Diabetes natürlich behandeln - Ritter Claudia - E-Book

Diabetes natürlich behandeln E-Book

Ritter Claudia

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  • Herausgeber: AT Verlag
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Lebensqualität und Vitalität – trotz Diabetes! Diabetes mellitus ist weltweit eine Volkskrankheit. Früher oder später werden den meisten Betroffenen Medikamente verschrieben, denn ohne Behandlung führt die »Zuckerkrankheit« zu gravierenden Langzeitschäden. Was jedoch viel zu wenig bekannt ist: Insbesondere Typ-2-Diabetikerinnen und -Diabetiker können durch eine naturheilkundliche Therapie ihren Blutzucker in den Griff bekommen. Dieses Buch zeigt Möglichkeiten der Selbstbehandlung auf. Dazu gehören die wichtigsten Nahrungspflanzen (von Avocado bis Walnüsse), Heilpflanzen (von Artischocke bis Zimt) und Vitalstoffe (von B-Vitaminen bis Zink), ergänzt durch Rezepte sowie Hinweise zur Zubereitung, Anwendung und Dosierung. Auf natürliche Weise lassen sich so Folgeerkrankungen vermeiden sowie Medikamente und Nebenwirkungen minimieren. Ausführliche Erklärungen helfen, die Krankheit, Fachbegriffe, Laborwerte und Wirkweisen zu verstehen. Ein fundierter und verständlicher Ratgeber für Diabetes-Betroffene.

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Seitenzahl: 269

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DIABETES NATÜRLICH BEHANDELN

DIABETES NATÜRLICH BEHANDELN

Claudia Ritter

Wirksame Heilpflanzen und wichtige Vitalstoffe bei Typ-2-Diabetes Mit zahlreichen Rezepten aus der Naturheilpraxis und der Küche

INHALT

Diabetes mellitus – kein unabwendbares Schicksal!

Basiswissen Diabetes

Zu viel Zucker im Blut

Zahlen für Deutschland, Österreich und die Schweiz

Die Bauchspeicheldrüse und ihre Aufgaben kurz erklärt

Die Typenfrage – 1, 2, 3 oder 4?

Kaum genannte Ursachen

Veränderungen der Darmflora

Nichtalkoholische Fettleber

Diabetische Folgeerkrankungen

Diabetes schädigt das Herz und die Gefäße

Auf den Blutdruck achten!

Diabetes macht das Gehen schwer

Schäden an den Nieren

Schäden an der Netzhaut der Augen

Nervenschädigungen durch Diabetes

Sexualstörungen, Harnwegs- und Genitalinfektionen

Erhöhtes Risiko für Demenz und Depressionen

Parodontitis

Laborwerte verstehen

Blutzuckerbestimmung

Urintests

HbA1c-Wert

Zuckerbelastungstests

Weitere nützliche Laborparameter

Blutzuckersenkende Medikamente

Metformin

Sulfonylharnstoffe

Gliptine/DPP-4-Hemmer

Gliflozine/SGLT-2-Hemmer

GLP-1-Analoga/Glutide

Insulin

Bewegung – Tut allen gut

Körperliche Aktivität als Schlüssel für eine gute Insulinwirkung

Immer im Blick: der Blutzuckerspiegel

Ernährung und Stoffwechsel

Der Stoffwechsel einfach erklärt

Kohlenhydrate und Kohlenhydratstoffwechsel

Eiweiße und Eiweißstoffwechsel

Fette und Fettstoffwechsel

Ernährung

Besonders geeignete Nahrungspflanzen bei Diabetes mellitus

Avocado

Buchweizen

Dinkel

Erbse

Granatapfel

Hafer

Hagebutte/Wildrose

Kakao/Kakaobaum

Kamut/Khorasan-Weizen

Kichererbse

Kürbis

Mandel/Mandelbaum

Oliven und Olivenöl/Olivenbaum

Pastinake

Roggen

Rote Bete

Schwarzwurzel

Sellerie

Topinambur

Walnüsse und Walnussblätter/Walnussbaum

Wegwarte

Zwiebel

Das Beste aus der Heilpflanzenwelt

Apfelessig/Kulturapfel

Artischocke

Bittermelone

Bockshornklee

Ginkgo

Grüner Tee/Teepflanze

Heidelbeere

Ingwer

Kaktusfeige/Feigenkaktus

Knoblauch

Kurkuma

Löwenzahn

Olivenblatt/Olivenbaum

Rosmarin

Rosenwurz

Salbei

Schwarzkümmel

Zimt/Zimtbaum

Die wichtigsten Vitalstoffe

Alpha-Liponsäure – Weniger Nervenschäden

Beta-Glukane – Unverdauliche Ballaststoffe

Chrom – Bestandteil des Glukosetoleranzfaktors

Magnesium – Weniger Muskel- und Wadenkrämpfe

Oligomere Prozyanidine und Resveratrol – Starke Antioxidanzien

Omega-3-Fettsäuren – Weniger Entzündungen

B-Vitamine – Wenn’s kribbelt

Vitamin C – Mehrbedarf bei Diabetes mellitus

Vitamin D – Reguliert die Ausschüttung von Insulin

Vitamin E – Schutz vor freien Radikalen

Zink – Helfer im Zuckerstoffwechsel

Fachbegriffe kurz erklärt

Literaturverzeichnis

Die Autorin

Stichwortverzeichnis

DIABETES MELLITUS – KEIN UNABWENDBARES SCHICKSAL!

Unter dem Begriff »Diabetes mellitus« werden verschiedene Störungen des Zuckerstoffwechsels zusammengefasst. Allen gemein ist, dass die Zuckerwerte im Blut und ab einer bestimmten Schwelle auch im Urin ansteigen. Doch jeder erlebt die Krankheit anders, und es gibt verschiedene Arten, sie zu behandeln und mit ihr umzugehen.

Von Ärztinnen und Ärzten werden fast alle Personen mit Diabetes mellitus früher oder später (leider auch zu früh) mit Medikamenten behandelt, die jedoch die Krankheit nicht heilen. Ohne Zweifel sind Änderungen der Ernährungsgewohnheiten, mehr Bewegung und im Bedarfsfall eine medikamentöse Behandlung sinnvoll und notwendig, denn unbehandelt führt die »Zuckerkrankheit« zu schwerwiegenden Spätschäden. Unstrittig ist, dass viele Betroffene das eigene Risikoprofil kaum kennen und zudem nur wenig über die Hintergründe der Erkrankung und entsprechende Gegenmaßnahmen wissen. Dabei können insbesondere Menschen mit Typ-2-Diabetes von einer naturheilkundlichen Therapie profitieren.

Das Buch zeigt zahlreiche Möglichkeiten der Selbstbehandlung auf, welche die Lebensqualität Betroffener erheblich verbessern können. Dazu gehören neben der richtigen Ernährung und ausreichender Bewegung auch ausgewählte Nahrungspflanzen, Heilpflanzen und Vitalstoffe, die unterstützend wirken. So lassen sich auf natürliche Weise die Blutzuckerwerte verbessern, Spätschäden vermeiden, die Medikamenteneinnahme reduzieren und deren Nebenwirkungen minimieren. Teilweise ist sogar ein Absetzen von Medikamenten nach ärztlicher Rücksprache möglich. Die Informationen in diesem Buch bieten Ihnen hierfür einen Leitfaden. Denn für Ihr eigenes Leben sind nur Sie selbst verantwortlich.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Umgang mit Ihrer Erkrankung, allzeit Gesundheit und gute Blutzuckerwerte!

Claudia Ritter

BASISWISSEN DIABETES

ZU VIEL ZUCKER IM BLUT

Diabetes mellitus ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels. Es werden vier Typen unterschieden. Allen gemein ist, dass sie zu erhöhten Blutzuckerwerten führen. In alten Medizinbüchern findet man synonyme Bezeichnungen wie etwa Zuckerkrankheit, Blutzuckerkrankheit oder auch Honigharnruhr, was ein Hauptsymptom, die Ausscheidung von Zucker über den Urin, gut beschreibt. Durch Laboruntersuchungen weiß man heute, dass die Betroffenen im Blut ständig oder zeitweise erhöhte Blutzuckerwerte haben und gleichzeitig ein Mangel des Hormons Insulin vorherrscht und/oder die Insulinwirkung vermindert ist.

Schon in der Antike war diese Erkrankung bekannt. Eine einfache Untersuchungsmethode – die Geruchs- und Geschmacksprobe des Urins bei unbehandelten Betroffenen – führte zu der noch heute gängigen Bezeichnung Diabetes mellitus, die wörtlich übersetzt »honigsüßer Durchfluss« bedeutet – abgeleitet von »diabainein« (altgriech.) für »hindurchfließen, hindurchgehen« und »mellitus« (lat.) für »honigsüß«.

Die gute Nachricht: Die Krankheit Typ-2-Diabetes ist kein unabwendbares Schicksal. Ein bestehender Typ-2-Diabetes ist in vielen Fällen reversibel und lässt sich mit einer Reihe von Maßnahmen messbar lindern! Auch bei den meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes normalisieren sich die Blutzuckerwerte nach der Geburt des Kindes wieder, und Personen mit Typ-1-Diabetes können ihre Lebensqualität erheblich verbessern.

ZAHLEN FÜR DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND DIE SCHWEIZ

In Deutschland leiden aktuell rund 7,2 Millionen Menschen an den verschiedenen Formen von Diabetes, in der Schweiz sind es rund 500 000, und die Schätzungen für Österreich belaufen sich auf rund 600 000 Menschen. Der Durchschnitt dieser Länder liegt bei rund 7,2 % der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren. Etwa 20 % wissen (noch) nichts von ihrer Erkrankung.

Bei etwa 90–95 % liegt ein Typ-2-Diabetes vor. Bis zur ersten Diagnose leben Betroffene etwa acht Jahre lang mit einem unentdeckten Diabetes mellitus vom Typ 2. Im Allgemeinen tritt diese Form erst im höheren Lebensalter auf und wurde lange Zeit auch als »Altersdiabetes« bezeichnet. Durch die zunehmende Übergewichtsproblematik in der Bevölkerung sind heute immer häufiger bereits junge Menschen betroffen. Die Zahl der Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen bei Jugendlichen hat sich in den letzten zehn Jahren verfünffacht. Bewegung und eine angepasste Ernährung verbessern die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin deutlich.

Der Anteil an Typ-1-Diabetes ist weitaus geringer und liegt bei etwa 4 %. Diese Diabetesform beginnt oft schon im Kindes- und Jugendalter. Sie wird durch einen absoluten Mangel des Hormons Insulin verursacht, gilt als Autoimmunerkrankung und ist bislang nicht heilbar, weshalb Betroffene lebenslang Insulin spritzen müssen. Auch hier kann eine ausgewogene, bewusste Ernährung dazu beitragen, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu stark schwankt.

Genaue Zahlen für Schwangerschaftsdiabetes, dem Typ-4-Diabetes, gibt es nicht, da Registerdaten hierzu fehlen. Jedoch beobachtet man, dass die Zahl der Fälle von Schwangerschaftsdiabetes ansteigt. Schätzungsweise sind rund 10 % der Schwangeren betroffen.

Von allen Diabetesfällen betreffen ungefähr 1 bis 2 % seltene Formen, die unter dem Typ-3-Diabetes zusammengefasst werden. Da es sich hier um verschiedene Ausprägungen handelt, variieren Angaben zu Verlauf und Lebenserwartung deutlich.

DIE BAUCHSPEICHELDRÜSE UND IHRE AUFGABEN KURZ ERKLÄRT

Die Bauchspeicheldrüse wird auch als Pankreas – von »pan« (griech.) für »alles« und »kreas« (griech.) für »Fleisch« – bezeichnet. Die Drüse liegt etwas versteckt in der Tiefe des Körpers: im Oberbauch zwischen Magen, Milz und Leber; dort schmiegt sie sich an den Zwölffingerdarm an. Auf den ersten Blick macht sie nicht so viel her: Sie hat eine wulstige Form, eine gelblich-graue Farbe, eine Länge von 15 bis 20 cm, eine Breite von nur 3 bis 4 cm und ein Gewicht zwischen 70 und 120 g.

Zuständig ist sie für zwei Aufgaben, denn sie ist zugleich Verdauungs- und Hormondrüse. Der exokrine Teil produziert Verdauungsenzyme, der endokrine Teil Hormone. Sie setzt also Stoffe aus dem Körper in das Darmlumen sowie in das Blut des Körpers frei.

Auch die Bauchspeicheldrüse hat einmal genug. Wenn sie sich entzündet, können sich heftige Beschwerden zeigen: Bei Übelkeit und Erbrechen mit starken Bauchschmerzen sollten Sie an eine Bauchspeicheldrüsenentzündung denken. Mit einem Anteil von rund 3 % aller Krebserkrankungen ist ein Pankreaskarzinom zwar relativ selten, jedoch besonders bösartig. Die Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, bei der es zum Sekretstau kommt. Sie wirkt sich besonders auf die Bauchspeicheldrüse, die Lungen und die Schweißdrüsen aus. Am häufigsten zeigt sich eine erschöpfte Bauchspeicheldrüse jedoch dadurch, dass sie nicht mehr genug Insulin produziert und sich infolgedessen ein Diabetes mellitus entwickelt.

VERDAUUNGSFUNKTION

Der exokrine Anteil macht etwa 95–98 % des Organs aus und besteht zum großen Teil aus sekretproduzierenden Drüsenzellen (sogenannten Azini), die in kleine Ausführungsgänge münden. Diese vereinigen sich zu einem Hauptgang, dem Bauchspeichelgang, der wiederum in den Zwölffingerdarm mündet. Mit dem Zwölffingerdarm hat die Bauchspeicheldrüse also eine besonders enge Beziehung: Über den Bauchspeichelgang tröpfelt sie täglich 1,5–2 l Verdauungssäfte mit Enzymen (»Bauchspeichel«) in den Darmabschnitt, die beim Aufspalten von Nahrungsbestandteilen mithelfen. Damit sich das Pankreas nicht selbst verdaut, liegt ein Teil der Enzyme, vor allem die Proteasen, als inaktive Vorstufen vor, die erst im Dünndarm durch einen pH-Anstieg aktiviert werden. Hydrogencarbonat ist für den basischen pH-Wert des Bauchspeichels verantwortlich, der bei ungefähr 8 liegt und damit in der Lage ist, den in den Zwölffingerdarm gelangenden sauren Mageninhalt zu neutralisieren.

Zu den Pankreasenzymen gehören Enzyme zur Spaltung von Eiweißen, Kohlenhydraten, Nukleinsäuren und Fetten. Im Einzelnen sind dies folgende: Amylasen spalten Kohlenhydrate (Alpha-Amylase), Lipasen spalten Fette (Pankreaslipase, Lysophospholipase, Phospholipase A), Ribonukleasen spalten Nukleinsäuren und Trypsin, Chymotrypsin und Aminopeptidasen spalten Eiweiß. Werden diese Enzyme nicht mehr in ausreichender Menge produziert, so können die für den Körper notwendigen Nahrungsbestandteile nur noch eingeschränkt oder nicht mehr aufgenommen werden. Kranke bekommen durch unverdaute Nahrungsbestandteile Gasansammlungen im Bauch, verlieren an Gewicht, und der Organismus zehrt aus. Natürliche Arzneimittel mit Pankreasenzymen (z. B. Pankreatin Stada 20.000) und Bitterstoffen aus Pflanzen (z. B. Meisterwurz- oder Tausendgüldenkraut-Tinktur) können hier die Verdauungsfunktion unterstützen.

HORMONE DER BAUCHSPEICHELDRÜSE

In inselförmigen Gewebeteilen bildet die Bauchspeicheldrüse funktionelle Einheiten, die sogenannten Langerhans-Inseln – benannt nach Paul Langerhans (1847–1888). Ihr Sekret gelangt über einen Extrazellularraum in das Blut- und Lymphsystem und von da aus zum Wirkungsort. Verschiedene Zelltypen produzieren dabei unterschiedliche Hormone, die vor allem den Kohlenhydratstoffwechsel regulieren. Insbesondere sind dies Insulin, Glukagon und Somatostatin. Die Zelltypen werden in Alpha-, Beta- und Delta-Zellen eingeteilt. Beta-Zellen machen mit 70 % den größten Teil des Inselorgans aus. Sie übernehmen die Insulinproduktion und registrieren die Blutzuckerhöhe.

Glukagon ist quasi der Gegenspieler des Insulins. Es wird ausgeschüttet, wenn der Blutzuckergehalt im Blut zu niedrig ist. Liegt der Blutzuckerspiegel nicht im Bereich zwischen 80 und 110 mg Glukose pro 100 ml Blut, schüttet die Bauchspeicheldrüse vermehrt eines der beiden Hormone, also Insulin oder Glukagon, aus.

Somatostatin hat unter anderem die Aufgabe, die Produktion anderer Hormone wie Gastrin, Insulin und Glukagon zu hemmen. Je nachdem, was und wann wir essen, steigt und sinkt der Blutzuckerspiegel über den Tag verteilt – sowohl der Insulin- als auch der Blutzuckerspiegel unterliegen demnach ständigen Schwankungen.

Insulin

Insulin spielt beim Diabetes mellitus eine zentrale Rolle für den Stoffwechsel. Unsere Zellen brauchen den Zucker aus dem Blut als Energiequelle. Dabei funktioniert Insulin als eine Art »Türöffner«. Die Zellmembranen besitzen eine Andockstelle für das Insulin, den Insulinrezeptor. Von der Bauchspeicheldrüse wird Insulin vor allem nach einem kohlenhydratreichen Essen ausgeschüttet. Es kann mittels »Schlüssel-Schloss-Prinzip« die Zellen »aufsperren« und dem Zucker den Weg aus dem Blut in die Zellen ebnen. Die »Türen« der Zellen sind im Normalzustand geschlossen. Erst wenn ausreichend viele Insulinmoleküle »an der Tür klingeln«, also der Insulinspiegel über einen bestimmten Schwellenwert steigt, ist dies das Signal für unsere Zellen, den Zucker aus dem Blut aufzunehmen und dort als Energiequelle bereitzustellen. Danach sinkt der Blutzuckerspiegel, und die Insulinproduktion kann wieder eingestellt werden.

In Leber- und Muskelzellen kann die aufgenommene Glukose in Glykogen umgewandelt und in dieser Form gespeichert werden. Glykogen ist ein Vielfachzucker, der aus Glukose aufgebaut ist. Werden jedoch mehr Kohlenhydrate zugeführt als gerade gebraucht, wandelt der Körper den Rest des Glykogens in Fett um. Diese Regulierung ist wichtig, da langfristig erhöhte Blutzuckerwerte die großen und kleinen Gefäße sowie die Nerven schädigen (siehe auch Folgeerkrankungen ab Seite 29). Aber auch starke Unterzuckerungen können schwere Symptome auslösen wie Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit oder sogar Gehirnschädigungen. Um dies zu verhindern, kommt das Hormon Glukagon zum Tragen.

Glukagon

Glukagon – der Gegenspieler des Insulins – wird vor allem zwischen den Mahlzeiten ausgeschüttet, wenn der Blutzuckerspiegel niedrig ist. Es hat die Aufgabe, den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Wenn im Körper nicht ausreichend Energie zur Verfügung steht, wandelt Glukagon das in Leberund Muskelzellen gespeicherte Glykogen wieder in Blutzucker um. Bei ketogener Ernährung oder während des Fastens werden dafür auch Fettreserven verbrannt und der »Verbrennungsstoffwechsel« gestartet.

Starke und damit auch bedrohliche Blutzuckerabfälle mit Schwitzen, Zittern, Schwäche und fehlendem klarem Denkvermögen können bei Menschen mit Diabetes mellitus durch extreme körperliche Belastung oder sehr strenge, einseitige Diäten entstehen. Deshalb sind moderate Diäten das Mittel der Wahl.

DIE TYPENFRAGE – 1, 2, 3 ODER 4?

Je nach Ursache erfolgt eine Einteilung in vier grundlegende Diabetestypen, innerhalb derer weitere Untergruppen voneinander abgegrenzt werden. Manche Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, weil ihre Eltern eine Diabeteserkrankung haben oder sie einem ungesunden Lebensstil nachgehen. Andere hingegen erkranken von heute auf morgen ohne erkennbare Ursache daran. Für alle Diabetesformen gilt jedoch, dass der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch ist.

PRÄDIABETES UND INSULINRESISTENZ

Prädiabetes ist eine beginnende Stoffwechselentgleisung, die durch zunehmende Insulinresistenz und eine gestörte Glukosetoleranz gekennzeichnet ist. Der Begriff »Insulinresistenz« bezeichnet eine mangelhafte Wirkung von Insulin an den Körperzellen. Der Zustand kann vorübergehend, aber auch chronisch sein. Menschen mit Insulinresistenz haben ein deutlich erhöhtes Risiko, später an Diabetes mellitus zu erkranken.

Die Zellen in unserem Körper benötigen Insulin, um Glukose (Traubenzucker) aus der Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten. Bei einer Insulinresistenz ist dieser Mechanismus gestört: Die Zellen reagieren langsam und verzögert auf das Insulin; sie sind also weniger empfindlich (resistent) für Insulin. Das führt dazu, dass sie weniger Glukose aufnehmen und diese stattdessen weiter im Blut zirkuliert. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf mit steigender Insulinproduktion, um das Defizit in den Zellen auszugleichen. Bei stetig zunehmender Insulinresistenz und entsprechend immer weiter steigender Insulinproduktion erschöpft sich schließlich die Fähigkeit der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Produktion von Insulin, und der Typ-2-Diabetes ist manifest.

Für die Entstehung einer Insulinresistenz sind genetische Faktoren, Übergewicht, Bewegungsmangel, Fehlernährung, chronischer Stress, Schlafmangel und verschiedene Medikamente (z. B. Kortison) von Bedeutung.

Die Insulinresistenz bleibt anfangs meist unbemerkt, denn sie löst kaum Symptome aus. Zu einer besonderen Risikogruppe für die Entwicklung einer Insulinresistenz gehören Menschen mit einem »metabolischen Syndrom«. Übergewicht mit einem stark erhöhten Bauchumfang, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen können hinweisend sein. Auffällige Laborwerte umfassen eine gestörte Glukosetoleranz (oraler Glukosetoleranztest: nach 2 h bei 140 mg/dl oder höher, aber unter 200 mg/dl), ein erhöhter Nüchternblutzuckerspiegel von 100 bis 125 mg/dl Blut und ein erhöhter Langzeitblutzucker (HbA1c) von 5,7 bis 6,4 %. Der HbA1c-Wert steht dabei für den Anteil der Glukose, der an eine bestimmte Aminogruppe im roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gebunden ist.

Mithilfe von Zuckerbelastungstests (siehe Seite 45) lässt sich aufdecken, ob die körpereigene Insulinproduktion ausreicht, um Blutzuckerspitzenbelastungen zu beherrschen. So kann eine beginnende Insulinresistenz und damit eine Tendenz zur Entwicklung einer Zuckerkrankheit aufgezeigt werden.

Vielen Menschen mit Insulinresistenz und mit Prädiabetes kann eine Gewichtsreduktion und eine optimierte Ernährung (siehe Ernährungshinweise ab Seite 76) helfen. Mit ausreichend Bewegung stehen die Chancen gut, wieder gesund zu werden.

TYP-1-DIABETES

Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter. Früher wurde diese Diabetesform auch als juveniler oder kindlicher Diabetes bezeichnet. Meist beginnt die Erkrankung in der Kindheit, der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter, nur selten bei älteren Menschen. Bis zur Entdeckung des Insulins im Jahr 1921 und den ersten Insulinmedikamenten (gewonnen aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern und Schweinen) im Jahr 1923 war diese Diabetesform eine tödliche Erkrankung. Glücklicherweise unterscheidet sich die Lebenserwartung heute kaum von der eines Stoffwechselgesunden.

Treten die für Typ-1-Diabetes typischen Symptome erstmals im Erwachsenenalter auf, kann es sich um einen autoimmunbedingten Diabetes (»latent autoimmune diabetes in the adult«, LADA) handeln. Da es hier Ähnlichkeiten zum Typ-2-Diabetes gibt, wird auch von einem »Mischdiabetes« gesprochen. Bei dieser Diabetesform bleibt über Jahre eine Restfunktion der insulinproduzierenden Zellen erhalten.

Typ-1-Diabetes zählt zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Das fehlgeleitete Immunsystem führt zur Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, indem es Antikörper gegen die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse herstellt, bis die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Somit entsteht ein absoluter Insulinmangel, der zu einer Unterversorgung der Körperzellen mit dem Energielieferanten Glukose führt. Die im Blut befindendliche Glukose kann nicht aufgenommen werden. Die Folge ist eine Überzuckerung des Blutes (Hyperglykämie).

Betroffene sind ihr ganzes Leben lang auf von außen zugeführtes Insulin angewiesen. Es übernimmt die Aufgabe, die sonst das körpereigene Insulin erfüllen würde. Ohne Insulinzufuhr kommt es schnell zu einer schweren Stoffwechselentgleisung, der Ketoazidose, die im schlimmsten Fall zum diabetischen Koma oder sogar Tod führen kann.

Obwohl die genauen Mechanismen, die zum Auftreten von Typ-1-Diabetes führen, noch nicht ausreichend erforscht sind, gilt es als gesichert, dass sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse zur Krankheitsentstehung beitragen. Als Risikofaktoren gelten sowohl eine genetische Veranlagung (10–15 % haben einen Verwandten ersten oder zweiten Grades wie Mutter oder Bruder, der ebenfalls an Diabetes mellitus erkrankt ist) als auch bestimmte Virusinfekte, darunter Mumps und Röteln. Daneben werden Giftstoffe oder auch vorzeitiges Abstillen als Gründe diskutiert, die zum Ausbruch der Erkrankung beitragen können. Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass Veränderungen der Darmflora mit Verlust der bakteriellen Artenvielfalt im Zusammenhang mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes stehen. Analysen des Mikrobioms und des Hormonstatus können durch Labore durchgeführt werden. Wenden Sie sich dazu an hierfür ausgebildete Heilpraktiker oder Ärztinnen.

Die Symptome eines Typ-1-Diabetes können sich innerhalb von Tagen bis Wochen (selten Monaten) entwickeln. Um die Körperzellen ausreichend mit Energie zu versorgen, versucht der Körper, Fettreserven zu nutzen. Dabei entstehen Abfallstoffe (Ketone), die vom Körper nur schlecht abgebaut werden können und zu einer Übersäuerung des Körpers (diabetische Ketoazidose) führen. Durst und ein häufiger Gang zur Toilette, ungewollter (teils massiver) Gewichtsverlust, Müdigkeit, Sehstörungen, trockene Haut, eine gestörte Wundheilung und Infektionen im Urogenitalbereich gehören zu den Leitsymptomen des Typ-1-Diabetes. Frauen mit Typ-1-Diabetes haben zudem häufiger mit stärkeren, oft zyklusabhängigen Blutzuckerschwankungen und zugleich ausgeprägteren Menstruationsbeschwerden zu kämpfen als Stoffwechselgesunde.

TYP-2-DIABETES

Bei rund 95 % aller Diabeteserkrankungen handelt es sich um einen Typ-2-Diabetes. Diese Diabetesform tritt meist im Erwachsenenalter auf. Früher wurde sie auch als »Altersdiabetes« bezeichnet und den »Wohlstandserkrankungen« zugeordnet. Allerdings sind heute zunehmend auch jüngere Menschen betroffen – das Erkrankungsrisiko bei Kindern und Jugendlichen steigt stark an. Von den rund sechs Millionen diagnostizierten Betroffenen allein in Deutschland sind schätzungsweise weitere zwei Millionen Betroffene an einem noch nicht diagnostizierten/erkannten Typ-2-Diabetes erkrankt. Die tatsächliche Erkrankungshäufigkeit liegt im Verborgenen, weil sich vor allem zu Beginn der Erkrankung keine Symptome zeigen.

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes kann der Zucker im Blut von den Körperzellen nicht mehr ausreichend aufgenommen und verarbeitet werden. Die Bauchspeicheldrüse schüttet oft noch Insulin aus, jedoch wirkt dieses nicht mehr ausreichend, da die Körperzellen zu wenig empfindlich auf Insulin reagieren – es besteht also ein »relativer Insulinmangel«. Die Bauchspeicheldrüse versucht dies auszugleichen, indem sie immer mehr Insulin ausschüttet. Doch trotz erhöhtem Insulinspiegel gelangt immer weniger Zucker in die Körperzellen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an. Wie viel Insulin die Bauchspeicheldrüse bei den Betroffenen noch herstellt, lässt sich durch das Proinsulin feststellen. Dabei handelt es sich um eine nicht ausgereifte Vorstufe des Hormons Insulin, die als wichtiger Marker bei Typ-2-Diabetes gilt. Proinsulin steigt erst an, wenn die Insulinresistenz bereits fortgeschritten ist.

Ab ungefähr 50 Jahren nimmt die Häufigkeit der Erkrankung stark zu. Männer erkranken in fast allen Altersgruppen häufiger an Typ-2-Diabetes als Frauen. Das Auftreten von Typ-2-Diabetes ist zum Teil genetisch bedingt. Verschiedene Risikofaktoren können die Entwicklung jedoch begünstigen. Dazu gehören unter anderem folgende: Übergewicht mit viel Bauchfett, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung mit wenig Ballaststoffen und vielen Fetten oder Zucker, Rauchen, vorheriger Schwangerschaftsdiabetes und bestimmte Medikamente wie Kortison.

Typ-2-Diabetes kann lange Zeit ohne Beschwerden verlaufen. Bei vielen wird die Erkrankung zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen festgestellt. Die Symptome sind eher unspezifisch: Müdigkeit und Schwächegefühl, Konzentrationsschwäche und Antriebsarmut, trockene Haut, häufiges Wasserlassen und starkes Durstgefühl gehören dazu. Letztendlich führt der Typ-2-Diabetes zu einer abakteriellen Entzündungsreaktion im gesamten Körper.

Um die Diagnose eines Typ-2-Diabetes zu stellen, bestimmen Ärztinnen und Ärzte mehrere Laborwerte und führen zusätzlich einen oralen Glukosetoleranztest durch. Bei vorliegendem Typ-2-Diabetes liegen der Nüchternblutzucker über 126 mg/dl, der Langzeitblutzucker (HbA1c) über 6,5 % und der Blutzuckerwert 2 h nach dem oralen Glukosetoleranztest über 200 mg/dl.

Wird Typ-2-Diabetes frühzeitig erkannt, kann er gut behandelt werden. Bleibt er unentdeckt und/oder unbehandelt, werden zunehmend Blutgefäße, Nerven und Organe irreversibel (nicht umkehrbar) geschädigt.

Die Behandlung erhöhter Blutzuckerwerte erfolgt im Rahmen spezieller Diabetesschulungen, in denen unter anderem das Anpassen von Lebensgewohnheiten eingehend besprochen wird, zum Beispiel eine Ernährungsumstellung und Bewegungsprogramme. Medikamente – sogenannte Antidiabetika – kommen zum Einsatz, wenn der Blutzuckerspiegel trotz angepasster Lebensweise weiterhin zu hoch bleibt. In naturheilkundlich orientierten Praxen werden auch Mikronährstoffe (insbesondere die Vitamine B1, B6, B12, Folsäure, Magnesium, Vitamin C, Vitamin D, Zink), Heilpflanzen und gegebenenfalls bioidentische Hormone gegeben. Die Hormone Östrogen und Progesteron beeinflussen nicht nur den weiblichen Zyklus, sie wirken sich auch auf den Insulinspiegel aus. Somit kann mit diesen sowohl der Stoffwechsel verbessert als auch die Gabe von Antidiabetika verzögert oder vermindert werden.

TYP-3-DIABETES – DIABETES-SONDERFORMEN

Auch den Sonderformen des Typ-3-Diabetes liegt ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel zugrunde, der reguliert werden muss. Die seltenen Sonderformen haben jedoch andere Ursachen und verlaufen anders als die häufigeren Diabetesformen. Wegen Grunderkrankungen und anderer Beschwerden müssen sie anders behandelt werden. Beispielsweise ist eine Kortisontherapie, wie sie etwa bei Rheuma, Asthma, Morbus Crohn oder onkologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt, ein häufiger Auslöser für Diabetes mellitus. Diese Diabetesform kann sich jedoch komplett zurückentwickeln, sobald die Medikamente umgestellt/abgesetzt werden oder Kortison ausgeschlichen wird.

Auch Personen, die an einer Mukoviszidose leiden (eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der zäher Schleim in den Zellen entsteht), entwickeln häufig einen Diabetes mellitus (bis zu 50 %). Statistisch sind Frauen deutlich früher als Männer hiervon betroffen. Eine vollwertige Ernährung ist hier von besonderem Vorteil, da dies die Lebenserwartung deutlich erhöht.

Die Diabetesform MODY (»maturity onset diabetes of the young«) geht auf spezielle Genveränderungen der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zurück. Sie bezeichnet eine Erwachsenendiabetesform, die jedoch auch schon bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann. Verschiedene MODY-Typen erfordern eine unterschiedliche Behandlung. In einigen Fällen ist sie durch eine entsprechende Diät gut zu behandeln, bei anderen Formen werden Sulfonylharnstoffe oder Insulin eingesetzt.

Virusinfekte oder auch Entzündungen der Bauchspeicheldrüse können ebenfalls Typ-3-Diabetes auslösen, ebenso Fehlfunktionen des Immunsystems, hormonelle Störungen oder auch das Down-Syndrom.

TYP-4-DIABETES – SCHWANGERSCHAFTSDIABETES

Schwangerschaftsdiabetes – auch Gestationsdiabetes mellitus (GDM) genannt – ist eine Diabetesform, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt beziehungsweise erkannt wird. Bis zu 10 % der werdenden Mütter entwickeln im Laufe der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes. Damit gehört die Erkrankung zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Übergewicht, Schwangerschaftsdiabetes bei zurückliegenden Schwangerschaften, frühere Fehlgeburten, Rauchen, höheres Alter der Frauen und nahe Angehörige mit Diabetes sind begünstigende Faktoren. Dabei können auch Normalgewichtige erkranken. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Blutzuckererhöhung sind Schwangerschaftshormone. Im Verlauf der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel, und Zucker wird nach einer Mahlzeit langsamer aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen.

Zur Früherkennung können alle Schwangeren zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche in der ärztlichen Praxis einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) zur Feststellung von Gestationsdiabetes durchführen. Der Test wird von den Krankenkassen übernommen und sollte auch wahrgenommen werden, da ansteigende Blutglukosewerte während der Schwangerschaft bestimmte Risiken für Schwangere und ihre Kinder verstärken. Dazu gehören ein hohes Geburtsgewicht des Kindes von über 4000 g, daraus resultierende Geburtskomplikationen und für das Kind Anpassungsprobleme nach der Geburt wie Unterzuckerung, Probleme bei der Atmung und Neigung zur Neugeborenengelbsucht. Studien zeigen, dass ein mütterlicher Schwangerschaftsdiabetes die Entwicklung von Übergewicht für das Kind erhöht. Die Gefahren für die Mutter reichen von einer Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie), einer Entwicklung von Bluthochdruck, Eiweißausscheidung über den Urin, Wassereinlagerungen bis hin zu häufigen Blasen-, Nieren- und Scheidenpilzinfektionen.

Etwa 70 bis 80 % der Frauen mit Gestationsdiabetes hilft nach der Diagnose bereits eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung. Die restlichen Frauen profitieren von einer Therapie mit Insulin, da oral verabreichte Medikamente – mit Ausnahme bestimmter metformin-haltiger Präparate – während der Schwangerschaft nicht zugelassen sind.

KAUM GENANNTE URSACHEN

Die zugrunde liegenden Ursachen von Diabetes sind komplex und wurden bereits zu den Diabetestypen beschrieben, da sie für deren Unterteilung herangezogen werden. Genetik, Umweltfaktoren, Essgewohnheiten und Übergewicht, Genussdrogen, Lebensalter und Bewegungsmangel spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes mellitus.

Auf zwei weitere bedeutende Veränderungen möchte ich hier näher eingehen, da sie in der Fachwelt seltener diskutiert werden, jedoch meiner Meinung nach ebenfalls bedeutsam sind: Veränderungen der Zusammensetzung der Darmflora und Veränderungen der Leberwerte, insbesondere die nichtalkoholische Fettleber.

VERÄNDERUNGEN DER DARMFLORA

Die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Darm wird als »Darmflora« bezeichnet. Mittlerweile ist dafür der Begriff »Mikrobiom« geläufiger, der genau genommen auch die Mikroorganismen in Mund, Scheide (Vagina), den Augen, auf der Haut und eben jene im Darm umfasst. Das menschliche Darmmikrobiom enthält Bakterien, Pilze, Viren, Archaeen (einzellige Mikroorganismen ohne Zellkern), wobei Bakterien bei Weitem in der Überzahl sind. Forschende gehen davon aus, dass ein Mensch Gastgeber für rund 100 Milliarden Bakterien ist. Das entspricht in etwa 1,8–2 kg Bakterienmasse, die im Körper lebt, davon rund 97 % im Dickdarm.

Ein gesundes Darmmikrobiom zeichnet sich durch die Reichhaltigkeit an Bakterienarten aus. Zu den gesundheitsförderlichen Bakterien zählen Laktobazillen, Bifidobakterien und bestimmte Stämme von Enterkokken- und Escherichia-coli-Bakterien. Demgegenüber stehen gesundheitsschädigende Bakterienarten wie fäulnis- oder gärungsbildende Bakterien oder solche, die ursächlich zu verschiedenen Krankheitsbildern beitragen. Von Bedeutung sind unter anderem Klebsiellen, Clostridien, Enterokokken oder Fusobakterien.

Die Forschung ist seit Langem an unserem Mikrobiom interessiert und entdeckt immerzu neue Funktionen. So trägt das Mikrobiom entscheidend für die Ausbildung des Immunsystems bei. Immerhin 70–80 % der Abwehrzellen, die für die Immunabwehr wichtig sind, befinden sich in der Darmwand. Eine weitere wichtige Aufgabe der Darmbakterien ist die Unterstützung der Verdauungsarbeit, denn manche Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe können ohne sie nicht oder nur unvollständig verarbeitet werden. Dazu bilden Bakterienarten spezielle Enzyme, welche die Ballaststoffe zerlegen können. Die dabei entstehenden Abbauprodukte werden dem Körper in Form von Energie wieder zur Verfügung gestellt. Die »guten« Darmbakterien – auch Probiotika genannt – stellen als Nebenprodukt auch Milch- und Essigsäure her. Dadurch wird der pH-Wert im Darm gesenkt und das Wachstum krankmachender Bakterienarten von vorneherein erschwert. Zusätzlich produzieren Probiotika Vitamine wie Vitamin B12, Vitamin K, Biotin (Vitamin B7), Folsäure (Vitamin B9) sowie Riboflavin (Vitamin B2).

Das Darmmikrobiom ist maßgeblich am Stoff- und Energiestoffwechsel des Körpers beteiligt. Durch verschiedene Einflüsse kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen »guten« und »schlechten« Darmbakterien, auf die ich hier kurz eingehen möchte.

Zahlreiche Arzneimittel haben Auswirkungen auf die Zusammensetzung und damit die Funktion des Mikrobioms. An erster Stelle stehen sicherlich Antibiotika, da sie auf die Beseitigung von Bakterien ausgelegt sind. Durch deren massiven Einsatz, insbesondere von Breitspektrumantibiotika, in den vergangenen Jahrzehnten sind zunehmend multiresistente krankmachende (pathogene) Bakterienarten entstanden. Aber auch Hormonpräparate wie orale Kontrazeptiva (»Antibabypille«), Kortison und weitere Arzneimittel wie Schmerzmittel, Antihistaminika, Antidepressiva und auch viele blutdruck-, cholesterin- und blutzuckersenkende Medikamente haben negative Auswirkungen auf die Zusammensetzung und die Funktion des Mikrobioms. Interessanterweise bildet Metformin in dieser Hinsicht eine Ausnahme, da dessen Einnahme zu einer vermehrten Besiedelung mit Bakterienarten führt, die bestimmte Typen von erwünschten kurzkettigen Fettsäuren wie Butter- und Propionsäure bilden.

Weiterhin nehmen die genetische Veranlagung, Stress, Infektionen, Umweltschadstoffe oder ein Mangel an Verdauungssäften Einfluss auf das Mikrobiom.

Für die Zusammensetzung des Mikrobioms kommt jedoch der Ernährung die größte Bedeutung zu. Denn die Wahl der Nahrungsmittel entscheidet letztlich darüber, welche Bakterien sich im Darm ansiedeln können. Vor allem stark verarbeitete Lebensmittel, wie sie heute in jedem Supermarkt zu finden sind, schädigen das Mikrobiom. Das Darmmikrobiom von Menschen, die sich hauptsächlich pflanzlich und von frisch verarbeiteten Nahrungsmitteln ernähren, unterscheidet sich demnach deutlich von dem Darmmikrobiom von Menschen, auf deren Ernährungsplan zahlreiche (Fertig-)Produkte mit reichlich Zucker, Weißmehl oder Zusatzstoffen stehen. Vereinfacht gesagt »füttern« Zucker und ungesunde Fette die ungesunden Darmkeime. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass ein verändertes Darmmikrobiom mit der Entstehung von Fettleibigkeit und Fettlebererkrankungen, metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden kann. Aber auch bei Personen mit Typ-1-Diabetes gibt es in der Regel Veränderungen des Darmmikrobioms: Sowohl durch Endotoxine (Zerfallsprodukte von Bakterien) bedingte leichte Entzündungen im Darm, ein Mangel an Bakterienstämmen, die Buttersäure und kurzkettige Fettsäuren produzieren, als auch eine dadurch veränderte Stoffwechsellage wie eine verringerte Glukosetoleranz und Insulinresistenz werden hier diskutiert.

Einen Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes scheint es auch mit einer bislang weniger beachteten Bakterienart, die maßgeblich am Aufbau einer stabilen Schleimhautschicht beteiligt ist, zu geben, und zwar mit Akkermansia muciniphila. Bei gesunden Menschen liegt der Anteil dieser Bakterienart an der Darmflora zwischen 3 und 5 %, bei übergewichtigen Menschen und tendenziell auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes fällt der Anteil deutlich geringer aus. Eine starke Schleimhaut sorgt dafür, dass Fremdkeime, aber auch schädliche Stoffe die Darmschleimhaut nicht überwinden und in die Blutbahn gelangen können. Ist diese Barriere gestört, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Folgen sind unter anderem latente chronische Entzündungen.

Die Anfertigung eines Darmmikrobioms durch ein Labor und die Auswertung durch eine dafür geschulte Ärztin oder Heilpraktikerin kann bei einer Diabeteserkrankung somit durchaus sinnvoll sein.

EINE GESUNDE DARMFLORA UNTERSTÜTZEN – DAS KÖNNEN SIE TUN

Meiden Sie nach Möglichkeit medikamentöse Therapien, welche die Darmflora stören können, und halten Sie stattdessen gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Heilpraktikerin nach sanften Alternativen Ausschau. Falls darmfloraschädigende Medikamente unumgänglich sind, können Sie die Darmgesundheit mit probiotischen Präparaten (z. B. Omni-Biotic 10) unterstützen.Unterstützen Sie den Darm mit Ballaststoffen. Mindestens 30 g werden täglich empfohlen. Geeignete Lebensmittel sind Lein- und Flohsamen, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sowie Sauerkraut. Auch Obst enthält gesunde Ballaststoffe, sollte jedoch aufgrund der enthaltenen Fruktose (Fruchtzucker) in Maßen verzehrt werden.Kennen Sie Inulin? Auch das ist ein Ballaststoff, der vor allem in Artischocken, Topinambur (siehe Seite 145), Chicorée oder den Wurzeln von Wegwarte (siehe Seite 152) und Löwenzahn (siehe Seite 199) enthalten ist. Da Inulin als »Futter« für die gesundheitsfördernden Darmbakterien dient, zählt es zu den Präbiotika. Außerdem hält es den Blutzuckerspiegel stabil und regt die Verdauung an.Greifen Sie zu resistenter Stärke. Bei gekochten und danach abgekühlten Kartoffeln ändert sich die Struktur der Stärke – sie wird zu resistenter Stärke. Diese kann der Verdauungstrakt weniger gut zersetzen. Deshalb zählt die resistente Stärke zu den Ballaststoffen, die positive Effekte auf die Darmflora haben.Greifen Sie (außer bei diagnostizierter Histaminintoleranz) zu fermentierten Lebensmitteln wie Naturjoghurt, Kefir, Kombucha, Sauerkraut, Miso oder Apfelessig. Durch die Fermentation entstehen wertvolle probiotische Bakterienstämme.Verwenden Sie zum Süßen Ihrer Speisen möglichst wenig Zucker. Raffinierter Zucker fördert nicht nur die Insulinresistenz, sondern verdrängt zudem gesundheitsfördernde Darmbakterien und fördert gleichzeitig das Wachstum von krankmachenden Hefepilzen (Candida-Stämme).Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit und greifen Sie dabei vor allem zu Wasser und ungesüßten Tees oder Kräutertees.Bleiben Sie regelmäßig in Bewegung – auch das verbessert die Verdauungsfunktion nachhaltig.

Daneben gibt es einige Präparate, die für das Darmmikrobiom förderlich sind. Zum Beispiel enthält das Präparat Omni Logic Plus von Omni-Biotic eine Kombination von kurzkettigen Kohlenhydraten (Oligosacchariden) und Mineralstoffen, die dem Darmkeim Akkermansia muciniphila als Nahrung dienen. Es kann demnach Teil eines Darmsanierungskonzepts sein, das nach individuellem Befund erstellt wird. Weitere empfehlenswerte Produkte sind z. B. Metabolic Shape Complete (Iceberg) und Flora Essentials (Sunday Natural).

NICHTALKOHOLISCHE FETTLEBER

In den Industrienationen haben etwa 20 bis 30 % der Erwachsenen eine Fettleber. Bei Menschen mit Übergewicht und Diabetes mellitus ist der Anteil deutlich höher und wird auf rund 70 % geschätzt. Galten lange Zeit nur Erwachsene als Betroffene, steigt der Anteil betroffener Kinder mit einer Fettleber stetig an. Bis vor wenigen Jahren dachte man beim Stichwort »Fettleber« sofort an übermäßigen Alkoholgenuss als Ursache. Doch die häufigste Form der Fettleber ist weltweit die nichtalkoholische Fettleber (»non-alcoholic fatty liver disease«, NAFLD). Bei den Betroffenen sind mehr als 5 % Fett in den Leberzellen eingelagert. In den meisten Fällen entsteht die nichtalkoholische Fettleber als Folge des sogenannten metabolischen Syndroms. Dieses umfasst Übergewicht (insbesondere Bauchfett), ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel (gestörter Zuckerstoffwechsel in Form einer Insulinresistenz), erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck.

Regelmäßiger Kalorienüberschuss und Bewegungsarmut führen dazu, dass die Anzahl der freien Fettsäuren im Blut steigt und mehr Fett und Kohlenhydrate in die Leber gelangen. Sind die Vorratsspeicher der Leber gefüllt und werden nicht durch körperliche Bewegung oder Energiebedarf für Muskeln, Verdauung und Gehirn verbraucht, steigt der Zuckerspiegel im Blut, und in der Folge kommt es zu einer dauerhaft vermehrten Ausschüttung von Insulin. Ein dauerhaftes Überangebot an Insulin führt zur Insulinresistenz. Ungeklärt ist dabei, was nun zuerst da war – die Fettleber oder die Insulinresistenz, oder ob sich beides parallel entwickelt. Typ-2-Diabetes gilt allerdings als Risikofaktor für eine Verfettung der Leber.

Laut Schätzungen stammen 60 % der Fettablagerungen in der Leber aus dem Bauchfett. Personen mit viel Bauchfett – sogenanntem viszeralem Fett – und einem erhöhten Taillenumfang scheinen also ein erhöhtes Risiko für eine nichtalkoholische Fettleber zu haben. Zudem können einige Medikamente zu einer Verfettung der Leber beitragen. Dazu gehören unter anderem Steroide oder synthetisches Östrogen, das in Hormonpräparaten enthalten ist.

Fatalerweise gibt es wenige fettleberspezifische Symptome. Wie bei Lebererkrankungen allgemein können Abgeschlagenheit und Müdigkeit als unspezifische Symptome auftreten. Manche Betroffene berichten über ein leichtes Druck- oder Völlegefühl im rechten Oberbauch oder auch Schlafstörungen, besonders zwischen 1:00 und 3:00 Uhr morgens. Erst wenn die Krankheit fortschreitet, kommt es zur Gelbsucht und damit zu gelblichen Verfärbungen von Haut, Schleimhäuten und Augenweiß.

Eine Fettleber wird anhand von bildgebenden Verfahren, beispielsweise Ultraschall, und erhöhten Leberwerten (erhöhte Werte für die Aspartat- [AST] und die Alanin-Aminotransferase [ALT]) diagnostiziert. Unbehandelt kann eine nichtalkoholische Fettleber zu einer Fettleberentzündung führen und sich als nächste Stufe eine Leberzirrhose mit bindegeweblichen Einlagerungen und damit einem Funktionsverlust der Leber entwickeln.