mit den dicken Mühlen. Was meinen Se, wie viele Beschwerden in Potsdam beim Rat des Bezirkes einjegangen sind, weil mal wieda dit janze Wochenende een Hubschrauber nach dem anderen über die idyllische Schorfheide jeflogen is. Die Piloten, die hier jeflogen sind, kannten die Gegend blind, die konnten mit verbundene Ogen bis Debica in Polen fliegen und haben dit och oft jenuch trainiert. Schon vorstellbar, dass die hier noch eene janze Zeit ’ne Umschlagstation für heiße Ware hatten.«

»Gab es denn keine Bewachung auf dem Russengelände? Die Treuhand hat doch jeden Scheiß bewachen lassen.«

»Die sind doch meest von die alten Stasitruppen bewacht worden. Sojenannte Objektschutzfirmen sind doch im Osten wie Pilze außem Boden jeschossen, und für die meesten Stasileute war’n die Russen Waffenbrüder. Viele von denen trauern heute noch der juten alten Zeit hinterher. Damals wurde manchet nich jesehen und nich jesehen, nich jeschehen … Sie kennen die alte Weisheit ja.« Gerst schmunzelte. »Wo bleibt die Alte mit dem Tee, mir frieren langsam die Glocken ein.«

Zehn Minuten später brach Lore Gerst durch das Unterholz, auf dem Rücken einen Werberucksack von der SuperIllu.

»Mein Gott, du bist ja lauter als ’n Russenpanzer!« Gerst schnippte seinen Zigarillo in eine Pfütze. »Und, allet dabei?« Er nahm ihr den Rucksack ab und begann, den Inhalt auf einem alten Baumstamm auszubreiten.

»Meine Fresse, Lorchen, mit den Rum hastet aber jut jemeint.« Er schnalzte mit der Zunge. »Den merk ick bis inne Zehspitzen.«

»Ist dir dit och nich recht?«

»Doch, doch, allet jut, bist die Beste meene Kleene.«

Ich nahm einen ersten Schluck, der Tee hielt, was sein Geruch versprach. Lore Gerst hatte unbestritten ein glückliches Händchen für das Mischungsverhältnis von Tee und Rum. Die »Wildwurscht« war eine armdicke, etwa dreißig Zentimeter lange Wildschweinsalami. Zusammen mit dem etwas hart gewordenen Roggenmischbrot, selbstverständlich aus dem eigenen Brotbackapparat, war es eine Köstlichkeit, von der Heinrich Gerst mit der scharfen Klinge seines Pfadfindermessers Scheibe für Scheibe heruntersäbelte.

Chausseestraße, Berlin

»Was war denn am Wochenende bei Ihnen los, Witzler? Sind Sie Ihren Russen noch losgeworden? Woher wussten Sie denn, dass es ein Russe war?« Krause, mein neugieriger Chef, verlangte meinen ausführlich Rapport.

»Der Mann, der die Leiche gefunden hat, war früher Russischlehrer im Ort und kannte die verschiedensten Leute bei den Sowjets, weil er einer der Wenigen war, die sicher Russisch sprachen. Dadurch hatte er Kontakt zu den verschiedensten Waffengattungen der Sowjets. Der Tote hatte ein Emblem der russischen Marineinfanteristen auf dem Unterarm tätowiert, somit folgerte er, dass der Mann nur ein Russe sein konnte. Eine genaue Identifizierung ist noch nicht erfolgt. Auf jeden Fall hatte der Knabe keine Papiere bei sich und lag nackt im Wald. Die Mordkommission in Eberswalde hat den Fall übernommen. Ich bin namentlich ins Protokoll aufgenommen worden, das ließ sich leider nicht vermeiden.«

»Schon gut, Witzler. Ich habe das Gefühl, als ob wir an der Sache dranbleiben sollten. Wir haben immerhin einen vermutlich ausländischen Toten mit einer militärischen Tätowierung am Unterarm. Mal abwarten, was die Obduktion ergibt. Ich habe uns erstmal auf die Liste der zu benachrichtigenden Dienststellen gesetzt, prophylaktisch versteht sich. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich Sie in den Ermittlungen platzieren kann, ohne dass BND auf Ihrer Stirn steht.«

»Immerhin habe ich nicht den Bundesadler auf dem Unterarm, alles andere sollten Sie einfädeln, Chef. Wir könnten meine Tarnung als Mitarbeiter des Innenministeriums nutzen, die Gersts haben es sowieso schon unter die Leute gebracht.«

»Ich lass das mal in unserer Führungsgruppe prüfen. Wenn es bestätigt wird, werden wir eine Arbeitsgruppe im Ausschuss platzieren, mit allem nötigen Pipapo. Wie gesagt, wenn wir grünes Licht dafür bekommen. Machen Sie Feierabend, Witzler, fahren Sie wieder raus in die Schorfheide. Genießen Sie die idyllische Ruhe.« Krause ließ mich abtreten und war schon wieder in eine Akte auf seinem Schreibtisch vertieft, als ich das Zimmer verließ.

Joachimsthal, Schorfheide

»Juten Abend, ham Se ’n Augenblick Zeit für uns?« Die beiden Alten standen mit ihren Ostfriesennerzen vor dem Gartentor. Diesmal hatte Lore Gerst ihre Kapuze auf dem Kopf und wirkte damit wie ein unheimliches Insekt. Sie mussten auf meinen Golf gewartet haben, ich glaube nicht an Zufall. Vielleicht hatten sie das Bedürfnis nach Konversation nach diesem grausamen Fund. Wahrscheinlich waren sie einfach neugierig darauf, ob ich schon was darüber wusste.

»Ja, kommen Sie mit rein.« Ich machte eine ausholende Geste. »Immer hereinmarschiert, rechts ist die Küche, die Schuhe behalten Sie bitte an, es ist sowieso nicht gewischt.« Ich nahm das dreckige Geschirr vom Tisch und platzierte es mit einigem Aufwand im schon überfüllten Geschirrspüler.

»Tschuldigung, hatte nicht mit Besuch gerechnet. Ich mach uns einen Tee, mit Rum.« Ich tippte Heinrich Gerst verschwörerisch auf die Schulter. Der nickte nur grinsend. »Aba nich mit’n Rum sparen, wat Lore.«

Kurze Zeit später überreichte ich zwei dampfende Tassen.

»Mensch, Herr Witzler, mit dem Tee ham Se ja een jenauso sicheret Händchen wie meen Lorchen, damit kann man ja Raketen betanken.« Gerst kniff genießerisch die Augen zusammen. »Echter Raketensprit!«

»Stimmt es eigentlich, dass hier in der Schorfheide früher nachts Raketen durch die Wälder gefahren wurden?«

»Na klar, hier war die 152. Raketenbrigade stationiert, ausjerüstet mit SS-12-Raketen. Die war’n uff England und Frankreich jerichtet. Dit war’n mobile Raketen uff riesige Lkw und der Sinn von mobilen Systemen is nu ma, in Bewegung zu bleiben. Sie werden hier im Wald immer noch uff Betonstraßen treffen. Jede Rakete hatte vier Feldstellungen, die heute meist zujewachsen sind. Aber wenn man wees, wat man sucht, kann man die noch finden. Wenn Se möchten, kann ick Ihnen mal eene zeijen, nich weit von hier.«

»Haben Sie die Raketen jemals aus der Nähe gesehen?«

»Zweema. Dit eene ma hab ick besoffen mit’n Fahrrad nachts den verbotenen Weg durch’n Wald jenommen und wäre beinahe von eene Streife über’n Haufen jefahren wor’n. Ick versuchte abzutauchen und flog in eene Stubbenkuhle, und als ick mir da so langsam rausquäle, höre ick dit Dröhnen von den riesen Lkw. Der rauschte da mit eene Rakete obendruff mit jut sechzich Sachen die Betonstraße runta, jefolgt von drei, vier Ural-Lkw und een Geländewagen. Dit janze hat vielleicht zehn Sekunden jedauert, denn war’n die im finsteren Wald verschwunden und man hörte nur noch dit tiefe Brummen der großen Motoren. Dit andre Mal hat ick paar Fallen im Wald uffjestellt, dit ist ja hoffentlich schon verjährt, und ick hoffe, Sie scheißen mir nicht noch nachträglich an!« Gerst griente wie ein Schuljunge.

»Als ick janz früh morgens die Fallen kontrolliere, brummt dit plötzlich von ferne und wieda rauscht so’n Raketenexpress durch’n Wald. Ick bin natürlich unten jeblieben, war ja damals allet Sperrjebiet, die hätten mir janz schön die Hosen stramm jezogen, hätt’n se mich erwischt. Eijentlich sind die ständig unterwegs jewesen, besonders wenn da drüben bei euch Manöver war’n. Dann waren hier alle in Alarmbereitschaft, die Panzerleute, die Artillerietruppen, die Raketen, och die Flieger in Groß Dölln. Dann war dit hier wie’n Bienenschwarm. Zu die Zeiten haben wa den Wald imma gemieden.« Gerst war in seinem Element.

»Waren denn damals auch Marineinfanteristen hier stationiert?«

»Stationiert waren keene, jedenfalls nich fest. Wenn die jroßen Herbstmanöver war’n, wurden aba von Groß Dölln och Marineinfanteristen einjeflogen, die man mit de Hubschrauber über de Ostsee abjesetzt hat. Die sind aba meist sofort nach de Manöver wieda verschwunden, bis uff’n paar Stabsoffiziere.«

Gerst genoss es, mit seinem Wissen vor mir zu glänzen. Das war eine Unmenge an Informationen, leider schienen sie aber alle nur die Vergangenheit zu betreffen. Die Leiche ist leider in der Gegenwart – und ziemlich übel zugerichtet.

Landeskriminalamt, Eberswalde

»Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen Herrn Witzler vorstellen, er ist uns vom Innenministerium zugeteilt worden.« Das Bedauern über diese Tatsache war der Stimme anzumerken. Ich musterte die anwesenden Kriminalisten, zwei Herren in Jeans und Lederjacke, eine Frau, jung, schlank, sportlich, mit einem schönen Gesicht, hohen Wangenknochen, einer modischen Kurzhaarfrisur und tiefbraunen, fast schwarzen Augen. Sie war fraglos ein Grund, so oft wie möglich an den Ermittlungen in Eberswalde teilzunehmen. Die anscheinend vertraute Runde murmelte eine kurze Begrüßung und verschwand in ihre Dienstzimmer. Sie hatten mich kaum beachtet, und es war offensichtlich, wie viel sie von der Weisung ihres Dienstherren hielten. Ich hatte Krause davor gewarnt, dass die Mordkommission Eberswalde sich nicht gern eine Laus in den Pelz setzen lassen würde, eine Ministeriumslaus. Aber Krause hatte Blut gewittert, der Russe im Wald ließ ihn nicht los.

»Achim Krause-Marciniak, Inspektor, Leiter der Mordkommission Eberswalde«, stellte sich der Mann nun selbst vor.

»Die Krauses verfolgen mich anscheinend, mein Chef im Ministerium ist ebenfalls ein Krause.«

»Ich bin ja eigentlich seit Jahren kein richtiger Krause mehr. Die Eltern meiner zweiten Frau hatten Angst, dass der wohl gelittene Name Marciniak mit der einzigen Tochter verloren gehen würde, so bin ich jetzt ein echter Krause-Marciniak. Früher habe ich bei Däubler-Gmelin immer geschmunzelt, so schnell kann es einen selbst erwischen.«

Der Mann konnte immerhin über sich selbst lachen, was bei nicht vielen Beamten in höheren Positionen vorkam. Ich hatte da schon einschlägige Erfahrungen gemacht.

»Im Hause werde ich ›Krause-M‹ genannt. Wenn also auf dem Flur über ›Krause-M‹ getuschelt wird, ziehen die lieben Kollegen über den Chef her. Nehmen Sie Platz, Herr Witzler!«

Name gemerkt und gleich persönlich angesprochen, er war ein Profi. Ich setzte mich in einen schmalen Clubsessel, der sich wesentlich tiefer erwies als ursprünglich angenommen. Es war kein Zufall, Krause-M lächelte verschlagen über den Tisch. Mir wurde bewusst, dass »setzen« bei Krause-M der erste Test war. Wie kam sein Gegenüber mit einer unerwarteten Situation zurecht? Überraschung, Empörung, Belustigung?

»Hoppla, bei Ihnen geht’s ja tief hinab.« Ich lachte ihn offen an. »Mit so viel Gemütlichkeit hätte ich nicht gerechnet.«

»Die gehören hier eigentlich auch gar nicht her. Aber wenn ich die nicht hier hätte, hätte ich sie bei mir im Esszimmer. Wegwerfen war keine Option, die ich meiner Frau plausibel machen konnte. Die guten Sessel, seltene Erbstücke der weltgereisten Marciniaks! So hab’ ich die Dinger mit ins Büro genommen, einen billigen Clubtisch gekauft und erschrecke damit Leute wie Sie!« Seine blauen Augen blitzten durch die randlose Brille. Ich schien seinen Test bestanden zu haben.

»Was wollen Sie eigentlich hier? Unseren Fall lösen? Uns Hilfe geben? Ich habe nichts gegen eine Aufstockung der Personaldecke. Ein kriminaltechnischer Hintergrund wäre aber eine wichtige Option für eine Mitarbeit. Obwohl ich auch nichts gegen frei denkende Quereinsteiger habe, solange sie die Grundregeln kriminalistischer Arbeit akzeptieren. Sind Sie so ein Quereinsteiger?« Er hatte mich fokussiert und zeigte mit dem linken Zeigefinger auf mich.

»Ich sage mal so: gründliche Recherche, kombinierendes Denken und unpünktlicher Feierabend sind bisher auch schon Aspekte meiner Tätigkeit gewesen. Außerdem bin ich ebenfalls Linkshänder, da sollte schon was gehen!«

»Guter Beobachter, Witzler. Ich darf Sie doch so ganz salopp so nennen?« Ich nickte schmunzelnd, Krause-M gefiel mir. So langsam konnte ich mich mit der Entscheidung meines Chefs anfreunden, die Russensache im Auge zu behalten.

Gerichtsmedizin, Frankfurt/Oder