Die Alb-Traumfabrik - Bamberg Till - E-Book

Die Alb-Traumfabrik E-Book

Bamberg Till

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Beschreibung

Kaum jemand würde im realen Leben darauf kommen, sich freiwillig in den Dunstkreis seiner persönlichen Ängste zu begeben. Was aber treibt uns dazu, unsere Nase in ein blutrünstiges Buch zu stecken, oder sich vor die große Leinwand zu lümmeln, um sich den Grausamkeiten von Monstern, Tod und Teufel auszusetzen? Und warum macht es so viel Spaß, all diese Dinge auf sein Publikum loszulassen? Dieser Sache wollten wir auf den modrigen Grund gehen und sprachen mit "Opfern" und "Tätern" dieser medialen Scheußlichkeiten. Filmfreaks, Filmschaffende, Filmkomponisten, Autoren, Synchronsprecher und Spezialeffektekünstler stellen sich und ihre Arbeit vor, lassen uns hinter die Kulissen blicken und erzählen darüber, wie sie auf die Seite der dunklen Künste gezogen wurden, was "Horror" ausmacht und was seit über 130 Jahren daran so fasziniert. "Hier wird der Kinosessel zum Elektrischen Stuhl!" - Deutscher Werbetext für EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL -

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Till Bamberg, Holger Borgstedt, Mike Blankenburg

Die Alb-Traumfabrik

© 2019 Till Bamberg, Holger Borgstedt, Mike Blankenburg

Umschlag - Illustration: Miles Teves

Lektorat, Korrektorat: Melanie Borgstedt, Lexi Konrad, Holger Borgstedt

Übersetzung: Till Bamberg, Holger Borgstedt

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-7497-4401-5

Hardcover:

978-3-7497-5559-2

e-Book:

978-3-7497-5560-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

„You’re just a freak – like ME!“

Der Joker in THE DARK KNIGHT

Inhaltsverzeichnis:

Prolog

Der Alb-Traumkonsument (DATK)

Die Alb-Traumfabrikanten (DATF)

Ralf Möllenhoff

Nick Benson

Douglas McKeown

Michael Miner

Ethan Wiley

Kevin Connor

Miles Teves

Jack Sholder

Torsten Sträter

Dave Elsey

Steve Johnson

Philippe Mora

Fabio Frizzi

Barney Burman

Jeffrey S. Farley

Jeff Lieberman

Philipp Rathgeber

Elisabeth Mader

Rick Lazzarini

Martin Keßler

Steve Wang

Kai E. Bogatzki

Charles Rettinghaus

Epilog

1.000 Dank an 1.000 Leute

Prolog

Wenn das Licht im Kinosaal ausgeht und wir genau wissen, dass wir in den kommenden zwei Stunden aus absolut freien Stücken mit Angst und Schrecken konfrontiert werden. Wenn wir daran denken, wie wir damals mit offenem Mund und großen Augen vor den Kino-Schaukästen standen und Szenenfotos und Plakate von Gruselfilmen in uns aufsaugten, deren Bilder wir bis heute nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Wenn wir billige Horror-Romanhefte verschlangen und unser Taschengeld für solch unheimliche Hörspielreihen wie DIE GRUSELSERIE VON H.G. FRANCIS oder GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR über den Jordan ging. Wenn wir als Kinder heimlich durch den Spalt der Wohnzimmertür spickten, um einen verbotenen Blick auf den Schlangenkopf der fiesen Medusa zu werfen und hofften, dabei nicht zu einer SHAKER MAKER-Figur zu erstarren … waren oder sind wir dann tatsächlich nicht normal im Kopf? Waren wir ein Fall für den Kinderpsychologen? Was ist der Reiz daran, sich grausigen Fratzen, mörderischen Monstern, brutalen Schlitzern, Schlägern, Serienkillern und anderen Unsympathen auszusetzen?

Wir suchten nach Antworten bei uns selbst und bei denjenigen, die uns all diese grausigen Szenarien bescherten.

Hierfür konnten wir ganz großartige Künstler gewinnen, die fast alle mit uns die Begeisterung für eine ordentliche Gänsehaut teilen, die uns aus ihrer Sicht erklären, wie sie ihr potenzielles Publikum zum Schwitzen bringen, welche Motivation sie zu diesen medialen Missetaten treibt, was sie eventuell sogar als Zuschauer oder Leser an der Thematik so reizt und wie sie einst überhaupt dazu kamen, sich mit solch wunderbaren Scheußlichkeiten zu befassen.

Die zum Teil aus der hintersten Kellerkiste herausgekramten und vereinzelt bisher unveröffentlichten Bilder der befragten Künstler wurden hierbei ganz bewusst NICHT per Photoshop auf Hochglanz gebürstet, da wir den ursprünglichen Retrocharme erhalten wollten.

All die Personen, die sich an dem hier vorliegenden Buch beteiligten, welches nun auf euren (hoffentlich zitternden) Knien liegt, waren direkt von der Idee begeistert, euch sich und ihre Arbeit näher zu bringen, aus dem kreativen Nähkästchen zu plaudern und sich selbst bezüglich "Tod & Teufel" zu hinterfragen.

Und auch wenn der ein oder andere Name nicht jedem Leser ad hoc ein Begriff sein sollte, so werdet ihr spätestens jeweils nach deren einleitenden Kurzportraits merken, dass es zum größten Teil genau DIESE Leute waren, die nicht nur für all die medialen Adrenalinkick-Ausgeburten, sondern auch für die schrecklichen Filme zuständig waren, deren Poster wir damals in den Kino-Schaukästen begafften.

Schnell wurde in all den Gesprächen mit ihnen klar, dass sowohl die Alb-Traumkonsumenten, als auch die Alb-Traumfabrikanten in der Regel eines gemeinsam haben: die Leidenschaft für das Genre und für den Film an sich.

DIE ALB-TRAUMFABRIK ist ein Nerd-Projekt und die folgenden Interviews fanden auf Augenhöhe zwischen Filmverrückten statt, von denen die eine Seite beschlossen hat, ihren Traum zum Beruf zu machen und die andere Seite, sich der Fantasie ihrer beeindruckenden Gänsehaut-Ideen und Kreationen hinzugeben.

Und nun folgt uns in die Welt der Mumien, Monster, Mutationen, Maschinenmenschen, Riesenkraken, Schleim, Schimpf und Schande. Viel Spaß wünschen DIE ALB-TRAUMKONSUMENTEN (DATK).

Till, Holger & Mike

Der Alb-Traumkonsument (DATK)

DIE ALB-TRAUMFABRIK. Der Titel dieses Nachschlagewerkes, welches uns auf den kommenden Seiten in die finsteren Abgründe der Filmgeschichte begleiten wird, könnte passender nicht sein. Seit nunmehr weit über 100 Jahren wird fabriziert, was uns als Zuschauer Angst und Bange machen soll. Und die Maschinerie läuft und wird von den kreativen Machern hinter den Kulissen am Leben gehalten. Masken- und Kostümbildner, Kameramänner, Komponisten, Produzenten, Drehbuchautoren und Regisseure; sie alle sind kleine Räder in einem großen Getriebe, das mittlerweile Angst und Schrecken wie am Fließband produziert. Denn nichts ist heutzutage so sicher wie das Amen in der Kirche und wie das Verlangen des Publikums, sich vor den bewegten Bildern auf der großen und kleinen Leinwand zu fürchten. Dieser Faszination wollen wir auf den Grund gehen; aber nicht ohne vorher auch einen Blick auf die Geschichte des phantastischen Films und seiner fortwährenden Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte zu werfen.

Wie meine beiden Kollegen Till und Holger, so bin auch ich ein Kind der alten Schule. "Old School" nennen wir es im heutigen modernen Sprachgebrauch. Ich bin mit den Klassikern des Genres groß geworden, mit denen sich die jüngeren Zuschauer heutzutage kaum noch identifizieren können. HALLOWEEN von John Carpenter, ein Meisterwerk und Musterbeispiel für subtilen Spannungsaufbau, empfinden viele dieser Generation als "langweilig" und "schleppend", weil er nicht mehr den aktuellen Sehgewohnheiten entspricht. Ich weiß das aus Erfahrung: während meine Kinder vom Original enttäuscht waren, klebten sie an der jüngsten Auflage des Franchise von 2018 wie gebannt am Bildschirm. Und wenn man in den Filmgruppen bei Facebook und in den Foren aufmerksam die Resonanz zu diesem Film verfolgte, so waren es größtenteils Fans des Originals, die mit der Neuinterpretation des Stoffes kaum etwas anzufangen wussten. Hier muss ich allerdings für das zeitgemäße Sequel in die Bresche springen, denn ich fand die Variante hervorragend. Dieses Beispiel spiegelt aber auch wider, wie unterschiedlich Filme von Generationen interpretiert und wahrgenommen werden.

Von dieser (was meinen persönlichen Geschmack betrifft) positiven Ausnahmeerscheinung abgesehen, präferiere ich als Zuschauer die guten alten Klassiker. Filme, die durch liebevoll gestaltete Settings bestechen, von unheimlicher Atmosphäre geradezu durchflutet sind, weil ihre Macher die Klaviatur des Schreckens beherrschten und es verstanden, mit kleinstem Aufwand ein Höchstmaß an Spannung und Dramatik zu erzeugen, während man sich heutzutage fast ausschließlich nur noch auf die Effektkunst aus dem Computer verlässt. Stimmung und Atmosphäre sind dem vorhersehbaren Grauen gewichen; produziert und konsumiert wird das, was man den Massen als "Event" verkaufen kann.

Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich seinerzeit als kleiner Knirps gebetet hatte, meine Mutter möge früh genug einschlafen, damit ich an einem Donnerstag zu mitternächtlicher Stunde heimlich im ZDF im Rahmen der Reihe DER PHANTASTISCHE FILM den Klassiker DRACULA mit Christopher Lee gucken konnte. Ein wirklich wunderbarer Genre-Beitrag, der all das vereint, was in meinen Augen einen guten Grusel-/Horrorfilm auszeichnet. Es war jene Figur des aristokratischen Blutsaugers, der seine spitzen Zähne bedrohlich bleckte und in die blassen Hälse junger, tief dekolletierter Damen bohrte. Mit diesem Auftritt galt der Brite fortan für mich als die ultimative Verkörperung des Bösen. Ein Image, das der beliebte Mime Zeit seines Lebens und seiner Jahrzehnte umfassenden Karriere niemals richtig abstreifen konnte. Trotz zahlreicher Auftritte auf der Seite des Guten, war er überwiegend auf die Rolle des Schurken abonniert. Und ich liebte ihn dafür. Seine Darstellung des Antagonisten hatte immer Stil, Klasse und Charisma. Vielmehr war es seine Aura, die auf mich faszinierender wirkte als das Böse an sich. Und so entfachte Christopher Lee mit seinem Auftritt in DRACULA meine Leidenschaft für das Phantastische und das Unheimliche.

Damals, in den frühen 80er Jahren, war die Technik allerdings noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Empfehlungen für das TV-Programm holte man sich nicht über eine App des TV-Senders, sondern man nahm noch eine Fernsehzeitschrift zur Hand, die ich bei Erscheinen regelmäßig auf die Höhepunkte der Woche durchsuchte. Und weil man schon damals die Bequemlichkeit des Publikums fördern wollte, gab es samstags die halbstündige und komplett von einem Sprecher vorgelesene Programmvorschau der ARD und sonntags die des ZDF. Auf diese Weise wurde ich auf weitere Perlen wie DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN oder THE FOG – NEBEL DES GRAUENS aufmerksam, die mein Bedürfnis nach gruseliger Unterhaltung befriedigten und meine Leidenschaft für das Genre vertieften. Wirft man einen Blick auf das heutige Programm der Öffentlich Rechtlichen und auch der zahlreichen Privatsender (Sparten-Kanäle wie TELE 5, Kabel 1 Classics oder TNT Film einmal ausgenommen), ist es kaum vorstellbar, dass in der Blüte meiner Jugend ARD, ZDF und maßgeblich auch (damals noch) RTL Plus zu den Quellen zählten, aus denen man mitunter in punkto klassischen Horror und europäischem Genrekino aus dem Vollen schöpfen konnte. Diese Zeiten, in denen in einem Format wie HILDES WILDE HORRORSHOW Kultfilme wie DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN, DAS BÖSE oder TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN und MANIAC COP ungekürzt im deutschen Fernsehen erstaufgeführt wurden, sind mittlerweile vorbei und ausgestorben wie die guten alten Kleinkinos und Videotheken. Als es diese aber noch gab, waren sie für mich (sobald ich volljährig war) die erste Anlaufstelle um diese nach den Titeln zu durchforsten, die sich bei mir von Kindheit an ins Gehirn gebrannt hatten. Als das Label ASTRO Ende der 90er Jahre damit begann, KULT-KLASSIKER UNGESCHNITTEN im Rahmen der SCHWARZEN SERIE zu veröffentlichen und auf diesem Gebiet Pionierarbeit zu leisten, war für mich die Zeit gekommen, mein eigenes Filmprogramm zu gestalten. Da ich (angefixt durch die Filmsammlung meines damaligen Schwagers Klaus) bereits Ende der 70er Jahre in meiner Jugendzeit mit dem blutrünstigen Handwerk der Italiener in Gestalt von Lucio Fulcis WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES in Berührung kam, wurden die Augen auch nach Filmen aufgehalten, die das magische Wort "Zombie" enthielten. Es war wie eine Kettenreaktion und ein Film folgte dem nächsten; mein Videorekorder spielte in schöner Regelmäßigkeit berüchtigte Machwerke wie EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL, DIE RACHE DER KANNIBALEN, MAN-EATER oder DER NEW YORK RIPPER ab. Mit der Möglichkeit, in den Videotheken ein- und ausgehen zu können wie ich wollte, keimte in mir der Trieb des Neandertalers auf, diese Filme zugleich auch sammeln zu wollen.

Doch irgendwann befriedigte es mich nicht mehr, immer nur zwei Filme hintereinander auf ein 180-Minuten-Tape von BASF zu kopieren, vielmehr wollte ich die Originale besitzen. Hierfür bot sich die Möglichkeit, entweder eine der damals noch eher seltenen Film- und Video-Börsen aufzusuchen oder in der MOVIESTAR nach Verkaufsanzeigen Ausschau zu halten und Kontakte zu Mailordern zu knüpfen. Und mit der Zeit trugen die ominösen Käufe nach per Post geschickter Titelliste und per Einschreiben versendetem Bargeld Früchte, und die ersten Kassetten von JPV AUSTRIA fanden den Weg in mein Regal. Heute weiß ich natürlich, dass diese Auflagen Bootlegs waren, aber es war auch der Beginn, meine Leidenschaft für das phantastische Genre auf ein neues Level zu bringen. Mittlerweile bin ich im Zuge der Markteinführung der DVD und später der BD auf die runde Scheibe umgestiegen, und was vor 20 Jahren mit wenigen Filmen begann, hat sich zu einer umfangreichen Sammlung ausgeweitet, für die ich mittlerweile ein eigenes Zimmer benötige. Auswirkungen auf meine Psyche hatten in der Grundschulzeit weder die Präsenz eines Christopher Lee oder die der geisterhaften Seefahrer aus John Carpenters Gruselmär THE FOG – NEBEL DES GRAUENS, noch Jahre später der handgemachte Splatter, der das italienische Horrorkino der ausgehenden 70er und frühen 80er Jahre auszeichnete. Im Gegenteil: Mich hatte vielmehr fasziniert, wie man es geschafft haben mag, Olga Karlatos in WOODOO einen Holzsplitter ins Auge zu treiben und sie ein Jahr später in GROSSANGRIFF DER ZOMBIES wieder makellos erscheinen zu lassen. Sicherlich war für mich als jugendlicher Neueinsteiger solch schreckliche Szenen zu sehen eine Herausforderung, die mit jedem weiteren Film wuchs, bis ich irgendwann abgehärtet war. Die Faszination und das Interesse daran stecken allerdings nach wie vor in mir. Regelmäßig greife ich gezielt nach den Filmen, die den Grundstock für dieses ganz besondere Hobby legten. Mittlerweile verarbeite ich meine Leidenschaft für die Vielseitigkeit des Genres als Herausgeber eines eigenen Filmmagazins und schreibe Begleittexte zu Veröffentlichungen von Titeln wie WHITE ZOMBIE, SOMMER DER ANGST, KATZENAUGE oder DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN.

Ob blutsaugende Vampire (NUR VAMPIRE KÜSSEN BLUTIG), reißende Werwölfe (AMERICAN WEREWOLF), mordende Mumien (DIE RACHE DER PHARAONEN), bösartige Hexen (SUSPIRIA), vom Teufel Besessene (DER EXORZIST), schleimige Mutationsmonster (DAS ALIEN AUS DER TIEFE), extraterrestrische Invasoren (DIE DÄMONISCHEN), verfluchte Häuser (BIS DAS BLUT GEFRIERT), polternde Geister (INSIDIOUS), paranormale Phänomene (CARRIE – DES SATANS JÜNGSTE TOCHTER), der wankende Untote mit Appetit auf Frischfleisch (ZOMBIE) und der von Wut und Aggressionen angetriebene Virus-Irre (28 DAYS LATER) – Horror hat viele furchteinflößende Gesichter und Schreckensgestalten hervorgebracht und blickt auf eine lange filmische Tradition zurück. Zwischen atemberaubendem Nervenkitzel und wohlig-gruseligem Schauer nehmen Horrorfilme die Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Schaut man einmal genauer hin, überraschen die Vielfalt der Geschichten, die unterschiedlichen Erzählweisen und die Stilistik der Filme, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie rühren an menschlichen Ur-Ängsten und spielen mit der tiefsitzenden Furcht vor dem Unbekannten. Geschehnisse, für die wir keine rationale Erklärung haben, beunruhigen uns genauso sehr wie die unsichtbare, nicht greifbare Gefahr, die in der Dunkelheit lauert. Dennoch (oder vielleicht gerade deshalb) haben Filme, die mit unseren Ängsten spielen, einen so hohen Unterhaltungswert und ziehen die Zuschauer massenhaft in ihren Bann. Man bedenke nur, wie viele Genre-Beiträge in dunklen Wäldern spielen, in finsteren Katakomben und Kellergewölben oder auf engstem Raum. Leichtfertig werden diese Schauplätze als Teil des Horror-Klischees abgetan, wobei man in der Regel in diesem Zusammenhang eigentlich vielmehr von "genretypischen Versatzstücken" spricht. Und jetzt einmal unter uns: Welche Wirkung soll ein Horrorfilm, der an einem wunderschönen, sonnendurchfluteten Sommertag spielt, auf den Zuschauer haben? Keine, weil die meisten von uns sich bei diesem Szenario wohl, aber nicht unbehaglich fühlen. Das ganze Leben ist eine Verkettung von Klischees, und Filme spiegeln diese wider. Ohne diese Klischees würde sich der Schrecken in Wohlgefallen auflösen; die Spannung würde sich nicht ins Unermessliche steigern, wenn im Augenblick der Gefahr, auf dem Höhepunkt der Dramatik, das Auto nicht seinen Geist aufgeben oder das Handy nicht versagen würde. Man greift als Autor und Regisseur nach den Mitteln, die am wirkungsvollsten sind. Ja, es sind Klischees, aber ohne sie würde der Schrecken auf der Leinwand nicht funktionieren. Seit Beginn der Filmgeschichte hat das Horror-Genre Konjunktur und bringt stetig eine beeindruckende Palette an Produktionen hervor, die auf ganz unterschiedliche Weise die Nervenstärke der Zuschauer auf den Prüfstand stellen.

Der klassische Horrorfilm blickt dabei auf eine lange Vorgeschichte zurück: Von den deutschen expressionistischen Schauerstücken wie DAS CABINET DES DR. CALIGARI oder NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (beides Meilensteine der Filmgeschichte), über die große Zeit der UNIVERSAL-Monster wie DRACULA, FRANKENSTEIN oder DER WOLFSMENSCH, bis hin zum preisgünstigen Entertainment für die Autokinos der 50er und 60er Jahre. Nicht zu vergessen die farbenprächtigen Neuauflagen der UNIVERSAL-Monster durch die altehrwürdige britische Produktionsschmiede HAMMER FILMS, die mit Beiträgen wie FRANKENSTEINS FLUCH oder dem bereits von mir genannten DRACULA den Begriff des "Gothic Horror" prägten, von dem sich auch das italienische Gruselkino inspirieren ließ und mit Mario Bavas DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT ein audio-visuell formvollendetes Meisterwerk im Stil britischer Schauerromantik in die Lichtspielhäuser brachte. Zwar ohne DRACULA, der hierzulande von der Titelschmiede bemüht wurde, aber mit beachtlichem Erfolg. Zu der Zeit, als Bava in seinem Heimatland den Giallo als stilistisches Aushängeschild gewöhnlicher Whodunit-Stoffe auf den Weg brachte, setzten die Briten weiterhin auf weitaus phantastischere Geschichten.

Während die Jekyll/Hyde-Thematik (SCHLAG 12 IN LONDON), Werwölfe (DER FLUCH VON SINIESTRO) und Mumien (DER FLUCH DER MUMIE) eher stiefmütterlich behandelt wurden, setzte man verstärkt auf die unterschwellige Erotik, die von den Vampiren ausging, oder auf den morbiden Mad Scientist-Charakter eines Dr. Frankenstein. Neben zahlreichen Verfilmungen des Mary Shelley-Stoffes folgten sowohl weitere Bram Stoker-Adaptionen seiner Blutsauger-Figur, als auch zu Beginn der 70er Jahre die "Karnstein-Trilogie", nach Motiven der Novelle CARMILLA, DER WEIBLICHE VAMPIR von Joseph Sheridan Le Fanu.

In den USA begann unterdessen ein gewisser Herschell Gordon Lewis damit, das Genre vorsichtig in eine neue Richtung zu lenken. 1963 lieferte er mit BLOOD FEAST einen Streifen ab, der erstmals in der Filmgeschichte graphisch explizite Gewaltszenen enthielt. Der Regisseur gilt für diese Pionierarbeit als Begründer des Splatter- und Gore-Genres und legte nach dem Erfolg des ersten Films mit TWO THOUSAND MANIACS! und COLOR ME BLOOD RED nach. Der erste Stein war gelegt, doch bis auch andere Regisseure auf Lewis´ Pfaden wandelten und sich vermehrt Sex und Gewalt als Stilmittel durchsetzten, sollten noch ein paar Jahre ins Land ziehen. Bis dahin setzten die Filmemacher weiterhin auf klassischen Grusel und bemühten die althergebrachten Stilmittel, wie das durch den Expressionismus inspirierte Zusammenspiel von Licht und Schatten, gruselig arrangierte Settings voller Staub und Spinnweben, knarrende Türen, unheimliche Schritt- und Klopfgeräusche sowie Blitz und Donner.

Als ein wahrer Meister auf dem Gebiet des Schreckens erwies sich William Castle, der es durchaus verstand, seine Filme angemessen zu bewerben. Eine seiner kuriosen und makabren Ideen war eine Lebensversicherung über 1.000 US-Dollar, die für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass jemand während der Filmvorstellung an Todesangst sterbe, an die Hinterbliebenen ausbezahlt würde.

Bei SCHREI, WENN DER TINGLER KOMMT wurden wurmartige Puppen in den Zuschauerraum geworfen und an den Sitzen eine Mechanik installiert, die per Knopfdruck den Kinosessel vibrieren ließ. Für DAS UNHEIMLICHE ERBE wurde dem Publikum eine spezielle Anaglyphenbrille ausgehändigt, damit besonders nervenschwache und ängstliche Zuschauer mit dieser Brille schreckenerregende Gestalten ausblenden konnten. Obwohl von der Konkurrenz müde belächelt, wurde die Idee dieser werbewirksamen Gimmicks häufig gerne übernommen, so wurden zum Beispiel 1973 bei der Aufführung von DER EXORZIST Kotztüten verteilt, damit sich Zuschauer mit empfindlichen Mägen in diesen (angesichts der ekelerregenden Szenen auf der Leinwand) "erleichtern" konnten. Auf diese Gimmicks greifen auch heutzutage noch Vertriebe und Labels zur besseren Promotion ihrer Filme zurück. Das Spiel mit der Angst und dem, was uns auf der Leinwand oder dem Bildschirm daheim erwartet, wird auf diese Weise auf den Höhepunkt getrieben. Psychologisch betrachtet ist es am Beispiel der Folter nicht der Schmerz selbst, sondern vielmehr die Androhung von Schmerz, die uns verzweifeln lässt. Oder der Gang zum Zahnarzt: Die Behandlung lässt man über sich ergehen, sie ist (wenn es nicht gerade eine Wurzelbehandlung ist) in den meisten Fällen gar nicht so schlimm wie man es sich zuvor ausgemalt und seine Angst davor auf Hochtouren gebracht hat. Und so verhält es sich auch bei solchen raffinierten Marketing-Schachzügen, wobei wir uns als Zuschauer nur allzu gerne auf die Folter spannen lassen.

William Castle produzierte und inszenierte nicht nur B-Movies, sondern tat sich, allen Widerständen des Major-Studios PARAMOUNT PICTURES zum Trotz, auch als einer der Produzenten von ROSEMARIES BABY hervor. Basierend auf Ira Levins gleichnamigen Roman schuf Roman Polanski, der ein Jahr zuvor mit TANZ DER VAMPIRE eine gekonnte Parodie auf das Vampirfilm-Genre abgeliefert hatte, einen Beitrag, der Okkultismus und schwarze Magie thematisierte. Als kurze Zeit später das satanische Treiben der Manson-Bande für Schlagzeilen sorgte, dem (welch grausame Ironie des Schicksals) Polanskis damalige hochschwangere Lebensgefährtin Sharon Tate zum Opfer fiel, wirkte sich die Faszination für Teufelsanbetung und blutige Rituale zu einem neuen Phänomen auf der Leinwand aus. Setzte ROSEMARIES BABY noch verstärkt auf subtile Spannung und eine bedrohliche Atmosphäre, waren die ausgehenden 60er Jahre vor allem von einer Bewegung geprägt, die Herschell Gordon Lewis´ Weg nun konsequent weiterging und die erhebliche Auswirkungen auf das Genre, die Filmschaffenden und ihre Werke hatte.

Das alles geschah in einer Dekade der Revolution, die nicht über Demonstrationen und Kundgebungen stattfand, sondern bei der die kritischen Anliegen der Filmemacher in bildlichen Metaphern auf Zelluloid gebannt wurden. Junge Regisseure, wie etwa ein George A. Romero, wollten sich dem Druck großer Studios und Verleiher nicht mehr beugen, geschweige denn sich einen zensorischen Maulkorb umlegen lassen. In Zeiten von Studentenbewegungen und Demonstrationen nahmen sie kein Blatt mehr vor den Mund, um mit ihren sozial- und gesellschaftskritischen Intentionen den Nerv des Publikums zu treffen. Eine kleine, unabhängige Szene von Filmemachern verzichtete bewusst auf subtile Andeutungen oder Verschleierungen und griff mit schonungslosen Bildern die Werte der Gesellschaft an, was als Provokation, aber auch als Illustration einer neuen Sicht auf die Politik und das System gesehen werden kann. Vor diesem Hintergrund entstand DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN, jener S/W-Klassiker aus meiner Jugendzeit. Sicherlich dienten bereits zuvor zahlreiche Monster als Manifestation konkreter gesellschaftspolitischer Ängste, besonders den Atomparanoia-Filmen der 50er Jahre wie Gordon Douglas´ FOR-MICULA oder Jack Arnolds TARANTULA, aber Romero war der erste, der unbestreitbar einen kritischen "Subtext" ausformulierte und an die Oberfläche treten ließ. Es ist nahezu unmöglich, DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN anders zu sehen als eine pointierte Beschreibung realer gesellschaftlicher Zustände; als linke Kritik an Rassismus, Klassenkampf und Kapitalismus.

Nicht zuletzt die Suche nach einem guten Job trieb Ende der 60er Jahre auch einen nicht mehr ganz jungen, aber fraglos zornigen Mann in die unabhängige Filmszene der amerikanischen Ostküste, wo von Hardcore-Pornografie bis zu spekulativen Genrefilmen viel, schnell und vor allem günstig gedreht wurde. Die Rede ist von Wes Craven, der als "Mitläufer" dieser Bewegung junger, unabhängiger Filmemacher galt und sich als Autor und Regisseur mit dem Produzenten Sean S. Cunningham zusammentat. Nach der Arbeit an einem Hardcore-Streifen wollte man einen möglichst nach medialer Aufmerksamkeit schreienden Film für die sogenannte "Second Bill" realisieren, das billige Beiprogramm der Autokinos und kleinen Lichtspieltheater. Dieses Vorhaben gelang 1972 mit dem kontrovers diskutierten MONDO BRUTALE, der hierzulande auch unter seinem alternativen Originaltitel THE LAST HOUSE ON THE LEFT bekannt und (trotz seiner jahrzehntelangen Beschlagnahmung) weit verbreitet ist. Dieses besagte Verbot aufheben zu lassen, gelang dem aktuellen Rechte-Inhaber, TURBINE MEDIEN, nach einem 5 Jahre andauernden Kampf vor Gericht. Mit diesem, bis heute noch immer umstrittenen Streifen, revolutionierte auch Craven maßgeblich die Art und Weise wie Horrorfilme gedreht wurden und gab dem Genre durch seinen kritischen Bezug auf den Vietnamkrieg eine fast politische Botschaft, was die Darstellung von Gewalt und Folter anbelangt. Mit seinem Beitrag löste er eine Welle harter Terrorfilme aus, aus der zwei Jahre später mit KETTENSÄGEN-MASSAKER alias BLUTGERICHT IN TEXAS von Tobe Hooper ein weiterer Klassiker des Genres hervorging und diese Entwicklung eine Vielzahl von Filmen im dreckigen Look der 70er Jahre folgen ließ. Mit MONDO BRUTALE brachte Craven aber auch ein weiteres, bis heute populäres Subgenre des Horrorfilms auf Kurs: Ausgehend von der brutalen und kaltblütigen Art und Weise, mit der "Wohlstandsbürger" die Vergewaltigung und Ermordung ihrer Tochter an deren Peinigern rächten, entwickelte sich aus diesem Plot heraus das sogenannte "Rape´N´Revenge-Movie", dem zahlreiche Nachahmer wie ICH SPUCK´ AUF DEIN GRAB oder MUTTERTAG folgten.

1978 war auch das Jahr, in dem George A. Romero mit ZOMBIE der Geschichte des Horrorfilms ein weiteres Kapitel hinzufügte, das wiederum auf seinem Debüt DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN aufbaute. Dieser Film gab 10 Jahre zuvor den Startschuss, nahm das seit WHITE ZOMBIE weitgehend etablierte Zombie-Motiv auf und erweiterte es durch signifikante Punkte, die von da an das Bild des Untoten in der Popkultur bestimmen sollten. WHITE ZOMBIE, hierzulande auch unter dem deutschen Alternativtitel IM BANNE DES WEISSEN ZOMBIES erschienen, zählt mit zu den ersten klassischen Genre-Beiträgen der Filmgeschichte. Die für 5.000 US-Dollar in Szene gesetzte Schauermär ist innerhalb ihrer phantastischen Auslegung fest im mystifizierten Ursprung des haitianischen Voodoo-Zaubers und Aberglaubens verortet. Die Hauptrolle des dem Okkulten zugeneigten Legendre spielte seinerzeit einer der bedeutendsten Schauspieler des klassischen Horrorfilms: Bela Lugosi. Auf der Erfolgswelle seiner gefeierten Graf Dracula-Interpretation surfend, versuchte er in WHITE ZOMBIE den Kinogängern das Fürchten zu lehren. Und wie es nicht anders zu erwarten war, spielte er diese Rolle grandios. Wenn er mit Hut und langem schwarzen Mantel in Begleitung seiner untoten Schergen über die Friedhöfe marschiert, oder in Gesellschaft eines krächzenden Geiers im Mondschein aus einer Kerze eine Voodoopuppe schnitzt, zeigt er uns wieder einmal eindrucksvoll, warum der eitle Schauspieler eine Ikone der Filmgeschichte und einer der größten Horrorstars aller Zeiten war. Lugosi blühte in der Rolle richtig auf und entfachte in einer Mischung aus übertriebenem Ehrgeiz und falsch verstandenem Anspruch an sich und seine Rolle eine faszinierende Over-the-Top-Performance, bei der der Zuschauer durch seinen zuweilen angsteinflößenden Blick durch den Zoom der Kamera in Grund und Boden gestarrt wird. Sein stechender Blick in DRACULA schrieb Filmgeschichte und zählt auch heute noch zu den vielzitierten Qualitäten des Werks. Deswegen verwundert es auch kaum, dass der Schauspieler sein berühmtes Augenpaar bereits kurze Zeit später in WHITE ZOMBIE abermals prominent zur Schau stellen durfte. Dieser frühe Tonfilm verrät in jeder Szene, wie stark sich Victor Halperins Werk am deutschen Expressionismus orientiert, dessen Einfluss in Gestalt grotesk verzerrter Kulissen und einer kontrastreichen Beleuchtung, die durch gemalte Schatten unterstützt wird, deutlich spürbar ist. Daneben ist es aber vor allem die betont übertriebene gestische Spielweise der Darsteller, die das Expressionistische dieser Filmströmung kennzeichnet. Sie ist dem künstlerischen Vorläufer – dem Bühnenexpressionismus – angelehnt. WHITE ZOMBIE wandelt bravourös auf den Spuren des Stummfilms und ihm gelingt dabei der Sprung in eine neue Ära: die des Tonfilms. Bela Lugosi bewegte sich auf dem einen Parkett genauso sicher wie auf dem anderen. Die Dialoge sind eher zweitrangig, es dominieren viele Szenen, deren stimmungsvolle Bilder mehr zum Ausdruck bringen als 1.000 Worte. Lugosi war als Voodoo-Zauberer schlicht und einfach großartig. Seine Augen, seine Gesten, seine Stimme greifen direkt ins Herz und machten ihn unvergesslich. Der Film ist sicherlich eines der besten und stimmungsvollsten Werke aus der Frühzeit des Tonfilms und einer der wenigen Titel, die im Vergleich zu vielen anderen Horrorklassikern aus dieser Ära, wirklichen Grusel erzeugten. Die unheimliche Atmosphäre, die unheilvolle Aura Legendres, wurde durch das Spiel des Darstellers und seiner äußeren Erscheinung noch verstärkt und zu einer bedrohlichen Gestalt skizziert, der man lieber nicht begegnen möchte. Vom hypnotischen Blick einmal abgesehen, sind die buschigen schwarzen Augenbrauen, die spitz zur Stirn zulaufende Haarsträhne und die knorrigen langen Finger, die (wie eine gespenstische Kralle) die Untoten befehligen und steuern, sprich: Die Äußerlichkeiten, die im Gesamtbild Unbehagen gegenüber der dargestellten Figur erzeugen. Heutzutage unvorstellbar, aber so wurde in den frühen Anfängen die Angst des Publikums geschürt.

Knapp 40 Jahre später ging Romero die Thematik ganz anders an und fügte der Darstellung des Zombies etwas mehr Realismus hinzu. Sie wurden hier erstmals nicht als durch Zauberkraft erweckte, willenlose Voodoo-Sklaven dargestellt, sondern als aus eigener Kraft aus den Gräbern steigende lebende Tote. Und darüber hinaus wurde weniger angedeutet, sondern vielmehr ausgespielt, was diese lebenden Toten antreibt: Die Gier nach Menschenfleisch, wobei die Zuschauer mit den ersten Kannibalismus-Szenen der Filmgeschichte konfrontiert wurden.

DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN entwickelte sich zum Meilenstein des phantastischen Films, der das Zombie-Subgenre in neue Bahnen lenkte. Obwohl Romero die Marschrichtung vorgab, waren es jedoch weniger amerikanische Produktionen, als vielmehr europäische (unter anderem die spanischen Vertreter DIE REBELLION DER LEBENDEN LEICHEN und LEICHENHAUS DER LEBENDEN TOTEN in den Jahren 1973/74 und von Leon Klimovsky und Jorge Grau in Szene gesetzt), die sich des Filmstoffes, sogar weitaus expliziter als Romero in seinem Debüt, annahmen. Und so sollten weitere 10 Jahre vergehen und lediglich kuriose B-/Trash-Movies wie CHILDREN SHOULDN´T PLAY WITH DEAD THINGS, MESSIAS DES BÖSEN, BESCHWÖRUNG, SUGAR HILL – DIE HERRIN DER SCHWARZEN ZOMBIES oder DEAD OF NIGHT hervorbringen, die die Thematik nur oberflächlich ankratzten, bis Romero 1978 mit ZOMBIE erneut Maßstäbe setzte und dem Genre ein weiteres Mal neue Impulse gab.

Mit diesem Film löste er Ende der 70er Jahre eine beispiellose Welle an Nachahmern und Epigonen aus, die bis Mitte der 80er Jahre andauerte. Es sollte der letzte Beitrag der Untoten-Reihe sein, der wegweisend wirkte. Der mit kleinem Budget produzierte Streifen war kommerziell sehr erfolgreich, hat bis in die heutige Zeit weltweit zahlreiche Fans und gilt unter Liebhabern des Horrorgenres als Kultfilm. Nicht zuletzt wegen seiner expliziten Gewaltdarstellungen und Gore-Szenen stieß er hierzulande aber auch auf heftige Ablehnung. Der Regisseur trieb mit seinem Werk die Handlungen der in DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN zu Kannibalen weiterentwickelten Zombies nun auch graphisch auf die Spitze und präsentierte die Untoten vor aufgerissenen