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<p><strong>Selbstheilung durch ganzheitliche Medizin und Spiritualität</strong></p> <p>Die japanische Heilmethode setzt einen intensiven Entwicklungsprozess in Gang, der psychologisches und ganzheitliches Wissen erfordert. Dieses Buch vermittelt die theoretischen Grundlagen und stellt die wichtigsten Methoden und Techniken vor.</p> <ul> <li>Die Psyche verstehen: lernen Sie, Verhalten, Fühlen und Denken einzuordnen.</li> <li>Mit der Ki-Energie arbeiten: entdecken Sie die besten Therapiestrategien der sanften Medizin.</li> <li>Aura, Chakra & Mantra: erkennen Sie die Zusammenhänge und entfalten Sie Ihr Reiki-Potenzial – für mehr Tiefenentspannung und Selbstheilung.</li> </ul> <p>Ein unverzichtbarer Begleiter für Reiki-Einsteiger und Reiki-Lehrer.</p>
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Seitenzahl: 411
Andreas Dalberg, 1971 geboren, organisierte Seminare zum Thema Reiki und trat ein für einen offenen Umgang mit sogenanntem Geheimwissen. Mittlerweile hat er sich anderen Aufgaben zugewandt.
In Liebe: Sabine
Ganz besonderer Dank gebührt meiner Familie, allen Freunden, Heidrun Hausen, Martin Wellhöfer, Tanja Bengel und Gerhard Riemann.
Andreas Dalberg
Der Weg zum wahren Reiki-Meister
Symbole, Mantren und Einweihungsriten aller Reiki-Grade
Vorwort
Zum Umgang mit diesem Buch
Einführung
Reiki-Grundlagen I: Die Psychologie
Die Psyche des Menschen
Bewusstsein und Ich
Die Persona
Fragen zur Selbstreflexion
Das Unbewusste
Das persönliche Unbewusste
Das innere Kind
Der Schatten
Das kollektive Unbewusste und die Archetypen
Die Anima
Der Animus
Der Archetyp des männlichen beziehungsweise des weiblichen Prinzips
Das Selbst
Der psychologische Weg zur Individuation
Reiki-Grundlagen II: Die Esoterik
Die esoterischen Grundgesetze
Gesetz der Ordnung
Gesetz der Analogie
Gesetz der Evolution
Gesetz der Energie
Gesetz der Polarität
Gesetz der rhythmischen Schwingung
Gesetz des energetischen Ausgleichs
Gesetz der Resonanz
Gesetz des Impulses
Krankheit
Heilung
Der esoterische Weg der Individuation
Reiki im Überblick
Allgemeines
Die Geschichte von Reiki
Was ist Reiki?
Die Reiki-Lebensregeln
Reiki und die Heilung von Krankheiten
Reiki und Geld
Die Wirkungsweise von Reiki
Aura und Chakren
Die Schichten der menschlichen Aura
Die Chakren
Gedanken und Gefühle
Einweihungen
Eigenschaften der Reiki-Energie
Der Reiki-Prozess
Die verschiedenen Reiki-Grade
1. Grad
2. Grad
Symbole und Mantren
Das erste Symbol: ChoKu Rei
Das zweite Symbol: Sei Heki
Das dritte Symbol: Hon Sha Ze Sho Nen
Die Gebete zu den ersten drei Symbolen
Der Meistergrad
Das Meistersymbol: Dai Komio
Das Gebet zum Meistersymbol Dai Komio
Der Lehrergrad
Deine Schüler und du
Seminare
Zur Veröffentlichung der Einweihungsrituale
Die Einweihungen in die verschiedenen Reiki-Grade
Die vier Einweihungen des ersten Reiki-Grades
1. Einweihung
2. Einweihung
3. Einweihung
4. Einweihung
Die drei Einweihungen des zweiten Reiki-Grades
1. Einweihung – Symbol Choku Rei
2. Einweihung – Symbol Sei Heki
3. Einweihung – Symbol Hon Sha Ze Sho Nen
Die Einweihung zum Reiki-Meister
Meistereinweihung – Symbol Dai Komio
Die Reiki-Großmeisterschaft
Reiki in der Praxis
Methoden und Techniken im 1. Grad
Einstimmungszeremonie
Abschlusszeremonie
Schutzübung
Die zwölf Grundpositionen der Ganzbehandlung
Energie spüren
Chakrenausgleich
Kennenlernen des eigenen Körpers
Wünsche und Ziele
Reiki-Schnellbehandlung
Reiki bei Unfällen oder Schockzuständen
Die erste Stufe des Individuationsweges mit Reiki
Erkennen der Rollen und der eigenen Persona
Situations- und Beziehungsveränderung
Methoden und Techniken im 2. Grad
Grundsätzliche Symbolanwendung
Meditation zu den Symbolen
Ganzbehandlung und Chakrenausgleich
Wünsche und Ziele
Mentalbehandlung
Fern-Reiki
Fernmentalbehandlung
Mentaltraining
Raumharmonisierung und -energetisierung
Reiki-Kraftplatz
Erdung
Karmabereinigung
Licht für das höhere Selbst
Die zweite Stufe des Individuationsweges mit Reiki
Die Heilung des inneren Kindes
Die Heilung des inneren Säuglings
Die Heilung des Kleinkindes
Die Heilung des Vorschulkindes und des Schulkindes
Die Integration des Schattens
Methoden und Techniken im 3. Grad
Meistermeditation
Schulung des geistigen Auges
Überziehen des Schutzsymbols
Die dritte Stufe des Individuationsweges mit Reiki
Die astrologischen Archetypen
Reiki-Meditation zu den astrologischen Archetypen
Anima und Animus
Der Archetyp des männlichen beziehungsweise des weiblichen Prinzips
Resümee
Zum Abschluss
Reiki hat innerhalb der letzten Jahre eine große Verbreitung erlebt. Immer mehr Menschen erkennen für sich die vielfältigen Entwicklungschancen, die mit Reiki möglich sind. Daher ist es sinnvoll, ein Buch anzubieten, das Reiki und den daraus resultierenden Entwicklungsweg ganzheitlich darstellt.
Während meiner Tätigkeit als Reiki-Lehrer musste ich feststellen, dass vielen Reiki-Praktizierenden – egal, ob mit dem ersten Grad oder mit dem Meistergrad – grundsätzliche Einsichten in den Reiki-Prozess fehlten. Gerade die Reiki-Praxis erfordert tiefes Wissen um die Psyche eines Menschen. Ebenso gehören die esoterischen Grundsätze und ihre konkrete Anwendung im Leben zum täglichen Handwerkszeug eines Reiki-Praktizierenden.
Obwohl die bloße Anwendung von Reiki an sich sehr simpel ist, gestaltet sich der Entwicklungsweg schwieriger. Denn für diesen Entwicklungsprozess benötigt man einen konkreten Leitfaden. Doch vielen Reiki-Anwendern werden von ihren Reiki-Lehrern nach ihrer Einweihung in einen Reiki-Grad nur unzureichende Informationen darüber vermittelt, wie sie den Reiki-Prozess bewusst gestalten können. Einen solchen Leitfaden möchte dieses Buch geben.
Schon mit dem ersten Reiki-Grad sollte man sich mit den beiden großen Themen auseinandersetzen, die für unser Leben von Bedeutung sind: Zum einen ist das der Bereich der Psychologie, der Aufschluss über die Persönlichkeit eines Menschen gibt. Zum anderen ist es der Bereich der Esoterik, der grundsätzliche Einsichten darüber gewährt, wie die Persönlichkeit des Menschen in die Welt und in den Kosmos eingebettet ist.
Psychologie und Esoterik geben Antwort auf die Grundbedingungen unseres Daseins. Wer sich zum wahren Reiki-Meister, zum Meister über sein Leben entwickeln möchte, der muss diese Grundbedingungen erkennen und sie auch in sein Leben integrieren.
Mit dem zweiten Reiki-Grad werden jene psychologischen und esoterischen Inhalte eine noch größere Rolle spielen. Allein die spezifische Energiequalität des zweiten Grads bringt dies mit sich. Spätestens mit dem Meistergrad gilt es, sich ein vertieftes Verständnis hierüber zu erarbeiten.
Praktiziert man Reiki, so dient man als Kanal für die Lebensenergie. Und je durchlässiger man ist, desto besser kann man diese Kanalfunktion ausüben. Doch Durchlässigkeit erfordert ein Integrieren der esoterischen Grundgesetze in das eigene Leben. Wer als Reiki-Lehrer tätig sein möchte, sollte dieses Verständnis schon erreicht haben. Jeder Reiki-Anwender, vom Praktizierenden des ersten Grades bis hin zum Reiki-Meister/Lehrer, der die notwendigen psychologischen und esoterischen Grundlagen außer Acht lässt, geht seinen Reiki-Weg ziellos – gleich einem steuerlosen Boot im Ozean treibend. Die Bereiche Psychologie, Esoterik und Reiki greifen ineinander. Sie wirken aufeinander und bestimmen den persönlichen Entwicklungsprozess. Dieser ist immer mit psychisch belastenden Situationen verbunden. Daher werden ständig Fragen auftauchen, die Antworten auf die Zusammenhänge des Lebens und des Reiki-Prozesses verlangen. Letztendlich ist der Reiki-Prozess ein natürlicher Entwicklungsprozess im Leben. Mit Reiki jedoch wird dieser Entwicklungsprozess bewusst angegangen. Daher ist es unerlässlich, über die grundsätzlichen Bedingungen unseres Daseins Bescheid zu wissen. Aus diesen Gründen befassen sich die ersten beiden Teile des Buches so ausführlich mit der Psychologie und der Esoterik.
Im dritten Teil des Buches werden die Reiki-Theorie und -Praxis ausführlich behandelt. Dem Einsteiger werden die grundsätzlichen Wissensinhalte über Reiki vermittelt, sodass er von Anfang an seinen Weg mit Reiki bewusst gestalten kann. Der Anwender des zweiten Reiki-Grades bekommt viele Methoden und Techniken im Umgang mit den Reiki-Symbolen gezeigt. Auch wird über die Aufgaben des zweiten Grades informiert, diese sind nun weitaus schwieriger als noch beim ersten Grad. Gleichzeitig kann der Anwender diese Aufgaben anhand des Praxisteils sicher bearbeiten. Der praktische Leitfaden für den dritten Reiki-Grad ermöglicht den Weg zum wahren Reiki-Meister.
Dem Reiki-Lehrer wird in dem vorliegenden Werk eine bisher einmalige Darstellung des Reiki-Prozesses an die Hand gegeben, sodass er seinen Schülern ein kompetenterer Wegbegleiter sein kann.
Somit ist das Buch sowohl für Reiki-Einsteiger als auch für Reiki-Lehrer ein unabdingbares Hilfsmittel und ein Wegweiser im Umgang mit Reiki. Dieser Anspruch wird durch die ganzheitliche Darstellungsweise aller notwendigen Wissensbereiche erreicht.
Weitere Merkmale des vorliegenden Buches sind seine – bisher einmalige – Offenheit bezüglich Reiki und sein kritischer Standpunkt zu dem Bewahren von »Geheimwissen«. So werden die okkulten Aspekte Reikis offenbart, damit Reiki mehr Menschen ein Segen sein kann.
Dieses Buch ist ein praxisorientiertes Buch! Alle Informationen haben einen konkreten praktischen Gehalt – egal, ob sie nun formal unter der Überschrift »Theorie« oder »Praxis« vorzufinden sind. Jede Information kann relevant für das eigene Leben sein. Daran sollte man bei der Arbeit mit diesem Buch denken. Theorie und Praxis gehören zusammen. Denn: Aus der Praxis ergibt sich die Theorie. Aus der Theorie ergibt sich die Praxis. Beides befruchtet einander.
Die Kapitel über Psychologie und Esoterik geben in komprimierter Form die wichtigsten Informationen über die Grundbedingungen des Lebens und des Menschseins. Daher ist es nötig, sich hierfür Zeit zu nehmen. Ein einmaliges Lesen wird kaum zu einem vertieften Verständnis führen. Jedem Kapitel sollte die entsprechende Zeit gewidmet werden. Manche Aspekte müssen des Öfteren durchdacht werden, um sie nachvollziehen zu können. Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der Lohn der Mühe wird sich einstellen. Dadurch wird es auch möglich, vom reinen Glauben zum Wissen fortzuschreiten.
Dem Reiki-Einsteiger empfehle ich, ein Kapitel zu lesen, es auf sich wirken zu lassen und dann die Inhalte in einen konkreten Zusammenhang mit dem eigenen Leben zu stellen. Es kann auch hilfreich sein, über manche Aspekte zu meditieren.
Dem Fortgeschrittenen möchte ich ans Herz legen, die behandelten Themen geistig völlig zu durchdringen. Erst mit dem Durchdringen wird er das Bewusstsein erlangen, welches ihn zum wahren Reiki-Meister macht.
Zu diesem Zwecke sind am Ende der meisten Kapitel einige »Fragen zur Selbstreflexion« aufgeführt. An dieser Stelle kannst du, falls du es möchtest, für einige Minuten innehalten und dir Gedanken über deine eigene Situation machen. Nimm dir hierfür ein wenig Zeit, bevor du wieder zur Lektüre zurückkehrst, und versuche, die Fragen für dich zu beantworten. Schon dadurch wirst du größere Einsichten in dich und dein Leben erlangen.
Ebenso verhält es sich mit dem praktischen Teil: Es ist sehr wichtig, die Aufgaben zum jeweiligen Reiki-Grad zu bearbeiten und zu lösen – so wie sie im Teil »Die Anwendung von Reiki in der Praxis« chronologisch dargestellt sind. Es nützt nichts, einzelne Übungen auszulassen, da sie bearbeitet werden müssen – will man in seiner Entwicklung fortschreiten.
Das Leben wird den meisten Menschen wohl immer ein Rätsel bleiben. Die Anstrengungen, die Welt zu erkennen, können häufig nur zu einem kurzfristig zufriedenstellenden Ergebnis führen. Das Streben nach Erkenntnis scheint kein Ende zu finden. Zu viele Geheimnisse und Fragen sind noch ungeklärt und werden es wohl noch lange sein.
Der Bereich des menschlichen Lebens, der sich nicht ohne Weiteres mit Geräten messen oder analysieren lässt, ist der der Psyche und des Bewusstseins. So stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: Was war mit meinem Bewusstsein vor meiner Geburt? Was wird mit meinem Bewusstsein nach meinem Tod sein? Was bedeutet die Zeit zwischen diesen großen Wendepunkten – das Leben – überhaupt? Fragen dieser Art dürften den meisten Menschen bekannt sein. Zufriedenstellende Antworten darauf wohl nur den wenigsten.
Trotz des scheinbar aussichtslosen Unterfangens, Antworten auf jene Fragen zu erhalten, werden wir nicht müde, danach zu suchen. Das Streben nach Erkenntnis schreitet fort. Die Geheimnisse vieler Lebensbereiche wurden von den Naturwissenschaften gelüftet. Wir haben größere Einsichten in das Wesen der Materie, in die Natur und in die in ihr ablaufenden Prozesse. Wir haben eine hochentwickelte Technik und einen sehr hohen Lebensstandard. Die Wissenschaften sind auf ihren Gebieten vortrefflich. Vor allem dem Geist der Wissenschaftler haben wir unseren Wohlstand zu verdanken. Doch ist dies nur eine Seite der Medaille. Sind wir wirklich zufriedener? Hat der Mensch in den letzten Jahrhunderten wirklich wesentlichere Antworten auf die Fragen nach dem Leben an sich, die sich jedem Menschen einmal stellen, bekommen? Oder drehte er sich hierbei vielmehr im Kreis?
Die heutige Zeit leidet an einem wesentlichen Mangel: an Sinn, an Sinnhaftigkeit. Die Wissenschaft hat es trotz ihrer rasanten Entwicklung nicht geschafft, dem Leben des Menschen Sinn zu verleihen. Sie hat die Religion aus dem Zentrum gesellschaftlichen Lebens verdrängt und dem Menschen ein rein mechanistisches Weltbild an die Hand gegeben. Doch damit allein kann der Mensch nichts anfangen. Die ehemals sinnstiftende Religion hat in den Herzen vieler Menschen keinen Platz mehr. Es herrschen Leere und Sinnlosigkeit. Diese sucht man durch Ersatzmittel zu überdecken – sei es durch Geld, Ansehen oder etwas anderes. Doch damit ist dem inneren Schmerz der Sinnlosigkeit kein Ende gesetzt. Wer dies für sich eingesehen hat, wird sich Fragen stellen, die ihm bisher keiner beantworten konnte. Und wer sich aufmacht, eigene Antworten auf seine Fragen zu finden, der ist zum Suchenden geworden. Diese Suche kann lange dauern, vielleicht auch ein Leben lang. Einmal begonnen, kann der Weg nicht mehr verlassen werden.
Viele Menschen finden auf dieser Suche wieder zur Religion zurück. Religionen haben seit jeher einen exoterischen und einen esoterischen Teil. Der exoterische Teil war schon immer allgemein zugänglich. Er war für jene Menschen eine Stütze, die glauben konnten, ohne zwingende Antworten auf ihre Fragen erhalten zu müssen. Doch der andere Teil, die Esoterik, war über lange Zeit nur einer kleinen Gruppe von Menschen zugänglich. Dazu gehörten die sogenannten Eingeweihten, die Meister und die Hohepriester. Diese nannten sich Esoteriker oder Hermetiker. Sie besaßen das Wissen um die Grundbedingungen des Lebens und wussten daher auch um die Sinnhaftigkeit des Seins.
Esoteriker haben Zugang zum Wissen, das es schon seit Jahrtausenden gibt. Wissen, welches in seinem Wesentlichen unverändert geblieben ist, welches zeitlos ist. Dieses Wissen kann man nicht sehen, man kann es nicht mit Geräten messen, man kann es nur erfahren. Selbsterfahrung ist ein Aspekt des esoterischen Weges. Ein anderer, damit eng verbunden, ist der Weg nach innen. Die eigene Seele mit ihren Tiefen und das eigene Bewusstsein in seinen vielschichtigen Dimensionen sucht man zu durchdringen. Auf diesem Weg nach innen sammelt man Erfahrungen, die in Wissen transformiert werden. Dieses Wissen ist Ergebnis eines Erkenntnisprozesses, der sich im Inneren eines Menschen abspielt. Nur wer diesen Erkenntnisprozess selbst durchläuft, kann verstehen, was damit gemeint ist.
Ziel des esoterischen Weges ist die Selbsterkenntnis, die Bewusstwerdung, die Individuation, die Heilung oder die Einheit mit Gott. Es gibt hierfür viele Beschreibungen. Doch allen ist ein Ziel gemein: die Selbstmeisterschaft über das eigene Leben.
Reiki ist ein Instrument auf diesem Weg zur Selbstmeisterschaft, der auch als Individuationsprozess bezeichnet wird.
Doch bevor näher auf die Esoterik eingegangen wird und bevor dann dieser Weg mithilfe von Reiki beschrieben wird, muss noch die grundsätzliche Frage nach der Psyche des Menschen gestellt werden. Diese Frage beantwortet die Psychologie.
| Symbol: © Benjavisa Ruangvaree/stock.adobe.com; Hintergrund: © Anna/stock.adobe.com. Composed & edited by Thieme.
Um den Menschen, sein Handeln, sein Verhalten, sein Fühlen und Denken verstehen zu können, muss man wissen, wie seine Psyche aufgebaut ist. Erst dieses Wissen ermöglicht, Veränderungen im Leben zu gestalten. Mit dem Wissen über sich selbst, die eigenen seelischen Dimensionen und Bereiche, ist man in der Lage, eigene Verhaltensweisen und erlebte Situationen in einen notwendigen Gesamtzusammenhang einzuordnen.
Das Bewusstsein eines Menschen hat als Mittelpunkt das Ich. Jeder Mensch spricht von sich mit dem Wort »Ich«. Alles, was ein Mensch als nicht zum Ich gehörig empfindet, bezeichnet er als »Du« oder als »Umwelt«.
Das Ich beinhaltet alle momentan bewussten Informationen. Dabei gilt eben nur das als bewusst, was in Beziehung zum Ich steht. Dies sind die Gedanken und Gefühle, die man gerade hat, alles, was man momentan sieht.
Gedanken, Gefühle, Empfindungen und Wahrnehmungen bezeichnet man als psychische Inhalte. Und die Beziehung eines psychischen Inhalts zum Ich stellt das Bewusstsein her. Ich und Bewusstsein bedingen sich also gegenseitig. Psychisches gilt eben erst dann als bewusst, wenn es mit dem Ich in Beziehung steht. Fehlt diese Beziehung, so ist es unbewusst. Dies bedeutet, dass das Ich nur deswegen beispielsweise einen Gegenstand wahrnehmen kann, weil das Bewusstsein eine Beziehung zwischen Ich und Gegenstand herstellt.
Das menschliche Bewusstsein ist auch in der Lage, über sich selbst zu reflektieren. Die Voraussetzung hierfür ist das Wissen des Bewusstseins um sich selbst, also ein Subjekt, welches wahrnimmt. Und dieses Subjekt ist das Ich. Das Ich soll unter anderem die Aufrechterhaltung der Identität sicherstellen.
Man kann das Bewusstsein eines Menschen mit einer Kugel vergleichen. Ein kleiner Ausschnitt aus der Oberfläche dieser Kugel würde dem Bewusstsein entsprechen. Das Ich wäre das Zentrum dieses Ausschnitts. Der Rest jedoch, welcher weitaus größer und umfassender ist, spiegelt das Unbewusste wider.
Die Psyche des Menschen hat daher eine entwicklungsgeschichtliche Veränderung vollzogen: Der Primitive hatte kein Ich-Bewusstsein, sondern lebte im Unbewussten. Innen- und Außenwelt waren eins. Konflikthafte Spannungen beziehungsweise gegensätzliche Inhalte konnten nebeneinander bestehen. Die Entwicklung zum modernen Menschen brachte es mit sich, dass sich aus dem Unbewussten das Bewusstsein bildete – mit dem Ich als Mittelpunkt. Selbstreflexion, aber auch subjektiv wahrgenommene Spannungen waren dadurch erst möglich. Man kann dies mit der Entwicklung eines Kleinkindes vergleichen. In den ersten Jahren seines Lebens befindet es sich in einer ihm unbewussten Welt und ist mit dieser daher eins. Erst im Alter von etwa zwei bis drei Jahren lernt das Kind, sich von seiner Umwelt zu unterscheiden. Dies ist der Zeitpunkt, ab dem die Welt in ein Ich und ein Du aufgeteilt wird, der Beginn eines Differenzierungsprozesses. Der Primitive hat diese Entwicklung in seinem Leben niemals vollzogen.
Die Psyche des Menschen.
Halten wir fest: Sobald ein Ich existiert, existiert auch ein Bewusstsein. Und dem Menschen ist all jenes bewusst, was mit seinem Ich in Beziehung steht. Das Ich ist also das Subjekt, der Mittelpunkt des Bewusstseins. Alle Inhalte, die keine Beziehung zum Ich haben, gelten als unbewusst.
Das Ich hat von Natur aus diverse Bedürfnisse, sich auszudrücken. Doch diese Bedürfnisse stehen oftmals im Widerspruch zu den Ansprüchen aus der Umwelt, den Erfordernissen des Gemeinschaftslebens. Dies stellt einen Konflikt dar, der vom Ich überwachsen wird, indem es eine Art Maske entwickelt und jene regelmäßig aufsetzt. Diese Maske bezeichnen wir auch als Persona, als Persönlichkeit. Die Persona umhüllt also das Ich. Die Art und Weise, wie sich ein Mensch gegenüber der Umwelt verhält, ist bestimmt durch seine Persona. Die Persona stellt eine Anpassungsleistung des Individuums an die Umwelt dar und ist zugleich ein Kompromiss zwischen von dort kommenden Forderungen und der inneren Struktur des Individuums. Ist man beispielsweise innerhalb des Freundeskreises einem bestimmten Verhaltenszwang ausgesetzt und fügt man sich diesem Zwang, obwohl man es eigentlich nicht möchte, so bedeutet dies, dass das eigene Verhalten stark maskenhaft ist. Dieses Verhalten entspricht nicht den eigenen Bedürfnissen, sondern den Anforderungen aus der Umwelt. Die Summe all dieser Verhaltensweisen, die man »nur« deswegen ausführt, weil es andere erwarten, bezeichnet man als Persona.
Elemente der Persona sind weiterhin das Erscheinungsbild, das ein Mensch abgibt – also sein Äußeres wie beispielsweise die Frisur oder die Kleidung, die Rollen, die er innerhalb der Gesellschaft spielt, Titel und gesellschaftliche Funktionen und auch gesellschaftliche Verhaltensweisen. Zur Persona gehören auch vor allem jene Verhaltensweisen, die ein Mensch nur deswegen ausführt, um den Ansprüchen aus der Umwelt zu genügen – obwohl sein wahres Ich dies gar nicht will. Das Ich handelt dann gegen seine Individualität.
Die Bedürfnisse des Ichs stehen oftmals denen der Persona gegenüber. Die Persona eines Menschen möchte durch Konformität und Anpassung den Ansprüchen der Umwelt gerecht werden. Sie möchte zur Gemeinschaft gehören, möchte sich anpassen und akzeptiert werden. Das Ich hingegen strebt danach, die eigenen Impulse und Bedürfnisse auszuleben, um sich und seine Individualität zu spüren. Diese Konfliktsituation kann sehr stark werden und einen derartigen Verlauf nehmen, dass das eigentliche Ich in der Auseinandersetzung mit der Persona völlig unterliegt und somit nicht mehr wahrgenommen wird. Die Persona wurde mit dem Bewusstsein identisch und glaubt nun, das Ich zu sein. Und so übersteigt sie ihren eigentlichen Aufgabenbereich, nämlich eine Art Schutz in bestimmten Situationen zu sein, und verschmilzt mit dem Ich. Dann ist beispielsweise der Arzt nur noch Arzt, kein Privatmann mehr. Er spielt immer die Rolle des Arztes. Egal, ob er in der Praxis ist oder am Wochenende beim Frühstück mit der Familie sitzt, er lebt die Rolle des Arztes.
Oftmals erkennen Menschen gar nicht, dass sie mit ihrer Rolle, ihrer Persona identisch geworden sind. In diesem Fall findet nur noch selten wahre Kommunikation statt. Ein Mensch versteckt sich hinter seiner Persona.
Ist nun das Ich mit der Persona identisch geworden und kann daher seine eigentliche Individualität nicht mehr ausdrücken, so stellt sich die Aufgabe, dies zu erkennen und die Persona vom Ich zu unterscheiden und letztendlich abzulegen, damit die eigenen Impulse gelebt werden können.
Welche Rollen lebst du in deinem Leben? Bist du mit diesen Rollen zufrieden? Erfüllen sie dich? Gibt es Situationen, in denen du deine eigenen Bedürfnisse bewusst unterdrückst, um den Ansprüchen der Umwelt gerecht zu werden? Ohne dass du es eigentlich möchtest? Gibt es Rollen und Beziehungen, die du verändern möchtest? Wie sollten diese aussehen? Welchen äußeren Zwängen fügst du dich? Welches Erscheinungsbild gibst du anderen Menschen gegenüber ab? Siehst du dich selbst auch so?
Grundsätzlich gilt all jenes als unbewusst, was momentan nicht in direkter Verbindung zum Ich steht. Unbewusst ist somit alles, was ein Mensch weiß, woran er jedoch momentan nicht denkt. Alles, was einmal bewusst war, aber jetzt vergessen ist, alles, was von den Sinnen wahrgenommen, aber nicht beachtet wird, alles, was man absichts- und aufmerksamkeitslos – also unbewusst – fühlt, denkt, erinnert, will und tut. Aber auch alles Zukünftige, was sich in einem Menschen vorbereitet, um in das Bewusstsein zu treten. All diese Inhalte gehören zu einem Menschen genauso wie seine bewussten Gedanken und Gefühle. Nur dass sie eben unbewusst sind.
Die Inhalte des Unbewussten können zu einem bestimmten Zeitpunkt entweder bewusst gemacht werden oder auch nicht. Dies bedeutet, dass man sich an bestimmte Inhalte erinnern kann, sie ins Bewusstsein befördern kann, andere wiederum nicht. Letztere sind meist vom Bewusstsein verdrängt.
Hierin liegt auch eine Gefahr, die es zu erkennen gilt: Jeder Mensch wird von seinem Unbewussten beeinflusst. Egal, ob er davon weiß oder nicht. Dieser Einfluss kann sowohl als angenehm als auch als unangenehm empfunden werden. Doch wenn man mit dem eigenen Unbewussten arbeitet, so kann man es auch bewusst beeinflussen, man kann es verändern. So ist es auch möglich, den Einfluss, den das Unbewusste auf unser Leben hat, zu bestimmen.
Das Unbewusste besteht aus Bildern. Deswegen sagt man auch, das Unbewusste würde in Bildern denken. Hat man beispielsweise vor einigen Jahren ein Erlebnis gehabt und es vergessen, so kann man sicher sein, dass das Unbewusste hiervon weiß. Es ist eine Art Speicher, welcher alles bewahrt – und zwar in Form von Bildern.
Man kann sich beispielsweise ohne Weiteres bewusst machen, was man am vorigen Tag getan hat. Man überlegt und setzt dadurch seine Bewusstseinsfunktion in Gang, welche die Erinnerung aus dem Unbewussten holt. Bei belanglosen Ereignissen, die schon Jahre zurückliegen, ist dies schon nicht mehr so einfach. Man kann sich nur noch vage erinnern. Waren die Ereignisse jedoch intensiv und sehr positiv, so ist das Bewusstsein oftmals ohne Weiteres in der Lage, sich wieder zu erinnern und dem Ich diese Erinnerung – in Form eines Bildes und des dazugehörigen Gefühls – zugänglich zu machen. Waren die Ereignisse jedoch sehr schmerzhaft und traumatisch, so kann es geschehen, dass diese Ereignisse vom Ich beziehungsweise vom Bewusstsein absichtlich ins Unbewusste verdrängt wurden und von dort nicht mehr ohne erheblichen Aufwand ins Bewusstsein zurückgeholt werden können.
Sinn der Verdrängung ist aus Sicht des Ichs beziehungsweise des Bewusstseins die Vermeidung von Schmerz, da ein Wiedererinnern der verdrängten Inhalte die gleiche emotionale Tönung des schmerzhaften Erlebnisses zur Folge hätte. Das Instrument, mit dem diese schmerzlichen Ereignisse im Unbewussten gehalten werden, nennt man Abwehrmechanismen. Die Abwehrmechanismen verhindern nun, dass diese schmerzhaften Erlebnisse wieder ins Bewusstsein treten.
Alle unbewussten Inhalte eines Menschen, die einen konkreten Bezug in der individuellen Lebensgeschichte des Menschen haben, gehören zu einem Bereich des Unbewussten, den man als das »persönliche Unbewusste« eines Menschen bezeichnet.
Im Bereich des persönlichen Unbewussten gibt es zwei wichtige Begriffe, die erläutert werden müssen: das innere Kind und der Schatten.
Der Zeitraum von der Verbindung der Seele mit dem Körper über die Geburt und das Kindesalter bis hin zur Pubertät ist von größter Bedeutung für einen Menschen. Vielen Problemen im Erwachsenenleben liegen schmerzhafte Erlebnisse und Erfahrungen innerhalb dieser Zeitspanne zugrunde. Die Summe all dieser Erfahrungen bezeichnet man als »inneres Kind«. Das innere Kind in uns ist meist verletzt. Intensive schmerzliche Erfahrungen fügten der Seele Wunden zu, die geheilt werden müssen, da ihre Auswirkungen ansonsten den Erwachsenen bestimmen und er sein Leben nicht in Freiheit und Selbstbestimmung führen kann. Schmerzhafte Erfahrungen des inneren Kindes werden oftmals aus dem sich entwickelnden Bewusstsein ins persönliche Unbewusste verdrängt. Doch haben sie immer eine Wirkung auf den Menschen. Denn im Unbewussten wirken diese Verletzungen weiter und können mit großer Macht das Bewusstsein eines Menschen beeinflussen. Das verletzte innere Kind in uns ist oftmals der Grund, weswegen wir in manchen Situationen keine Kontrolle mehr über uns haben und ein Verhalten anderen gegenüber zeigen, welches uns danach leidtut. Diese Situationen sind oftmals Affektzustände, also von starken Gefühlen begleitet. Um sich nicht mehr von den Verletzungen der Kindheit kontrollieren zu lassen, muss man das innere Kind heilen.
Wenn du auch nur einige der folgenden Fragen mit Ja beantworten musst, dann wurde dein inneres Kind verletzt:
Gerätst du immer wieder in Abhängigkeit von einem anderen Menschen, vor allem in der Beziehung zu einem Partner? Hungerst du nach Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit von anderen Menschen und kannst davon niemals genug bekommen? Neigst du zu Sucht, egal, in welcher Form, von der Alkoholsucht bis hin zur Eifersucht? Erlebst du in Beziehungen immer wieder Enttäuschungen? Hast du das Gefühl, dass deine eigenen Bedürfnisse nur von anderen Menschen befriedigt werden können? Tust du vieles, um aufzufallen und Beachtung zu erlangen? Strebst du oftmals ausschließlich nach materiellen Gütern? Neigst du zu Gewalt, zu Affektausbrüchen, zu Situationen, in denen du dich nicht mehr unter Kontrolle hast? Hast du wenig Selbstwertgefühl, wenig Selbstbewusstsein und misstraust du anderen Menschen übermäßig? Neigst du zu Depressionen oder siehst du im Leben wenig Sinn?
Ein anderer Teil des persönlichen Unbewussten ist der Schatten eines Menschen. Der Mensch hat nicht nur gute und helle, sondern auch dunkle Seiten. Zu diesen dunklen Seiten gehören unter anderem die eigenen Schwächen und die sogenannten inferioren Persönlichkeitsanteile. Da der Mensch dazu neigt, sich selbst als ausschließlich »gut« zu sehen, werden all jene Inhalte, die einfach nicht zu einem gehören dürfen, verdrängt. Die Summe dieser verdrängten Persönlichkeitsanteile und -inhalte bildet den Schatten eines Menschen. Dieser ist (persönlich) unbewusst, hat jedoch eine eigene Dynamik. Denn die Schatteninhalte werden auf andere Menschen projiziert und dort auch bekämpft.
Projektion bedeutet: Inhalte, Wesenszüge und Eigenschaften der eigenen Gesamtpsyche werden bei sich selbst nicht erkannt oder abgelehnt und verdrängt. Daher sind diese Inhalte einem selbst unbewusst. Das Unbewusste jedoch strebt nach Ganzheit der Persönlichkeit. Und diese Ganzheit ist eben nicht erreicht, wenn man Teile seiner eigenen Persönlichkeit nicht erkennt. Daher macht das Unbewusste auf sich aufmerksam, indem es seine Inhalte in das Außen hinausverlagert – also projiziert. Dabei werden als Projektionsträger solche Menschen oder Gegenstände verwendet, die für die Projek tion geeignet sind und daher eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Inhalt der Projektion aufweisen. Das Ich kann nun die Inhalte des eigenen Unbewussten im Außen wahrnehmen – eben durch die Projektionskraft des Unbewussten. Jedoch soll diese Wahrnehmungsmöglichkeit nur der Erkenntnis dienen, dass der projizierte Inhalt Teil der eigenen Persönlichkeit ist.
Doch genau an diesem Punkt kommt der Mensch im Allgemeinen nicht weiter. Diese Möglichkeit wird eben nicht erkannt. Anstatt die Projektion zurückzunehmen und als zur eigenen Psyche gehörig zu akzeptieren, bekämpft er sie – und damit zugleich den Menschen, der Projektionsträger ist. Hat beispielsweise ein Mensch in sich die eigene Eigenschaft der Arroganz (dies ist der psychische Inhalt) nicht erkannt oder verdrängt, so agiert das Unbewusste. Das Unbewusste möchte dem Bewusstsein beziehungsweise dem Ich jedoch zeigen, dass eine situative Arroganz auch zur eigenen Gesamtpersönlichkeit gehört. Daher sucht es im Außen nach einem geeigneten Menschen (Projektionsträger), der dies dem Ich näherbringen könnte. Trifft man nun einen Menschen, der in gewisser Weise arrogante Züge auslebt, so wird die eigene Arroganz zusätzlich auf diesen Menschen projiziert. Der Mensch wird nun als absolut arrogant erlebt. Arroganter, als er tatsächlich ist.
Dieser Projektionsvorgang ist dem Ich ebenso unbewusst wie die Tatsache, dass man selbst arrogante Züge in sich trägt. Und hierin liegt eben die Gefahr, aber auch die Notwendigkeit der Bewusstwerdung und Erkenntnis dieses Vorgangs. Der Mensch, der als Projektionsträger dient, wird nämlich abgelehnt und auch bekämpft. Würde man die Projektion erkennen, so könnte man sie zurücknehmen. Und dies bedeutet, dass man den projizierten Inhalt bei sich selbst annimmt. Den anderen Menschen kann man nun als das sehen, was er ist: Eben als Menschen, der auch arrogante Züge in sich trägt und diese auslebt. Dadurch nimmt man psychische Energien, die in das Außen gebunden sind, zurück und man wird vollständiger.
Die Projektionsrücknahme ist wohl der wesentlichste Bestandteil auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Erst dadurch werden nämlich die eigenen Kanäle zum Selbst geformt.
Der Schatten ist eben jener Teil des Unbewussten, der verdrängte persönliche Eigenschaften beinhaltet. Immer dann, wenn man sich über das Verhalten eines anderen Menschen übermäßig aufregt, bedeutet dies nun, dass man seinen eigenen Schatten projiziert hat und ihn beim anderen bekämpft. Ein kleines Beispiel: Eine Frau flaniert an einem schönen Tag durch einen Park. Dabei sieht sie eine andere Frau beim Sonnenbad – ohne Bekleidung am Oberkörper. Dies erregt nun ihr Gemüt. Sie würde »so etwas Schlechtes niemals tun«.
Das, was sie tatsächlich getan hat, war, das eigene Bedürfnis nach körperlicher Freizügigkeit als »schlecht« einzuordnen und es in ihr Unbewusstes zu verdrängen. Doch dieses verdrängte Bedürfnis ist nun nicht einfach weg, sondern wirkt im Unbewussten weiter. Da es aber nicht gelebt wird, muss es sich ein »Ventil« suchen, um die damit verbundene psychische Energie ausleben zu können. Gleichzeitig soll sich die Frau durch die Projektion auch der Projektion bewusst werden. Doch sie reagiert mit Ablehnung und Ärger. Sie hat einen Teil ihres Schattens auf die sonnenbadende Frau projiziert und dort bekämpft.
Doch letztlich erfordern Ärger und Ablehnung immer Kraft – vor allem, wenn man selbst das Ziel des Ärgers und der Ablehnung ist. Zudem steht die Schattenprojektion der eigenen spirituellen Entwicklung entgegen. Daher ist es notwendig, dass sich ein Mensch seines Schattens bewusst wird und die jeweiligen Projektionen zurücknimmt. Die Schattenannahme und Projektionsrücknahme könnten zu einer Lebensaufgabe werden. Denn das, was in der Welt verkehrt ist, liegt immer in einem selbst. Dies einzusehen und auch noch in das eigene Leben zu integrieren, ist äußerst schwierig.
Doch sind wir alle Teil des Einen, des Großen und des Ganzen – Teil von Gott. Da das Eine den Menschen umfasst, ja die Menschen aus diesem Einen kommen, gehören alle Menschen zusammen und bilden eine Einheit. Nur dass eben jeder Mensch einen anderen Aspekt des Einen lebt. Diese unterschiedlichen Aspekte des Einen finden ihren Ausdruck sowohl in der Hausfrau, im Porschefahrer, im Politiker, im Priester, im Soldaten usw. Da wir uns meist dieser Einheit von allem unbewusst sind, können wir nicht erkennen, dass der andere Mensch immer einen Aspekt des Einen und daher auch von einem selbst lebt. Und so lässt uns diese Unbewusstheit ausgrenzen, streiten, ablehnen und kämpfen. Doch sollten wir erkennen, dass Objekt unseres Kampfes immer nur wir selbst sind, da sich im Außen, welches wir ablehnen, immer nur unser Schatten spiegelt, den wir projiziert haben.
Doch muss erwähnt werden, dass der Schatten auch lichte Aspekte in sich tragen kann. Dazu gehören dann all jene positiven Eigenschaften, die man aus verschiedensten Gründen nicht wagt auszuleben. Auch hier gilt es, diese Schatteninhalte bewusst zu machen.
Ein dritter Aspekt sind die Anlagen und Fähigkeiten, die in uns liegen, die wir aber ebenfalls nicht entwickelt haben. All jene Fähigkeiten, um die wir andere Menschen beneiden, gehören zu diesen unterentwickelten Fähigkeiten in uns, die dann Teil des Schattens sind. Eine entsprechende Aufgabe wäre hier die Entwicklung und Förderung jener Anlagen, die man bisher kaum beachtet hat.
Was lehnst du in deinem Leben ab? Was stört dich an anderen Menschen? Was erachtest du als für dich schlecht? Wie möchtest du niemals sein? Gibt es Menschen, mit denen du immer wieder über bestimmte Verhaltensweisen streitest?
Gibt es auch Situationen, in denen du dich positiv verhalten wolltest, es dann aber doch nicht getan hast? Situationen, in denen du beispielsweise einem Menschen helfen wolltest? Warum hast du es nicht gewagt, zu helfen?
Wie aus den bisherigen Darstellungen ersichtlich, hat das Unbewusste verschiedene Bereiche oder Schichten. Der eben beschriebene Bereich ist das persönliche Unbewusste, ein anderer Bereich ist das kollektive Unbewusste. Zum persönlichen Unbewussten gehören vor allem jene Erlebnisse und Wahrnehmungen, die ein einzelner Mensch erfahren hat und dann in das Unbewusste hat sinken lassen, weil er sie einfach vergaß oder weil er sie verdrängte. Das persönliche Unbewusste bezieht sich also auf Inhalte, die mit der Lebensgeschichte des Individuums in Zusammenhang stehen.
Doch neben der Schicht des persönlichen Unbewussten gibt es auch noch psychische Inhalte, die auf das Individuum wirken und dennoch nicht aus dessen persönlichem Lebenslauf heraus zu erklären sind. Diese Inhalte wirken auf alle Menschen. Ihr Vorhandensein kann sich nur aus der gesamten menschlichen Entwicklungsgeschichte erklären lassen. Man bezeichnet sie als Archetypen beziehungsweise archetypische Bilder. Den Bereich des Unbewussten, in dem die Archetypen vorzufinden sind, nennt man das kollektive Unbewusste.
Das kollektive Unbewusste ist also eine Schicht des Unbewussten, deren Vorhandensein sich nicht aus dem Leben eines Individuums erklären lässt. Die Inhalte des kollektiven Unbewussten sind nicht spezifisch für das individuelle Ich und stammen auch nicht aus persönlichen Erwerbungen. Vielmehr haben sie einen kollektiven Hintergrund und sind a priori vorhanden.
Die Kollektivität zeigt sich an gewissen Verhaltens- und Funktionsweisen der Psyche, die allen Menschen gemein sind. Dazu gehören bestimmte kollektive Arten des Verhaltens, des Denkens und des Fühlens, aber auch instinktive Reaktionsweisen auf bestimmte Situationen, die in jedem Menschen verankert sind. Beispielsweise die instinktive Reaktion von Menschen auf Gefahren, auf Feuer usw. Diese Reaktionsweisen sind eben bei allen Menschen gleich – bei Afrikanern ebenso wie bei Europäern. Sie lassen sich überall und zu allen Zeiten – unabhängig von aller Tradition – nachweisen. Diese allgemeinen Muster nun sind Grundlage jedes Lebens. So gehört zu diesem Muster auch jede Erscheinungsweise auf der Welt. Es gibt sehr viele unterschiedliche Menschen. Jedoch sind alle nach dem gleichen Muster aufgebaut. Ebenso gibt es sehr viele unterschiedliche Pferde. Jedoch ist der Bauplan, das Muster für jedes Pferd gleich. Jeder Samen wird einst zu einer Pflanze führen. Doch nur deswegen, weil es hierfür ein Muster gibt, in welches die Pflanze hineinwachsen kann.
Und so ist es mit allem, was wir sehen und wahrnehmen können. Für alles existiert ein grundsätzliches Muster. Platon hat dieses Muster als Ideen bezeichnet. Das Muster selbst können wir niemals vollständig erkennen. Jedoch können wir die individuellen Ausformungen dieser Muster in unserer Welt sehen.
Das kollektive Unbewusste stellt nun ein solches Muster dar. Dieses Muster ist für alle Menschen gleich. Und daher bezeichnet man es als archetypisch. Aus diesem Muster können Teile herausgenommen und isoliert betrachtet werden. Diese Teile werden als Archetypen bezeichnet.
Die Archetypen stellen »Bahnungen«, eine Art Achsensystem dar – eben das Muster. An diesem Achsensystem befinden sich die archetypischen Bilder. Sie sind die Kraftzentren und Kraftfelder des Unbewussten. Jedoch sind Archetypen und archetypische Bilder nicht identisch. Nimmt man beispielsweise den Archetypen des Pferdes, so hat man das vollkommene Muster. Aus diesem Muster heraus entstehen nun Pferde. Alle sind unterschiedlich, sind individuell. Der Mensch nimmt seine Umwelt, und somit auch die Pferde, in Form von Bildern wahr. Da es sehr viele Pferde gegeben hat und gibt, alle mit unterschiedlichem Aussehen und Verhalten, gibt es sehr viele unterschiedliche Bilder davon – mit den entsprechenden Erfahrungen, die Menschen mit Pferden gemacht haben. Diese Bilder nun lassen sich inhaltlich einander zuordnen. So gibt es viele Bilder vom ungestümen Hengst oder auch vom stolzen Ross. Der Kern dieser Bilder, der bei allen gleich ist, wird als archetypisch bezeichnet. Dies sind dann archetypische Bilder, die den grundsätzlichen Archetypen des Pferdes anhaften. Jedes archetypische Bild hat auch eine bestimmte Kraft beziehungsweise Energie. Diese ist bestimmt aus allen Erfahrungen, die Menschen mit Pferden gemacht haben.
Wir haben bisher also festgestellt, dass die Form des kollektiven Unbewussten ein universelles Muster ist, dem alle menschlichen Erfahrungen anhaften – und zwar als Bilder mit einer bestimmten Kraft.
Ein weiteres Merkmal der Archetypen mit ihren Bildern ist ihre Polarität. Das heißt: Jeder Archetyp und jedes archetypische Bild trägt eine dunkle und eine helle Seite in sich. Es werden zwei Pole vereinigt. Die Archetypen weisen also eine polare Struktur auf. Diese äußert sich in archetypischen Bildern, welche einmal die helle, ein anderes Mal die dunkle Seite des Archetyps widerspiegeln. Alle menschlichen Erfahrungen werden gespeichert und haften sich an die archetypischen Bilder an.
Das wahre Wesen eines Archetyps zu erfassen ist dem Menschen nicht möglich. So ist es niemandem vergönnt, das vollkommene Muster zu erkennen.
Der Archetyp ist also immer formal bestimmt, jedoch niemals inhaltlich. Der Inhalt eines Archetyps zeigt sich immer in archetypischen Bildern, und diese sind veränderlich. Dieser Zusammenhang soll noch einmal verdeutlicht werden:
Ein Maler hat seine Lebenserfahrungen in Bildern festgehalten. Diese Bilder spiegeln seine Eindrücke und Gefühle wider. Er möchte alle Bilder an einer großen Wand platzieren und aufhängen. Zuerst benötigt er Metallstäbe. Diese Metallstäbe befestigt er an der Wand. Einige werden waagrecht, einige senkrecht, einige diagonal an der Wand befestigt. Er hat durch die Metallstäbe ein Muster an der Wand geschaffen, beispielsweise ein Quadrat mit Verbindungen zwischen allen vier Ecken. An diesen Metallstäben kann er nun seine Bilder befestigen. Doch bevor er dies tut, wird er seine Bilder inhaltlich einordnen. Er wird jene Bilder, die seine Erfahrungen mit den Eltern widerspiegeln, zusammenstellen, genauso jene, die auf seinen Erfahrungen mit der Natur, mit Freunden beruhen – usw.
Nun platziert er alle seine Bilder, die zum Thema »Eltern« gehören, in einer Ecke des Quadrats. Die Bilder, die positive Erfahrungen ausdrücken, hängt er links von jenen auf, welche negative Erfahrungen ausdrücken. Mit allen anderen geordneten Bilderthemen verfährt er genauso. Schließlich hat er alle Bilder an der Wand befestigt. Sein ganzes Leben mit den bisherigen Erfahrungen drückt sich in diesen Bildern aus. Jedes einzelne Bild, welches er betrachtet, löst in ihm bestimmte Emotionen und Kräfte aus. Das eine Bild vermag ihn traurig zu stimmen, das andere zu erfreuen und zu motivieren.
Genauso ist es mit dem kollektiven Unbewussten, nur dass hier eben die Erfahrungen aller Menschen seit Anbeginn der Zeit widergespiegelt und aufbewahrt werden. Die Archetypen wären in diesem Vergleich die Metallstäbe, also ein Achsensystem. An diesem Achsensystem befinden sich die archetypischen Bilder. In einer Ecke des Achsensystems befinden sich beispielsweise alle Bilder mit Erfahrungen, die Menschen bisher mit ihrem Vater und ihrer Mutter gemacht haben. Im anderen sind alle Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben usw.
Auch hier ist es so, dass die Bilder zum einen positive, zum anderen negative Erfahrungen ausdrücken beziehungsweise positive oder negative Emotionen hervorrufen können. Genau so muss man sich das kollektive Unbewusste vorstellen. Alle Menschheitserfahrungen sind dort in Bilderform gespeichert. Und diese Bilder wirken eben auf das Bewusstsein des Menschen. Ja, sie sind sogar Basis für das menschliche Bewusstsein.
Hat beispielsweise ein archetypisches Bild Zugang zum Bewusstsein eines Menschen gefunden, so wird dieser Mensch davon beeinflusst. Zugang zum Bewusstsein kann ein archetypisches Bild nur dann erfahren, wenn dies zum einen vom Bewusstsein zugelassen wird und zum anderen, wenn von außen ein Auslöser auf einen Menschen wirkt.
Ein Beispiel ist der Elternarchetypus, aufgespalten in einen Vater- und Mutterarchetypus: Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben sich bestimmte archetypische Bilder von Eltern entwickelt, die dem Elternarchetypus anhaften. Ein Archetyp ist ja immer polar, hat also eine helle und eine dunkle Seite. Die helle Seite des Elternarchetypus beinhaltet u. a. das Bild von den sorgenden Eltern, die ihr Kind mit Liebe und Achtung großziehen. Die dunkle Seite entspricht u. a. den sorglosen und lieblosen Eltern. Diese Beispiele für den dunklen und den hellen Aspekt des Archetyps sind nur zwei von vielen. Je nachdem, welcher Aspekt des Archetyps nun Zugang zum Bewusstsein findet, wirkt dort. So kann beispielsweise in einer Diskussion mit der Mutter ein archetypisches Bild von der Mutter an sich ausgelöst werden. Dieses dringt nun in das Bewusstsein des Kindes. Ist die Diskussion von Streit geprägt, so kann sich der negative Aspekt aktivieren. Das Kind spürt nun den archetypischen Aspekt der bösen Mutter in sich. Dies projiziert es auf die eigene Mutter. Ab diesem Augenblick kann das Kind die Mutter nicht mehr so wahrnehmen, wie sie wirklich ist. Denn in seinem Bewusstsein wirkt nun das archetypische Bild. Und jenes Bild beinhaltet eben alle negativen Menschheitserfahrungen zwischen Mutter und Kind. Dies ist die grundsätzliche Wirkung von Archetypen.
An den Archetypen verfestigen sich also alle Menschheitserfahrungen in Form von Bildern, die im Laufe der Zeit immer inhaltsreicher werden. Diese archetypischen Bilder nun können in das Bewusstsein dringen und dort zerstörerisch wirken. Die Motive der archetypischen Bilder sind in allen Kulturen die gleichen. Sie zeigen sich immer wieder in allen Mythologien, Märchen, Mysterien und religiösen Überlieferungen. Beispiele für Archetypen sind der Archetypus des Vaters, der Mutter, des Selbst, des Weisen, der Anima und des Animus, der Wandlung usw.
Im Folgenden sollen noch einige Archetypen kurz dargestellt werden, da sie für den Entwicklungsweg des Menschen von besonderer Bedeutung sind. Vor allem ab dem dritten Reiki-Grad, dem Reiki-Meister, muss man sich mit diesen Bildern auseinandersetzen.
Es gibt auf dem Entwicklungsweg vor allem zwei Archetypen, mit denen das Individuum intensiv arbeiten muss. Dies sind der Archetyp der Anima (für den Mann) beziehungsweise des Animus (für die Frau) und der Archetyp des männlichen beziehungsweise weiblichen Prinzips. Auch wenn das kollektive Unbewusste für alle Menschen gleichermaßen relevant ist, so wirken doch einzelne Archetypen im Leben eines Menschen unterschiedlich. Dies ist abhängig von der individuellen Lebensgeschichte. Sie bestimmt, welche Archetypen von größerer Bedeutung im Leben sind und welche Aspekte dieser Archetypen wiederum immer wieder Zugang zum Bewusstsein finden.
Doch sind die Anima beziehungsweise der Animus und der Archetyp des männlichen beziehungsweise weiblichen Prinzips für jeden Menschen von gleicher Bedeutung. Nur der individuelle Zugang zu den verschiedenen Aspekten unterscheidet sich von Mensch zu Mensch.
Diese beiden Archetypen haben einen ganz konkreten Einfluss auf den Menschen – oftmals ist dieser negativ und zerstörerisch. Meistens sind sie noch so roh und unbearbeitet, sodass ein Mensch ein Leben lang von ihnen bestimmt wird – ohne dies zu wissen. Sie äußern sich auf zwei Weisen: Zum einen vernimmt man ihre Kraft, ihre Stimmen im eigenen Inneren und zum anderen erfährt man sie in der Projektion auf andere Menschen.
Die Psyche der Menschen als Ganzes kann man sich u. a. anhand des Bildes vom Meer und den Wellen gut vorstellen. Das Meer an sich stellt die Gesamtpsyche dar. Die Wellenbewegungen jedoch führen an der Oberfläche zu »Spitzen«. Diese Spitzen an der Oberfläche repräsentieren das Bewusstsein mit dem Ich im Mittelpunkt und das persönliche Unbewusste. Das weite und riesige Meer darunter ist Grundlage für die Spitzen. Ja, aus ihm entwickeln sie sich erst. Und jede Spitze ist mit allen anderen verbunden. Und zwar über das Meer an sich.
Die Gesamtpsyche.
Jene Kraft, die überhaupt erst zu den Wellenbewegungen führt, bezeichnet man als Selbst.
Im Archetyp Anima spiegelt sich die Vielfalt der unbewussten Psyche wider. Dieser ist einer der mächtigsten Archetypen. Er ist ein Archetypus des Seelenlebens und der Weiblichkeit im Unbewussten des Mannes. Er verkörpert alle weiblichen Seeleneigenschaften im Mann. Dazu gehören alle Stimmungen und Launen, alle Gefühle und Ahnungen, der Natursinn, die Liebesfähigkeit, die Aufnahmefähigkeit von Irrationalem usw. Zudem ist die Anima äußerst wichtig, um die Beziehung des Bewusstseins zum Unbewussten schöpferisch zu gestalten. Die Anima entwickelt sich in der Auseinandersetzung des Mannes mit der Mutter oder weiblichen Bezugsperson und enthält alle Erfahrungen mit der weiblichen Ahnenreihe. Diese Erfahrungen (die sich in den archetypischen Bildern manifestieren) treten personifiziert in Fantasien, Träumen oder Visionen in Erscheinung. Sie können sich jedoch auch im Tagesbewusstsein auswirken. Hat ein Mann beispielsweise grundsätzlich negative Erfahrungen mit der eigenen Mutter gemacht, so ist seine Anima entsprechend geprägt. Der Mann erlebt seine Anima dann in depressiven Launen, in Unzufriedenheit, in Reizbarkeit, in übertriebenem emotionalem Verhalten oder in Überempfindlichkeit. Dies kann sogar bis zu einer Art Besessenheitszustand führen, in dem sich der Mann nicht mehr unter Kontrolle hat. Auch wird eine solche Anima einem Mann immer wieder zuflüstern, er sei unzulänglich. Andere Folgen der negativen Anima können die Angst vor Impotenz sein oder eine Lebensmelancholie bis hin zur tiefen Depression. Dies sind die gefährlichen Seiten der Anima. Werden sie nicht erkannt und bearbeitet, so wirken sie ein Leben lang auf das Bewusstsein. Der positive Aspekt bezieht sich auf Kontaktfreudigkeit, Sympathie, Engagement usw.
Der Archetyp Anima gehört zum Mann. Er realisiert sich immer aufs Neue in jedem Mann, wenn dieser einer Frau begegnet, und wirkt äußerst faszinierend auf ihn. Männer erleben so ihre eigene unbewusste Weiblichkeit in der Projektion auf ganz bestimmte Frauen wie beispielsweise auf die Hure, die Ehefrau, die Mutter, die Schwester usw. Sie erleben ihre unbewusste Weiblichkeit aber auch in inneren Gefühlszuständen wie oben beschrieben. Doch ist die Anima negativ, so muss sie bearbeitet werden. Zuerst gilt es, sie als eigenständige Macht im Unbewussten anzuerkennen. Dann muss man die eigenen Träume, Visionen, Fantasien, Launen und Gefühle ernst nehmen. Sie müssen als eigenständige Realität anerkannt werden. Als nächsten Schritt muss man diesen Ausdruck verleihen (beispielsweise durch Malen, Basteln, Schreiben oder Ähnliches) und in Erfahrung bringen, was sie einem sagen wollen. Mithilfe von Reiki ist der nächste, wichtigste Schritt möglich: Erkennen, dass die Anima nicht das Bewusstsein ist, dass sie sich vom Ich unterscheidet.
Man differenziert sich von der Anima und kann dadurch die Projektionen auf andere Menschen Schritt für Schritt zurücknehmen. Hat man sich zu unterscheiden gelernt, so kann die Anima nicht mehr zerstörerisch wirken. Ist die Anima bearbeitet, so können die ersten wahren Kontaktaufnahmen mit dem Selbst erfolgreich verlaufen.
Das Pendant zur Anima des Mannes ist für Frauen der Animus. Alles, was über die Anima bisher gesagt wurde, gilt in analoger Weise für den Animus. Allerdings gibt es einige wichtige Unterscheidungen: Der Animus repräsentiert die männliche Seite in der Frau. Er äußert sich in festen, unabänderlichen Überzeugungen. Diese Überzeugungen werden mit einer gewissen Gefühlskälte und Eigensinnigkeit vertreten. Der Animus ist vom Vater oder der männlichen Bezugsperson geprägt und wird auf alle Männer projiziert, die die Aufmerksamkeit der Frau erregen. Ein negativer Animus äußert sich unter anderem in einer inneren Stimme, die der Frau zuflüstert, dass sie ein hoffnungsloser Fall sei, dass sich doch sowieso nichts am Leben ändere. Er vermittelt also eine Art Hoffnungs- und Sinnlosigkeit. Der positive Aspekt des Animus drückt sich in schöpferischen Qualitäten aus. Ebenso in Initiative und geistiger Klarheit.
Die inneren Stimmen der Anima und des Animus dringen in das Bewusstsein eines Menschen ein und bestimmen es. Dann meint man, dass man selbst diese Stimmen hat, dass die damit verbundenen Gedanken und Gefühle die eigenen sind. Das Ich eines Menschen fühlt sich dann oftmals so weit mit diesen inneren Stimmen identisch, dass es sich kaum noch objektiv damit auseinandersetzen kann. Erst wenn diese Art von Besessenheitszustand beendet ist, stellt man fest, dass man Dinge gesagt und getan hat, die man so nicht meinte.
Hat man sich bisher mit der gegengeschlechtlichen Seite in Einem auseinandergesetzt, so gilt es nun, sich der eigengeschlechtlichen Seite zu widmen. Erst die Verwirklichung des weiblichen und männlichen Prinzips in Einem führt zu Vollständigkeit. Die Frau muss nun erkennen, was das ursprüngliche Weibliche in ihr auf der Welt ist. Der Mann befasst sich mit dem ursprünglich Männlichen. Dies ist die Stufe von zwei Archetypen, die direkt aus dem Selbst geboren wird beziehungsweise die in ihrer Gesamtheit den Archetyp des Selbst bildet. Das Selbst vereinigt in sich das Weibliche und Männliche gleichermaßen. Es ist dies die Einheit und Symbiose von Yin und Yang.
Für den Mann gilt es, sich unter anderem mit den Bildern und Aspekten des alten Weisen, des erfahrenen und überlegenen Greises, des Heiligen oder des Meisters auseinanderzusetzen. Die Frau wiederum arbeitet mit den Kräften von archetypischen Bildern, die das weibliche Wesen in all seinen Aspekten verdeutlichen: die weise Frau, die Greisin, die Göttin usw.
Aus dieser konkreten Arbeit heraus werden Frau und Mann zu dem, was ihnen bestimmt ist: Ein vollständiger Mann, der seine eigentliche Männlichkeit und Weiblichkeit erkannt und ins Leben integriert hat. Eine vollständige Frau, die in sich die männlichen Anteile erforscht und herausgebildet hat, die aber auch ihre ureigenste Weiblichkeit zu leben vermag. Mann und Frau sind nun vollständig geworden. Sie haben alle Aspekte ihres Seins ergründet, haben Projektionen aus dem Außen zurückgenommen und gelernt, sich vom Unbewussten zu unterscheiden.
Jetzt erst ist der Weg zum Selbst frei. Jetzt erst wird es dem Ich möglich, einen klaren Kanal zum Selbst aufzubauen. Man ist in der Lage, die Stimmen des Selbst zu vernehmen und sich davon führen zu lassen.
Der Archetyp des Selbst ist der Archetyp des Archetyps. Wie jeder Archetyp drängt auch der des Selbst zur Realisierung, und dies bedeutet die Erfahrung des Selbst-Seins, die Erfahrung des Ganz-Seins, der Harmonie. Er drängt die Psyche dazu, sich auf diesen Zustand hin zu entwickeln. Das Ziel menschlicher Entwicklung ist die Selbstverwirklichung beziehungsweise Selbstwerdung. Und dies bedeutet die Vollständigkeit des Menschen. Der Mensch ist eben dann vollständig, wenn er die Projektionen des Unbewussten zurückgenommen hat. Solange er noch Inhalte nach außen projiziert, sind sie ja nicht in seiner Psyche integriert.
Daraus ergibt sich die zentrale Stellung des Archetyps Selbst. Das Selbst ordnet nämlich alle anderen Archetypen an und ist somit Subjekt der gesamten Persönlichkeit, der bewussten wie der unbewussten – ebenso wie das Ich Subjekt des Bewusstseins ist.
Wie jeder andere Archetyp äußert sich auch das Selbst in Symbolen und Bildern. Das Selbst als Symbol der Einheit und Harmonie bringt auch solche Symbole hervor. Dies sind all jene, die die Überwindung der Gegensätze ausdrücken, beispielsweise Mandalas, ein Kreis oder das chinesische Yin-und-Yang-Symbol. Diese Symbole treten in der individuellen Erfahrung in Erscheinung, wenn der Archetyp Selbst wirksam wird. Und zwar immer dann, wenn durch Bewusstseinserweiterung ein neuer Persönlichkeitsschwerpunkt geschaffen wird. Da das Selbst die Gesamtpsyche anordnet und zur Realisierung drängt, folgt daraus, dass es die Gesamtpersönlichkeit des Menschen leitet, um ihn durch Bewusstseinserweiterung der Erfahrung des Selbst-Seins und der Selbstverwirklichung näherzubringen. Der Archetyp des Selbst ist es, wonach letztlich alle Menschen suchen. Sie wollen sich selbst verwirklichen, wollen sich selbst ausdrücken usw. Der Archetyp des Selbst entspricht in der esoterischen Terminologie dem höheren Selbst.
Anzumerken sei hier noch die Bedeutung des Begriffes Bewusstseinserweiterung. Bewusstseinserweiterung wird zum einen als Prozess verstanden, in dem die Zusammenhänge und Inhalte des Unbewussten ergründet und erkannt werden, und zum anderen als Fähigkeit, die engen Grenzen des Bewusstseins zu erweitern, indem man in der Lage ist, mehr und mehr Inhalte aus dem Unbewussten ins Bewusstsein zu holen.