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Wer bin ich, wenn ich sage: „Ich“? Und: Mein' ich damit wirklich mich? Wie, wenn ein anderer ich wär': Ich sagte „Ich“, wär' aber – er! Mit streitbarem Spott, Sprachwitz und satirischem Eifer bereimt der Walhai als dichterischer Mahner von seinem Kirchendach aus Heiteres und Hintergründiges aus unser aller Alltag.
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Seitenzahl: 43
Ich und Du
Ballade vom Bankdirektor Lüdemann
Liebesdrama in vier Zeilen
Schafskunde I
Schafskunde II
Schafskunde III
Limerick: Norden
Wassersprache
Der Walhai auf dem Kirchendach
Langschläfer
Der Eichelhäher
Einschränkung
Klage eines ungewollt
tugendhaften Jünglings
Der Tor
Erste Liebe -die es hätte werden können
Erlkönig 2.0
Praktische Antworten
Prominent
business 3.0
Kyoto 2031
Bremsen
Männliches – Weibliches
Golf
Fragen
Dichtermärchen
Stoikers Frühlingsklage
Dichterschicksal
Der Auerhahn
Dichterlesung auf dem Lande
Spott
Olympische Zweifel
Dorumer Elegie
Närrische Einsicht
Limerick: Husum
Buchmesse
Einladung zur Dichterlesung
Die Narrenkappe
Wein-Weisheit
Das Burgfräulein
Moderne Loreley
Adam und Eva
Limerick
Denkfreiheit
Standesdünkel
Christsein 2.0
Limerick: Düren
Pragmatische Wetterbetrachtung
Alkoholisierte Einsicht
Drei Kirschen
Beim Zahnarzt
Limerick: Stetten
Glück und Unglück
Preisfrage
Der Tümpelkönig
Falsche Tugend
Das Weib
Limerick: Emden
Schlechter Tausch
Neujahrsempfang auf dem Lande
Poetische Lehre
Der Kormoran
Liebeswahn
Buridans Esel
Im Thermalbad
Literaturbetrieb
Dichtermahnung
Temporäre Verunsicherung
Der Pilgersmann
Der falsche Ton
Lob des Sitzens
Der Unruhestifter
Ein Liebesreigen
Krafft-Ebings Welt
Urlaub
Zimmer mit Aussicht
Grau
Carpe diem
Zeit
Tanzen
Mahnung
Erntezeit
Der Tor
Rentner gehen Gassi
Junta-Abzählreim
Ich
Augenblicke I
verliebt
Augenblicke II
Alleine
Abi-Ball
Die schwarze Türe
Erste Liebe
Abendlicher Friedhofsbesuch an Allerheiligen
Zwiesprache
nach dem sturm
Gestern
Zeit der Liebe
Erste Liebe
Abschied und Wiedersehen
Militärseelsorge
banat
Neujahrsspruch I
Neujahrsspruch II
Zum Neuen Jahr
Epitaph
Über den Autor
(Meditation über Descartes)
Wer bin ich, wenn ich sage:„ Ich“?
Und: Mein' ich damit wirklich mich?
Wie, wenn ein anderer ich wär':
Ich sagte „Ich“, wär' aber – er!
Auch raubt es mir die inn're Ruh',
Dass andre sagen zu mir: „Du“,
sprechen mir's offen ins Gesicht:
„Dein 'Ich' – das gibt es für uns nicht!“
Dann geht sogar das „Du“ perdu:
Ich treff' Herrn Schmitz, der sagt mir „Sie“.
Und trete kurz ich vor die Tür'
wird selbst das „Wir“ sofort zum „Ihr“.
Das alles ist nur schwer zu fassen!
Worauf soll ich mich noch verlassen,
wenn ich selbst Wandel unterliege?
Dass Denkens Stete ihn besiege!
Herr Lüdemann, der macht in Weizen,
Frau Lüdemann besticht mit Reizen.
Es neidet folglich alle Welt,
was für perfektes Glück sie hält.
Die Frau erfuhr alsbald betrübt,
dass Lüdemann sie nicht mehr liebt,
sie bestenfalls noch lästig duldet,
was einer Jüngeren geschuldet.
Als Rache schafft Frau Lüdemann,
sich darauf einen Hausfreund an,
dem Herz und Schoß sie willig schenkt,
derweil an Lüdemann sie denkt.
Nun könnt' man vorschnell bilanzieren,
dass Glückgewinn und Glückverlieren
hier letztlich ausgeglichen sein.
Doch spricht die Wirklichkeit streng: „Nein!“
Solche Gefühls-Gemengelage
hält sich höchst selten nur die Waage,
meist steht als traurige Bilanz:
Der, der verliert, verliert ganz.
Dass Lüdemanns nicht glücklich waren,
erfuhr die Stadt erst nach drei Jahren
vom „Stadtanzeiger“, der berichtet,
dass er Weib samt Galan vernichtet.
Als dann ihm der Prozess gemacht
und er ins Kittchen ward verbracht,
da war'n sie weg, jene Gestalten,
die vormals für glücklich man gehalten.
Moral:
Was lernen wir aus der Geschicht'?
Der Mord war echt, das Glück war's nicht!
Von Donauwörth bis Ankara
fuhr froh ich mit Veronika.
Doch heimwärts musst' ich wandern
sie fand dort einen andern.
Weil es so war und noch so ist,
oh Schäflein, lass' dir raten:
Selbst wenn der Wolf mal Kreide frisst,
satt macht ihn Lämmerbraten.
Wenn irgendwer dir viel verspricht
und sei es vor den Wahlen,
mein liebes Schaf, vergesse nicht:
Du musst dafür bezahlen!
Du, braves Schaf, willst frisches Grün,
der Rest der Welt will dir ans Fell.
Soll man dir nicht das Fell abziehn,
dann musst du klug sein – oder schnell!
Es lebt' eine Dame in Norden
deren liebstes Hobby war Morden.
Das ist zwar nicht fein,
doch vom Bestattungsverein
erhielt sie 'nen Orden in Norden.
Wenn Wasser würde Worte wagen:
Was würde Wasser uns da sagen?
Würd's uns aus Urzeiten berichten,
würd's uns geheime Wunder sichten,
würde es Wortkaskaden dichten,
würd's unser Denken ganz vernichten?
Wenn Wasser würde Worte wagen:
Warum sollt's grade uns was sagen?
Der Walhai auf dem Kirchendach,
der singt, trompetet und macht Krach.
Flugs eilt das Volk herbei zuhauf,
glotzt staunend auf das Dach hinauf,
wo Walhai nennt Leut' namentlich
die, selbstverständlich, wundern sich,
dass laut vom Dach wird ausposaunt,
was sonsten heimlich nur geraunt.
Den Anfang macht der Gottesmann,
schließlich wohnt der gleich nebenan.
Der Pfarrer hört mit roten Ohren,
dass in der Hölle er wird schmoren,
weil er mit jener und mit dieser,
die Eh' gebrochen. Er sei ein mieser
Kerl, kein Vorbild dem, der sündert,