Diamond Sisters - Die Konkurrenz schläft nicht - Michelle Madow - E-Book

Diamond Sisters - Die Konkurrenz schläft nicht E-Book

Michelle Madow

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Beschreibung

Nach der skandalösen Eröffnungsfeier des neuen Diamond Hotels in Las Vegas haben sich die Wogen etwas geglättet – aber business as usual ist noch lange nicht angesagt, dafür ist das neue Leben der drei Schwestern Courtney, Peyton und Savannah viel zu aufregend und glamourös. Ein ereignisreicher Sommer geht zu Ende und es beginnt das Schuljahr an der neuen Privatschule. Doch dann kommt plötzlich ein erschütterndes Geheimnis ans Tageslicht, das nicht nur die Diamond Sisters völlig aus der Bahn wirft ...

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Seitenzahl: 594

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DIE AUTORIN

Foto: © George Siroki

Michelle Madow wurde von einem Besuch in ihrem Lieblingshotel in Las Vegas zu den »Diamond-Sisters« inspiriert. Sie ging in Florida aufs College und lebt noch heute dort. Von dort aus promotet sie ihre Bücher über Social Media und mit Buchtouren durch ganz Amerika. Und wann immer sie es einrichten kann, reist sie mit Vorliebe nach Vegas.

Mehr über die Autorin auf michellemadow.com und

Instagram @michellemadow

Mehr zu cbt auf Instagram @hey_reader

Von der Autorin bei cbt bereits erschienen:

DIAMOND-SISTERS – Las Vegas kennt keine Sünde (Bd. 1)

Weitere Bände in Vorbereitung.

Michelle Madow

Diamond-Sisters

Die Konkurrenz schläft nicht

Band 2

Aus dem Amerikanischen

von Eva Riekert

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe Februar 2017

Copyright © 2014 by Michelle Madow

Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel

»Diamonds in the Rough« bei Harlequin Books S.A.

Translation copyright © 2017 für die deutschsprachige Ausgabe by cbt Verlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition is published by arrangement with Harlequin Books S.A.

This is a work of fiction. Names, characters, places and incidents are either the

product of the author’s imagination or are used fictitiously, and any resemblance

to actual persons, living or dead, business establishments,

events or locales is entirely coincidental.

Aus dem Amerikanischen von Eva Riekert

Lektorat: Kerstin Weber

Umschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

Cover and Interior Art Copyright © 2014 by Harlequin Books S.A.

Cover and interior art used by arrangement with Harlequin Books S.A.

® and ™ are trademarks owned by Harlequin Books S.A.

or its affiliated companies, used under license

MI · Herstellung: kw

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-16177-4V003

www.cbt-buecher.de

Für Molly Ker Hawn,

die an diese Serie geglaubt und ihr eine Chance gegeben hat

www.campusbuzz.com

Goodman High School › Las Vegas › Nevada

Erster Schultag!

Gepostet Dienstag, 03.09., 11:37

Ich kann’s nicht fassen, dass morgen die Schule losgeht! Die Sommerferien sind viel zu schnell vergangen. Wenn doch nur immer Sommer wäre, mit dem ganzen Tratsch, wer mit wem in welchem Club gesehen wurde, wer die schönste Bräune hat, und wenn man die Nacht durchmachen kann, ohne früh am nächsten Morgen in die Schule latschen zu müssen.

Interessant wird, wie sich Adrian Diamonds Töchter an der Goodman schlagen werden, nachdem sie ja in irgendeinem Kaff in Nordkali aufgewachsen sein sollen. Ihre Ankunft hier hat in der ersten Woche ja ganz schön Wellen geschlagen, aber danach war nicht mehr viel von ihnen zu sehen oder zu hören. Wahrscheinlich weil sie nichts Besonderes sind und nicht mal halb so viel Aufmerksamkeit verdienen, wie sie am Anfang bekommen haben!

Wie auch immer, heute werd ich noch mal an meiner Bräune arbeiten und eine Last-Minute-Schulanfangs-Shopping-Tour starten. Wir sehen uns morgen in aller Frühe und bei bester Laune! 

1: Gepostet Dienstag, 03.09., 12:56

Bis auf ein paar YouTube-Videos, auf denen Savannah Diamond singt und Gitarre spielt (sie ist gut, im Gegensatz zu den schrottigen Videos von ihrer Laptop-Cam, in denen die Einstellungen kaum wechseln), ist es um sie und ihre Schwestern echt verdammt still geworden. Ätzend, sie sind nämlich HEISS!

2: Gepostet Dienstag, 03.09., 14:07

Hab gehört, dass sie vom Stoff her total zurück sind, weil die staatliche Schule, auf der sie waren, Mist war. Deshalb haben sie wohl Nachhilfe genommen, um an der Goodman nicht hinterherzuhinken. Echt Scheiße, den Sommer so zu verbringen!

3: Gepostet Dienstag, 03.09., 16:21

Nick Gordon wurde auch die ganzen Ferien über nicht mehr gesehen, nachdem er in der Woche ihrer Ankunft total oft mit Savannah Diamond abhing. Vielleicht hatten’s die zwei ja so dicke, dass keine Zeit für irgendwas oder irgendwen sonst blieb!!!

4: Gepostet Dienstag, 03.09., 16:51

Oder sie hat sich verkrochen, weil Damien verreist war. Savannah soll ja so von ihm besessen gewesen sein, dass er die Flucht ergriffen hat. Ha-ha, armes Mädchen. Ziemlicher Mist, was?

1

Savannah

Savannah Diamond wollte einen perfekten ersten Schultag an der Goodman High, mit einem perfekten Styling. Deshalb war sie extra früh aufgestanden. Aber sie war so hypernervös, dass sie nicht mal ihre Popstar-Nummer abzog und darauf verzichtete, ihre Lieblingssongs in ihr Haarbürsten-Mikro zu singen. Dabei hätte sie das zum ersten Mal tun können, ohne mit Peyton Probleme zu kriegen, die früher – als sich die drei Schwestern noch ein Zimmer geteilt hatten – jeden Morgen total sauer geworden war, weil Early Bird Savannah ihr mit ihrem Gesang wichtige Minuten des Schlafs raubte. Aber jetzt hatte sie ein eigenes Zimmer, und das war echt klasse.

Wenn heute der erste Tag nach den Sommerferien an der Highschool in Fairfield gewesen wäre, hätte sie sich einfach in Jeansshorts, ein pastellfarbenes Top und flache Glitzerslipper geworfen. Aber die Goodman war eine edle Privatschule in Vegas, und für Savannah stand fest, dass sie ihrer neuen Rolle als elegante Hotelerbin gerecht werden musste. Nachdem sie und ihre Schwestern am Anfang der Ferien erfahren hatten, dass der milliardenschwere Casinobesitzer Adrian Diamond ihr Vater war, und sie in das Penthouse in den Diamond Residences gezogen waren, konnte sie doch nicht länger rumlaufen wie ein Mädchen, das in ärmlichen Kleinstadt-Verhältnissen aufgewachsen war! Das Outfit musste absolut perfekt sein. Und da an der Goodman nur zerrissene Jeans und nabelfreie Oberteile verboten waren, hatte sie unzählige Optionen.

Sie entschied sich für ein Metallic-Top mit Spaghettiträgern von Young Fabulous & Broke, dazu ein ausgestellter schwarzer Minirock und Riemchen-Highheels von Jimmy Choo. Dann löste sie die großen Wickler aus ihrem Haar, die ihrem neuen Look ein super Volumen verliehen, legte einen Swarowski-Haarreif an und machte sich ans Make-up – tiefvioletter und silberner Lidschatten aus ihrer Urban-Decay Vice-Farbpalette, schwarzer Eyeliner mit flüssigem Glitzergold, mehrere Schichten Mascara und schillernden Lipgloss. Während sie noch den passenden Schmuck für ihr Outfit aussuchte, klopfte es an der Tür.

»Savannah?« Courtney steckte den Kopf herein. »Das Frühstück ist da und Adrian und Rebecca kommen gleich. Bist du fertig?«

»Meinst du, diese Ohrringe sind zu viel in Kombination mit den Armreifen?« Savannah deutete auf ihre lang herabhängenden Kristallohrringe und die Alex-and-Ani-Armreifen.

Courtney musterte Savannah von oben bis unten. »Also, nicht dass du das falsch verstehst, aber … meinst du nicht, dass das ein wenig too much für die Schule ist?«

Savannah zupfte an ihrem Top und runzelte die Stirn. »Bei Saks haben sie gesagt, das Outfit würde mir perfekt stehen.«

»Es sieht ja auch wirklich toll aus.« Courtney biss sich auf die Unterlippe. »Am Abend, auf eineer Cocktailparty oder so … Aber nicht in der Schule.«

»Ich hätte gar nicht erst fragen sollen.« Savannah spielte an ihren Armreifen herum, trippelte hin und her und begutachtete sich kritisch in dem hohen Spiegel. Okay, das Outfit war schon ein Eyecatcher. Aber von Courtney, die Jeans, Flipflops und ein himmelblaues T-Shirt anhatte und praktisch null Make-up trug, konnte sie keine Modetipps erwarten. Courtneys einziger Schmuck war eine sportliche Uhr und die langweilige alte Kette mit dem Schlüssel, die ihr Grandma letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte – ein Erbstück ihrer Ururgroßmutter. »Ich sehe ja ein, dass es für die Fairfield High zu heftig wäre, aber jetzt gehen wir schließlich auf die Goodman, eine Privatschule in Las Vegas. Und am ersten Tag stylen sich doch alle total auf, da will ich nicht unangenehm auffallen.«

»Ich wollte dir nur einen Rat geben, aber mach einfach, wie du denkst.« Courtney spielte an ihrer Kette herum. »Du hast es gut, dass du gar nicht nervös bist.«

»Ich und nicht nervös?« Savannah dachte daran, wie sie sich die ganze Nacht im Bett herumgewälzt und den ganzen Morgen über gezittert hatte. »Ich kenne überhaupt niemanden aus meiner Klasse. Und ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn ich Damien oder Nick treffe – was ja ziemlich wahrscheinlich ist, die Schule ist ja nicht so wahnsinnig groß.« Sie verzog das Gesicht beim Gedanken daran, wie bescheuert optimistisch sie Anfang Juli gewesen war. Bei der großen Eröffnungsfeier des Diamond Hotel hatte Damien sich dafür entschuldigt, Madison geküsst zu haben, und Nick hatte sich den ganzen Abend um sie gekümmert. Aber eine Woche später war Damien zu einer vierwöchigen Teen-Tour nach Alaska und Hawaii aufgebrochen und Nick musste die ganze Zeit arbeiten. »Ich hab total Schiss davor, dass sie so tun könnten, als würden sie mich nicht kennen. Oder dass sie mich vergessen haben.«

Tatsächlich hatte sie schon seit Wochen nichts mehr von ihnen gehört – abgesehen von der einen oder anderen SMS von Nick, dass er ein schlechtes Gewissen habe, sich so wenig bei ihr zu melden. Dabei hatte sie jeden Tag Facebook und Twitter gecheckt. Nick war bei keinem von beiden aktiv gewesen, Damien aber schon: Auf Facebook hatte er Fotos von seiner Reise gepostet, er zusammen mit umwerfenden, selbstbewusst wirkenden Mädchen – Mädchen, die Savannah in den Schatten stellten. Mädchen wie Madison Lockhart.

Deshalb war ein perfektes Outfit am ersten Schultag besonders wichtig. Sie durfte auf keinen Fall im Schatten stehen. Sie musste auffallen.

»Du wirst auf jeden Fall Freunde finden«, beruhigte Courtney sie. »Und wenn Damien und Nick dich wirklich übersehen sollten, sind sie’s sowieso nicht wert.«

»Vielleicht.« Sie wusste, dass Courtney recht hatte, aber das machte die Sache auch nicht leichter.

»Ich mach mir eher Sorgen über den Unterricht«, sagte Courtney. »Was, wenn unsere Ferien-Nachhilfe nicht ausgereicht hat und wir hinten dran sind? Der Gedanke daran hat mich fast nicht schlafen lassen.«

»Du siehst auch wirklich müde aus.« Savannah musterte die dunklen Ringe unter Courtneys Augen. »Aber da gibt es einen echt coolen Trick.« Sie legte ihrer Schwester etwas Concealer auf, rosa Rouge und Mascara. »Schon besser. Jetzt merkt es keiner.«

»Außer, ich schlafe im Unterricht ein.« Courtney lachte und rieb sich nervös die Hände.

»Du doch nicht«, sagte Savannah. »Du findest den Unterricht bestimmt so spannend, dass du hellwach sein wirst.«

»Mal sehen«, sagte Courtney. »Aber jetzt komm ins Esszimmer. Adrian und Rebecca sind jede Minute da.«

Beim Namen ihres Vaters klimperte Savannah erneut mit ihren Armreifen herum. Adrian Diamond, der unvergleichliche Hotelbesitzer von Las Vegas. Der sie und ihre Schwestern immer noch nicht mehr als oberflächlich kannte, obwohl sie jetzt schon seit mehreren Wochen hier wohnten. Immerhin hatten er und seine Verlobte, Rebecca Carmel, darauf bestanden, das Frühstück vom Zimmerservice bringen zu lassen, um den Morgen des ersten Schultags gemeinsam verbringen zu können. Ansonsten waren seine Versuche, ihnen näherzukommen, den ganzen Sommer über sehr halbherzig gewesen – ständig war er beruflich unterwegs, und wenn er tatsächlich mal in der Stadt war, hatte er Geschäftstreffen, spielte Golf oder schloss sich in sein Arbeitszimmer ein. Für Rebecca hatte er immer Zeit, aber sobald er mit Savannah und ihren Schwestern redete, schien eine Wand zwischen ihnen zu stehen.

Savannah folgte Courtney ins Esszimmer. »Ist Peyton schon auf?«, fragte sie.

»Vor zwanzig Minuten hat sie sich eine harte Schlacht mit dem Wecker geliefert, aber schließlich hab ich sie dann doch noch wachbekommen«, sagte Courtney. »Inzwischen dürfte sie allmählich fertig sein mit Duschen.«

»Typisch«, befand Savannah. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie Peyton immer das ganze heiße Wasser aufgebraucht hatte und sie alle zu spät zur Schule gekommen waren.

Das Summen ihres Handys kündigte eine neue SMS an. Sie war von Evie, ihrer besten Freundin in Fairfield. Savannah wurde ganz warm ums Herz – sich bereits vor der Schule zu texten, hatten sie immer gemacht, ehe Savannah weggezogen war.

alles gute für deinen ersten schultag! glück für dich, dass deine neue schule erst jetzt im Sept beginnt. die dämliche fairfield high ist SO früh losgegangen. # neid ;)

danke! bin total nervös. wenn du nur hier wärst!!! <3

die fairfield high ist auch kein spaß ohne dich! <3 was ziehst du an?

Savannah machte ein Selfie und schickte es Evie.

SÜSS! aber vielleicht ein bisschen zu heftig für die schule? für eine Party der absolute knaller, aber du willst doch nicht overdressed rüberkommen, oder?

für eine schule in vegas ist das absolut okay!!! ;)

Savannahs Hände zitterten und sie zögerte, ehe sie auf Senden drückte. Hatte Evie vielleicht recht? Immerhin hatte sie das Gleiche gesagt wie Courtney, aber im Gegensatz zu Modemuffel Courtney liebte Evie stylische Outfits. Vielleicht sollte sie doch besser Jeggings anziehen oder den Rock mit einem unauffälligeren Top kombinieren oder Schuhe tragen, in denen ihr nicht schon am Mittag die Füße wehtun würden.

Sie war schon fast wieder in ihrem Zimmer, als die Tür zum Apartment aufging und Adrian und Rebecca hereingeschlendert kamen.

Adrian hatte einen dunkelblauen Anzug an – irgendwie schien er nie etwas anderes als Anzug zu tragen –, und obwohl es so früh am Morgen war, sieben Uhr, strahlten seine blauen Augen und sein Teint schimmerte rosig. Was man von Rebecca nicht gerade behaupten konnte. Das Haar fiel ihr lose und ungekämmt über den Rücken und sie steckte noch in ihrem pinkfarbenen Pyjama. So hatte Savannah sie noch nie gesehen. Sie goss sich einen großen Becher Kaffee ein und umklammerte ihn, als sei er ihr Rettungsanker.

»Ist Peyton noch nicht fertig zum Frühstück?«, fragte Adrian und goss sich ebenfalls Kaffee ein.

»Ich hole sie«, sagte Savannah, froh darüber, etwas zu tun zu haben. Daheim in Fairfield hatten sie meistens zwischen Tür und Angel gefrühstückt, während ihre Mutter noch ihren Kater ausschlief.

»Peyton?« Als Savannah das Zimmer ihrer Schwester betrat, stand diese vornübergebeugt da und wickelte sich ein Handtuch vom Kopf. »Bist du fertig fürs Frühstück?«

»Ja, gleich«, murmelte Peyton und kämpfte sich mit einer Bürste durch ihr Haar. Dann warf sie den Kopf zurück und gab den Blick auf ihr Outfit frei.

»Zerschlissene Jeans sind aber verboten«, stellte Savannah fest. »Laut Kleiderordnung.«

»Scheiß auf die Kleiderordnung.« Peyton trat an ihren Schminktisch und trug dick schwarzen Eyeliner auf. »Das ist die Jeans, auf die ich heute eben Lust habe.«

»Aber du hast doch noch tausend andere Jeans ohne Risse«, bemerkte Savannah, die genau wusste, dass Peyton nur deshalb »Lust« auf diese Jeans hatte, weil es gegen die Kleiderordnung verstieß. »Warum ziehst du nicht eine von denen an?«

»Weil ich die hier anziehen will.« Peyton fuhr ungerührt mit ihrem Make-up fort. »Ich sage ja auch nicht, dass du dich umziehen sollst, weil du aussiehst, als würdest du in einen Club gehen, okay?«

»Das hast du zwar gerade mehr oder weniger gemacht, aber egal.« Savannah strich sich über den Rock. Vielleicht waren ihre Sachen etwas zu trendy, aber immerhin verstießen sie nicht gegen die Kleiderordnung. Und überhaupt, was wusste Peyton denn schon darüber, wie sich die Schüler an der Goodman anzogen? Genauso wenig wie Courtney. Oder auch Evie. »Nicht mein Problem, wenn du Ärger kriegst. Kommst du jetzt frühstücken?«

»Echt dämlich, für dieses alberne Frühstück ’ne halbe Stunde eher aufzustehen«, grummelte Peyton.

»Adrian will einfach nur nett sein«, sagte Savannah. »Aber du solltest Rebecca mal sehen. Die ist echt kein Morgenmensch.«

»Da haben wir wohl was gemeinsam.« Peyton grinste. »Und Adrian? Makellos wie immer?«

»Na klar«, sagte Savannah. »Man könnte fast meinen, dass er keinen Schlaf braucht.«

»Vielleicht ist er ein Vampir.« Peyton lachte. »Wie in den Filmen, die du so magst, wo sie so glitzern. Die schlafen doch auch nicht, stimmt’s?«

»Wenn du ehrlich wärst, müsstest du zugeben, dass auch dir Twilight gefällt.« Savannah knurrte der Magen und sie schlang die Arme um sich. »Aber ich bin jetzt echt am Verhungern und das Frühstück riecht wahnsinnig lecker. Komm endlich.«

Auf dem Glastisch lag ein weißes Tischtuch und die Teller vor jedem Platz waren mit silbernen Hauben abgedeckt, als wären sie bei einem Bankett. Beim Anblick von Peytons Jeans zog Adrian eine Augenbrauche hoch, sagte aber nichts.

»Kommt Brett auch?«, wollte Savannah von Rebecca wissen.

»Er ist heute Morgen nicht recht aus dem Bett gekommen und noch dabei, sich fertig zu machen«, erklärte Rebecca.

Das war keine Überraschung. Seit sich Courtney und Brett bei der großen Eröffnungsfeier in aller Öffentlichkeit geküsst hatten, ging er den Familienessen so oft wie möglich aus dem Weg. Savannah hatte versucht, mit Courtney darüber zu reden, aber ihre Schwester hatte es abgetan und behauptet, der Kuss sei ein einmaliger Ausrutscher gewesen – Brett sei als zukünftiger Stiefbruder absolut tabu, und außerdem müsse sie sich auf die Schule konzentrieren, statt sich mit Jungs abzugeben. Das war so typisch Courtney – viel zu brav, um zu rebellieren, und ein wahrer Kontrollfreak, wenn es um ihre Gefühle ging. Savannah wünschte, sie hätte sich selbst nur halb so fest im Griff.

Trotzdem, Brett tat ihr leid. Er und Courtney hatten so viel gemeinsam, hätten so gut zusammengepasst. Aber Courtney blieb hart – und hatte sich die ganzen Sommerferien über auf nichts anderes als ihre Nachhilfestunden und die Uni-Zulassungsprüfungen konzentriert. Brett würde wohl über sie hinwegkommen müssen.

So wie sie selbst Damien abhaken musste. Und Nick.

Zumindest hoffte sie, dass sie das schaffte.

»Na, freut ihr euch auf den ersten Schultag?« Adrian hob die silberne Haube von seinem Teller und die anderen taten es ihm nach.

»Ja.« Savannah tröpfelte Sirup über ihre Pfannkuchen und nahm einen Bissen. Sie waren fluffig und absolut lecker. »Ich bin schon sehr gespannt auf die anderen.« Und total nervös wegen Damien und Nick, hätte sie am liebsten hinzugefügt, aber sie konnte ja schlecht ihre Jungsprobleme mit Adrian diskutieren.

»Ich hab ein bisschen Angst davor, wie weit sie mit dem Stoff sind«, sagte Courtney durch die Dampfwolke hindurch, die von ihrem Pfannkuchen aufstieg. »Ich hoffe, dass ich mithalten kann.«

»Deine Tutorin hat gesagt, dass du inzwischen auf Goodman-Level bist«, sagte Adrian. »Sie war von deiner Arbeitsmoral sehr beeindruckt.«

»Danke.« Courtney nahm ein Bissen, kaute jedoch so langsam darauf herum, als ob sie sich zum Essen zwingen müsste.

»Und was ist mit dir, Peyton?«, fragte Rebecca.

»Ich bin nur darauf gespannt, wie mein allerletzter erster Schultag wohl werden wird«, erwiderte Peyton. »Ich kann’s kaum erwarten, nie mehr zum Unterricht zu müssen.«

»Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch«, sagte Rebecca, »und gehst doch noch aufs College.«

»Auf keinen Fall«, rief Peyton ungehalten und goss sich eine Tasse Kaffee ein. »Der Unterricht an der Highschool ist schon kaum auszuhalten, dabei sollen die Schulstunden ja noch kurz sein, verglichen mit Vorlesungen. Nein, danke.«

»Ob College oder nicht kannst du ja immer noch entscheiden, wenn du weißt, welches dich angenommen hat«, sagte Adrian ruhig. »Keiner zwingt dich, zu studieren, aber es kann nicht schaden, deine Optionen auszutesten.«

»Mal sehen.« Peyton zuckte die Schultern und konzentrierte sich auf ihr Essen.

Als sie fertig waren, legte Adrian seine Serviette auf den Tisch und warf einen Blick auf seine Uhr. »Ihr werdet in einer Viertelstunde am Parkplatz abgeholt«, sagte er. »Peyton, du musst noch etwas anderes anziehen, ehe du gehst.«

Peyton verschränkte die Arme und sah ihn finster an. »Wie bitte?«

»Du musst noch etwas anderes anziehen«, wiederholte Adrian. »Ich vermute mal, du hast die Jeans gewählt, um dich demonstrativ über die Kleiderordnung der Schule hinwegzusetzen. Ist angekommen – du magst keine willkürlichen Regeln. Aber auch wenn ich deinen Standpunkt verstehe, wäre es doch sehr selbstsüchtig von dir, deine Schwestern zu spät kommen zu lassen, nur weil du diesen aussichtslosen Kampf auskämpfen willst.«

Savannah konnte einen Lacher nicht unterdrücken und Peyton richtete ihren finsteren Blick nun auf sie. Schnell wandte sie sich wieder ihrem Pfannkuchen zu und nahm noch einen Bissen, obwohl der inzwischen kalt und matschig und sie eigentlich satt war.

»Wir müssen gleich los«, sagte Adrian und ließ Peyton nicht aus den Augen. »Wenn du willst, können Rebecca oder ich dir beim Aussuchen einer passenden Hose helfen.«

»Nicht nötig.« Peyton schob ihren Stuhl zurück, der kreischend über den Marmorboden kratzte. »Ich kann mich schon allein anziehen.«

»Da bin ich aber froh«, sagte Adrian, während sie die Tür hinter sich zuschlug. Keiner am Tisch sagte ein Wort und ein unmerkliches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich war als Teenager genauso.«

Sich Adrian als Teenager vorzustellen, war schon schwer genug für Savannah, ganz zu schweigen von einem Teenager, der so wie Peyton war … Aber seine Methode funktionierte. Ein paar Minuten später kam Peyton in schwarzen Jeans ohne Risse oder Löcher zurück, die Lippen säuerlich zusammengepresst. Die Jeans saß so tief auf den Hüften, dass sich zwischen dem Bund und ihrem T-Shirt ein Spalt Haut zeigte, doch diesmal verstieß sie gegen keine Kleiderordnung, denn der Nabel war nicht zu sehen.

»Viel besser.« Adrian nickte anerkennend. »Ich habe jetzt einen Termin, aber für heute Abend ist ein Tisch reserviert, damit ihr Rebecca und mir von eurem ersten Tag an der Goodman erzählen könnt.«

Adrian verabschiedete sich, während Rebecca noch blieb, um sicherzugehen, dass sie auch alles Nötige gepackt hatten. Statt ihrem uralten Rucksack hatte Savannah eine neue violette Umhängetasche von Longchamp – genau so eine, wie die Volleyball-Mädels an der Fairfield High gehabt hatten und die Savannah sich nie hatte leisten können. Jetzt steckte darin auch noch ihr nagelneues MacBook Pro. An der Goodman High kam das Mitbringen eines Laptops anscheinend nicht der Aufforderung gleich, ihn sich klauen oder demolieren zu lassen.

Wie von Adrian versprochen, erwartete sie auf dem Parkplatz bereits eine Limousine. Was sich irgendwie immer noch total außergewöhnlich anfühlte, obwohl Savannah seit ihrer Ankunft in Vegas schon oft in einer gesessen hatte. Courtneys Bodyguard Teddy saß am Steuer, während Savannahs Bodyguard zusammen mit Peytons in einem zweiten Auto folgte. Einer von ihnen würde die ganze Zeit über auf dem Goodman-Campus bleiben, während sie in der Schule waren. Schon eigenartig.

»Blöd, dass Adrian nicht erlaubt, dass ich uns fahre«, sagte Peyton, nachdem sie Platz genommen hatten. »Was nützen uns die Range Rovers, die er uns gekauft hat, wenn wir damit nicht zur Schule fahren dürfen?«

»Er will wahrscheinlich verhindern, dass wir uns verfahren«, sagte Courtney.

»Und mein Auto ist sowieso nur dazu da, dass ich überhaupt lerne, wie man fährt«, stellte Savannah fest. Sie konnte es kaum erwarten, im Dezember, wenn sie sechzehn wurde, endlich ihren Führerschein zu bekommen. Die theoretische Fahrprüfung hatte sie während der Sommerferien bereits online gemacht. Und Rebecca hatte mit ihr die fünfzig erforderlichen Fahrstunden absolviert, die von einem Erwachsenen überwacht werden mussten.

Nach fünfzehn Minuten folgte die Limo einem Wegweiser aus Backsteinen, auf dem in Blockbuchstaben ›Goodman School‹ stand, und Savannah drückte sich fast die Nase an der Scheibe platt. Eine lange, malerische Allee führte direkt auf einige ausgedehnte stuckverzierte Gebäude zu, die an einen College-Campus erinnerten. Im Gegensatz zur Fairfield High sahen die Gebäude hier freundlich und geräumig aus, mit hohen Glasfenstern und umgeben von gepflegten Beeten.

»Hier ist die Oberstufe untergebracht.« Teddy hielt vor einem Bauwerk mit rosa Kuppeldach und steinernem Springbrunnen davor. »Ich warte hier auf euch und hole euch am Ende des Schultags wieder ab.«

Savannah stieg aus und sah an dem Gebäude hinauf. »Und wohin jetzt?«, fragte sie Courtney.

Ihre Schwester warf einen Blick auf ihr Handy, wo sie die wichtigsten Details notiert hatte. »Wir müssen an den Oberstufen-Empfang, wo eine Dame namens Betty sein soll. Und die sagt uns, wo unsere Schließfächer sind.«

Unter den Blicken und dem Getuschel der Schüler in ihrer Nähe gingen sie auf den Eingang zu. Keines der Mädchen hier war außergewöhnlich gestylt – die meisten trugen Jeans und schicke Tops und flache Slipper. Savannahs Hand zitterte. Sie klammerte sich an den Riemen ihrer Tasche und konzentrierte sich darauf, in ihren zehn Zentimeter hohen Jimmy Choos nicht zu stolpern. Vielleicht hätte sie doch lieber ihre flachen Tory Burchs anziehen sollen. Warum nur hatte sie nicht auf den Rat von Courtney, Peyton und Evie gehört?

Okay – weil sie geglaubt hatte, dass sich alle an der Goodman aufstylen würden. Und weil sie dummerweise die Aufmerksamkeit von Damien und Nick erregen wollte. Was ihr nun bestimmt gelingen würde … allerdings nicht so, wie erhofft.

Sie spürte einen Kloß in ihrer Kehle. Am liebsten wäre sie zur Limo zurückgelaufen, um Teddy zu bitten, sie zum Diamond zurückzufahren, damit sie sich umziehen konnte. Aber dazu war es jetzt zu spät. Da musste sie jetzt durch.

Betty vom Oberstufen-Empfang entpuppte sich als ältere Dame mit kurzen grauen Haaren, die wie eine Großmutter aussah, die ihre Enkel nach der Schule mit Keksen versorgte. Sie begrüßte Savannah und ihre Schwestern und händigte ihnen ihre Schließfachkombinationen aus.

»Auf diesem Blatt hier müsst ihr unterschreiben, wann immer ihr die Schule früher verlasst oder zu spät eintrefft«, sagte sie und deutete auf ein Klemmbrett auf ihrem Tresen. »Die Zwölftklässler haben Oberstufenprivilegien und können gehen, wann sie wollen. Alle anderen müssen eintragen, warum sie früher gehen.«

»Mit einem Entschuldigungsschreiben von den Eltern?«, fragte Courtney.

»Nein, das braucht ihr nicht«, sagte Betty. »Wir an der Goodman vertrauen darauf, dass unsere Schüler nur im Notfall früher gehen. Ihr seid ja selbst verantwortlich dafür, wenn ihr etwas verpasst, und es versteht sich von selbst, dass eure Anwesenheit die Grundvoraussetzung für gute Noten ist.«

Peyton lachte. »Und das nutzt keiner aus, dass man so leicht schwänzen kann?«

Betty lächelte. »Die Schüler hier wollen am Unterricht teilnehmen, um den bestmöglichen Abschluss zu erreichen.«

»Klingt nett.« Courtney sah sich staunend in dem hellen, luftigen und mit Teppich ausgelegten Gebäude um.

»Wie sehen denn die Privilegien für Oberstufenschüler aus?«, fragte Savannah.

»Als Zehntklässlerin hast du noch ein wenig Zeit, bis du dich darum kümmern musst«, sagte Betty und wandte sich Peyton zu. »Aber du bist ja schon in der Zwölften, also kannst du den Campus während der Freistunden und in der Mittagspause verlassen, solange du rechtzeitig zum Unterricht wieder zurück bist. Es gibt hier in der Umgebung einige Restaurants, die bei den Schülern sehr beliebt sind.«

Savannah fiel die Kinnlade runter. Um nicht wie ein gaffender Fisch auszusehen, schloss sie den Mund schnell wieder. Aber diese Neuigkeit musste sie erst mal verdauen: Die Zwölftklässler durften hier zum Lunch in Restaurants gehen? An der Fairfield High hatte ein Großteil der Schüler Anspruch auf ein freies Mittagessen – sie und ihre Schwestern eingeschlossen. Nicht im Traum hätten sie daran gedacht, auswärts zu essen, geschweige denn die Zeit dafür gehabt, da die Pause ziemlich knapp bemessen war. Aber mit einer Mittagspause von fünfundsiebzig Minuten und Kreditkarten des elterlichen Kontos bestand für Goodman-Schüler natürlich kein Anlass, nicht auswärts essen zu gehen.

»Und was passiert, wenn man nicht rechtzeitig zurück ist?«, fragte Peyton.

»Wenn es mehr als dreimal passiert, werden dir die Oberstufenprivilegien entzogen«, sagte Betty. »Was aber sehr selten vorkommt, da ja niemand seine Privilegien verlieren will.«

»Sie scheinen Ihren Schülern hier ja echt zu vertrauen.«

»Es gehört zur Philosophie der Schule, jedem ein vernünftiges Maß an Selbstdisziplin zuzusprechen«, erläuterte Betty. Zum Abschluss ermunterte sie die Schwestern noch, sich bei weiteren Fragen jederzeit an sie zu wenden. Dann verließen sie den Empfangsbereich, und Betty begrüßte die Schüler, die hinter ihnen Schlange standen.

»Ich schätze, hier trennen sich unsere Wege«, sagte Courtney, und Savannahs Magen schlug einen Salto. Die Goodman High erschien ihr wie ein anderes Universum, sie war total falsch angezogen und wurde das schreckliche Gefühl nicht los, dass sie trotz der Nachhilfetutorien im Sommer dem Stoff immer noch nicht gewachsen war. Mädchen in ihrer Nähe musterten sie von Kopf bis Fuß und grinsten und flüsterten – bestimmt was Abfälliges, wie Savannah vermutete. Sie zog ihren Minirock nach unten, damit er so viel Bein wie möglich bedeckte (was nicht sehr viel war), und wäre ihren Schwestern am liebsten nicht von der Seite gewichen.

Aber da sie keinen gemeinsamen Unterricht hatten, blieb ihr gar nichts anderes übrig, als sich von ihnen zu trennen.

❊ ❊ ❊

Savannah kam zu früh zu ihrer ersten Stunde und wählte einen Platz in der Mitte der U-förmig arrangierten Tische, dann rief sie YouTube auf ihrem Smartphone auf, um beschäftigt auszusehen. Nachdem sie ihr erstes Video online gestellt hatte – das von ihrem von Nick organisierten Karaoke-Auftritt im Imperial Palace –, hatte sie schon davon geträumt, dass es jetzt total abgehen würde. Savannah, die Internet-Sensation. Stattessen hatte es rund dreihundert Klicks bekommen und dümpelte seither vor sich hin. Auch die anderen Videos, die sie danach noch gepostet hatte, hatten die tausend Views nicht annähernd erreicht.

Vielleicht war sie ja doch nicht so gut und sollte es lieber aufgeben.

»Hier ist doch Europäische Geschichte, oder?«, fragte ein dunkelhaariges Mädchen von der Tür aus. Sie war nicht besonders groß, trug aber Designer-Jeans und ein eng anliegendes grünes T-Shirt, das nach Michael Stars aussah, und das geprägte dreieckige Label hinten auf ihrer schwarzen Umhängetasche war eindeutig Prada.

Mist, dachte Savannah, warum hab ich die von Longchamp gekauft? Die Mädchen an der Goodman schienen wohl noch edlere Teile von Prada, Chanel oder Givenchy zu bevorzugen. Gleich nach der Schule musste sie sich eine neue Tasche kaufen. Die von Longchamp konnte sie fürs Schwimmbad nehmen.

»Genau.« Savannah legte ihr Handy auf den Tisch und lächelte ihr freundlichstes und offenstes Lächeln. »Hoffe ich wenigstens. Ist mein erster Tag hier. Ich heiße Savannah.«

Sie nahm ihre Tasche von dem Stuhl neben sich.

»Ich heiße Alyssa.« Doch statt sich direkt neben Savannah zu setzen, ließ das Mädchen einen Platz frei.

Savannah wurde rot. War sie wirklich so unpassend angezogen, dass das Mädchen nicht neben sie wollte? Oder hatte Alyssa vielleicht schon Gerüchte über sie gehört und deshalb kein Interesse an einer Freundschaft? Savannah kannte den Online-Tratsch über sie, aber sie hatte gehofft, ihr neuer Status als Adrian Diamonds Tochter würde schon dafür sorgen, dass man mit ihr befreundet sein wollte – statt so demonstrativ Abstand zu halten.

»Tut mir leid.« Alyssa zuckte die Schultern. »Meine beiden besten Freundinnen sind auch in diesem Kurs und ich habe versprochen, ihnen Plätze freizuhalten.«

»Kein Problem.« Savannah zwang sich zu einem Lächeln. Wenn sie mit Evie in einem Kurs gewesen wäre und Evie sie gebeten hätte, ihr einen Platz zu besetzen, hätte sie es ja genauso gemacht. Sie sollte das wirklich nicht persönlich nehmen. Aber trotzdem war ihre Kehle wie zugeschnürt, als ob Alyssa sie absichtlich gekränkt hätte.

»Warst du gestern Abend aus und hast keine Zeit mehr gehabt, dich heute Morgen abzuschminken?«

Diese unverblümte Frage ließ Savannah zusammenzucken. »Äh, nein«, sagte sie. »Wieso?«

»Du siehst einfach … ziemlich geschminkt aus für morgens halb neun.« Alyssa deutete auf ihr eigenes natürliches Make-up, der krasse Gegensatz zu Savannahs schillerndem Lidschatten und Glitzereyeliner. »Versteh das nicht falsch«, setzte sie hinzu. »Wahrscheinlich ist die Goodman einfach ganz anders als die Schule, von der du kommst.«

»Das kann man wohl sagen.« Savannah seufzte, ohne näher auf die Schule, von der sie kam, einzugehen. Die Fairfield High wollte sie lieber nicht genauer beschreiben, um im Ansehen dieses Mädchens nicht noch mehr zu sinken.

Dann zog Alyssa ihr iPad heraus, auf dessen Rückseite Savannah etwas entdeckte, das sie zuversichtlicher stimmte – einen Volleyball-Aufkleber.

»Du spielst Volleyball?«, fragte sie.

»Yep«, sagte Alyssa. »Ich bin hier im Team. Spielst du auch?«

»Ich war im Juniorenteam an meiner alten Schule.«

»Aaaah, okay.« Sie nickte herablassend. »Weil die Goodman so klein ist, gibt’s bei uns nur ein Oberstufenteam.«

»Ich war eine der besten Spielerinnen im Juniorenteam und durfte manchmal im Oberstufenteam einspringen«, sagte Savannah. »Vielleicht hab ich ja eine Chance.«

Okay, sie war genau einmal eingesprungen, als ein Magendarmvirus grassierte und viele der Oberstufenspielerinnen ausgeknockt hatte. Und sie hatten das Spiel verloren. Aber Savannah war tatsächlich eine der besseren Spielerinnen im Juniorenteam und dieses Jahr eine ernsthafte Anwärterin für das Fairfield-Oberstufenteam gewesen.

»Vielleicht«, sagte Alyssa, auch wenn sie nicht sonderlich überzeugt klang. Dann trudelten die übrigen Schüler herein – einschließlich der Mädchen, für die Alyssa die Plätze freigehalten hatte, Brooke und Jackie. Die drei begannen zu plappern, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen, und Savannah holte ihren Laptop heraus, um Geschäftigkeit auszustrahlen.

Die Neue zu sein, die niemanden in der Klasse kannte, war echt echt ätzend.

Auch im nächsten Kurs erging es ihr nicht anders, und als die Mittagspause anfing, war sie immer noch allein. Die Leute um sie herum trafen sich mit ihren Freunden. Savannah hingegen verschwand eilig auf der nächsten Toilette, zog die Tür hinter sich zu und brach in Tränen aus. Warum wollte niemand was mit ihr zu tun haben? Sie riss sich den dämlichen Glitzerhaarreif vom Kopf, den sie am Morgen noch so süß gefunden hatte, und warf ihn zusammen mit den funkelnden Ohrringen in ihre Tasche. Wenn sie doch nur wie Superman wäre und ihr Outfit wechseln könnte!

Sie schniefte, riss ein Papiertuch aus dem Spender und nahm sich ihr Make-up vor. Ob es ihr wohl gelingen würde, den Glitzerlidstrich zu entfernen, ohne noch mehr Schaden anzurichten? In diesem Moment ging die Spülung in der hintersten Klokabine und sie erstarrte. Wie hatte ihr nur entgehen können, dass noch jemand im Raum war?

Gerade als sie in die nächstbeste Kabine stürzen wollte, öffnete das Mädchen die Tür und ihre Blicke trafen sich. Zum Glück nicht der Typ Lästermaul. Das struppige braune Haar war zu einem burschikosen Knoten zusammengebunden. Sie trug eine Brille mit dickem Gestell und weite Cargohosen, und ihr ausgefranster Rucksack war mit Mangafiguren bestickt.

Typ verrückter Außenseiter, tippte Savannah.

»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte das Mädchen, während sie sich die Hände wusch.

Savannah starrte sie verständnislos an. Natürlich war nichts in Ordnung! Aber das würde sie dieser Zufallsbekanntschaft bestimmt nicht näher erläutern.

»Das heißt dann wohl Nein.« Das Mädchen holte tief Luft. »Du bist neu hier, stimmt’s?«

»Ja«, brachte Savannah heraus. »Ich heiße Savannah.«

»Ich Wendy«, sagte die andere. »Ich wollte gerade mit meinen Freunden essen gehen … falls du mitkommen möchtest?«

Savannahs erster Tag in der Schule, und die erste Person, die ihr Aufmerksamkeit schenkte, war ausgerechnet die verrückte Außenseiterin! Andererseits wollte sie auch nicht alleine in die Mittagspause gehen. Und es war ja irgendwie schon nett von Wendy, ihr das anzubieten, nachdem sie nichts über sie wusste, außer dass sie allein auf dem Klo geweint hatte.

»Ähm, gerne.« Sie warf einen Blick in den Spiegel, um zu checken, ob die Wimperntusche verlaufen war, dann nahm sie ihre Longchamp vom Boden und versuchte zu lächeln. »Danke.«

❊ ❊ ❊

Die Cafeteria der Goodman High befand sich nicht im Oberstufen-Gebäude – sondern in einem eigenen Bau! Und es hieß auch gar nicht Cafeteria, sondern »Speisesaal«, und jeder bestellte sich dort etwas zu essen. Nicht einer brachte sein Lunchpaket von zu Hause mit.

»Oben gibt’s das normale Tagesessen – Pizza, Pasta, Sushi, Chinesisch, Salatbar und das Tages-Special«, erklärte Wendy, als sie den Speisesaal betraten, der auch mehr wie ein Restaurant denn eine Highschool-Cafeteria aussah. An den Tischen standen »richtige« Stühle statt befestigter Bänke und die bodentiefen Fenster boten einen Ausblick auf einen Swimmingpool und einen See. »Hier unten ist die Theke mit den Sachen zum Mitnehmen, wo man verschiedene nach Wunsch belegte Sandwichs bekommt sowie frisch gegrillte Hamburger, Hot Dogs und Fritten und so weiter.«

»Was isst du denn für gewöhnlich?«, fragte Savannah, die erst verdauen musste, dass es hier Sushi gab und nach Wunschbelegte Sandwichs. Keine Spur von der undefinierbaren Pampe an der Fairfield High. Warum die Zwölftklässler da überhaupt noch in Restaurants gingen, war Savannah ein Rätsel. Hier gab es doch einfach alles! Aber egal – wenn die Zwölfer auswärts aßen, bedeutete das, dass sie Damien nicht begegnen würde, und darüber war sie wirklich froh.

»Ich hol mir fast immer Sushi«, sagte Wendy. »Lass lieber die Finger von der Pizza – dagegen ist die tiefgefrorene aus dem Supermarkt eine echte Delikatesse. Und Donnerstag ist Waffel-und-Frittentag. Absolut lecker, aber man muss echt zeitig am Grill sein, sonst steht man ewig in der Schlange. Also, ich hol mir Sushi – willst du mitkommen?«

»Ich bin eigentlich kein Sushi-Fan«, sagte Savannah. Genau genommen hatte sie es noch nie versucht – die Vorstellung, rohen Fisch zu essen, kam ihr gruselig vor. »Ich hol mir nur einfach ein Sandwich.«

»Dann treffen wir uns gleich wieder hier unten. Ich esse immer da drüben mit meinen Freunden vom Anime-Club, und da es beim Sushi schneller geht als bei den Sandwichs, halte ich dir einen Platz frei.«

»Danke«, sagte Savannah. Bei Wendy zu sitzen, war besser, als allein zu bleiben, zumal sie ihre Schwestern nirgends entdecken konnte. Und Wendy schien ohne Vorurteile und freundlich zu sein. Auch wenn ein … Anime-Club nicht so ganz Savannahs Ding war.

Die Schlange an der Sandwich-Theke war tatsächlich ziemlich lang, und als sich Savannah anstellte, bemerkte sie, dass sie direkt hinter Alyssa stand, dem Mädchen aus der ersten Stunde, das jetzt so tat, als würde es Savannah nicht kennen. Savannah konnte nur hoffen, dass es schnell voran ging und sie so bald wie möglich von hier wegkam.

Doch dann kam ausgerechnet die letzte Person, die sie zu sehen erwartet hatte, durch die Tür – Damien. Noch braungebrannter als vor seiner Teen Tour, und sein Haar war inzwischen so lang, dass ihm die Fransen fast über die dunkelbraunen Augen hingen.

Ihr Herz begann zu hämmern. Gleich würde sich herausstellen, ob er sie übersehen würde und so tat, als ob es die Zeit, die sie im Juli miteinander verbracht hatten, gar nicht gegeben hätte. Sie holte tief Luft, spielte nervös an ihren Haarspitzen herum und hoffte, dass er sie bemerken würde.

Tatsächlich, er winkte, als er sie entdeckte, und sie winkte zurück und versuchte, sich ihr idiotisches Grinsen zu verkneifen, während ihr Magen wie verrückt Saltos schlug. Würde er sie ansprechen? Immerhin hatte er sie nicht ignoriert. So hatte sie sich ihr erstes Treffen nach den Sommerferien allerdings nicht vorgestellt – mit den falschen Klamotten und dem vom Weinen verschmierten Makeup –, aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.

Alyssa drehte sich mit leuchtenden Augen zu Savannah um und fragte so freundlich wie kein einziges Mal in ihrem Kurs am Vormittag: »Hat dir Damien Sanders etwa gerade zugewinkt?«

»Ja«, bestätigte Savannah und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, um möglichst cool rüberzukommen, während Damien sich ihr näherte. »Wir waren im Sommer ein paarmal zusammen aus.«

Alyssa blieb der Mund offen stehen, und Savannah konnte ein gewisses Triumphgefühl nicht unterdrücken, nachdem sie vorher so herablassend gewesen war.

»Savannah Diamond«, sagte Damien und reihte sich hinter ihr in die Schlange ein. »Ich hab mich schon gefragt, wann ich dich zum ersten Mal treffen würde.« Dann musterte er sie genauer und sein Ausdruck wurde besorgt. »Alles in Ordnung? Deine Augen sehen irgendwie gerötet aus.«

»Nur ’ne Allergie«, log sie und versuchte, ganz unbeschwert zu klingen. Sie hatte noch nie unter irgendeiner Allergie gelitten, aber dass sie auf der Toilette geweint hatte, würde sie auf keinen Fall zugeben. »Wie waren deine Ferien denn noch so?«

»Die Teen Tour war echt cool«, sagte er. »Wir sind durch Alaska gereist, an der Pazifikküste entlanggefahren und dann in ein paar Resorts auf Hawaii geblieben.«

»War die Tour vielleicht vom Reiseanbieter Rein?«, meldete sich Alyssa zu Wort. »Ich hab mir nämlich mal die Europatour von denen für den nächsten Sommer angeschaut.«

»Genau der Veranstalter.«

Savannah nickte, als wüsste sie Bescheid, wovon die beiden redeten, obwohl sie bis zu ihrem Umzug nach Vegas noch nie über Kalifornien hinausgekommen war. »Ich hab deine Fotos auf Facebook gesehen«, sagte sie. »Sah nach jeder Menge Spaß aus.« Sie versuchte, ganz locker zu klingen, was gar nicht so einfach war, als ihr wieder die zwei großen braun gebrannten Mädels einfielen, die auf so vielen Bildern mit ihm zusammen zu sehen waren. Sie war sich zwar wie eine Stalkerin vorgekommen, trotzdem hatte sie die Profile der beiden angeklickt. Eine von ihnen lebte in L.A., die andere in Miami – also keine Bedrohung, aber es gefiel ihr ganz und gar nicht, wie sie sich an ihn rangemacht hatten. Selbst wenn das bedeutete, dass er die Wahrheit gesagt hatte, dass mit Madison nichts lief.

»Es hat natürlich jede Menge Spaß gemacht, und alle waren cool, aber auf Dauer wurde es langweilig, immer mit den gleichen vierzig Leuten zusammen zu sein«, sagte er. »Ich war dann echt froh, als ich wieder nach Hause konnte.«

»Seid ihr alle noch in Kontakt?«, fragte Savannah und dachte dabei an L.A. und Miami.

»Die ersten Tage haben wir noch über Facebook gechattet und so, aber die meisten Leute sind aus Kalifornien, New York, D.C. und Florida, und inzwischen haben wir eigentlich kaum noch Kontakt«, sagte er. »Aber genug von mir – was hast du denn so angestellt, während ich weg war?«

Die Wahrheit lautete: Sie hatte bergeweise Stoff abgearbeitet, den ihr die Tutoren aufgegeben hatten, um an der Goodman klarzukommen. Aber das würde sie Damien nicht auf die Nase binden.

»Bin viel mit meinen Schwestern am Pool rumgehangen«, sagte sie lässig, und das war nicht mal gelogen. Nur hatte sie dabei meistens ihre Hausaufgaben gemacht. »Und ich hab mir einen YouTube-Account angelegt.«

»Und wie läuft er?«

»Ganz okay.«

»Cool.« Damien lächelte und sah sie dabei an, als würde sie ihm tatsächlich etwas bedeuten. Ein Kribbeln lief ihr über den Rücken. »Das sehe ich mir heute Abend mal an.«

Also kannte er ihre Videos noch gar nicht, was Savannah einen Stich versetzte. »Sag mir Bescheid, was du davon hältst«, erwiderte sie so locker wie möglich. Nur weil sie ihn den ganzen Sommer über online verfolgt (oder vielleicht besser: gestalkt?) hatte, hieß das ja noch lange nicht, dass er das bei ihr genauso machen musste. Immerhin war er auf Tour gewesen – zusammen mit L.A. und Miami … Wie sollte er da wissen, dass ihr YouTube-Channel überhaupt existierte? Wahrscheinlich konnte er es auch jetzt kaum abwarten, zu seinen richtigen Freunden zu gelangen.

Endlich war Savannah an der Reihe, bestellte und bezahlte ihr Sandwich. »Wir sehen uns«, sagte sie zu Damien und nahm ihren Teller, um sich zu Wendy und deren Leuten zu gesellen.

»Warte mal«, sagte er. »Wo sitzt du denn?«

Savannahs Magen flatterte nervös bei der Vorstellung, dass es Damien Sanders wirklich interessieren könnte, mit wem sie zu Mittag aß. Aber dass sie bei den Leuten vom Anime-Club saß, wollte sie ihm lieber nicht sagen.

»Bei mir und ein paar anderen Volleyball-Mädchen in der Nähe vom Pool«, mischte sich Alyssa plötzlich ein. »Bald finden die Auswahlspiele statt, und wir haben gehört, dass Savannah auch Volleyballerin ist, und hoffen jetzt natürlich, dass sie es ins Team schafft.«

Savannah sah Alyssa fragend an, während die nur lächelte und ihr langes Haar über die Schulter zurückwarf, als ob ihr Verhalten das Normalste der Welt wäre. Dabei war sie ja wohl eindeutig nur deshalb mit einem Mal so freundlich, weil Savannah Damien kannte.

Aber spielte das eigentlich eine Rolle? Immerhin war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Okay, in der ersten Stunde hätten die Dinge besser laufen können, aber jetzt, nachdem sich Alyssa so einladend zeigte, kam sie Savannah doch ganz nett vor. Und mit den Volleyball-Mädels hatte Savannah mit Sicherheit mehr gemein als mit dem Anime-Club.

»Wollt ihr beiden mit mir und meinen Freunden oben essen?«, fragte Damien. »Natürlich nur, wenn die anderen Volleyballerinnen nichts dagegen haben.«

»Hört sich super an«, sagte Alyssa schnell. »Ich bin sicher, dass es ihnen nichts ausmacht.«

»Okay.« Savannah konnte ihr Glück kaum fassen. Klar, sie ließ Wendy sitzen, aber Wendy hatte ja ihren Anime-Club, also war sie nicht allein. Und es war ja wohl verständlich, dass Savannah als Zehntklässlerin nicht Nein sagen konnte, wenn sie an den Tisch von Zwölftklässlern eingeladen wurde. Und zwar nicht irgendwelche Zwölftklässler – sondern Damien Sanders und seine Clique. Zu der hoffentlich nicht Madison gehört, dachte Savannah, aber um einen Rückzieher zu machen, war es jetzt zu spät.

Sie umklammerte ihren Sandwichteller fester, um nicht zu zittern. »Ich dachte, Zwölftklässler verlassen zum Mittagessen den Campus?«

»Manchmal«, sagte Damien. »Aber heute, am ersten Schultag, wollen die meisten hierbleiben, um Neuigkeiten auszutauschen.«

Er führte sie die Treppe hinauf zu einer Gruppe, die an einem der mittleren Tische saß, und machte sie mit seinen Freunden bekannt. Zwei davon erkannte Savannah aus dem Myst wieder, wo sie in den Sommerferien gewesen waren, aber die anderen Gesichter waren ihr neu. Was allerdings keine Rolle spielte, denn außer Damien und Alyssa schien keiner von ihnen an einem Gespräch mit Savannah interessiert zu sein, stattdessen unterhielten sie sich angeregt über ihre Sommerferienerlebnisse. Aber das war Savannah nur recht.

Immerhin saß Madison nicht bei ihnen. Allerdings warf Damien immer wieder einen Blick zu dem Tisch, an dem sie mit Oliver und einigen ihrer anderen Freunde aß. Es versetzte Savannah einen Stich, zu sehen, dass er anscheinend immer noch nicht über Madison hinweg war. Aber entweder hatte Madison Damien noch nicht bemerkt oder sie war ungemein gut darin, ihn zu ignorieren.

Als Savannah nach dem Essen Alyssa zu den Abfalltonnen folgte – Alyssa war immer noch wie verwandelt gegenüber dem Morgen und stellte unablässig Fragen –, hörte Savannah jemanden ihren Namen rufen. Sie spähte in die Menge und freute sich, Nick Gordon zu sehen. Mit einem strahlenden Lächeln kam er auf sie zu, aber unter seinen Augen lagen dunkle Ringe.

»Hey, Nick«, rief Savannah, erleichtert darüber, dass auch er sie nicht schnitt.

»Wie läuft dein erster Tag?«, fragte er.

»Anders als an meiner alten Schule, aber es läuft ganz gut«, log sie. Schließlich wollte sie ihm nicht gleich auf die Nase binden, dass sie ein totales Fiasko erlebt hatte, bis Damien auf sie zugekommen war. »Gleich in der ersten Stunde hab ich Alyssa kennengelernt und wir spielen beide Volleyball. Kennt ihr zwei euch?«

»Nur vom Sehen, aber nicht offiziell«, erwiderte er und streckte Alyssa die Hand entgegen. »Ich heiße Nick.«

Alyssa nickte, als ob sie das schon wisse, und schüttelte ihm die Hand. »Nett, dich ›offiziell‹ kennenzulernen.«

Nick lächelte und wandte sich wieder an Savannah. »Haben sich deine Tutorenkurse in den Sommerferien gelohnt?«

»Das hoffe ich«, antwortete sie. »Aber es ist schwierig, am ersten Tag schon was zu sagen.«

»Ich bin sicher, dass du klarkommst«, sagte er. »Und übrigens: Immer, wenn ich Zeit hab, sehe ich mir deine YouTube-Videos an. Die neuesten sind echt super.«

»Danke.« Savannah zuckte die Schultern. Das sagte er sicher nur, um nett zu sein, denn wenn sie wirklich super wären, müssten sie ja wohl ein paar Klicks mehr haben, oder? »Gut zu wissen, dass sie wenigstens ein paar Leuten gefallen.«

»Ich wette, bald geht’s so richtig ab, und dann bist du der große Hit.«

»Das wäre mein Traum.«

Er blickte sie so intensiv mit seinen blauen Augen an, dass ihr die Luft wegblieb, doch gerade als er noch etwas sagen wollte, trat Damien zu ihnen und Nick machte einen Schritt zurück.

»Hey, Alter«, sagte Damien, als ob er und Nick Kumpels seien. Was sie definitiv nicht waren – vor allem, da Nick eine Weile mit Madison gegangen war.

»Hey.« Nick schob die Hände in die Taschen seiner Khakihose. »Man hat dich den Sommer über ja kaum gesehen.«

»Bin auf Reisen gewesen.«

»War bestimmt cool.« Nick erwiderte Damiens Blick unbewegt, und es sah fast so aus, als würden die beiden so eine Art Machtkampf um Savannah ausfechten. Aber da machte sie sich keine Hoffnungen mehr.

»Ich muss zu meiner nächsten Stunde«, sagte sie und war froh, Damien und Nick auf diese Weise voneinander trennen zu können. »Danke, dass du uns an euren Tisch eingeladen hast«, setzte sie an Damien gewandt noch hinzu.

»Kannst gerne jederzeit dazukommen.«

»Und wenn du mal Abwechslung brauchst, kannst du dich auch zu mir und meinen Freunden setzen«, bot Nick an. »Wir sind immer draußen auf der Dachterrasse mit Blick auf den Pool, bis es zu kalt wird.«

»Danke«, erwiderte Savannah, ohne einem von beiden eine Zusage zu machen. Konnte es sein, dass sie wirklich darum wetteiferten, mit wem sie die Mittagspause verbrachte? Oder maß sie dem Ganzen zu viel Bedeutung zu? »Wir sehen uns!«

Alyssa hakte sich bei Savannah ein, als sie den Speisesaal verließen. »Ich fass es einfach nicht, dass du Damien Sanders und Nick Gordon kennst und kein Wort davon gesagt hast!«, sagte sie und hüpfte aufgeregt neben ihr her.

»Ich hab die beiden in den Sommerferien kennengelernt«, erklärte Savannah. »Ist ’ne lange Geschichte.«

»Was machst du denn heute nach der Schule?«

»Bis jetzt noch nichts.« Na gut, sie hatte versprochen, mit Evie zu skypen, um ihr von ihrem ersten Schultag zu berichten, aber Evie konnte auch ein wenig warten, das machte ihr nichts aus.

»Umso besser«, sagte Alyssa. »Dann kannst du ja mit mir, Brooke und Jackie zu Starbucks kommen und uns alles erzählen, was du mit den beiden heißesten Typen der Schule erlebt hast. Ehrlich, bei dem, was da gerade zwischen den beiden abging, habe ich das Gefühl, dass es eine echt gute Story wird.«

2

Courtney

»Danke, dass du mit mir die Mittagspause verbringst«, sagte Courtney zu Brett und biss in ihr gegrilltes Käsesandwich. Der Käse war herrlich weich und unglaublich aromatisch – verglichen mit der Cafeteria der Fairfield High war der Speisesaal der Goodman ein Fünf-Sterne-Restaurant. Brett hatte ihnen einen Tisch in der Nähe des Sees gesucht, unter einem Baum und abgeschieden von den größeren Schülergruppen. Genau das, was Courtney brauchte.

»Es sah ganz so aus, als hättest du dringend eine Auszeit von den Mädels im Englischkurs gebraucht.« Er hatte im Unterricht nicht bei ihr gesessen – er war ihr auch heute aus dem Weg gegangen, wie an jedem Tag, seit sie ihm gesagt hatte, dass sie ihre wie auch immer geartete Beziehung nicht fortsetzen könnten. Was wahrscheinlich besser so war, denn jedes Mal, wenn sie ihn sah oder auch nur an ihn und die gemeinsamen Erlebnisse in jener ersten Woche in Vegas dachte, hatte sie das Gefühl, ein Loch im Herzen zu haben. Aber als die Mädchen in ihrem Kurs, die über nichts anderes als Mode, Partys und Promis laberten und über ihre »Freunde« lästerten, versucht hatten, Courtney zum Mittagessen mitzuschleppen, hatte sie Brett Hilfe suchend angesehen. Und er war prompt eingesprungen und hatte sie aus ihren Klauen befreit.

»Sie wollten wahrscheinlich nur nett zu mir sein, aber eineinviertel Stunden lang mit ihnen zu essen …« Courtney legte ihr Sandwich auf den Teller und suchte nach einer passenden Formulierung.

»Wäre absoluter Psychostress?«, half Brett ihr auf die Sprünge.

»Genau.« Courtney lächelte und versuchte, das Knistern zwischen ihnen auszublenden. Das beste Gegenmittel war, einfach weiterzureden. »Ich habe nicht das Gefühl, dass ich viel mit ihnen gemeinsam habe.«

»Nach nur einem halben Schultag kannst du schon sagen, dass du anders bist als die typischen Goodman-Girls.« Brett musterte sie. »Und ich mein das durchaus positiv.«

»Sie kennen nicht gerade viel außerhalb ihrer heilen Welt.« Courtney blickte auf den See, um sich nicht in Bretts tannengrünen Augen zu verlieren. Wenn sie schon kein Paar sein konnten, dann konnten sie doch wenigstens befreundet sein, oder? Sie musste ihr Herz einfach nur mit ihrem Verstand in Einklang bringen. Was leichter gewesen wäre, wenn es nicht ständig zu rasen begonnen hätte, sobald Brett sie ansah. »Aber morgen Mittag gehe ich zu dem ersten Habitat- for-Humanity-Treffen. Vielleicht lerne ich da ja ein paar Leute kennen, mit denen ich mehr anfangen kann.«

»Schon möglich.« Brett nickte und nahm einen Bissen von seinem Sandwich. »Ich war da noch nie, also kann ich nichts dazu sagen.«

»Ich bin schon gespannt, um was genau es da geht«, sagte sie. »Aber es ist mir immer noch ein Rätsel, warum Adrian und deine Mom dagegen waren, dass ich im Diamond-Café arbeite. Ich dachte, sie wären stolz, dass ich etwas leisten will.«

»Ich kann dich gut verstehen, aber …« Brett kratzte sich den Kopf, als ob er überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte. »Dein Job ist nun mal die Schule. Um es auf eine Top-Uni wie Stanford oder eine der anderen Elite-Unis zu schaffen, braucht man mehr als gute Noten. Die hat ja jeder, der sich dort bewirbt, deshalb legen die Colleges so viel Wert auf Engagement in anderen Gebieten. Warst du auf deiner alten Schule in irgendwelchen Arbeitskreisen, im Schulteam oder in der Theater-AG?«

»Ich hab einmal pro Woche im Rahmen des Tutorenprogramms Nachhilfe gegeben und werde auch heute gleich nach dem Unterricht zum Tutorentreffen gehen.« Courtneys Wangen wurden heiß und sie konzentrierte ihren Blick auf ihr Sandwich. »Auf der Fairfield High habe ich nebenbei so viel wie möglich gejobbt, um meine Familie zu unterstützen. Für andere Sachen hatte ich da keine Zeit mehr.«

»Das weiß ich doch.« Brett legte seine Hand auf ihre und seine Wärme elektrisierte Courtneys gesamten Körper.

Sie musste sich dazu zwingen, die Hand wegzuziehen. Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht – sie hasste es, ihn verletzen zu müssen. Aber es wäre unfair gewesen, ihm etwas vorzumachen, wo sie doch einfach nicht zusammen sein durften. Sie nippte an ihrem Wasser, als ob sie damit ihre Gefühle für ihn hinunterspülen könnte.

Bretts verletzter Ausdruck war gleich wieder verflogen und er fuhr mit seinen Ausführungen fort, als habe dieser Moment nie stattgefunden.

»Ich weiß, dass ein einziger Aufsatz von dir über deine damalige Situation den Zulassungsgremien den Wind aus den Segeln genommen hätte«, sagte er. »Aber jetzt ist deine Situation eine andere. Inzwischen besuchst du eine der besten Eliteschulen und musst dich bei der Uni-Zulassung gegen Schüler durchsetzen, die überall im Land auf ähnliche Schulen gehen. Aus dem letzten Abschlussjahrgang der Goodman haben es zwanzig Prozent auf Elite-Unis geschafft, fünfzig Prozent auf hochrangige Colleges, und der Rest wurde an anderen ausgewählten Colleges genommen. Adrian und meine Mutter wollen nur, dass du darauf vorbereitet bist.«

»Macht Sinn«, sagte Courtney, auch wenn das alles in ihren Ohren unerreichbar klang. Wenigstens hielt sie dieses Thema davon ab, sich darüber Gedanken zu machen, wie sehr sie sich wünschte, er würde wieder seine Hand auf ihre legen. Wie sehr sie sich wünschte, er würde sie wieder wie bei der großen Hoteleröffnung küssen. »Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Mädchen hier, die über Partys und Mode quatschen, auf eine Elite-Uni gehen werden.«

»Sie sind oberflächlich«, gab Brett zu, »aber sie sind nicht dumm. Sie haben gute Noten – und Eltern, die eine großzügige Spende an das College ihrer Wahl entrichten, so wie Adrians Spende an die Goodman. Oder sie stellen einen sogenannten College-Coach an, der ihre Unterlagen aufpeppt und ihre Chancen vergrößert, dass sie an eine der Top-Unis kommen.«

Die Erinnerung daran, dass Adrian sie und ihre Schwestern an die Goodman eingekauft hatte, indem er das neue Sportzentrum finanziert hatte, versetzte Courtney einen Stich. »Was ist denn ein College-Coach?«

»Genau das, wonach es klingt«, sagte Brett. »Jemand, der genau weiß, worauf ein College oder eine Uni Wert legen und der sich mit dem Schüler oder seinen Eltern zusammensetzt, den Bildungshintergrund des Schülers analysiert und eine erfolgversprechende Bewerbung strategisch plant. Für ein paar Tausender natürlich.«

»Und damit hat dieser Schüler eine bessere Chance, auf die Uni seiner Wahl zu kommen, als einer, der sich so einen Coach nicht leisten kann.« Courtney schüttelte den Kopf. »Fair ist das ja wohl nicht, oder?«

»Nicht fair, aber so läuft’s nun mal.« Er zuckte die Schultern. »Ich bin auch nicht gerade der größte Fan von jedem, der auf die Goodman geht, aber nicht alle sind oberflächlich. Du wirst dich schon zurechtfinden.«

Diese Zuversicht hätte Courtney gern mit ihm geteilt. »Ich verstehe allmählich, warum du deine alte staatliche Schule lieber mochtest.«

»Ich mochte die Leute dort lieber«, korrigierte er sie. »Die Lehrer an der Goodman sind fantastisch – sie lieben ihre Arbeit, und der Unterricht ist viel besser, weil die Klassen kleiner sind. Außerdem will ich unbedingt auf die UCLA, um Film zu studieren. Und wenn mir so ein Coach dabei helfen kann, dann werde ich mir diese Chance nicht entgehen lassen, auch wenn du recht hast und das System unfair ist. Aber würdest du denn nicht alles tun, um an der Stanford angenommen zu werden?«

»Doch, ich glaub schon«, sagte Courtney, obwohl ihr der Gedanke daran, Teil dieses ungerechten Systems zu werden, Bauchschmerzen bereitete. »Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, dass das alles wirklich passiert. Ich wollte immer schon auf die Stanford, aber tief im Inneren wusste ich, dass es nicht möglich sein würde.«

»Wie meinst du das?« Er sah sie mit echtem Interesse an. Sie liebte es, wie Brett ihr zuhörte: Er wollte wirklich wissen, was sie zu sagen hatte, und wartete nicht nur auf das nächste Stichwort für sich selbst. Was ihn deutlich von den meisten anderen Leuten, die sie kannte, unterschied. »Warum hätte es denn nicht möglich sein sollen?«

»Na ja, wer hätte sich denn dann um meine Mutter und Savannah gekümmert?«, fragte sie. »Wahrscheinlich hätte ich mich mit der örtlichen Fachhochschule begnügt. Dann hätte ich weiterhin zu Hause wohnen und helfen können. Dass Stanford jetzt tatsächlich in greifbare Nähe gerückt ist …, und was das für meine Zukunft bedeutet … das kann ich noch gar nicht fassen.«

»Das wäre allerdings so oder so auf dich zugekommen, sobald Peyton Zugang zu ihrem Treuhandfonds bekommen hätte.« Brett beugte sich vor und sein Blick traf sie im Innersten. »Es ist nur früher eingetroffen als erwartet.«

Courtney konnte kaum denken oder atmen. Sein Blick war so intensiv, dass ihre Gefühle für ihn sofort wieder an die Oberfläche drängten.

»Ich glaube, ich werde nie ganz verstehen, warum meine Mutter sich geweigert hat, Adrians Hilfe anzunehmen«, sagte sie schließlich mit bebender Stimme. »Sie hat nie von ihm gesprochen – als ob er etwas so Schlimmes getan hätte, dass sie seine Existenz einfach verdrängen wollte. Ich weiß, dass sie verrückt vor Sorge gewesen sein muss, als man mich als Baby gekidnappt hat, und es sieht ganz so aus, als hätte sie Adrian dafür verantwortlich gemacht. Aber andererseits ist mir ja nichts passiert. Es muss also mehr dahinterstecken.«

Brett biss die Zähne aufeinander. »Nachdem es nun kein Geheimnis mehr um euren Vater gibt, wird sie ihr Verhalten erklären müssen.«

»Vielleicht«, sagte Courtney. »Aber vielleicht hat sie auch einfach nur völlig irrational gehandelt. Sie war psychisch nie besonders stabil. Dafür kann sie nichts, aber es ist trotzdem frustrierend.«

Ein paar Sekunden lang aßen sie stumm weiter, und Courtney überlegte, was sie zu ihrer Mutter sagen würde, wenn sie nächsten Monat aus dem Entzug kam. Sie waren sich nie besonders nahe gewesen – irgendwie hatte Courtney immer das Gefühl gehabt, dass ihre Mutter sie am wenigsten von ihren drei Töchtern liebte. Es würde auf jeden Fall ein schwieriges Gespräch werden, dessen Richtung und Ausgang ungewiss war. Allein bei der Vorstellung schnürte es ihr die Kehle zu.

»Wann hast du gesagt, findet das Habitat-Treffen statt?«, riss Brett sie aus ihren Gedanken.

»Morgen in der Mittagspause.« Courtney fuhr sich mit der Hand durchs Haar und versuchte, sich zu entspannen, froh darüber, dass er das Thema gewechselt hatte. »Warum? Überlegst du, ob du mitmachst?«

»Ich komme einfach mit dir mit und sehe es mir mal an. Wenn ich mitmachen sollte, dann drehe ich vielleicht ein kleines Video über das Haus, das da gerade gebaut wird.«

»Das wäre toll«, rief sie begeistert. Er strahlte, und sie wollte nach seiner Hand greifen, ihren Stuhl näher an seinen rücken, sich an ihn lehnen, den Kopf an seine Schulter legen und den Blick auf den See genießen … Aber sie schob diese Gedanken von sich. Es war notwendig, ihn zu überzeugen, dass sie ihn eben nicht auf diese Weise sah. Obwohl sich jeder Muskel ihres Körpers dagegen sträubte, rückte sie sich distanziert auf ihrem Stuhl zurecht und sagte: »Es wäre wirklich toll, einen Freund zu haben, der mitmacht.«

Bei dem Wort »Freund«, das ihr nur schwer über die Lippen kam, überzog Enttäuschung sein Gesicht. Doch dann richtete er sich auf und zog seinen Stuhl näher an ihren, und da wusste sie, dass er es nicht dabei belassen wollte. Aber sie schaffte es nicht, von ihm wegzurücken oder aufzustehen und so zu tun, als müsse sie aufbrechen … Sie wollte, nein, sie musste wissen, was er ihr zu sagen hatte.

»Wir wissen doch beide, dass zwischen uns mehr als nur Freundschaft ist.« Er legte die Finger auf ihre Hand, und ihr wurde heiß und ihr Atem ging schnell. »Ich weiß, dass du dagegen anzukämpfen versuchst, aber Courtney … Ich sehe doch, dass du es genauso willst wie ich, dass wir zusammen sind. Und es gibt auch keinen Grund, warum wir nicht zusammen sein sollten. Von mir aus auch heimlich. Ohne dass jemand davon weiß.«

Sein Blick forderte sie heraus, ehrlich mit ihm zu sein. Und sie wollte Ja sagen, sie wollte mutig sein und ihren Gefühlen folgen, egal, welche Konsequenzen das hätte.