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Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Tourismus - Sonstiges, Note: 2,3, , Veranstaltung: Wirtschaftsanthropologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Welt. Die Arbeit beschäftigt sich an Hand von Beispielen mit der Kommerzialisierung der einheimischen Kultur, um für Touristen attraktiver zu werden.
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Inhalt
1. Einleitung
2. Die Regionalisierung als konzeptuelle Aufteilung für Touristen
3. Folklorismus als verklärte Darstellung der einheimischen Kultur
4. Neue Ansätze von Tourismus
4.1 Mitmachen als ein neuer Reisetrend
4.2 Als Tourist im eigenen Land
5. Fazit
Bibliografie:
Denkt man an italienische Amalfiküste, bayrische Bergdörfer oder eine Großstadt wie Berlin, hat man sofort bestimmte Bilder vor Augen und Eigenschaften der dort ansässigen Bevölkerung, die man aufzählen könnte. Oftmals haben diese Bilder nur ein Bruchteil mit den eigentlichen Eigenschaften der Orte und ihrer Bewohner zu tun. Dieses Phänomen nennt man Regionalisierung. Es ist das Festlegen von bestimmten kulturellen Äußerungen und Eigenschaften in einer bestimmten Region. Diese Einteilung ist so nicht natürlich, da Kultur selbst eine künstliche Umwelt darstellt[1]. Man versteht Regionen in diesem Sinn als Produkte von Kultur, denn eine Region umkreist das Gebiet, in dem es nur diese bestimmte Kultur gibt.[2] Wieso es diese stilisierten Besonderheiten[3] gibt, ist mit dem entstehen der Nationalstaaten und dem Wandel vom Mittelalter in die Neuzeit zu erklären. Die einzelnen Regionen mussten sich ,vor allem wirtschaftlich, positionieren, man versuchte, das zu vermarkten, was vermeintlich typisch für die eigene Region war, zum anderen entstanden zum Beispiel im Ruhrgebiet Industrien, die das Bild dieser Region nach außen prägten und was sie für Außenstehende definierte. Zum anderen rückte die sogenannte Volkskultur in den Fokus, die sich von der meist uniformen Hoheitskultur unterschied und auch Unterschiede zu anderen Regionen aufzeigte.[4] Die Bewohner der einzelnen Regionen identifizierten sich jedoch nur selten und vereinzelt mit der ihnen zugeschriebenen regionalen Kultur. Im Laufe der Zeit veränderte sich dieses Bewusstsein jedoch stark, man merkte, dass man mit der Regionalisierung ein eigenes Image hatte, mit dem man Geld verdienen konnte. Touristen kamen in die Region, um das typische für eben diese Region zu erleben. Die typischen Trachten, die ursprünglich nur für bestimmte Arbeiten getragen wurden, wurden zur vermeintlichen Alltagskleidung, man posierte für Fotos und inszenierte sich und seine Region. So begann auch das Fremdenverkehrsamt Bayerns, mit der regionalen Kultur der Dörfer zu werben, um noch mehr Touristen und somit mehr Geld in die Region zu bringen, die sonst wirtschaftlich nicht viel hervorbrachten, wie Regionen in denen Landwirtschaft oder Industrie ansässig war und ist[5]. Im Zuge dessen ist auch das Konzept des Folklorismus entstanden, bei dem bestimmte kulturelle Äußerungen, wie Bräuche, benutzt werden, um sich und seine Region effektvoll darzustellen.[6] Dieses Konzept dient vor allem der Vermarktung. Unter Volkskundlern ist umstritten, ob dieser Folklorismus nun die wirkliche Tradition verfälscht und unecht ist oder ob es sich um eine Art Konservation einer historischen Wirklichkeit handelt[7]. Wenn man dem zweiten Gedanken folgt, so kann man auf eine Art bewusste Selektion der Einheimischen schließen, die das Effektvollste ihrer Bräuche und Traditionen zu Vermarktungszwecken auswählen und weiterleben lassen, während andere Eigenschaften, die nicht zum Bild passen, dass der Region innewohnt oder vermittelt werden soll, bewusst ausgemustert werden[8]. Die Einheimischen werden somit zu Geschäftsleuten, die mit ihrer Kultur, der sie sich immer mehr bewusst werden, Geld verdienen wollen[9]. Dieses Konzept geht auf, kann aber in eine Richtung entgleiten, aus der man nur schwer wieder herauslenken kann. Oftmals sind dann bestimmte Regionen an ihre Kultur gebunden, die Weiterentwicklung ist dadurch kaum mehr möglich. Zum anderen können die Regionen kaum noch ohne den Tourismus leben, da das gesamte Konzept der Region auf dem Wirtschaftsfaktor Tourismus basiert[10]. Einheimische, die sich mit diesem Konzept nicht identifizieren können, verlassen nach und nach die Region, vor allem junge Menschen sehen sich kaum verbunden zu den alten Bräuchen, die massenwirksam vorgeführt werden. Zudem sehen sie für sich im Tourismus keine Zukunft, sie wollen nicht ein Bild vermitteln, das ihre Region antiquiert und romantisch darstellt. Viele Regionen vergreisen durch diese Landflucht. Um diesem Schicksal entgegen zu wirken, entstehen seid kurzem immer mehr Unternehmen, die sich auf die Vermarktung von Regionen spezialisiert haben und nach neuen Ideen suchen, um diese für Jung und Alt, für Fremde und Einheimische gleichermaßen attraktiv zu gestalten und dem oftmals eingestaubten Traditionen neuen Wind zu verleihen.
Das Aufrechterhalten der verschiedenen Traditionen und Bräuche in den Regionen ist die Hauptaufgabe der dort agierenden Akteure. Vor allem durch ihre Kleidung und noch mehr durch groß inszenierte Feste und Umzüge vermitteln sie ein bestimmtes, charakteristisches Bild ihrer Region, mit dem Touristen sie identifizieren und verbinden. Diese Feste haben meist religiöse oder spirituelle Hintergründe, wie zum Beispiel die Festumzüge während der Semana Santa, der Karwoche, in den spanischsprachigen Ländern. Vor allem die Prozessionen in Sevilla sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und locken jährlich hunderte Schaulustige an, die oftmals eigentlich keinen Bezug zu den religiösen Hintergründen dieses Festes haben, sondern ihnen nur als touristische Attraktion beiwohnen. Die Einwohner Sevillas haben sich diese Feierlichkeiten zu Eigen gemacht, um damit Touristen anzulocken, die während der Feiertage in ihre Stadt strömen und dadurch viel Geld in der Region lassen. Die religiöse Bedeutung tritt in den Hintergrund, sie dient nun vielmehr als Grund für eine spektakuläre Inszenierung. Kirchliche Würdenträger haben schon oft versucht, dieser Kommerzialisierung der Feste Einhalt zu gewähren, doch der ökonomische Faktor wog fast immer schwerer als die Ehrfurcht vor den Traditionen[11]. Ohnehin wird religiöser Kult oftmals mit einheimischer Kultur gleichgesetzt, selbst wenn eigentlich nur ein Bruchteil der einheimischen Bevölkerung wirklich gläubig ist und die Bräuche aus Überzeugung durchführen, ziehen für den wirtschaftlichen Wohlstand der Region auch die anderen, nichtgläubigen Bewohner mit, um die Darstellung möglichst groß und spektakulär zu gestalten. Dabei nehmen die nicht- religiösen Bewohner die Feste anders wahr als die Gläubigen und modifizieren das Fest entsprechend ansprechend für die Touristen, die damit angelockt werden sollen[12]. Bei dieser Modifizierung werden sogar Vorgaben der Liturgie geändert, um eine möglichst eindrucksvolle Stimmung zu erzeugen[13].
Doch nicht nur Feste dienen der Vermarktung und dem Anlocken von Touristen[14], auch regionale Attraktionen, Aktivitäten aber auch die regionale Küche dient dem Imagebild einer Region. Fährt man nach Neapel, darf die obligatorische Spaghetti Napoli nicht fehlen, wer nach Berlin reist muss eine Currywurst gegessen haben und in Bayern erwartet man zum Frühstück Weißwurst mit süßem Senf und einem Weizenbier. Viele Restaurants haben sich auf diese Klischees eingestellt und bieten Essen und Trinken an, wegen dem Touristen in die jeweilige Region kommen, auch wenn es eigentlich viel mehr Auswahl und Variation in der jeweiligen regionalen und Landes- Küche gibt, die entdeckt werden könnte. Doch auch hierbei geht es um die Popularität der Gerichte. Touristen zahlen dafür, typische Speisen in kleinen urigen Restaurants zu essen, in denen am besten noch Volksmusik gespielt wird, um das Ambiente perfekt zu machen. Diese Vorstellungen wirken pittoresk, jedoch zugleich auch grotesk, wenn man sich vor Augen hält, dass diese Restaurants nur den Touristen dienen, nicht den Einheimischen. Es sind Orte zum Geld verdienen, sie prägen das Bild der Regionen und der Einheimischen gegenüber der Außenwelt. Wenn man es genau betrachtet, stellen diese Orte Enklaven dar, die eine zuweilen längst vergangene Zeit konservieren, jedoch mit der Alltags- und Lebenswelt der Einheimischen kaum noch konform geht. Den meisten Touristen ist diese vorgespielte Realität oftmals gleichgültig, sie kommen in diese bestimmte Region, um bestimmte Sachen zu erleben, die eben typisch sind[15]. Doch der Trend geht langsam in eine neue, authentischere und modernere Richtung, weg vom Massentourismus mit Standardprogramm hin zu individuellen Erlebnisreisen, bei denen man in die wirklich gelebte Volkskultur eintaucht und sie ansatzweise begreifen kann.
Hat sich ein Land oder eine Region erstmal für Touristen attraktiv und interessant gemacht, gibt es viele Möglichkeiten, um daraus Profit zu schöpfen, sich aber dennoch weiterentwickeln können und auch neues Publikum ansprechen. Um diese Entwicklung möglichst effektiv und profitabel zu gestalten, entstehen immer mehr Marketingfirmen, die sich auf Regional- und Stadtentwicklung sowie auf Imagebildung der Reiseregionen spezialisiert haben. Ihre Aufgaben bestehen darin, ein Konzept zu entwickeln, bei dem zuerst die Einheimischen sich mit ihrer Stadt oder Region identifizieren und somit glaubhaft die dort vorzufindende Kultur an Touristen zu vermitteln. Denn wer mit seiner Lebenswelt im Einklang ist, kann authentisch und lebhaft seine Begeisterung mit Reisenden, die die Besonderheiten der Region erfahren möchten, teilen. Natürlich geht es auch dabei darum, den größtmöglichen Profit herauszuschlagen und nur die aufsehen-erregendsten und typischsten Eigenschaften herauszuarbeiten. Das wichtigste Produkt ist und bleibt dabei die regionale Kultur, die als Magnet fungiert. Über Ursprünglichkeit und Traditionalität wird auch im modernen Tourismusmarketing das Bild einer Region geprägt und beworben. Wohingegen noch vor einigen Jahren Touristen am liebsten auch im Urlaubsland unter sich geblieben sind[16], versucht man seit kurzem, den Touristen in das Geschehen einzubinden und ihn nicht als Zuschauer vor einer Scheibe stehen zu lassen. Dabei müssen sich die einzelnen Regionen aber auch immer bewusst sein, was sie für einen Fremdenverkehr anbieten möchten und welches Bild potentielle Touristen bereits von ihrer Region haben. Ist man sich darüber bewusst, gibt es verschiedenste Möglichkeiten aus dem jeweiligen Potential das meiste herauszuholen.
Gemäß diesem Motto bieten viele Einheimische schon seit längerem spezielle Dienstleistungen für die Touristen an[17]. So kann man in einigen Restaurants Kochkurse besuchen, bei denen man typische Gerichte gemeinsam mit anderen Reisenden und Einheimischen zubereitet und bei einem gemeinsamen Essen danach genießt. Dabei lernt man zum einen viel über regionale Produkte, kann sich mit Einheimischen austauschen und dadurch mehr über die Kultur erfahren, als wenn man sich einfach in einem Restaurant etwas von der Speisekarte bestellt. Diese Erfahrungen hinterlassen bei vielen Reisenden ein positiveres Bild ihrer Reise, es sind intensivere Erfahrungen und man fühlt sich während seiner Reise wohler, wenn man nicht nur Zuschauer und Beobachter ist. Zum anderen erhalten auch die Einheimischen ein anderes Bild der Reisenden, man sieht sie nicht mehr nur als Fremde, sondern versucht in Interaktion mit ihnen zu treten, ihre Beweggründe für die Reise zu erfahren und auch über die Kultur der Fremden zu lernen[18]. Eine andere Art, das Reiseziel besser kennenzulernen, ist das Reisen in Gruppen. Zunächst einmal klingt es banal nach den Reisegruppen, die mit einem Bus stundenlang auf Autobahnen bis zum Ziel gefahren werden und dort von Souvenirverkäufern belagert, von einer touristischen Attraktion zur nächsten gescheucht werden.
Diese Zeiten gehören schon fast gänzlich der Vergangenheit an. Heutzutage gibt es diese Reisegruppen- Angebote für fast jede Zielgruppe. Die Reiserouten sind oftmals individuell zusammenstellbar, reist man mit Freunden, wird ein Guide vor Ort vermittelt, möchte man seinen Urlaub mit Tauchen, Rad Fahren oder Wandern verbringen finden sich unzählige Destinationen und Anbieter, die einem die passende Gruppe suchen. Nachhaltigkeit und Nähe zu den Einheimischen ist dabei fast immer unumgänglich[19]. Das Konzept geht auf, denn durch die neuen Ideen, die oftmals durch die bereits erwähnten Marketingfirmen angestoßen werden, fühlen sich die einheimischen Dienstleister verstanden, sie haben mehr Spaß an ihrer Arbeit und sie können sich und ihre Kultur so darstellen, wie sie es für richtig empfinden. Für die Reisenden ist das ein ganz besonderes Abenteuer, auf diese aktive und bewusste Weise in das Reiseland einzutauchen, sie fangen an, die Kultur des Reiselandes oder der Region zu verstehen, in all ihren Facetten.
Doch nicht nur die Ferne reizt und lockt Touristen an, immer populärer wird auch der Urlaub im eigenen Land. Die Vorteile liegen auf der Hand, es gibt kaum Verständigungsschwierigkeiten, das Reiseziel ist meist schnell erreicht und auch die Kosten halten sich zumeist in überschaubaren Grenzen. Viele Regionen werben gezielt auf Messen, im Internet oder Fernsehen um einheimische Touristen. In Kiel zum Beispiel können Kieler Bürger Hotels der Stadt zu günstigeren Preisen buchen, um sich eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. Auch die Bahn und Fernbusunternehmen werben für innerdeutschen Tourismus, mit Sonderkonditionen oder Hotel- und Fahrtangeboten. Die Idee liegt nahe, denn oftmals kennen Einheimische nur ihre eigene Region, doch der eigentlich gar nicht so weit entfernt liegende Nachbar scheint oft völlig fremd. Dabei bietet auch die nähere Umgebung viele Überraschungen und Besonderheiten. Vielen Leuten steht nicht mehr der Sinn nach Fernreisen, extremer Hitze oder Kälte oder Verständigungsschwierigkeiten. Ein kurzer Anreiseweg und keine überfüllten Urlaubsorte locken Einheimische an, im eigenen Land den Urlaub zu verbringen, oder einfach sein eigenes Land besser kenne zu lernen. Durch diesen inländischen Tourismus werden meist die Nebensaisons bedient, denn für Kurzreisen bietet sich die nähere Umgebung eher an. Dabei kommt es zu einer anderen Art der Interaktion, als wenn ausländische Touristen die Region besuchen. Die Touristen aus der Umgebung, aus benachbarten Regionen kennen das Reiseland schon, sie haben andere Ansprüche und Erwartungen als Menschen die von fern her anreisen, um die Region zu erkunden. Man kann beobachten, dass es zu einem spezielleren Austausch kommt, die inländischen Touristen interessieren sich für andere Fakten und Besonderheiten, als die Ausländischen. Besonders interessant ist dabei das Interesse für die regionale Küche der Nachbarregionen[20] Diese dient fast immer als guter Gesprächsstoff und besitzt viel Unterhaltungswert. Auch andere Wohnformen, die typisch für die eine oder andere Region sind, interessieren einheimische Touristen oft mehr als ausländische, aus dem einfachen Grund der Nähe zu den Wohnformen und Konzepten.
Diese Unterschiede zwischen den inländischen und ausländischen Touristen gibt Erkenntnisse über die Art der Werbung, die für eine Region sinnvoll erscheint, um ein breites Spektrum abzudecken und möglichst ganzjährig konstante Besucherzahlen zu erreichen. Die Einheimischen sind in ihrer Funktion nicht mehr nur Gastgeber, sondern auch Geschäftsleute, die ihren Wirtschaftszweig aufrecht erhalten müssen und sich dafür immer neuer Methoden und Ideen bedienen, denn hat sich eine Region erst einmal auf den Tourismus festgelegt und spezialisiert, ist es schwer, diese Sparte wieder zu verlassen und sich einem anderen Wirtschaftszweig zuzuwenden.
Der Fremdenverkehr hat in seiner Geschichte viele Etappen durchlebt und sich vielen Veränderungen unterzogen. Das ehemalige Privileg, die Welt zu bereisen und fremde Länder und Kulturen zu erleben, ist dem Massentourismus, Clubhotels und Pauschalangeboten gewichen. Bestimmte Plätze gesehen zu haben, steht auf der To- Do – Liste fast jedes passionierten Reisenden. Jedes Highlight einer Region, sei es architektonisch, historisch, kultureller oder landschaftlicher Natur, wird versucht möglichst Massenwirksam auszunutzen. Dabei geraten die eigentliche und ursprüngliche Kultur und die Besonderheiten der Region oftmals in den Hintergrund und muss großem Spektakel weichen. Den Einheimischen bleiben dabei nicht viele Optionen. Entweder man zieht mit, springt auf das Pferd des Fremdenverkehrs mit auf und verkauft ein Image seiner Region, das es so gar nicht gibt, oder man verlässt seine Region, kehrt dem Tourismus und seinem Ursprung den Rücken, um sich an einem anderen Ort ein Leben aufzubauen. Doch dem Tourismus zu entkommen wird in der globalisierten Welt immer schwerer. Als Wirtschaftsfaktor ist Tourismus eine beständige Geldeinnahmequelle und wenn man sie richtig zu nutzen weiß, kann sie einer Region zu Wohlstand und ansehen verhelfen. Doch welcher Preis ist dafür zu zahlen? Jeder Ort ändert sich tagtäglich, verschiedenste Einflüsse geben in der Entwicklung einer Region neue Einflüsse, auch die Globalisierung schreitet voran. Die Identität der Einheimischen wird dabei auf eine harte Probe gestellt. Die eigene Kultur und das eigene Bild seiner Region im Zeitalter von Multimedia und Globalisierung aufrecht zu erhalten und die Traditionen mit der neuen Technik zu vereinen ist eine große Aufgabe, die auch viel Sensibilität für das Thema erfordert. Feste und traditionelle Bräuche auch im 21. Jahrhundert noch authentisch zu vermitteln wird immer mehr zu einem Drahtseilakt zwischen Verstaubtheit und Theaterspielen. Doch nicht nur die Ursprünglichkeit und das zu bedienende Bild nach außen, auch die heutzutage globale Konkurrenz stellt jede touristische Region auf die Probe und vor neue Aufgaben. Seit dem Mauerfall gibt es innereuropäische Wandel im Fremdenverkehr, neue Ziele, die zuvor nicht oder nur schwer bereisbar waren, konnten nun entdeckt werden, wodurch bereits beliebte Reiseziele in den Hintergrund traten, jetzt im 21. Jahrhundert verschieben sich die Interessen erneut, durch Billigairlines und Schnäppchenangebote wächst die Welt immer mehr zusammen und wieder treten alte Reiseziele in den Hintergrund und verlieren an Attraktivität für die Reisenden, die immer auf der Suche nach neuen Erlebnissen zu sein scheinen. Wie man diesen Konkurrenzkampf bestreitet ist vielseitig. Einige Regionen beharren auf ihrer Ursprünglichkeit und ihren Traditionen, andere locken mit besonderen Veranstaltungen, die zu einer bestimmten Zeit möglichst viele Touristen anziehen, wieder andere widmen sich speziellen Tourismuskonzepten, wie dem Öko- oder Erlebnistourismus. Bei all diesen Varianten und Ideen steht natürlich das Geld verdienen, die Wirtschaftlichkeit, im Mittelpunkt. Man will alte, wiederkehrende Touristen halten und neue dazugewinnen, oder sich ein ganz neues Interessentenfeld aufbauen, um sein eigenes Image zu verändern und sich für andere Besonderheiten zu profilieren. Dieser Wettbewerb verlangt den Einheimischen sowie den Marketingfirmen viel ab. Es steht viel auf dem Spiel, die eigene Existenz sowie die Wirtschaft der Region und oftmals des ganzen Landes. Deshalb investieren auch Regierungen viel Geld in den Ausbau von Verkehrswegen, egal ob Flug-, Schiffs,- oder Autoverkehr. Fremdenverkehr ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in den Industrienationen. Deshalb liegt auch immer ein großes Augenmerk der Regierungen auf dieser Sparte der Wirtschaft. Tourismus prägt vornehmlich das Bild des Landes auf andere, durch Tourismus erfahren Fremde das andere Land und bilden sich ein Urteil darüber. Natürlich kann man sich als Reisender kein Bild über die gesamte Struktur der Region oder des Landes bilden und man muss sich auch immer bewusst sein, dass den Touristen ein möglichst angenehmes und schönes Bild vermittelt werden möchte, doch Tourismus kann einen ersten Eindruck bieten, den man bei Interesse vertiefen kann. Er dient als erster Gesprächsanstoß und Vermittler zwischen Menschen und ist somit, trotz vieler Kontrapunkte ein wichtiger Faktor in der globalisierten Welt und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken.
Bausinger, Hermann, Konrad Köstlin (Hg) (1980)
Heimat und Identität- Probleme regionaler Kultur. Neumünster.
darin:
Korff, Gottfried: Folklorismus und Regionalismus. Eine Skizze zum
Problem der kulturellen Kompensation ökonomischer Rückständigkeit
S. 39- 52
Warneken, Bernd Jürgen: Kommunale Kulturpolitik- Am Beispiel Offenes
Stadtfest, S. 113- 122
Köstlin, Konrad: Die Regionalisierung von Kultur S. 25- 38
Richter, Dieter (Hg.)
Fremdenverkehr und lokale Kultur. Kulturanthropologische
Untersuchungen an der Küste von Amalfi.
darin:
Richter, Dieter: Zur sozialen Bedeutung des Essens und lokaler