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Als Peyton, Courtney und Savannah herausfinden, dass ihr verschollen geglaubter Dad niemand Geringerer als Adrian Diamond ist, der millionenschwere Hotelmagnat von Las Vegas, eröffnet sich ihnen eine völlig neue Welt: Luxus-Penthouse auf dem Sunset Strip, No-Limit-Creditcards, Bodyguards, Glamour, Intrigen und Eitelkeiten. Worauf die drei Schwestern völlig unterschiedlich reagieren: Peyton mit rebellischem Goth-Look, Courtney mit einer verbotenen Affäre und Savannah geht Shoppen, bis die Kreditkarte glüht. Was sie vereint, ist das Geheimnis ihrer Vergangenheit – und das stellt alles in den Schatten ...
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Seitenzahl: 574
DIE AUTORIN
Foto:© George Siroki
Michelle Madow wurde von einem Besuch in ihrem Lieblingshotel in Las Vegas zu den »Diamond Sisters« inspiriert. Sie ging in Florida aufs College und lebt noch heute dort. Von dort aus promotet sie ihre Bücher über Social Media und mit Buchtouren durch ganz Amerika. Und wann immer sie es einrichten kann, reist sie mit Vorliebe nach Vegas.
Michelle Madow
Diamond Sisters
Las Vegas kennt keine Sünde
Band 1
Aus dem Englischen
von Eva Riekert
Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House
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1. Auflage
Deutsche Erstausgabe Februar 2016
© 2014 by Michelle Madow
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel
»The Secret Diamond Sisters« bei Harlequin Books S. A.
© 2016 für die deutschsprachige Ausgabe by cbt Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.
This edition is published by arrangement with Harlequin Books S. A.
This is a work of fiction. Names, characters, places and incidents are either the product of the
author’s imagination or are used fictitiously, and any resemblance to actual persons, living or dead,
business establishments, events or locales is entirely coincidental.
Aus dem Englischen von Eva Riekert
Lektorat: Kerstin Weber
Umschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen
Cover and Interior Art Copyright © 2014 by Harlequin Books S. A.
Cover and interior art used by arrangement with Harlequin Books S. A.
® and ™ are trademarks owned by Harlequin Books S. A.
or its affiliated companies, used under license
mi · Herstellung: kw
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
ISBN: 978-3-641-11434-3V003
www.cbt-buecher.de
Für Brent Taylor,
der von Anfang an an dieses Buch geglaubt hat
www.campusbuzz.com
Goodman-Highschool › Las Vegas › Nevada
First Post :)
Gepostet Sonntag, 03.07., 12:51
Wird doch allmählich Zeit, dass campusbuzz ein Chatforum kriegt. Bin sicher, dass wir ’ne Menge zu bequatschen haben. Wir sind jung, wir sind schön und Vegas ist unser ganz persönlicher Spielplatz. Aber sparen wir uns das ganze »Wer ist die/der heißeste Schüler/in« für später auf (obwohl ich selbst 100-Pro Teil dieser Debatte bin!), denn: Ich hab gerade was viel Interessanteres entdeckt.
Ihr wisst ja, dass die Schule Anfang des Sommers mit dem Bau eines neuen Sportzentrums (dringend nötig!) begonnen hat. Das den Namen Diamond-Sportcenter bekommen soll. Und genau, mit »Diamond« meine ich Adrian Diamond, dem neben einigen anderen Hotels am Strip auch das neue Diamond Hotel und Casino gehört.
Aus anonymer Quelle weiß ich, dass drei neue Mädchen mit dem Nachnamen Diamond im Herbst an der Goodman-High anfangen werden. Ich vermute mal, dass sie irgendwie mit Adrian verwandt sind und dass die Schule sie wegen seines Geldes fürs Sportzentrum aufgenommen hat. Macht doch Sinn, oder?
Allerdings konnte ich online nichts darüber finden, dass Adrian Diamond eine Tochter hat – ganz zu schweigen von dreien!
Weiß jemand was darüber?
1: Gepostet Sonntag, 03.07., 13:31
im internet steht nichts davon, dass adrian diamond überhaupt kinder hat. klingt so, als ob deine »quelle« nicht weiß, wovon sie redet. vielleicht findest du ja was auf facebook?
2: Gepostet Sonntag, 03.07., 13:47
Bei Facebook gibt’s über 165.000 Leute mit dem Nachnamen Diamond. Blöde Idee.
3: Gepostet Sonntag, 03.07., 18:20
ich gehe nicht auf die goodman, aber meine mom arbeitet im diamond und hat erzählt, dass in der obersten etage gerade ein dreizimmerapartment für wipps eingerichtet wird, die dort für längere zeit wohnen sollen …
4: Gepostet Sonntag, 03.07., 18:40
Post 3 – gut zu wissen. Solltest aber vielleicht überlegen, dich doch bei der Goodman anzumelden. Wenn sie dich nehmen, lernst du vielleicht, dass es VIP und nicht Wipp heißt. Nur so ’n Vorschlag :)
1
Savannah
»Du kommst doch definitiv heute Abend mit uns ins Kino, oder?«, fragte Savannahs beste Freundin Evie, als Savannah aus dem Auto stieg. »Und bleibst wieder über Nacht?«
»Aber sicher.« Savannah und Evie tauschten ein verschwörerisches Grinsen aus, denn »Kino« war ein Codewort. Solange Evies Mutter noch zusah, würden sie so tun, als verschwänden sie im Kino, während sie in Wirklichkeit darauf warteten, dass Evies aktueller Typ sie abholte und zu der fünf Minuten entfernten Party fuhr, wo es keinen Aufpasser gab. Sie konnten zwar nur drei Stunden dort bleiben, aber es war immer noch besser, als gar nicht hinzugehen.
»Danke, dass Sie mich vom Volleyball abgeholt haben, Mrs Brown«, sagte Savannah und winkte Evies Mutter zu. Sie war froh, dass Mrs Brown nichts dagegen hatte, sie daheim abzusetzen, denn Evie war ihre einzige Freundin, die ihr Zuhause kannte. Wenn die anderen Mädchen aus dem Volleyballteam das heruntergekommene Mietshaus sahen, in dem sie mit ihrer Mutter und ihren beiden älteren Schwestern wohnte, dann würden sie sich wahrscheinlich hinter ihrem Rücken die Mäuler zerreißen.
»Kein Problem, Savannah«, sagte Mrs Brown vom Fahrersitz. Sie hatte die gleichen rotblonden Haare wie ihre Tochter, und die beiden konnten fast als Schwestern durchgehen. »Und heute Abend soll ich dich wirklich nicht abholen?«
»Ich lass mich von einer meiner Schwestern hinbringen.« Sie wollte nicht, dass Mrs Brown den Umweg gleich zwei Mal an einem Tag fahren musste. Es war schon mehr als genug, dass Evies Mutter sie in der Volleyballsaison tagtäglich nach dem Training nach Hause fuhr und auch nichts dagegen hatte, dass Savannah im Sommer manchmal zwei oder drei Tage hintereinander bei den Browns übernachtete.
Außerdem hatte sie sowieso was gut bei ihren Schwestern, schließlich kam sie jetzt nur wegen ihnen nach Hause. Eigentlich hatte sie ausgemacht, bei Evie zu bleiben, bis sie abends gemeinsam ausgingen. Das Leben würde so viel einfacher werden, wenn sie nur endlich den Führerschein hatte. Klar, sie müsste sich natürlich was ausdenken, um Peyton das Auto abzuluchsen. Was sie einige Überredungskünste kosten würde, denn Peyton hatte jahrelang gespart für die Schrottkiste, deren Motor so klang, als würde er jederzeit den Geist aufgeben. Aber die Aussicht darauf war besser als gar nichts.
»Bis später, S!«, rief Evie, als ihre Mutter losfuhr.
»Ciao, E«, erwiderte Savannah und formte mit den Fingern ein C. Savannah und Evie nannten sich S. E. C., was »Savannah-Evie-Club« bedeutete, und das C war ihr Geheimzeichen. »Wir sehen uns heute Abend!«
Sie überquerte den Gehweg, trat vor die Tür mit der rissigen blauen Farbe und überlegte, was wohl los sein mochte. Bis jetzt hatten ihre Schwestern ihr noch nie vorgeschrieben, dass sie nach Hause kommen solle, obwohl sie was anderes vorhatte, aber Courtneys Stimme hatte am Telefon ziemlich angespannt geklungen. Irgendwas war da im Busch, da war sich Savannah sicher.
Als sie eintrat, sah sie Peyton und Courtney an dem fleckigen Esstisch stehen. Ihre Großmutter und ein Mann, den Savannah nicht kannte, saßen auf den beiden Stühlen. Der Mann trug einen schicken braunen Anzug, der wahrscheinlich mehr kostete als alles, was Savannah im Schrank hatte. Sein Ausdruck war so ernst wie auf einer Beerdigung. Ihre Großmutter und ihre Schwestern sahen ebenfalls mitgenommen aus.
»Was ist denn los?« Savannah ließ ihre Tasche mit den Übernachtungssachen auf den abgetretenen Linoleumboden fallen – seit gestern Morgen war sie nicht mehr zu Hause gewesen – und hatte das ungute Gefühl, dass das alles hier etwas mit der einzigen Person zu tun hatte, die nicht anwesend war. Mit ihrer Mutter.
»Hi, Süße.« Grandma sah eigentlich jünger aus als siebzig plus, aber in diesem Moment wirkten ihre Augen so traurig, dass ihr Alter durchschimmerte. »Tut mir leid, dass wir dich nach Hause beordert haben. Aber es geht um was Ernstes.«
»Wo ist Mom?« Savannah schluckte und lehnte sich, aufs Schlimmste gefasst, an das Sofa. Ihre Mutter hatte schon immer viel getrunken, aber seit sie letztes Jahr ihre Arbeit als Sekretärin verloren hatte, war sie völlig außer Kontrolle geraten. Ihre Schwestern versuchten zu verhindern, dass Savannah mitbekam, was los war, aber sie war ja nicht blöd. Sie wusste, dass ihre Mutter den ganzen Tag trank, und zwar so, dass es ihr nachts und morgens richtig schlecht ging und sie ihre Jobs als Kellnerin keine zwei Monate behielt. Es war kaum jemals genug zum Essen im Haus, weil Mom das ganze Haushaltsgeld vertrank.
»Genau darüber wollen wir mit dir reden«, mischte sich der Mann ein. Er sah viel mehr nach stylishem Büro aus – in ihrer schäbigen Wohnung in Fairfield, Kalifornien, wirkte er total fehl am Platz.
»Wer ist das?«, wollte Savannah von Grandma wissen.
»Das ist Mr Webster«, erwiderte Grandma. »Er ist Anwalt und arbeitet für euren Vater.«
»Was?« Savannahs Herz begann heftig zu pochen. Das konnte doch nicht wahr sein! Savannah hatte immer nur gehört, dass ihr Vater gefährlich sei und dass er mit ihr und ihren Schwestern nichts zu tun haben wolle. Dafür hatte sie ihn gehasst, aber so war es nun mal gewesen, und sie hatte es akzeptiert und einfach damit gelebt. »Hab ich da irgendwas nicht mitgekriegt?«
»Genau wie wir alle.« Peytons Augen funkelten wütend. »Man hat uns unser ganzes Leben lang angelogen.«
Und dann klärte Courtney sie auf, was geschehen war, während sie bei Evie übernachtet hatte.
»Gestern Abend wurde Mom auf dem Weg zur Arbeit wegen Trunkenheit am Steuer angehalten«, begann Courtney und schaffte es irgendwie, bei ihrem Bericht gefasst zu bleiben. »Sie haben sie mit zur Wache genommen und sie hat ihren Führerschein und ihren Job verloren.« War das der fünfte oder der sechste Job in diesem Jahr? Savannah hatte den Überblick verloren. »Ich hab Grandma angerufen, damit sie Mom von der Wache abhole, und dann …« Courtney zuckte die Schultern und sah Grandma auffordernd an.
»Ich hatte immer gehofft, dass eure Mutter mal bei einem Job durchhalten und ihr Leben wieder in den Griff bekommen würde, aber jetzt reicht’s«, sagte Grandma auf ihre nüchterne Art. »Ich weiß, es war nie leicht mit ihr, aber was ihr drei in diesem Jahr durchgemacht habt, ist einfach zu viel. Ich sehe das nicht länger mit an. Ich würde euch ja zu mir holen, wenn ich nicht mit Tante Sophies Chemotherapie alle Hände voll zu tun hätte.« Ihr Kinn bebte, als sie ihre Zwillingsschwester erwähnte, die mit ihr in Grandmas Zweizimmerwohnung lebte, seit man vor einigen Monaten bei ihr Krebs diagnostiziert hatte. »Also hab ich das Einzige gemacht, was mir in dem Moment noch einfiel – ich habe euren Vater um Hilfe gebeten.«
Savannah traute ihren Ohren nicht. »Aber unser Vater will doch nichts mit uns zu tun haben!« Sie sah sich Hilfe suchend nach ihren Schwestern um, doch Peyton war so wütend, dass sie nur feurige Blicke abschoss, während Courtney so ausdruckslos aussah, als kämpfte sie um den letzten Rest ihrer Fassung.
»Mr Diamond ist sich über eure Lebensumstände im Klaren und war schon kurz davor, selbst einzugreifen, als eure Großmutter ihn anrief«, sagte Mr Webster. »Er hat gestern Abend noch einige Anrufe getätigt und veranlasst, dass eure Mutter stationär in einer Entzugsklinik in Arizona aufgenommen wird. Sie wurde heute Morgen per Flieger hingebracht, aber die Klinik hat strengstens angeordnet, dass eure Mutter keinerlei Kontakt nach außen aufnehmen darf, bis die Ärzte sie für stabil genug halten. Vielleicht muss sie in ein paar Wochen bereits nur noch ambulant behandelt werden, aber sie haben auch angedeutet, dass es länger dauern könnte.«
Savannahs Kopf fuhr herum. Und das alles war passiert, während sie bei Evie übernachtet hatte? Während sie die neuesten Make-ups ausprobierten und darüber tratschten, mit welchen Mädchen sie im nächsten Schuljahr gern befreundet wären und welche Jungs sie süß fanden?
»Und ich durfte mich nicht mal von ihr verabschieden?« Sie sah ihre Schwestern und ihre Großmutter fassungslos an.
»Keine von uns konnte sich verabschieden.« Courtney kam auf Savannah zu und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Mom wollte nicht, dass wir sie in diesem Zustand sehen. Sie sagte, so sei es einfacher, und du weißt ja, dass sie Abschiede hasst. Wir müssen dankbar dafür sein, dass sie endlich die Hilfe bekommt, die sie braucht.«
»Wahrscheinlich hat sie sich geschämt und Angst gehabt, wir könnten ihr unangenehme Fragen stellen«, sagte Peyton. »Womit sie recht gehabt hätte.«
»Aber wenn Mom nicht mehr hier ist, wo sollen wir dann hin?« Savannah wischte sich eine Träne fort, die ihr über die Wange rollte. Natürlich war sie dankbar, dass man sich nun um ihre Mutter kümmerte, aber sie brauchten sie doch. Okay, sie sorgte nicht gerade gut für ihre Töchter, aber jemand anderen hatten sie ja nicht.
»Du weißt, wie sehr ich dich und deine Schwestern liebe und wie glücklich ich wäre, euch gerade jetzt bei mir aufzunehmen«, sagte Grandma. »Aber ihr habt was Besseres verdient, als auf Sofas und Luftmatratzen im Wohnzimmer zu schlafen, und außerdem mache ich mir Sorgen, ob eine solche Veränderung nicht zu viel Stress für Tante Sophie mit sich bringen würde. Deshalb bin ich sehr froh über das Angebot eures Vaters, dass ihr zu ihm könnt.«
»Im Ernst?« Sie und ihre Schwestern hatten ihren Vater ja noch nicht mal kennengelernt. Und jetzt bot er ihnen an, bei ihm einzuziehen? »Warum auf einmal? Ich dachte, wir wären bei ihm nicht sicher. Und wo wohnt er überhaupt?«
Jetzt war Mr Webster an der Reihe. »Mr Diamond bat mich, so wenig Informationen wie möglich zu geben, weil er eure Fragen persönlich beantworten will, aber ich kann euch versichern, dass es ihm vor allem darum geht, euch gut aufgehoben zu wissen. Ein Fahrer wird euch morgen Vormittag abholen und euch zum Flughafen bringen. Ich weiß, das ist sehr kurzfristig und lässt euch kaum Zeit zum Packen, aber nehmt einfach so viel mit, wie ihr könnt. Mr Diamond lässt euch den Rest eurer Sachen dann später nachschicken.«
Zum Flughafen. Das bedeutete: Wenn ihre Mutter länger als ein paar Wochen brauchte, um sich zu erholen, dann würde Savannah mit dem zehnten Schuljahr an einer neuen Schule anfangen, mit Leuten, die sie überhaupt nicht kannte. Wie sollte sie das Evie beibringen? Und wie sollte sie die Schule ohne ihre beste Freundin überleben?
»Was ist, wenn wir nicht wegwollen?« Peyton verschränkte die Arme und sah Mr Webster finster an. »Wissen Sie, ich bin fast achtzehn. Da sollte ich ein Wörtchen mitreden dürfen.« Peyton war keineswegs »fast achtzehn«, sie hatte erst im März Geburtstag, aber Savannah hielt lieber den Mund.
»Zurzeit bist du aber noch nicht volljährig, du hast also leider keine Wahl«, sagte Mr Webster. »Solange eure Mutter unpässlich ist, hat euer Vater das Sorgerecht. Also, packt bitte eure Koffer und seid morgen früh um zehn zur Abfahrt bereit.«
»Und was ist mit der Wohnung?«, fragte Courtney. »Was passiert damit, solange wir weg sind?«
»Mr Diamond sorgt dafür, dass sie instand gehalten wird«, sagte Mr Webster. »Es tut mir leid, dass ich euch damit so unvermittelt überfallen muss. Ich weiß, dass es nicht leicht ist für euch drei, aber er wird all eure Fragen beantworten, sobald ihr eintrefft. Ich nehme an, dass ihr jetzt Zeit für euch braucht. Wollt ihr sonst noch etwas wissen?«
»Ich glaube, wir haben alles Notwendige erfahren«, ergriff Grandma für die Mädchen das Wort. »Ich danke Ihnen.« Sie reichte ihm zum Abschied die Hand.
»Keine Ursache. Auf Wiedersehen.« Er nickte und verließ die Wohnung.
»Du kannst doch nicht von uns erwarten, dass wir das tun«, platzte Peyton heraus, kaum dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. »Seit ich denken kann, hast du behauptet, unser Vater sei gefährlich und wolle nichts mit uns zu tun haben. Und auf einmal sollen wir das alles vergessen und bei ihm einziehen? Nicht mit mir. Ich weigere mich.«
»Eure Mutter hatte ihre Gründe, euren Vater von sich und euch fernzuhalten. Aber er ist dennoch kein schlechter Mensch«, erklärte Grandma ruhig. »Immerhin hat eure Mutter ihn einmal geliebt. Und auch wenn es nicht einfach ist, hoffe ich, dass ihr drei es schafft, ihm eine Chance zu geben. Versprecht ihr das? Mir zuliebe?«
Wenn sie es so ausdrückte, war es unmöglich, Nein zu sagen. »Na gut.« Savannah nickte und versuchte, den Klumpen in ihrem Hals hinunterzuschlucken. »Ich versuch’s.«
Ihr Handy summte in ihrer Tasche, und sie nahm es heraus, um die SMS zu lesen. Sie war von Evie.
für 2night alles klar? fährt dich 1 deiner schwestern?
Savannah starrte mit leerem Blick auf das Display ihres uralten Klapphandys. Die Pläne, die sie vor weniger als einer Stunde mit Evie geschmiedet hatte, fühlten sich an wie aus einem anderen Leben. Sie hatte selbst noch nicht wirklich begriffen, was sie da gerade erfahren hatte, und konnte erst recht niemandem davon erzählen, nicht mal ihrer besten Freundin.
2night klappt nicht. sorry. es ist was passiert, über das ich noch nicht reden kann. ich ruf dich an asap <3
Sie drückte auf senden und ließ das Handy in die Tasche zurückgleiten. Heute Abend würde sie es nicht mehr checken.
• • •
Am nächsten Morgen schleppten sie ihre Koffer hinaus und verabschiedeten sich tränenreich von Grandma. Beim Anblick der Stretchlimousine jedoch, die vor ihrem Mietshaus vorfuhr und wie ein Fremdkörper zwischen den verbeulten Autos am Straßenrand wirkte, klappte Savannah der Unterkiefer herunter. Ein obdachloser, bekiffter Loser, wie ihre Mutter sie glauben gemacht hatte, konnte ihr Vater schon mal nicht sein, wenn er eine solche Limo schickte.
Bis gestern Abend war das teuerste Auto, in dem Savannah je gesessen hatte, der Volkswagen Jetta gewesen, den Evies Mutter fuhr, wenn sie die Mädchen vom Volleyballtraining oder vom Shoppen abholte. Als Savannah jetzt in die glänzende Limousine stieg, ließ sie die Finger über das weiche Leder der Schalensitze gleiten. An der Decke leuchteten LEDs, und gegenüber der Längsseite der Sitzbank befand sich eine Minibar aus Holz, auf der eine geöffnete Champagnerflasche in einem Eiskübel kühlte und drei Sektgläser auf sie warteten. Auf dem Etikett stand Dom Pérignon. Eine ziemlich edle Marke, das wusste Savannah aus den Fernsehserien, die sie regelmäßig schaute.
Sie machte sich nichts aus Alkohol, nicht zuletzt weil sie mit eigenen Augen gesehen hatte, wie gefährlich das Zeug sein konnte, aber sie war auch nicht total dagegen. Auf Partys wollte sie bestimmt nicht die Schlaftablette sein, die nie was trank. Und jetzt hatte sie sogar die Chance, Dom Pérignon zu probieren! Wenn ihre Freundinnen das hörten, würden sie vor Neid erblassen. Champagner war genau das Getränk, von dem sie sich immer vorgestellt hatte, ein Glas davon in Händen zu halten, sobald ihr Traum, ein berühmter Popstar zu werden, in Erfüllung gegangen war. Und von einem Glas ging die Welt schon nicht gleich unter.
»Denk nicht mal dran«, sagte Courtney warnend, als Savannah nach der Flasche griff.
»Aber das ist Dom Pérignon!« Savannah konnte es nicht leiden, wenn Courtney sie bevormundete. Sie waren nur elf Monate auseinander, aber Courtney benahm sich ständig so, als würde sie die Verantwortung für Savannah tragen. Was sie natürlich viel älter erscheinen ließ. »Die Flasche kostet wahrscheinlich Hunderte von Dollar. Wir müssen einfach davon probieren.«
»Ich rühr nichts an, was von dem kommt.« Peyton rümpfte die Nase und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren.
Savannah wusste, dass Courtney sie nicht mit Gewalt daran hindern würde – sie hätte viel zu viel Angst davor, etwas zu verschütten –, also schenkte sie sich trotzdem ein Glas ein und nahm einen Schluck. Die winzigen Bläschen perlten ihr durch die Kehle. Dom Pérignon war besser als alles, was sie je probiert hatte. Dennoch hörte sie weit hinten in ihrem Kopf eine leise Stimme, die sie daran erinnerte, dass Trinken am Morgen etwas war, was ihre Mutter machen würde. Aber ihre Mutter würde die ganze Flasche austrinken, beruhigte Savannah ihr Gewissen, während sie selbst nur ein Glas nahm. Und auch nur, um mal zu versuchen.
Mit ihrem Sektglas in der Hand kam sie sich so elegant vor, dass sie wünschte, sie hätte etwas Schickeres angezogen als die dunklen Jeans und die pinkfarbene Bluse, die sie vor ein paar Wochen bei Forever 21 gekauft hatte. Heute Morgen beim Anziehen hatte sie die Sachen für gut befunden, aber für jemanden, der in einer Strechlimo am Flughafen ankam, waren sie definitiv unpassend.
Egal, jetzt konnte sie auch nichts mehr daran ändern.
Sie warf einen Blick auf Courtney und Peyton. Die beiden schienen ihre Verblüffung darüber, sich im Fonds einer solchen Limousine wiederzufinden, überhaupt nicht zu teilen. Courtney, deren langes blondes Haar sich beim Trocknen in lockere Wellen gelegt hatte – so, wie Savannah es sich auch wünschte –, hatte das Kinn in die Hand gestützt und starrte aus dem Fenster. Die ganze Zeit über kaute sie an ihrem Daumennagel – was verriet, wie nervös sie war, und das löste auch in Savannah eine gewisse Anspannung aus. Courtney hatte sonst immer alles im Griff, egal, was sich vor ihr auftürmte – Schularbeiten, die Wohnung in Ordnung halten, Sonderschichten bei ihrem Job, um die Rechnungen zu bezahlen, und dann achtete sie auch noch darauf, dass Savannah ihre Schulaufgaben machte. Und obwohl ihre »Ich bin der Boss«-Art Savanna bisweilen tierisch auf die Nerven ging, wusste Savannah nicht, was sie ohne Courtney hätte machen sollen.
Peyton saß lässig in ihrem Sitz, eine riesige Sonnenbrille auf der Nase, und hörte Musik. Während der Fahrt hatte sie die Kapuze ihres schwarzen Frotteehoodies über den Kopf gezogen, sodass ihre langen hellbraunen Haare mit den vereinzelten blauen Strähnchen nach vorn über ihre Schultern hingen. Savannah konnte die blauen Strähnen nicht ausstehen. Es war ihr ein Rätsel, warum ihre Schwester unbedingt wie ein Freak aussehen wollte. Aber natürlich interessierte sich Peyton nicht im Geringsten für Savannahs Meinung.
Da offensichtlich keine ihrer beiden Schwestern Lust auf ein Gespräch hatte, blickte Savannah ebenfalls aus dem Fenster. Sie ließen ein paar abgehalfterte Wohnblöcke hinter sich und bogen dann auf die Schnellstraße ab, vorbei an zahlreichen Weinbergen. Die reifen, leuchtend grünen Trauben glänzten in der heißen Julisonne. Wo ging es bloß hin? Zuletzt schien ihr Vater in Las Vegas gewohnt zu haben, aber es war fünfzehn Jahre her, seit ihre Mutter ihn verlassen hatte – kurz nachdem sie mit Savannah schwanger geworden war. Er konnte jetzt wer weiß wo leben.
Nicht, dass er sich jemals darum bemüht hätte, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Sie kannten nicht mal seinen Vornamen. Nach dem wenigen, was ihre Mutter hatte verlauten lassen, war Savannah immer davon ausgegangen, dass er nicht in der Lage war, für sie zu sorgen – aber wenn er sich eine Limousine leisten konnte, lagen die Dinge wohl etwas anders. Warum hatte er seine leiblichen Töchter nie kennenlernen wollen? Jetzt zeigte er wohl auch nur Interesse, weil er keine andere Wahl hatte. Savannahs Augen wurden feucht, während sie wieder einmal spürte, wie allein sie und ihre Schwestern eigentlich waren, und sie nahm noch einen Schluck Champagner, um die Tränen runterzuschlucken. Sie und ihre Schwestern stritten sich ziemlich oft, aber wenn es darauf ankam, waren sie immer füreinander da.
Courtney musste gemerkt haben, wie angespannt Savannah auf einmal war, denn sie sah sie an und rang sich ein Lächeln ab. »Wie schmeckt’s?«, fragte sie und deutete auf den Champagner.
»Gut«, erwiderte Savannah. »Bist du sicher, dass du nichts willst? Bestimmt haben wir nie wieder die Gelegenheit, so was Teures zu probieren.« Sie nahm erneut einen kleinen Schluck und genoss den herben Geschmack. Sie hätte wetten können, dass der Champagner teurer war als die Longchamp-Tasche, die Evie gerade zum Geburtstag bekommen hatte. Savannah hätte zu gern ein Handy gehabt, mit dem man Fotos verschicken konnte, um Evie und ein paar der anderen Mädels aus dem Team zu zeigen, was sie trank. Sie wären ja so was von neidisch.
»Ganz sicher.« Courtney schüttelte den Kopf. »So früh am Morgen … und der Champagner gehört nicht mal uns.«
Savannah tat Courtneys superbrave Haltung mit einem Achselzucken ab und sah zu Peyton hinüber, die tief in ihren iPod versunken war und sie nicht beachtete.
Savannah beschloss, das zu ändern. Sie hob das halb volle Glas an die Lippen, warf den Kopf zurück und nahm demonstrativ einen großen Schluck. Kribbelnd rann ihr die Flüssigkeit durch die Kehle und prickelte ihr im Magen.
»Du willst dir also schon am frühen Morgen einen antrinken, ja?« Savannahs Rechnung war aufgegangen. Peyton zog prompt einen der Kopfhörer heraus und ließ ihn auf den Schoß fallen. »Du wirst noch enden wie Mom.«
»Muss das sein?« Die Schärfe in Courtneys ansonsten so ruhiger Stimme überraschte Savannah. »Mom hat Mist gebaut, aber sie hat sich echt Mühe gegeben. Sei nicht so hart mit ihr. Aber was dich angeht – Peyton hat recht«, fuhr sie fort und sah Savannah direkt an. »Du solltest nicht trinken – nicht nach der Geschichte mit Mom. Ich weiß, du glaubst, dass du ihr egal bist, aber sie würde nicht wollen, dass du ihre Fehler wiederholst.«
»Ich bin nicht wie Mom«, beharrte Savannah. »Ich wollte doch nur ein Glas probieren. Ist schließlich Dom Pérignon. Dafür würden andere töten! Und abgesehen davon hätte Mom die Flasche längst ausgetrunken.«
»Stimmt«, pflichtete Peyton zu Savannahs Verblüffung bei. Peyton war sonst nie einer Meinung mit ihr. »Was es unserem nicht existenten Vater so richtig leicht gemacht hat, uns von daheim wegzuholen, ohne dass wir mitreden durften.«
»Der nicht existente Vater, von dem sie uns hat glauben lassen, dass er ein obdachloser Kiffer sei«, sagte Savannah. »Was er eindeutig nicht ist. Nicht, wenn er sich so was hier leisten kann. Ich weiß, das ist reine Spekulation, aber vielleicht …«
»Erzähl mir bloß nicht schon wieder, dass du davon träumst, dass er dieser große Hotelbesitzer sein könnte«, unterbrach Peyton sie. »Er hat ’ne Limo gemietet, um uns abzuholen, okay, aber das heißt noch lange nichts. Und es wird ihm auch nichts nützen, dass er so viel Geld rausschmeißt, um Eindruck auf uns zu machen, nachdem er uns unser Leben lang nicht beachtet hat. Außerdem weißt du ja, dass es fünfundsiebzig Leute in Las Vegas gibt, die Diamond heißen –«
»Und zwanzigtausend in ganz Amerika«, fiel ihr Savannah mit demselben überlegenen Tonfall ins Wort, den ihre Schwester an den Tag legte. »Ich weiß, ich weiß. Hast du schon eine Million Mal gesagt. Aber es wäre trotzdem cool, wenn er es wäre.«
Okay, es wäre sogar mehr als cool, wenn ihr Vater der Adrian Diamond wäre – der Mann, der unzählige Hotels in Las Vegas besaß und mehr Geld hatte, als sich Savannah vorstellen konnte. Das Leben, das sie dann führen würde, überstieg ihre wildesten Träume.
Das reinste Las-Vegas-Märchen.
»Ich würde nicht mal wollen, dass er unser Vater ist«, fuhr Peyton fort. »Wer zum Teufel redet fünfzehn Jahre lang nicht mit seinen Töchtern und pocht dann auf einmal auf das Sorgerecht?«
»Unser Vater«, erwiderte Courtney trocken. »Aber Mom braucht diesen Entzug. Nach all den Jahren, in denen wir versucht haben, sie dazu zu überreden, Hilfe zu suchen, ist sie endlich angekommen, und ich bin froh, dass sie jetzt behandelt wird. Denkt doch mal nach – in ein paar Monaten geht es Mom besser. Und bis dahin ist die Sache mit unserem Vater vielleicht gar nicht so schlecht.«
»Und du bist ganz sicher, dass du nichts von dem Champagner getrunken hast?«, spottete Peyton und stopfte sich den Kopfhörer wieder ins Ohr.
Courtney öffnete den Mund, als wolle sie etwas erwidern, entschied sich dann aber doch dagegen. Es hatte keinen Sinn, mit Peyton zu streiten. Peyton hörte nie auf andere.
»Vielleicht hast du recht«, sagte Savannah zu Courtney. »Er hat immerhin diese Limo geschickt. Das hätte er doch bestimmt nicht gemacht, wenn ihm gar nichts an uns liegen würde.«
»Yep.« Courtney verzog das Gesicht und runzelte nachdenklich die Stirn.
Savannah gefiel es nicht, sie so besorgt zu sehen. Sie war es nicht gewohnt, sich um ihre Schwestern Gedanken machen zu müssen. Normalerweise war es genau andersherum. Ihre Kehle zog sich zusammen. Sie wollte etwas Tröstliches sagen, hatte aber keine Ahnung, was. Stattdessen blickte sie aus dem langen Fenster vor sich. Die Sonne schien hell vom wolkenlosen kalifornischen Himmel. Die Limo verließ die Schnellstraße und fuhr an einem großen Schild vorbei, das ihre Ankunft am Napa-Valley-Airport ankündigte. Es waren kaum andere Autos zu sehen und der Flughafen war ziemlich klein. Nur wenige blockartige Gebäude und Flugzeuge lagen vor ihnen, dahinter die hügeligen Weinberge der Gegend.
»Kommt es nur mir so vor oder ist dieser Flughafen wirklich ziemlich verlassen?«, fragte Savannah.
»Napa Valley ist ein privater Flughafen«, sagte Courtney. »Keine Linienflüge, soweit ich weiß.«
»Keine Linienflüge?«, wiederholte Savannah. Wenn es hier wirklich keine Linienflüge gab, dann bedeutete das, dass hier nur Privatflugzeuge starteten und landeten. Und das wiederum würde bedeuten …
Bei dieser Vorstellung machte Savannahs Magen einen Satz und sie beugte sich näher ans Fenster. Lag sie mit ihren Wunschgedanken über ihren Vater doch näher an der Wirklichkeit als gedacht?
Die Straße wurde breiter, und ihr Herz schlug heftig, während sie sich den Gebäuden näherten. Die Limo fuhr an ein paar Fliegern vorbei – einige größer, andere kleiner –, bis sie schließlich anhielt.
Vor ihnen ragte das größte Privatflugzeug von allen auf und die goldenen Buchstaben auf seinem Rumpf bildeten drei unmissverständliche Wörter:
Diamond Resorts Worldwide.
Adrian Diamond war ihr Vater.
2
Courtney
No way.
Courtney stieg aus der Limo und starrte den Jet an. Wenn das hier ihr Flieger war, von ihrem Vater hergeschickt, dann … Courtney hatte die Träumereien ihrer jüngeren Schwester, der berühmte Hotelbesitzer Adrian Diamond könne ihr Vater sein, nie ernst genommen. Aber wenn der Chauffeur sie nicht versehentlich anstelle dreier anderer Diamond-Schwestern abgeholt hatte, die ebenfalls in einer heruntergekommenen Wohnung in Fairfield, Kalifornien, hausten – dann war dieser Jet tatsächlich für sie.
Courtney konnte einfach nicht glauben, was sie da sah, und warf einen prüfenden Blick auf Savannah, um zu sehen, wie ihre Reaktion ausfiel. Ihre jüngere Schwester stand wie angewurzelt und mit offenem Mund da. Eine Brise wehte ihr ein paar Strähnen ihres dunkelblonden Haars über die Stirn. Sie strich sie sich hinters Ohr, ohne ihren Blick vom Jet zu lösen. Wenn sie nicht selbst so perplex gewesen wäre, hätte Courtney lachen müssen.
»Seid ihr die Diamond-Schwestern?« Die leise Stimme eines hochgewachsenen Mannes in einem weißen Anzug riss Courtney aus ihrer Starre. Sein schwarzes Haar war mit einer Menge Öl zurückgekämmt, die wahrscheinlich ausgereicht hätte, um das Flugzeug aufzutanken, und er hatte einen so kantigen Unterkiefer wie ein Footballspieler.
Eigentlich hätte sie angenommen, dass er ihr Vater war, aber seine dunklen Züge trugen keinerlei Ähnlichkeit mit ihren.
»Ja, das sind wir.« Courtney sah ihm direkt in die Augen und richtete sich kerzengerade auf. »Ich bin Courtney. Das hier sind Peyton und Savannah.«
»Ich bin Captain Rogers.« Zur Begrüßung streckte er ihnen seine kräftige Hand hin. Courtney schüttelte sie, dann ließ sie den Arm schnell wieder sinken. »Ich bin heute für euer Wohl zuständig.«
Also tatsächlich nicht ihr Vater. Adrian Diamond hatte wahrscheinlich Wichtigeres zu tun, als seine Töchter persönlich abzuholen.
Nicht, dass Courtney viel erwartete von dem Mann, der fünfzehn Jahre lang keinen Kontakt zu seinen Töchtern gesucht hatte. Sie wollte zwar keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber er hatte eine Menge zu erklären, wenn sie sich trafen. Courtney wusste nicht, wie sie damit umgehen würde. Welche Erklärung konnte es schon dafür geben, dass er aus ihrem Leben verschwunden war? Für so etwas gab es keinen guten Grund, vor allem nicht für jemanden, der so wohlhabend war wie Adrian Diamond. Was konnte vorgefallen sein, dass er mit ihr und ihren Schwestern nichts zu tun haben wollte? Dass er sie im Stich gelassen hatte?
Ihr schwirrte der Kopf, und sie bemerkte, dass ihre Atmung ganz flach geworden war. Sie zwang sich, tief einzuatmen und die Situation in den Griff zu bekommen. Sie würde damit umgehen, wie sie mit allem umging – step-by-step. Es musste einen nachvollziehbaren Grund geben, warum Adrian Diamond sich aus dem Leben seiner drei Töchter rausgehalten hatte.
So ungern Courtney es auch zugab: Sie hätten seine Unterstützung wirklich brauchen können. Wie anders ihr Leben jetzt wohl aussehen würde, wenn er seinen Beitrag – wenigstens ein bisschen – dazu geleistet hätte?
Es hatte ihr nichts ausgemacht, sich einen Job zu besorgen, um der Familie zu helfen, aber wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, um sich aufs Lernen zu konzentrieren, statt Sonderschichten zu schieben, um die Rechnungen zu bezahlen, dann wäre ihr Zulassungstest für die Uni bestimmt besser ausgefallen. Sie hatte zwar nicht schlecht abgeschnitten – ihre Durchschnittsnote war ›gut‹ –, aber sie hätte eben noch besser sein können.
Courtney schlang die Arme um sich und sah zu dem Flugzeug hoch. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf das bevorstehende Treffen mit ihrem Vater zu konzentrieren. Peyton war so was von aggressiv drauf und Savannah so was von euphorisch, dass keine von ihnen vernünftig an die Situation herangehen konnte. Also musste sie die Verantwortung für ihre Schwestern übernehmen.
»Was ist, sollen wir einfach … einsteigen?« Peyton deutete mit dem Daumen auf die Gangway des Fliegers, an der Sicherheitsleute standen.
Der Captain lachte. »Wenn ihr abflugbereit seid, dann schon. Ihr könnt ›einfach einsteigen‹.«
»Und der Flug geht wohin?«, fragte Courtney.
»Las Vegas«, antwortete er.
»Vegas!« Savannah klatschte in die Hände. »Wie in meinen Träumen!«
Courtney bemerkte aus dem Augenwinkel eine Bewegung und warf einen Blick auf den Van, der ihnen mit ihrem Gepäck zum Flughafen gefolgt war. Drei Männer unterschiedlichen Alters hatten bereits die Hecktüren geöffnet und entluden ihn. Viel war es nicht – sechs Reisetaschen für alle zusammen und Savannahs ramponierte Gitarre. Gestern Abend hatte Grandma ihnen geholfen, alles aus dem Zimmer, das sie sich zu dritt geteilt hatten, einzupacken.
Der Captain gestikulierte mit der Hand in Richtung Jet, als wolle er sagen: »Fertig zum Boarden.« Savannah schoss mit wehendem Haar auf die Gangway zu. Courtney folgte ihr und hörte Peyton hinter sich herstampfen.
Courtney konnte immer noch nicht fassen, was da abging. Ein Privatflieger? Vielleicht war sie ja einfach nur in Savannahs Traum gelandet. Aber es war kein Traum. Sie spürte das kalte Metall des Geländers an der Hand, als sie die Treppe hinaufstieg, sie roch die Wärme des Sommers in der Luft. Wenn ihre Mutter sie jetzt sehen könnte, wäre sie fassungslos.
Da dämmerte Courtney, dass ihre Mutter keineswegs fassungslos wäre. Sie hatte ja gewusst, wer ihr Vater war, obwohl sie es Courtney und ihren Schwestern nie erzählt hatte. Ihre Mutter hatte immer nur gesagt, sie wolle nicht, dass ihre Töchter in jenem bedrohlichen Umfeld aufwüchsen, in dem ihr Vater lebte. Das war, bis auf ein paar weitere dunkle Andeutungen, alles gewesen. Sie hatte sich stets geweigert, über ihn zu reden, außer dass sein Lebensstil nicht geeignet sei, um Kinder aufzuziehen. Kurze Zeit nach Savannahs Geburt war die Scheidung rechtskräftig geworden. Selbst Peyton war noch zu jung gewesen, als sie auszogen, um sich an ihn zu erinnern.
Okay, es war die Entscheidung ihrer Mutter gewesen, aber Courtney sagte sich, wenn ihr Vater sie bei sich hätte haben wollen, hätte er auch etwas in der Richtung unternehmen können. Hatte er aber nicht, und deshalb hatte sie alles darangesetzt, um ihn zu vergessen. Es brachte nichts, über Vergangenes traurig zu sein.
Warum aber zeigte er jetzt auf einmal Interesse? Es war offensichtlich, dass ihr Vater ein mächtiger Mann war. Also hätte er erst recht an ihrem Leben teilhaben können, wenn er das gewollt hätte.
Keine voreiligen Schlüsse, beschwor sie sich erneut. Sie würde Ordnung in ihr Gefühlschaos bringen, sobald sie auf ihre Fragen seine Antworten gehört hatte.
Courtney kam am oberen Ende der Gangway an und trat durch die Tür. Der Jet war völlig anders, als sie sich jemals hätte vorstellen können. Er sah aus wie ein elegantes Wohnzimmer. Die Schlauchform und die Fenster in den Außenwänden waren der einzige Hinweis darauf, dass sie sich in einem Flugzeug befanden. Entlang des Mittelganges standen sich vier cremefarbene Sessel gegenüber, je zwei an jeder Seite, und weiter hinten an der Wand befanden sich dazupassende Ledersofas. Es gab sogar eine Essnische mit einem dunkelbraunen Holztisch und vier Stühlen. Das Holz schimmerte, als sei es mit Lack überzogen, und das cremefarbene Leder der Sessel und Sofas roch nagelneu. Es war, als seien sie die allerersten Fluggäste.
Courtney kannte Flugzeuge nur aus Filmen. Linienflugzeuge. Sie hatte keine Ahnung, dass sie auch so aussehen konnten.
Noch nie hatte sie sich so fehl am Platz gefühlt und so wenig gewusst, wie sie sich verhalten sollte.
Savannah rannte auf eines der Sofas zu und ließ sich der Länge nach darauffallen. Sie schien Courtneys Unbehagen gar nicht zu spüren. »Ist ja der Wahnsinn!«, rief sie und reckte die Arme über den Kopf. »Könnt ihr das alles fassen? Limousinen, Privatjets … Kommt einem total unwirklich vor, oder?«
»Nicht zu vergessen, dass wir in eine Stadt ziehen, wo wir keinen kennen – nicht einmal unseren eigenen Vater«, erinnerte sie Courtney und setzte sich auf das Sofa gegenüber.
»Vielleicht hat er seine Gründe«, erwiderte Savannah hoffnungsvoll.
Peyton ließ sich neben Courtney aufs Sofa fallen und lehnte sich an die gegenüberliegende Armlehne. Ihre zerrissene schwarze Strumpfhose, ihre Jeansshorts, aus denen unten die Taschen heraushingen, und ihr grau gestreiftes T-Shirt unter dem schwarzen Hoodie passten überhaupt nicht hierher, aber sie wirkte kein bisschen unbehaglich.
»Sei doch nicht so naiv«, sagte Peyton und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. »Ist ja alles ganz nett, aber lass dich bloß nicht davon blenden. Wenn du ihm zeigst, dass dich sein Geld beeindruckt, dann glaubt er wahrscheinlich noch, dass du ihm verzeihst. Und ich tue das todsicher nicht. Das alles macht mich eigentlich nur noch wütender. Wenn er so viel Geld hat, wären wir ja wohl erst recht keine Last für ihn gewesen. Er hätte sich noch viel eher um uns kümmern können. Der einzige Grund, warum er das nicht getan hat, ist, dass er sich einen Dreck um uns schert.«
»Wir sollten an das denken, was Grandma gesagt hat, und ihm eine Chance geben«, beschwichtigte Courtney sie, auch wenn sie die gleichen Gedanken gehabt hatte. »Wir müssen uns erst mal seine Version anhören, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, was er zu seiner Entschuldigung sagen will.«
»Weil er keine hat«, rief Peyton höhnisch. »Es ist einfach unmöglich.«
»Nichts ist unmöglich«, schoss Savannah zurück. »Sei doch nicht so negativ.«
»Ich bin nicht negativ.« Peyton verdrehte die Augen. »Nur realistisch.«
»Du willst ihm also keine Chance geben?«
»Die hat er nicht verdient«, erwiderte Peyton. »Und wenn du mal aufhören würdest auszuflippen, weil wir ›ohmeingott, in einem Privatflieger‹ sind, dann würdest auch du das vielleicht checken.«
Courtney sah die beiden abwechselnd an. Wenn sie bei der Begegnung mit ihrem Vater immer noch so drauf waren, wäre die Katastrophe perfekt. Zum Glück kam in diesem Moment ein Flugbegleiter und fragte, ob sie etwas trinken wollten, ehe Savannah und Peyton weiterstreiten konnten.
Der Captain vergewisserte sich, dass sie abflugbereit waren, und Courtney setzte sich auf einen Fensterplatz und drückte die Stirn an die Scheibe. Sie trommelte mit den Nägeln auf die Armlehne, während das Flugzeug Fahrt aufnahm, und ihr Magen machte einen Satz, als sie gen Himmel abhoben und die Welt unter ihnen so klein wurde, dass sie wie ein Gipsmodell aussah. Sie hatte das Gefühl, einfach nach unten greifen und einen Spielzeugtruck von der Straße heben zu können, so winzig war alles.
Auch wenn sie wusste, dass es kein Traum war, kam sie sich immer noch wie in einem vor. Es war noch keine Woche her, da hatte sie Sonderschichten bei Starbucks geschoben, um ihrer Mutter mit der Miete zu helfen und dafür zu sorgen, dass sie genug zu essen hatten. Und jetzt flog sie in einem Privatjet nach Vegas und sollte ihrem unbekannten Vater begegnen.
So etwas passierte doch nicht im wahren Leben.
Aber in ihrem Leben schon.
3
Peyton
Selbst Peyton musste zugeben, dass der Las Vegas Strip von oben beeindruckend war. Das Häusergewirr zu beiden Seiten der breiten Straße sah aus, als seien die unterschiedlichen Gebäude wahllos in die endlose braune Wüste geworfen worden. Nicht ein Hotel glich dem anderen. Sie sah eine glänzend schwarze Pyramide, eine mittelalterliche Burg, zwei identische goldene Türme, ein riesiges grünes Gebäude, in dem sich die Sonne spiegelte, und am Ende ein hoch aufragendes Ding, das wie die Seattle Space Needle aussah, um nur einige zu nennen.
Peyton überlegte, welcher Hotelkomplex wohl der ihres Vaters war.
Ihr Vater. Adrian Diamond. Der Besitzer von Diamond Resorts Worldwide.
Es war total unwirklich.
Und es kotzte Peyton total an.
Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste die Nägel in die Handflächen, um etwas von ihrer Wut abzulassen. Jemand, der null Anstrengungen unternommen hatte, um seine Töchter kennenzulernen, musste einfach ein Widerling sein. Peyton machte ihrer Mutter keine Vorwürfe. Nicht, nachdem er sie geheiratet hatte, nur damit sie nach vier Jahren – und drei Kindern – hatte erfahren müssen, dass sein Leben »zu gefährlich« für eine Familie sei und er sie nicht mehr um sich haben wollte. Eine total verfahrene Situation.
Nein, Peyton machte ihrer Mutter keinerlei Vorwürfe. Sie bewunderte sie dafür, dass sie das so straight durchgezogen hatte. Ihre Mutter hatte sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten bestens aufgezogen – bis das ständige Trinken dazwischenkam. Sie hatte immer schon ein Alkoholproblem gehabt, aber es war viel schlimmer geworden, nachdem sie vor einem Jahr ihre Stelle als Sekretärin verloren hatte. Ab da hatte Peyton zugesehen, wie ihre Mutter jeden Abend betrunken nach Hause kam, meistens mit einem schmierigen Typen, den sie in irgendeiner Bar aufgegabelt hatte. Peyton wollte ausziehen und eine eigene Wohnung mieten – vor allem, nachdem einer dieser Typen hinter ihr her gewesen war und sie zu begrapschen versucht hatte. Peyton hatte ihm damit gedroht, die Polizei zu rufen, wenn er nicht die Finger von ihr oder ihren Schwestern ließ. Was ihn auch tatsächlich davon abgehalten hatte, zu weit zu gehen, aber es graute ihr jedes Mal, wenn er sie anglotzte, und sie warnte ihre Schwestern davor, auf keinen Fall mit ihm allein in einem Raum zu bleiben. Sie hatte versucht, ihrer Mutter klarzumachen, was da ablief. Aber ihre Mutter hatte sie nur eine Schlampe genannt und behauptet, sie hätte selbst Schuld, weil sie ihn anmache. Peyton war unendlich erleichtert gewesen, als ihre Mutter herausfand, dass er sie mit einer jungen Barkeeperin betrog, und ihn schließlich rausschmiss.
Peyton wusste nur zu gut, dass sie sich sowieso nie eine eigene Wohnung hätte nehmen können: Kein Mensch vermietete an eine Siebzehnjährige, und außerdem konnte sie Courtney und Savannah – auch wenn sie sich nicht immer blendend verstanden – unmöglich mit ihrer Mutter und diesen Typen allein lassen. Sie brauchten sie – vor allem Savannah, die keine Ahnung hatte, wie schlimm es eigentlich stand. Während Courtney ständig jobben ging und Savannah beim Sporttraining war, kümmerte sich Peyton um Schadensbegrenzung. Sie schüttete Moms Schnaps in den Ausguss und half ihr, nüchtern zu werden, ehe die anderen beiden nach Hause kamen. Sie ertrug die Beschimpfungen ihrer Mutter, denn sie hatte gelernt, diese Ausfälle nicht persönlich zu nehmen. Auf ihren Schultern lastete die ganze Verantwortung – für ihre Mutter, die Wohnung, ihre Schwestern. Courtney steuerte zwar ihren Teil mit dem Geld, das sie verdiente, bei, aber Savannah war noch viel zu jung und naiv, um mit der Situation umzugehen.
In letzter Zeit war es mit ihrer Mutter immer weiter bergab gegangen, und Peyton war klar, dass sie das nicht mehr lange durchgehalten hätte. Vielleicht kümmerte es Adrian Diamond ja doch, dass ihre Lage immer aussichtsloser wurde.
Was sie allerdings bezweifelte.
Das Flugzeug landete, und wieder fuhr eine Limousine über die Rollbahn, um sie abzuholen. Sie bedankten sich beim Captain und verabschiedeten sich und dann brachte sie die Limousine – wohin auch immer.
Es hatte wohl nicht in den Zeitplan ihres Vaters gepasst, persönlich zum Flughafen zu kommen und seine Töchter zu begrüßen. Peyton biss knirschend die Zähne zusammen. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie ihm egal waren.
Dabei war die Liste sowieso schon voll.
Der Flughafen lag in der Nähe des Vegas Strip, und obwohl Peyton nicht vorhatte, den Ort zu mögen, in dem dieses Arschloch von Vater lebte, musste sie zugeben, dass die Hotels, an denen der Wagen vorbeifuhr, ein echter Hammer waren. Einige der Hotelkomplexe waren ganzen Großstädten nachempfunden – New York, Paris, Venedig –, andere waren einfach nur schillernd und glamourös. Vor einem stand ein riesiger Springbrunnen, dessen Fontäne im Takt klassischer Musik hervorsprudelte, die aus unsichtbaren Außenlautsprechern strömte. Um die Brüstung hatte sich eine staunende Menge versammelt. Alle Fußgänger auf den Gehwegen lachten und amüsierten sich. Viele von ihnen nuckelten an bunten Drinks aus ungefähr einem halben Meter großen Bechern. Es war erst Nachmittag, aber das schien niemand davon abzuhalten, Party zu machen.
Oder vielleicht war es auch einfach nur die Fortsetzung der Party vom Vorabend.
Schließlich verlangsamte die Limousine das Tempo vor zwei halbrunden, goldenen Gebäuden, die nebeneinanderstanden und sich hoch in den Himmel erhoben. Es schienen die höchsten Bauten auf dem ganzen Strip zu sein. Der untere und obere Rand eines jeden Stockwerks war in hellerem Gold abgesetzt und ganz oben schloss eine breite Blende mit verschlungener Kursivschrift den Komplex ab. Peyton hob schützend die Hand gegen das Sonnenlicht vor die Augen und versuchte, die Wörter zu entziffern. Auf dem etwas weiter entfernten Gebäude stand The Diamond Hotel, auf dem näheren The Diamond Residences.
»Wow.« Savannah drückte ihre Nase an die Scheibe, als sie in die kreisförmige Auffahrt der Residences einbogen. Stretchlimos und Luxuskarossen säumten den Bordstein und dicke Säulen umrahmten die große vergoldete Doppeltür. Zwei Männer in weißen Livreen flankierten das Entree, die Hände vor sich verschränkt, die Haare zurückgegelt, sodass sie fast identisch aussahen. Neben den beiden stand jeweils ein Podest mit einem hochmütig aussehenden, sphinxähnlichen Löwen darauf.
So etwas hatte Peyton noch nie gesehen.
Die Limousine hielt vor dem Eingang und einer der Männer öffnete die Tür an Peytons Seite. Sie stieg aus – und erstickte fast in der Wüstenglut, die ihr entgegenschlug. Sie sog die schlechte, trockene Luft ein und konzentrierte sich ganz auf ihr körperliches Unbehagen, um ihre Verblüffung zu verbergen. Sie wollte ihrem Vater verärgert gegenübertreten, nicht, als wäre sie von der vibrierenden Atmosphäre von Las Vegas fasziniert.
Ehe sie auch nur einen Schritt machen konnte, näherte sich ihnen – ebenfalls in weißer Livree – ein älterer Herr. Er hatte runzelige Haut, dünnes graues Haar und schmale Lippen, die aussahen, als würde er sie permanent zusammenpressen. Das war doch sicher nicht ihr Vater. Peyton konnte sich nicht vorstellen, dass Adrian Diamond so … alt war. Dann fiel ihr das goldene Namensschild auf, das an seinem Anzug steckte. Sofern Adrian seinen Namen nicht in Bernard geändert hatte, war er es wirklich nicht.
Peyton stieß den Atem aus und verschränkte die Arme. Ihr Vater befand es tatsächlich nicht für nötig, sie persönlich abzuholen – weder am Flughafen noch hier am Hotel. Kein guter Anfang für eine Beziehung – was auch immer Adrian Diamond darunter verstand.
Wenn er überhaupt vorhatte, eine Beziehung zu ihnen herzustellen, was sie allmählich ernsthaft bezweifelte.
»Peyton, Courtney und Savannah Diamond?«, fragte Bernard, musterte sie kurz von oben bis unten und presste seine Lippen noch fester zusammen, als sein Blick auf Peyton verweilte. Okay, sie hatte blaue Strähnen im Haar, aber es waren nur vier – und nicht mal besonders auffällige –, dennoch schien er sie zu missbilligen. Wahrscheinlich war er auch nicht direkt ein Fan von ihren zahlreichen Hot-Topic-Reifen am Arm. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und er wandte sich arrogant ab. Hoffentlich war nicht jeder in Vegas so eingebildet.
Courtney machte einen Schritt nach vorn und bestätigte, dass er sie richtig angeredet habe. Typisch für Courtney, die Führung zu übernehmen. Eigentlich sollte man ja davon ausgehen, dass Peyton als Älteste automatisch die Hauptverantwortliche war.
Schwerer Irrtum.
»Wie nett, euch endlich kennenzulernen«, sagte Bernard. »Mr Diamond lässt sich entschuldigen, dass er euch nicht persönlich begrüßen kann.«
»Natürlich«, murmelte Peyton.
Ihr Sarkasmus brachte Bernard aber nur kurz aus der Fassung. »Ich hoffe, ihr hattet eine gute Reise«, sagte er und verzog die schmalen Lippen zu einem gekünstelten Lächeln. Dann machte er eine Geste zu der riesigen goldenen Doppeltür. »Folgt mir bitte, ich werde euch zu eurem Apartment führen.«
»Was ist mit unseren Taschen?«, fragte Courtney und deutete hinter sich, wo ihre Sachen gerade aus dem Auto geladen wurden.
»Um euer Gepäck müsst ihr euch keine Gedanken machen – das bringen euch die Hotelpagen hinauf.« Er machte auf dem Absatz seiner schwarzen, auf Hochglanz polierten Schuhe kehrt und führte sie zu den Türen, die von den beiden weiß uniformierten Männern für sie aufgerissen wurden. Und dann betrat Peyton zum ersten Mal die Diamond Residences.
Sie war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte, aber auf jeden Fall nicht so was. Das Innere des Gebäudes war so prachtvoll, wie aus einer anderen Welt, dass es ihr den Atem raubte. Der Boden war mit diamantförmigen Marmorfliesen bedeckt, dazwischen bunte Mosaikmotive in Form von diversen Edelsteinen. Den breiten Weg vom Eingang zu einer kreisförmigen Bar in der Mitte der Lobby säumten unzählige Pflanzen, üppige Farne und Bäume, angestrahlt von Spotlights. An der Bar hingen jede Menge Leute ab und schlürften Cocktails und direkt dahinter konnte Peyton Spieltische und Glücksspielautomaten erkennen. Gruppen in unterschiedlichster Aufmachung, von knappen Bikiniüberwürfen bis hin zu teuren Kleidern, schlenderten mit Badetaschen, Drinks oder Shoppingtüten in der Hand umher, lächelten und unterhielten sich angeregt. Die Energie in diesem Raum war so was von ansteckend, dass Peytons Blut rauschte, während sie alles um sich herum aufnahm – und sich darauf konzentrierte, nach außen auch weiterhin gelangweilt zu wirken. Sie weigerte sich, irgendetwas von ihrem Vater zu mögen.
»Der Residences-Trakt und der Hotel-Trakt sind durch einen Gang miteinander verbunden, sodass ihr jederzeit das Hotel aufsuchen könnt, obwohl ihr in den Residences wohnt«, erklärte Bernard. Seine Lippen bewegten sich kaum beim Sprechen. »Soll ich zuerst einen Rundgang mit euch machen oder euch ins Apartment bringen?«
»Ins Apartment«, entschied Peyton knapp, ehe Courtney etwas erwidern konnte. Savannah schmollte, was Peyton jedoch einfach ignorierte. Sie wollte vor Bernard unbedingt den Eindruck vermeiden, dass sie das Ganze hier interessierte. Später würde noch genug Zeit sein, um allein auf Entdeckungstour zu gehen.
»Falls ihr es euch anders überlegt, lasst es mich einfach wissen – ich führe euch gern herum«, sagte Bernard und lotste sie den Weg zum Casino entlang.
Das Casino verströmte einen ganz eigenen Sound – klingelnde Glücksspielautomaten, klackernde Chips, die den Spielern an den Tischen vom Croupier ausgeteilt wurden, das Stimmengewirr der Leute, die ihre Einsätze in der Hoffnung auf den großen Gewinn tätigten. Und sogar einige der Automaten hier redeten mit fröhlichen, comicähnlichen Stimmen, forderten die Leute auf, doch mal ein Spielchen zu wagen, oder versuchten sie zum Weiterspielen zu überreden. Der reinste Kinderfasching. In der Luft hing ein leichter Geruch nach Zigaretten, doch das Casino musste eine gute Klimaanlage haben, denn der Geruch war nicht halb so überwältigend wie im Indian Casino in San Fran, das Peyton einmal mit ihren Freunden besucht hatte. Der rote Teppichboden war neu und plüschig, und Kellnerinnen in engen, tief ausgeschnittenen Kleidern, die ihre Modelfiguren betonten, gingen umher und servierten Drinks. An so einem Ort konnte man sich tagelang verlieren.
Peyton entdeckte ein Schild, das in Richtung Fahrstühle wies, doch Bernard ging einfach daran vorbei.
»Ich dachte, wir würden in unser Apartment gehen?«, fragte sie.
»Tun wir auch«, erwiderte er im Weitergehen, ohne sie anzusehen. »Aber für die Bewohner der obersten zehn Etagen gibt es separate Fahrstühle. Folgt mir einfach.«
Separate Fahrstühle. Für die obersten zehn Etagen. Noch nie hatte sich Peyton so fehl am Platz gefühlt. Jeder, der hier im Hotel herumlief, war top gestylt – selbst diese Bikiniüberwürfe sahen aus wie vom Designer. Zwar passte sie zu Hause auch nirgendwo so recht dazu, aber das hier war definitiv eine andere Nummer. Woraus Peyton allerdings keineswegs den Schluss zog, sich umzuziehen. Nein, sie würde sich nicht verbiegen, das tat sie zu Hause nicht und hier erst recht nicht. Stattdessen würde sie gegen den Strom schwimmen. Aus der Masse hervorstechen. Die Vorstellung versetzte ihr einen Kick.
Im Fahrstuhl steckte Bernard eine schimmernde goldene Schlüsselkarte in einen Schlitz über den Knöpfen und drückte auf 75 – die oberste Etage. Kein Wunder, dass sie hier spezielle Fahrstühle brauchten. Sonst würde die Fahrt eine Ewigkeiten dauern, wenn sie die ganze Zeit anhalten müssten, um andere ein- und aussteigen zu lassen.
»Hier sind eure Schlüssel«, sagte Bernard, zog drei identische Karten aus seiner Tasche und verteilte sie. Diamond Residences, prangte darauf in derselben verschlungenen Schrift, die Peyton ganz oben am Gebäude gesehen hatte. Sie murmelte: »Danke«, und steckte ihre Schlüsselkarte in die Gesäßtasche ihrer Shorts.
Als sie den 75. Stock erreichten, glitt die Fahrstuhltür geschmeidig auf, und Bernard geleitete sie mit einer Handbewegung in den Korridor. Dieser Korridor war mit einem dicken rubinroten Teppich ausgelegt, die Wände waren topasblau und weiß vertäfelt, Kristallkronleuchter hingen von der Decke, und aus unsichtbaren Lautsprechern erklang klassische Musik, die eine ruhige Atmosphäre verströmte. Ein krasser Gegensatz zur Hektik unten.
»Wie ihr sehen könnt, haben die Bewohner der Penthouse-Apartments hier ein eigenes Fitnessstudio«, erklärte er ihnen mit einer Geste nach rechts, während er den Gang entlangmarschierte. »Die Geräte haben alle den höchsten Standard und unsere Trainer sind hervorragend. Außerdem bieten wir Gruppenkurse an, die in dem allgemein zugänglichen Studio unten stattfinden.«
Peyton sah durch die Scheibe, die das Studio vom Korridor trennte. Daheim ging sie nie in einen Fitnessschuppen. Das übernahm Savannah für sie beide, so oft wie ihre kleine Schwester dort aufschlug, vor allem während der Volleyballsaison. Drinnen trainierte gerade ein Mädchen an einem Crosstrainer. Sie musste in Peytons und Courtneys Alter sein, doch ihr ovales Gesicht, die gebräunte Haut, ihr glattes, fast pechschwarzes Haar und ihre katzenartigen Augen ließen sie wie einen arroganten Filmstar aussehen. Neben ihr stand ein großer, braun gebrannter Typ mit braunem Haar und dunklen Augen. Süß. Sogar mehr als süß – viel heißer als Peytons aktueller Boyfriend Mike.
Apropos Mike. Peyton erinnerte sich an den Anruf, den sie in den nächsten Tagen vor sich hatte – um mit ihm Schluss zu machen. Womit er eigentlich rechnen müsste, denn es war kein Geheimnis, dass Peyton nie länger als ein paar Monate mit einem Typen zusammenblieb. Und auf Fernbeziehungen hatte sie erst recht keinen Bock.
Einem Jungen vertrauen zu müssen, der in einer völlig anderen Stadt lebte, bedeutete nichts als Ärger.
Peyton versuchte, den Gedanken an Mike zu verdrängen, und schenkte dem süßen Typen, der da trainierte, ein verführerisches Lächeln. Aber entweder bemerkte er sie nicht, oder er ignorierte sie, jedenfalls lächelte er stattdessen Savannah zu. Blödmann. Savannah schlang die Arme um ihren Oberkörper und senkte verlegen errötend den Blick.
Anscheinend stand er nicht auf Peytons Look. Peyton zuckte die Schultern. Hier gab es sicher noch andere Jungs. Außerdem hatte sie sowieso keine Lust, mit arroganten Zicken abzuhängen. Und damit meinte sie sowohl das dunkelhaarige Mädchen, das sich jetzt an den Typen wandte, etwas zu ihm sagte und lachte, als auch die Schnitte selbst.
Bernard führte sie ganz ans Ende des Korridors, bis er vor einer golden gestrichenen Doppeltür stehen blieb und die Schlüsselkarte durch den Schlitz zog. »Willkommen in eurem neuen Zuhause«, sagte er, stieß die Tür auf und winkte sie hinein.
4
Madison
Madison Lockhart konnte die Diamond-Schwestern schon jetzt nicht leiden.
Zumindest ging sie davon aus, dass sie es waren, die sie gerade am Studio hatte vorbeigehen sehen. Es kam ja schließlich nicht jeden Tag vor, dass drei einander ähnlich sehende Mädels in der obersten Etage herumspazierten. Das mussten die Töchter von Adrian Diamond sein.
Und ihre Eltern wollten auch noch, dass sie sich mit ihnen anfreundete. Never ever. Die eine sah aus wie ein totaler Freak, direkt von der Bühne des Cirque du Soleil, mit blauen Strähnchen, Goth-Reifen am Oberarm und so viel schwarzem Eyeliner, dass er für eine ganze Kleopatra-Verfilmung gereicht hätte. Die Zierliche versuchte wohl, hip auszusehen, was ihr jedoch kläglich misslang, und die Größte wirkte, als hätte sie sich gerade aus dem Bett gewälzt.
»Zwei von ihnen sind ziemlich heiß«, bemerkte Damien vom Crosstrainer neben ihr.
Madison versuchte ihren Ärger zu verbergen. »Ich wusste gar nicht, dass du auf Blondinen stehst«, sagte sie sanft.
»Stimmt. Eigentlich mag ich Brünette lieber«, erwiderte Damien mit einem verschmitzten Grinsen. »Aber nachdem meine Lieblingsbrünette nichts anbrennen lässt, muss ich zusehen, dass ich auch meinen Spaß habe.«
»Und du findest, dass diese Mädchen nach Spaß aussehen?« Madison verdrehte die Augen. »Wenn du meinst.«
Damien grinste spöttisch. »Bist du … eifersüchtig?«
»Nein.« Eifersüchtig, weil Damien diese Mädchen heiß fand? Na klar. »Aber ich glaube, der mit den blauen Strähnen hast du gefallen. Vielleicht solltest du’s mal bei ihr versuchen.«
»Mein Typ war eher die Kleine«, antwortete Damien. »Sieht am unschuldigsten aus. Und ist damit die Interessanteste.«
»Wenn du meinst«, wiederholte Madison und blickte auf ihr Display. Sie hatte bis jetzt 150 Kalorien verbrannt, ungefähr 400 konsumiert, machte netto 250. Wenn sie beim Abendessen aufpasste, würde sie es schaffen, unter ihrem maximalen Kalorienziel von 800 pro Tag zu bleiben. Natürlich musste sie auch darauf achten, was sie am Abend trank. Alkohol war kalorientechnisch nicht zu unterschätzen – ungefähr 100 pro Glas Wein, um genau zu sein. Nicht, dass Madison sich gerne betrank. Sich wie ein Zombie zu benehmen und Dinge zu machen, die sie später bereute, war nicht ihr Stil.
Obwohl ihre Beinmuskeln brannten, erhöhte sie den Widerstand des Geräts und schnappte sich die Flasche mit Eiswasser aus dem Cupholder, um einen Schluck zu trinken. Damien beobachtete jede ihrer Bewegungen. Ihr Flirt war bisher ziemlich harmlos gewesen, aber Madison wusste, dass er nicht Nein sagen würde, wenn sie die Sache intensivierte. Er sagte dieses Zeug über die Diamond-Schwestern wahrscheinlich nur, um sie eifersüchtig zu machen.
Diese Erklärung reichte Madison vollkommen aus. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass seine Bemerkungen sie irgendwie berührten. Außerdem half ihr Damiens Gegenwart dabei, sich nicht mehr ganz so schrecklich zu fühlen, weil Brett Carmel sie hatte abblitzen lassen.
Dabei waren ihre Gefühle für Brett überhaupt nicht nachvollziehbar. Ihre Freundinnen hielten ihn für einen Totalausfall. Und sie hatten ja recht. Aber seit sie ihm im letzten Schuljahr Bio-Nachhilfe gegeben hatte, wusste sie, dass er irgendwie anders war. Mit seinen dunklen tannengrünen Augen wirkte er immer so, als würde er über etwas Wichtiges nachdenken. Und – auch wenn sie das niemals zugeben würde – es faszinierte sie, dass er sich nicht um die Leute an der Goodman kümmerte, sondern weiterhin mit seinen Freunden von der staatlichen Schule abhing. Ständig redete er über Indie-Filme oder hiesige Bands – mit so was konnten Madisons Freunde nicht im Traum was anfangen. Es war wie eine andere Welt. Wenn sie Brett davon erzählen hörte, wurde sie immer ganz neugierig, wie es wohl sein würde, sich keine Gedanken darüber machen zu müssen, dass man zwei Mal innerhalb kurzer Zeit im selben Outfit fotografiert werden könnte, oder wie man die Leute aus der Clique unterhalten konnte. Eigentlich hatte sie die perfekte Balance hergestellt: Sie war gleichzeitig charmant, witzig, selbstbewusst, offen gegenüber ihren Freunden, verschlossen gegenüber jenen, die nicht mithalten konnten, und sie liebte diese Kontrolle. Aber manchmal war das auch ganz schön anstrengend.
Vor Brett hätte sie niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, sich an einen Außenseiter wie ihn ranzumachen. Aber wie er sie vor zwei Wochen im Myst angesehen hatte, als sie praktisch den ganzen Abend über geknutscht hatten – so als ob ihm wirklich etwas an ihr lag. Als ob die Möglichkeit einer echten Beziehung zwischen ihnen bestand.
Andrerseits hatte er an jenem Abend getrunken. Und sie gleich am nächsten Tag wissen lassen, dass sie für ihn nicht mehr als ein guter Kumpel sei, dass sie einfach zu verschieden für »mehr« seien und dass sie lieber wieder zu dem vorigen Status zurückkehren sollten.
Pech für Madison, dass sie anderer Meinung war. Er konnte doch unmöglich ignorieren, wie sehr die Chemie zwischen ihnen gestimmt hatte?! Aber seine Ablehnung weckte nur noch mehr Verlangen in ihr. Er würde heute Abend im Myst sein. Und Madison würde schon einen Weg finden, sein Verlangen nach ihr zu wecken.
Dieser Entschluss verpasste ihr einen solchen Kick, dass sie jetzt auch noch die Geschwindigkeit an ihrem Crosstrainer erhöhte. Sie hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt, bei Jungs zu landen. Warum sollte es mit Brett anders sein?
»Madison?« Damiens Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
Sie versuchte Brett auszublenden. »Ja?«, sagte sie betont fröhlich.
»Du wirkst irgendwie bedrückt. Ist alles in Ordnung?« Damiens Ausdruck wurde weicher und Madisons Herz zuckte schuldbewusst. Warum eigentlich wollte sie nicht ihn statt Brett?