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Karl Napf hat der schwäbischen Seele wieder aufs Maul geschaut und seine Erkenntnisse mit spitzer Feder zu Papier gebracht. Die Tücken des Alltags und die Abenteuer des »kleinen Mannes« sind sein Thema - frei nach dem Motto: »Es menschelt überall.« Da werden einfühlsame Kondolenzbriefe über noch gar nicht Verstorbene verschickt, in Orten ohne Eisenbahnverkehr gibt es trotzdem eine Bahnhofstraße samt Bahnhof und für manchen ist nur dann etwas echte Kunst, wenn man es nicht versteht. Ob Schule, Justiz oder Kirche - überall tummeln sich liebenswerte und bisweilen schrullige Schwabenoriginale, die Napf mit einem Augenzwinkern aufs Korn nimmt.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Karl Napf
Des hann i mir glei denkt
Karl Napf
Amüsante Anekdoten aus dem Ländle
1. Auflage 2014
© 2014 by Silberburg-Verlag GmbH,
Schönbuchstraße 48, D-72074 Tübingen.
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: Anette Wenzel, Tübingen,unter Verwendung einer Zeichnungvon Mechthild Schöllkopf-Horlacher.
Druck: Freiburger Graphische Betriebe, Freiburg im Breisgau.
Printed in Germany.
E-Book im EPUB-Format: ISBN 978-3-8425-1634-2
E-Book im PDF-Format: ISBN 978-3-8425-1635-9
Gedrucktes Buch: ISBN 978-3-8425-1323-5
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Vorwort
Von Königen und anderen Staatsvertretern
Auch bei Königen gibt es sotte und sotte
König, hosch mer ebbes?
Mer muass net überall dabei gwese sei
Gefragter Job
Die rechte Sau
Ehrlichkeit im Wahlkampf
Im Mündlichen gut
8. Mai 1945
Evidenz
Kultusminister Hahn und das Seelenheil der Putzfrau
Weiß Bescheid
Biberacher Landrecht
Seltener Besprechungsort
Kurzer Dienstweg
Könige im Stadtrat
Mir brauchet kei Kunscht, mir brauchet Grombiere
Schneller als die Bundeswehr fliegt
Mode, Kriterium der Unzuverlässigkeit
Die Könige von der Königstraße
Arbeitsteilung
Ein fleißiger Mann
Klare Logik
Auf die Optik kommt es an
Hartes Urteil
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Vorsicht vor klaren Schnäpsen
Schwacher Trost
Schwäbische Köpf
Lieber schäme
Krankheit für rechte Leut
Vornehme Lebensart
Ein kluger Mann
Der war emmer zfriede
Pass mer bloß auf
Gutes Zusammenleben
Die emanzipierte Diakonisse
Die Studentenmutter Lina Pfeiffer
Scho zwoimal in Stuttgart
Scho siebzig
Kündigung zur Unzeit
Linas große Reise
Mindestgarantie
Als das Dorf noch dörflich war
Der Beerdigungshut
»Mehr wie a Frau«
Blüten von der Bank
Eitelkeit kommt vor Besoldung
Vorzeitiger Kondolenzbrief
Zuverlässiges Kriterium
Wo der König wohnt
Kein blindes Vertrauen
Der Eiserne
Gelockerte Bande
Verlobung auf dem Lande
Fasse dich kurz
Wunder der Technik
Urlaub im Wandel
Überzeugend
Das Wesen der Moral
Das hilfreiche Briefle
Als Papa bei uns auf Besuch war
Einleuchtend
Der verschwundene Herr Schneider
Das Wesen der Kunst
Nie älles gleichzeitig he
Andere Perspektive
No kein Genierer
Neue Herausforderung
Aggressive Werbung
Der arme Rex
Gesunde Abneigung
Hochzeit im byzantinischen Ritus
Alter schützt vor Torheit nicht
Abschreckung
Neue Methode
Jetzt langt’s
Scho viel z’ alt
Vorsicht vor schneeweißen Haaren
Hauptsache Bewegung
Keine Chance verpassen
Vernissagengeflüster
Sittsamer Volkstanz
So hätt man’s gern
Einsamkeit
Der Schwarzwald – Rückzugsgebiet für Kleinganoven?
Zechpreller als Topmanager
Der falsche Notarzt
Oase für Mietnomaden
Des Sängers Fluch
Lieber vorsichtig
Goethe als Alibi
Oh heilige Einfalt
Unschönes Kompliment
Von Besen und anderen Wirtschaften
Diskretion
Volkstümlich aber au net
Vornehme Sitten
Igittigitt
Des hot mer komme gseh
Merkwürdiges
Ordnung muss sein
Vorsicht vor Lehrern
Bahnhof auf Vorrat
Sitzball
Aasfresser mit Doktorhut
Gschmäcklerisch
Moderne Genügsamkeit
Lompekruscht
Tanzstunde der fünfziger Jahre
Hoher Titel
Hoppla
Superservice
Die wahre Freude
Die zentrale Frage
Glücklich
Seltene Leut
Höchstvorsorglich
Nervenprobe
Vermischte Aufgabenteilung
Aspergle
Fahrkarte London zweiter Klasse einfach
»Des hann i mir glei denkt« ist das dritte Buch von Karl Napf mit Anekdoten, die er über Jahrzehnte gesammelt hat. Erlebnisse aus Beruf, Ausbildung und Freizeit flossen ein und zeugen von seiner Liebe zu Land und Leuten. Was oft übersehen wird, ist, dass es hierzulande noch viel mehr gelebte Werte gibt als in anderen Regionen, was sich in vielen Statistiken aus dem sozialen Bereich positiv zeigt.
In diesem kleinen Buch werden Könige und Politiker gezeigt, wie sie es anderswo nicht gibt, aber auch viele »kleine Leute«, die mit Humor und Sinn für die Realität durchs Leben gehen.
Wer den ländlichen Raum liebt, wird sich freuen über die Schilderung von dörflichen Begebenheiten, wie sie in den eintönig gewordenen Städten und Siedlungen nicht mehr vorkommen. Hier hat man den Eindruck, dass die Architektur die Individualität und Originalität der Bewohner eingrenzt.
Im Übrigen gibt es auch in »Des hann i mir glei denkt« den typischen Napf’schen Akkord aus Scherz und Ironie, aber immer wieder auch mit tieferer Bedeutung.
Nordstetten, Januar 2014Karl Napf
Bei ihren vier Königen haben die Württemberger insgesamt Glück gehabt. Friedrich I. legte die Grundlagen für den modernen Staat, Wilhelm I. förderte die Landwirtschaft, die es bitter nötig hatte. Vom Cannstatter Volksfest, das parallel zum Landwirtschaftlichen Hauptfest eingerichtet wurde, profitiert das Land noch heute.
Nur mit dem König Karl tun sich die Landeshistoriker schwer und bezeichnen ihn gar als faul. Richtig ist, dass er mit seinem amerikanischen Freund Woodcock lieber an der Riviera war als im Stuttgarter Talkessel. Ausgerechnet er musste erleben, dass württembergische Soldaten 1866 von den Preußen in der Schlacht von Tauberbischofsheim verwundet und getötet wurden. Die von Bismarck betriebene Gründung des Deutschen Reiches mit dem feierlichen Gründungsakt in Versailles 1871 interessierte ihn nicht. Die Bewohner der Schwäbischen Alb sind ihm aber auf ewig zu Dank verpflichtet, gelangte doch durch die von ihm veranlasste Albwasserversorgung frisches Wasser auf die Albhochfläche, so dass die Bauern nun genügsam zu Besuchern sagen konnten: »Ons hätts des Wasser scho no do, aber ’s Vieh hot’s nemme welle!«
Das Wilhelmspalais in Stuttgart, einst Wohnsitz König Wilhelms II., beherbergte jahrzehntelang die Stadtbücherei. Viele Stuttgarter hätten sich gefreut, wenn man keinen neuen Bau errichtet und die Bücherei noch immer dort belassen hätte.
Die letzten Freunde der Monarchie haben dafür gesorgt, dass vor dem schönen klassizistischen Gebäude für König Wilhelm II. und seine zwei weißen Spitzer Ali und Rubi ein Denkmal errichtet wurde. Mit diesen ging er gern durch den Schlossgarten und den Rosensteinpark, die ihm heute nicht mehr gefallen würden. Damals aber waren diese auch ein beliebter Spielplatz für Schulbuben. Während die Erwachsenen, wie berichtet wird, artig mit »Grüß Gott, Herr König« grüßten, rannten die Schüler auf den spazierenden König von weit her zu, hielten die Hand auf und fragten treuherzig: »König, hosch mer ebbes?«, worauf dieser in unnachahmbarer »Bürgernähe« Zuckerle aus seiner Jacke herausholte.
König Wilhelm II. war sehr beliebt, dennoch ließen die Stuttgarter ihn bei der Revolution 1918 bös im Stich. Der wachhabende Leutnant im Wilhelmspalais schickte beim Herannahen der Revolutionäre die Wache fürsorglich in Sicherheit, hielt selbst tapfer aus und wurde schwer verletzt. Keine Hand regte sich für den geachteten Monarchen. Das Motto der Stuttgarter war das gleiche wie 1849, als königliche Dragoner das aus Frankfurt geflüchtete Rumpfparlament zerstreuten, Uhland verletzt wurde und die Bürger sich mit den Worten abwandten: »Mer muass net überall dabei gewese sei.«
Der erste Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg war der FDP-Politiker Reinhold Maier aus dem Remstal. Er war im Ersten Weltkrieg verschüttet worden und hatte davon eine sogenannte Schüttellähmung behalten, was sich nicht zuletzt beim Trinken eines Vierteles auswirkte, weil die obere Hälfte aus dem Glas stets hinausschwappte. Er hatte deshalb oft einen jungen Remstäler Studenten dabei, der die Aufgabe hatte, die obere Hälfte vorsorglich und gratis abzutrinken, weshalb die beiden meistens gleichzeitig in fröhliche Stimmung kamen.
Reinhold Maier war kein Kostverächter, wenn es um einen guten Braten und ein gutes Viertele ging. Eines Tages kehrte er in einer Gaststätte im Schurwald ein, wo er einen ausgezeichneten Wildschweinbraten zu sich nahm und kräftig nachgoss. Als er mit großem zeitlichem Abstand wieder einmal dort vorbeikam, fragte er sogleich, ob es wieder so einen guten Wildschweinbraten gäbe. Doch die Wirtin bedauerte mit den Worten: »Nei, seit Sie ’s letzte Mol do waret, hend mir koi rechte Sau meh hier ghabt.«
Nirgendwo wird so viel gelogen wie im Wahlkampf und auf Beerdigungen. Selten kommt es vor, dass ein Politiker dies auch noch selbstironisch zugibt. Als der spätere Ministerpräsident Reinhold Maier mit seinen Helfern vor der Wahl zusammenkam, um diese fit für den Wahlkampf zu machen, verabschiedete er sie mit den Worten: »Ond glaubet jo net älles, was ihr de Leit verzählet.«